Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 160

1898 -
— 160 — nicht herauskam, so war der Krieg eine unabwendbare Notwendigkeit. Demselben Zwang unterlag Preußen. Solange der deutsche Bund in der bisherigen Weise bestand, kam Preußen aus der unwürdigen Abhängigkeit von Österreich und den mit diesem zusammengehenden deutschen Staaten nicht heraus. Es war eben eine Unmöglichkeit, daß innerhalb eines Bundes, eines Staatenbundes, zwei Großmächte neben einander wohnen konnten: entweder die eine ordnete sich unter (Preußen zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.), dann wurden sie von einer Stufe zur andern herabgedrückt und gerade deswegen mit stetem Mißtrauen und steter Eifersucht betrachtet, oder beide machten ihre Stellung als gleichberechtigte Großmacht geltend (1864—1866), da mußte es schließlich zum Krieg kommen. Daß aber Österreich nicht diesem unhaltbaren Verhältnis durch Ausscheiden aus dem Bunde ein Ende machte, das lag daran, daß es eine Einbuße an Macht befürchtete, wenn es seine Stellung in Deutschland nicht behauptete, und daran, daß es sich nicht gewöhnen konnte, in Preußen eine ebenbürtige Großmacht zu sehen, sondern in seinem Beherrscher immer nur den Nachkommen der brandenburgischen Kurfürsten erblickte, die den Kaisern aus dem Hause Österreich Unterthan waren. 2. Welche Erkenntnis bewirkte der Krieg des Jahres 1866 bei den Deutschen? — Mit den überraschend schnellen Niederlagen, mit der Verlassenheit und Hülslosigkeit der westlichen und südlichen Staaten drängte sich unabweislich die Gewißheit von der Schwäche des deutschen Bundes auf. Weiter wußten nun die kleineren deutschen Fürsten, daß auf Österreich kein Berlaß sei, ebensowenig auf Frankreich, und so blieb nichts übrig als der vorher so verhaßte Anschluß an Preußen, das seine Kraft und die Fähigkeit, Bundesgenossen zu schützen, soeben glänzend bewiesen hatte. 3. Wie benimmt sich der Sieger? — Mit großer Mäßigung. Die Länder, die zum Bestand des preußischen Staates nötig sind, nimmt er allerdings in Besitz, denn es durfte nicht wieder vorkommen, daß der östliche Teil der preußischen Monarchie von dem westlichen durch feindliche Staaten geschieden war, aber das völlig besiegte Österreich braucht gar kein Land abzutreten und nur geringe Kriegskosten zu bezahlen, und ebenso mild werden die süddeutschen Staaten behandelt. König Wilhelm und sein großer Minister sieht in den Besiegten schon die Bundesgenossen. Sie haben also den Krieg geführt um des Friedens willen, wie es sein muß. 2. Die Vorbereitung zum Kriege. Ziel: Wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck mit der Volksvertretung um die Vorbereitung zu diesen Kriegen in Streit gerät. I Worin bestand die Vorbereitung? — König Wilhelm sah ein, daß das preußische Heer für einen Krieg nicht genüge, daß es an Offizieren und Mannschaften vergrößert, daß es besser eingeübt, mit besseren Waffen versehen werden müsse. Wenn das nicht geschehe, so

