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1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 63

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
63 Farbwarenfabrikation-. Ludwigshafen bei Mannheim, Höchst a. M., Elberfeld, Mainkur bei Frankfurt a M. Berlin, Offenbach etc. Cementfabrikation: Stettin, Hannover, Breslau etc. Uhrenindustrie: Glashütte, Schwarzwald. Spielware?ifabrikation : Nürnberg, Sonneberg etc. Möbelfabrikation; Berlin, Dresden, Mainz, Frankfurt a. M., München. Pianofortefabrikation : Berlin, Stuttgart, Leipzig, Dresden d) Handel und Verkehr. § 89. Der Handel Deutschlands wird in seinem Umfange nur von dem Grossbritanniens übertroffen. Er wird be günstigt durch den grossen Reichtum an Erzeugnissen sowohl des Bodens, wie des Gewerbefleisses, durch die günstige Lage an zwei Meeren, durch die günstige Ver- teilung seiner Wasserstrassen, durch ein gut entwickeltes Eisenbahn- und Telegraphennetz und durch die Rührigkeit und Intelligenz seiner Bevölkerung. Zur Hebung und Förderung desselben haben ferner beigetragen die Er- richtung des Zollvereins und die durch die politischen Ereignisse von 1870—71 erfolgte nationale Wiedergeburt, welche dem Reiche eine einheitliche Regelung des Münz-, Mass- und Gewichtssystems und des Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesens schufen. § 90. Das deutsche Eisenbahnnetz weist eine grosse Zahl von Knotenpunkte7i auf. Seit 1871 entstanden hauptsächlich solche Linien, welche die grossen Mittelpunkte des Handels unmittelbar miteinander verbinden. Das Eisen- bahnnetz Deutschlands (48 700 km) hat jetzt das seiner Nachbarländer überflügelt, so dass Deutschland unter den europäischen Staaten in dieser Beziehung die erste Stelle einnimmt. Die grössten Bahnnetze sind im nord- deutschen Tieflande mit dem Knotenpunkte Berlin und im Rheingebiete mit den Knotenpunkten Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M. und Strassburg. Im südöstlichen

3. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 2

1908 -
— 2 — und Graben, womit Romulus sie umzog, waren unscheinbar. Um sich über die Stadtgrüuduug seines Bruders lustig zu machen, sprang Remns über die niedrige Stadtmauer. In wildem Jähzorn schlug ihn Romulus nieder, und so beginnt die Geschichte Roms mit einem Brudermorde. Auch die ersten Bürger der neuen Stadt waren rohe, gewalttätige Menschen, denn um seine Stadt mit Bewohnern zu füllen, machte Romulus sie zu einer Freistatt für Flüchtlinge und Verbrecher, sogar für Sklaven, die ihren Herren entlausen waren. Es war kein Wunder, daß die Nachbarvölker mit den Römern nicht in engere Verbindung treten wollten und es ablehnten, ihre Töchter an Römer zu verheiraten. Da es nun aber in Rom an Frauen fehlte, veranstaltete Romulus ein herrliches Fest mit Kampfspielen zu Fuß und zu Roß und lud alle Nachbaru dazu ein, mit ihren Frauen und Töchtern das Fest zu besuchen. Neugierig folgten sie der Einladung, besonders zahlreich die Sabiner. Aus ein Zeichen des Romulus wurden die Spiele unterbrochen, die Römer stürzten sich auf die Frauen und Töchter ihrer Gäste, und jeder schleppte seinen Raub in die feste Stadt. Hieraus entspann sich ein erbitterter Krieg Als vor den Toren Roms eine blutige Schlacht geschlagen werden sollte, warfen sich die geraubten Sabinerinnen zwischen die Schwerter der Kämpsenden und bewirkten dadurch, daß einerseits ihre Väter und Brüder, anderseits ihre Männer den Kampf einstellten. Hieran schloß sich eine Versöhnung und schließlich eine Verbrüderung: aus Römern und Sabinern wurde ein einziges Volk, über welches neben Romulus auch der Sabinerkönig Titus Tätius herrschen sollte. [Sdies ist der Sage nach der Ursprung des römischen Staates; in Wahrheit ist er entstanden aus der Verschmelzung des latinischen Gaues der Raumes mit dem sabinischen Gaue der Ti'ties, welche nach langem Kampfe so hergestellt wurde, daß mitten zwischen der latinischen Burg auf dem Palatiuus und der sabinischen Burg auf dem Hügel Quirlualis eine neue Burg der vereinigten Gaue auf einem Berge errichtet wurde, der den Namen Capitolinus (= Akropolis) erhielt; hier war der Regierungssitz des Königs, der wechselnd aus den Latinern und Sabinern gewählt wurde. Der Name Rom bedeutet soviel als „Burg der Ramnes"; die Bürger der neuen Stadt hießen nicht nur Römer, sondern auch Gutriten; die nachträglich erfundene Person des Stammvaters trägt den Doppelnamen Romulus und Quirinus.] Ii. Die vier ersten Könige. Als die vier ersten Könige Roms werden genannt Romulus, Numa Pompilius, Tullns Hostilius und Ancus Martins. Der erste und der dritte waren Latiner, ihre Regierungen waren von Kriegen erfüllt; der zweite und der vierte waren Sabiner, sie pflegten die Religion und die Künste des Friedens.

4. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 7

1908 -
— 7 — Gesandten im Auftrage des Königs in Delphi ein Orakel zu holen hatte, tat die Pythia den rätselhaften Ausspruch: „Derjenige von euch wird über Rom herrschen, der zuerst die Mutter küßt." Beim Heraustreten aus dem Tempel stolperte Brutus absichtlich und sank zu Boden, dabei küßte er heimlich die Mutter Erde. So gewann er die Aussicht, einmal an die Spitze Roms zu kommen. Jetzt eilte er mit Collattnns, dem Gemahl der Lncretia, nach Rom, rief die Bürger zusammen und forderte sie zum Abfall von dem gewalttätigen Könige und seinen ruchlosen Söhnen auf. Die ganze Bürgerschaft stimmte ihm zu, und über das Königshaus wurde die Verbannung ausgesprochen. Ta auch das Heer von Targninius abfiel, konnte dieser die Rückkehr nicht erzwingen (510). An die Stelle der Monarchie trat die Republik. Die höchsten Beamten derselben waren die beiden Konsuln, welche alljährlich in der Zentnrien-Versammlung für ein Jahr gewählt wurden. Der erste Konsul war Brutus, und neben ihm wird Collatinns genannt. Das junge Staatswesen war aber noch schweren Gefahren ausgesetzt. Der mächtige Etruskerkönig Porsenna zog heran, um die Stadt zur Wiederaufnahme des vertriebenen Königs zu zwiugeu. Die Vaterlandsliebe der Römer zeigte sich hierbei in herrlichen Heldentaten. Hör atius Cocles stellte sich aus der Tiberbrücke deu eiudriugeudeu Feinden entgegen und hielt dieselben so lange zurück, bis mau hinter ihm.die Brücke abgebrochen hatte; dann wars er sich ins Wasser und schwamm zu den Seinen zurück.*) Mucius Scavola befand sich unter deu römischen Jünglingen, welche sich, als die Gefahr für Rom immer größer ward, ins feindliche Lager schlichen, um den König zu toten. Einen Beamten, der den Kriegern Sold auszahlte, hielt er für den König und stach ihn nieder. Er ward ergriffen und vor Porsenna geführt, der ihn mit den härtesten Martern bedrohte, wenn er nicht seine Mitverschworenen verrate. Um ihm zu zeigen, wie fehr er seine Drohungen verachte, hielt Mucius seine rechte Hand über ein Feuer und ließ sie, ohne eine Miene zu verziehen, zu Kohle verbrennen. Porsenna bewunderte die Standhaftigkeit des Jünglings und entließ ihn ungestraft. Schließlich mußten die Römer um Einstellung der Feindseligkeiten bitten. Porsenna bewilligte sie, forderte aber zahlreiche Jünglinge und Jungfrauen aus den vornehmsten Familien als Geiseln. Unter ihnen befand sich auch die mutige Jungfrau Clölia. Auf ihre Veranlassung flüchteten sämtliche Geiseln aus dem etruskischen Lager, warfen sich in den Strom und schwammen über ihn nach der Stadt zurück. Die Römer wollten sie zwar nochmals ausliefern, doch der edelmütige Porsenna verzichtete daraus und machte mit den Römern Frieden. Der Krieg endete ftir diese mit einer vollen Niederlage, aber durch die schweren Bedingungen, aus welche sie eingehen mußten, war doch wenigstens die Rückkehr des tarquinisthen Königshauses abgewendet. 510 *) Vgl. Döbelner Lesebuch I, S. 121.

5. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 41

1908 -
— 41 — Gesetze zu verletzen. Beherrscht von der Eitelkeit, ein großer Dichter, Sänger und Schauspieler zu sein, entwürdigte er die kaiserliche Hoheit, indem er öffentlich in Rom und auch bei den olympischen Spielen vor dem Volke eigene Dichtungen vortrug und sich Preise zusprechen ließ. Als eine ungeheuere Feuersbrunst die Hälfte Roms in Schutt und Asche legte, vermutete man allgemein, Nero habe den Brand angestiftet, um sich an dem schrecklichen Schauspiel sür ein Gedicht über den Brand Trojas zu begeistern. Um den Verdacht von sich abzulenken, beschuldigte er die zahlreichen, in Rom Handel treibenden Juden, das Feuer angelegt zu haben, und entzündete dadurch eine Judenverfolgung, bei der auch viele Christen, die man damals noch zur Judengemeinde rechnete, ihren Untergang sanden. Endlich brach in den Provinzen die Empörung aus, alle Legionen erklärten sich gegen den Wüterich, und als auch die Prätorianer von ihm abfielen, flüchtete er ans ein Landgut, wo er mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" sich selbst den Tod gab (68). 68 Titus hatte schon vor seiner Thronbesteigung im Auftrag seines Vaters, des regierende!! Kaisers, die Belagerung Jerusalems durchzuführen, wo sich die Inden, welche sich gegen Rom empört hatten, mit der äußersten Zähigkeit verteidigten. Nur Schritt vor Schritt und unter entsetzlichem Blutvergießen konnte die unglückliche Stadt erobert werden (70); samt dem 70 herrlichen Tempel ging sie in Flammen ans und wurde völlig zerstört; die überlebenden Inden zerstreuten sich in alle Welt. Als Titus mit 38 Jahren den Thron bestieg (79), erwartete man von ihm, der sich früher durch Ausschweifung und Grausamkeit befleckt hatte, nichts Gutes, aber diese Besorgnisse gingen nicht in Erfüllung. Er erwies sich als ein gewissenhafter, liebenswürdiger und milder Fürst. Wertn er an einem Tage keine Gelegenheit gefunden hatte, Wohltaten zu erweisen, rief er abends schmerzlich ans: „Ich habe einen Tag vergeudet," und oft sagte er, von eines Kaisers Throne dürse niemand traurig hinweggehn. Die kurze Regierung dieses edlen Herrschers wurde durch mancherlei Unglücksfälle erschwert, z.b. begrub ein furchtbarer Ausbruch des Vesuvs die Städte Herkulanum und Pompeji unter einer tiefen Aschenschicht. Titus starb erst 40 Jahre alt im Jahre 81. 81 Seine Familie, die slavischen Kaiser, vergrößerte das Römische Reich durch Einverleibung von Britannien. Trajanus war ein geborener Spanier und schon als Staatsmann und Feldherr bewährt, als er durch Adoption ans den Thron gelangte. Er erwies sich als der tüchtigste aller Kaiser. Er fügte dem Reiche die neue Provinz Daeien (das heutige Rumänien) hinzu, auch vollendete er den Schutz des Zehntlandes (Südwestdeutschlaud) durch den Pfahlgraben (Limes), eine große Festungslinie von der mittleren Donau zum Niederrhein. Seine einfache Lebensweise übte einen günstigen Einfluß auf die verderbten Sitten der Römer aus, und durch die Festigkeit und Gerechtigkeit einer Regierung hielt er das Reich in Ordnung, das nunmehr seine höchste

6. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 3

1908 -
— 3 Romulus führte viele glückliche Kriege gegen die Nachbarn des jungen Staats; es wird ihm aber auch die Ordnung der inneren Staatsverhältnisse zugeschrieben. Dem Könige zur Seite stand der Senat, der Rat der Greise, von dessen Mitgliedern, den Senatoren oder Patres, je hundert aus der latiuischeu und der sabinischen Bürgerschaft gewählt wurden; aber dem König allein stand das Recht zu, die Bürger zu eiuer Volksversammlung zu berufen, wo über die Anträge des Königs mit Ja und Nein abgestimmt wurde. Vou dem Eude des Romulus wird erzählt, daß ihn die Senatoren, erbittert über sein gewaltsames Regiment, heimlich ermordet hätten. Aber man berichtet auch, daß er bei einer Heeresrnnsternng während einer Sonnenfinsternis und bei heftigem Unwetter der Erde entrückt worden sei. Die bestürzte Bürgerschaft beruhigte sich erst wieder, als ein angesehener Senator versicherte, ihm sei Romulus in glänzender Rüstung erschienen und habe ihm aufgetragen, den Römern zu sagen, sie würden das mächtigste Volk der Erde werden; er selbst wolle als ihr Schutzgott über ihnen walten. So wurde er denn als Halbgott unter dem Namen Quirinus verehrt. Nu in a Pompilius kam erst nach einer königslosen Zeit, Interregnum, von einjähriger Dauer zur Regierung. Er führte sie ernst und milde, unter ihm herrschte Friede mit allen Nachbarn. Der Gottesdienst wurde von ihm neu geordnet und besonders gepflegt; er errichtete Ämter sür die Priester und Zeicheudeuter. Auch ließ er Tempel bauen, so vor allem den des Gottes Janus, der nur im Kriege offen stehen durfte; herrschte Friede, so waren die Tore geschlossen. Er führte den Dienst der Göttin Vesta ein: auf ihrem Altar brannte ein heiliges Feuer, das nie verlöschen durfte; seine Bewachung war jungfräulichen Priesterinnen, den Vestäliunen, anvertraut. Tullns Hostilins erweiterte durch glückliche Kriege den Ruhm und die Macht Roms. Sein wichtigster Erfolg war die Unterwerfung von Alba Longa. Der lange Krieg sollte schließlich dadurch entschieden werden, daß von jeder Seite drei tapfere Männer zu einer Art Zweikamps vorgeschickt wurden. Rom stellte drei tapfere Brüder des Namens Horätius, von den Albanern wurden ebenfalls drei Brüder, welche Curiatius hießen, in den Kampf geschickt. Nicht lange währte es, da lagen zwei Römer tot am Boden, nur einer der drei Horatier war noch ant Leben, aber dieser war noch nn-verwnndet, während die drei Curiatier sämtlich verwundet waren. Schon erhoben die Albaner ein Jubelgeschrei, schon bemächtigte sich der Römer dumpse Verzweiflung, da änderte sich die Sage in überraschender Weise. Der letzte Horatier hatte scheinbar die Flucht ergriffen, und die drei Curiatier verfolgten ihn in großen Abständen. Plötzlich wandte er sich, stürmte aus den nächsten Curiatius los und streckte ihn nach wildem Kampfe tot zu Boden. Leichter wurde es ihm nun, auch die beiden andern Curiatier zu besiegen, die durch ihre Wunden schon sehr geschwächt waren. Unverwundet ging er als Sieger aus dem dreifachen Stampfe hervor, und feine dankbaren Mitbürger führten ihn, der die Wafseubeute der Besiegten trug, im Triumphe in die l*

