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unter einem Herrscher war, vergaßen die deutschen Franken mehr und mehr ihre
Abkunft und vermengten sich mit der gallisch-römischen Bevölkerung, aus wel-
cher Verschmelzung die jetzige Nation der Franzosen entstanden ist.
Die Normannen, Ungarn und Muhamedaner
Die Karolinger waren fast ohne Ausnabme untüchtige Fürsten, die ihre
Völker nicht gegen die Angriffe auswärtiger Feinde schützen konnten. Ihnen
selbst gehorchten die mächtigen Herren nur, wenn es ihnen beliebte; diese strit-
ten aber untereinander selbst und rissen die königlichen Güter an sich. So
waren die Könige arm und verachtet, und das gemeine Volk seufzte unter den
Bedrückungen der Großen und der Geißel auswärtiger Feinde; und doch war
das Volk streitbar und zahlreich !
Die kühnsten Feinde waren die Normannen; so nannte ryan die aus dem
Norden, aus Dänemark, Schweden und Norwegen stammenden Männer.
Es waren Seeleute ohne Furcht vor Sturm und Wogen, ja das Grab in
den Fluchen war bei ihnen ehrenvoll wie der Tod auf der Wahlstatt. Sie
machten sich eine Ehre daraus, beim Sturme mit hochgespannten Segeln einher-
zufliegen ; ihren Führern waren sie bis in de» Tod getreu und sprangen über
Bord, wenn diese es befahlen; denn sie hatten den festen Glauben, daß die
Seele des Kriegers , der auf dem Grunde des Meeres oder aus dem Schlachtfelde
liegt, sogleich eingehe in die Walhalla, wo die Helden vergangener Zeiten sich mit
Odin beim Güttermahle erfreuen. Sie schwärmten in zahllosen Schiffen in dem
baltischen und deutschen Meere, im atlantischen Oeean und im mittelländischen
Meere. Sie entdeckten Island, Grönland und vom nördlichen Amerika
Labrador. In ihren flachen Schiffen fuhren sie durch die Flußmündungen
stromaufwärts, und wo sie hinkamen, verheerten sie alles mit unmensch-
licher Wuth; dieses Schicksal traf alle deutschen und französischen Küsten,
England und Italien. Der deutsche König Arnulf schlug sie endlich in einer
blutigen Schlacht an der Dymel (889), wo ihre 2 Heerkönige fielen; aus Eng-
land vertrieb sie der herrliche König Alfred (gest. 901), der in mancher Hin-
sicht den Engländern war, was Karl der Große den Deutschen. Die Fran-
zosen schlugen sie zwar von Paris zurück, bekamen aber keine Ruhe, bis dem
Herzog Rollo (911) und seinen Leuten die Provinz eingeräumt wurde, die
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Extrahierte Personennamen: Alfred_( Karl_der_Große Karl Rollo
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Dänemark Schweden Norwegen Walhalla Oeean Island England Italien Paris
23«
Drittes Kapitel.
Deutschland ein Wahlreich.
Konrad von Fritzlar. (Sil — 918.) Heinrich der Städtegründer.
(918 —936 )
Die deutschen Großen erwählten den Konrad von Fritzlar zum König,
und so wurde Deutschland ein Wahlreich, obwohl die Krone in der Regel
bei einer Familie blieb, bis sie ausstarb oder die Achtung verlor, oder
wohl auch, wenn sie zu mächtig schien. Die Wahl sollte immer auf
fränkischer Erde vorgenommen, der erwählte König in Aachen gekrönt wer-
den. — Konrad war ein wohlmeinender und tapferer Mann, vermochte aber
weder die inneren Unruhen niederzuschlagen noch die Ungarn von räuberi-
schen Einfällen abzuhalten. Sterbend empfahl er den Sachsenherzog Hein-
rich, seinen Feind, zum König.
