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1. Geschichte des Mittelalters - S. 305

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 305 scheinen fast von gleichem Alter, sind aber ohne Jahreszahl. In Italien machte zuerst der Florentiner Goldschmied Maso Finiguerra Versuche, seine Niellogravierungen (auf Silber) aus Papier abzudrucken, um die Wirkung zu beurteilen, welche seine gravierten Gegenstände nach der Ausfüllung der eingegrabenen Linien mit schwarzem Emailleguß machen würden. Eigentliche Kupferstiche verfertigte erst um 1460 oder 1465 der Goldschmied Baecio Baldini in Florenz. In den Niederlanden arbeiteten in dieser Kunst verschiedene Meister, unter welchen Lukas von Leyden (1494 — 1533) als Förderer der Technik zu nennen ist. In Deutschland bildete der in seinen Werken durch edle Frömmigkeit ausgezeichnete Meister Martinschongauer (gewöhnlich Schön genannt, gest. nach 1490) und namentlich der geniale und vielseitige Künstler Albrecht Dürer von Nürnberg (1471—1528) mit seinen Schülern die Kupferstecherei weiter aus. Unter den Italienern dieser Epoche sind vor vielen andern als Meister der Kunst Andrea Mantegna von Padua (1431—1506) und der Stecher nach Rasaels Zeichnungen, Mark Anton Raimondi (geb. um 1488) zu nennen, der viel nach Dürer kopierte und eine bessere Führung des Grabstichels anwandte. Mit der Kupferstecher-funst bildete sich auch die Radierkunst, das Gravieren mit ätzender Flüssigkeit aus Metall, weiter aus. Die Radierkunst erreichte in Dürer ihren Höhepunkt und wurde von holländischen und deutschen Malern mit Vorliebe ausgeübt. Der Holzschnitt wurde ebenfalls verbessert. Um 1640 erfand dann der kurhessische Oberstlieutenant Ludwig von Siegen die Schabrnanier, in der Neuzeit kamen Stahlstich und Steindruck (Lithographie), Farbendruck und Lichtdruck hinzu. §• 43. «jfmuen tses inerten Mmums. 1. Der Ritter- und Bürgerstand. Die letzte Periode des Mittelalters zeigt uns das Rittertum bereits in feinem Verfalle, den Bürgerstand dagegen in merklichem Fortschritt. Während die Ritter m alten, dem Einsturze nahen Burgen hausten, bei Gelagen von den Zeiten der Vergangenheit redeten und in Unthätigkeit der Dinge harrten, welche kommen sollten, hallten die Straßen der Städte wieder von den Tritten eiliger, geschäftiger Bürger, welche ihren Gewerken nachgingen, von dem Rufe thätiger Handelsleute, welche ihre Waren anpriesen, oder von den Klängen, welche allerorten aus den zahlreichen Werkstätten hervordrangen. Das Alte sank unter, das Neue atmete frische Lebenskraft. Saffians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 20

