Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 180

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 180 — Die Erde birgt reiche Steinkohlenlager, Eisen und Gold, Diamanten und andere Edelsteine. — Durch die Mannigfaltigkeit, Pracht und Nütz- lichkeit seiner Produkte erschien Indien schon in alter Zeit den Euro- päern als ein „Wunderland", welches das Ziel vieler Ent- deckungssahrten war, bis es dnrch die Umschiffung Afrikas 1498 gelang, den Seeweg nach dem gesegneten Lande auszu- finden. In den letzten Jahr- Hunderten hat der englische Einfluß in Indien alle andern Völker verdrängt, fo daß nun- mehr das ganze Gebiet mit wenigen Ausnahmen in briti- schein Besitze ist. Seit 1877 bil- det Britisch-Vorder- und Hinter- indien zusammen das Kaiserreich Indien. —- Es hat einen Fla- chenraum von 4 930 000 qkm und zählt über 290 Millio- nen Einwohner, also sieben- mal mehr als Großbritan- nien. Doch stehen nicht alle Völker Indiens u n m i t t e l- bar unter britischer Herr- schast; viele Stämme (unge- fähr 70 Millionen E.) werden noch von einheimischen Fürsten regiert, welche aber von der britischen Regierung meist in hohem Grade abhängig sind (Schutz- staaten). Den größten Teil der Bevölkerung bilden die kaukasischen Hindu (Bild 59); in Dekhan leben an 50 Millionen Dravidas, Bild 59. Indischer Schlangenbeschwörer.

3. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

4. Freiburger Lesebuch - S. 39

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 39 — ratungen ab, wie sie sich gegen die schweren Bedrückungen wehren könnten. Die Abstimmung in solchen Versammlungen geschah in der Weise, daß der Führer eine Stange mit einem Bundschuh erhob und rief: „Wer für die Sache ist, trete heran.“ Bundschuh hieß der Schuh, wie er damals allgemein von den Bauern getragen wurde. Er reichte über die Knöchel und wurde aufwärts mit langen Riemen gitterartig gebunden. Dem Stiefel des Adeligen gegenüber war er das Kennzeichen des gemeinen Mannes. Bald kamen diejenigen in die Überzahl, die entschlossen waren, mit Gewalt vorzugehen. Sie ließen den Bundschuh als Feldzeichen auf heimlich gefertigte Fahnen malen, die am festgesetzten Tage das Zeichen zum bewaffneten Aufstand geben sollten. Daher erhielt die ganze Bewegung der Bauern, die auf Abschüttelung ihres Joches gerichtet war, den Namen Bundschuh. Schon im Anfang des Jahres 1493 hatte sich im Elsaß ein Bundschuh gebildet, der auf 1500 Verschworene zählen konnte. Nach der Ernte wollte man losschlagen. Aber Ende März kam die Nachricht, daß alles verraten sei. Die Führer flohen; einer derselben, der Schützen-Ulrich wandte sich nach Ebnet, wo er vom Junker David von Landeck, den er wohl von früheren Feldzügen her kannte, im Schlosse aufgenommen wurde. Er mußte jedoch auf Verlangen der Stadt Freiburg ausgeliefert werden und wurde zum Verlust der Schwurfinger verurteilt. Auch die meisten anderen Teilnehmer der Verschwörung waren unterdessen gefangen und entweder enthauptet oder verstümmelt oder des Landes verwiesen worden, und Kaiser Maximilian vereinbarte daraufhin am 12. August 1493 mit den Bischöfen und Städten am Oberrhein einen Bund zu gegenseitiger Hilfeleistung, sodaß hier infolge der strengen Überwachung neue Verschwörungen zunächst nicht entstehen konnten. Dagegen bildete sich im Gebiet des Bischofs von Speier, in Untergrombach bei Bruchsal, nach wenigen Jahren, um 1502, ein neuer Bundschuh, der bald gegen 10000 Mitglieder zählte. Auch dieser wurde entdeckt und blutig unterdrückt. Einige der Führer waren rechtzeitig gewarnt worden und konnten sich in Sicherheit bringen, darunter auch Jos (Jodocus) Fritz. Dieser trieb sich einige Jahre flüchtig am Bodensee und auf dem Schwarzwald umher, bis er um das Jahr 1512 nach Lehen kam und hier als Bannwart angestellt wurde. Jos Fritz wußte bald das Vertrauen der Lehener Bevölkerung zu erwerben, sodaß es ihm nicht schwer fiel, hier eine Verschwörung anzuzetteln. Schon sein Äußeres machte Eindruck auf den gemeinen Mann. Er hatte mehrere Feldzüge mitgemacht und verband mit der Haltung des gedienten Soldaten zugleich eine gewählte Kleidung. Bald trug er den schwarzen französischen Rock zu weißen Beinkleidern, bald die Tracht des Landsknechts, rot darüber gelb, oder grün darüber ziegelfarb zerschnitten. Ein Fingerring von Silber glänzte an seiner Hand. Als er genug Anhänger geworben hatte, versammelte er seine Vertrauten auf der abgelegenen Hartmatte, einer Wiese jenseits der Dreisam

