Das Tiefland der mittlem Elbe und Oder.
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völkerung wiederspiegelt, ist die Treue und Anhänglichkeit
zum Herrscherhause. Den brandenburgisch-hohenzollernschen
Fürsten verdankt die Landschaft ihren wirtschaftlichen Aufschwung.
Hunderttausenden von Ansiedlern haben diese eine Heimstätte gegeben,
und immerfort ist ihre Fürsorge darauf gerichtet gewesen, den
Wohlstand und das Glück der neuen Unterthanen zu fördern. Unter
solchen Umständen musste sich ein inniges Verhältnis zwi-
schen Herrscherhaus und Volk herausbilden, ein Verhält-
nis, das sich in Zeiten, wo das Vaterland in Gefahr war, aufs
glänzendste bewährt hat. Als die ersten und opferwilligsten scharten
sich da die Brandenburger, die treuen Märker, um die Fahnen
ihrer Fürsten.
3. Die Betrachtung der staatlichen Verhält-
nisse in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
Die Landschaft gehört in ihrem ganzen Umfange zum preus-
sischen Staate und zwar bildet sie das Stammland desselben,
die Provinz Brandenburg. Nur das Elbgebiet westlich der
Havel gehört zur Provinz Sachsen (s. S. 307).
Die Provinz Brandenburg wird im Norden von Mecklen-
burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und der preussi-
schen Provinz Pommern, im Osten von der preussischen Provinz
Posen, im Süden von den Provinzen S chi esi en und Sachsen,
im Westen von Anhalt und der Provinz S ach s en begrenzt. Sie
ist 37 836,5 qkm gross und hat 4 120 577 E. (auf 1 qkm 103,3 E.).
Die Bevölkerung ist vorwiegend protestantisch, nur etwa 1/3o
ist katholisch.
Der älteste Bestandteil der Provinz Brandenburg und das S tarn in-
land des preussischen Staates ist die Nordmark (später Altmark ge-
nannt), die der deutsche König Heinrich I. zum Schutze gegen die
Wenden gründete, und mit der der Kaiser Lothar Albrecht den Bär
aus dem Hause der Ask a nier belehnte. Dieser führte glückliche Kriege gegen
die Wenden, eroberte die Priegnitz und erwarb durch Schenkung die südlich
von der Havel gelegene Herrschaft Zauche, sowie durch Erbschaft das H a v e 1-
land. Nach diesen Erwerbungen nannte er sich Markgraf von Branden-
burg. Unter den spätem Markgrafen aus dem Hause der Askanier vergrösserte
sich die Markgrafschaft noch um manche Gebiete, so um Barnim, Teltow,
die Uckermark, Königsberg in der Neumark, Bärwalde, Küstrin,
S o 1 d i n und L e b u s. Nach dem Aussterben der Arkanier, in der Zeit
des Interregnums (1320 — 1324) und unter den Herrschern aus dem Hause
Luxemburg, hatte das Land schwere Zeiten zu durchleben. Doch wurde
von den Herrschern aus dem bayerischen Hause, das vor dem luxemburgischen
regierte, die Erzkämmerer- und Kur würde erworben. Das Land ver-
grösserte sich erst wieder, nachdem im Jahre 1415 das Haus der H oben zol-
lern zur Regierung gelangt war. Kurfürst Friedrich Ii. kaufte die Neu-
mark und erwarb die Besitzungen Kottbus, Peitz und Teupitz. Hier-
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TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Lothar_Albrecht Albrecht Friedrich_Ii Friedrich
Xx, §. 8. Verdunkelung des Glanzes unter den letzten Ottonen. 379
geistreiche und ehrgeizige Wittwe. Beide Frauen führten durch Hülfe
des trefflichen Willigis, Erzbischof von Mainz, das Reichsregiment
mit einer Umsicht und Festigkeit, daß es nur einiger großer Thaten
des jungen Königs bedurft hätte, um schnell den Kaiserthron wieder
mit seinem frühern Glanze zu umgeben. Aber diese Thaten blie-
den aus. Allzu früh war der wohlunterrichtete königliche Knabe, „das
Wunder der Welt", in die selbständige Verwaltung seines Reiches
eingetreten, allzu unklare und jugendlich überspannte Phantasieen zogen