Heinrich stammte mütterlicher Seits von Wittekin ab und war ein
tapferer Mann, der lieber gebot als gehorchte. Als ihm die Nachricht von
seiner Erwählung auf den Königsthron gebracht wurde, war er gerade am
Vogelheerde, daher man ihn den Vogelsteller genannt hat. Er sah wohl
ein, daß die Ungarn auf eine andere Weise empfangen werden mußten,
wenn man dieser Feinde los werden wollte. Deswegen erfaufte er von
ihnen einen 9jährigen Frieden für manches Pfund Silber, das er ihnen
darwägen mußte. Diese Zeit brauchte er zur Rüstung. Dörfer und Wei-
ler, die eine gute Lage hatten, wurden ummauert, und weil die deutschen
Bauern die Städte haßten, so gebot Heinrich, daß je der 9te Mann von
dem Lande in die Burg (Stadt) ziehen solle. Den Aufenthalt in der
Stadt versüßte er dadurch, daß jeder leibeigene Stadtbewohner (Burger)
seiner Leibeigenschaft erledigt wurde, also persönliche Rechte besaß und Eigen-
thum erwerben konnte. So beschenkte Heinrich das Vaterland mit vielen
tausend Bürgern, welche Ehre und Gut erwarben, ohne welche der Mensch
nichts ist und nichts vermag zum allgemeinen Besten; denn was kann ein
armer und verachteter Mensch den: Vaterland viel nützen? Doch muß man
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Fritzlar Konrad Heinrich Konrad_von_Fritzlar Konrad Konrad Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Burger Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Aachen Hein- Wittekin Ungarn
2sr
nicht glauben, daß die Bürger der neugegründeten Städte keinen Herrn
gehabt hätten; sie zahlten Abgaben an den Grundherrn, auf dessen Boden
die Stadt stand, und waren seinem Gerichte unterworfen; aber sie durften
nun kaufen und verkaufen, erben und erwerben, heirathen und auswandern;
sie bekamen auch das Recht Waffen zu tragen. Heinrich verlegte die
Gerichtstage in die Städte, wo allemal eine Menge Volks zusammenströmte,
da alle Gerichte öffentlich gehalten wurden; ebenso verlegte er die Märkte
dahin, wieder eine Erwerbsquelle für die Bürger. In diese Städte nun
sollte der Bauer aus Weilern und Höfen flüchten, wenn der Feinv einbrach;
die Mauern, vom Bürger und Bauer vertheidigt, konnten die Reiterschaaren
nicht leicht überwältigen, und wenn auch die Häuser draußen in Flammen
aufgingen, so schadete es nicht besonders viel, denn es gab ja noch Holz
mehr als genug. Eben so ordnete er nach Karls des Großen Vorbilde das
Kriegswesen und übte besonders die Reiterei. Die Tüchtigkeit seiner Kriegs.--
macht erprobte er zuerst an den slavischen Sorben; er entriß ihnen die Städte
Dresden, Leipzig, Zwickau u. s. w. und gab dem eroberten Lande den Namen
Sachsen; da erbaute er auch die Stadt Meißen und setzte zum Schirm der
Grenze einen Markgrafen ein. Auch die Normänner trieb er zurück, welche
von Dänemark her eingedrungen waren und gründete die Markgrafschaft
Schleßwig.
Unter diesen ernsten Kriegsübungen verfloß der Waffenstillstand mit den
Ungarn; ihre Gesandten kamen um Silber zu holen, aber Heinrich gab
ihnen statt dessen einen räudigen Hund; das war der größte Schimpf, den
man einem Volke anthun konnte. Wüthend kehrten die Gesandten nach
Ungarn zurück, und bald brausten die Reiterschaaren heran und drangen wie
im Fluge durch Deutschland bis Sachsen vor. Aber die Städte konnten sie
nicht erobern und bei Merseburg erwartete sie Heinrich mit einem wohlgcrüsteten
Heere, das sich mit Fasten und Beten zum Kampfe mit dem heidnischen
Feinde vorbereitete. Dieser wäre gerne ausgewichen, aber Heinrich zwang
ihn zum Schlagen und in zwei Schlachten, bei Merseburg und Sonders-
hausen besiegte er sie (933), so daß sie während seiner Lebenszeit nie mehr
nach Deutschland kamen.