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 160

1898 -
— 160 — nicht herauskam, so war der Krieg eine unabwendbare Notwendigkeit. Demselben Zwang unterlag Preußen. Solange der deutsche Bund in der bisherigen Weise bestand, kam Preußen aus der unwürdigen Abhängigkeit von Österreich und den mit diesem zusammengehenden deutschen Staaten nicht heraus. Es war eben eine Unmöglichkeit, daß innerhalb eines Bundes, eines Staatenbundes, zwei Großmächte neben einander wohnen konnten: entweder die eine ordnete sich unter (Preußen zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.), dann wurden sie von einer Stufe zur andern herabgedrückt und gerade deswegen mit stetem Mißtrauen und steter Eifersucht betrachtet, oder beide machten ihre Stellung als gleichberechtigte Großmacht geltend (1864—1866), da mußte es schließlich zum Krieg kommen. Daß aber Österreich nicht diesem unhaltbaren Verhältnis durch Ausscheiden aus dem Bunde ein Ende machte, das lag daran, daß es eine Einbuße an Macht befürchtete, wenn es seine Stellung in Deutschland nicht behauptete, und daran, daß es sich nicht gewöhnen konnte, in Preußen eine ebenbürtige Großmacht zu sehen, sondern in seinem Beherrscher immer nur den Nachkommen der brandenburgischen Kurfürsten erblickte, die den Kaisern aus dem Hause Österreich Unterthan waren. 2. Welche Erkenntnis bewirkte der Krieg des Jahres 1866 bei den Deutschen? — Mit den überraschend schnellen Niederlagen, mit der Verlassenheit und Hülslosigkeit der westlichen und südlichen Staaten drängte sich unabweislich die Gewißheit von der Schwäche des deutschen Bundes auf. Weiter wußten nun die kleineren deutschen Fürsten, daß auf Österreich kein Berlaß sei, ebensowenig auf Frankreich, und so blieb nichts übrig als der vorher so verhaßte Anschluß an Preußen, das seine Kraft und die Fähigkeit, Bundesgenossen zu schützen, soeben glänzend bewiesen hatte. 3. Wie benimmt sich der Sieger? — Mit großer Mäßigung. Die Länder, die zum Bestand des preußischen Staates nötig sind, nimmt er allerdings in Besitz, denn es durfte nicht wieder vorkommen, daß der östliche Teil der preußischen Monarchie von dem westlichen durch feindliche Staaten geschieden war, aber das völlig besiegte Österreich braucht gar kein Land abzutreten und nur geringe Kriegskosten zu bezahlen, und ebenso mild werden die süddeutschen Staaten behandelt. König Wilhelm und sein großer Minister sieht in den Besiegten schon die Bundesgenossen. Sie haben also den Krieg geführt um des Friedens willen, wie es sein muß. 2. Die Vorbereitung zum Kriege. Ziel: Wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck mit der Volksvertretung um die Vorbereitung zu diesen Kriegen in Streit gerät. I Worin bestand die Vorbereitung? — König Wilhelm sah ein, daß das preußische Heer für einen Krieg nicht genüge, daß es an Offizieren und Mannschaften vergrößert, daß es besser eingeübt, mit besseren Waffen versehen werden müsse. Wenn das nicht geschehe, so