noch durch seine Seele; er setzte sich Ziele, die er nimmermehr errei-
chen konnte, nicht mehr wollte er Sachse, nicht mehr Deutscher sein;
Grieche von Geburt, Römer durch seine Würde, wollte er Rom wieder
zur Hauptstadt der Welt, sich selbst zum altrömischen Imperator ma-
chen. Mittlerweile aber, während er seine geringe Lebenskraft in
überschwenglichen und unausführbaren Versuchen und Plänen ver-
zehrte, wankte ihm schon der Boden unter den Füßen. Vcrrath und Ab-
fall zeigte sich an allen Orten. Die Dänen hatten die deutsche Herrschaft
abgeworfen, die Wenden das alte Heidenthum wiederhergestellt, Polen,
Böhmen und Ungarn sich der deutschen Oberherrlichkeit — zum Theil
mit Wissen und Willen des „römischen" Kaisers — entzogen. In
Frankreich hatte das neue Königsgeschlecht des Hugo Cap et (seit
987) die letzten Karolinger völlig beseitigt und arbeitete mit Erfolg
daran, das weftfränkische Reich von dem deutschen Einfluß gänzlich zu
befreien. Italien war von der Südspitze bis zu den Alpen in vollem
Aufruhr und kaum konnte die Leiche des kaiserlichen Jünglingö (1002)
den wiederholten Anfällen italischer Kriegsfürsien durch seine Getreuen
entzogen und über die Gebirge in die Gruft seiner Ahnen hinüberge-
rettet werden. Das stolze Gebäude des großen Otto schien mit dem
Tode und durch die Schuld seines Enkels zusammenzubrechen.
Aber wenn auch die äußere Machtfülle des Kaiserthums von den
beiden Jünglingen nicht in ihrem ganzen Umfange gewahrt werden
konnte, so haben sie doch anregend und befruchtend auf die innere Ent-
wicklung des deutschen Geistes und der Kirche eingewirkt. Schon die
Verbindung mit Italien, welche der große Otto eröffnet hatte, die
fortwährenden Römerzüge, an welchen fast alle deutschen Fürsten und
unzähliges Volk sich belheiligten, mußten die Resie der altrömischen
Bildung, die sich noch in Italien erhalten hatten, weithin über die deut-
schen Länder'verbreiten. Dazu kam noch die neuangeknüpfte Verbin-
dung mit dem griechischen Hofe und die Regentschaft dertheophano
und die gelehrte Erziehung, welche der junge Otto empfing. Da
sammelten sich von allen Seiten her gelehrte Männer an dem Hofe des
jungen Kaisers, da fing man wieder an zu studiren, zu schriftstellern,
zu dichten, zu philosophiren. Es wurden wieder künstlerische Versuche
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Extrahierte Personennamen: Vcrrath Otto Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Rom Polen Ungarn Frankreich Hugo_Cap Italien Italien Italien
Xxii. §. 4. Begründung der habsburgischen Macht in Deutschland. 43!)
schönere Reiche im Osten und Westen dazu. Jedoch geschah das
Wachsthum der habsburgischen Macht nicht so schnell und nicht in
ununterbrochener Dauer. Schon Rudolf mußte den Schmerz erle-
den, daß die Fürsten sich weigerten, seinen Sohn Albrecht zu sei-
nem Nachfolger zu erwählen. Als dann nach der kurzen und kläg-
lichen Zwischenregierung Adolf's von Nassau (1291—98) Albrecht
dennoch den Thron gewann, waren zwar alle seine Bestrebungen
darauf gerichtet, seine Hausmacht zu erweitern und sie auch in anderen
Gegenden Deutschlands zu begründen, aber ohne Erfolg. Auch die
schönen Länder Böhmen und Mähren, welche er schon in seiner Hand
zu haben meinte, mußte er in den Besitz eines andern Fürstenhauses
(Luxemburg) übergehen sehen, und erst über ein Jahrhundert später
durfte das habsburgische, durch manche schwere Führungen inzwischen
vielfach geläuterte Fürstenhaus diese Gebiete als sein Eigenthum er-
werben. Albrecht selbst erlebte noch eine empfindliche Minderung
seiner schweizerischen Hausmacht, welche in ihrer weitern Entwicklung
schon die spätere Trennung der schweizerischen Eidgenossenschaft von
Deutschland anzukündigen schien.
