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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 63

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
63 Farbwarenfabrikation-. Ludwigshafen bei Mannheim, Höchst a. M., Elberfeld, Mainkur bei Frankfurt a M. Berlin, Offenbach etc. Cementfabrikation: Stettin, Hannover, Breslau etc. Uhrenindustrie: Glashütte, Schwarzwald. Spielware?ifabrikation : Nürnberg, Sonneberg etc. Möbelfabrikation; Berlin, Dresden, Mainz, Frankfurt a. M., München. Pianofortefabrikation : Berlin, Stuttgart, Leipzig, Dresden d) Handel und Verkehr. § 89. Der Handel Deutschlands wird in seinem Umfange nur von dem Grossbritanniens übertroffen. Er wird be günstigt durch den grossen Reichtum an Erzeugnissen sowohl des Bodens, wie des Gewerbefleisses, durch die günstige Lage an zwei Meeren, durch die günstige Ver- teilung seiner Wasserstrassen, durch ein gut entwickeltes Eisenbahn- und Telegraphennetz und durch die Rührigkeit und Intelligenz seiner Bevölkerung. Zur Hebung und Förderung desselben haben ferner beigetragen die Er- richtung des Zollvereins und die durch die politischen Ereignisse von 1870—71 erfolgte nationale Wiedergeburt, welche dem Reiche eine einheitliche Regelung des Münz-, Mass- und Gewichtssystems und des Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesens schufen. § 90. Das deutsche Eisenbahnnetz weist eine grosse Zahl von Knotenpunkte7i auf. Seit 1871 entstanden hauptsächlich solche Linien, welche die grossen Mittelpunkte des Handels unmittelbar miteinander verbinden. Das Eisen- bahnnetz Deutschlands (48 700 km) hat jetzt das seiner Nachbarländer überflügelt, so dass Deutschland unter den europäischen Staaten in dieser Beziehung die erste Stelle einnimmt. Die grössten Bahnnetze sind im nord- deutschen Tieflande mit dem Knotenpunkte Berlin und im Rheingebiete mit den Knotenpunkten Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M. und Strassburg. Im südöstlichen

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 160

1898 -
— 160 — nicht herauskam, so war der Krieg eine unabwendbare Notwendigkeit. Demselben Zwang unterlag Preußen. Solange der deutsche Bund in der bisherigen Weise bestand, kam Preußen aus der unwürdigen Abhängigkeit von Österreich und den mit diesem zusammengehenden deutschen Staaten nicht heraus. Es war eben eine Unmöglichkeit, daß innerhalb eines Bundes, eines Staatenbundes, zwei Großmächte neben einander wohnen konnten: entweder die eine ordnete sich unter (Preußen zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.), dann wurden sie von einer Stufe zur andern herabgedrückt und gerade deswegen mit stetem Mißtrauen und steter Eifersucht betrachtet, oder beide machten ihre Stellung als gleichberechtigte Großmacht geltend (1864—1866), da mußte es schließlich zum Krieg kommen. Daß aber Österreich nicht diesem unhaltbaren Verhältnis durch Ausscheiden aus dem Bunde ein Ende machte, das lag daran, daß es eine Einbuße an Macht befürchtete, wenn es seine Stellung in Deutschland nicht behauptete, und daran, daß es sich nicht gewöhnen konnte, in Preußen eine ebenbürtige Großmacht zu sehen, sondern in seinem Beherrscher immer nur den Nachkommen der brandenburgischen Kurfürsten erblickte, die den Kaisern aus dem Hause Österreich Unterthan waren. 2. Welche Erkenntnis bewirkte der Krieg des Jahres 1866 bei den Deutschen? — Mit den überraschend schnellen Niederlagen, mit der Verlassenheit und Hülslosigkeit der westlichen und südlichen Staaten drängte sich unabweislich die Gewißheit von der Schwäche des deutschen Bundes auf. Weiter wußten nun die kleineren deutschen Fürsten, daß auf Österreich kein Berlaß sei, ebensowenig auf Frankreich, und so blieb nichts übrig als der vorher so verhaßte Anschluß an Preußen, das seine Kraft und die Fähigkeit, Bundesgenossen zu schützen, soeben glänzend bewiesen hatte. 3. Wie benimmt sich der Sieger? — Mit großer Mäßigung. Die Länder, die zum Bestand des preußischen Staates nötig sind, nimmt er allerdings in Besitz, denn es durfte nicht wieder vorkommen, daß der östliche Teil der preußischen Monarchie von dem westlichen durch feindliche Staaten geschieden war, aber das völlig besiegte Österreich braucht gar kein Land abzutreten und nur geringe Kriegskosten zu bezahlen, und ebenso mild werden die süddeutschen Staaten behandelt. König Wilhelm und sein großer Minister sieht in den Besiegten schon die Bundesgenossen. Sie haben also den Krieg geführt um des Friedens willen, wie es sein muß. 2. Die Vorbereitung zum Kriege. Ziel: Wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck mit der Volksvertretung um die Vorbereitung zu diesen Kriegen in Streit gerät. I Worin bestand die Vorbereitung? — König Wilhelm sah ein, daß das preußische Heer für einen Krieg nicht genüge, daß es an Offizieren und Mannschaften vergrößert, daß es besser eingeübt, mit besseren Waffen versehen werden müsse. Wenn das nicht geschehe, so