2. Geschichte des Mittelalters - S. 56

1888 - Wiesbaden : Kunze
56 Erste Periode des Mittelalters. zu Mekka geboren. Sein Vater starb, als der Knabe zwei Jahre alt war, und hinterließ demselben fünf Kamele und eine abeffinifche Dienerin. Bis zum sechsten Jahre blieb der Knabe bei feiner Mutter, nach ihrem Tode kam er zu feinem Großvater und nach dessen Ableben zu feinem Oheim Abu Taleb, von welchem Mohammed in Mekka erzogen und auf Reifen mitgenommen wurde. So wuchs er allmählich heran, ein stattlicher Jüngling, vor andern fein an Sitten, freundlich, bescheiden und rebefertig, wahrheitsliebend und ehrlich, fleißig und strebsam. Als er 25 Jahre alt war, machte er im Aufträge einer reichen Kaufmannswitwe Chadidscha eine Handelsreise nach Syrien, und da er seine Geschäfte treu vollzog, so bot sie ihm ihre Hand an. Mohammed widmete sich bis zu seinem vierzigsten Jahre den Handelsgeschäften und lernte auf feinen Reifen Religionen und Sitten fremder Völker kennen. Mit lebhafter Phantasie begabt und zum Nachdenken und Vergleichen geneigt, sah er mit Schmerz den Verfall der Sitten und die Streitigkeiten unter den Stämmen feines Volkes. Er zog sich daher auf den Berg Hara bei Mekka in die Einsamkeit zurück und versenkte sich in Nachdenken über Religions- gegenstände. Die Vielgötterei feines Volkes erschien ihm als Thorheit, aber auch die mosaische Lehre sagte ihm nicht zu, und der Geist des Christentums blieb ihm verborgen, da er auf feinen Reifen nur heftigen Religionsstreitigkeiten, nicht aber dem Geiste christlicher Liebe und Duldung begegnet war. Deshalb faßte er den Entschluß, feinem Volke eine neue Religion zu bringen, welche alle vorhandenen übertreffen und die gefunkene Kraft feines Volkes wieder beleben und erheben sollte. Bei dem Nachsinnen über fein Vorhaben glaubte er im Monat Ramafan eine himmlische Berufung zu vernehmen. In der „Nacht des göttlichen Entschlusses" soll ihm in feiner Einsamkeit der Engel Gabriel erschienen fein und zu ihm geredet haben: „Dein Herr ist der Erhabene, welcher den Menschen schuf und ihn lehrt, was er nicht weiß. Du bist der Abgesandte Gottes, und ich bin Gabriel." Jetzt trat Mohammed mit feinen Offenbarungen hervor, und feine ersten Anhänger wurden feine Gemahlin, fein Schwiegervater Abu Bekr, fein Vetter Ali und fein Sklave Zeid, dem er deshalb die Freiheit schenkte. Seine Anhänger zeichneten seine Offenbarungen auf, und zwei Jahre nach feinem Tode vereinigte fein Schwiegervater Abu Bekr dieselben im Koran, dem heiligen Buch der Mohammedaner. Die Lehre führt den Namen Islam d. h. Hingebung (in Gottes Willen), die Anhänger heißen Moslemin oder Gläubige. Der Koran besteht aus 114 Abschnitten (Suren) und umfaßt die

3. Geschichte der Neuzeit - S. 161

1887 - Wiesbaden : Kunze
11, 1. Peter der Große. 161 lich zu werden, und schloß sich einer aus mehr als 270 Mitgliedern bestehenden feierlichen Gesandtschaft an, welche an den europäischen Höfen die russischen Verbindungen erneuern sollte. Zunächst ging diese Gesandtschaft, welche Peter unter dem Titel eines Großkommandeurs begleitete, nach Königsberg, Berlin und Amsterdam. Da er sich gern belehren lassen wollte, so besuchte er lieber die Werkstätten der Künstler und Handwerker als die prunkvollen Gemächer der Fürsten. In Amsterdam erstaunte er über das Gewühl in den Straßen, über die Thätigkeit der Kaufleute und Schiffer, üoer die kühnen Dämme, Kanäle, Maschinen und Bauten, über den Ernst, die Regsamkeit, Reinlichkeit und Ordnungsliebe der Holländer, ^n der Kleidung eines holländischen Schiffszimmermanns begab er sich nach dem nahe gelegenen Dorfe Saardam, dem Sitze des holländischen Schiffbaues, und ließ sich unter angenommenem Namen in die Liste der Zimmerleute eintragen, um mit eigener Hand alle Arbeiten des Schiffbaues auszuführen. Hier bewohnte er ein kleines Häuschen, das man noch jetzt unter dem Namen „Vorstenborg" zeigt, zimmerte, föchte und fauste ein, besuchte Schmiede, Seiler und andere Handwerker und ließ feine hohe Abkunft nicht merken. Abends da= gegen, wenn er allein war, schrieb er an feine Minister und Generale die nötigen Verhaltungsbefehle oder trug feine Erlebnisse in sein Tagebuch ein. 3?on Holland reiste Peter nach England. Hier nahm er ebenfalls Wohnung bei den Werften und verfolgte den Bau der Schiffe. Außerdem besuchte er Handwerker und Künstler, sowie die öffentlichen (Einrichtungen aller Art. Als der englische König Wilhelm Iii. ihm einst durch die Flotte ein Seetreffen vorstellen ließ, rief er ent-zücft aus: „Wenn ich nicht Zar wäre, möchte ich englischer Admiral fein." Der König schenkte ihm eine mit Kanonen besetzte Jacht, mit welcher er nach Holland zurückfuhr. Von hier nahm er Seeleute, Handwerker und Künstler in seinen Dienst, um sie in seinem Staate zu verwenden, und reiste über Dresden nach Wien. Kaum dort angelangt und mit den Vorbereitungen zu einer Reise nach Italien beschäftigt, traf ihn die Nachricht von einem neuen Aufstande der e-ttelitzen, welcher feine Rückkehr nach Rußland notwendig machte. Voll Zorn und Ingrimm brach er auf und hielt strenges Gericht über die Aufrührer. Da Sophia nicht frei von der Mitwissenschaft des Aufstandes war, so schwebte sie in großer Gefahr uni) wurde bis zu ihrem Tode (1704) in strenger Gefangenschaft gehalten. Saffians Weltgeschichte Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 11