Was jetzt Schweiz genannt wird, wurde vor Alters theils zu
Burgund, theils zu Alemannien oder Schwaben gerechnet. Von
Schwaben, dem hohenstaufischen Herzogthum, war seit 1097 das soge-
nannte Oberalemannien abgelöst und kam an die Herzoge von Zäh-
rin gen, welche die ganze südwestliche Ecke des jetzigen Deutschland
sammt der Schweiz beherrschten. Das Haus der Zähringer starb aber
1218 aus, ohne daß wieder neue Herzoge eingesetzt wurden. Die bis-
herigen Lehensleute der Herzoge, eine Anzahl Grafen, einige Bischöfe,
Aebte und freie Städte wurden nun selbständig und erkannten nur
noch den Kaiser als ihren Oberherrn an. Die Habsburger, als erb-
liche Landgrafen des Aargau, waren zugleich Inhaber der Landvogteien
in Uri, Schwyz, Unterwalden und einigen anderen Herrschaften ant Vier-
waldstättersee. Die Bewohner dieser Gegend, welche bis auf wenige
edle Geschlechter aus unfreien Männern bestanden, versuchten es nach
König Rudolf's Tode sich von der habsburgischen Landgrafschast los-
zureißen und als freie Landgemeinden sich freie Landgerichte unter ihren
Landammännern anfzurichten, und traten deshalb zu einer Eidgenossen-
schaft zusammen. Das gelang ihnen freilich während Albrecht's Re-
gierung keineswegs nach Wunsch, aber unter der Regierung des nach-
folgenden Königs Heinrich Vii. wurden ihre Forderungen ihnen doch
größtentheils gewährt, und sie haben sie hernach gegen die erneuten
Ansprüche der Habsburger mit Glück vertheidigt. Die allbekannte Ge-
schichte von Tell's Apfelschuß und dem Landvogt Geßler hat sich
freilich bei genauerer Forschung als eine Dichtung erwiesen. Aber die
von jenem ersten Versuch einer Losreißung herbeigeführte Bewegung
in der Schweiz hat gleichwohl eine bedeutende Nachwirkung gehabt.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nassau Deutschlands Luxemburg Deutschland Burgund Schwaben Deutschland Schwyz Unterwalden
400
Xxi. §. 5. Kreuzzug wider die Wenden.
senherzögen eingesetzten Markgrafen im Wendenland und die Erz-
bischöfe von Magdeburg hatten nun fast hundert Jahre hindurch zu-
gesehen, wie alle christlichen Stiftungen im Wenden lande zwischen
Elbe und Oder immer auf's Neue wieder von den empörten Heiden
vernichtet wurden, also daß auf dem rechten Elbufer nur gar wenig
Christen zu finden waren. Als nun Bernhard von Clairvaux
im Namen des Papstes Eugen die Deutschen zur Kreuzfahrt nach
Jerusalem aufforderte, antworteten mehrere norddeutsche Fürsten ganz
verständig: sie hätten Heiden genug in der Nähe zu bekämpfen und
brauchten deshalb nicht erst nach Asten zu ziehen. Dem frommen
Bernhard war solche Antwort höchst befremdend. Er hatte gar
nicht geglaubt, daß an den Grenzen, ja eigentlich im Schooße des
deutschen Reichs die Heiden seit Jahrhunderten von den christlichen
Fürsten in Ruhe gelassen wurden. Er strafte die Fürsten hart ob
solcher Säumigkeit und betrieb jetzt selbst die Unternehmung eines
Kreuzzuges gegen die heidnischen Wenden mit größtem Eifer. Die-
selben Gnaden und Segnungen wie den Kreuzfahrern gegen Jeru-
salem sollten denen zu Theil werden, die das wendische Kreuz näh-
men (1147). Es war ihrer eine ziemlich bedeutende Zahl, an der
Spitze der Herzog von Sachsen Heinrich der Löwe und dessen
Schwiegervater Herzog Konrad von Zähringen (dessen Besitzungen
im Elsaß, Baden, Schweiz und Burgund zu suchen sind). An 100,000
Streiter zogen mit ihnen. Sie theilten sich in zwei Haufen. Der
eine wandte sich gegen Niclot, den Obotritenfürst, dessen Reich an
dem Ufer der Ostsee entlang etwa von Lübeck bis nach Stralsund
reichte. Der andere zog von Magdeburg aus gegen die untere
Oder. Große Kriegsthaten sind freilich nicht geschehen; aber der
Hauptzweck des Zuges wurde erreicht. Der Schrecken über solch ein
