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1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

3. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

4. Bd. 2 - S. 270

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
270 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Die Perser selbst handelten zwar wenig, aber sie verzehrten viel, und erleichterten den inneren und Durchgangs-Handel durch An- legung von Straßen, Caravansereien und verschiedene Begünstigung. Baktra und Marakanda (Samarkand) waren die nördlichen Stappelpläze. In Süden behauptete Babylon seinen alten Ruhm; doch nahm der Handel auf dem perfischen Meerbusen ab, weil die Perser, um die Hauptstädte (*) ihres Reiches vor der Möglichkeit des Ueberfalls durch eine feindliche Seemacht zu bewahren, die Schiff- fahrt auf dem Tigris durch Aufführung ungeheuerer Steindämme hemmten. Alexander $1. zerstörte dieselben wieder, jedoch nicht voll- ständig. §. 27. Griechischer. Was wir schon im ersten Zeiträume von der Lage des eigentlichen Griechenlands, von den griechischen Inseln und Kolonieen (B. I. S. 164. ff.), dann von der Bekanntschaft mit den Scythen, endlich von dem ältesten Handel der Griechen (B. I. S. 249) gesagt haben, enthält den vorläufigen Uebcrblick über die Lebhaftigkeit und den Umfang desselben. Doch erhielt er erst in diesem Zeiträume, mit der politischen Macht des Volkes, seine große Ausbreitung und später durch die macedonische Macht einen gesicherten Gang. Aber verschiedene Ursachen bewirkten, daß Griechenland niemals eine den Vorthcilen seiner natürlichen und politischen Lage angemes- sene Handelsgröße erreichte. Den einzelnen Freistaaten, woraus es bestand, schien immerdar die Freiheit, und nicht der Handel, der wichtigste Punkt. Die mancherlei Mittet, wodurch man in neue- ren Zeiten die Industrie zu hebe«, zu leiten, und bis auf's höchste einträglich zu mache» versteht, waren meist noch unbekannt. Man dachte noch nicht daran, eine jede Kraft des Bürgers zu Geld an- zuschtagen, und die Industrie blos als Staatskapital zu betrachten, welches nach Möglichkeit zu nüzen sey. Auch im Handel war die Freiheit vorherrschend, und daher oft die Privatspekulation dem all- gemeinen Interesse uachtheilig. Desgleichen sahen die Bürger für sich die Erwerbung nicht als den Zweck ihres Dascyns an. Die öffentlichen Angelegenheiten beschäftigten sie mehr, als ihre häusliche Oekonomie, und Feldbau däuchte ihnen edler, als Kunstfleiß. Ja es schien verächtlich, sich den mechanischen Verrichtungen der Gewerbe zu unterziehen, und meist wurden nur Sklaven dazu gebraucht. Doch waren nicht bei allen Staaten dieselben Begriffe herrschend. Demo- (*) Auch Susa am Choaspes, der durch einen Kanal mit dem Tigris in Verbindung siand, war in solcher Gefahr.

5. Bd. 2 - S. 242

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
242 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Stand, welcher jedoch später noch mehr durch verschiedene Vorrechte — als Edrenstze im Theater gleich hinter den Senatoren — ausgezeich- net, durch Pachtung ser öffentlichen Einkünfte reich, und als Mit- telmacht zwischen dem Senat und Volk wichtig war. Wir haben in der dctaillirten Geschichte erzählt, in welchem Wechsel, seit E. Grac- chus Zeit, die Ritter und der Senat bald ausschtießungsweise, bald gemeinschaftlich die Gerichte (judicia) erhalten haben, und welche große Bewegungen darüber cnstanden sind. Eicero war die Zierde und ein vorzüglicher Beförderer des Rittcrstandes. Der dritte Stand, wenn gleich dem Range nach der lezte, war doch durch seine Zahl und seine verfassungsmäßigen Rechte der stärkste, ja eigentlich der Souvera in. Die Zahl der Senatoren und Rit- ter verschwand gegen die große Volksmenge, und konnte, zumal in comitiis iributis, gegen den entschiedenen Willen derselben nicht aufkommen. Gleichwohl wurde, theils durch die List der Vornehmen, theils durch den natürlichen Lauf der Dinge, die Macht des großen Hau- fens in Schranken gehalten, und es kam niemals eine reine De- mokratie zu Stande. Um wie Vieles die comitia tributa dem Volke vortheilhafter, als die comitia centuriata waren, ist aus dem früher Gesagten klar. (Die coinitia curiata, nach errungener politischer Gleichstellung der Plebejer mit den Patriziern, verloren ihre Bedeutung, und hörten allmälig auf.) Aber viele Geschäfte wurden fortwährend auf den comitiis centuriatis verhandelt — eine Zeitlang jedoch noch abhän- gig von der Beistimmnng der Cnrien —, und es wußten die Vor- nehmen auch die comitia tributa, worin die vorzüglichste Stärke der Tribunen bestand, für sich minder schädlich zu machen durch die (s. §. 14. der röm. Gesch.) von Fab ins Marimus angeorduete Verweisung des Pöbelhaufens in die tribus urbanas und der ange- seheneren Leute in die tribus rusticas* Auf eine ähnliche Weise wurden nachmals (ibid. §. 47) die als Bürger aufgenommenen Bun- desgenossen in acht eigene Tribus verthcilt, um die übrigen von ihrem Einflüsse frei zu erhalten (*). (*) Wir wollen hier eine — nicht neue, aber wichtige — Bemerkung, welche nicht nur für Rom, sondern auch für Athen und für alle größeren Re- publiken des Alterthums gilt, in eine Note sezen. Sobald die Zahl der Aus- breitung einer Bürgergemeinde also zunahm, daß sie entweder schwer oder gar nicht in eine ordentlich beratbschlagende Versammlung konnte vereinigt wer- den; so blieb kein anderes Mittel zur Erhaltung einer gesezlichen und Nicht von Stürmen bewegten Freiheit übrig, als das Reprasentationssystem. Aber zu dieser Idee haben die alten Politiker sich nicht ausgeschwungen. Sie

