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1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

3. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

4. Bd. 2 - S. 176

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
176 Viertes Kap. Römische Geschichte. Aber die Cimbrer — wenn sie auch die Welttyrannin stürzten — waren selbst wohl schwerlich zur Weltherrschaft gelangt. Dafür hatte durch ihren Sieg zu den unterdrückten Völkern die Freiheit wic- derkehren, und aus dein erneuten Leben unendlich mehr Gutes anf- blühen mögen, als jemals die Römermacht schuf. Verhängnißschwer war in jeder Annahme der Augenblick; und wer mag es Zufall nennen, daß jezt plözlich die hervorbrechende Sonne die Cimbrer blen- dete, und den halb gewonnenen Sieg ihnen entriß? Es erging ihnen, nach gräßlichem Widerstande, wie den Teutonen. Selbst ihre Weiber stritten noch von der Wagenburg mit heldenmüthiger Verzweisiung. Die Tignriner, als sic solches Unglück vernahmen, zerstreuten sich. Marius, der Retter Roms, hielt einen herrlichen Triumph; doch erkannten Viele, daß die Ehre des tezten Tages dem Catnlus ge- bühre. tz. >46. Der Bundesgenossenkrieg. Für Rom selbst wurden die Siege des Marius fast so verderblich, als seine Niederlage gewesen wäre. Trunken von der soldatischen Größe und des Herrschens gewohnt, glaubte er Anspruch zu haben auf bleibende Herrschaft. Auch ward er zum scchstenmal Cónsul (3883. 100 v. Chr.) durch die Gunst des Pöbels, dem er immer- dar angehangen, und durch den Eifer zweier gleichgesinnter Dema- gogen, des Tribuns L. Appulejus Saturni uns und des Prä- tors Glaucias. Gegen dieses Triumvirat vermochten Metellus und Sulla, die Anführer der Optimaten, für jezt noch wenig. Metellns wurde verbannt. Sulla arbeitete im Stillen. Als aber Sa- turninns seinen Mitwerber um's Tribunat, Nonnius, auf den Co- mitien ermorden ließ, und Glaucias dasselbe gegen Memmius verübte, der mit ihm das Consulat gesucht; so empörte sich das ganze Volk, solcher Gräuel noch nicht gewohnt, gegen die Verbrecher. Diese bemächtigten sich des Kapitols. Marius, um nicht mitschuldig zu scheinen, verband sich mit dem Volke, und sah seine treuen Ge- hilfen, als sie der Uebermacht sich ergaben, eines schmählichen To- des sterben. Er selbst hielt für nöthig, sich auf einige Zeit nach Asien zu entfernen. Metellus wurde glorreich zurückbernfen. Nach kurzer Ruhe veranlaßte Livius Drusus noch größeren Brand. Es ist schwer, seinen Charakter zu würdigen. Talent und Eifer schreiben ihm Alle, die Meisten auch edle Gesinnungen zu (*) ; aber, was er tbat, wirkte schädlich, und es war sein Leben, wie (*) Er isi's. der sein Haus dergestalt erbaut haben wollte, daß alle Men- schen sähen, was er darin begänne. Ein Zug, in welchem Rousseau die remile und erhabenste Tugend erblickt.