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 163

1898 -
— 163 — der König und Bismarck die deutsche Ehre hoch hielten, und zwar mit Erfolg; als man gesehen hatte, wie das preußische Heer sich bewährte. So sollte man denken, aber der Konflikt dauerte fort. In der schleswig-holsteinischen Frage stellte sich das Abgeordnetenhaus sogar auf Seite des Prinzen von Augustenburg, — bekämpfte also nicht nur das Interesse Preußens, sondern auch das Deutschlands. Aber als die ungeheuren Erfolge des Jahres 1866 hinzukamen, da stand eins unwiderleglich fest, — die Richtigkeit und Trefflichkeit der Armeereorganisation. Und als nach der Rückkehr aus Böhmen die preußische Regierung die nachträgliche Genehmigung für die gemachten Ausgaben bei dem Abgeordnetenhause nachsuchte, — da war die große Mehrheit der Abgeordneten besiegt. Sie sahen ein, wie ehrlich es die Regierung meine, die so große Erfolge errungen hatte, die von der Bevölkerung mit Jubel empfangen worden war, die jetzt, wenn sie es wollte, die Volksrechte vernichten konnte, die aber gerade jetzt die Hand zur Versöhnung reichte. Die gewünschte Genehmigung wurde erteilt. Zusammenfassung: Beilegung des Konflikts. Gesamterzählung: 1. Reorganisation des Heeres; 2. Konflikt; 3. Bismarck (Bundestagsgesandter, Gesandter in Petersburg, in Paris, Ministerpräsident): 4. Beendigung des Konflikts. Überschrift: Die K o n f l i k t s z e i t. Ii b. Vertiefende Betrachtung. 1. Der König während dieser Zeit. — Was der König für richtig erkannt hat, das führt er mit Hülfe seines Ministers siegreich durch zum Wohle seines Volkes. Er läßt sich durch nichts irre machen, sondern bleibt fest eine ganze Reihe von Jahren hindurch. Das zeugt von großer Charakterstärke. Die feste Überzeugung von der Richtigkeit seiner Ansicht und von der Reinheit seiner Absicht giebt ihm die Kraft zu erfolgreichem Handeln. Gerade aber dieses Bewußtsein mußte es ihn um so schmerzlicher empfinden lassen, daß sein Plan von seinen eignen Unterthanen, zu deren Besten er ihn doch durchführen wollte, so wenig gewürdigt, ja sogar bekämpft wurde, daß er anstatt Dankbarkeit Feindschaft erntete. Als dann die Ereignisse ihm recht gegeben hatten und er keines Beweises und keiner Rechtfertigung mehr bedurfte, da mag es ihn wohl Überwindung gekostet haben, nunmehr nicht als Sieger die volle Anerkennung des Abgeordnetenhauses zu fordern, sondern die nachträgliche Genehmigung für die gemachten Ausgaben nachzusuchen. Doch er sagte sich, daß der volle Friede mit seinem Volke, das Verscheuchen auch des letzten Zweifels an der Redlichkeit feiner Gesinnung der Verfassung gegenüber dieses Opfer wert sei. 2. Bismarck. — Fast noch schlimmer als der König war in dieser Zeit sein Minister dran. Auf ihn häufte sich aller Haß und alle 11*

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 161

1898 -
— 161 - müsse er, wie sein Bruder im Jahre 1850, alle Forderungen anderer Mächte, besonders Österreichs, gewähren, also immer, auch zum Nachteil Preußens, nachgeben; denn er könne es ja nicht auf einen Krieg ankommen lassen. Wie kann aber darüber mit der Volksvertretung ein Streit entstehen? — Sie hatte die Geldmittel zu verwiegen. Nun wollen entweder die Volksvertreter überhaupt keinen Krieg (vielleicht gab es unter ihnen Großdeutsche, die zum mindesten einen Bruderkrieg mit Österreich nicht billigten), sie wollen also auch keine Vorbereitung dazu, oder sie halten die Art der Vorbereitung für verkehrt. Vielleicht auch waren ihnen die Geldopfer, die entstehen mußten, zu groß. — Wir haben aber doch gesehen, daß die Kriege notwendig waren, werden die Schüler sagen, daß also auch die Vorbereitung dazu notwendig war, denn ohne sie wären solch große, schnelle Erfolge nicht erreicht worden. Ja, das wissen wir jetzt, das wußten aber die Volksvertreter vor den Kriegen nicht. — Da sehen wir, wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck klarer und richtiger die Zukunst vor Augen hatten, wie sie sich besser überlegt hatten, daß der vorhandene Zustand unerträglich sei, daß er geändert werden müsse; und wie sie dementsprechend die Mittel vorbereiteten. — Aber daß die Volksvertreter dem König und Bismarck nicht die bessere Einsicht zutrauten! werden die Schüler sagen, wird doch jetzt noch Bismarck als der größte Staatsmann gefeiert (Angaben dessen, was den Schülern davon bekannt ist). Daß darüber sogar ein Streit entstehen konnte! Ii a. Daran lag es eben. Damals wurde Bismarck nicht für einen großen Staatsmann gehalten. Man hatte in ganz Deutschland gegen ihn das größte Mißtrauen. — Äußerungen oder Thaten Bismarcks müssen die Veranlassung gewesen sein. In den Jahren 1849 und 1850 war er preußischer Abgeordneter und hatte als solcher öffentlich gegen die Frankfurter Nationalversammlung gesprochen, er hatte sogar den Olmützer Vertrag gutgeheißen und sich als einen Freund Österreichs gezeigt. — Man meinte, Bismarck sei ein Feind aller Freiheit des Volks, ein Feind der Einigung Deutschlands, ein Freund des deutschen Bundes, dazu wolle er Schleswig-Holstein den Dänen preisgeben. Das paßt aber gar nicht zu dem, was wir von Bismarck wissen! — Es muß eine große Umwandlung mit ihm vorgegangen sein. Die Umwandlung geschah in Frankfurt a. M., wohin er noch von Friedrich Wilhelm Iv. als Bundestagsgesandter sür Preußen geschickt wurde. — Hier erkannte er, daß es Österreich auf Preußens Erniedrigung abgesehen habe, um in Deutschland zu herrschen; er erkannte die Schwäche und Jämmerlichkeit des deutschen Bundes; er sah ein, daß Deutschland -» geeinigt werden müsse, um das ihm gebührende Ansehn zu erlangen (Dänemark!), ec sah ein, daß eine Einigung nur unter Ausschluß Österreichs möglich sei (Gründe!). Zusammenfassung: Der Umschwung in Bismarcks Ansichten. Staude u. Göpfert, Präparationen. Band V. 1 i