Diesen Sieg ließ er in seinem Palast malen, und er durfte sich wohl
daran ergötzen, denn durch ihn hatte Deutschland Ruhe bekommen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Karls Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Karls Leipzig Zwickau Sachsen Ungarn Ungarn Deutschland Sachsen Merseburg Merseburg Deutschland Deutschland
2 Lu
strebten, das wankelmüthige Volk nnterstützte seine Könige nicht und so blieb
Italien zertheilt. Selbst fremde Fürsten wurden als Könige herbeigerufen,
z. B. die Burgunder Rudolf und Hugo, aber bald wieder versagt; den
Italienern wollte kein einheimischer und kein fremder König recht gefallen,
obwohl ihr Land der Schauplatz nie endender Unruhen war. Ein italieni-
scher Großer, Berengar von Jvrea, hatte den königlichen Gemahl der Adel-
heid ermordet und wollte diese zwingen, seinen Sohn zu heirathen. Als
sich die tugendhafte Frau weigerte, so sperrte er ste in ein abgelegenes Schloß
am Gardasee. Aber ein Mönch erspähte ihren Aufenthalt und brachte von
ihr Botschaft und Ring. Otto, selbst gerade Wittwer, zögerte nicht, son-
dern ging mit Heeresmacht nach Italien, befreite die Gefangene, nahm sie
zur Gemahlin und setzte die italienische Krone auf sein Haupt. Darüber
zürnte Ottos ältester Sohn Rudolf, der Herzog von Schwaben war, und
der Vater mußte die Waffen anwenden; doch verzieh er ihm, als er um
Gnade bat und schickte ihn nach Italien, uin den aufrührerischen Berengar
zu züchtigen. Rudolf that es mit Kraft und Glück, unterlag aber dem
Klima, und Otto mußte diesen Feind selbst bekämpfen und einsperren.
Die Ungarnschlacht auf dem Lechfelde
Die Ungarn hatten wohl vernommen, daß der deutsche König mit seinen
Brüdern, den deutschen Herzogen, mit Italienern, Normannen und Slaven
zu kämpfen habe, darum meinten sie, ihre Zeit sei wiedergekommen. Ohne
von Otto gereizt zu fein, machten sie 955 mit einem so großen Heere den An-
griff auf Deutschland, daß sie prahlten: entweder muß der Himmel einfallen
und uns erschlagen, oder die Erde sich aufthun und uns verschlingen, sonst
können wir nicht besiegt werden, und unsere Rosse sollen die deutschen Flüsse
aussaufen. Mit ihrer gewohnten Schnelligkeit drangen sie bis Augsburg vor
und belagerten diese Stadt mit aller Macht, als Otto mit dem Aufgebote des
deutschen Heerbannes zum Entsätze heranrückte. Jeder Stamm stand um seinen
Herzog unter seinem Panner, der Kaiser selbst war in der Mitte neben dem
Reichspanner, auf welchem der Erzengel Michael gemalt war. Mit Fasten
und Beten bereitete sich das Heer zur Schlacht vor und sang, vor sie anhub,
einen heiligen Gesang. Die Ungarn flogen heran und überschütteten die Deut-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Adel- Italien Ottos Schwaben Italien Deutschland
204
Gemahl mit Westgothen, Alemannen u. s. w. zu schaffen, sonst hätte das
rachsüchtige Weib ihre Heimath bälder ins Unglück gestürzt. Aber nach Chlode-
wigs Tode hetzte sie ihre vier Söhne an den burgundischen-König Guntram;
dieser vertheidigte sich tapfer und einer der jungen Frankenkönige, Chlodemir,
fiel im Treffen. Dafür verheerten die andern -Brüder, welche aber Chlodemirs
Nachkommen umbrachten, Burgund mit Feuer und Schwert, bis sich das Volk
der Frankenherrschaft unterwarf.
Die Franken in Gallien: Frankreich.
