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1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

3. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

4. Bd. 2 - S. 270

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
270 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Die Perser selbst handelten zwar wenig, aber sie verzehrten viel, und erleichterten den inneren und Durchgangs-Handel durch An- legung von Straßen, Caravansereien und verschiedene Begünstigung. Baktra und Marakanda (Samarkand) waren die nördlichen Stappelpläze. In Süden behauptete Babylon seinen alten Ruhm; doch nahm der Handel auf dem perfischen Meerbusen ab, weil die Perser, um die Hauptstädte (*) ihres Reiches vor der Möglichkeit des Ueberfalls durch eine feindliche Seemacht zu bewahren, die Schiff- fahrt auf dem Tigris durch Aufführung ungeheuerer Steindämme hemmten. Alexander $1. zerstörte dieselben wieder, jedoch nicht voll- ständig. §. 27. Griechischer. Was wir schon im ersten Zeiträume von der Lage des eigentlichen Griechenlands, von den griechischen Inseln und Kolonieen (B. I. S. 164. ff.), dann von der Bekanntschaft mit den Scythen, endlich von dem ältesten Handel der Griechen (B. I. S. 249) gesagt haben, enthält den vorläufigen Uebcrblick über die Lebhaftigkeit und den Umfang desselben. Doch erhielt er erst in diesem Zeiträume, mit der politischen Macht des Volkes, seine große Ausbreitung und später durch die macedonische Macht einen gesicherten Gang. Aber verschiedene Ursachen bewirkten, daß Griechenland niemals eine den Vorthcilen seiner natürlichen und politischen Lage angemes- sene Handelsgröße erreichte. Den einzelnen Freistaaten, woraus es bestand, schien immerdar die Freiheit, und nicht der Handel, der wichtigste Punkt. Die mancherlei Mittet, wodurch man in neue- ren Zeiten die Industrie zu hebe«, zu leiten, und bis auf's höchste einträglich zu mache» versteht, waren meist noch unbekannt. Man dachte noch nicht daran, eine jede Kraft des Bürgers zu Geld an- zuschtagen, und die Industrie blos als Staatskapital zu betrachten, welches nach Möglichkeit zu nüzen sey. Auch im Handel war die Freiheit vorherrschend, und daher oft die Privatspekulation dem all- gemeinen Interesse uachtheilig. Desgleichen sahen die Bürger für sich die Erwerbung nicht als den Zweck ihres Dascyns an. Die öffentlichen Angelegenheiten beschäftigten sie mehr, als ihre häusliche Oekonomie, und Feldbau däuchte ihnen edler, als Kunstfleiß. Ja es schien verächtlich, sich den mechanischen Verrichtungen der Gewerbe zu unterziehen, und meist wurden nur Sklaven dazu gebraucht. Doch waren nicht bei allen Staaten dieselben Begriffe herrschend. Demo- (*) Auch Susa am Choaspes, der durch einen Kanal mit dem Tigris in Verbindung siand, war in solcher Gefahr.

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 167

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Viertes Kapitel. 167 Viertes Kapitel. Braunschweig-Wolfenbüttel. Vom Tode Anton Ulrichs bis zur französischen Revolution. 1714 — 1789. August Wilhelm, welcher 1714 seinem Vater Anton Ulrich nachfolgte, konnte durch Sanftmuth und Milde seines Chararters nicht ersetzen, was ihm an Kraft abging. Die wahrend der Regierung seines Vaters und Oheims gehausten Schulden des Herzogthums Braunschweig wurden durch ihn noch gemehrt, theils weil er Pracht liebte, theils weil er zu wenig selb- ständig war, um sich dem Einflüsse unwürdiger Günstlinge zu entziehen. Wer in offener Rede für das Wohl des Landes zu sprechen wagte, entging den Nachstellungen der einflußreichen Männer am Hofe nicht. Trotz des erfolglosen Versuches, auch seinem Hause die Kurwürde zugewandt zu sehen, verblieb August Wilhelm bis zum Tode in freundlichem Vernehmen mit dem jüngeren Zweige der Welsen. Ihm folgte 1731 sein Bruder Ludwig Rudolph, durch Bekanntschaft mit den Sitten und Verfassungen der vor- nehmsten Lander Europa's gebildet. 1690 siel er in der Schlacht bei Fleury in die Hände der Franzosen. Sobald er aus der Gefangenschaft zurückge- kehrt war, trat er die Regierung der von seinem Oheim Rudolph August ihm übertragenen Grafschaft Blankenburg an, deren Oberhoheit jedoch bei dem regierenden Herzoge von Braunschweig blieb. Selbst als Herr dieses kleinen, 1707 zum Fürstcnthume erhobenen Gebietes wußte sich Ludwig Rudolph einen gewissen Einfluß in den Angelegenheiten des Reichs zu ver- schaffen. Nach Uebernahme der Regierung' von Braunschweig suchte er, dem nach dem Tode von Anton Ulrich die volle Oberhoheit über Blanken- burg zugefallen war, durch Sparsamkeit und Beförderung des Handels die drückenden Schulden des Landes zu mindern. Doch starb er zu früh (1735), um sein Streben mit dem gewünschten Erfolge gekrönt zu sehen. Von seinen Töchtern wurde Charlotte Christina Sophia 1711 mit Alexis Pe- trowitz, dem Sohne Peters des Großen von Rußland, vermahlt und führte bei der Rohheit ihres Gemahls eine äußerst unglückliche Ehe. Elisabeth Christina aber war mit dem römischen Kaiser Karl Vi., dem letzten Regen- ten aus dem Hause Habsburg, verbunden und wurde die Mutter der groß- ßen Kaiserin Maria Theresia. Weil Ludwig Rudolph ohne Hinterlassung männlicher Nachkommen