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 164

1898 -
— 164 — Feindschaft der Abgeordneten und des Volkes. Denn er, so glaubte man, gebe dem König die schlechtesten Ratschläge. Er mußte Hohn und Spott ertragen (es wurde sogar ein Attentat auf ihn gemacht). Auf Bismarck lag eine ungeheure Arbeitslast! den König beraten, alle Geschäfte mit den andern Staaten führen, dazu der Kampf mit der Mehrheit des Abgeordnetenhauses! Doch der eisenfeste Mann „der eiserne Kanzler" bewältigte alle diese Arbeit, er bewies, welche gewaltige Thatkraft ihm innewohne. Dabei sehen wir, wie er getrieben wird von der rechten Treue gegen seinen König und sein Vaterland, das er aus der un- würdigen Lage herausführen und groß und mächtig machen will. Auch er achtet trotz des Konflikts die Verfassung und denkt nicht daran, sie zu beseitigen, das sehen wir aus dem Rat, den er seinem König gab, die nachträgliche Genehmigung des Abgeordnetenhauses nachzusuchen. Bismarck erkennt also das Bewilligungsrecht der Abgeordneten voll an und hat nur in der Voraussicht dieser nachträglichen Genehmigung den Streit durchgeführt. Mit seiner Arbeits- und Thatkraft verbindet sich also das Gefühl für das Recht. Auch bleibt er nicht starr bei seiner Meinung, sondern ist empfänglich für andere Ansichten und ändert die seinigen, sowie er sich von einem Irrtum überzeugt hat. Bewundern müssen wir außerdem die Klugheit, mit der er die Dinge durchschaut, so daß er die Folgen vorausberechnen kann. (Für alle diese Sätze sind leicht Belege aus dem Vorhergehenden zu beschaffen.) 3. Die Abgeordneten. — Wenn sich auch die Abgeordneten über das Werk des Königs völlig im Irrtum befanden, wenn sie auch Bismarck gänzlich verkannten, so ist doch anzuerkennen, daß ihr Widerspruch ebenfalls aus dem Bestreben hervorging, das Interesse des Landes, des Volkes zu vertreten. Darum konnte es denn auch zu einer Versöhnung kommen: das Abgeordnetenhaus erkennt seinen Irrtum an, die Regierung erkennt dessen Befugnis an, die Geldausgaben des Staates zu bewilligen. Iii. Vergleichende Zusammenstellung. 1. Zusammenstellung der Ereignisse. — 1861 — 1866 Konfliktszeit (Ursache: Reorganisation des Heeres; kämpfende Parteien: König, Bismarck — Abgeordnetenhaus; Ende: die Erfolge von 1866); 1861—1866 Zeit der Einigung Deutschlands (Werkzeug: das reorganisierte Heer; Baumeister: König Wilhelm I. und Bismarck; Aufrichtung der Einigung: 1866). 2. I n England hätte der König dem Parlament nachgeben und Bismarck entlassen müssen. — Vergleich der englischen mit der preußischen Verfassung. Parlamentarische Regierung (Vorteile — Nachteile). Auch Deutschland hat keine parlamentarische Regierung. 3. Zusammen st ellung derereignisse des Jahres 1866. — Es ergiebt sich, daß die Schlacht bei Königgrätz die Entscheidung gegeben hat.