5. Bd. 2 - S. 179

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 Viertes Kap. Römische Gescbichte. ihrer meisten Schrecken, wie mir zu bald der Kampf zwischen Ma- rius und Sulla bewies. L. Cornelius Sulla ist eine der imponirendsten Gestalten in der ganzen Geschichte. Solche Charaktere konnte freilich nur ein Rom, die Pflegemutter jeder Kraft im Guten, wie im Bösen, ge- den. Aus einem vornehmen, aber durch Unfälle gesunkenen, Hanse stammend, hatte Sulla durch Erziehung und Verhältnisse aristo- kratische Gesinnungen erhalten. Hierin und in seiner Liebe für Wissenschaft und feinere Sitte lag schon der natürlichste Grund des Hasses gegen den rohen Marius, das Haupt der demokrati- schen Partei, doch solch' edler Rolle nach persönlichem Cha- rakter unwerth, weit mehr nur Mann des Pöbels, nach Grundsäzen und Verbindungen, Herkunft und Sitte, und Feind alles Dessen, was nicht Soldat oder Pöbel war. Aber der Haß, welchen dieser Geg ensaz der Charaktere gegründet, entglühte noch heftiger durch Jenes, was beiden gemein war— den unersättlichen Ehrgeiz und die wüthcnde Herrschsucht, und wurde verderblich für Rom durch Beider hohe Kraft, Starrsinn und Grausamkeit. Im jugurthinischen Kriege und in jenem der Cimbrer hatte Marius Ruhm den seines jüngeren Nebenbuhlers weit überstrahlt; doch war die Unterhandlung mit Bocchns (s. §. 44.) und der wichtige Antheil, den Sulla am veronesischen Siege gehabt, schon Stoff des Neides. In den nach- folgenden Unruhen der Stadt erhöhte Sulla den Haß als kraftvoller Vertheidiger der Aristokraten, und bei dem Bundesgenossen-Kriege schien sein Talent und Glück den alternden Marius zu verdunkeln. In ihm glaubte Rom den besten Feldherrn für den mithridatischen Krieg zu finden, und ernannte ihn dazu, da er gerade als Consut mit dem Heere vor Nola lag (3896. 87 v. Ehr.). Darüber empfand Marius, welchen beim cimbrischen Triumphe das Volk vergöttert und den "dritten Gründer Roms" gehei- ßen, tödtlichen Verdruß. Im 70sten Jahre des Alters, und nach so vielen Siegen, war er des soldatischen Ruhmes nicht satt. Ihn gelüstete nach den politischen Lorbeeren, und so groß war sein An- hang im Volke, daß, auf des Tribuns Snlpicins (*) Vorschlag, dasselbe den Senatsbeschluß, der Sulla zum Feldherrn gemacht, tumultuarisch vernichtete, und die Anführung an Marius gab. Als Sulla dieses vernahm, führte er sein Heer feindlich nach (') Diesen Sulpicius nennt Müller einen „sonst vortrefflichen Mann"; — Andere erklärten ihn für einen Bösewicht. So schwer ist es, den moralischen Werth der Revolutionsmänner oder den wahren Beweggrund ihrer Handlungen zu beurtheilen! — 12*

6. Bd. 2 - S. 140

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Iao Viertes Kap. Römische Geschichte. Als er in Italien ankam, blieben ihm noch 20,000 Mann Fußvolk und 6000 Reiter. Damit griff er Rom an, das, nach Polybius, über 150,000 Bürger in den Waffen hatte, und in ganz Italien über- haupt an 800,000 Streiter zählte. Aber Hannibat hoffte ans die Hilfe der mißvergnügten italischen Völker, zumal der kaum besiegten Gallier, welche auch vor seiner An- kunft schon die Kolonien von Cremona und Ptacentia vertrieben hat- ten. Um diesen Völkern Mnth zur Empörung zu geben, dazu waren schnelle Siege nöthig. Also zog Hannibal rasch hinab an den Tessino, schlug allda den Consul Corn. Scipio, welcher ans dem jenseitigen Gallien, wo Hannibal ihm ausgewichen, eilig zurückgekommen war, in einer ersten Schlacht, bald darauf an der Trebia ihn und Sem- pronius, den anderen Eonsnt, ans entscheidende Weise; endlich am trasimenischen See (Lago di Perugia) in Hetrurien, wohin er durch einen mühevollen Marsch über die Apenninen gegangen, den vermessenen neuen Consul Fl am in ins (3767. 216 v. Ehr.) fast zur Vernichtung des Römerheeres. Iezt treten die Gallier meist auf seine Seite, die Bundesgenossen wanken; Rom, erschüttert, aber nicht verzagt, wirbt neue Legionen, und ernennt einen Diktator. Dieser, Q. Fab ins Mar im ns, ein wohlerfahrener, bcdächtli- chcr Mann, erkannte in dem Ungestüme seiner Vorgänger die Ursache des Unglücks. Daher, anstatt mit srischgcworbenen Truppen Hanni- bal's sieggewohntem Heere in offenem Felde zu stehen, anstatt das Schicksal des Staates dem Wagestücke einer lezten Schlacht zu ver- trauen, zeigte er seine Kunst in Märschen und Stellungen, womit er den, im fremden Lande mit vielen Nachtheilen ringenden Feind hinhielt, ermüdete, erschöpfte, und den Seinen neuen Mnth und Uebnng gab. Von ihm wurde mit Wahrheit gesagt: «liic unus iiomo nobis ciinc- tando restituit rem. » Wie unzufrieden der römische Pöbel mit diesen Maßregeln gewesen, wie auch beim Heere Minutins dem Diktator getrozt, von ihm abgesondert, dann aber, als dieser ihn aus der Gefahr errettet, seinen Fehler edelmüthig getilgt habe — dies, mit noch vie- len romantischen Scenen, hat Livins vortrefflich beschrieben. Für's folgende Jahr (3768. 215 v. Ehr.) wurden Consuln ge- wählt, der weise Paulus Aemilius, durch Tugenden noch mehr, als durch den alten Adel glänzend und der Mann des Pöbels (welche Charakterisirung jedoch den Verdacht des Partei-Hasses an sich trägt), der tollkühne Terentius Varro. Hannibal, welcher von dem Cha- rakter seiner Gegner so gut, als von den Eigenheiten jedes Lokals Vortheile zu ziehen verstand, brachte den leztercn, gegen seines Kol-

