Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 84

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
84 gebieten : Donau und Rhein, welche hier durch den Ludwigskanal verbunden werden. Klima und Produktionsverhältnisse sind der mannig- faltigen Bodengestaltung entsprechend in den einzelnen Provinzen sehr verschieden. Besonders mild ist das Klima im Mainthal und in der Rheinebene. Hier findet sich auch der ergiebigste Boden. Unfruchtbar sind die Riedflächen der Hochebene. Etwa 1,'z der Bodeniläche ist waldbedeckt. Der Haupterwerbszweig ist die Landivirtschaft. Ge- treide und Hopfen erzeugen besonders Mittelfranken und Niederbayern, der Obst- und Weinbau blüht am Main und Rhein, der Tabakbau in der Rheinpfalz. Die Viehzucht hat in den Alpen (Rindviehzucht) und im Hügellande (Schaf-, Pferde- und Schweinezucht) Be- deutung. Das Haupterzeugnis des Bergbaues ist Salz ; doch werden auch Eisen, Kohlen, Graphit und litho- graphische Schiefersteine (Solnhofen) gewonnen. Die Industrie ist in einzelnen Zweigen von hervorragender Bedeutung und gruppiert sich besonders um die grossen gewerbreichen Städte München, Nürnberg, Fürth, Augs- burg u. a. Als Gebirgsindustrie tritt sie in den Alpen- thälern und im Böhmerwalde auf. Berühmt sind die grossen Bierbrauereien in München, Nürnberg, Erlangen, Kulm und Würzburg, die nicht nur den bedeutenden heimischen Bedarf decken, sondern auch beträchtliche Mengen ausführen. Der Handel und Verkehr ist ein lebhafter und knüpft sich besonders an die grossen Knotenpunkte des Balmnetzes (München und Nürnberg). Zur Ausfuhr gelangen namentlich Getreide, Hopfen, Bier, sowie Web- und Metallwaren. Inbezug auf die Verwaltung ist das Königreich in acllt Regierungsbezirke geteilt. 1) Regbz. Oberbayern. München an der Isar (448 Tsd.). Residenz. Hervorragend durch seine kunstgewerblichen Anstalten, Erzgiessereien, Glasmalerei, Möbelfabriken. Grosse Exportbrauereien. Universität und Malerschule. Technische Hochschule.

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 63

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
63 Farbwarenfabrikation-. Ludwigshafen bei Mannheim, Höchst a. M., Elberfeld, Mainkur bei Frankfurt a M. Berlin, Offenbach etc. Cementfabrikation: Stettin, Hannover, Breslau etc. Uhrenindustrie: Glashütte, Schwarzwald. Spielware?ifabrikation : Nürnberg, Sonneberg etc. Möbelfabrikation; Berlin, Dresden, Mainz, Frankfurt a. M., München. Pianofortefabrikation : Berlin, Stuttgart, Leipzig, Dresden d) Handel und Verkehr. § 89. Der Handel Deutschlands wird in seinem Umfange nur von dem Grossbritanniens übertroffen. Er wird be günstigt durch den grossen Reichtum an Erzeugnissen sowohl des Bodens, wie des Gewerbefleisses, durch die günstige Lage an zwei Meeren, durch die günstige Ver- teilung seiner Wasserstrassen, durch ein gut entwickeltes Eisenbahn- und Telegraphennetz und durch die Rührigkeit und Intelligenz seiner Bevölkerung. Zur Hebung und Förderung desselben haben ferner beigetragen die Er- richtung des Zollvereins und die durch die politischen Ereignisse von 1870—71 erfolgte nationale Wiedergeburt, welche dem Reiche eine einheitliche Regelung des Münz-, Mass- und Gewichtssystems und des Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesens schufen. § 90. Das deutsche Eisenbahnnetz weist eine grosse Zahl von Knotenpunkte7i auf. Seit 1871 entstanden hauptsächlich solche Linien, welche die grossen Mittelpunkte des Handels unmittelbar miteinander verbinden. Das Eisen- bahnnetz Deutschlands (48 700 km) hat jetzt das seiner Nachbarländer überflügelt, so dass Deutschland unter den europäischen Staaten in dieser Beziehung die erste Stelle einnimmt. Die grössten Bahnnetze sind im nord- deutschen Tieflande mit dem Knotenpunkte Berlin und im Rheingebiete mit den Knotenpunkten Düsseldorf, Köln, Frankfurt a. M. und Strassburg. Im südöstlichen