Diese Franken, welche über alle deutschen Stämme die Oberherrschaft
errangen, wunderten von den untern Rheingegenden in Gallien ein und breiteten
sich bis an die Loire aus. Ihr junger König Chlodewig (Hludewig, Ludwig,
Louis) besiegte 481 bei Soissons den römischen Fürsten Syagrius und schlug
seinen Sitz in Paris auf. Um über alle fränkischen Stämme zu herrschen, er-
mordete er alle seine Vettern und bekriegte als Eroberer alle Nachbarn, zuerst
die Thüringer, welche ihm zinsbar wurden. Gegen die Alemannen aber wäre
er bald unglücklich gewesen; in einer großen Schlacht bei Tolbiak (Zülpich)
fochten diese mit solcher Tapferkeit, daß die Franken zu weichen anfingen. Da
rief Chlodewig den Chrkstengott um Hilfe an und gelobte ein Christ zu werden,
wenn er ihm den Sieg gebe; seine Frau Chlotilde hatte ihm nämlich die Macht
des Christengottes angepriesen. Das Glück der Schlacht wandte sich, der Ale-
mannenkönig Gkbulf fiel und das überwundene Heer rief: Schone, König, wir
sind dein Volk! (496.) Doch nahm der Ostgothe Dietrich einen Theil von
Alemannien, nämlich Rhätien, das obere Rheinthal bis an den Bodensee und
jenseits bis Engen im Höhgau/ Aber auch dieser Theil kam, als die Herrschaft
der Ostgothen durch Narses gestürzt wurde, an die fränkischen Könige.
Im Jahre 507 griff er die Westgothen an und besiegte sie in einer großen
Schlacht; ihr König Alarich, der Chlodewigen zum Zweikampfe aufsuchte,
siel durch dessen Hand, und den Gothen blieb nur noch die sogenannte Languedoc,
so daß Chlodewig den größten Theil Galliens beherrschte.
r
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Extrahierte Personennamen: Guntram Ludwig Ludwig Louis) Chlotilde
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Gallien Frankreich Rheingegenden Gallien Paris Galliens
Ss4
zen, Ein Heer griff Konstantinopel an und über die Pyrenäen ergoßen sich
zahllose Schaaren; schon war ein großer Theil von Frankreich erobert, bevor
die Macht der Franken und christlichen Deutschen sich nur versammelt hatte.
Endlich führte Karl, der Hausmeyer des fränkischen Königs, ein starkes Heer
gegen die Muhamedaner. Bei Tours kam es 732 zur großen Schlacht. „Da
vernichtete das hochstämmige Geschlecht der Deutschen, mit mauerfester Brust
und eisernem Arme streitend, in wenigen Augenblicken das feindliche Heer.
Der größte Theil wurde mit dem Heerführer Abderrachman erschlagen, der
Rest aber floh über die Pyrenäen zurück. Von da an wagten sie es nicht
mehr dieses Gebirge zu überschreiten, doch brauchten die Franken lange Zeit
zur Eroberung der südlichen Festungen, in welche sich die hartnäckigen Feinde
eingenistet hatten. Der Hausmeyer Karl bekam von dieser Schlacht den Bei-
namen „Martell" (Hammer), und sein Name wurde weit gepriesen. Auch
der arabische Angriff auf Konstantinopel war mißlungen, und somit die
drohende Gefahr von dem Christenthume abgewendet; denn in den südlichen
Ländern dauerte der verzweifelte Kampf der Muhamedaner und Christen ohne
Unterlaß fort.
Neuntes Kapitel.
Die fränkischen Hausmeyer.
