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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 14

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
14 Erstes Buch. Erster Abschnitt. fen Adolph von Schaumburg, von dem sich erwarten ließ, daß er den Ein- fallen der Slaven mit Kraft begegnen werde. Uebrigens hatte dieses sonst so gefürchtete Volk durch innere Streitigkeiten die alte Macht eingebüßt, und konnte nur noch durch rasche Raubzüge den Sachsen beschwerlich fallen. Unlange nach dem Antritt seiner Regierung gerieth Kaiser Heinrich V. bei den Sachsen in Verdacht, daß er, gleich seinem Vater, nach der Vernich- tung ihrer Unabhängigkeit strebe. Diesem vorzubeugen, schloß Herzog Lo- thar mit den Fürsten Thüringens einen Bund auf gegenseitige Vertheidi- gung ab, worauf der Kaiser den der Vorladung nach Goslar 1112 nicht nachkommenden Herzog, sammt dessen Schwiegermutter Gertrud, mit des Reiches Acht belegte und Braunschweig eroberte. Erschreckt durch die Schnelligkeit seines Gegners, warf sich Lothar in Mainz zu den Füßen des Kaisers und gelobte Gehorsam. Dennoch finden wir den Herzog bald dar- auf wieder an der Spitze der Sachsen und Thüringer; ohne einer aberma- ligen Vorladung nach Goslar (1114) Folge zu leisten, rüstete er sich zum Kampfe mit dem Grafen Hoyec von Mansfeld, welchem der Kaiser auf den Fall des Sieges das Herzogthum Sachsen zugesagt hatte. Am Wel- fesholze, in der Grafschaft Mansfeld, stießen die Heere auf einander. Nach heftigem Streite, und nachdem Hoyer von Mansfeld durch den jungen Grafen Wiprecht von Groitsch den Tod gefunden hatte, wurde Kaiser Hein- rich V. zur Flucht vor Lothar gezwungen, welcher sich darauf der Reichs- burgen Kyffhaufer und Wallhaufen bemächtigte. Erst nach seiner Rück- kehr aus Italien, wo er mit größerm Erfolge gegen die päpstliche Gewalt gerungen hatte als sein unglücklicher Vater, versöhnte sich der Kaiser 1121 auf dem Reichstage zu Würzburg mit dem Herzoge von Sachsen. Als 1125 mit Heinrich V. das Haus der salischen Kaiser ausstarb, kamen die vier großen Völker Deutschlands, Schwaben, Franken, Baiern und Sachsen, bei Mainz zur Kaiserwahl zusammen. Daselbst wurde zehn Fürsten die Ernennung des Reichsoberhauptes übertragen; von ihnen wurde der durch Gerechtigkeit, Kühnheit und Freigebigkeit gepriesene L.othar zum Nachfolger Heinrichs erkoren. Mit Herzog Friedrich von Schwaben, welcher mit Sicherheit der Be- rufung zum Reiche entgegengesehen hatte, lebte Lothar seit dieser Zeit in den gespanntesten Verhältnissen. Um nun gegen den mächtigen Hohenstau- fen eine zuverlässige Stütze zu gewinnen, fesselte er den Welfen Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern an sich, indem er ihm die Verbindung mit seiner Tochter Gertrud und mit ihr die großen Besitzungen seines Hau- ses in Sachsen verhieß. Demzufolge fand diese Vermählung 1127 statt, und wurde in dem nämlichen Jahre Heinrich der Stolze vom Kaiser mit