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 168

1898 -
— 168 — ist eigentlich mehr als naiv. Es ist nur erklärlich ans der Meimmg: Uns Franzosen ist alles erlaubt, der deutsche Michel aber hat sich alles gefallen zu lassen.*) Damals, ;m Jahre 1870, war es gar nicht die Depesche Bismarcks, die den Krieg veranlaßte, sondern der Krieg wurde vom französischen Volk, wenigstens von der Mehrzahl seiner Vertreter gewünscht. — Die spanische Thronkandidatur, die doch eigentlich nur die Spanier und den Prinzen Leopold anging, war der Vorwand zum Krieg, was man am besten daraus sieht, daß den Franzosen die Entsagung des Prinzen nicht genügte. Sie wollten Rache für Sadowa nehmen, denn sie meinten, seit der Schlacht von Königgrätz würden nicht mehr sie, sondern die Preußen als die erste Nation Europas angesehen. Man hörte wohl auch die Franzosen sagen, die Sicherheit Frankreichs werde durch Deutschlands völlige Einigung zu sehr gefährdet. — Damals hatte das geeinte Deutschland nicht mehr Einwohner als Frankreich, etwa 38 Millionen! Auch meinten die Franzosen, Preußen schulde Frankreich Dank, weil Frankreich es 1866 nicht an seinen Siegen gehindert habe. — Das war doch kein Verdienst! Davon hätte nur gesprochen werden können, wenn der König von Preußen vor dem Krieg von 1866 Napoleon gebeten hätte, sich nicht in den Krieg zu mischen, und dieser es daraufhin nicht gethan hätte. Ihr wißt wohl noch, was die Franzosen als Zeichen der Dankbarkeit Preußens begehrten. — Das linke Rheinuser (Gebiete von Bayern und Hessen). Das alles wurde in Frankreich leidenschaftlich erörtert. — Besonders in Paris aus den Straßen: „ä Berlin, ä Berlin" 2c. Zusammenfassung. Die Emser Depesche sowie die ganze spanische Thronkandidatur war Vorwand; die wahren Ursachen: „Rache für Sadowa", Einigung Deutschlands, Rh ein grenze. Was haben die Emser Vorgänge und die bald darauf folgende französische Kriegserklärung vom 19. Juli in Deutschland bewirkt? — Die größte Aufregung (Reife König Wilhelms nach Berlin). Freudige *) Das Wort Mollkes, der mit Roon bei Bismarck war, als er den Bericht aus Ems erhielt und sogleich die Depesche niederschrieb, „vorhin klang es wie Chamade, jetzt wie eine Fanfare", ist vielfach falsch verstanden worden. Dadurch wird nicht die Ansicht bestätigt, als ob Bismarck irgend eine Veränderung vorgenommen habe. Moltke und Roon waren durch den Emser Bericht niedergeschlagen, weil der König nicht sofort die französische Forderung energisch zurückgewiesen habe, sondern erst nach einer Beratung; die Streichungen Bismarcks aber beseitigten ihre Niedergeschlagenheit. Sie sahen nun die Thatsachen, wie sie waren. Man muß wohl unterscheiden: Bismarck hatte den Krieg schon lange als unausbleiblich vorausgesehen; um so weniger konnte es ihm einfallen, den Frieden mit einer Demütigung zu erkaufen, vielmehr erteilte er ohne Bedenken den Franzofen die verdiente Züchtigung, mochten sie sich auch dadurch zum Krieg fortreißen lassen. Aber herbeigeführt hat nicht er den Krieg, sondern die Franzosen.