5. Freiburger Lesebuch - S. 40

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
40 — an der Straße von Lehen nach dem Mundenhof. In Menge leisteten die Bauern den Eid auf die Bundesartikel, von denen der erste lautete, man wolle keinen Herrn anerkennen als Gott, den Kaiser und den Papst. Jos Fritz wurde zum Hauptmann gewählt, und man faßte den Beschluß, eine Stadt oder Festung, zunächst Freiburg, als Mittelpunkt und Halt des ganzen einzunehmen. Ein Abenteurer aus Freiburg, ein brotloser Landsknecht, der ein weißes Pferd ritt und einen weißen, mit schwarzem Sammt verzierten Mantel trug, durchstreifte die Gegend und warb Anhänger rheinabwärts bis nach Bretten, sowie im Kinzigtal, am Kaiserstuhl und im Elsaß. In Freiburg selbst ging man darauf aus, in jeder einzelnen Zunft einen Anhang zu gewinnen. Am 9. Oktober auf der Kirchweihe von Biengen, wo von jeher alles Volk zusammenströmte, sollte eine letzte große Versammlung stattfinden. Die Losung hieß: „Gott grüß' dich, Gesell, was hast du für ein Wesen?“ worauf die Antwort lautete: „Der arme Mann in der Welt mag nimmer genesen.“ Wegen Beschaffung einer geeigneten Fahne hatte man sich nacheinander an zwei Maler in Freiburg gewandt, die aber beide den gefährlichen Auftrag von der Hand wiesen. Durch diese wurde der ganze Plan verraten. Die Herren von Freiburg überfielen Lehen, 200 Mann stark, am 6. Oktober gegen Mitternacht und nahmen die Aufrührer gefangen, soweit sie nicht geflohen waren. Jos Fritz war gerade auf einem seiner Streifzüge abwesend. Gegen die Schuldigen, derer man habhaft wurde, verfuhr man mit äußerster Strenge; sie wurden gevierteilt, enthauptet oder an den Schwurfingern verstümmelt. Im Elsaß hatte die Regierung so viele hingerichtet, daß es endlich im Volke hieß, es sei nun genug Blut geflossen. In Freiburg durfte fortan keiner mehr von Lehen mit einem Seitengewehr länger als eine halbe Elle durch ein Stadttor eintreten. Jos Fritz verlor sich im Dunkel des Schwarzwalds. Nach 11 Jahren, 1524, wird er unter denen genannt, die damals an der Schweizergrenze den großen Bauernkrieg entfachten. Da er aber später unter den Bestraften nicht erwähnt wird, scheint er sich auch diesmal wieder durch die Flucht gerettet zu haben. Dieser große Bauernkrieg entbrannte zunächst in der Landgrafschaft Stühlingen. Die Entrüstung der Bauern über den harten Druck ihrer Herren, der beiden Grafen von Lupfen, soll dadurch zum Ausbruch gekommen sein, daß die Gräfin von Lupfen mitten in der Erntezeit 1524 verlangte, die Bauern sollten Schneckenhäuschen suchen, damit ihr Gesinde Garn darauf wickeln könne. Die Bauern rotteten sich bewaffnet zusammen, und als sie in Hans Müller von Bulgenbach (bei Bonndorf) einen ebenso geschickten als verwegenen Führer gefunden hatten, der das Kriegshandwerk in mehreren Feldzügen erlernt hatte und mit großer Schlauheit eine seltene Rednergabe verband, dehnte sich die Bewegung auf weitere Kreise aus. Die fürstenbergischen und hegauischen Bauern schlossen sich an, auch die Leute des aus Württemberg vertriebenen Herzogs Ulrich, die auf der Feste