Karl der Hammer war kein Nachkomme Chlodewigs, denn die Könige aus
dem merowingischen Hause waren ganz entartet. Sie blieben in ihrem
Palaste, schwelgten da in schlaffer Ruhe und ermordeten ihre Blutsverwandten,
denn zu Schandthaten waren sie nicht zu träge. Die Regierungsgeschäfte
überließen sie ihren Hausmeyern (Najores domu8), welche ursprünglich nur
die Verwaltung der königlichen Güter zu besorgen hatten. Kein Wunder,
daß diese Hausmeyer die königlichen Güter als die ihrigen benutzten und am
Ende die Könige nicht mehr regieren ließen, wönn etwa der eine oder andere
wollte. Den Königen blieb so nur ihr hoher Name und die langen Haare,
welche die Frankenherrscher auszeichneten; außerdem fuhren sie zur Zeit der
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl
S2s
Märzversammlung auf einem mit Ochsen bespannten Wagen auf das März«
seid, nahmen da die üblichen Geschenke in Empfang und kehrten dann in
den Palast zurück. Nur die Eifersucht der Großen machte es, daß die Haus-
meyer noch einen,König duldeten, doch erkämpfte Pipin von Heristal bereits
die Erblichkeit der Hausmeyerwürde für sein Geschlecht, und sein Sohn
Karl Martell herrschte lange ohne einen König. Karls Sohn, Pipin,
entthronte den letzten Merowinger Childerich und setzte sich selbst als Franken-
könig auf den Thron; das Volk war es zufrieden und der Papst stimmte
bei, als er auf eine etwas räthselhafte Weise um seine Meinung gefragt
wurde. Pipin bändigte mit starkem Arme die Sachsen, Friesen, Alemannen
und Langobarden und machte den Namen der Franken von neuem furchtbar,
den endlich sein Sohn Karl zur größten Herrlichkeit brachte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Karls Merowinger_Childerich Childerich Karl Karl
227
Die Awaren wohnten in Unteröstreich und Ungarn. Ihr Lager hatten
sie mit hohen Erdwällen umgeben, diese selbst mit dichtem Dorngebüsch bepflanzt
und nur wenige Zugänge offen gelassen. In diese Lager, von den Deutschen
Ringe" genannt, schleppten sie ihren Raub und glaubten sich da geborgen)
allein Karl durchbrach die Ringe und vertilgte das Raubvolk, und seine Krieger
machten so reiche Beute, daß sie mit dem Gelde übermüthig umgingen. Wäh-
rend dieses Feldzugs wollte Karl den Rhein mit der Donau vermittelst des
Mains verbinden) der Anfang war schon gemacht, aber das Werk blieb unvol-
lendet, vermuthlich weil Karl anderwärts zu sehr beschäftigt war.
In Spanien rief ihn (778) ein muhamedanischer Fürst uni Hilfe an, und
Karl machte sich auf, zog über die Pyrenäen und eroberte Spanien bis an den
Ebro. Dadurch gewannen die Christen in Spanien wieder neuen Muth zun>
fortgesetzten Kampfe. Als er mit seinem Heere heimzog, wurde die Nachhut
in den Pässen von Ronccval überfallen und größtentheils niedergemacht. Unter
den Gefallenen war auch Roland, Karls Schwestersohn und kühnster Held,
den die Sagen und Dichrer des deutschen Volkes verherrlicht haben.
Die slavischen Stämme der Wilzen, Sorben und Obotriten, die bis
Hamburg vorgedrungen waren, besiegte und unterwarf er, und die Dänen trieb
er aus Holstein über die Eider zurück.
Während dieser Kriege und Züge dauerte der Sachsenkrieg fast ununter-
brochen fort. Die Sachsen wohnten am untern Rhein, über die Ems, Weser,
bis an die Elbe, und von der Nordsee bis an das thüringische Gebirge. Sie
allein unter allen deutschen Stämmen waren den Göttern des Waldes treu ge-
blieben , und darauf waren sie stolz und haßten die christlichen Stämme. Sie
selbst galten durch Volkszahl, Waffenruhm und kühnen Muth als eine große
Nation. Schon seit Jahrhunderten waren sie mit den Franken in Feindschaft;
einige merovingischen Könige, Karls Ahnen selbst, die Hausmeyer, hatten mit
ihnen Kriege geführt und einzelne Vortheile errungen. Doch dauerte die Ruhe
nie lange, weil Sachsen und Franken einander zu sehr haßten. Diesem Zu-
stande machte Karl ein Ende, indem er die Sachsen seiner Herrschaft unterwarf
und die christliche Religion bei ihnen einführte. Er griff sie an und besiegte sie
in seinem ersten Feldzuge, zerbrach die Jrmensäule, ein Nationalheiligthum,
und zerstörte die Feste Eresburg. Sie unterwarfen sich und gelobten Treue.