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 168

1898 -
— 168 — ist eigentlich mehr als naiv. Es ist nur erklärlich ans der Meimmg: Uns Franzosen ist alles erlaubt, der deutsche Michel aber hat sich alles gefallen zu lassen.*) Damals, ;m Jahre 1870, war es gar nicht die Depesche Bismarcks, die den Krieg veranlaßte, sondern der Krieg wurde vom französischen Volk, wenigstens von der Mehrzahl seiner Vertreter gewünscht. — Die spanische Thronkandidatur, die doch eigentlich nur die Spanier und den Prinzen Leopold anging, war der Vorwand zum Krieg, was man am besten daraus sieht, daß den Franzosen die Entsagung des Prinzen nicht genügte. Sie wollten Rache für Sadowa nehmen, denn sie meinten, seit der Schlacht von Königgrätz würden nicht mehr sie, sondern die Preußen als die erste Nation Europas angesehen. Man hörte wohl auch die Franzosen sagen, die Sicherheit Frankreichs werde durch Deutschlands völlige Einigung zu sehr gefährdet. — Damals hatte das geeinte Deutschland nicht mehr Einwohner als Frankreich, etwa 38 Millionen! Auch meinten die Franzosen, Preußen schulde Frankreich Dank, weil Frankreich es 1866 nicht an seinen Siegen gehindert habe. — Das war doch kein Verdienst! Davon hätte nur gesprochen werden können, wenn der König von Preußen vor dem Krieg von 1866 Napoleon gebeten hätte, sich nicht in den Krieg zu mischen, und dieser es daraufhin nicht gethan hätte. Ihr wißt wohl noch, was die Franzosen als Zeichen der Dankbarkeit Preußens begehrten. — Das linke Rheinuser (Gebiete von Bayern und Hessen). Das alles wurde in Frankreich leidenschaftlich erörtert. — Besonders in Paris aus den Straßen: „ä Berlin, ä Berlin" 2c. Zusammenfassung. Die Emser Depesche sowie die ganze spanische Thronkandidatur war Vorwand; die wahren Ursachen: „Rache für Sadowa", Einigung Deutschlands, Rh ein grenze. Was haben die Emser Vorgänge und die bald darauf folgende französische Kriegserklärung vom 19. Juli in Deutschland bewirkt? — Die größte Aufregung (Reife König Wilhelms nach Berlin). Freudige *) Das Wort Mollkes, der mit Roon bei Bismarck war, als er den Bericht aus Ems erhielt und sogleich die Depesche niederschrieb, „vorhin klang es wie Chamade, jetzt wie eine Fanfare", ist vielfach falsch verstanden worden. Dadurch wird nicht die Ansicht bestätigt, als ob Bismarck irgend eine Veränderung vorgenommen habe. Moltke und Roon waren durch den Emser Bericht niedergeschlagen, weil der König nicht sofort die französische Forderung energisch zurückgewiesen habe, sondern erst nach einer Beratung; die Streichungen Bismarcks aber beseitigten ihre Niedergeschlagenheit. Sie sahen nun die Thatsachen, wie sie waren. Man muß wohl unterscheiden: Bismarck hatte den Krieg schon lange als unausbleiblich vorausgesehen; um so weniger konnte es ihm einfallen, den Frieden mit einer Demütigung zu erkaufen, vielmehr erteilte er ohne Bedenken den Franzofen die verdiente Züchtigung, mochten sie sich auch dadurch zum Krieg fortreißen lassen. Aber herbeigeführt hat nicht er den Krieg, sondern die Franzosen.

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 134

1898 -
— 134 — samen Sitzungen zusammengekommen sein? — Rußland, Österreich, Preußen, England und Frankreich haben sich unter einander über alle Fragen in Sonderberatungen geeinigt; also eigentlich fein Kongreß (= Versammlung, die gemeinsam berät). 2. Sind die Bestimmungen des sogenannten Wiener Kongresses durchweg gut gewesen? — Es war nicht recht, daß Österreich italienische Länder bekam, ebensowenig daß Italien wieder zerstückt wurde, während es doch zur Zeit Napoleons die Segnungen der Einigung empfunden hatte. Dasselbe gilt von Deutschland. Die Deutschen hatten in den letzten Jahren erfahren, was die Uneinigkeit der deutschen Staaten zur Folge gehabt und was die Einigkeit bewirkt hatte. Darum bestand im deutschen Volk der lebhafte Wunsch nach dauernder Einigung. Man träumte von Wiederherstellung von Kaiser und Reich. Nun die Enttäuschung! Denn der deutsche Bund mit souveränen Fürsten, die thun und lassen konnten, was sie wollten, und sich entschließen konnten, wie sie wollten, war eher ein Bild der Zwietracht als der Eintracht. Und doch war es ein Segen, daß das alte deutsche Reich nicht wieder erstand mit dem Kaiser von Österreich an der Spitze, denn etwas Besseres als vordem konnte doch nicht entstehen, da erstens die deutschen Fürsten souverän waren und sich so wenig wie früher dem Kaiser unterordnen wollten, und zweitens da Österreich nunmehr noch viel weniger als früher ein deutscher Staat war, so daß erwartet werden mußte, Österreich werde die Kräfte be§ deutschen Reiches wie früher zu seinem Nutzen verwerten, feinen Vorteil immer voranstellen und Deutschland oft schädigen. Österreichs Interessen fielen jetzt erst recht nicht mit Deutschlands Interessen zusammen. Freilich Österreich hat das große Los gezogen: es herrscht über Italien unmittelbar durch seinen Besitz und mittelbar durch die Fürsten, die sich auf Österreich stützen müssen, denn das Volk will diese verschiedenen Herrn nicht haben, sondern ein einiges Italien. Österreich herrscht aber auch über Deutschland, denn auch hier strebt das Volk nach Einigung. Die Fürsten wollen aber ihre Souveränität nicht aufgeben und sehen sich darin von Österreich unterstützt (das wegen Preußens doch nicht unmittelbar über Deutschland herrschen kann); so werden sie von ihm abhängig, und Österreich hat mit dem Vorsitz beim Bundestag in Frankfurt die Herrschaft über Deutschland. Freilich ein gesundes Leben wohnt dieser Herrschaft nicht inne, denn sie ist gegründet auf die Unterdrückung natürlicher und berechtigter Volkswünsche. Aber Belgien und Holland konnten zufrieden sein, denn sie kamen nach langer Trennung wieder zusammen. — Nein, zwischen beiden Völkern hatte sich ein schroffer Gegensatz herausgebildet: Volkstum (Abstammung, Charakter, Sprache); Religion; Beschäftigung. Also hätte die Trennung bestehen bleiben müssen. Auch Preußen konnte nicht zufrieben sein: 1. Es erhält weniger als es vor 1806 besessen hat trotz seiner Leistungen und trotz der Vergrößerungen der andern Großmächte.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 138