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 59

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Siebentes Kapitel. 59 teten Namen, also daß viele Reichsstädte sich denselben zum Schirmherrn erwählten. — Als sich im Sommer des Jahres 1400 die Kurfürsten in Frankfurt versammelten, um die Absetzung von Kaiser Wenceslaus und das Wohl des Reichs zu berathen, fand sich auch Friedrich ebendasäbst ein. Von vielen der Wähler wurde der Herzog als das würdigste Haupt des deutschen Volkes bezeichnet; aber noch war man zu keiner Wahl geschrit- ten, als Friedrich in Begleitung des Kurfürsten von Sachsen und vielen Edlen Frankfurt verließ. Da wurde er auf Anstiften des Erzbischofes von Mainz vom Grafen von Waldeck am 5 Junius 1400 unweit der Stadt Aitzlar überfallen, und von dem mainzischen Ritter Hartingshausen ersto- chen. Den schnöden Mord ihres Bruders zu rachen, zogen Bernhard und Heinrich, unterstützt von vielen Fürsten, Edlen und Städten, auf das Eichs- feld, und übergaben den gefangenen Mörder dem Nachrichter. Während dieser Fehde wurde Heinrich von dem mit dem Erzbischöfe von Mainz-ein- verstandenen Grafen Bernhard von der Lippe 1404 gefangen und nach dem Schlosse Falkenberg geführt. Erst gegen die Zusage eines großen Lösegetdes erhielt der Fürst seine Freiheit wieder. Im Jahre 1409 kamen Bernhard und Heinrich überein, das Erbe ihres Vaters, welchem sie seit dem Tode Friedrichs gemeinschaftlich vorge- standen hatten, unter einander zu theilen. Demgemäß wählte Heinrich das Fürftenthum Lüneburg, und ließ seinem Bruder Bernhard die Lande Wol- fenbüttel und Calenberg. Achtes Kapitel. Uebersicht der inneren Verhältnisse.' Noch zeigte sich das Ansehen der Kirche fortwährend im Wachsen. Ritter und Bürger wetteiferten mit einander in Zuvorkommenheit und De- muth gegen die Geistlichkeit, also daß einzelne Klöster schon jetzt durch Schenkungen jeder Art zu einem ungewöhnlichen Reichthume gelangten. Daraus folgte nothwendig, daß dieselbe ihres früheren einfachen Lebens vergaß und sich weltlichen Genüssen ergab, statt sich mit dem Dienst der Kirche und der Unterweisung des Volkes zu begnügen. Aebte und Präla- ten sah man in Ritterkleidung stolziren und an Schlachten Theil nehmen; überall gelang es ihnen, die Freiheit ihrer Untergebenen von Abgaben zu erreichen. Wer sich an ihnen vergriff, konnte nur durch hartt Buße oder