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 165

1898 -
— 165 — 4. Österreichs Verhalten in der schleswig-hol-st e i im scheu Frage erinnert uns an Früheres. — An sein Verhalten in der Frage um Pommern zur Zeit des großen Kurfürsten, an das zur Zeit Friedrichs des Großen (der als Nationalheld erscheint). Es bestätigt sich auch hier wieder: was für Österreich gut war, war für Deutschland nicht gut, aber was für Preußen gut war, war auch für Deutschland gut. Darum war Österreichs Ausscheiden aus Deutschland eine Notwendigkeit. 5. Von zwei Fragen haben wir qesprochen. — Von der schleswig-holsteinischen: „Soll Schleswig-Holstein deutsch bleiben oder dänisch werdenund von der deutschen: „Welche der beiden deutschen Großmächte soll die Leitung der übrigen deutschen Staaten übernehmen, Preußen oder Österreich?" Im Jahre 1848 hatte keine dieser Fragen gelöst werden können, denn damals fehlten die rechten Männer mit klarem politischen Blicke, um die passenden Vorbereitungen zu treffen und eine thatkräftige Ausführung zu betreiben; sie wurden 1864 und 1866 gelöst, als diese Bedingung erfüllt war; die deutsche Frage harrte allerdings noch der vollständigen Lösung, denn eigentlich war nur Norddeutschland geeinigt im norddeutschen Bund, aber der Main war schon überbrückt durch die Schutz- und Trutzbündnisse. 6. Wie haben Kaiser Wilhelm I. und Bismarck ihre Siege benutzt im Vergleich zu Napoleon I.? — Wilhelm I. versagte es sich, 1866 in Wien einzuziehen, Napoleon hätte das nicht vermocht, ebensowenig wie er vermocht hätte, den Besiegten so milde Bedingungen aufzuerlegen. Er kannte nicht die Mäßigung im Siege Er dachte auch nicht daran, sich wahre Freunde zu gewinnen, er rechnete nur mit Furcht und Eigennutz. Wilhelm I. gewann nicht nur die süddeutschen Fürsten auf die Dauer für sich, sondern später sogar das bestegte Österreich. Diese Erfolge hatte er feiner Mäßigung tro Siege zu verdanken. Napoleon führte den Krieg um des Krieges willen, Wilhelm I. um des Friedens willen, ebenso wie Friedrich der Große, wie die Verbündeten 1813—1815. 7 Noch ein großer Unterschied zeigt sich bei Vergleichung der Jahre in der Mitte unseres Jahrhunderts und der sechziger Jahre. — 1850 mischte sich Das Ausland m die deutschen Angelegenheiten, ebenso wie früher (1803, 1815), 1864 und 66 nicht. Bis 1866 hatte die Staatskunst Bismarcks die Einmischung zu verhüten gewußt, nach 1866 war Preußen stark genug, jolche Einmischung zurückzuweisen. 8 Die Ansichten der deutschen Fürsten vor 1866: — völlige Souveränität ist oberstes Erfordernis; nach 1866: — dabei kommt es (trotz aller persönlichen Tüchtigkeit) nur zur Vereinzelung und jammervollen Schwäche und zum Betteln um die Hülfe des Auslandes (Nachweis). Iv. Systematische Zusammenstellung. 1. Historisches System:

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 139

1898 -
— 139 — tionalversammlung in Frankfurt. D i e deutschen Fürsten geben ihren Staaten Verfassungen. Ii b. Vertiefende Betrachtung. Hätte den Revolutionen in Deutschland vom Jahre 1848 vorgebeugt werden können? — Wenn die deutschen Fürsten die Wünsche ihrer Unterthanen wohlwollend berücksichtigt und nach dem Wiener Kongreß in ihren Staaten Volksvertretungen eingerichtet hätten, wenn sie dem Beispiele Karl Augusts von Weimar gefolgt wären und nicht den Fürsten Metternich als maßgebend betrachtet hätten; wenn vor allem in Preußen die Ausbildung der staatlichen Zustände, die der Freiherr vom Stein im Jahre 1807 begonnen hatte, fortgesetzt worden und in dieser Entwicklung nach 1815 kein Stillstand eingetreten wäre, dann hätte die Revolution der Franzosen im Jahre 1848 die Deutschen so wenig zur Nachahmung gereizt, wie im Jahre 1789. Freilich kann die Revolution in den verschiedenen deutschen Ländern trotzdem nicht gutgeheißen werden, sie ist zu verdammen, wie die französische vom Jahre 1789. Denn wenn auch aus Revolutionen, wie aus anderen unrechten Thaten, manches Gute entsprungen ist, so wird doch damit das Ungesetzliche, das Schlechte, das Verbrechen, nicht gutgeheißen. Denn das Gute kann auch auf gutem Wege erreicht werden. Es muß ja Ärgernis kommen, doch wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt! Iii. Vergleichende Zusammenstellung. 1. Das deutsche Volk 1789—1848. — 1789 dachte niemand in Deutschland an Revolution, man wandte sich voll Abscheu ab von den Greuelthaten in Paris; gerade das Gegenteil von dem trat ein, was die französischen Revolutionsmänner gehofft hatten: die Treue der Deutschen gegen ihre Fürsten wurde gestärkt. 1848 aber ließen sich die Deutschen sofort verleiten, das Beispiel der Franzosen nachzuahmen. Und doch bestanden in Deutschland 1789 viele von den Übelständen, gegen die sich das französische Volk auflehnte, und 1848 waren d i e Zustände in Deutschland viel besser als 1789! — Durch die Franzosen waren die freiheitlichen Ideen, war die Abneigung gegen die absolute Regierungsweise in ganz Europa und besonders in Deutschland verbreitet worden. Denn Deutschland war wohl unter den europäischen Ländern von ihnen am meisten durchzogen worden, manche deutsche Gebiete wurden ja geradezu von den Fremden beherrscht (Nordseeküste, Westfalen). — Dazu kamen die Kriege gegen Frankreich, in denen die Deutschen ihre Kraft kennen, in denen sie sich fühlen gelernt hatten. So hatte sich die größere politische Reife mit dem erwachten Selbstbewußtsein verbunden, und die Unzufriedenheit mit den bestehenden Zuständen war geweckt worben und der Drang, sie umzuänbern.

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 140

1898 -
— 140 — 2. Die Entwicklung Preußens — die Entwicklung Frankreichs — die Ansichten Metternichs. — Schon bei der Besprechung der französischen Revolution sahen wir, daß die Umänderung und Verbesserung der menschlichen Dinge in allmählicher Entwicklung geschehen muß, so wie in Preußen vom großen Kurfürsten an, wenn auch mit Unterbrechungen, bis 1807, sonst kann das Volk in seinem vergeblichen Streben nach Änberung der Verhältnisse auf den Abweg der Revolution kommen, und dann geschieht die Entwicklung ruckweise, unter großen Stürmen und vielen Irrwegen (1793, 1794, Napoleon). Metternich aber glaubte, das Volksleben könne stillstehen bei dem Grundsätze: Sache des Volkes ist es zu gehorchen, das Herrschen gebührt dem Fürsten allein. Dabei würden sich Fürst und Volk am wohlsten be-fittben. Die es aber ctnbers haben wollten, seien unnütze Freiheitsschwärmer und Volksverführer, die man mit allen Mitteln bekämpfen und beseitigen müsse. Über biefe Ansicht verlor Metternich freilich in unrühmlicher Weise seine herrschenbe Stellung, so daß er vielleicht nunmehr wenn auch zu spät einsah, welch verkehrtem Glauben er gehuldigt habe. 3. Vergleich zwischen unumschränkter und beschränkter Monarchie. — Vorteile und Nachteile beiber Staatsformen unter Verwertung der früheren Besprechungen (beim großen Kurfürsten, Sub-wig Xiv., Stein). „Die Willkür, welche selbst in den Hänben eines wahrhaft großen Regenten (ba keiner allwissenb ist) eine Gefahr ist für ihn und sein Land, wirb zu einem öffentlichen Unglück bei einem tyrannischen, noch mehr bei einem schwachen Regenten, der sich von Schurken mißbrauchen läßt. Unter dem einen wie dem anbetn besteht der eigentliche Fluch barin, daß die offenfunbige Straflosigkeit der Willkür und des Unrechts die Beamten zu Gewohnheitsverbrechern und alle Nichtbeamten zu Feinben des Staats und feiner Drbnung macht. Mit einem Wort, die Einschränkung des Rechts der Willkür raubt dem Inhaber der Staatsgewalt nichts weiter als die Versuchung, durch Mißbrauch seiner Allgewalt sich selbst zu schaben; sie ist folglich keine Schwächung, fonbern eine Stärkung, keine Verstümmelung, fonbern eine Hebung wahren Fürstenrechts" (Oncken). It. Systematische Zusammenstellung. 1. 1815—1848 deutsche Verfassungsfrage: der Xiii. Artikel der Bunbesakte; Karl August, Großherzog von Sachsen-Weimar; Unzusriebenheit im übrigen Deutschland; Kluft zwischen Fürsten und Unterthanen; Fürst Metternich; Demagogenhetze. 1848 französische Revolution; Revolution in Baden, Wien, Berlin zc. Preßfreiheit, Schwurgerichte, ein beutfches Parlament; Nationalversammlung in Frankfurt a. M.; vergebliches Tagen und Reben. Späterhin Erteilung von Verfassungen, Volksvertretungen.