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 156

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
15t Zweites Buch. Dritter Abschnitt. Karls Xii. von Schweden, einen Frieden zu Stockholm schließen, welcher ihm gegen Zahlung von einer Million Thaler den Besitz der von Dänne- mark abgetretenen Provinzen Bremen und Verden sicherte. Es herrschte damals in dem Herzogthume Meklenburg-Schwerin eine mißliche Spannung zwischen dem despotischen Herzoge Karl Leopold und dem vielfach von ihm in seinen Rechten gekrankten Adel. Umsonst sprach für den letzteren der Bescheid des Reichshofraths. Karl Leopold hatte sogar die Anwesenheit des mit ihm durch die Bande der Verwandtschaft verbun- denen Ezaren Peter in Meklenburg benutzt, um von diesem eine Anzahl russischer Soldaten zur Verfügung zu bekommen. Mit Hülfe derselben ließ er seiner Rache gegen die Ritterschaft freien Lauf und gab sich einem so schonungslosen Verfahren hin, daß ein großer Theil des Adels nach dem nahegelegenen Ratzeburg auswanderte. Unter diesen Umstanden ertheilte Kaiser Karl Xi. Georg I., als Kurfürsten von Hannover, und dem Herzoge August Wilhelm von Braunschweig den Auftrag, die gegen Karl Leopold erkannte Execution zu vollziehen. Noch in dem nämlichen Jahre (1719) ging ein kleines aus Braunschweigern und Hannoveranern gebildetes Heer unter dem Oberbefehl des Generals von Bülow bei Boitzenburg über die Elbe und zerstreute die durch den Herzog in die Waffen gerufenen Bauern. Erst bei Waldsmühl, in der Nahe von Schwerin, fand Bülow hartnäcki- gen Widerstand, bis auch hier die russischen Regimenter und der meklen- burgische General Schwerin, derselbe welcher im siebenjährigen Kriege als preußischer Feldmarschall vor Prag siel, zum Rückzuge gezwungen wurden. Darnach ward das ganze Herzogthum besetzt; Karl Leopold floh und eine . von der braunschweigischen und hannoverschen Regierung ernannte Com- mission versah die Verwaltung seines Landes. Trotz des Dranges der Geschäfte, welche Georg I. selbst wahrend des Besuches seiner deutschen Staaten in Anspruch nahm, fand der Kurfürst doch immer noch Muße, sich der Regierung der Kurlande mit gewohnter Thatigkeit anzunehmen und in Verbindung mit Friedrich Wilhelm I. Sorge zu tragen, daß der Druck der protestantischen Unterthanen einiger katholi- schen Landesherren im südlichen Deutschland erleichtert werde. ^ Am 22. Zunius 1727 verschied Georg I. auf einer Reise von London nach Herrenhausen, zu Osnabrück in den Armen seines Bruders Ernst August. Nach dem Tode des Kurfürsten Ernst August hatte das Domkapitel von Osnabrück einstweilen die Regierung des Hochstifts übernommen, bis in dem Herzoge Karl Joseph von Lothringen ein katholischer Vorsteher desselben erkoren wurde. Nach dem Tode dieses Herrn, welcher größten- theils in Trier residirte, mußte, den Satzungen des westphalischen Friedens