6. Freiburger Lesebuch - S. 50

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 50 — gelangen. Vielleicht im nächsten Augenblick schon brach das Verhängnis über die unglückliche Stadt herein. Die Ratsherren wußten diesmal nicht Rat. Man flüchtete in die Kirchen, suchte nach sichern Verstecken, denn die Beschießung begann von neuem. Da fand die Not der Stuude einen tapfern Mann. Der junge Stadtschreiber Dr. Franz Ferdinand May ereilte mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit dem Bildhauer Wüst nach dem zerschossenen Wall. Zwei weiße Fahnen Pflanzte er aus und kündigte damit die Unterwersnng der Bürgerschaft an. Villars erhielt nun das Schreiben des Herrn v. Harsch, worin dieser eine milde Behandlung der Stadt erbat, die unter der Beschießung ohnehin schon schwer gelitten hatte. Auch in Feiudesbrust schlägt oft ein menschenfreundliches Herz. Villars schonte der Stadt gegen Erlegung einer hohen Summe und verbot seinen Truppeu jegliche Plünderung oder sonstige Gewalttat bei Strafe des Straugs. Nach einem Waffenstillstand von vierzehn Tagen mußte auch die Festung auf dem Schloßberg sich ergeben; aber in vollen kriegerischen Ehren durfte die tapfere Besatzung abziehen. Die beiden Trnppensührer fielen einander in die Arme und laut rühmte der sieggewohnte französische Marschall seines Gegners Standhaftigkeit. Abermals war nun die Perle des südwestlichen Deutschland in französische Häudc gefallen, aus denen sie aber schon 1714 durch einen zu Rastatt geschlossenen Frieden an Österreich zurückgelangte. Der mutige Ratschreiber, dessen Geistesgegenwart eine schlimme Gefahr von Freiburg abgewendet, wurde geadelt und zum Ehrenbürger der L>tadt ernannt, und das Geschlecht der Mayer von Fahnenberg zählte zu den angesehensten im Breisgau, bis es vor etwa einem Jahrzehnt erlosch. Eine der schönsten und beliebtesten Anlagen in Freiburg heißt nach jenem Geschlechte der Fahnenbergplatz. Er liegt ungefähr da, wo am 14. Oktober 1713 die Österreicher und Franzosen am heftigsten aneinander geraten waren. Deutsche Jugend, wandelst du über diese Stätte, so gedenke der Vorzeit, ihrer Opfer und Drangsale! Und freue dich des Vaterlandes, dessen starke Wehr auch unser liebes Freiburg vor feindlichem Einfall beschirmt! Wilhelm Schlang. 22. Freiburgs Rettung. 1713. O Freiburg, Freiburg, welch’ Geschick Beschied dir das Verhängnis! Hart sitzt der Feind dir im Genick, Dein Herz ist wund und trüb dein Blick Vor Kummer und Bedrängnis.