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 39

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Siebentes Kapitel. 39 sich im Dom, in dessen Gängen das Blut floß; selbst der Kaiser konnte den Streit, aus welchem der Bischof als Sieger hervorging, nicht be- schwichtigen. Unter allen deutschen Fürsten genossen die Herzoge von Sachsen ver- möge der Ausdehnung ihres Volkes und der demselben innewohnenden Kraft des höchsten Ansehens im Reiche, bis ihre Macht durch die Kampfe mit den schwäbischen Kaisern enger begrenzt wurde. Die Macht des Adels wuchs, weil der gemeine Freie sich gern seiner Freiheit begab, unr unter dem Schutze eines gewichtigen Herrn zu stehen, der ihn vor Willkür und Druck sicherte. Eine Menge gräflicher Geschlechter tauchen in dieser Zeit auf, denen von den Heczögen die Aufsicht über die den östlichen Anwoh- nern entrissenen Landstriche anbefohlen wurde. Dahin gehören die durch Heinrich den Löwen angesetzten Grafen von Lüchow und Dannenberg, denen mit der Sicherung der sächsischen Grenze oblag, die am linken Elb- ufer wohnenden Stamme der Slaven in Unterwürfigkeit zu erhalten. Weil die deutschen Kaiser noch an keine Residenz gebunden waren, finden wir sie abwechselnd in den verschiedensten Theilen des Reiches, wo sie öffentlich zu Gericht saßen, um auf die Klagen' der Unterthanen gegen die Fürsten zu hören. Vorzugsweise hielten sich die sächsischen Kaiser im nördlichen Deutschland auf, theils weil sie sich dem Stamme der Sachsen am nächsten verwandt fühlten, cheils weil sie nur vermöge des Einflusses, welchen sie in diesen Ländern ausübten, über das gesammte Deutschland zu gebieten vermochten. In Grone, wahrscheinlich auf dem Hagenberge bei Göttingen zu suchen, und in Werla auf ihren Pfalzen — die letztere wurde spater nach Goslar verlegt — finden wir die Kaiser häufig mit ih- rem glanzenden Hofe; für die Ottonen war Poelde ein Lieblings-Aufent- halt. Dadurch, daß langer als hundert Jahre Kaiser aus ihrer Mitte über Deutschland herrschten, gewannen die Sachsen ein Ansehn, dessen sich kein anderer deutscher Volksstamm rühmen konnte; ebendaher ihre Erbitterung gegen die Salier, durch welche sie sich den Franken nachgesetzt sahen. Das Herzogthum Sachsen in seinem Umfange wurde durch die Ächtung Hein- richs des Löwen zerrissen. Seitdem gerieth Westphalen unter die Gewalt geistlicher Herren, namentlich des Erzbischofs von Cöln, und der unter dem Namen eines Herzogthums an Bernhard von Anhalt übertragene Landstrich begriff nur einen geringen Theil des alten Sachsenvolkes. Der Regierung Heinrichs I. verdankt auch unser Land den Aufbau zahlreicher Städte und Schlösser; doch ist es irrig, anzunehmen, daß vor ihm Ostphalen keine ummauerte Plätze gekannt habe; namentlich war Bardewik schon unter Karl dem Großen der Mittelpunkt des Verkehrs

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 61

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Achtes Kapitel. 61 der Städte haben, die sie nur durch Unterstützung der Ritterschaft zu be- schranken hoffen konnten. Mit um so größerer Entschiedenheit handelten die geistlichen Machthaber, gegen Landfriedensbrecher; aber ihr Arm war zu schwach; die Gegner zu sehr verzweigt, häufig voll Zuversicht auf den Schutz ihres Landesherrn. Dagegen übte der geheime Gerichtshof der heiligen Vehme, an deren Spitze mächtige Gebieter zu stehen pflegten, gegen Verbrecher jeder Art eine Gewalt aus, die um so mehr gefürchtet wurde, als man sich ihr, der ver- borgenen , nur schwer entziehen konnte. Dieses Gericht, dessen Beisitzer Vehmgenossen, Wissende genannt wurden, ließ den rasch gefällten Spruch eben so rasch vollziehen; es wurde abwechselnd in den verschieden- sten Gegenden unseres Landes gehegt. Zu rascher Blüthe erhoben sich während dieses Zeitraums die Städte, in denen die vielfach gedrückten unteren Stände sich des Schutzes der Ge- rechtigkeit und eines unbeläftigten Verkehrs zu erfreuen hatten. Nur durch unverrücktes Streben nach dem einigen Ziel der Freiheit ihrer Stadt, welche sie durch erkaufte oder geschenkte Zugeständnisse des Landesherm begründe- ten, konnten die Bürger erstarken. Gerade daß sie sich nimmer einer sorg- losen Ruhe ergeben durften, sondern vor der Feindschaft der Burgherren im- mer auf der Hut sein mußten, verlieh ihnen einen rüstigen, unerschrockenen, ausdauernden Sinn. Weil die errungene Freiheit nur durch Waffen be- hauptet werden konnte, lernten die Bewohner der Städte frühzeitig sich derselben bedienen. In Genossenschaften geordnet, zogen sie in den Streit, an ihrer Spitze gewöhnlich ein kampferfahrener Edler, welcher das Amt ei- nes Stadthauptmanns bekleidete. Außer den Mauern und Thürmen schütz- ten Landwehren die Stadt und deren Weichbild. Auch die kleineren Städte unseres Landes wurden in dieser Zeit mit genügenden Befestigungen ver- sehen. Der durch den Handel erworbene Reichthum ließ nicht allein diese Kosten bestreiten, sondern bot auch die Mittel zum Aufbau prächtiger Kir- chen und geschmackvoll aufgeführter Rathhäuser. Der Bürger war stolz auf den Schutz, welchen ihm ein entweder selbst durchgebildetes, oder von Schwesterstädten entlehntes Recht verhieß. Die Bestimmungen desselben dienten dazu, das Selbstbewußtsein des Einzelnen zu nähren; nur schlechte, feige Handlungen, als Diebstahl und Verläumdung, wurden mit Strenge geahndet; solche, welche mehr aus dem Gefühl ungebändigter Kraft her- vorgingen, oder in der Heftigkeit der Leidenschaften begangen wurden, konn- ten durch Geld gebüßt werden. Die meisten größeren Städte unseres Lan- des kauften sich nach und nach von der Gerichtsbarkeit des fürstlichen Voigts los, so daß selbst der Blutbann in die Hände der selbstgewählten Raths-