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 196

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
196 Zweites Buch. Fünfter Abschnitt. sah den Jammer seiner Unterthanen, ohne ihnen Rettung bieten zu können. Das durch eine holländische Besatzung fortwährend geschützte Emden ver- weigerte die Abgaben, obwohl die Stadt durch Vermehrung des Handels zusehends an Reichthum zunahm. Als 1648 Ulrich Ii. starb, wurde die vormundschaftliche Regierung der Gräfin Juliane übertragen. Diese verlor durch die rücksichtslose Zuneigung, welche sie dem Junker von Marenholz schenkte, bald das Zutrauen der Stande. Solches hörte der junge Graf Enno Ludwig, kehrte von einer Reise nach dem Süden plötzlich zurück, be- mächtigte sich in Aurich der Regierung, und ließ den Junker enthaupten. Dadurch daß Enno Ludwig 1654 von Kaiser Ferdinand Iii. den Fürsten- hut erwarb, steigerte sich sein mißliches Verhaltniß mit Emden, welches für seine Freiheit fürchtete. Auch unter der Regierung von Georg Christian, einem Bruder Enno Ludwigs, dauerten die Zwistigkeiten mit Emden fort. Weil eine Tochter Enno's Hi. mit dem Fürsten von Lichtenstein vermählt war, erhoben die Nachkommen aus dieser Ehe Ansprüche auf das Harlin- gerland und erreichten, daß 1663 der Kaiser die Execution gegen den Für- sten Georg Christian an Oldenburg und Münster übertrug. Den unver- meidlichen Krieg mit dem kampflustigen Bischöfe von Münster von sich ab- zuwenden, erbot sich der Fürst zu einer bedeutenden Geldzahlung an das Haus Lichtenstein, und verpfändete als Sicherheit für die richtige Abtra- gung derselben sein Fürstenthum. Bald nach Abtragung der Schuld starb Georg Christian (1665). Die Regentin Christine Charlotte, welcher die lüneburgischen Herzöge Georg Wilhelm und Ernst August als Mitvormün- der zur Seite standen, regte eine abermalige Unzufriedenheit der Stande auf, weil sie lüneburgische Söldner in ihren Dienst zog. Bei dem Aus- bruche des Krieges zwischen Holland und dem mit Frankreich verbündeten Bernhard von Galen erwehrte sich die Regentin mit Mühe eines Einfalls von Seiten des Bischofs. Als 1689 Christian Eberhard, der Sohn von Georg Christian, die Regierung übernahm, war das ganze Fürstenthum in zwei große Parteien gespalten, indem ein Theil der Stande sich auf die Seite des Landesherrn neigte, der andere Theil gegen den Landesherrn sich nach auswärtiger Hülfe umsah. Eine durch Herzog Ernst August, mit welchem der Fürst 1691 eine Ecbverbrüderung eingegangen war, geschehene Versöhnung war nicht von bleibenden Folgen. 1694 schloß Christian Eber- hard, nicht ohne Mitwissen von Ernst August, eine zweite Erbverbrüderung mit dem Kurfürsten Friedrich Hi. von Brandenburg ab. Georg Albrecht, der Sohn von Christian Eberhard, folgte diesem 1708 in der Herrschaft. Unter ihm wurde 1716 das Fürstenthum auf eine entsetzliche Weise durch Sturmfluthen verheert. Die Irrungen mit der Landschaft dauerten fort;

9. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 268

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 268 — Medicis mußte ihre Eifersucht aus seine wachsende Macht mit Gefangenschaft und Verbannung büßen (Sie starb 1642 in Köln, fast in Dürftigkeit.) Der Statthalter von Languedoc, der eble Herzog von Montmorency, der sich bnrch Gaston von Orleans hatte verleiten lassen, die Waffen gegen Richelieu zu ergreifen, starb auf dem Blutgerüste (1632). Das gleiche Loos traf den Liebling des Königs, den jungen Heinrich von Ein q-Mars (Sohn des Marschalls d'effiat), der, auf des Königs Gunst gestützt, im Bunde jnit den Herzogen von Orleans und Bouillon, mit Hilfe Spaniens Richelieu zu stürzen versucht, und seinen Freund, den allgemein geachteten Parlamentsrath de Thon, der um die Verschwörung gewußt hatte (1642). Das Eude des dreißigjährigen Krieges, in welchem er eine für Deutschland so verhängnißvolle Rolle gespielt, erlebte Richelieu nicht. Krankheit und Anstrengung hatten seine Kräfte aufgerieben; er starb, 57 Jahre alt, im December 1642, nachdem er dem Könige den Kardinal Mazarin^ zu feinem Nachfolger empfohlen hatte. Im Mai 1644 folgte ihm der schwache Ludwig Xiii. ins Grab. Frankreich unter Mazarins Staatsverwaltung (1643—1661). Da Ludwigs Xiii. Sohn, Ludwig Xiv., erst fünf Jahre alt war, führte seine Mutter, Anna v on Oesterreich, Philipps Iii. von Spanien Tochter, im Vereine mit Mazarin die Regentschaft. Gleich feinem Vorgänger, dem er an Ehrgeiz und Staatsklugheit gleich war, hatte auch Mazarin gegen die Großen zu kämpfen, die unter ihm das wieder zu gewinnen hofften, was sie unter Richelieu an Macht und Ansehen eingebüßt hatten. Sie traten gegen ihn in einen bewaffneten Buub, die Fronb e genannt, zusammen, und es kam zu einem Bürgerkriege (l 643). Mazarin besiegte die Fronbe mit Hilfe des Prinzen von Co nbv; bach kam es balb zu einem Zerwürfniß zwischen Beiben, und der stolze Conb« unterlag der Schlauheit seines Gegners. Selbst ein zweiter Bürgerkrieg, den Cond6 im Buube mit Spanien begann (1651), konnte ihm nur einen vorübergehenben Triumph über die Hofpartei verschaffen. Mazarin kehrte aus seiner Verbannung zurück, und (Sonde mußte nach den Nieberlanben flüchten, um der Vollziehung des gegen ihn ausgesprochenen Tobesurtheils zu entgehen (1654). Der Krieg mit Spanien würde im Jahre 1659 bnrch den pyrenäischen Frieden beendigt. Frankreich erhielt in demselben bedeutende Landstriche und mehrere wichtigen Festungen an der niederländischen und spanischen Grenze, sowie die Hand der 1 Julius Ma^arini, ein Italiener, geb. 1602; er war 1639 auf Richelieu's Veranlassung in französische Dienste getreten.

10. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 280

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 280 — Peter den Großen (1682—1725). Gegen den zehnjährigen Czaren wiegelte seine herrschsüchtige Stiefschwester Sophia die Strelitzen (d. H. Schützen, — der Kern der altrussischen Heermacht) auf, und diese riefen Iwan zum Czaren aus. Da Iwan .jedock selbst seinen Bruder zum Mitregenten verlangte, wurden Beide zu Czaren gekrönt, und Sophia führte die Regentschaft. Peter wuchs indessen aus einem Landgute in der Nähe von Moskau unter den Augen seiner Mutter, 'in Gesellschaft eines Schweizers, fies ort, der mit einer dänischen Gesandtschaft nach Rußland gekommen war, zu einem vielversprechenden.jünglinge heran. Mit unermüdlicher Aufmerksamkeit lauschte der wißbegierige Czar, wenn Lefort von der Lebensweise gebildeterer Völker, von ihren bürgerlichen Einrichtungen, ihrem Kriegswesen, ihrem Handel und ihren Künsten erzählte, und er entwarf den Plan, Rußland durch die Einführung europäischer Cultur und Sitteu den civilisirten Staaten Europa's anzureihen. Er ließ durch Lefort eine kleine Compagnie von fünfzig seiner Spielgefährten auf europäischem Fuße einrichten, in^ welcher er selbst als Gemeiner diente. Diese Potesdbnte (Spielkameraden), deren Zahl bald bedeutend wuchs, bildeten später den Kern der russischen Garde, durch welche die empörungssüchtigen Strelitzen gestürzt wurden. Die kriegerischen Uebuugeu Peters erregten den Argwohn seiner Schwester, und es kam zu einem neuen Aufstaude der Strelitzen. Peter unterwarf sie mit Hilfe der Po-teschnie und ergriff, na ebb ein er seine Schwester in ein Kloster verwiesen hatte, selbst die Zügel der Regierung (1689). Er richtete das russische Kriegswesen nach europäischer Weise ein, legte 1694 ein Seearsenal in Archangel an und eutriß 1696 den Türken das wichtige Asow, den Schlüssel zum schwarzen Meere. Sein Plan, die übrigen europäischen Staaten zu bereisen, erregte den Unwillen der Strelitzen, und sie verbaudeu sich mit mehreren russischen Großen, denen Peters Neuerungen verhaßt waren, zu einer Verschwörung gegen sein Leben. Ihr Plan wurde verrathen und durch Peters rasches Einschreiten vereitelt (1697). Kurz daraus trat er die beabsichtigte Reise au und begab sich über Königsberg, Berlin und Hannover nach Amsterdam. Hier öffnete sich seiner Wißbegierde eine neue Welt, und er war vom frühen Morgen bis in die Nacht nur damit beschäftigt, die Werkstätten der Künstler und Handwerker, die Schleusen, Dämme und Maschinen und insbesondere die Schiffe zu besichtigen, um von allen diesen Dingen eine möglichst genaue Kenntniß zu erlangen. In dem Dorse Saardam arbeitete er, um den Schiffbau zu erlernen, mehrere Monate lang als Zimmer-mann, unter dem Namen Peter Mich aelow. Im Januar 1698 besuchte er London und kehrte dann, von vielen Seeleuten und Künstlern begleitet, die er in seine Dienste genommen hatte, nach
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