1898 -
— 138 — Fürst Metternich, alle Volksvertretung haßte und in allen Staaten zu hindern suchte. Wie wird sich das Volk verhalten? — Es wird unzufrieden werden, es wird vor allem gegen Metternich erbittert sein. Zwischen Fürsten und Völkern in Deutschland wird eine Kluft entstehen. (Kann weiter ausgeführt werden: Demagogenhetze rc.) Da brach in Frankreich im Jahre 1848 eine neue Revolution aus. (In Eisenach ist hier an Helene von Orleans anzuknüpfen.) Der König mußte fliehen. — Frankreich wird zum zweitenmal Republik. Die französische Revolution brachte ganz Deutschland in Aufregung. Überall brachen Empörungen aus. Wo wohl zuerst? — In Wien und in dem an Frankreich grenzenden Lande: Baden. In Wien mußte der Gegner jeder Volksvertretung vor der aufgeregten Volksmenge fliehen. — Fürst Metternich. Auch in Berlin empörte sich das Volk. So kam es, daß die deutschen Regierungen Wahlen anordneten für eine deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a M. — Hier sollte über die Wünsche des deutschen Volkes beraten werden. Solche Wünsche waren Preßfreiheit, Schwurgerichte, ein deutsches Parlament. — Aussprache darüber. Erklärung von Preßfreiheit und Schwurgericht. Ein deutsches Parlament: an Stelle des deutschen Bundes und des Bundestages soll wieder ein deutsches Reich treten mit einem Kaiser an der Spitze und einer Volksvertretung; (andere wollten's haben wie die Franzosen: eine Republik). Zusammenfassung: Die deutsche Verfafsungsfrage von 1815—1848. Das deutsche Volk bei den Wahlen und beim Zusammentreten der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. — Großer Jubel. Hoffnung, daß jetzt die Zustände in Deutschland gut würden: überall Volksvertretungen und dazu ein deutsches Reich. In der Frankfurter Nationalversammlung befanden sich Männer, die ihr schon kennt: der Dichter, der Schill besungen hat und die Leipziger Schlacht — Ernst Moritz Arndt; dann der Dichter, der z. B. die Rolandslieder gedichtet hat — Uhland. Die Versammlung tagte in der Paulskirche, einem Rundbau, der sich gut eignete. Nach vielen und prächtigen Reden kam auch ein Verfassungsentwurf zustande, aber es war ein vergebliches Werk, da das andere Ziel der Nationalversammlung nicht erreicht wurde, — die Ausrichtung eines deutschen Reiches. Die deutschen Fürsten, vor allem der König von Preußen, geben aber nunmehr nach und nach ans eignem Antriebe ihren Ländern Verfassungen. — So haben die meisten deutschen Staaten nicht in Folge des Xiii. Artikels der Bundesakte Verfassungen erhalten, sondern erst etwa ein halbes Jahrhundert später nach dem Jahre 1848, und zwar mit Ausnahme Mecklenburgs, das noch eine mittelalterlich-landständische Verfassung hat, solche, die aus Volksvertretung beruhen. Zusammenfassung: Die vergebliche Arbeit der Na-
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