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 85

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
85 Ingolstadt an der Donau (23 Tsd.). Reichsfestung. Getreide- handel. Berchtesgaden in der Nähe des Königssees. Salzwerk. Holz- schnitzerei. Reicheiihall ) In den Bayerischen Alpen. Rosenheim | Steinsalzlager. Oberammergau. Berühmt durch die Passionsspiele. Bild- schnitzerei. 2) Regbz. Niederbayern. Landshut an der Isar (22 Tsd.). Getreide- und Holzhandel. l'assali an der Donau (18 Tsd.). \ Handel mit Landes- Straubing an der Donau (17 Tsd.). / produkten. 3) Regbz. Schwaben. Augsburg am Lech (87 Tsd.). Im Mittelalter eine der thätigsten und reichsten Handelsstädte Deutschlands (Fugger, Welser), aber auch jetzt noch bedeutender Industrie- platz (Baumwollenfabriken, Kammgarnspinnereien, Ma- schinenfabrikation etc.) und wichtiger Handelsplatz für Hölzer und Landesprodukte. Kempten an der Iiier (18 Tsd.). Baumwollenindustrie. Lindau am Bodeusee. Bedeutender Handelsverkehr, nament- lich in Getreide mit der Schweiz. 4) Regbz. Oberpfalz. Regensburg an der Donau (44 Tsd.). Im Mittelalter einer der wichtigsten Plätze für den Handel nach Konstan- tinopel. — Bleistift- und Papierfabriken.— Östlich davon bei Donaustauf die von König Ludwig erbaute Walhalla, ein edler Marmorbau und Ehrentempel berühmter* Deutscher. Arnberg ('21 Tsd.) In der Nähe Eisengruben. 5) Regbz. Oberfranken. Bayreuth (28 Tsd.). Industrie. Wagnertheater. Bof an der Saale (30 Tsd.). Textil- und Eisenindustrie. Bamberg am Main (41 Tsd.). Industrie, Handel und Gartenbau. Kulmbacli. Berühmte Bierbrauereien. 0) Regbz. Mittelfranken. Ansbach (17 Tsd.). Industrie und Handel. Nürnberg (213 Tsd.). Durch den altertümlichen Charakter der Bauart vor allen deutschen Städten ausgezeichnet.

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 62

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
R2 Erst nach den Freiheitskriegen beginnt sie sich merk- lich zu heben. Die wirtschaftliche Einigung Deutsch- lands durch den Zollverein (1851) und die glänzenden politischen Erfolge von 1870 und 1871 haben für Ge- werbe und Industrie einen so bedeutenden Aufschwung zur Folge gehabt, dass das Deutsche Reich heute neben England, Nordamerika, Frankreich und Belgien unter den Industriestaaten mit in erster Reihe steht. Besonders grossartig ist die Industrie entwickelt in Rheinland, Westfalen, Schlesien und im Königreich Sachsen, ferner im Elsass, in Württemberg und für manche Zweige in Bayern. Obenan stehen unter den deutschen Industriezweigen die Gewebeindustrie und die Metallverarbeitung. Un- erreicht ist Deutschland in der Fabrikation von Chemi- kalien , und das Kunstgewerbe hat sich zu einer un- geahnten Leistungsfähigkeit emporgearbeitet. § 88. Zu den hervorragendsten Indnstrieplätzen zählen unter anderen für : ¡ Wollindustrie-. Aachen, Eupen, Kottbus, Luckenwalde, Görlitz, Chemnitz etc. Baumwollindustrie : Elberfeld-Bannen, München-Glad- bach, Mülhausen i. E., Plauen, Augsburg, Bam- berg etc. Leinenindiistrie : Bielefeld, Hirschberg., Grossschönau, Zittau etc Seidenindustrie: Krefeld, Elberfeld-Barmen, Berlin. Gussstahlfabrikation ; Essen (Krupp) Bochum. Maschinenbau: Berlin, Chemnitz, Hannover, Essen, Esslingen etc. Messerschmiederei: Solingen, Remscheid etc. Nadelfabrikation : Aachen, Iserlohn etc. Gold- und Silber arbeiten: Berlin, Hanau, Pforzheim etc. Lederindustrie : Berlin, Offenbach, Mainz, Worms etc. Porzellanmanufaktur : Meissen, Berlin, Waldenburg, München etc.