7. Freiburger Lesebuch - S. 55

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 55 — durch lasse (sogenannte Tunnels) und über kühne Brückenbauten weg, sogar in das Herz des Schwarzwaldes. Die Schnelligkeit der Eisenbahuzüge hat sich gegen früher fast verdoppelt, und wer heute uach dem üblichen Morgenkaffee Freiburg mit beschleunigter Fahrgelegenheit verläßt, kann uach achtstündiger bequemer Reise in der Franzosenstadt Paris oder nach zwölf Stunden in der deutschen Reichshauptstadt Berlin seine Abendmahlzeit halten. Aber nicht nur dem Vergnügen dient die Eisenbahn. Ihr hauptsächlich verdanken wir den gewaltigen Aufschwung von Handel und Industrie, ihr einen früher nicht gekannten Austausch der Güter und Bildungsmittel, aber auch eine größere Annäherung ganzer Völker. Lo ist die Eisenbahn ein wichtiger Träger aller Kultur gewordeu. Wilhelm Schlang. 25. Das hreur bei Gimtmtal Wenn man vou Freiburg auf dem unteren Waldweg nach Günterstal geht, so sieht man etwa den ersten Häusern von Günterstal gegenüber auf der linken Seite des Weges einen erhöhten, geebneten Platz, anf dem ein einfaches Denkmal an das sturmbewegte Jahr 1848 erinnert. Ant 24. Februar 1848 hatten die Franzosen ihren König Ludwig Philipp verjagt und die Republik ausgerufen. Dies Ereignis wirkte besonders in Baden, dem damaligen Grenzland Frankreichs, in unheilvoller Weise auf das Volk ein. Seit 1830 regierte hier Großherzog Leopold, der Großvater unseres jetzigen Landesherrn. Er war ein gütiger Fürst, der das Wohl seines Landes nach Kräften zu fördern suchte. Den Wünschen seines Volkes auf größere Freiheit kam er nach Möglichkeit entgegen. Aber es gab Leute, deueu die Bemühungen des wohlmeinenden Fürsten nicht genügten, und die das Volk durch gewissenlose Verhetzung bis zur sinnlosen, gefährlichen Revolution reizten. An der Spitze der Unzufriedenen standen die Mannheimer Rechtsanwälte Friedrich Hecker und Gustav Struve. Hecker sammelte am 14. April 1848 einen Hansen von „Freischärlern" in Donaueschingen, um mit ihnen die Regierung zu stürzen und die Republik auszurufen. Aber schon am 20. April wurden die Aufständischen ans der Scheideck bei Kontiern von den Regierungstruppen auseinandergejagt, wobei der Führer der letztem, General von Gagern, den Tod fand. Hecker entkam nach der Schweiz und ging später nach Amerika. Ein neuer Zug sammelte sich unter Struve, wurde jedoch von den nachrückenden Truppen bei Steinen geschlagen und Struve selbst in Säckingen gefangen gesetzt. Eine andere Schar, geführt vou einem ehemaligen badischen Leutnant Sigel, marschierte vom Wiesental aus über die Höhe von Hofsgrund am Gieshübel vorbei gegen die Stadt Freiburg. In Todtnau hatte sich der inzwischen wieder freigelassene Struve angeschlossen, und in Horben traf

8. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

9. Bd. 2 - S. 128

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
128 Viertes Kap. Römische Geschichte. erfahrensten Staatsmänner und Feldherren und die edelsten Talente von beiden Ständen vereinigt waren. Die äußeren Angelegen- heiten interessirten sezt mehr, als die Händel des Forums, und man erkannte, daß jene einem permanenten Kollegium, welches daher von beharrlichen Marimen geleitet wäre, weit sicherer, als dem von Ein- drücken des Augenblicks abhängenden Volkshaufen anvertraut würden. Welches diese Marimen gewesen, welches System der Politik der Senat — mehr ans egoistischen, als aus patriotischen Antrieben — befolgt habe, werden wir später (§. 30. 31.) erörtern. Hier noch die vorläufige Bemerkung, daß die Aristokratie der Op tim aten, welche jene der Geburt oder der patricischeu Geschlechter verdrängt hatte, ihrerseits in Aristokratie des Reichthums allmälig überging, welches damals geschah, als bei steigendem Lurus die Armuth schwerer zu tragen schien, und die Reichthümer sich theils durch Zufall, thcils durch Habsucht in wenigen Häusern anhäuften, woraus dann ein unge- meines Ucbergewicht dieser leztercn und eine Reihe von traurigen Folgen entsprang, die jedoch erst nach den pnnischen Kriegen auffallend sicht- bar wurden. Bei dem Ausbruche dieser Kriege mochte Rom an 300,000 waffenfähige Bürger zählen. §. Io. Die Karthager streben nach Sicilien. Die Angelegenheiten Siciliens, welche den nächsten Anlaß zur Fehde zwischen Rom und Karthago gaben, und mit denen auch die karthagische Geschichte selbst, von Serres Zeit au, auf's innigste verwebt ist, finden hier ihre geeignete Stelle. Unter allen auswärtigen Ländern, ans welche die Karthager nach Begründung ihrer Macht in Afrika verlangende Blicke warfen, war keines, wornach sie heftiger und beharrlicher strebten, als Sicilien. Die Lage dieser Insel, ihre Größe und ihre Fruchtbarkeit machten sie auch allerdings in kommerzieller und politischer Rücksicht zum kostbar- sten Besizthume. Schon frühe waren die alten phönicischen Kolo- nien auf der sicilischen Küste unter den Schuz, daher auch unter die Hoheit Karthago's gekommen. Der vielgetheiltc Zustand und die unaufhörlichen inneren Bewegungen der Insel begünstigten die Erwei- terung der fremden Herrschaft. Aber die griechischen Kolonien, welche für ihre Freiheit zitterten, strebten mit aller Kraft derselben entgegen, und die ganze griechische Nation, welche die Karthager als Barbaren und als Handelsrivalen haßte, war geneigt, jene Bestre- bungen zu unterstüzen. Aus solchen Verhältnissen, aus solcher Entge- gensezung der wichtigsten Interessen mußte wohl, da beide Parteien so ziemlich gleich an Kräften waren, ein äußerst hartnäckiger Kampf ent-

