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1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

3. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

4. Bd. 2 - S. 270

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
270 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Die Perser selbst handelten zwar wenig, aber sie verzehrten viel, und erleichterten den inneren und Durchgangs-Handel durch An- legung von Straßen, Caravansereien und verschiedene Begünstigung. Baktra und Marakanda (Samarkand) waren die nördlichen Stappelpläze. In Süden behauptete Babylon seinen alten Ruhm; doch nahm der Handel auf dem perfischen Meerbusen ab, weil die Perser, um die Hauptstädte (*) ihres Reiches vor der Möglichkeit des Ueberfalls durch eine feindliche Seemacht zu bewahren, die Schiff- fahrt auf dem Tigris durch Aufführung ungeheuerer Steindämme hemmten. Alexander $1. zerstörte dieselben wieder, jedoch nicht voll- ständig. §. 27. Griechischer. Was wir schon im ersten Zeiträume von der Lage des eigentlichen Griechenlands, von den griechischen Inseln und Kolonieen (B. I. S. 164. ff.), dann von der Bekanntschaft mit den Scythen, endlich von dem ältesten Handel der Griechen (B. I. S. 249) gesagt haben, enthält den vorläufigen Uebcrblick über die Lebhaftigkeit und den Umfang desselben. Doch erhielt er erst in diesem Zeiträume, mit der politischen Macht des Volkes, seine große Ausbreitung und später durch die macedonische Macht einen gesicherten Gang. Aber verschiedene Ursachen bewirkten, daß Griechenland niemals eine den Vorthcilen seiner natürlichen und politischen Lage angemes- sene Handelsgröße erreichte. Den einzelnen Freistaaten, woraus es bestand, schien immerdar die Freiheit, und nicht der Handel, der wichtigste Punkt. Die mancherlei Mittet, wodurch man in neue- ren Zeiten die Industrie zu hebe«, zu leiten, und bis auf's höchste einträglich zu mache» versteht, waren meist noch unbekannt. Man dachte noch nicht daran, eine jede Kraft des Bürgers zu Geld an- zuschtagen, und die Industrie blos als Staatskapital zu betrachten, welches nach Möglichkeit zu nüzen sey. Auch im Handel war die Freiheit vorherrschend, und daher oft die Privatspekulation dem all- gemeinen Interesse uachtheilig. Desgleichen sahen die Bürger für sich die Erwerbung nicht als den Zweck ihres Dascyns an. Die öffentlichen Angelegenheiten beschäftigten sie mehr, als ihre häusliche Oekonomie, und Feldbau däuchte ihnen edler, als Kunstfleiß. Ja es schien verächtlich, sich den mechanischen Verrichtungen der Gewerbe zu unterziehen, und meist wurden nur Sklaven dazu gebraucht. Doch waren nicht bei allen Staaten dieselben Begriffe herrschend. Demo- (*) Auch Susa am Choaspes, der durch einen Kanal mit dem Tigris in Verbindung siand, war in solcher Gefahr.