4. Geschichte der Neuzeit - S. 229

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 17. Der Kulturzustand Europas im zweiten Zeitraum. 229 Bearbeiter des Robinson, und Salz mann (f 1811), den Stifter der Anstalt Schnepfenthal in Thüringen. Wie der Naturphilosoph Rousseau (f 1778) durch seinen „Emil", so rief der Schweizer Pestalozzi (f 1827) durch seine pädagogischen Schriften und durch das in seiner Anstalt zu Averdun angewandte Erziehungssystem eine tiefgehende Bewegung in dem Unterrichtswesen hervor. Handel und Gewerbfleiß schwangen sich empor. Nachdem Cromwell durch die 1651 eingeführte Schiffahrtsakte die Holländer aus dem Gebiet des Handels zurückgedrängt hatte, ging der Handel in die Hände der Engländer über, die demselben durch Gründung von Kolonien in Indien und Amerika eine große Ausdehnung verschafften und im Innern durch Anlegung von Landstraßen und Kanälen zu Hilfe kamen. Mit ihnen wetteiferte Frankreich feit Colberts umsichtiger Thätigkeit unter Ludwig Xiv. durch Errichtung von Häsen, Anlegung von Kanälen, Gründung von Kolonien. In Deutschland wurden Hamburg und Bremen Hauptplätze für den Handel zur See'; Leipzig, Frankfurt, Braunschweig wichtige Punkte durch ihre Messen. Der Gewerbfleiß Englands blühte auf in den Fabrikorten Birmingham, Manchester, Sheffield, hob sich in Frankreich, das sich durch Bereitung der Gobelins, des Porzellans und beliebter Kattune auszeichnete, und kam, durch fürsorgliche Fürsten angeregt und unterstützt, auch allmählich wieder in Deutschland zur Entwicklung, wo Bergbau, Tuch- und Leinenfabrikation eifrig betrieben wurden. Erfindungen trugen zur Hebung bei. Der Apotheker Böttcher erfand 1702 in Meißen die Bereitung des Porzellans, Schröder aus Hohenstein in Sachsen 1717 das Klavier, Benjamin Franklin, nach mehrfachen Untersuchungen über die Elektrizität beim Gewitter, den Blitzableiter. Der englische Mechaniker James Watt verbesserte 1763 die Dampfmaschine und machte die Kraft des Dampfes in derselben nutzbar; die französischen Papierfabrikanten Montgolsier erfanden 1783 den Luftballon, den Professor Charles in Paris alsbald verbesserte und zu Luftfahrten einrichtete. §• 18. Die stauen rtes jmeiten Zeitraums. 1. Der Einfluß der Frauen auf die öffentlichen Angelegenheiten war am französischen Hofe aufs höchste gestiegen. Aber nicht die Königin, nicht die Prinzessinnen übten denselben aus, sondern Frauen aus höheren oder niederen Ständen, welche sich die Neigung der Könige zu erwerben wußten.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 389