6. Bd. 2 - S. 51

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Zweites Kap. Geschichte der Griechen. 51 §.18. Unglück der Athener. In dieser Lage war die Insel, als Athen den Angriff entwarf (3570. 413 v. Chr.). Es konnte auf zahlreichen Anhang unter den Neidern von Syrakusens Macht zahlen, wenn es klug genug war, den Ver- dacht noch größerer Anmaßung von sich zu entfernen. Alcib iades, im Unterhandlcn so geschickt, als tapfer im Kriege, hätte wohl die Unternehmung, deren Folgen unermeßlich seyn mußten, zum glückli- chen Ende gebracht, und dann wäre vielleicht Athen statt Rom Welt- herrscherin geworden. Aber kaum war der erste Schritt zur Ausführung, durch Eroberung von Katana, geschehen, als gegen Alcibiades schwere Anklage wegen Gottlosigkeit und die Ladung vor's Volksgericht erging. Es waren, kurz bevor die Flotte von Athen abfuhr, die Statuen Merkurs, welche häufig in den Straßen der Stadt standen, alle in einer Nacht verstüm- melt worden. Der Verdacht dieser Frevelthat fiel auf Alcibiades und die zügellose Schaar seiner Schwelggenossen. Jener verlangte Ver- hör und Urtheil; aber die Flotte war segelfcrtig; er mußte mit ihr ab- gehen, und seinen Feinden ein freies Feld zu Ränken lassen. Auch wurde diesen unter einer unbesonnenen fanatischen Menge der Sieg nicht schwer. Ein Schiff wurde abgefertigt, den Beklagten hcimzu- briugen; aber er entkam, floh nach Argos und von da, als er die Nachricht seinervcrurtheilung vernahm, nach Sparta, Rache gegen seine Mitbürger im Herzen. Indessen war Nicias vor Syrakus gerückt. Schon dachten die Belagerten auf Uebergabe, als Gylippus, der Spartaner, ihnen neuen Muth amd Hilfe brachte. Viel und von beiden Seiten rühmlich wurde gestritten. Ein großer Theil der Insel war wider Athen, dessen Plane nunmehr am Tage lagen, bewaffnet; seine besten Streiter wa- ren gefallen. Da erschien — zu spät — eine neue Flotte, zur Hilfe von Athen gesandt, mit starker Bemannung, geführt von Demost- henes. Syrakus schien abermal zu zagen, und hätte bei klügerer Leitung der athenischen Streitkräfte mögen gebändiget werden. Aber die Uneinigkeit der Feldherren, Gylippus Thätigkeit und ein besonde- res feindseliges Geschick vereitelten alle Anstrengungen. Wie unge- recht auch der Angriff der Athener gewesen — man fühlt sich von Weh- mut!) durchdrungen, wenn man Thucydides musterhafte Erzählung ihrer Unfälle liest. Wiederholt zu Wasser und zu Land geschlagen, traten sie endlich, nach dem Verluste der Flotte, den Rückzug zu Land an. Noch war ihr Heerhaufe gewaltig durch die Zahl, aber muthlos und durch Leiden entkräftet. Gylippus hatte die Pässe besezt. Der 4 *