5. Bd. 2 - S. 275

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
27o Zweites Kap. Religion. blieb immer Krieg und Ackerbau vorherrschend. Weiter war Rom, als volkerfüllte und spater als reiche Stadt, immer ein wichtiger Markt. Endlich haben dieselben Handelsnationen, welche früher eine feindliche Behandlung von Rom erfuhren, nach ihrer Unterwerfung den wirk- samen Schuz ihrer mächtigen Gebieterin gegen alle anderen Feinde ge- nossen. Das Gemälde der wohlthätigen Folgen, welche hieraus für In- dustrie und Handel flössen, wird der folgende Zeitraum geben. Gleichermaßen hat die Geographie durch die Römer gewonnen; wiewohl nicht auf demselben Wege, als früher durch Tyrus oder Kar- thago geschehen. Keine Handelsflotten hat Rom in unbekannte Gegen- den gesendet, keine Entdeckungsreisen aus Wißbegier oder zu freund- lichen Zwecken veranstaltet. Aber seine Legionen sind auf selbst ge- bahnten Pfaden in's Innere vieler damals noch unerforschten oder nur halb bekannten Länder gedrungen, und haben in Süd, Nord und Ost die Grenzen der Erdkunde erweitert. Die politische Geschichte Noms in dieser und der folgenden Periode enthält die merkwürdigsten solcher Züge; eine Uebcrsicht der von Rom unterworfenen Länder wird im ersten Abschnitte des dritten Zeitraumes folgen. Zweites Kapitel. Religion (*). §. 1. neberhaupt. Gelehrtenreligionen. Die Religionssysteme, welche wir im vorigen Zeiträume herr- schend erblickten, dauerten auch in diesem fort; nur wirkten, wie leicht begreiflich, die politischen Revolutionen auf die Grenzen ihrer Herr- schaft. So wurde das sabäische System durch die magische Lehre, und diese nach Aleranders 31. Siegen durch die homerische Mytho- logie beschränkt. Griechischer Kultus wurde über Asien und selbst über Aegypten verbreitet; doch bestanden neben ihm die Landes- religionen fort. Eine im Aeußeren wenig sichtbare, aber die Grnndfeste der meisten Volksreligionen gefährdende Veränderung wurde in den Begriffen einer bedeutenden Menschenklasse durch die fortschreitende Aufklärung bewirkt. Zwar im Orient, wo des Menschen Geist durch klimatische und an- dere Umstände zum Stillstehen fast unausweichlich verdammt scheint, trat solches weniger ein; aber in den weiten Ländern, wo griechische (*) Creuzer, über Mythologie und Religionsgeschichte. Vorrede zum 4ten Theile der Symbolik. Sodann die Schriften vonmeiners, Reinhard, Berger, Köcher, Lindemann, Böttiger, Haupt, Thieme u. A. ' 18*

6. Bd. 2 - S. 30

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
50 Zweites Kap. Geschichte der Griechen. und anderer Schriftsteller müssen diesen Mangel ersezen. Noch haben wir Heraklides aus Pon tus, des Schülers von Plato und Ari- stoteles, (um 3700) politische Schriften, deren La ert ins mit so großem Lobe erwähnt. Diodor und Justin sind oben genannt. Interessante Notizen verdanken wir Cornelius Nepos zierlichen Lebensbeschreibungen vorzüglicher Feldherren (um 3980), weit mehr noch den reichhaltigen Biographien Plntarch's von Chäronäa (um 120 n. Chr.). Dieser vortreffliche Schriftsteller, das noch uner- reichte Muster aller Biographen, voll anmuthiger Einfalt und reiner Tugendliebe, der wärmste Freund der Freiheit und der Wissenschaft, hat noch außer jenen vergleichenden Lebensbeschreibungen, welche über die ganze Geschichte Griechenlands und Roms ein Helles Licht verbrei- ten , viele andere Schriften philosophischen und moralischen Inhalts hinterlassen, die größtentheils auch für die Geschichte von mannig- faltiger Belehrung sind. Sie würden es noch in größerem Maße seyu, wenn Plutarch sie mit strengerer Kritik verfaßt hätte. Unter den Quellen der übrigen Volksgeschichten und zum Theit auch des folgenden Zeitraumes werden wir noch andere griechische Historiker aufführen, und bei der Geschichte der Wissenschaften auch die vorzüglichster! unter den verlorenen aufzählen. Für jezt bemerken wir noch, daß unter derr geographische n Schriftstellern vorzüglich Dicearehus (Aristoteles Schüler), dann Strabo (um 10n. Chr.) und P a usan i a s (um 100) für die griechische Geschichte lehrreich sind. §. 5. Perioden der griechischen Geschichte. Diese Geschichte zerfällt auf die natürlichste Weise in drei, durch ganz verschiedene Charaktere sich auszeichnende, Perioden. Die erste — von den ältesten Zeiten bis zu dem Perscrkriege — stellt uns in einer langen Reihe von Jahrhunderten das rohe, schwache, viet- getheilte und meist monarchisch beherrschte Griechenland dar. Doch ist auch die Entstehung der Freistaaten und die Gründung der spartani- schen Präpotenz noch in ihren Grenzen enthalten. Wir haben sie (als zum ersten welthistorischen Zeiträume gehörend) bereits im vori- gen Bande behandelt. Die zweite Periode, vom Anfang des Per- serkrieges (3484. 499 v.chr.) bis zur Schlacht bei Mantinea (3621. 362 v. Chr.), zeigt uns das durch die gemeinschaftliche Gefahr und durch die abwechselnde Uebermacht einzelner Staaten vereinte (wie- wohl fortwährend uneinige), männlich starke, der bürgerlichen Verfas- sung nach freie, glorreiche Griechenland. Die dritte endlich, von der Schlacht bei Mantinea bis zur Zerstörung von Korinth (3838. 145 v.chr.), enthält die abermalige Trennung, die Unterjochung