gewaltiges, von kirchlichem Eifer erfülltes Heer war unter den Wen-
den so groß und wirkte so nachhaltig, daß überall das Christenthum
ohne Widerstreben zugelassen wurde. Ueberall wurden Kirchen und
Klöster, Domstister und Schulen neu gegründet oder wiederhergestellt;
Priester und christliche Ansiedler aus Deutschland kamen in's Land;
der Herzog von Sachsen und seine Grafen konnten ungestört und
mit fester Hand die christliche Herrschaft führen, und wenn auch lang-
sam, so ging doch Schritt vor Schritt das bisher so widerspenstige,
rohe, abgöttische Volk einer völligen Umwandlung entgegen. Der
letzte heidnische Tempel, der umgestürzt wurde, war der Tempel des
Svan tev i t auf der Nordspitze Deutschlands, zu Arcona auf Rügen;
er wurde 1169 von den Dänen zerstört.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Clairvaux Eugen Bernhard Heinrich_der_Löwe Heinrich Konrad_von_Zähringen Konrad
Xxi. §. 6. Neue Siege der Päpste über Kaiser Friedrich I. rc. 401
Schwerlich würde dies Ziel im nordöstlichen Deutschland so bald
erreicht sein, wenn nicht eben damals in der Mark Brandenburg ein
Mann aufgetreten wäre, den wir mit Stolz und Freude als den Be-
gründer des später so ruhmreichen brandenburgisch-preußischen Staates
begrüßen. Markgraf Albrecht von Ballenstädt, gewöhnlich Albrecht
der Bär genannt, aus dem Hause der Askanier, war vom Kaiser
Lothar von Sachsen 1134 und dann noch förmlicher von Kaiser
Konrad Iii. 1142 mit der Markgrafschaft Brandenburg belehnt und
zwar so, daß er nicht mehr abhängig von Sachsen, sondern als selb-
ständiger Reichsfürst seine Markgrafschaft erblich besitzen solle mit allen
den Ehren und Rechten, welche sonst nur Herzögen zukommen. Er
ward Erzkämmerer des deutschen Reichs, so wie die übrigen Herzöge
Erzmarschall, Erzmundschenk, Erztruchseß u. s. w. waren. Er benutzte
den erwähnten wendischen Kreuzzug sogleich, um seine Herrschaft bis an
die Oder auszubreiten, und war entschlossen, das Heidenthum um jeden
Preis niederzukümpfen und das Christenrhum zur alleinigen Herrschaft
zu erbeben. Deshalb berief er sofort deutsche, besonders holländische
Colonisten in das entvölkerte und verödete Land, die den Boden fleißig
anbauten, Städte gründeten und zahlreiche Dörfer anlegten, lieberall
erhüben sich die schützenden Burgen mächtiger Ritter, gelehrte Mönche
und fromme Priester kamen schaarenweise herbei; die lange darnieder-
liegenden Bisthümer von Havelberg und Brandenburg wurden glänzender
als je wieder aufgerichtet und fester begründet. Auch die seit dem ersten
Kreuzzug im gelobten Lande gestifteten kriegerischen Mönchsorden der
Johanniter und Tempelherren bat ec um Ueberlassung einer
Anzahl von Brüdern und Rittern, die mit den Werken der Liebe und
mit der Kraft des Schwertes die Ueberreste des Heidenlhums völlig zu
Boden werfen sollten. Und wunderbar blühte das Land unter seiner
eignen und seiner askanischen Nachfolger kräftiger Leitung auf. Ueberall
wurden Wälder ausgerodet, Sümpfe ausgetrocknet, öde Haidestrecken
urbar gemacht, Wohlstand und rege Thütigkeit konnte man nach allen
Seiten hin mit Behagen wahrnehmen. Selbst die Wenden, die als
Besiegte das schwere Loos hatten, Leibeigene der deutschen Sieger zu
werden, wurden von der frischen und strebsamen Thätigkeit der deutschen
Ansiedler mit fortgerissen, entsagten dem trägen Brüten und sinnlichen
Nichtsthun und wetteiferten mit ihren Grundherren im Anbau des Bo-
dens und in der Erweiterung der Cultur. Die mildere Sinnesart, die
mit dem Christentyum in's Land gekommen war, verschaffte vielen
solcher wendischen Dienstleute die Freiheit und allmälig verschmolzen
sie mit ihren deutschen Ueberwindern zu einem kräftigen und lebens-
frischen Volksstamm, dem eine große Zukunft aufbehalten war.