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 143

1898 -
— 143 — Bedenken, um der Kaiserkrone willen einen Krieg zu führen. — Aber das ganze deutsche Volk konnte doch seinen Willen durchsetzen und einen Kaiser wählen, ohne daß ein Krieg entstand? werden die Schüler sagen. Wir werden sehen. Ita. Wir wissen, was nötig ist, um ein schweres Werk durchzuführen. — Ein klarer, fester Entschluß, kluges Überlegen und Vorbereiten der Mittel und kräftiges Ausführen. Wie war's mit dem klaren, festen Entschluß der Nationalversammlung? — Die einen wollen ein Kaiserreich, die andern eine Republik. Also von vornherein Uneinigkeit. Uneinigkeit bestand aber auch unter denen, die ein deutsches Kaiserreich haben wollten. Die einen wollten ganz Deutschland, wie es damals war, im Reiche vereinigt sehen, die andern wollten ein Reich, wie wir es haben. — Ohne Österreich. Die eine Partei nannte man die Kleindeulschen, die andre die Großdeutschen. — Erklärung. Unklarheit der Großdeutschen, die nicht begriffen, daß ein Reich mit Österreich eine Unmöglichkeit sei, und daß diese Unmöglichkeit für Deutschland als ein Glück betrachtet werden müsse. — Weiter bestand Uneinigkeit darüber, ob das deutsche Reich ein Erdreich werden solle ober — ein Wahlreich. Was benkt ihr über die Erfüllung der zweiten Forderung? — Bei solcher Uneinigkeit und Unklarheit über das Ziel war weder ein gemeinsamer fester Entschluß möglich, noch kann man kluges Überlegen und Borbereiten der Mittel erwarten. Was hätte die Nationalversammlung vor allem andern überlegen müssen? — Abgesehen vom Ziel: ob ihre Beschlüsse durchzuführen feien, und welche Mittel dazu in Bereitschaft gesetzt werden müßten. Vor allen Dingen also hätte sie sich des Beistandes der deutschen Fürsten versichern müssen, minbestens des Fürsten, von dem sie Zustimmung hoffen konnte, des Königs von Preußen. Denn die Nationalversammlung mußte sich in den Stand setzen, ihren Beschlüsien auch mit Gewalt Geltung zu verschaffen, dazu aber brauchte sie ein Heer. und das hatten nur die größeren Fürsten, also z. B. der preußische König. Oder sie hätte ein eigenes Heer aufstellen müssen. Das alles wurde versäumt und die Zeit, wie wir schon gesehen haben, mit schönen Reden verbracht. Von einem kräftigen Ausführen konnte also gar nicht die Rede sein. Wovon hing es also schließlich ab, ob das, was die Nationalversammlung beschloß, durchgeführt wurde? — Bon dem guten Willen der Fürsten, in erster Linie des Königs von Preußen; beim der Kaiser von Österreich suchte natürlich jebe Einigung zu Hinbern; aber auch der preußische König wirb nur dann bereit gewesen sein, die Beschlüsse der Nationalversammlung burchführen zu helfen, wenn sie für ihn vorteilhaft waren. So war's nun. Denn nach langen und zum Teil sehr heftigen Beratungen wurde, allerdings mit fehr geringer Stimmenmehrheit, der