7. Bd. 2 - S. 113

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
113 Viertes Kap. Römische Geschichte. sein Charakter befleckt durch Untreue und niedrige Selbstsucht (*): aber seine Schriften athmen noch den ächten, strengen, gttrömischen Geist. Die Reden und Briefe des mit den öffentlichen und Privatverhält- niffen derrömer so innig vertranten Cicero, dann die Kommentare des großen Cäsar über den gallischen und den zweiten Bürgerkrieg sind durch Inhalt und Darstellung ihrer Urheber würdig; Aultts Hirtius, Verfasser des achten Buches vom gallischen Kriege, verdient neben Cäsar genannt zu werden. Valerius Marimus (um 30 n. Chr.) hat in seinen neun Büchern von denkwürdigen Reden und Thaten viele einzelne Züge und interessante Beiträge zur römischen und auswärtigen Geschichte geliefert. Auch von der Geschichte Roms gilt die Bemerkung, daß fast alle Schriftsteller, die seine Literatur ansmachen, als historische Quellen können betrachtet werden. Ganz eigentlich aber gehören hieher die Dichter M. Annäns Lucanus (1-65 n. Chr.) und C. Silius Italiens (f 100 n. Chr.), von denen der erste — ein Opfer von Nero's Wuth — Cäsar's bürgerlichen Krieg, der lezte aber den zweiten p uni scheu Krieg besungen. Zum Verständnisse aller dieser Historiker und zur Ergänzung der- selben sind endlich die Geographen Strabo, Pomponins Mela, Pausanias und Ptolemäns von vielfältigem Gebrauches**). tz. ö. Eint Heilung. Wenn wir die Geschichte Roms mit einem allgemeinen Blicke be- trachten; so mögen wir leicht in derselben drei Hauptperioden unterscheiden, von denen die erste bis zur Besiegung des Königs P yrr- hns, die zweite bis zum Untergange der Repubik und die dritte bis zum Untergange des Reiches geht. Die erste Periode, welche von der Erbauung Roms (3230.753 v. Chr.) (*). So lautet wenigstens die gemeine Behauptung. Aber Wie- land, in seinen Erläuterungen zur zweiten Horazischen Satyre, hat unse- ren Geschichtschreiber trefflich vertheidigt. (**) Einige der besseren Werke über die römische Geschichte, oder über einzelne Theile derselben, werden wir gelegentlich anführen.' Vorläufig nen- nen wir Ferguson, History of the progress and termination of Roman re- public; I ertot, Hist, des Revolut. de la Repaid, romaine; Montesquieu, consideration sur les causes de la grandeur et de la decadence des Romains (kurz, aber gehaltreicher, als die großen Werke von Catru, Rollin, Grevier und selbst von Rebe.au). Weiter die römische Geschichte in der Allg. W. H. Th. X. f. und unter den Neuesten die vortreffliche „römische Geschichte von G. B. Niebuhr." Für den folgenden Zeitraum aber — und bis zum Untergänge des byzantinischen Reiches — ist der unvergleichliche Gib- von (Tbe history of the decline and fall of the Roman Empire) ein Führer, ter alle anderen fast entbehrlich macht. 11. 8

