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1. Erdkunde - S. 199

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 199 stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe. Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen- fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren. e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben. Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan. Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten in das Innere aus. tlordafrika. Ägypten. Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen- staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive" führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^ Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und 2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp- tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der

2. Erdkunde - S. 206

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 206 — Nördlich des Kaplandes liegen zwei von holländischen Voeren (buren — Bauern) gegründete Republiken: 1. der Oranje-Freistaat (131000 qkm und 207 000 E.) mit dem Hauptort Bloemfoutein (6000 E.); 2. die Südafrikanische Republik (früher Transvaalstaat) (327 000 qkm und 1 Mill. E.) mit der Hauptstadt Pretoria (8000 E.). In beiden Staaten wird ausgedehnte Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben; auch die Mineralschätze (Kohlen, Silber, Bild 74. Dar-es-Saläm. Kupfer u. s. w.) sind bedeutend. Vor allem liefert die Südafrika- nische Republik außerordentlich viel Gold (1897 um 233 Mill. Mark ausgeführt). Die ergiebigsten Goldfelder liegen bei der schnell empor- gewachsenen Stadt Johannesburg (über 100 000 E.). Dieser natürliche Reichtum des Laudes war aber ein mächtiger Reiz für die Habsucht der Engländer, gegen welche die Boeren ihre Freiheit wiederholt in blutigen Kämpfen zu verteidigen hatten. Ostafrika. Zu Portugal gehört der Freistaat von Ostafrika, früher Mocambique (769 000 qkm. und ca. 1 Mill. E.) zwischen der De- lagoa-Bai und dem Rovumafluß.

3. Erdkunde - S. 282

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 282 — kuppelige Markuskirche mit mehr als 500 Marmorsäuleu und reichen Mosaiken. Der Kirche gegenüber steht der 100 m hohe Glockenturm (Campanile), von dem aus man die herrlichste Fernsicht über die Stadt und das Meer genießt. Der Markusplatz ist auch der Mittelpunkt des Volkslebens in Venedig. Fast fortwährend flutet auf ihm eine Menschenmenge in buntem Gewühle umher — Angehörige der höchsten Stände wie Leute der ärmsten und niedrigsten Klassen. Einen wahrhaft bezauberudeu Anblick gewährt der Markusplatz abends. Ein Lichtmeer ergießt sich dann über ihn, und ein buntes Gewimmel von Menschen aller Länder und Nationen drängt sich lachend und plaudernd umher, während rauscheude Militärmusik erschallt. An schöneil Sommerabenden dauert dieses Treiben bis Mitternacht, im Winter gewöhnlich nur bis 8 Uhr. Seit alter Zeit ist der Markusplatz um Mittag die Sammel- stelle einer Unzahl von Tauben, welchen aus freigebigen Händen reichlich Futter gestreut wird. Dieser Gebrauch stammt aus dem 14. Jahrhundert. Bei der Eroberung Kretas brachte nämlich eine Taube dem venezianischen Admiral die Nachricht von dem Heran- nahen der genuesischen Flotte und veranlagte hierdurch deu Sieg. Vom Markusplatze aus gelangt man durch die Merceria, eine enge Straße mit unzähligen Kaufläden, zu der berühmten Rialto- brücke, welche gauz aus Marmor besteht und sich in einem mäch- tigen Bogen über den Canale Grande wölbt. Hier herrscht Tag und Nacht der lebhafteste Handel. Zu Bergen aufgehäuft liegen hier Citrouen, Orangen, Melonen und audere Südfrüchte, Gemüse, Fische und noch viele der verschiedenartigsten Lebensmittel. Un- unterbrochen herrscht da ein buntes Treiben von Käufern und Ver- käuferu. (Nach Helfft, Stahr u. a.) Iie Stiergefechte in Spanien. Die Stiergefechte gehören zu den vornehmsten Lustbarkeiten des spanischen Volkes und werden regelmäßig in den Hauptstädten der Provinzen abgehalten. Früher hatten selbst Dörfer ihren eigenen Kampfplatz. Mehrere Tage bereitet man sich zum Feste vor. Manche