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 62

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
62 Erstes Buch. Dritter Abschnitt. Herren überging. Immer entschiedener bildete sich das Ringen nach Unab- hängigkeit aus. Weil nun das Oberhaupt des Reiches nicht immer die erforderlichen Mittel besaß, um die Gesetze für die Erhaltung des Friedens au recht zu erhalten, der Landesherr aber nicht selten sich mit der Ritter- schaft vereinigte, um den Aufschwung der Bürger zu unterdrücken und ih- ren Handel zu schmälern, kamen die Städte des nördlichen Deutschlands denen in Schwaben, am Rhein und an der Donau nach und gingen un- ter einander einen Verband ein, welcher den gegenseitigen Schutz bezweckte. Auf diese Weise entstand der übermächtige Bund der Hanse, welchem sich die meisten Städte zwischen der Elbe und Weser anschlossen und dessen Sitz in Lübeck war. Durch eine solche Vereinigung gewannen auch die kleineren Städte die Mittel, sich vor Beeinträchtigungen von Seiten des Fürsten oder des Herrnstandes zu schützen. Seitdem wurde der städtische Handel mit größerem Erfolge als zuvor betrieben; Jahrmärkte wurden mit Bewilligung der Fürsten gegründet: der Gewerbfleiß innerhalb der schützenden Ringmauern wuchs, und mit ihm die Kraft des Widerstandes. Sonach gelangten einzelne Städte, wie Braunfchweig, Eimbeck und Göt- tingen zu einem bedeutenden Wohlstände. In Lüneburg trug hierzu vor- nehmlich der Ertrag der Saline bei, über deren Betreibung eine Anzahl städtischer Beamte wachte. Mochte auch ein großer Theil des hieraus fließenden Gewinnstes für Klöster und Stifter in das Ausland wandern, so blieb doch der Vortheil, welchen das Gemeinwesen aus den Salzquellen bezog, immer sehr beträchtlich. Daß von der andern Seite bei dem sich mehrenden Reichthum und dem Haschen nach sinnlichen Genüssen der Luxus um sich griff und man sich einem Aufwands hingab, der gegen die frühere Einfachheit sonderbar abstach, müssen wir begreiflich finden. Um- sonst suchte man durch polizeiliche Verfügungen für Kleidung und Tisch ein gewisses Maaß zu bieten. Das fröhliche, derbe Leben ließ sich nicht beschränken; man wollte sich der erworbenen Habe auf alle Weise erfreuen. In Braunschweig, Lüneburg, Goslar, Hannover, Göttingen und Eimbeck war die Bevölkerung in zwei Theile gesondert, in jene bevorrech- tigten Patricier oder Geschlechter, und in die Gemeine. Erstere zeichneten sich durch Reichthum und ritterliches Auftreten aus; sie waren es, aus de- nen fast ausschließlich der Rath besetzt wurde; viele in der Nähe der Stadt liegende Schlösser und Burgen befanden sich in ihren Händen. Nirgends zeigen sich diese Geschlechter einflußreicher als in Braunschweig, wo deren Mitglieder sich durch Kleidung und Bewaffnung von dem ge- meinen Bürger unterschieden. Unter dem Namen der Lilien-Vente hatten sie daselbst eine mächtige Verbindung geschlossen, welche in mehr als