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 134

1898 -
— 134 — samen Sitzungen zusammengekommen sein? — Rußland, Österreich, Preußen, England und Frankreich haben sich unter einander über alle Fragen in Sonderberatungen geeinigt; also eigentlich fein Kongreß (= Versammlung, die gemeinsam berät). 2. Sind die Bestimmungen des sogenannten Wiener Kongresses durchweg gut gewesen? — Es war nicht recht, daß Österreich italienische Länder bekam, ebensowenig daß Italien wieder zerstückt wurde, während es doch zur Zeit Napoleons die Segnungen der Einigung empfunden hatte. Dasselbe gilt von Deutschland. Die Deutschen hatten in den letzten Jahren erfahren, was die Uneinigkeit der deutschen Staaten zur Folge gehabt und was die Einigkeit bewirkt hatte. Darum bestand im deutschen Volk der lebhafte Wunsch nach dauernder Einigung. Man träumte von Wiederherstellung von Kaiser und Reich. Nun die Enttäuschung! Denn der deutsche Bund mit souveränen Fürsten, die thun und lassen konnten, was sie wollten, und sich entschließen konnten, wie sie wollten, war eher ein Bild der Zwietracht als der Eintracht. Und doch war es ein Segen, daß das alte deutsche Reich nicht wieder erstand mit dem Kaiser von Österreich an der Spitze, denn etwas Besseres als vordem konnte doch nicht entstehen, da erstens die deutschen Fürsten souverän waren und sich so wenig wie früher dem Kaiser unterordnen wollten, und zweitens da Österreich nunmehr noch viel weniger als früher ein deutscher Staat war, so daß erwartet werden mußte, Österreich werde die Kräfte be§ deutschen Reiches wie früher zu seinem Nutzen verwerten, feinen Vorteil immer voranstellen und Deutschland oft schädigen. Österreichs Interessen fielen jetzt erst recht nicht mit Deutschlands Interessen zusammen. Freilich Österreich hat das große Los gezogen: es herrscht über Italien unmittelbar durch seinen Besitz und mittelbar durch die Fürsten, die sich auf Österreich stützen müssen, denn das Volk will diese verschiedenen Herrn nicht haben, sondern ein einiges Italien. Österreich herrscht aber auch über Deutschland, denn auch hier strebt das Volk nach Einigung. Die Fürsten wollen aber ihre Souveränität nicht aufgeben und sehen sich darin von Österreich unterstützt (das wegen Preußens doch nicht unmittelbar über Deutschland herrschen kann); so werden sie von ihm abhängig, und Österreich hat mit dem Vorsitz beim Bundestag in Frankfurt die Herrschaft über Deutschland. Freilich ein gesundes Leben wohnt dieser Herrschaft nicht inne, denn sie ist gegründet auf die Unterdrückung natürlicher und berechtigter Volkswünsche. Aber Belgien und Holland konnten zufrieden sein, denn sie kamen nach langer Trennung wieder zusammen. — Nein, zwischen beiden Völkern hatte sich ein schroffer Gegensatz herausgebildet: Volkstum (Abstammung, Charakter, Sprache); Religion; Beschäftigung. Also hätte die Trennung bestehen bleiben müssen. Auch Preußen konnte nicht zufrieben sein: 1. Es erhält weniger als es vor 1806 besessen hat trotz seiner Leistungen und trotz der Vergrößerungen der andern Großmächte.