8. Bd. 2 - S. 15

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Kap. Geschichte der Perser. 16 Zweiter Abschnitt. Detaillirte Geschichte des zweiten Zeitraums. Erstes Kapitel. Geschichte der Perser (*). §. 1. Duellen. Von dem mächtigen Volke der Perser, welche das erste wahrhaft große Weltreich stifteten, und über zwei hundert Jahre lang die Schick- sale der halben damals bekannten Erde bestimmten, sind, außer den räthsethaften Trümmern von Persepolis, keine einheimischen Monu- mente mehr übrig. Viel haben sie freilich nicht gebaut, ihre Kraft war größer im Zerstören; und Geisteswerke, welche länger dauern mögen, als Paläste 'und Tempel, konnten nicht wohl gedeihen, wo barbari- scher Despotismus herrschte. Gleichwohl flößt cs ernste Betrachtungen ein, ein so großes und mächtiges Volk wie von der Erde weggewischt und nur noch in dürftigen Nachrichten seiner unbedeutendsten Sklaven und seiner Feinde leben zu sehen. Die gerühmten Reichsannalen oder Staatsarchive der Perser — eigentlich nur die Ausschreibung der königlichen Reden und Befehle — sind mit dem Reiche zu Grunde gegan- gen, und selbst die einheimische Sage ist bis auf wenige undeutliche oder verfälschte Laute verhallt. Denn offenbar trägt, was spätere mit- telasiatische Schriftsteller, wie Moses von Chorene, Ferdusi, Mirkond und Kondemir, von dem alten Perserreich erzählen, den Stempel der Ungereimtheit und Dichtung. Wir wüßten so viel als nichts von ihm, wenn nicht Juden und Griechen, beide vermöge ihrer Na- tionalverhältnisse allerdings zu glaubwürdigen Führern geeignet, uns einige Nachrichten darüber erhalten hätten. Aber diese Nachrichten sind leider unter einander verschieden und zum Theit widersprechend. Was Nehemias und Esra und der Verfasser des Buches Esther erzählen, weicht sehr von den Berichten der Griechen ab, und unter diesen selbst kömmt Keiner mit dem Anderen überein. Aeschylos (als Verfasser des historischen Drama's "btc Per- ser"), einer der Marathon'schen Streiter, der vielgereiste Herodot, Ktesias, Leibarzt des persischen Königs Ar ta re rr es, Xenophon, Anführer beim hochberühmten Rückzug der Zehntausende, Arrian , (*) Ueber Geographie, Denkmäler und Geschichte der Perser haben ge- schrieben: Hock, Herder, Tychsen, Grotefend, Witte, Hagemann, Lichtenstein, Munter u. A.

9. Bd. 2 - S. 17

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
17 Erstes Kap. Geschichte der Perser. im Wein- und Siegesräusche die ehrwürdige Perserstadt zerstörte; aber ihre Trümmer mögen noch länger dauern, als die neuesten Pa- läste. Da, wo an der Grenze der Sandregion die Gebirgskette anhebt, liegen, von zwei Armen derselben halb umschlossen, diese geheimniß- vollen Ruinen. Ans ungeheueren Marmorblöcken wunderbar zusam- mengefügt, sieht man gigantische Treppen, Säulen, Mauern, Gemä- cher und Gräber in seltsamer Verbindung, theils noch stehend, theils zusammengestürzt, ^mit räthselhaften Thiergestalten vermischt und die Wände fast durchaus bedeckt mit schwer zu deutenden Bildern und mit Charakteren einer längst verstorbenen Schrift (*). Aber weit über ihr heimathliches Land, nach allen Weltgegenden hin, herrschten die Perser; Mittel- und Vorder-Asien vom Indus bis zum Mittelmeere gehorchte ihrer Macht. Wir haben schon früher die westlich des Tigris gelegenen Länder Kteinasiens, dann Syrien und Babylon, auch östlich an diesem Strom Assyrien und Medien betrach- (§t; noch müssen wir der übrigen Provinzen bis zum Indus rmd Oruö erwähnen. Was von diesen beiden Flüssen bis zum Tigris und zum in- dischen Ocean liegt, und in mittleren Zeiten Iran (im Gegensaz von Turan, nördlich am Orus) genannt wurde, hieß den Griechen mit demselben Namen A ria n a (in der Zendsprache Erlen e). Allster den schon genanllten Provinzen umfaßte solches in Süden die wüsten Län- der Karmanicn und Gedrosien, in Norden am kaspischcll Meer Hyr- cania und daran gränzend das späterhin furchtbare Parthia, in Nord- osten und Osten endlich die uralten Handclsländer Bactria und Sog- diana (dieses leztere noch jenseits des Orus), Aria, Arachosia und Paropamisus, das indische Grenztand. Bei aller Verschiedenheit in Klima und Produkten, die bei so weit ausgedehnten Ländern sich vcr- muthen läßt, ist dennoch, mit Ausnahmeder Seeküsten, den meisten die hohe Lage, die trockene Luft und Armuth an Wasser gemein. tz. 3. Cyrus. Ungeachtet der Dunkelheit, die auf der Geschichte von Cyrus, dem Stifter des Perserreiches, ruht, mögen wir erkennen, daß derselbe von dem edelsten der persischen Stämme, den P a sa r g a d e n, und zwar aus dem erlauchten Hause der Achämeniden (man will diesen Na- (*) Der sogenannten Keilschrift, um deren Erklärung sich vorzüglich Grotefend, Lichtenstein und Tychsen nebst mehreren anderen der oben- genannten Schriftsteller verdient gemacht haben. Aus diesen Erklärungen und aus anderen Gründen geht hervor, daß Persepolis — wahrscheinlich eines mit Pasar gada — Lager der Perser — allerdings aus den ersten Zeilen des alten Perserreiches herrühre, ursprünglich das Hoflager der persi- schen Könige, darauf ihre Todtenresidenz und ein allgemeines National- heiligthum gewesen. (S. Heeren Zdeen I. S. 335 ff.) Ii. 2