9. Abth. 2 - S. 319

1823 - Elberfeld : Büschler
Beschluß. 319 den Völkern und Herrschern gebot, in dem Größten wie in dem Kleinsten nur der Stimme der Pflicht und Tugend Ge- hör zu geben. Da steht nun der sichere Leitstern, welcher nimmer verdeckt ist, und nie seinen Platz verändert. Nun kann, was Heute als Weisheit gegolten, Morgen nicht mehr als Thorheit gelten, und die Klugheit kann nicht mehr mit dem Drange der Nothwendlgkeit oder der Berechnung des Vorthcilö entschuldigen, was dem Rechte und der Wahr- haftigkeit entgegen ist. Was diesen entgegen ist, soll nicht mehr geschehen, unter keinerlei Vorwand, und wenn die ganze Welt zu gewinnen wäre. Was Theodorich, was Karl den Großen in ihren Bildungen leitete, was der ächte Grundgedanke im Kaiserthum und Papstthum des Mittel- alters gewesen, was einzig die Welt binden und ihre Hän- del zu einem wohlgefälligen Schauspiele machen kann, der christlich einige und fromme Sinn, er wurde von den Herr- schern , die den neuen Bund gestiftet, mit Bewußtseyn, klar und bestimmt, als Gesetz der Völker ausgesprochen. Und was den Werth der Gabe erhöhte, war, daß die drei Stif- ter gleichsam die Vertreter der verschiedenen Zweige gewe- sen , in welche das Christenthum sich getheilt hat. Die un- sichtbare Kraft der, in allen Formen ganz einigen und glei- chen Gesinnung hatte den Sieg über den Geist der Tren- nung und Verwerfung davon getragen. Es war ein christ- licher Bund. So nahm der einfache, zutrauensvolle und gläubige Sin» diesen Bund auf; er rechnete von ihm an einen neuen Zeit- raum für das Leben der Staaten. 74- Die Jahre 1816 bis 25. Das Jahr 1816 war seit einem Viertel Jahrhundert das erste, welches im völligen Frieden in Europa verfloß. Aber so tief hatten die Schrecken des Krieges, unter welchen das jetzige Geschlecht erwachsen ist, in die Gemüther der Men- schen emgegristen, daß sie, wie zu der Zeit des dreißigjäh- rigen Krieges , den Glauben nicht mehr fassen konnten, der Friede mir seinen Segnungen könne je wieder auf der Erde eme feste Wohnung nehmen. Jedes Gerücht machte Tau- sende vor neuen Ausbrüchen zittern. Auch nahm der Krieg, nachdem er auf den Schlachtfel- dern ausgetobt, in dem Gebiete der Meinungen seinen Sitz. Die Zeiten der alten griechischen undder italienischen Freistaa- ten des Mittelalters schienen zurückgekehrt zu seyn, da ein lever fur seme Meinung und für sein Bild der besten Staats-