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 89

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
89 1) Neckar kreis. Stuttgart (158 Tsd.). Hauptstadt. Mittelpunkt des württem- bergischen Bahnnetzes. Wichtiger Handels- und Industrie- platz. Mittelpunkt des süddeutschen Buchhandels. Grosse Pferdemärkte. Gewebe-, Möbel- und Pianofortefabrikation. Maschinenbau. Heilbronn am Neckar (36 Tsd.). Erster Handels- und Industrie- ltlatz Württembergs. Esslingen am Neckar (25 Tsd.). Ì T> . , , \ Bedeutender Maschinenbau. Cannstatt am Neckar. ) Ludwigsburg (20 Tsd.). Ehemalige zweite Residenz. 2) Jagstkreis. Gmünd (17 Tsd.). Fabrikation von Gold- und Silberwaren. Hall (9 Tsd.). Grosse Saline. Aalen. Mittelpunkt des württembergischen Eisenbergbaues. Eisenindustrie. 3) Schivarzwaldkreis. Reutlingen (21 Tsd.). Industriestadt. In der Nähe Schloss Lichtenstein. Tübingen am Neckar (14 Tsd.). Universität. Wildbad. Besuchtes Mineralbad. 4) Donaukreis. Ulm an der Donau (42 Tsd.). Festung. Beginn der Donau- schiffahrt. Handel mit Landes- und Gartenprodukten. Schöner Dom. Göppingen (17 Tsd.). Baumwollenspinnereien. * Friedrichshafen am Bodensee. Speditionshafen für den Ver- kehr mit der Schweiz. I>ie 6 Grosslierzogtii mer. §111. 1) Grossherzogtum Baden. Erstreckt sich am obern Rhein vom Bodensee bis über den Neckar hinaus und umfasst den grössten Teil der rechtsrheinischen Tiefebene, den Hauptteil des Schwarzwaldes, das Neckarbergland und die südlichen Höhen des Oden- waldes. Fast die Hälfte des Bodens ist Gebirgsland und 37% sind mit Wald bedeckt. Haupterwerbs- zweige sind Landwirtschaft, Waldwirtschaft und In- dustrie. Blühender Ackerbau, Wein-, Tabak- und