4. Bd. 2 - S. 126

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
126 Viertes Kap. Römische Geschichte. wahrend aufzuopfern verbunden waren. Jedoch hatten sie ihre eigene Verfassung beibehalten, und hingen von Roms Willkür nicht weiter, als nach den Artikeln des geschlossenen Bundes, ab. Am günstigsten waren dieselben für die lateinischen Völkerschaften—als für die ältesten Bundes- und zugleich Stammesgcnossen — (socii latini nominis), drückender für die übrigen (80eii italici nominis); wiewohl auch von diesen einige ein gelinderes, andere ein härteres Gescz, je nach' den Umständen der Unterwerfung oder nach einzelnen Rücksichten erhal- ten hatten. In allen Gegenden wurden endlich auch römische Kolo- n i e n angelegt, zur Wiederbevölkernng verödeter Städte oder zur Be- hauptnrig der römischen Herrschaft, daher meist an der feindlichen Grenze, oder unter Nationen von zweifelhafter Treue. Solche Kolonien — eigent- lich Besazungen — genossen das römische Bürgerrecht, aber ohne Antheil an den Eomitien und an den Magistratswürden der Hauptstadt. Der Zustand Italiens nach seiner Unterwerfung bildet einen trau- rigen Kontrast mit demjenigen, dessen cs früher, so lange es frei war, sich erfreute. Welch' ein Gedräng von kräftigen, regsamen, glücklichen Völkern erfüllte da das schöne Land! Zwar rohe Völker mitunter — zumal in den Gebirgsgegenden — aber größeren Theiles gebildet, voll Thätigkeit und Industrie, dem Handel und den friedlichen Künsten ob- liegend und in fast ungestörtem Gedeihen. Wir haben Hetrnriens, wir haben der großgriechischen Kolonien und ihres blühenden Zu- standes schon früher gedacht (B. 1. S. 169 und 170 und 178.). Fast jede Stadt war ein mächtiges, glückliches Gemeinwesen. Aber auch das übrige Italien stand in einem schönen, wenn gleich etwas gerin- geren Flore, wie ans den Berichten der Römer selbst, insbesondere aus der ungemein dichten Bevölkerung des Landes zu erkennen ist; und nach dem, was bereits geschehen, ließ sich mit Grund eine noch glän- zendere Zukunft hoffen. Wie ganz anders wurde dies Alles unter dem römischen Joche? — Viele Nationen hatte schon der Krieg vernichtet, oder so sehr verdünnt, daß nur noch elende Reste derselben in verödeten Ländern hausten, und nie mehr die alte Volksmenge sich ersezte. Von vielen Städten des alten Italiens ist kaum die Lage mehr bekannt, von anderen sicht man noch traurige Trümmer. Welche aber verschont blie- den von gewaltsamer Verwüstung, die wurden dafür zu dauernden Leiden und langsamem Ruine verdammt. Viele büßten einen Theil ihrer Ländereien ein; man gab dieselben an römische Bürger. Diese zogen meistens den Reichthum nach Rom, wohin sich auch, durch die natür- liche Anziehungskraft der Gebieterin, die Blüthe der Bevölkerung ans allen Ecken Italiens drängte. In den unaufhörlichen Kriegen Roms wurden die Schäze und das Blut der Bundesgenossen vergeudet; aus

5. Bd. 2 - S. 270

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
270 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Die Perser selbst handelten zwar wenig, aber sie verzehrten viel, und erleichterten den inneren und Durchgangs-Handel durch An- legung von Straßen, Caravansereien und verschiedene Begünstigung. Baktra und Marakanda (Samarkand) waren die nördlichen Stappelpläze. In Süden behauptete Babylon seinen alten Ruhm; doch nahm der Handel auf dem perfischen Meerbusen ab, weil die Perser, um die Hauptstädte (*) ihres Reiches vor der Möglichkeit des Ueberfalls durch eine feindliche Seemacht zu bewahren, die Schiff- fahrt auf dem Tigris durch Aufführung ungeheuerer Steindämme hemmten. Alexander $1. zerstörte dieselben wieder, jedoch nicht voll- ständig. §. 27. Griechischer. Was wir schon im ersten Zeiträume von der Lage des eigentlichen Griechenlands, von den griechischen Inseln und Kolonieen (B. I. S. 164. ff.), dann von der Bekanntschaft mit den Scythen, endlich von dem ältesten Handel der Griechen (B. I. S. 249) gesagt haben, enthält den vorläufigen Uebcrblick über die Lebhaftigkeit und den Umfang desselben. Doch erhielt er erst in diesem Zeiträume, mit der politischen Macht des Volkes, seine große Ausbreitung und später durch die macedonische Macht einen gesicherten Gang. Aber verschiedene Ursachen bewirkten, daß Griechenland niemals eine den Vorthcilen seiner natürlichen und politischen Lage angemes- sene Handelsgröße erreichte. Den einzelnen Freistaaten, woraus es bestand, schien immerdar die Freiheit, und nicht der Handel, der wichtigste Punkt. Die mancherlei Mittet, wodurch man in neue- ren Zeiten die Industrie zu hebe«, zu leiten, und bis auf's höchste einträglich zu mache» versteht, waren meist noch unbekannt. Man dachte noch nicht daran, eine jede Kraft des Bürgers zu Geld an- zuschtagen, und die Industrie blos als Staatskapital zu betrachten, welches nach Möglichkeit zu nüzen sey. Auch im Handel war die Freiheit vorherrschend, und daher oft die Privatspekulation dem all- gemeinen Interesse uachtheilig. Desgleichen sahen die Bürger für sich die Erwerbung nicht als den Zweck ihres Dascyns an. Die öffentlichen Angelegenheiten beschäftigten sie mehr, als ihre häusliche Oekonomie, und Feldbau däuchte ihnen edler, als Kunstfleiß. Ja es schien verächtlich, sich den mechanischen Verrichtungen der Gewerbe zu unterziehen, und meist wurden nur Sklaven dazu gebraucht. Doch waren nicht bei allen Staaten dieselben Begriffe herrschend. Demo- (*) Auch Susa am Choaspes, der durch einen Kanal mit dem Tigris in Verbindung siand, war in solcher Gefahr.