§. 6. Neue Siege der Päpste über Kaiser Friedrich I.
und den König von England.
Hatten bisher die Päpste seit Gregor's Vii. Zeit einen Sieg
nach dem andern über die Kaiser und Könige erlangt und ihre theo-
kratische Oberherrschaft trotz alles Widerstandes immer durchführen
v. Nohden, Leitfaden. 26
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Albrecht_von_Ballenstädt Albrecht Albrecht Lothar_von_Sachsen Konrad_Iii Konrad Friedrich_I. Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Sachsen Havelberg Brandenburg England
Xxii. §. 6. Erstes Hervortreten Frankreichs als Feind und Dränger re. 415
Wir müssen hier noch besonders an zwei wichtige Erwerbungen
deutscher Fürstenhäuser erinnern, welche zwar nur für jene Uebergangs-
zeit gelten sollten und deshalb auch selber vorübergehend waren. Aber
sie bereiteten doch die künftigen bleibenden Zustände vor und dienen zu-
gleich zur Erklärung der Haltung und des Schicksals des Kaisers
Ludwig. Das war nämlich die Erwerbung der böhmischen und mäh-
rischen Lande durch das Haus Luremburg, und der Mark Branden-
burg durch das bayerische Hauö Wittelsbach. Auf Böhmen und
Mähren, sahen wir, hatten schon längere Zeit die östreichischen Habs-
burger gewartet, aber es war ihnen für jetzt noch nicht beschieden. Sie
sollten erst in den neu erworbenen östreichischen Landen tiefer unter
sich wurzeln und sich läutern, ehe ihrer Hand das Größere vertraut
würde. Dagegen konnte Kaiser Heinrich der Luxemburger gleich beim
Antritt seiner Regierung seinen Sohn Johann mit dem böhmischen
Reich belehnen, und so dem luremburgischen Geschlecht eine Hausmacht
in Deutschland gründen, welche es ein ganzes Jahrhundert hindurch
zu einem der mächtigsten und angesehensten Fürstengeschlechter erhob und
lange Zeit auch in Besitz der Kaiserkrone erhielt. Schon jener Jo-
hann, Heinrich's Vii. Sohn, würde ohne Zweifel seinem Vater in der
Kaiserwürde gefolgt sein, wenn er nicht noch unmündig gewesen wäre.
Aber Johann's Sohn, Heinrich's Enkel, war eben jener Carl Iv.,
aus den nach Ludwig's Tode die Kaiserkrone überging (1347) und
bei vessen Geschlechts sie blieb bis 1437. Ludwig der Bayer aber
hatte seine kaiserliche Gewalt nicht minder zur Erweiterung seiner Haus-
macht benutzt. Das ehrenwerthe ballenstädtische Haus, welches seit
Albrecht dem Bär die Markgrafschaft Brandenburg besessen und
tressiich verwaltet hatte, war 1320 ausgestorben, und jetzt hatte der
Kaiser seinen gleichnamigen Sohn Ludwig mit jenen großen und
blühenden Gebieten belehnt — nicht zum Segen der Markgrafschaft.