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 160

1898 -
— 160 — nicht herauskam, so war der Krieg eine unabwendbare Notwendigkeit. Demselben Zwang unterlag Preußen. Solange der deutsche Bund in der bisherigen Weise bestand, kam Preußen aus der unwürdigen Abhängigkeit von Österreich und den mit diesem zusammengehenden deutschen Staaten nicht heraus. Es war eben eine Unmöglichkeit, daß innerhalb eines Bundes, eines Staatenbundes, zwei Großmächte neben einander wohnen konnten: entweder die eine ordnete sich unter (Preußen zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.), dann wurden sie von einer Stufe zur andern herabgedrückt und gerade deswegen mit stetem Mißtrauen und steter Eifersucht betrachtet, oder beide machten ihre Stellung als gleichberechtigte Großmacht geltend (1864—1866), da mußte es schließlich zum Krieg kommen. Daß aber Österreich nicht diesem unhaltbaren Verhältnis durch Ausscheiden aus dem Bunde ein Ende machte, das lag daran, daß es eine Einbuße an Macht befürchtete, wenn es seine Stellung in Deutschland nicht behauptete, und daran, daß es sich nicht gewöhnen konnte, in Preußen eine ebenbürtige Großmacht zu sehen, sondern in seinem Beherrscher immer nur den Nachkommen der brandenburgischen Kurfürsten erblickte, die den Kaisern aus dem Hause Österreich Unterthan waren. 2. Welche Erkenntnis bewirkte der Krieg des Jahres 1866 bei den Deutschen? — Mit den überraschend schnellen Niederlagen, mit der Verlassenheit und Hülslosigkeit der westlichen und südlichen Staaten drängte sich unabweislich die Gewißheit von der Schwäche des deutschen Bundes auf. Weiter wußten nun die kleineren deutschen Fürsten, daß auf Österreich kein Berlaß sei, ebensowenig auf Frankreich, und so blieb nichts übrig als der vorher so verhaßte Anschluß an Preußen, das seine Kraft und die Fähigkeit, Bundesgenossen zu schützen, soeben glänzend bewiesen hatte. 3. Wie benimmt sich der Sieger? — Mit großer Mäßigung. Die Länder, die zum Bestand des preußischen Staates nötig sind, nimmt er allerdings in Besitz, denn es durfte nicht wieder vorkommen, daß der östliche Teil der preußischen Monarchie von dem westlichen durch feindliche Staaten geschieden war, aber das völlig besiegte Österreich braucht gar kein Land abzutreten und nur geringe Kriegskosten zu bezahlen, und ebenso mild werden die süddeutschen Staaten behandelt. König Wilhelm und sein großer Minister sieht in den Besiegten schon die Bundesgenossen. Sie haben also den Krieg geführt um des Friedens willen, wie es sein muß. 2. Die Vorbereitung zum Kriege. Ziel: Wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck mit der Volksvertretung um die Vorbereitung zu diesen Kriegen in Streit gerät. I Worin bestand die Vorbereitung? — König Wilhelm sah ein, daß das preußische Heer für einen Krieg nicht genüge, daß es an Offizieren und Mannschaften vergrößert, daß es besser eingeübt, mit besseren Waffen versehen werden müsse. Wenn das nicht geschehe, so