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 68

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Buch. Vierter Abschnitt. t«8 Drittes Kapitel. Das Land Lüneburg. Von Otto von der Haide bis auf die Abdankung Heinrichs des Mittleren. 1434 — 1520. Otto von der Haide, welcher 1434 seinem Vater Bernhard in der Regierung des Herzogthums Lüneburg gefolgt war, sorgte, gleich Heinrich von Wolfenbüttel, für den Schutz des Landes vor raubsüchtigem Adel. Um die hieraus hervorgehenden Kampfe mit Nachdruck durchführen zu können, war der Herzog genöthigt, Gerechtsame und fürstliche Güter an die Bürgerschaft von Lüneburg zu verkaufen. Hieraus ergaben sich im Laufe der Zeit mancherlei Zwistigkeiten zwischen dem seine Rechte wahren- den Herzoge und der nach möglichster Unbeschränktheit strebenden Stadt, in Folge welcher der Handel mancherlei Störungen erlitt. Auf Otto folgte 1445 sein Bruder Friedrich der Gottesfürch- tige, oder der Fromme. Unter der Regierung dieses Herrn war es, daß Lüneburg ein trauriges Bild inneren Zwiespaltes bot. Seit den Zeiten des lüneburgischen Erbfolgestreits, dessen Lasten vor- nehmlich auf ihr ruhten, hatten sich die Schulden der genannten Stadt auf eine solche Weise gemehrt, daß an eine Abtragung derselben auf ge- wöhnlichem Wege nicht gedacht werden konnte. Aus diesem Grunde und weil die erste Ursache des Haders der Stadt mit Herzog Magnus dem Jüngeren besonders aus dem Schutze hervorging, welchen der Rath aus- wärtigen Prälaten in Betreff ihres Antheils an dem Salzwerke angedei- hen ließ, schien die Billigkeit zu erheischen, daß eben diese Prälaten die Abtragung eines Theiles der durch sie gemehrtem Stadtschulden übernah- men. Diesem Verlangen zu willfahren, schien ein Theil der Geistlichkeit bereit, als Dietrich Schaper, Propst des Klosters zu Lüne, feine Genossen zur Weigerung des an sie gestellten Antrages zu stimnien wußte. Daß der Rath der Stadt gegen diesen Aufwiegeler mit Strenge verfuhr, ver- größerte nur die Entschlossenheit der Prälaten, keinerlei Forderung in Be- treff der Besteuerung ihres Salzgutes nachzugeben. Umsonst sprachen rechtserfahrene Männer zu Gunsten der Stadt; die Hartnäckigkeit der Geistlichkeit blieb ungebrochen, und von beiden Parteien wurden Abgeord- nete nach Rom geschickt, um die letzte Entscheidung in dieser Angelegen- heit vom heiligen Vater einzuholen. Hier konnte es den Geistlichen bei