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 40. Die Bildung im 19. Jahrhundert. 389 Weltkörper durch die Spektralanalyse ergründet. Die Entdeckungen auf dem Gebiete der Chemie und Physik haben in vielen Lebensverhältnissen eine Umgestaltung hervorgerufen. Wer muß nicht die Größe und den Scharfsinn des menschlichen Geistes bewundern, wenn er die Drähte des elektromagnetischen Telegraphen, welche entfernte Kontinente mit einander verbinden, die Kräfte der Dampfmaschinen und der Elektrizität in ihrer Thätigkeit erblickt! Durch diese Erfindungen und die fortgesetzten Forschungen in fremden Weltteilen haben Handel und Verkehr, Gewerbe und Ackerbau einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Derw elthandel konnte sich in China und Japan, in Amerika und Australien, in Asien und Afrika Bahn brechen, und zahlreiche Auswanderer haben ein Nutzen bringendes Band mit dem europäischen Mutterlande geknüpft. Die Goldminen in Kalifornien und Australien haben neue Wohnsitze und neue Unternehmungen ins Leben gerufen, und noch immer ziehen unbekannte Länder die Aufmerksamkeit strebsamer Forscher aus sich: Mungo Park, Konrad Hornemann, Richard und John Lander, James, Richardson, Heinrich Barth, Adolf Overweg, Dr. Vogel und viele andere bilden eine Reihe ausgezeichneter Männer, die sich um die Erforschung des Innern von Afrika die größten Verdienste erworben haben. Die Reisen von Johannes Burkhardt, Simon Rüppel, Joseph von Russeger, Kapitän Speke, den Missionaren Dr. Kraps und Rebemann in das östliche Afrika, und die mühsamen Fahrten Livingstones, Stanleys, Schnitzlers, Lüderitz', Dr. Peters', des Begründers von Deutsch-Ost-afrika, u. a. gehören zu den kühnsten Unternehmungen und führten zur Begründung der ersten deutschen Kolonien in Afrika, denen andere in Neu-Guiana und Polynesien folgten. Mit gleicher Aufopferung haben die Brüder Schlagintweit des Himalayagebirge zum Gegenstände ihrer Forschungen gemacht. Die Erfindung des Luftballons hat man in neuester Zeit weiter ausgebildet, die Gasbeleuchtung und Elektrizität zur Erhellung von Straßen und Häusern eingeführt. Daneben find mancherlei Maschinen erfunden worden: Webstühle, landwirtschaftliche Maschinen aller Art und Nähmaschinen; für den Kriegsgebrauch sind neue Wurfgeschosse, verbesserte Geschütze, Hinterladungsgewehre u. s. w. hergestellt worden. Zur Hebung der Industrie dienen Aktien-Gesellschaften und Vereine, und die Weltausstellungen zu London (1851 und 1862), Paris (1855 und 1867), Wien (1873) haben in kolossalen Palästen die besten Werke der Kunst und Industrie zusammengestellt. Zur Förderung des Verkehrs hat man Riesen-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 160