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 168

1898 -
— 168 — ist eigentlich mehr als naiv. Es ist nur erklärlich ans der Meimmg: Uns Franzosen ist alles erlaubt, der deutsche Michel aber hat sich alles gefallen zu lassen.*) Damals, ;m Jahre 1870, war es gar nicht die Depesche Bismarcks, die den Krieg veranlaßte, sondern der Krieg wurde vom französischen Volk, wenigstens von der Mehrzahl seiner Vertreter gewünscht. — Die spanische Thronkandidatur, die doch eigentlich nur die Spanier und den Prinzen Leopold anging, war der Vorwand zum Krieg, was man am besten daraus sieht, daß den Franzosen die Entsagung des Prinzen nicht genügte. Sie wollten Rache für Sadowa nehmen, denn sie meinten, seit der Schlacht von Königgrätz würden nicht mehr sie, sondern die Preußen als die erste Nation Europas angesehen. Man hörte wohl auch die Franzosen sagen, die Sicherheit Frankreichs werde durch Deutschlands völlige Einigung zu sehr gefährdet. — Damals hatte das geeinte Deutschland nicht mehr Einwohner als Frankreich, etwa 38 Millionen! Auch meinten die Franzosen, Preußen schulde Frankreich Dank, weil Frankreich es 1866 nicht an seinen Siegen gehindert habe. — Das war doch kein Verdienst! Davon hätte nur gesprochen werden können, wenn der König von Preußen vor dem Krieg von 1866 Napoleon gebeten hätte, sich nicht in den Krieg zu mischen, und dieser es daraufhin nicht gethan hätte. Ihr wißt wohl noch, was die Franzosen als Zeichen der Dankbarkeit Preußens begehrten. — Das linke Rheinuser (Gebiete von Bayern und Hessen). Das alles wurde in Frankreich leidenschaftlich erörtert. — Besonders in Paris aus den Straßen: „ä Berlin, ä Berlin" 2c. Zusammenfassung. Die Emser Depesche sowie die ganze spanische Thronkandidatur war Vorwand; die wahren Ursachen: „Rache für Sadowa", Einigung Deutschlands, Rh ein grenze. Was haben die Emser Vorgänge und die bald darauf folgende französische Kriegserklärung vom 19. Juli in Deutschland bewirkt? — Die größte Aufregung (Reife König Wilhelms nach Berlin). Freudige *) Das Wort Mollkes, der mit Roon bei Bismarck war, als er den Bericht aus Ems erhielt und sogleich die Depesche niederschrieb, „vorhin klang es wie Chamade, jetzt wie eine Fanfare", ist vielfach falsch verstanden worden. Dadurch wird nicht die Ansicht bestätigt, als ob Bismarck irgend eine Veränderung vorgenommen habe. Moltke und Roon waren durch den Emser Bericht niedergeschlagen, weil der König nicht sofort die französische Forderung energisch zurückgewiesen habe, sondern erst nach einer Beratung; die Streichungen Bismarcks aber beseitigten ihre Niedergeschlagenheit. Sie sahen nun die Thatsachen, wie sie waren. Man muß wohl unterscheiden: Bismarck hatte den Krieg schon lange als unausbleiblich vorausgesehen; um so weniger konnte es ihm einfallen, den Frieden mit einer Demütigung zu erkaufen, vielmehr erteilte er ohne Bedenken den Franzofen die verdiente Züchtigung, mochten sie sich auch dadurch zum Krieg fortreißen lassen. Aber herbeigeführt hat nicht er den Krieg, sondern die Franzosen.

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 134