7. Bd. 2 - S. 198

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
198 Viertes Kap. Römische Geschichte. ibm die schöne, durch Schmeichesei noch unentweihte Benennung "Va- ter des Vaterlandes — — — Roma parentcm, Roma patrem patriae Ciceronem libera dixit. Juvenal. §. N7. Das erste Triumvirat. Cato. Kaum waren die catilinarischen Schrecken vorüber, als Pom- pejus mit seinem siegreichen Heere aus dem Oriente zurückkehrte. Die Freunde der Freiheit fürchteten seine Macht; aber Er, welcher wohl der Erste in Rom, jedoch dessen Tyrann nicht scyn wollte, entließ seine Truppen, wie er in Italien landete, und begehrte, nach gefeiertem Triumphe, blos zwei Dinge zur Belohnung: die Bestätigung seiner asiatischen Einrichtungen und Acckcr für seine Krieger. Beides wurde ihm abgeschlagen. Metcllus, Lucullns, Cato u. A., nicht alle aus reinen Beweggründen, seztcn sich entgegen, und die Kränkung, die Pompejus hierüber empfand, war wohl die Hanptursache seiner Verbindung mit Er as sus und Cäsar. Dieser leztere hatte sich endlich von den jugendlichen Ausschwei- fungen zu den Staatsgeschäften gewandt und allsogleich die Bewun- derung seiner hoben Talente erweckt. Nachdem er die Würden eines Quästors, Aedilis und Prätors verwaltet, auch jene des Pontifex Marimus erlangt hatte, bekam er das jenseitige Hispanien zur Provinz. Kaum ließen ihn seine Gläubiger (denen er an 6 Millionen Thater schuldig war) dahin abgehen; aber er bereicherte sich in seiner Provinz, und kehrte mit Kriegsruhm, so wie mit Beute bedeckt nach Rom zurück. Iezt that er Pompejus und Crassus, deren alte Eifersucht erwacht war, den Vorschlag, sich unter einander und mit Ihm zur Behauptung der Gewalt und gemeinschaftlichen Durch- sezung ihrer Absichten gegen alle Rivalen zu verbinden; wodurch, als Beide dem Vorschläge beitraten, das erste Triumvirat entstand (3924. 59 v. Ehr.). Cato, wie er Kunde davon erhielt, rief klagend aus: "Es ist geschehen um die Republik, sie hat Herren erhalten!" — Dennoch wäre sie nicht gefallen, hätten Mehrere wie Cato gedacht. Unter dem allgemeinen Ruine der Sittlichkeit und Freiheits- liebe erscheint Cato's ehrwürdiges Bild als eine einsame, aus bessern Zeiten zurückgebliebene Gestalt. Nicht Geld, wie Crassus, nicht Ruhm, wie P ompejus, nicht Herrschaft, wie Cäsar, nicht Genuß, wie die meisten Anderen — Tugend, Gerechtigkeit und Freiheit verlangte Cato, und nur sie, ohne Wanken, ohne Anstrengung — als welche den Widerstreit der Neigungen oder gethcilte Empfindungen vcrräth — : cs war ihm nicht gegeben, etwas Anderes zu verlangen. Ein hohes