10. Abth. 2 - S. 293

1823 - Elberfeld : Büschler
293 Der rheinische Bund. gleich waren, untergeordnet wurden. Die freie Stadt Frankfurt, welche der künftige Sitz der Bundesversamm- lung seyn sollte, ward dem Fürsten Primas zugetheilt, und verlor gleichfalls ihre Selbstständigkeit. Es^ bedarf des richtenden Wortes über diesen Bund nicht; das Schicksal hat ihn bald gerichtet, und die Nach- welt wird sein Andenken vielleicht aus unserer Geschichte zu verwischen suchen. Der deutsche Kaiser, die entwürdigte Krone des alten Reiches von seinem Haupte ablegend , in dem 1006ten Jahre, nachdem Karl der Große sie aufdas seinige gesetzt hatte, er- klärte sich zum erblichen Kaiser der östreichischen Monarchie, den 6. August 1806. ' Welchen Schutz aber das deutsche Land, im Vergleich mit dem des östreichischen Hauses, von dem neuen Beschützer zu erwarten habe, davon zeugte die frische That. Zu eben der Zeit, als der französische Gesandte Bach er zu Regens- burg noch einmal erklärte, daß Frankreich niemals seine Grenzen über den Rhein ausdehnen werde, wurde die Fe- stung Wesel eigenmächtig von Frankreich in Besitz genom- men und zu der 25sten Militärdivision geschlagen. 67. Preußens und Rußlands Krieg von 1806 und 1807. Die Errichtung des rheinischen Bundes war sowohl feind- lich gegen Preußen als gegen Oestreich gemeint; frühere Bundesgenossen, so lange die Reichsverfassung gestanden, sahen beide nun in solche verwandelt, welche beijedemzwiste mit Frankreich ihre Feinde seyn mußten. Napoleon hatte den König Friedrich Wilhelm früher mit der Aussicht hin- gehalten, es könne sich unter seinem Schutze ein nordi- scher Bund, nach dem Muster des rheinischen, bilden, der das nördliche Deutschland umfassen solle; jetzt wurde ein solcher Bund verworfen. Hannover sogar wurde jetzt Eng- land wieder augeboten. Ueberhaupt geschah alles , was Preußen kränken und ihm zeigen mußte, daß der französische Kaiser ein selbstständiges Volk nicht mehr neben sich dulden wolle. — Da glaubte endlich der entrüstete König, die Ehre seines Volkes nicht länger von den übermüthigen Frem- den verhöhnen lassen zu dürfen, und Volk und Heer stimm- ten laut dem Könige bei. Er forderte von Frankreich, daß es seine Truppen aus Deutschland ziehen, die Bildung ei- ues nordischen Bundes nicht hindern, und Wesel nicht als französische Festung behalten sollte. Als diese Punkte
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 10
5 2
6 0
7 0
8 2
9 0
10 11
11 0
12 4
13 3
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 25
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 16
35 10
36 0
37 7
38 1
39 3
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 16
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 3
4 4
5 1
6 0
7 0
8 0
9 5
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 5
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 2
39 0
40 0
41 4
42 0
43 1
44 1
45 6
46 0
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 3
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 10
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 1
74 2
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 9
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 10
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 4
3 2
4 3
5 1
6 0
7 9
8 1
9 25
10 3
11 1
12 2
13 0
14 0
15 1
16 5
17 2
18 0
19 5
20 0
21 11
22 0
23 0
24 1
25 2
26 26
27 2
28 0
29 0
30 27
31 8
32 0
33 93
34 0
35 5
36 2
37 2
38 9
39 7
40 25
41 0
42 3
43 2
44 5
45 1
46 3
47 2
48 0
49 11
50 5
51 3
52 5
53 1
54 16
55 45
56 2
57 1
58 12
59 98
60 1
61 2
62 9
63 8
64 5
65 8
66 0
67 11
68 2
69 0
70 1
71 42
72 1
73 11
74 1
75 9
76 0
77 1
78 2
79 14
80 18
81 56
82 2
83 0
84 1
85 1
86 0
87 0
88 4
89 0
90 0
91 4
92 0
93 3
94 0
95 0
96 0
97 29
98 7
99 2
100 27
101 0
102 3
103 19
104 3
105 1
106 4
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 3
113 1
114 0
115 0
116 5
117 4
118 3
119 0
120 0
121 21
122 3
123 3
124 6
125 0
126 1
127 9
128 0
129 0
130 0
131 15
132 1
133 0
134 0
135 0
136 47
137 1
138 0
139 0
140 10
141 2
142 3
143 9
144 7
145 8
146 2
147 1
148 8
149 0
150 8
151 18
152 3
153 0
154 0
155 35
156 36
157 12
158 0
159 1
160 0
161 6
162 3
163 5
164 0
165 2
166 40
167 2
168 0
169 1
170 15
171 5
172 0
173 8
174 6
175 44
176 10
177 124
178 1
179 17
180 1
181 4
182 92
183 42
184 4
185 1
186 3
187 2
188 0
189 1
190 0
191 4
192 4
193 0
194 4
195 1
196 8
197 6
198 18
199 1