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 138

1898 -
— 138 — Fürst Metternich, alle Volksvertretung haßte und in allen Staaten zu hindern suchte. Wie wird sich das Volk verhalten? — Es wird unzufrieden werden, es wird vor allem gegen Metternich erbittert sein. Zwischen Fürsten und Völkern in Deutschland wird eine Kluft entstehen. (Kann weiter ausgeführt werden: Demagogenhetze rc.) Da brach in Frankreich im Jahre 1848 eine neue Revolution aus. (In Eisenach ist hier an Helene von Orleans anzuknüpfen.) Der König mußte fliehen. — Frankreich wird zum zweitenmal Republik. Die französische Revolution brachte ganz Deutschland in Aufregung. Überall brachen Empörungen aus. Wo wohl zuerst? — In Wien und in dem an Frankreich grenzenden Lande: Baden. In Wien mußte der Gegner jeder Volksvertretung vor der aufgeregten Volksmenge fliehen. — Fürst Metternich. Auch in Berlin empörte sich das Volk. So kam es, daß die deutschen Regierungen Wahlen anordneten für eine deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a M. — Hier sollte über die Wünsche des deutschen Volkes beraten werden. Solche Wünsche waren Preßfreiheit, Schwurgerichte, ein deutsches Parlament. — Aussprache darüber. Erklärung von Preßfreiheit und Schwurgericht. Ein deutsches Parlament: an Stelle des deutschen Bundes und des Bundestages soll wieder ein deutsches Reich treten mit einem Kaiser an der Spitze und einer Volksvertretung; (andere wollten's haben wie die Franzosen: eine Republik). Zusammenfassung: Die deutsche Verfafsungsfrage von 1815—1848. Das deutsche Volk bei den Wahlen und beim Zusammentreten der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. — Großer Jubel. Hoffnung, daß jetzt die Zustände in Deutschland gut würden: überall Volksvertretungen und dazu ein deutsches Reich. In der Frankfurter Nationalversammlung befanden sich Männer, die ihr schon kennt: der Dichter, der Schill besungen hat und die Leipziger Schlacht — Ernst Moritz Arndt; dann der Dichter, der z. B. die Rolandslieder gedichtet hat — Uhland. Die Versammlung tagte in der Paulskirche, einem Rundbau, der sich gut eignete. Nach vielen und prächtigen Reden kam auch ein Verfassungsentwurf zustande, aber es war ein vergebliches Werk, da das andere Ziel der Nationalversammlung nicht erreicht wurde, — die Ausrichtung eines deutschen Reiches. Die deutschen Fürsten, vor allem der König von Preußen, geben aber nunmehr nach und nach ans eignem Antriebe ihren Ländern Verfassungen. — So haben die meisten deutschen Staaten nicht in Folge des Xiii. Artikels der Bundesakte Verfassungen erhalten, sondern erst etwa ein halbes Jahrhundert später nach dem Jahre 1848, und zwar mit Ausnahme Mecklenburgs, das noch eine mittelalterlich-landständische Verfassung hat, solche, die aus Volksvertretung beruhen. Zusammenfassung: Die vergebliche Arbeit der Na-

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 142

1898 -
Uergebliche Uersuche ein deutsches Reich ni gründen. 1. Durch das deutsche Volk. Wenn wir an die Thätigkeit der deutschen Nationalversammlung im Jahre 1848 denken, so müssen wir noch eine Frage beantworten: (Ziel:) Wie es kam, daß der Versuch der Nationalversammlung im Jahre 1848 ein deutsches Reich zu gründen, scheiterte. I. Wie kam die Nationalversammlung überhaupt zu diesem Versuch? — Die Enttäuschung nach dem Wiener Kongreß (s. d.) hatte bei dem deutschen Volk den Wunsch nach einer wirklichen Einigung, nach Wiederherstellung von Kaiser und Reich nicht beseitigt, sondern je mehr die Unzufriedenheit mit dem deutschen Bunde wuchs, desto kräftiger wurde jener Wunsch. Als nun infolge der Aufregung und der Empörungen im Jahre 1848 die deutschen Fürsten Wahlen für eine Nationalversammlung anordneten, da war es den Wählern und den Gewählten ganz selbstverständlich, daß diese Versammlung auch die Wiederherstellung des deutschen Reichs zu besorgen habe. Wie werden sich die deutschen Fürsten zu diesem Plane verhalten haben? — (S. Wiener Kongreß Ii b.) Ablehnend, denn sie büßten bei einer Unterordnung unter einen Kaiser die volle Souveränität ein, und der Kaiser von Österreich, der kaum darauf hoffen konnte, Kaiser von Deutschland zu werden, da er mehr außerdeutsche, als deutsche Länder regierte, und da die Großmacht Preußen sich ihm doch nicht unterordnen konnte, verlor dann seine herrschende Stellung in Deutschland. Nur der König von Preußen wird einverstanden gewesen sein, denn nur er konnte, wenn vom österreichischen Kaiser abgesehen wurde, für die deutsche Kaiserwürde in Betracht kommen. Freilich drohte bei Annahme der Kaiserkrone ein Streit, ja ein Krieg mit Österreich und wohl auch mit den deutschen Fürsten. Wodurch wird nun wohl das Mißlingen des Einigungsversuchs bewirkt worden sein? — Nur das deutsche Volk wollte ein deutsches Reich, nicht aber die Fürsten, denn auch der König von Preußen trug wohl