10. Bd. 2 - S. 179

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 Viertes Kap. Römische Gescbichte. ihrer meisten Schrecken, wie mir zu bald der Kampf zwischen Ma- rius und Sulla bewies. L. Cornelius Sulla ist eine der imponirendsten Gestalten in der ganzen Geschichte. Solche Charaktere konnte freilich nur ein Rom, die Pflegemutter jeder Kraft im Guten, wie im Bösen, ge- den. Aus einem vornehmen, aber durch Unfälle gesunkenen, Hanse stammend, hatte Sulla durch Erziehung und Verhältnisse aristo- kratische Gesinnungen erhalten. Hierin und in seiner Liebe für Wissenschaft und feinere Sitte lag schon der natürlichste Grund des Hasses gegen den rohen Marius, das Haupt der demokrati- schen Partei, doch solch' edler Rolle nach persönlichem Cha- rakter unwerth, weit mehr nur Mann des Pöbels, nach Grundsäzen und Verbindungen, Herkunft und Sitte, und Feind alles Dessen, was nicht Soldat oder Pöbel war. Aber der Haß, welchen dieser Geg ensaz der Charaktere gegründet, entglühte noch heftiger durch Jenes, was beiden gemein war— den unersättlichen Ehrgeiz und die wüthcnde Herrschsucht, und wurde verderblich für Rom durch Beider hohe Kraft, Starrsinn und Grausamkeit. Im jugurthinischen Kriege und in jenem der Cimbrer hatte Marius Ruhm den seines jüngeren Nebenbuhlers weit überstrahlt; doch war die Unterhandlung mit Bocchns (s. §. 44.) und der wichtige Antheil, den Sulla am veronesischen Siege gehabt, schon Stoff des Neides. In den nach- folgenden Unruhen der Stadt erhöhte Sulla den Haß als kraftvoller Vertheidiger der Aristokraten, und bei dem Bundesgenossen-Kriege schien sein Talent und Glück den alternden Marius zu verdunkeln. In ihm glaubte Rom den besten Feldherrn für den mithridatischen Krieg zu finden, und ernannte ihn dazu, da er gerade als Consut mit dem Heere vor Nola lag (3896. 87 v. Ehr.). Darüber empfand Marius, welchen beim cimbrischen Triumphe das Volk vergöttert und den "dritten Gründer Roms" gehei- ßen, tödtlichen Verdruß. Im 70sten Jahre des Alters, und nach so vielen Siegen, war er des soldatischen Ruhmes nicht satt. Ihn gelüstete nach den politischen Lorbeeren, und so groß war sein An- hang im Volke, daß, auf des Tribuns Snlpicins (*) Vorschlag, dasselbe den Senatsbeschluß, der Sulla zum Feldherrn gemacht, tumultuarisch vernichtete, und die Anführung an Marius gab. Als Sulla dieses vernahm, führte er sein Heer feindlich nach (') Diesen Sulpicius nennt Müller einen „sonst vortrefflichen Mann"; — Andere erklärten ihn für einen Bösewicht. So schwer ist es, den moralischen Werth der Revolutionsmänner oder den wahren Beweggrund ihrer Handlungen zu beurtheilen! — 12*
   bis 10 von 122 weiter»  »»
122 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 122 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 7
3 0
4 24
5 1
6 1
7 3
8 0
9 0
10 73
11 11
12 16
13 2
14 11
15 1
16 1
17 0
18 0
19 0
20 2
21 3
22 3
23 13
24 0
25 12
26 2
27 10
28 9
29 2
30 1
31 16
32 0
33 0
34 19
35 5
36 10
37 20
38 0
39 4
40 4
41 6
42 4
43 1
44 1
45 10
46 7
47 4
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 10
1 19
2 7
3 18
4 90
5 13
6 22
7 10
8 109
9 121
10 4
11 42
12 1
13 4
14 17
15 25
16 34
17 83
18 17
19 6
20 27
21 47
22 0
23 48
24 18
25 4
26 7
27 11
28 15
29 36
30 6
31 12
32 14
33 12
34 16
35 2
36 14
37 15
38 19
39 3
40 20
41 59
42 7
43 21
44 17
45 11
46 12
47 8
48 14
49 3
50 34
51 26
52 11
53 0
54 12
55 17
56 12
57 12
58 20
59 16
60 107
61 59
62 37
63 10
64 49
65 3
66 1
67 14
68 15
69 9
70 51
71 17
72 16
73 10
74 42
75 3
76 17
77 33
78 14
79 22
80 14
81 3
82 6
83 3
84 8
85 15
86 28
87 1
88 5
89 17
90 14
91 6
92 102
93 6
94 10
95 29
96 42
97 22
98 122
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 5
3 2
4 7
5 5
6 2
7 5
8 9
9 12
10 11
11 0
12 3
13 0
14 0
15 48
16 30
17 3
18 3
19 12
20 3
21 6
22 26
23 1
24 4
25 3
26 17
27 55
28 1
29 6
30 20
31 6
32 1
33 87
34 3
35 4
36 0
37 29
38 27
39 17
40 19
41 1
42 3
43 4
44 5
45 6
46 2
47 8
48 6
49 27
50 7
51 2
52 9
53 1
54 31
55 27
56 5
57 1
58 9
59 122
60 4
61 8
62 33
63 38
64 18
65 3
66 0
67 6
68 5
69 0
70 0
71 16
72 4
73 39
74 14
75 10
76 3
77 4
78 3
79 12
80 22
81 78
82 7
83 0
84 0
85 59
86 1
87 3
88 15
89 2
90 1
91 29
92 0
93 6
94 0
95 1
96 8
97 58
98 12
99 1
100 22
101 0
102 9
103 22
104 3
105 1
106 7
107 1
108 9
109 1
110 2
111 3
112 3
113 1
114 0
115 5
116 4
117 1
118 4
119 0
120 2
121 14
122 5
123 1
124 2
125 0
126 5
127 39
128 10
129 5
130 0
131 19
132 3
133 0
134 7
135 0
136 87
137 0
138 5
139 0
140 19
141 1
142 16
143 33
144 11
145 27
146 20
147 1
148 16
149 2
150 6
151 5
152 6
153 0
154 3
155 18
156 27
157 7
158 7
159 4
160 0
161 3
162 40
163 48
164 0
165 19
166 58
167 2
168 0
169 3
170 8
171 23
172 3
173 13
174 3
175 41
176 9
177 262
178 2
179 12
180 2
181 9
182 113
183 32
184 4
185 1
186 5
187 6
188 5
189 16
190 1
191 17
192 3
193 1
194 12
195 1
196 3
197 15
198 2
199 2