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 28

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Ü8 • Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. Deutschen Schranken zu setzen, hatten sie dem Kaiser so männlichen Wider- stand geboten, daß dieser nur aus dem Zusammenwirken mit Herzog Hein- rich sich den Sieg versprechen konnte. Zu diesem Behufe begab er sich 1176 nach Tyrol, um dort mit seinem Vasallen Rücksprache zu nehmen. Aber schon jetzt erkennen wir zwischen beiden großen Männern das frühere Verhaltniß inniger Freundschaft nicht mehr. Abgesehen davon, daß beide von einem gewissen Ehrgeize erfüllt waren, der keinen Nebenbuhler ver- tragt, zürnte der Welfe dem Staufen, weil dieser von Welf Vi., gegen eine diesem kinderlosen Fürsten vorgeschossene Summe Geldes, zum Erben von dessen sammtlichen Gütern in Schwaben, Baiern und Italien eingesetzt war. Den Verlust dieser Stammlande konnte Herzog Heinrich nur mit dem höchsten Mißmuthe ertragen. Deshalb säumte er mit seiner Rüstung für den Kaiser, und zog langsam dem Süden zu. In Tyrol traf er den Kaiser, der ihn um schleunige Unterstützung bat. Aber Heinrich achtete nicht auf die Stimme seines Herrn, ob auch dieser ihn an frühere Wohlthaten erinnerte und an die Ehre des deutschen Namens mahnte; er wollte Vor- theil ziehen aus der Verlegenheit, in welcher sich Friedrich I. augenblicklich befand, und erklärte, nur gegen die Abtretung der freien Stadt Goslar der an ihn gerichteten Forderung entsprechen zu können. Diesem Verlangen durfte der Kaiser auf keine Weise willfahren; weil er aber fühlte, daß er ohne des Vasallen Hülfe im Kampfe gegen die Lombarden verloren sei, be- schwor er knieend den Herzog, ihm den Zuzug nicht zu versagen. Als die- ser auch jetzt noch kalt blieb und einer seiner Vasallen der Noth des Kaisers zu spotten wagte, da erhob sich dieser voll tiefen Schmerzes, und der offene Bruch zwischen den Freunden war unheilbar erfolgt. Ohne die Hülfe der Sachsen und Baiern stritt der Kaiser 11.76 bei Lignano, und wurde vollkommen geschlagen. Ein im folgenden Jahre zu Venedig mit den Lombarden geschlossener Friede beraubte ihn aller der müh- sam errungenen Vortheile über Papst und Städter, und voll Zorn über Herzog Heinrich kehrte er nach Deutschland zurück. Alsbald griffen die Feinde des welsischen Hauses zum Schwerte; sie glaubten endlich die Stunde der Rache gegen einen Mann gekommen, dessen Macht und Größe ihnen gleich unerträglich war. Heinrich der Löwe erkannte, daß er vom Kaiser keinen günstigen Spruch gegen die widerrechtlich ihn bekämpfenden Fürsten finden werde. Deshalb beschloß er, nur auf das eigene Schwert zu vertrauen. Als aber die Zahl seiner Feinde sich mehrte, der Kaiser selbst gegen ihn heranzog, und der Bischof von Halberstadt ihn mit dem Fluche der Kirche belegte, wollte er noch ein Mal den Weg gütlicher Ausgleichung

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 86

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
86 Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. herbeigesührt wurde, in welchem das lange in grober Täuschung befangen gehaltene Volk sich den Schleier von den Augen zog. So waren die kirch- lichen Verhältnisse in Deutschland, als Martin Luther in Wittenberg zuerst gegen den schnöden Handel mit Ablaßbriefen eiferte, welchen der Kurfürst von Mainz durch den Dominicaner Tetzel in Sachsen betreiben ließ. Die Worte des Augustinermönchs, welcher mit glühendem Eifer die Verderbt- heit der Kirchendiener schalt, und auf die Nothwendigkeit einer durchgrei- fenden Verbesserung der Kirchenzucht hinwies, fanden den allgemeinsten Beifall; man lernte bald einfehen, wie verschieden von den Satzungen der Papste die Gebote und Verheißungen der heiligen Schrift lauteten. Herzog Ernst von Lüneburg hatte aus reinster Ueberzeugung sich der Lehre Luthers ergeben, und schon 1523 versuchte er, der Reformation in seinem Fürstenthume, namentlich in der Residenz Celle, Eingang zu ver- schaffen. Obwohl nun Ernst in diesen Bemühungen weit entfernt war, durch andere Mittel, als die der Ueberzeugung, auf seine Unterthanen zu wirken, fand er doch namentlich bei der Klostergeistlichkeit in Celle einen erbitterten Widerstand; sie war es, die auch Heinrich den Mittlern bewog, sich noch ein Mal in sein Land zurückzubegeben, um die Bestrebungen des Sohnes zu vereiteln. Trotz dessen wurde von dem auf dem Landtage zu Scharnebeck versammelten Standen am Gründonnerstage 1527 der Be- schluß gefaßt, der Reformation Eingang zu verschaffen. Seitdem wurde ein Kloster nach dem andern von den bisherigen Bewohnern geräumt; er- fahrene Männer wurden der Verwaltung der klösterlichen Güter vorgefetzt; der Widerstand, welcher diesen Neuerungen von Seiten einiger Orden ge- boten wurde, konnte den Gang der großen Umwandlung nicht hemmen. Endlich mußte auch der Rath von Lüneburg dem Verlangen seiner evan- gelisch gesinnten Bürgerschaft sich fügen, und Kirche auf Kirche zur Ver- kündigung der lutherischen Lehre einraumen. Auf dem 1530 gehaltenen Reichstage zu Augsburg, woselbst die evangelischen Stande ihr Glaubensbekenntniß öffentlich ablegten, erschien auch Herzog Ernst, welcher noch in dem nämlichen Jahre sich in Schmal- kalden mit einigen gleichgesinnten Fürsten zur männlichen Vertheidigung der von ihnen ergriffenen Wahrheit und zum Schirm ihrer landesherrli- chen Rechte gegen die drohende Gewalt des Kaisers verband. In Augs- burg hatte der Herzog den Prediger Urbanus Regius kennen und lieben gelernt, und denselben vermocht, ihm nach seinen Landen zu folgen. Hier begann der fromme Mann, welcher zum Hofprediger in Celle und zum Generalsuperintendenten des Fürstenthums Lüneburg ernannt war, in Ver- bindung mit seinem fürstlichen Freunde das planmäßig betriebene Werk der