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 163

1898 -
— 163 — der König und Bismarck die deutsche Ehre hoch hielten, und zwar mit Erfolg; als man gesehen hatte, wie das preußische Heer sich bewährte. So sollte man denken, aber der Konflikt dauerte fort. In der schleswig-holsteinischen Frage stellte sich das Abgeordnetenhaus sogar auf Seite des Prinzen von Augustenburg, — bekämpfte also nicht nur das Interesse Preußens, sondern auch das Deutschlands. Aber als die ungeheuren Erfolge des Jahres 1866 hinzukamen, da stand eins unwiderleglich fest, — die Richtigkeit und Trefflichkeit der Armeereorganisation. Und als nach der Rückkehr aus Böhmen die preußische Regierung die nachträgliche Genehmigung für die gemachten Ausgaben bei dem Abgeordnetenhause nachsuchte, — da war die große Mehrheit der Abgeordneten besiegt. Sie sahen ein, wie ehrlich es die Regierung meine, die so große Erfolge errungen hatte, die von der Bevölkerung mit Jubel empfangen worden war, die jetzt, wenn sie es wollte, die Volksrechte vernichten konnte, die aber gerade jetzt die Hand zur Versöhnung reichte. Die gewünschte Genehmigung wurde erteilt. Zusammenfassung: Beilegung des Konflikts. Gesamterzählung: 1. Reorganisation des Heeres; 2. Konflikt; 3. Bismarck (Bundestagsgesandter, Gesandter in Petersburg, in Paris, Ministerpräsident): 4. Beendigung des Konflikts. Überschrift: Die K o n f l i k t s z e i t. Ii b. Vertiefende Betrachtung. 1. Der König während dieser Zeit. — Was der König für richtig erkannt hat, das führt er mit Hülfe seines Ministers siegreich durch zum Wohle seines Volkes. Er läßt sich durch nichts irre machen, sondern bleibt fest eine ganze Reihe von Jahren hindurch. Das zeugt von großer Charakterstärke. Die feste Überzeugung von der Richtigkeit seiner Ansicht und von der Reinheit seiner Absicht giebt ihm die Kraft zu erfolgreichem Handeln. Gerade aber dieses Bewußtsein mußte es ihn um so schmerzlicher empfinden lassen, daß sein Plan von seinen eignen Unterthanen, zu deren Besten er ihn doch durchführen wollte, so wenig gewürdigt, ja sogar bekämpft wurde, daß er anstatt Dankbarkeit Feindschaft erntete. Als dann die Ereignisse ihm recht gegeben hatten und er keines Beweises und keiner Rechtfertigung mehr bedurfte, da mag es ihn wohl Überwindung gekostet haben, nunmehr nicht als Sieger die volle Anerkennung des Abgeordnetenhauses zu fordern, sondern die nachträgliche Genehmigung für die gemachten Ausgaben nachzusuchen. Doch er sagte sich, daß der volle Friede mit seinem Volke, das Verscheuchen auch des letzten Zweifels an der Redlichkeit feiner Gesinnung der Verfassung gegenüber dieses Opfer wert sei. 2. Bismarck. — Fast noch schlimmer als der König war in dieser Zeit sein Minister dran. Auf ihn häufte sich aller Haß und alle 11*