1898 -
— 134 — samen Sitzungen zusammengekommen sein? — Rußland, Österreich, Preußen, England und Frankreich haben sich unter einander über alle Fragen in Sonderberatungen geeinigt; also eigentlich fein Kongreß (= Versammlung, die gemeinsam berät). 2. Sind die Bestimmungen des sogenannten Wiener Kongresses durchweg gut gewesen? — Es war nicht recht, daß Österreich italienische Länder bekam, ebensowenig daß Italien wieder zerstückt wurde, während es doch zur Zeit Napoleons die Segnungen der Einigung empfunden hatte. Dasselbe gilt von Deutschland. Die Deutschen hatten in den letzten Jahren erfahren, was die Uneinigkeit der deutschen Staaten zur Folge gehabt und was die Einigkeit bewirkt hatte. Darum bestand im deutschen Volk der lebhafte Wunsch nach dauernder Einigung. Man träumte von Wiederherstellung von Kaiser und Reich. Nun die Enttäuschung! Denn der deutsche Bund mit souveränen Fürsten, die thun und lassen konnten, was sie wollten, und sich entschließen konnten, wie sie wollten, war eher ein Bild der Zwietracht als der Eintracht. Und doch war es ein Segen, daß das alte deutsche Reich nicht wieder erstand mit dem Kaiser von Österreich an der Spitze, denn etwas Besseres als vordem konnte doch nicht entstehen, da erstens die deutschen Fürsten souverän waren und sich so wenig wie früher dem Kaiser unterordnen wollten, und zweitens da Österreich nunmehr noch viel weniger als früher ein deutscher Staat war, so daß erwartet werden mußte, Österreich werde die Kräfte be§ deutschen Reiches wie früher zu seinem Nutzen verwerten, feinen Vorteil immer voranstellen und Deutschland oft schädigen. Österreichs Interessen fielen jetzt erst recht nicht mit Deutschlands Interessen zusammen. Freilich Österreich hat das große Los gezogen: es herrscht über Italien unmittelbar durch seinen Besitz und mittelbar durch die Fürsten, die sich auf Österreich stützen müssen, denn das Volk will diese verschiedenen Herrn nicht haben, sondern ein einiges Italien. Österreich herrscht aber auch über Deutschland, denn auch hier strebt das Volk nach Einigung. Die Fürsten wollen aber ihre Souveränität nicht aufgeben und sehen sich darin von Österreich unterstützt (das wegen Preußens doch nicht unmittelbar über Deutschland herrschen kann); so werden sie von ihm abhängig, und Österreich hat mit dem Vorsitz beim Bundestag in Frankfurt die Herrschaft über Deutschland. Freilich ein gesundes Leben wohnt dieser Herrschaft nicht inne, denn sie ist gegründet auf die Unterdrückung natürlicher und berechtigter Volkswünsche. Aber Belgien und Holland konnten zufrieden sein, denn sie kamen nach langer Trennung wieder zusammen. — Nein, zwischen beiden Völkern hatte sich ein schroffer Gegensatz herausgebildet: Volkstum (Abstammung, Charakter, Sprache); Religion; Beschäftigung. Also hätte die Trennung bestehen bleiben müssen. Auch Preußen konnte nicht zufrieben sein: 1. Es erhält weniger als es vor 1806 besessen hat trotz seiner Leistungen und trotz der Vergrößerungen der andern Großmächte.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 138