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 162

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
162 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. lende Richelieu fand seinen Gegner schon so weit von der Aller entfernt, daß er jede Hoffnung aufgeben mußte, ihn zu einer Schlacht zu zwingen. Sonach waren die Kurlande und mit ihnen alle Mittel zur Erhaltung des verbündeten Heeres verloren; nur ein schleunig abgeschlossener Vergleich konnte letzteres vor gänzlichem Verderben retten. Dieser wurde durch Ver- mittelung des dänischen Hofes zwischen den Herzogen von Richelieu und Cumberland im September des Jahres 1757 zu Kloster Zeven dahin ge- troffen, daß Hessen, Braunschweiger und Gothaer entlassen, die Hannoveraner aber an beiden Usern der El'be vertheilt werden sollten. Durch diese schimpf- liche Convention von Kloster Zeven wurden die Kurlande den Franzosen preisgegeben, welche mit empörender Grausamkeit und Habgier in den Städten und auf dem flachen Lande wütheten. Voll Schmerz über den Jammer seiner deutschen Staaten, verweigerte Georg 11. die Anerkennung der Convention. Deshalb und weil auch Lud- wig Xv. derselben seine Billigung nicht ertheilte, der Herzog von Richelieu mit frechem Hochmuth den emgegangenen Verbindlichkeiten nicht nachkam, und das mißhandelte hannoversche Heer vor Ungeduld brannte, die Schande von Hastenbeck im Blute der Feinde abzuwaschen, hielt es nicht schwer zu bestimmen, daß der Wiederausbruch des Kampfes nahe sein mußte. Auf den Vorschlag von Pitt fühlte sich Georg 1!. bewogen, die Vereinigung englischer Regimenter mit den Hannoveranern anzuordnen und anstatt des nach England zurückgerufenen Herzogs von Cumberland dem Herzoge Fer- dinand von Braunschweig den Oberbefehl des verbündeten Heeres anzuver- trauen. Letzterer befand sich dazumal im Dienste des Königs von Preußen. Ohne Verweilen folgte er dem an ihn ergangenen Rufe und traf im No- vember 1757 in Stade ein, von wo er den Herzog von Richelieu benach- richtigte, daß, da die Convention von Zeven weder in London noch in Paris Anerkennung gefunden habe, er bereit sei, die Feindseligkeiten wieder zu er- öffnen. Durch die Persönlichkeit von Ferdinand, welcher gegen den Befehl seines Bruders, des Herzogs Karl, die braunschweigischen Regimenter zur ferneren Theilnahme an dem Kriege bewog, wurde das Selbstvertrauen und die Zuversicht auf den Sieg im verbündeten Heere wieder geweckt. Deshalb zögerte der Herzog nicht, mit feinen 32,000 Streitern den Kampf gegen 80,000 Franzosen zu beginnen. Ohne sich bei der Belagerung Har- burgs aufzuhalten, bemächtigte er sich der Magazine, welche der nach Celle weichende Richelieu in Lüneburg zurückgelassen hatte und folgte im An- fänge des Jahres 1758 seinem Gegner nach der Aller. Wenn sich auch hier seinem Vordringen Schwierigkeiten entgegenstellten, so gelang ihm dock der Uebergang über die Aller bei Ahlden, während durch seine Generale die

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-
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