6. Bd. 2 - S. 284

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
284 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. Atters her üblich. Von nun an unterhielt der Staat eine stets anwach- sende Zahl von Fechtersklaven, deren blutige Kümpfe, abwechselnd mit Thiergefechten, die Lieblingstust des Römervolks wurden. Auch diesen Frevel werden wir unter den Kaisern ans eine noch schauderhaf- tere Höhe gebracht sehen. — Von den scenisehen Spielen, als in das Gebiet der schönen Künste gehörend, wird gleich unten die Rede seyn. §. 5. Schulen. Zur Vorbereitung für solche Spiele, überhaupt zur physischen Aus- bildung der Jugend, waren bei den Griechen eigene Schulen, die Pa- lüstren und Gymnasien, von Staatswegen angeordnet. Ueber Ordnung und Aufsicht in denselben wachten Geseze und Magistratspcr- sonen. Der geistige und m orat isch e Unterricht war von den Gym- nasien nicht ausgeschlossen; doch blieb die höhere wissenschaftliche Bil- dung Privatsehnlen überlassen, die sich aber mancherlei Begünsti- gung von Seiten des Staates erfreuten. Die wichtigste darunter war ohne Zweifel die Freiheit, denn nur diese braucht der menschliche Geist, wo er einmal aufgeregt ist, um jede Bahn der Erkcnntniß zu brechen und glorreich zu erfüllen. Zumal jene der Philosophie, als welche keines kostbaren Apparats zu ihren Forschungen bedarf, aber nur in der Luft der Freiheit lebt. Als einst zu Athen — so erzählt Diogenes Laertius — der Demagoge Sophokles die philosophi- schen Schulender Aufsicht des Senates unterwerfen wollte; so wur- den sie allsogleich von den Lehrern geschlossen; worauf das athenische Volk mit preiswürdiger Liberalität sich beeilte, die den Philosophen zugedachte Beleidigung durch eine große Geldstrafe, die es dem unbe- sonnenen Redner auftegte, wieder gut zu machen. Kein anziehenderer Schanplaz läßt sich gedenken, als jene Gärten und Hallen der Philosophen zu Athen, zum Theil aus dem Privatei- genthume der Lehrer, zum Theil aus den freiwilligen Gaben derschü- ler, aus testamentarischen Geschenken von Freunden der Weisheit er- wachsen, und im erblichen Besize der verschiedenen Schulen Jahrhun- derte durch verharrend. Nahe bei der Stadt zwischen den Bächen Cephis- sus und Jlissus dehnten sich die vorzüglichsten derselben aus. In der Mitte hausten die Epikuräer, nördlich an ihnen die Platoniker und südlich die Schüler des Aristoteles. » Eine Reihe von Oetbäumen, eine Myrthenlaube trennte die Systeme, und diente dem Gebiete verschiede- ner Meinungen zur Grenze" (Pauw). Lehrer und Schüler lebten, wie eigene Gemeinwesen, in wohlgeordneter Verfastung beisammen; aber auch den Fremden war der Zutritt erlaubt. Zwei tausend Schüler hörten die Vorlesungen Theophrast's, und die Schulen der Be-