Während Ludwig's und der späteren bayerischen Markgrafen Verwal-
tung (1324—73) sank das bisher so wohl gepsiegte und fröhlich sich
entwickelnde Land durch die Feindschaft mächtiger Gegner, durch innere
Zwistigkeiten, durch Nachlässigkeit und Untüchtigkeit der Fürsten in eine
traurige Zerrüttung, die später schwer zu heilen war. Wie hätte es
auch anders sein können, da sogar das Oberhaupt der Christenheit,
Papst Johann Xxii., die rohen polnischen Slavenhorden, ja die
heidnischen Lithauer in's Land rief und sie zu allen Verwüstungen,
Greueln und Freveln ermuthigte, nur um dem verhaßten Kaiser Ludwig
und dessen Sohn dem Markgrafen, desto empfindlicher« Schaden zu
thun. Der Kaiser freilich säumte seinerseits auch nicht, dem Papst mit
gleichem Maße zu messen. Aber seine Unternehmungen waren viel zu
gewagt und unbedacht, als daß sie ihren Zweck hätten erreichen kön-
nen. Sie wandten sich vielmehr wider ihn selber zurück. Ungewarnt
durch das Beispiel Heinrich's Vii., der sich der italienischen Kaiser-
herrlichkeit wieder einmal hatte gelüsten lassen und dadurch seinen
frühen Tod herbeigeführt, ging auch Ludwig nach Italien, um den
Papst im Mittelpunkte seiner Macht anzugreifen. Aber nachdem er
sich dort von etlichen gebannten Bischöfen die Kaiserkrone hatte aufsetzen,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Heinrich_der_Luxemburger Heinrich Johann Carl_Iv. Ludwig_der_Bayer Ludwig Albrecht Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Haus_Luremburg Hauö_Wittelsbach Deutschland Ludwig's Italien
Xxi. §. 14. Untergang der Hohenstaufen und unverständiger Triumph ,c. 425
§. 14. Untergang der Hohenstaufen und unverständiger
Triumph der Päpste.
Als Kaiser Friedrich starb, war noch eine zahlreiche Nachkom-
menschaft von ihm vorhanden. Zunächst Konrad, der deutsche Kö-
nig, Heinrich, der den Titel König von Jerusalem führte, ferner
außer mehreren unehelichen Söhnen der nicht ganz ebenbürtige Man-
fred, Fürst von Tarent, und noch zwei Enkel, Söhne des schon frü-
her verstorbenen ältesten Sohnes Heinrich Vii. von Deutschland.
Nachdem der Vater ein ganzes Menscbenalter hindurch mit allem Geist
und Gaben, mit den Kräften einer halben Welt ausgerüstet, dem Papst
nicht hatte widerstehen können, wie ließ sich erwarten, daß dies ju-
gendliche Geschlecht solchen Kampf glücklich würde zu Ende führen
können. Denn zu kämpfen galt es nach wie vor. Nachdem der
Drache erwürgt wäre, meinte Innocenz, würde es leicht sein, die
junge Schlangenbrut inögesammt zu ersticken. Und sie wurden auch
allesammt furchtbar schnell dahin gerafft. Die Frevelthaten König
Heinrich 's Vi. in Sicilien suchte der Herr heim an den Kindern bis
in's dritte und vierte Glied. Aber Innocenz Iv. erlebte ihren völ-
ligen Untergang nicht mehr. Schon vier Jahre nach Friedrich und
zwar genau an dessen Todestage fuhr er selbst in seinen Sünden da-
hin. Er schien eben am Ziel aller seiner Wünsche zu stehen. Er
thronte in Neapel. Ganz Apulien und Sicilien hatte er alö päpstliches
Eigenthum in Besitz genommen. König Konrad, der aus Deutsch-
land herbeigeeilt war, um wenigstens sein schönes Erbkönigreich zu
retten, war eben vorher im jugendlichen Alter von 26 Jahren gestor-