1898 -
— 138 — Fürst Metternich, alle Volksvertretung haßte und in allen Staaten zu hindern suchte. Wie wird sich das Volk verhalten? — Es wird unzufrieden werden, es wird vor allem gegen Metternich erbittert sein. Zwischen Fürsten und Völkern in Deutschland wird eine Kluft entstehen. (Kann weiter ausgeführt werden: Demagogenhetze rc.) Da brach in Frankreich im Jahre 1848 eine neue Revolution aus. (In Eisenach ist hier an Helene von Orleans anzuknüpfen.) Der König mußte fliehen. — Frankreich wird zum zweitenmal Republik. Die französische Revolution brachte ganz Deutschland in Aufregung. Überall brachen Empörungen aus. Wo wohl zuerst? — In Wien und in dem an Frankreich grenzenden Lande: Baden. In Wien mußte der Gegner jeder Volksvertretung vor der aufgeregten Volksmenge fliehen. — Fürst Metternich. Auch in Berlin empörte sich das Volk. So kam es, daß die deutschen Regierungen Wahlen anordneten für eine deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a M. — Hier sollte über die Wünsche des deutschen Volkes beraten werden. Solche Wünsche waren Preßfreiheit, Schwurgerichte, ein deutsches Parlament. — Aussprache darüber. Erklärung von Preßfreiheit und Schwurgericht. Ein deutsches Parlament: an Stelle des deutschen Bundes und des Bundestages soll wieder ein deutsches Reich treten mit einem Kaiser an der Spitze und einer Volksvertretung; (andere wollten's haben wie die Franzosen: eine Republik). Zusammenfassung: Die deutsche Verfafsungsfrage von 1815—1848. Das deutsche Volk bei den Wahlen und beim Zusammentreten der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. — Großer Jubel. Hoffnung, daß jetzt die Zustände in Deutschland gut würden: überall Volksvertretungen und dazu ein deutsches Reich. In der Frankfurter Nationalversammlung befanden sich Männer, die ihr schon kennt: der Dichter, der Schill besungen hat und die Leipziger Schlacht — Ernst Moritz Arndt; dann der Dichter, der z. B. die Rolandslieder gedichtet hat — Uhland. Die Versammlung tagte in der Paulskirche, einem Rundbau, der sich gut eignete. Nach vielen und prächtigen Reden kam auch ein Verfassungsentwurf zustande, aber es war ein vergebliches Werk, da das andere Ziel der Nationalversammlung nicht erreicht wurde, — die Ausrichtung eines deutschen Reiches. Die deutschen Fürsten, vor allem der König von Preußen, geben aber nunmehr nach und nach ans eignem Antriebe ihren Ländern Verfassungen. — So haben die meisten deutschen Staaten nicht in Folge des Xiii. Artikels der Bundesakte Verfassungen erhalten, sondern erst etwa ein halbes Jahrhundert später nach dem Jahre 1848, und zwar mit Ausnahme Mecklenburgs, das noch eine mittelalterlich-landständische Verfassung hat, solche, die aus Volksvertretung beruhen. Zusammenfassung: Die vergebliche Arbeit der Na-
   bis 10 von 55 weiter»  »»
55 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 55 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 10
5 2
6 0
7 0
8 13
9 0
10 12
11 0
12 4
13 4
14 0
15 2
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 25
26 0
27 0
28 1
29 9
30 0
31 0
32 0
33 0
34 16
35 10
36 0
37 7
38 1
39 3
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 16
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 3
2 2
3 17
4 97
5 25
6 23
7 1
8 4
9 16
10 22
11 69
12 1
13 3
14 0
15 1
16 9
17 22
18 8
19 1
20 0
21 67
22 0
23 1
24 25
25 0
26 3
27 14
28 10
29 3
30 1
31 0
32 2
33 7
34 5
35 0
36 11
37 3
38 10
39 2
40 30
41 10
42 5
43 4
44 15
45 18
46 3
47 11
48 16
49 13
50 28
51 0
52 4
53 3
54 17
55 0
56 0
57 9
58 0
59 3
60 41
61 32
62 24
63 0
64 33
65 0
66 0
67 0
68 5
69 1
70 67
71 1
72 5
73 12
74 6
75 4
76 27
77 27
78 1
79 54
80 9
81 1
82 3
83 0
84 26
85 2
86 2
87 1
88 0
89 1
90 0
91 10
92 54
93 5
94 4
95 30
96 1
97 10
98 15
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 6
2 6
3 5
4 4
5 7
6 4
7 29
8 5
9 43
10 9
11 3
12 3
13 6
14 0
15 3
16 8
17 4
18 2
19 23
20 1
21 16
22 0
23 0
24 3
25 23
26 35
27 4
28 1
29 2
30 35
31 12
32 1
33 115
34 0
35 20
36 6
37 2
38 28
39 14
40 47
41 1
42 7
43 7
44 14
45 3
46 5
47 9
48 1
49 14
50 13
51 8
52 10
53 3
54 26
55 61
56 3
57 4
58 16
59 126
60 4
61 9
62 18
63 9
64 7
65 11
66 25
67 41
68 7
69 0
70 22
71 73
72 6
73 13
74 2
75 15
76 0
77 2
78 10
79 18
80 49
81 94
82 3
83 1
84 1
85 2
86 1
87 0
88 12
89 3
90 1
91 6
92 2
93 38
94 16
95 0
96 42
97 68
98 18
99 7
100 41
101 2
102 8
103 28
104 6
105 3
106 12
107 6
108 0
109 0
110 8
111 3
112 5
113 4
114 3
115 0
116 7
117 9
118 5
119 5
120 1
121 33
122 13
123 4
124 14
125 2
126 2
127 15
128 0
129 5
130 3
131 27
132 2
133 10
134 2
135 2
136 68
137 6
138 0
139 17
140 18
141 4
142 30
143 16
144 38
145 12
146 4
147 4
148 11
149 0
150 13
151 33
152 8
153 3
154 4
155 44
156 49
157 24
158 1
159 3
160 1
161 7
162 5
163 7
164 0
165 3
166 42
167 4
168 5
169 5
170 20
171 20
172 1
173 21
174 12
175 73
176 24
177 148
178 1
179 28
180 1
181 5
182 121
183 95
184 6
185 7
186 6
187 4
188 13
189 2
190 0
191 12
192 4
193 2
194 6
195 2
196 13
197 13
198 26
199 12