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 94

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
94 Erstes Buch, Fünfter Abschnitt. mit dem Kurfürsten Moritz von Sachsen und den fränkischen Bischöfen zur Bekämpfung des Markgrafen. Dieser jedoch, rascher als sein Gegner, warf sich mit seinem Heere nach Niedersachsin und zog, verstärkt durch eine Menge braunschweigischer Edlen, welche mit ihrem Landesherrn in Zwie- tracht lebten, von Hannover über Peina der Stadt Braunschweig zu, als er bei Burgdorf erfuhr, daß Herzog Heinrich und Kurfürst Moritz bei dem Dorfe Sievershausen gelagert seien, um ihm den Weg zu verlegen. Hier war es, wo am 9. Julius 1553 Markgraf Albrecht den Feind mit seiner bekannten stürmischen Tapferkeit angriff. Lange Zeit schien sich der Sieg auf seine Seite zu neigen; von drei Kugeln getroffen, siel Kurfürst Moritz, und ein großer Theil seiner Sachsen gab die Schlacht verloren, als Hein- rich der Jüngere mit seinen Söhnen Philipp und Karl Victor an der Spitze der Braunschweiger so stürmisch angriff, daß die Brandenburger nicht widerstehen konnten. In dieser Noth stürzte sich der Markgraf mit seinen wieder geordneten Schaaren noch ein Mal auf den Feind; durch ihn siel Philipp Magnus, der Sohn des Herzogs von Wolfenbüttel; bald sah man auch Karl Victor stürzen, und schwer getroffen wurde Herzog Friedrich von Lüneburg aus der Schlacht getragen. Dennoch wurde der Sieg von Heinrich dem Jüngern vollständig erstritten; mehr als 4000 Todte zahlte man auf dem Schlachtfelde, unter ihnen viele Edle aus den braunschweigi- schen Landen. Die Leiche von Kurfürst Moritz wurde nach Sachsen abge- führt, nachdem seine Eingeweide in der Kirche zu Sievershausen bestattet waren. Kaum hatte der geschlagene Markgraf Albrecht sich nach dem südli- chen Deutschland zurückbegeben, als Herzog Heinrich die mit dem Gegner einverstandene Stadt Braunschwelg einschloß und zu dem Versprechen nö- thigte, sich fortan den gemeinen Steuern nicht entziehen zu wollen. So wurde seit langer Zeit zum ersten Male ein freundliches Verhältnis! zwischen Braunschweig und seinem Landesherrn begründet, der, gefolgt von vielen Edlen, 1555 seinen feierlichen Einzug in die Stadt hielt. Heinrich war alt geworden; die stürmische Heftigkeit beherrschte ihn nicht mehr wie in früheren Jahren, und ob er auch seinem Sohne Julius den Uebertritt zur evangelischen Kirche nicht verzeihen konnte, duldete er doch die Ausübung der jungen Lehre in seiner Nahe. Er starb im neun und siebenzigsten Jahre seines Lebens 1568 zu Wolfenbüttel.