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 135

1898 -
— 135 — 2. Es ist in zwei unzusammenhängende Teile zerftückt. Grund: Österreichs Eifersucht läßt eine angemessene Vergrößerung und Abrundung nicht zu. Aber für Preußen ergiebt sich ein großer Vorteil: es ist nach Verlust der polnischen Länder ein rein deutscher Staat geworden (nur Posen). Seine Interessen fallen mit denen aller deutschen Länder zusammen, eine Trennung ist nicht mehr möglich. Hann ov er, ein deutsches Land, wird von einem ausländischen König regiert. Polen wird nicht wieder selbständig, wie die Polen wünschten, aber man hatte auch keine Bürgschaft, daß die alten schlechten Zustände nicht wiederkehrten und die Nachbarvölker beunruhigten. Iii. Vergleichende Zusammenstellung. , 1. Worauf man in Wien nicht achtete: Österreich nahm italienische Länder in Besitz — nicht auf die Zusammengehörigkeit des italienischen Volkes; ebensowenig auf die Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes, denn Hannover wird dem englischen König zurückgegeben; und nicht darauf, daß die Belgier und Holländer nicht zusammengehörten. Zweitens — Italien und Deutschland wurden zerftückt — achtete man nicht auf die Einheit, nach der die Völker strebten. 2. Was Preußen bekam — was es zu fordern berechtigt war: mindestens soviel, als es verloren hatte, und ein zusammenhängendes Gebiet. Iv. Ergebnisse. 1. 1814 und 1815 Wiener Kongreß. Österreich bekommt: die illyrischen Provinzen, Tirol (und Salzburg), Lombardei und Venedig; Preußen: Posen, das nördliche Sachsen. Schwedisch-Pommern, die Rheinprovinz und Westfalen. Deutschland wird ein Staatenbund: der deutsche Bund (38 Staaten), Frankfurt Sitz des Bundestags. Italien wird zerftückt in Venetien und Lombardei (an Österreich), Königreich Sardinien, Kirchenstaat, Königreich Neapel 2c. Rußland bekommt: das Königreich Polen; Schweden: Norwegen; der König von England: das Königreich Hannover. Belgien und Holland werden das Königreich der vereinigten Niederlande. 2. Man läßt in Wien die Nationalität^ und Einheitsbestrebungen der Völker außer acht. 3. Preußen muß nach Vereinigung feiner getrennten Gebiete streben. 4. Ein Friedensschluß soll gesunde Zustände schaffen, die Dauer versprechen.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 184

1898 -
— 184 — Die Aufrichtung des deutschen Reichs. Verhandlungen von Versailles (Reservatrechte) im Oktober und November 1870; Ludwigs Ii. von Bayern Brief; Adresse des norddeutschen Reichstags; 18. Januar 1871 Verkündigung des deutschen Kaiserreichs in Versailles. 2. Durch den Krieg ohne Gleichen vollzog sich die Einigung Deutschlands. 3. Seit 1870/71 erst ist Deutschland (Preußen) eine Großmacht, d. H. es bestimmt sich selbst. 4. 1870/71 war die Zeit zur Verwirklichung des Kaisertraums der Deutschen erfüllt. 5. Die Hohenzollern eroberten sich in Deutschland die Stellung, die früher die Habsburger inne hatten. 6. Das jetzige deutsche Reich ist eine Neuschöpfung. 7. Böse Pläne verwirklichen oft das Gute. 8. In der Politik ist Klarheit und Vorausberechnung der Folgen nötig. V. Anwendung und Erweiterung. Ob nur die Deutschen in diesem Kriege gesiegt haben? — In kleineren Gefechten werden auch die Franzosen gesiegt haben, aber in keiner entscheidenden Schlacht. — „Die Fahne der Einund-sechziger" wird gelesen und besprochen. Warum feiern wir den 2. September und nicht den 18. Januar als Nationalfesttag? — Die Kunde vom 2. September brachte die gewaltigste Wirkung in Deutschland hervor; die Trümmer des französischen Kaisertums bildeten die Grundlage für die Entstehung des deutschen Kaisertums; ohne 2. September kein 18. Januar. Durchlaufen der Ereignisse von 1861—1871. „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen." Kaiser Wilhelm hatte im Jahre 1849, als er noch Prinz von Preußen war, geschrieben: „Wer Deutschland regieren will, muß es sich erobern." Wieso war ihm selbst dies gelungen? — Warum konnte kein Habsburger der erwachte Barbarossa werden? —
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