10. Bd. 2 - S. 65

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Zweites Kap. Geschichte der Griechen. 63 (f. B. I. S. 156 ff.) so hätte es nach außen auch eben so stark, als damals seyn mögen, wenn nicht zwischen jezt und damals der wesentliche Unterschied obgcwaltet hätte, der zwischen Jugend und Alters- schwäche oder zwischen dem Zustand einer sich erst bildenden Vereini- gung und jenem der anfangcnden Auflösung ist. Das Triebwerk der griechischen Nationalität war abgcnuzt, die Kräfte ihrer Erhaltung waren verbraucht, keine Energie des Lebens, keine Charaktergröße mcbr weder bei Völkern noch bei Einzelnen. Die Ideen des Vater- landes, der Freiheit, des edlen Ruhmes hatten ihre begeisternde Ge- walt verloren; an ihre Stelle waren niedrige Selbstsucht, erbärm- licher Sinnengenuß, Ucbermuth, Neid und cingewnrzelterhaß getre- ten; die Erinnerung der Vorfahren wirkte leeren Stolz, keine Nach- eiferung; über den noch frischen Gräbern der Helden wandelte ein entartetes Geschlecht. In diesem Zustande der Schwäche hätte jedoch Griechenland noch lange fortbcstchcn, ja selbst durch einzelne große Männer, wie Pho- ci o n, vorübergehend wieder ansleben können, wenn nicht das Verhäng- niß ihm in dem jugendlich kräftigen, benachbarten Maccdonicn und des- sen großen Fürsten Philipp den furchtbarsten Feind gegeben hätte. Die Unterwerfung Griechenlands war vom Augenblicke der Thronbesteigung Philipps das bohe Ziel seines Strcbens, welches er mit unerschütter- licher Beharrlichkeit und vieljähriger, nie ermattender Arbeit verfolgte und — erreichte. Abwechselnd Schmeichelei und Drohung, List und Ge- walt, Gold und Eisen anwendcnd, wußte er die Griechen selbst als Werkzeug zum Verderben der Griechen zu gebrauchen. Mit den Schäzen einer Stadt erkaufte er sich Anhänger in der zweiten, mit dem Blute des einen Volkes die Unterjochung des anderen; und als in dem herabgcwür- digten, entzweiten, verrathenen Gricchenlande noch ein m a l die Flamme des Gemeingeistes — durch dringende Noth geweckt — cmporloderte, noch einmal das Losungswort „Vaterland und Freiheit" in der Grie- chen Reihen tönte; da zertrat sie die sieggewohnte Phalanr in Chäro- nea's lcichenvollem Felde (3646. 337 v. Ehr.). Mit dieser Katastrophe beginnt die Herrschaft M a c e d o n i cn s: laßt uns dorthin unsere Blicke wenden. Drittes Kapitel. Macedo nische Geschichte (*). §. 1. Quellen. Das Interesse der maccdoni sch en Geschichte hebt erst bei ihrer (Hk. Lttfried Müller, über tie Wobnsize, den Absiamm und die ällesie Geschichte des makedonischen Volkes, eine ethnographische Untersuchung. Ber- lin. Mylius 1826. Ii. 5
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