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 129

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 129 Kriegslust und Habsucht nicht nur benachbarter Dynasten, sondern auch seiner eigenen trotzigen Vasallen zu ringen, obwohl zu keiner Zeit in die- sem Theile von Westphalcn häufigere Schenkungen zu Gunsten von Klö- stern erfolgten. Nachdem Bischof Arnold, Graf von Altena, 1191 auf ei- ner Kreuzfahrt vor Accon seinen Tod gefunden hatte, und die zwiespältige Kaiserwahl Philipps von Staufen und des Welfen Otto das Reich er- schütterte, litt auch das Bisthum durch die Doppelwahl eines Vorstehers desselben. Bischof Bruno sah sich seines hohen Amtes entsetzt, weil er der Theilnahme an dem 1225 bei Schwelm erfolgten Morde des Erzbischofs von Cöln verdächtig galt. Damals verkaufte Graf Otto von Teklenburg den Bürgern von Osnabrück seine über diese Stadt ihm zustehende Voig- teigerechtigkeit. Seitdem wuchs das Ansehn der Stadt und damit zugleich das Verlangen der Bürgerschaft, ihre Freiheiten gegen die Eingriffe des Domkapitels, ihren Handel gegen die räuberischen Anfalle umwohnender Großen zu schützen. Ihr Bund mit den Städten Soest, Dortmund und Münster, dann ein gleichartiges Streben von Kaiser Rudolph I. für das Reich, erleichterte ihr den Kampf mit der Ritterschaft. Mehr als ein Mal wurden die Städter durch den kriegerifchen Sinn ihrer Bischöfe genöthigt, sich in's Schlachtgewühl zu stürzen. So als Ludwig den Grafen Simon von der Lippe bekämpfte und gefangen nahm. Erst 1305, nachdem er 6 Jahre im Bucksthurme geschmachtet hatte, erhielt der Graf feine Frei- heit wieder. Aber schon 4 Jahre darauf erglühte der Kampf von Neuem, und in der Schlacht auf dem Hallerfelde, wo Bischof Ludwig kämpfend siel, errangen Ritter und Bürger des Hochstifts einen glanzenden Sieg.' Durch Fehden diefer Art nahm der Wohlstand des Bisthums beträchtlich ab; Bischof Johann Ii. sah sich gezwungen, seine besten Schlösser und Aemtec zu versetzen und in dem Grafen Dietrich von der Mark einen Administrator des Stifts zu ernennen. Aber dieser siel in dem Kampfe bei Holthausen in die Gewalt des Bischofs von Minden. Melchior, Her- zog von Grubenhagen, der Nachfolger Johanns Ii., wurde 1363 bei Vad- bergen von dem Grafen von Hoya geschlagen und ergriffen, und in Folge dessen Graf Dietrich noch ein Mal zum Coadjutor des Stifts erkoren. Kaum war durch ihn der Bischof seiner Haft erledigt, als zwifchen beiden Männern ein ärgerlicher Zwiespalt ausbrach, den der Graf von Teklen- burg so glücklich zu benutzen verstand, daß er den größeren Theil des Bis- thums in seine Hände brachte. Die verlorenen Güter wieder zu erwerben, bedurfte es ungewöhnlicher Anstrengungen; dennoch weigerte sich das Domkapitel, einen Theil der Lasten auf sich zu nehmen, welche die Rüstun- gen der Stadt mit sich brachten. Dadurch wurde die Stimmung zwischen 9

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 130

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
130 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. der Geistlichkeit und der Bürgerschaft täglich gespannter. Ein von den Standen und geistlichen und weltlichen Fürsten Westphalenß errichteter Landfrieden konnte nicht immer mit dem erforderlichen Nachdrucke aufrecht erhalten werden, und die Bewohner von Osnabrück mußten sich durch den Bau der Dörenburg gegen die Gewaltthatigkeiten des Grafen von Teklen- burg sichern. Immer entschiedener trat die Macht der Stadt hervor, welche sich durch den Eintritt in den Bund der Hanfe eines eben so blü- henden Handelszuges, als einer gewichtigen Vertheidigung gegen räuberi- sche Edle zu erfreuen hatte. Deßhalb konnte nicht fehlen, daß der Rath der Bürgerschaft bald einen bedeutenden Einfluß bei der Besetzung des bischöflichen Amtes ausübte. Als nun 1424 bei der Wahl Johanns Hl. das Domkapitel der Stimmen der Bürger entbehren zu können glaubte, griffen diese zu Mitteln der Gewalt und behaupteten das Recht der Theil- nahme an der Wahl. Der in Folge dessen von der Geistlichkeit bewirkte Bann über die Stadt konnte deren muthige Bewohner nicht schrecken. Daß auch in Osnabrück die Patricier oder Geschlechter sich einer gewissen Bevorzugung in Besetzung der Rathsstellen rühmten, führte hier zu ähnli- chen Spaltungen, wie in Braunschweig und Lüneburg. Folgenreicher war der Zwist, welcher zwischen dem 1437 zum Bi- schöfe erkorenen Erich l., Grafen von Hoya, und seinem herrschsüchtigen Domkapitel ausbrach. Der Domdechant Johann von Vacendorp scheute sich nicht, 1441 seinen Gegner gewaltsam aus dem Dome zu werfen und jede Hoheit des Bischofs über das Domkapitel in Abrede zu stellen. Hier- aus entspann sich eine langdauernde Fehde, in welcher die Bürger von Os- nabrück Schloß Fürstenau stürmten und den gefangenen Grafen Johann von Hoya nach dem Vucksthurm abführten. Erich I. aber wurde 1442 vom Domkapitel entsetzt, und statt seiner Heinrich, Graf von Mörs, er- koren. Daß die Stadt die Befreiung des Grafen Johann verweigerte, zog ihr die kaiserliche Acht zu. Unter Bischofkonrad Ui., Grafen von Utrecht, wurde auch in den Klöstern des Hochstists Osnabrück die Reformation durchgeführt, welche Busch in den braunschweigischen Landen betrieben hatte. Im Jahre 1489 brach endlich der Unwille der Bürgerschaft über eine reiche, sittenlose, jeder Besteuerung sich entziehende Geistlichkeit sich Bahn, und mit Mühe konnte ein blutiger Aufstand gestillt werden. Der 1508 zum Bischöfe erkorene Erich I!., Herzog von Grubenhagen, lud durch Vorliebe für den Adel und durch Begünstigung der Geistlichkeit früh- zeitig den Haß eines Theiles seiner Unterthanen auf sich.