Kaum aber war Karl mit seinem Heere abgezogen, so empörten sich die Sachsen
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i
203
der verschonten und Menschenfleisch fraßen. In der Verzweiflung riefen die
unkriegerischen Britten die Sachsen zu Hilfen sie kamen, aber die Helfer machten
sich zu Herren und theilten das Land in sieben sächsische Königreiche (Esser,
Süsser, Middleser u. s. w.), die erst 827 König Eckbert von Westser zu dem
einzigen Königreich England vereinigte.
Alemannen, Baiern, Thüringer, Sachsen, Friesen.
Im Süden von Deutschland, von der Lahn bis in die Hochgebirge Helve-
tiens, hausten die Alemannen, ein furchtbarer Volksstamm, der Gallien und
Italien mit Verwüstung heimgesucht hatte. Ihr Haß traf besonders die Städte,
denn sie liebten Wald und Haide, Jagd und Viehzucht und trieben nur spärli-
chen Anbau. Doch unterlag dieser kriegerische Volksstamm den Franken.
Gleiches Schicksal traf die östlich wohnenden Baier und die Thüringer in
Mitteldeutschland, diese früher als die Baier.
Den größten Theil der Länder vom Rhein bis über die Elbe behaupteten
die verschiedenen sächsischen Stämme, den Alemannen an Wildheit und Stolz
gleich und wie sie geschworene Feinde der Franken. Ihre nordwestlichen Nach-
barn, die Friesen, trieben Seehandel und auch Seeräuberei; auch sie mußten
am Ende den Franken gehorchen.
Die Burgunder in Gallien und Helvetien
Dieses Volk kam von der Weichsel her und nahm seine Sitze vom Elsaß
bis an das mittelländische Meer, das Thal der Saone und Rhone entlang,
jenseits des Jura im Aarthal bis ins Berner Oberland, Waadt, Wallis und
Genfersee; Hauptstädte waren Lyon, Vienne, Genf. Sie waren weniger
wild als ihre alemannischen Nachbarn und nahmen früh das Christenthum an.
Aber auch in ihrem Königshause war blutiger Gräuel und brachte Verderben
über Volk und Land. König Gondobald tödtete seinen Bruder, um Allein-
herrscher zu sein, aber dessen Tochter trug sich dem Frankenkönig Chlodewig
als Braut an und wu^de von einem fränkischen Gefolge abgeholt. Dieses bat
sie auf der Gränze, die burgundischen Höfe in Brand zu stecken; es geschah,
und so nahm die Prinzessin von ihrem Lande Abschied. Zum Glück hatte ihr
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‘¿•¿tí
I
Leckstes Buch
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Erstes Kapitel.
Karl der Große.
Dieser wurde durch den Tod seines Bruders Karlmann Alleinherrscher
über das Frankenreich, und als solcher bewies er eine Kraft, Weisheit und
Gerechtigkeit, daß er Jahrhunderte lang dem deutschen Volke als Muster aller
Regenten, als ein Vater seines Volkes galt; ja, es wurden viele herrliche Tha-
ten der Vorzeit auf ihn übertragen, weil über seinen Namen alle anderen ver-
gessen wurden) er wurde verehrt als ein Schutzgeist des deutschen Reiches und
in die,Zahl der Heiligen ausgenommen, nachdem alle Völker ihm den Namen
des Großen beigelegt hatten. -
Seine Kriege.
Karl war ein großer Krieger und schlug alle Feinde seines Volkes zu
Boden. Zu diesen gehörten die Langobarden) mehr als einmal hatten diese die
Franken blutig heimgeschickt, z. B. unter König Authar. Karls Vater aber
hatte sie gedemüthigt, als sie den Papst angriffen, und Karl selbst machte ihrem
Reiche ein Ende. (774.) Dem Papste schenkte er das Erarchat und wurde auf
diese Art Gründer des Kirchenstaats.
Der Baierherzog Thassilo wollte Karin nicht gehorchen, wurde aber von
ihm bezwungen) als er abermals abfiel und sogar mit den Awaren ein Bündniß
machte, fing Karl den Verräther, setzte ihn ab und sperrte ihn in ein Kloster.
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