1887 - Wiesbaden : Kunze
160 Zweite Periode der Neuzeit. feinem Bruder Peter an, wie die Strelitzen wollten. Iwan und Peter würden gemeinschaftlich gekrönt, und ba Beibe minberjährig waren, so übernahm Sophia die Regentschaft. Aber die Strelitzen, meist Abelige, fingen an, der Regentin lästig zu werben. Sie glaubten sich von ihr nicht Hinreichenb belohnt und beschlossen, die kaiserliche Familie zu vernichten. Der Hof flüchtete nach dem Kloster Trozkoi, lockte die Häuptlinge der Strelitzen ebenbahin und ließ sie ermotben. Jetzt griffen die übrigen Strelitzen zu den Waffen, brangen fofort in das Kloster, und Peters Mutter flüchtete mit ihrem Sohne an die Stufen des Altars. Schon zückte ein frecher Krieger das Messer nach ihm, als ein anberer ihn mit den Worten zurückhielt: „Nicht hier am Altar, Bruder! Er wirb uns nicht entwischen." Bald erschienen kaiserliche Reiter und jagten die Strelitzen aus ein-anber. Die Aufrührer legten die Waffen nieber und unterwarfen sich; breißig Räbelsführer würden hingerichtet. Natalie begab sich hiernach mit ihrem Sohne nach dem Dorfe Preobrafchenskoe bei Moskau. Unter einer Schar vornehmer junger Russen fühlte sich Peter wohl und ergötzte sich am Soldaten- fpiel. Der Hauptmann der kleinen Schar hieß Lefort; er war der Sohn eines Kaufmanns aus Genf, hatte auf feinen Reifen sich viele Kenntnisse gesammelt und wußte vortrefflich zu erzählen. Peter hörte ihm gern zu und soll zuerst als Trommler unter ihm gebient haben. Sophia, welche sich als Herrscherin gefiel und auf den Münzen ihr Bilb mit Krone und Scepter anbringen ließ, sah bies kriegerische Spiel nicht ungern, weil sie glaubte, es lenke den jungen Kaiser von ernsteren Gebanken ab; aber die Zahl von Peters Kriegs-unb Spielgefährten, nahm balb so zu, daß sie in zwei Dörfer gelegt werben mußten. Jetzt sah Sophia ein, daß ihr Bruder ihr im Wege stehe; nur fein Tod konnte ihr den Thron erhalten. Allein die gegen Peters Leben angezettelte Verschwörung kam an den Tag, Sophia warb in ein Kloster geschickt, und der 17jährige Großfürst Peter übernahm 1689 die Alleinherrschaft, ba fein Bruder Iwan keinen Anteil an der Regierung nahm und 1696 starb. Von Lefort, feinem vertrauten Freunbe und Ratgeber, unterstützt, suchte Peter feine Russen zu bilb en und zu bessern. Zunächst verstärkte er feine neue Leibgarbe, um gegen die Strelitzen gesichert zu fein, und fanbte 100 Jünglinge zu ihrer Ausübung ins Auslanb, bamit Rußlanb später ihre Kenntnisse und Erfahrungen sich zu Nutzen machen könne. Er selbst wünschte Reifen in frembe Länber zu unternehmen, um feinem Volke nütz-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 198

1887 - Wiesbaden : Kunze
198 Zweite Periode der Neuzeit. ?,vrist kehrte Friedrich 1733 nach Berlin zurück und war fortan des Königs „lieber Fritz". Friedrich vermahlte sich auf den Wunsch feines Vaters, nicht nach eigener Wahl und Neigung, mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunfchweig-Bevern (§. 17, 9), einer Nichte der Gemahlin Kaiser Karls Vi., und bezog das für ihn angekaufte, neu eingerichtete Schloß Rheinsberg bei Ruppin. Hier konnte er feinen Lieblingsneigungen hulbigen. Er belehrte sich durch persönlichen und schriftlichen Verkehr mit den ausgezeichnetsten Männern der bamaligen Zeit und begann seine schriftstellerische Thätigkeit^ Zugleich erfreute er feinen Vater durch ein so vortrefflich ausgetobetes Regiment, daß ihn der König vor der Fronte umarmte Als Friedrich Wilhelm fein Ende nahe fühlte, ließ er den Kronprinzen aus Rheinsberg rufen und unterhielt sich mehrere Stunben ohne Zeugen mit ihm. Er starb in dem Bewußtsein, daß er den Mühenben Staat einem roürbigen Nachfolger hinterlasse. 2. Friedrich Ii. der Große als König von Preußen. Als Friedrich im 28. Jahre seines Lebens die Regierung übernahm, gab er feinen Ministern solgenbe hochherzige Erklärung, welche die Richtung seines Lebens geworben ist: „Ob Wir euch gleich sehr banken wollen für die treuen Dienste, welche ihr Unsers Höchstgeliebtesten Herrn Vaters Majestät erwiesen habt, so ist boch ferner Unsere Meinung nicht, daß ihr uns inskünftige bereichern und Unsere armen Unterthanen unterbrücken sollet, fonbern ihr sollet hiergegen verbunben fein, vermöge gegenwärtigen Befehls mit ebenso vieler Sorgfalt für das Beste des Landes, als für Unser Bestes zu wachen, um so viel mehr, als Wir keinen Unterschieb wissen wollen zwischen Unserem eigenen befonberen und des Landes Vorteil, und ihr biefen sowohl als jenen in allen Dingen vor Augen haben müsset; ja des Landes Vorteil muß den Vorzug vor Unserem eigenen befonberen haben, wenn sich beibe nicht miteinanber vertragen." Ebenso bedeutungsvoll waren zwei Erlasse, welche die Aushebung der Folter bei Kriminaluntersuchungen und die weiteste Übung religiöser Dulbung geboten. „In meinen Lanben soll jeber nach seiner Fayon selig werben", erklärte der König. Im gleichen Jahre, als Friedrich den Thron bestieg, starb Kaiser Karl Yi. (1711—1740). Die Regierung bieses Fürsten hatte Deutschland keinen Gewinn gebracht, benn sein Streben war nur

8. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 159

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 159 — An bieten Orten bildeten sich landwirtschaftliche Vereine, die zur Hebung der Landwirtschaft segensreich wirkten. *) Aufblühen von Gewerbe und Handel. Großartigen Aufschwung erhielt die Industrie durch kun st volle Maschinen. In manchen Gewerben war dem Auslande der Rang abgelaufen. Auf dem Gebiete des Maschinenbaues überflügelte Berlin das ganze Ausland. Schon auf der Weltausstellung im Krystallpalast zu London (1851) mußten Engländer und Franzosen eingestehen, daß manche deutsche Ware besser war als die ihrige. Die 5 Jahre später stattfindende Pariser Ausstellung konnte diese erfreuliche Wahrnehmung nicht nur bestätigen, sondern noch verstärken. Elberselder und Barmer Gewebe, Solinger Stahl-waren und Krupps Geschütze erfreuten sich allgemeiner Bewunderung. Die Zeiten waren vorüber, wo Wollen- und Baumwollenwaren aus dem Auslande bezogen werden mußten. Alfred Krupps Gußstahlfabrik in Effen erhob sich znm ersten Stahlwerk und zur größten Geschützfabrik der Welt. Diese rege Betriebsthätigkeit förderte natürlich den Handel ganz bedeutend; darum mußten dem Verkehr immer neue Wege eröffnet werden. Das geschah durch Eisenbahnen. Die Anlage derselben fand besondere Unterstützung, und bald breitete sich ein Netz von Bahnen über das Land aus. Noch eine andere großartige Erfindung der Neuzeit benutzte man mit Eifer. Im Jahre 1849 kam der elektromagnetische Telegraph zur Einführung, und schon 1853 hatten die preußischen Telegraphenlinien eine Länge von 1427 Meilen. Am 1. Januar 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte Deutschland. Früher behalf man sich mit optischen (Zeichen-) Telegraphen, welche die Regierung z. B. im Anfange der 30er Jahre zwischen Berlin und Koblenz eingerichtet hatte. An einer Stange waren mehrere bewegliche Flügel befestigt, die sich in verschiedene Stellungen bringen ließen. (Einfahrtssignal bei der Eisenbahn!) Jede Stellung bedeutete einen Buchstaben oder ein Wort für sich. Dieselben waren aber nur am Tage und bei heiterem Wetter zu benutzen. — Die elektromagnetischen Telegraphenanlagen sind durch strenge Verordnungen gegen die Zerstörungssucht böswilliger Menschen geschützt. Wer durch Beschädigung der Porzellanköpfe oder auf andere Weise die Leitung zerstört, verfällt in schwere Geld- oder Gefängnisstrafe. Straffällig ist schon derjenige, der dnrch mutwilliges Werfen die Leitung in Gefahr bringt. Die Behörde hat eine besondere Belohnuug ausgesetzt für jeden, der bei einer mutwilligen Beschädigung den Thäter so zur Anzeige bringt, daß seine gerichtliche Bestrafung erfolgen kann. Auch die Handelsflotte des preußifcheu Staates hatte sich schon so weit entwickelt, daß sie sich mit der Handelsflotte mancher anderen Staaten meffen konnte. Aber es fehlte noch eine Kriegsmarine, die ihr auch in Kriegszeiten Schutz gewährte. Zum Schutze des Handels zur See legte Friedrich Wilhelm Iv. jetzt den Grund zu einer Kriegsflotte, welche auf 57 Schiffe mit 292 Kanonen anwuchs. Den Oberbefehl übernahm sein Vetter, Prinz Adalbert, der sich um ihre Weiterentwickelung hervorragend verdient gemacht hat. *) Die Schule Albrecht Thaers, deren Methode sich stets mehr einbürgerte, erwarb sich um den Ackerbau die größten Verdienste.