8. Bd. 2 - S. 173

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
173 Viertes Kap. Römische Geschichte. den Enkeln Masinissa's Streit entstand (3865. 118 v. Ehr.), und Jngurtha, einer derselben, von seinen Vettern den einen todtete, den anderen vertrieb, Rom unbedenklich als Richterin ans. Auch Jngurtha, ein talentvoller, im Umgänge liebenswürdiger, jedoch lasterhafter Prinz, erkannte cs dafür; aber er bestach den Senat und desten Kommistaricn, und todtete nun auch den Rivalen, der nach Rom geflohen. Zwar wurde ihm nun, auf des Tribuns C. Memmins Betreiben, der Krieg angekündet; aber auf eine unglaub- liche Weise, und welche den sprechendsten Beweis von Roms tiefem Verderbnisse gibt, behauptete sich Jngurtha noch eine Reihe von Jah- ren gegen Volksbeschlüste und Kriegsheere durch Bestechung der Häup- ter (worunter mehrere Eonsutn aus den edelsten Häusern und ein großer Theil des Senats), ja er war frech genug, selbst nach Rom zu gehen, und dort noch einen dritten Verwandten zu morden. End- lich (3874. 109 v. Ehr.) wurde Q. Metellus, der Sieger Ma- cedoniens, gegen ihn gesandt, ein unbestechlicher Mann und großer Feldherr. Jngurtha, wiewohl auch im Kriege geschickt, konnte die- sem Gegner nicht stehen, und floh, nach verschiedenen Niederlagen, zum manritauischen König Bocchus, dessen Eidam er war. Aber der Ruhm der Beendigung des Krieges wurde Metellus durch E. Marius entrissen, einen der merkwürdigsten Männer in Roms Geschichte. Er war zu Arpinum von niedrigem Stande gebo- ren. Ohne Vermögen, ohne Erziehung, ohne Wissenschaft, blos durch soldatisches Verdienst und eine rauhe Größe des Charakters hervor- ragend, hatte er schon als Jüngling im Lager vor Numantia die Aufmerksamkeit Serpio's erregt. Durch tapfere Thateu machte er seinen Namen im Heere berühmt und in der Stadt durch populäre Grundsäze. Als Tribun rechtfertigte er durch seinen Eifer das Ver- trauen des Volkes, und sein Gönner Metellus, der ihn als Legat nach Numidien nahm, erkannte die Wichtigkeit seiner Dienste. Aber Marius war für keine untergeordnete Rolle geboren. Sein Ehrgeiz machte ihn undankbar gegen Metellus. Durch Verunglimpfung bci'm Volke verdrängte er diesen vom Kommando, welches er dann selbst als neügewählter Cónsul übernahm (3877. 106 v. Chr.). Durch große Schlachten und die Eroberung der stärksten Festen brach Marius die Macht des vereinten Numidiens und Mauri- taniens. Bocchus, um das Verderben von sich selbst abzuwenden, lieferte den Eidam an die Römer aus. Sulla, des Marius Quä- stor, bewirkte solches durch geschickte Unterhandlung, und dieser, der, was ein Anderer an Ruhm erwürbe, sich selbst entzogen glaubte, warf von da an seinen Haß auf Sulla. Zum Lohne des Verratheö

9. Bd. 2 - S. 205

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
205 Viertes Kap. Römische Geschichte. großen Seele gemindert, seine Weisheit verwirrt habe. Von seinen Fehlern und jenen seiner Partei machte der wachsame Casar den be- sten Gebrauch, und stieg, so wie Pompejus sank. Dieser, nach der Diktatur strebend, hinderte durch einen großen Thcil des Jahres die Consulwahl — doch vergebens. Cato und die Frcihcitsfrcunde zernichteten seinen Plan. Aber im folgenden Jahre, bei den Tumulten nach Clodius Ermordung, hielt man seine Ernen- nung znm alleinigen Consul für nöthig. Die Verlängerung seiner hispanischen Provinz war davon die einzige Frucht. Aber der Zeitpunkt nahte heran, wo mit Erlöschung von Casar's Kom- mando in Gallien die große Frage über Krieg oder Frieden, über Fort- bestand oder Sturz der Republik mußte gelöset werden. Sollte er an- sprnchtos in den Privatstand zurücktreten? Welche Belohnung sollteer für seine glänzenden Thaten erhalten? — Schon früher, und mit Pom- pejus Gutheißung, ward ihm das Privilegium ertheilt, auch abwesend um's Consulat sich bewerben zu dürfen. Aber er zog für jezt die Fort- dauer der militärischen Macht der Consulwürde vor: auch vermehrte er sein Heer auf zwölf Legionen. Bei der völligen Unterwerfung Galliens war solches schon eine feindselige Stellung. Würde und Recht erheischten von dem Senate, sich durch seinen Feldherrn Nichts abtrozen zu lassen. Darum schloß er jezt mit allen hohen Magistraten sich enger an Pompejus, und schlug Cäsar die Verlängerung des Kommando's ab; auch um's Consulat sollte sich derselbe, nach den gesezlichen Formen, in Rom bewerben. Wohl hatte man schon früher außerordentliche Begünstigungen ge- gen die Geseze ertheilt. Allein entweder waren dieselben freiwillig von der verfassungsmäßigen Behörde verliehen, oder sie waren von Aufrührern ertrozt worden. Wollte Cäsar nicht diesen lezteren sich bcigesellen; so blieb ihm nur Gehorsam übrig. Ein guter Bürger würde sogar lieber eine Unbild verschmerzt, als sein Vaterland zerrüttet haben; und, wenn die Republik noch bestand — welches in Zweifel zu stellen, Cäsar nicht zukam—; so war es unverschämt, daß ihr Feldherr auf die Waffenthaten eines ungerechten äußeren Krieges den Anspruch der Selbstständigkeit, d. h. der einheimischen Herrschaft, gründe. Cäsar dachte nicht also: Er vermaß sich zu unterhandeln, und der Republik die Bedingungen vorzuschreiben, unter welchen er zu gehorchen gedenke. „Auch Pompejus sollte seine Provinz Hispa- nien aufgeben." Später verlangte er wenigstens die Provinz Jlly- rien und zwei Legionen, endlich gar nur eine Legion. Diese Vor- schläge that er theils selbst, theils mußten sie seine Freunde in Rom thun. Denn er hatte neuerdings durch ungeheuere Geldsummen meh-