den. Kurz zuvor waren auch der jüngere Heinrich und die beiden
Enkelsöhne Friedrich's in noch zarter Jugend aus' der Zeit gegan-
gen. Von dem ganzen ruhmreichen Hohenstaufengeschlechte war jetzt
nur noch Konrad's zweijähriger Sohn Konradino, und der schöne
tapfere, kluge Manfred übrig, gerade der unter Friedrich's Söhnen,
welcher am meisten von seines Vaters Geist und Wesen überkommen
hatte. Und eben dieser junge Held war es, der dem siegestrunkenen
Papst, da er soeben der gewonnenen Beute froh werden wollte, mit
wenig nachdrücklichen Schlägen ganz Neapel bis auf die Hauptstadt
wieder entriß und durch den Schmerz und Zorn darüber den Tod des
Papstes beschleunigte. Denn nicht die Kraft dieses Papstes, das sollte
die ganze Christenheit erkennen, sondern Gottes heiliger Rathschluß
war es, der den Untergang der Hohenstaufen herbeiführte. Der Nach-
folger des Innocenz, Papst Alexander Vi. (1254—61), mußte
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Karl_der_Kühne Karl Nancy Karl Karl Maria_von_Burgund Maria Maximilian_von_Oestreich Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Wien Oestreich Deutschlands Italien Spanien Niederlande Ungarn Deutschland Frank- Frankreich Burgund Burgund Luxemburg Flandern Amiens Holland Friesland Lothringen Lothringen
528 Xxiv. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland.
herbeigerufen sind, um die Universität aus den Händen protestantischer
Lehrer zu retten. Um dieselbe Zeit fassen sie auch in Ingolstadt
festen Fuß. Und von diesen drei Mittelpunkten aus verbreiten sie
sich nun mit unglaublicher Geschwindigkeit nach allen Seiten. Noch
nicht zwei Jahrzehende später haben sie Oestreich, Ungarn, Mähren,
Böhmen, haben sie Bayern, Tirol, Franken und Schwaben, haben sie
die Ufer des Rheins und der Mosel mit ihren Collegien, ihren la-
teinischen Schulen, ihren Kinderlehren, ihren Katechismen erfüllt. Pro-
testanten sah man ihre Kinder aus evangelischen Schulen zurücknehmen
und sie in die Jesuiten sch ulen bringen. Denn das mußte man
ihnen lassen, sie wußten die Kinder vorwärts zu bringen, ihnen Lust
zum Lernen einzuflößen, sie in guter Zucht zu halten, aber auch zu-
gleich sie von Kopf bis zu Fuß mit römischen, mit jesuitischen Ge-
danken, Anschauungen, Meinungen, Vorsätzen zu erfüllen. Und wie
wußten sie auf die Bischöfe, auf die Fürsten einzuwirken! Herzog
Albrech t von Bayern war geraume Zeit dem Protestantismus per-
sönlich zugethan, der größte Theil seiner Unterthanen war evangelisch.
Unter den Händen der Jesuiten ist er der entschiedenste, rücksichtsloseste
Römling geworden. So weit sein Arm reichte, unterdrückte er jede
protestantische Regung; in der ganzen Schärfe, wie eben vorher in
Italien ward auch in Bayern der katholische Gottesdienst wieder her-
gestellt. Alles, was noch von katholischen Fürsten in Deutschland war,
schloß sich an den mächtigen Bayernherzog an. Der Papst war über-
all mit gutem Rath, mit Gunstbezeugungen und Reizung zum wei-
tern Vorgehen bei der Hand. Fortan zeigte sich wieder auf den
Reichstagen eine fest geschlossene römische Partei, die den Protestan-
ten in allen kirchlichen Fragen den nachhaltigsten Widerstand leistete.