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 36

1899 - Wiesbaden : Behrend
- 36 — Anbau ist eine drückende Hungersnot, wie sie in früherer Zeit bei Mißernten ausbrach, ganz unmöglich gemacht. Darum drohten die einen mit Strafen, die anderen fetzten Belohnungen auf den Anbau derselben. Sorge für Gewerbe. Der Niedergang der Landwirtschaft hatte hemmend auf die Gewerbthütigkeit eingewirkt. Das Handwerk war so vernachlässigt, daß die meisten Waren aus dem Auslande bezogen werden mußten. Die eingewanderten Fremden brachten nun manche neue Erwerb szweige ein. Ihre rege Betriebsamkeit war von wesentlichen! Einfluß auf die Gewerbthütigkeit der neuen Heimat. Die Franzosen, von denen der Kurfürst mehr als 15 000 in sein Land aufnahm/) trieben Seidenbau und Seidenmanufaktur, Hut- und Handschuhmachergewerbe; die Holländer brachten die Papierfabrikation, die Schweizer verbesserten die Uhrenfabrikation, die Pfälzer führten Tabakbau und Tabakfabrikation ein. Bald entwickelten sich diese Gewerbe und hoben den Wohlstand des Landes in ungeahnter Weise.2) Der Tabak stand aber damals noch so hoch im Preise, daß das Rauchen dem gewöhnlichen Manne ein unbekannter Genuß war. Nuu ritt einst der Kurfürst zur Jagd. In seinem Gefolge befand sich ein Mohr, der aus feiner kurzen Pfeife mächtige Rauchwolken in die Lust blies. Dieser traf im Walde auf ein altes Bäuerlein, das fleißig Holz hackte und dem Mohren auf feine Fragen recht kluge Antworten zu geben wußte. Beim Abschiede bot ihm der Mohr eine Pfeife Tabak an. Aber erschrocken sprang der Alte zurück mit den Worten: „Nee, gnädige Herr Düwcl, ick freete feen Füer!" Aber auch die einheimischen Gewerbe nahmen guten Auf-schwuug. Namentlich die Tuchmacherei in der Mark gelangte zur Blüte. Wolle durfte nicht mehr ausgeführt, fremde Tücher durften nicht mehr eingeführt werden. Zur Erweiterung der bestehenden Metallindustrie erhob sich eiue Reihe von Fabriken, it. a. ein Stahlwerk, eine Gewehrfabrik, ein Blech- und Zinnhaus, Fabriken für Draht, Senfen mtd Futterklingen. Hebung des Handels und Verkehrs. Nicht minder thätig war der große Kurfürst zur Hebnug des Handels und Verkehrs. Um den vielseitigen Erzeugnissen der Gewerbe im In- und Auslande flotten Absatz zu verschaffe», mußte für bequeme Verkehrswege gesorgt werden. Die meisten Landstraßen befanden sich aber in erbärmlichem Zustande; hatte anhaltender Regen die Wege aufgeweicht, so versanken die Räder im Schlamm. Darum ließ er Straßen und Brücken verbessern und neu aulegen. Höchst wichtig zur Förderung des Handels war die Einführung der brau den burgischen Staatspost, wodurch die weit getrennten Teile seines Reiches verbunden wurden. Die Hauptlinie der Post führte von Königsberg über Berlin nach Kleve; in diese 3) Durch das Potsdamer Edikt vom 29. Oktober 1685 forderte der gr. K. alle aus Frankreich flüchtenden Reformierten, die Hugenotten, aus, in seinem Lande Zuflucht zu suchen. 2) Als die Zünfte den neuen „Handwerkern Hindernisse in den Weg legten, suchte der gr. K. eine entsprechende Änderung des „Zunftwesens" herbeizuführen durch eine „allgemeine Handwerksordnung", welche über Lehrzeit, Wanderzeit und Meisterstück Satzungen enthielt. Weil der Gewerbebetrieb Vorrecht der Städte bleiben sollte, durften auf dem Lande nur die unumgänglich notwendigen Handwerker, wie Schneider, Schmiede, Böttcher 2c., wohnen.

10. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 214

1899 - Wiesbaden : Behrend
- 214 — Die Einzahlung der Beiträge muß der Arbeitgeber besorgen: es erwächst also dem Arbeiter kein Zeitverlust. Noch ein anderes, überaus wohlthätiges Gesetz verdanken die Arbeiter Kaiser Wilhelm I.. das Nnfallversicherunasqesetz vom Jahre 1885?) Trotz aller Vorsicht kommen in den Fabriken und aus anderen Arbeitsstätten leicht Unglücksfälle bei der Arbeit vor, die eine langwierige Krankheit nach sich ziehen. Da wird einem ein Auge zerstört, dem anderen Arm oder Bein zerschmettert, der dritte büßt eine Unvorsichtigkeit vielleicht mit dem Leben. In solchen Fällen tritt das Unfallversicherungsgesetz als notwendige Ergänzung des Krankenversicherungsgesetzes ein, da letzteres nur bis zur Dauer von 13 Wochen unterstützt. Nach dem Unfallversicherungsgesetz sind die Arbeitgeber verpflichtet, alle Arbeiter in gefährlichen Betrieben gegen Unfall zu versichern. Dahin gehören besonders die Arbeiter in Fabriken und Bergwerken, die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter und diejenigen, welche bei Ausführung von Maurer-, Zimmermanns-, Dachdecker-, Steinhauer- und Brunnenarbeiten beschäftigt sind. Die bedeutenden Kosten dieses Gesetzes müssen die Arbeitgeber allein trage»,2) während der Arbeiter nur die Vorteile genießt. Im Falle einer Verletzung bei feiner Berufsarbeit erhält der Versicherte von der 5. Woche an durch die Unfallversicherung eine Erhöhung feines Krankengeldes auf 2/3 des Arbeitsverdienstes. Wohl verstanden, die Verletzung muß entstanden sein bei Ausübung seiner Berufsarbeit. Nehmen wir als Beispiel einen Dachdeckergesellen, der das Unglück hat, bei der Arbeit vom Dache zu stürzen und ein Bein zu brechen; er soll einen Arbeitslohn von 3 M. erhalten haben. Vom Beginne der 5. Woche nach dem Unfall wird nun sein Krankengeld von l M. auf 2 M. erhöht; das Mehr von 1 M. täglich muß sein Arbeitgeber beisteuern. Nach der 13. Woche tritt die Unfallrente ein. Diese beträgt bei völliger Erwerbsunfähigkeit 2/3 des ganzen Arbeitsverdienstes, bei teilweiser entsprechend weniger. Bliebe der Dachdeckergeselle vollstäudig erwerbsunfähig, so betrüge seine *) Das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 umfaßt die im Krankenversicherungsgesetz vom 15. Juni 1883 aufgeführten Arbeiter bis auf die im Eisenbahn- und Binnenschifffahrtsbetrieb, sowie im Handwerk Beschäftigten und nahm von den letzteren nur die Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Steinhauer und Brunnenarbeiter, sowie die Schornsteinfeger auf. Das sogenannte Ausdehnungsgesetz vom 28. Mai 1885 zog in den Kreis der unfallversicherungspflichtigen Betriebe die der Spedition, Speicheret, Kellerei, der Baggerei und des Fuhr-betriebes, des Fuhrgewerbes und der Binnenschifffahrt, sowie die Eisenbahn- und Staatsbetriebe. Das Gesetz vom 6. Mai 1886 dehnte die Unfallversicherung ebenfalls auf die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter aus, das Bau-Unfallversicherungsgefetz vom 11. Jnli 1887 regelte die Versicherungsverhältnisse sämtlicher^Baubetriebe, das See-Unfallversicherungsgesetz vom 15. Juli 1887 ließ auch die Seeleute an den Segnungen der Unfallversicherung teilnehmen. Ende 1892 waren rund 18 Millionen Personen gegen Unfälle im Betrieb versichert. 2) Die Mittel zur Deckung der Enschädigungen werden von den Mitgliedern der Berufsgenossenschaft nach Maßgabe der in ihren Betrieben von den Versicherten verdienten Löhne aufgebracht. 1892 betrugen die Beiträge schon 54 Millionen Mark.
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TM Hauptwörter (200)200

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