10. Bd. 2 - S. 266

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
266 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. baute, legte den Grund zu dem Romercharalter, und die Er- richtung der Republik befestigte ihn. Dem Kriege mögen wir die Här- ten, dem Landbaue die Tugenden dieses Charakters zuschrcibcn, der Freiheit das Heroische in Beiden. Zu diesen mächtigen Hauptursachen kam noch der Eifer der Magi- strate in Bewahrung der alten Sitte, die strenge Zucht der Jugend inner und ausser dem Hause, die gefürchtete Macht des Ceusoreuamtcs und das Ansehen der in alle Handlungen des Privat-, wie des öffentlichen Lebens verwebten Religion. Aus der Vereinigung so vieler begünsti- gender Umstände wird begreiflich, wie in Rom länger und allgemei- ner, als bei irgend einem Volke glühende Vaterlandsliebe, Eifer in öffentlichen Angelegenheiten, Mnth in Schlachten, mit strenger Recht- lichkeit und Unschuld des Privatlebens verbunden, gedeihen und sich erhalten konnten. Aber bei allem Dem dauerte diese Römertugend nicht viel länger, als die Armuth und Schwäche des Staates. Wir haben in der Ge- schichte desselben gesehen, wie nach Besiegung Karthago's mit der Beute der überwundenen Nationen auch das Verderbniß nach Rom gekom- men, und wie im Schooße des Glückes und der Herrschaft alle has- senswürdigen Leidenschaften rege, ja zügellos geworden. Von diesen Leidenschaften,, der Habsucht, des frechen Stolzes, der unersättlichen Herrschbegier, wird der aufmerksame Beobachter selbst in den schöneren Zeiten schon die Keime wahrnehmen, deren Entwick- lung durch oben bemerkte Umstände nur anfgehalten ward. Die Härte der Gläubiger gegen die Schuldner, die zum Theil empörenden An- maßungen der Patrizier, die schamlose Verleznng des Völkerrechtes schon in den ersten Zeiten sind die Belege hiervon. tz. 24. Hauswesen; Ehe; väterliche Gewalt. Welche Zeit den Römern der Krieg übrig ließ, die wurde meist mit ländlichen Arbeiten hingebracht. Die edle Simplicität jener Consnln und Diktatoren, die hinter dem Pfluge einhergingen, ist wohl mit Recht gepriesen worden, und die von Produkten des Feldbaues abgeleiteten Namen eines Fab ins. Len tu ln s, Pi so u. a. sind vielleicht rümlichcr, wenigstens humaner, als die eines Macedonicus, Asiaticus, Creticus. Zwei Morgen für den Bürger war das Maß der ersten Ackervertheilung, dann wurden sieben gestattet; nachmals schien es Bedrückung, als Li ein ins Stoto und später Gracchus nur fünfhundert erlauben wollten. Anfangs und lange wurden die Felder trefflich gebaut, größe Männer (wie Cato) schrieben über Agri- kultur. Nachmals verdarb der Luruö, wie Alles, so auch die Land-
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