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 131

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweite Kapitel. 131 Zweites Kapitel. Geschichte von Stadt und Stift Osnabrück. Von den Zeiten der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 1521 — 1648. Die Verachtung, welche die Geistlichkeit von Osnabrück durch Hint- ansetzung der Gebote der Sittlichkeit bei den Bürgern auf sich geladen hatte, mußte wesentlich dazu beilragen, der Lehre Luthers den Eingang in diese Stadt zu erleichtern. Schon 1521 fand der neue Glauben daselbst zahlreiche Anhänger, wiewohl die ersten Verkündiger desselben sich Verfol- gungen der verschiedensten Art ausgesetzt sahen. Wie in Hildesheim, so setzte auch hier das Domkapitel der Verbreitung der jungen Lehre den leb- haftesten Widerstand entgegen; wie dort, so hatte es auch hier des Bei- standes eines mit Geschlechtern besetzten Rathes sich zu erfreuen, und er- laubte sich Willkürlichkeiten und Gewaltstreiche, ohne sich den öffentlichen Lasten zu unterziehen. Solche Unbilden glaubte die Bürgerschaft nicht langer ertragen zu dürfen; sie ergriff 1525 die Waffen und vertrieb einen Theil der Geistlichkeit. Da zog Erich Ii. mit einem mächtigen Heere ge- gen die Stadt; die Bürger verzagten; mit Geld mußten sie die Rache des Fürsten abkaufen und die verjagten Priester wieder aufnehmen. Dennoch behielt das Evangelium seine heimlichen Freunde, bis 1532 bei der Wahl von Franz Ii., Grafen von Waldeck, der so lange verfolgten Lehre freie Ausübung zu Theil ward. Mit Ernst und Nachdruck hatten Rath und Regierung ihre Unterthanen vor ähnlichen Freveln zu bewahren ge- wußt, wie solche die Schwesterstadt Münster an den Rand des Verderbens brachten. Strenge wurden die Wiedertäufer, welche sich in's Thor von Osnabrück zu schleichen gewagt hatten, gezüchtigt; es bedurfte der höchsten Wachsamkeit, um zu verhüten, daß nicht auch in Osnabrück ihrem unhei- ligen Beginnen Raum gegeben wurde. Dagegen ertheilte der milde, fromme Bischof Franz Ii. seinen Bürgern die Erlaubniß zur Berufung von Prädicanten. Dem an ihn ergangenen Rufe Folge leistend, begab sich 1543 Hermann Bonn von Lübeck nach Osnabrück. Durch ihn wurde eine Kirchenordnung entworfen und eingeführt; bald nahm die ganze große Stadtgemeine, mit Ausnahme einer kleinen Zahl von Bürgern, welche dem römischen Gottesdienste im Dome getreu blieb, das heilige Nacht- 9 *
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