Und wo die weltlichen Fürsten vorschritten, wie hätten da die geist-
lichen Zurückbleiben sollen? Die Erzbischöfe von Tri er und Mainz,
der Abt von Fulda begannen alle ihre protestantischen Unterthanen
aus dem Lande zu jagen. Im Herzen Deutschlands das Eichsseid,
es war ganz evangelisch gewesen, jetzt wurde es vollständig zum Ka-
tholicismuö zurückgebracht. In der Erzdiöcese Köln hatte das Evan-
gelium unter dem Erzbischof Gebhard Truchseß schon fast den Sieg
in Händen; es schien, als würde das geistliche Kurfürstenthum bald
in ein weltliches protestantisches verwandelt werden. Ganz West-
phalen wäre in diese Umwandlung mit hineingezogen; aus den
Bisthümern Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim hätte
sich ein protestantisches Herzogthum gebildet. In Franken gingen
die Bischöfe von Würzburg und Bamberg mit gleichen Gedanken um.
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Xxiv. §. 8. Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, 1618. 845
bis 1590, der gewaltigste und thatkräftigste Papst, der seit langer Zeit
auf dem Stuhl zu Rom gesessen) verwendeten unaufhörlich ihre rei-
chen Gelvmittel zur Förderung der katholischen Interessen. Ihre Ge-
sandten, ihre Nuntien fliegen unermüdlich hin und her. Ueberall
. haben sie ihre Fäden eingeschlagen, überall sind sie um die Fürsten her
geschäftig. Da, wo sie die Fürsten aus ihrer Seite haben, predigen
sie dem Volk den unterthänigsten Gehorsam, wo aber der Fürst ein
Ketzer ist, da predigen ste Aufruhr und Mord. Erst am Schlüsse des
Jahrhunderts (1598) steigt der alte Monarch, dessen Seele ausschließend
in den großen Entwürfen der katholischen Eroberungen sich bewegte,
Philipp Ii., in's Grab. Ein Mann ohne Gefühl, ohne Verständniß,
ohne Sehnsucht für irgend ein Anderes, was das menschliche Gemüth er-
füllen könnte außer der Erhebung und Ehre der katholischen Kirche.
Um ihretwillen hat er sein Land zu Grunde gerichtet, Geld und Men-
schenblut fast mit wahnsinnigem Eifer vergeudet und die Waffen nicht
eher aus der Hand gelegt, als bis die äußerste Erschöpfung seiner
Staaten ihn nöthigte. Aber der blutigste Krieg entzündete sich erst
nach seinem Tode.
§. 8. Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, 1618.
Indem sich in Deutschland Alles zu einem Kampf zwischen
den beiden Parteien, Katholiken und Protestanten, anließ, schienen in
den östreichischen Erblanden die schwer bedrängten Evangelischen noch
einmal ihr Haupt erheben zu können. Sie hatten dem Erzherzog Mat-
thias, Bruder des Kaiser Rudolf, geholfen, eben diesen Bruder
eines Theils seiner Länder zu berauben, ihm Ungarn, Oestreich und
Mähren abzugewinnen. Dafür hatte er ihnen die Freiheit ihrer Re-
ligion gewährleistet. Die Böhmen, welche drohten, Rudolf eben-
falls zu verlassen, empfingen von diesem dieselben Zugeständnisse durch
einen feierlichen Majeftätsbries. Desungeachtet brachen die Böhmen
dem alten Rudolf die Treue und wandten sich gleichfalls dem Mat-
thias zu. Matthias aber, der 1612 auch Kaiser geworden war,
bestellte bei seiner eignen Kinderlosigkeit seinen Vetter Ferdinand
zum Nachfolger in sämmtlichen Erblanden. Nun wußte man aber
hinlänglich, wie der unerbittliche Ferdinand es in seinem Steiermark,
Kärnthen und Kram mit den Protestanten gemacht hatte. Deshalb
trugen die Böhmen Bedenken, ihn als ihren künftigen Herrn anzuer-
kennen. Als er aber gar seine neue Stellung gleich dazu mißbrauchte,
um den böhmischen Majeftätsbries zu verletzen, da erhob sich (1618,
Mai) zu Prag eine Empörung gegen den kaiserlichen Statthalter.
Die Jesuiten wurden aus dem Lande gejagt, alle Protestanten in
Oestreich und im deutschen Reich zur Beihülfe aufgerufen, die kaiser-
v. Rohden, Leitfaden. 35
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Rudolf Rudolf Oestreich Rudolf_eben- Rudolf Rudolf Rudolf Matthias Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Oestreich