7. Bd. 2 - S. 292

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
202 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. Nicht blos die eigentliche Tonkunst wurde darunter verstanden; ge- wöhnlich rechnete man auch Deklamation, Tanz und Geber- dcnspiet, Poesie und Redekunst dazu (*); oder überhaupt alle geistige Uebungen (daher die uyooyss /jcva/Kc), im Gcgensaze der yvvvty.c'y, oder endlich in noch größerer Allgemeinheit Alles, worauf sich der Begriff der Harmonie natürlich oder figürlich au- wenden laßt, sonach fast das ganze Gebiet sowohl der spekulativen Wissenschaften, als der praktischen Philosophie und die wirkliche Tu- gendübung. Diese schwärmerische Erweiterung des Begriffes galt vor- züglich in der pythagoreischen Schule, wie wir unten bemerken wer- den. Für sezt haben wir nur von der Tonkunst zu reden. Schon in frühen Zeiten lernten die Griechen dieselbe kennen, im Geleite der Poesie und der sanfteren Gesittung. Die ältesten Dich- ter und so auch die meisten ihrer Nachfolger waren zugleich Tonkünst- ler, was den Eindruck ihrer Gesänge verstärkte. Daher der Musik nicht minder, als der Dichtkunst die erste Civilisirung der Nation zugeschrieben wird. Deßwegcn, und weil man ihre mächtige Wirkung auf die Gemüther fortwährend erkannte, hielten die größten Gesezge- der und einsichtsvollsten Magistrate für uothwendig, sie durch Anstal- ten und Verordnungen zu begünstigen, und nn't Strenge über ihrer Erhaltung zu wachen (**). Man gebrauchte sie beim Gottesdienste, bei Volksversammlungen, bei jeder öffentlichen und Privatfeicr; un- wissend darin zu seyu, war Schande. Aber ihr Charakter war Würde und Ernst, Vergnügen nur ein untergeordneter Zweck. Den Sturm der Leidenschaften sollte sie besänftigen, nicht erregen. So wurden bei Gastmalen Götter- und Heldenhymnen gesungen, um die Ausschwei- fungen des Trunkes zu verhindern; so folgte eine Zahl Flötenspieler den Spartanern in die Schlacht, um den Ungestüm der jungen Krie- ger zu mäßigen u. s. f. Bei solcher Anwendung schien auch wichtig, den wohlbcrechneten Erfolg durch unveränderte Beibehaltung dersel- den Instrumente, Tonarten und Saugweisen zu sichern. Aber die Einführung der Musik auf das Theater, mehr noch der allgemein ein- reißeude Hang des Vergnügens, änderte nach und nach ihren Cha- rakter. Die Musik wurde künstlicher, vollkommener, aber auch wei- cher, üppiger, gefährlicher für Phantasie und Herz. Solche Aende- (*) Die Wunder, die man von der Musik erzählt, konnten nur von der vereinten Wirkling jener Künste herrühren. So muß die Mythe von der Lever Amphion's, so die Sage von Terpander, der durch die Musik einen Aufruhr dämpfte, verstanden werden. (**) Plato behauptete, daß Neuerungen in die Musik einführen so viel heiße, als die Grundfesten des Staates erschüttern.

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 145

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 145 ren verfallen, und zahllose Wüstungen zeigten die Statten an, wo einst wohlhabende Dörfer gestanden hatten. Der Glanz und das Leben des gc- sammten Landes schien sich in die fürstlichen Residenzen geflüchtet zu haben. Die Kraft des städtischen Raths war gebrochen, der Adel hatte feiner frü- heren Unabhängigkeit vergessen, und buhlte um die Gunst, unter die Hof- dienerfchaft ausgenommen zu werden, oder nahm den Kriegssold der Für- sten, um seiner noch nicht erloschenen Neigung zu Kämpfen zu genügen. Voll tiefen Verdrusses gewahrte er, wie Fremdlinge am Hofe seines Fürsten sich der höchsten Gunst zu erfreuen hatten. Aber zum männlichen Widerstreben fühlte er sich zu schwach, und ohne Widerspruch bewilligte er dem Landes- herrn das Recht zur Erhebung von Abgaben ungewöhnlicher Art. Die Zahl der bei der Regierung angestellten Männer war fortdauernd im Zu- nehmen begriffen; die Landstande verloren einen Theil ihrer früheren Be- deutung. Die rechtserfahrenen Doctoren wurden mit dem Adel vettaufcht, der mehr als zuvor sich dem Studium der Staatswissenfchaften unterzog. Unverkennbar zeichnete sich der hannoversche Hof durch Bildung und Wohlstand aus. Die Sitten verfeinerten sich im gleichen Grade, als die Vergnügungen gesuchter und damit kostspieliger wurden. Die Kurwürde schien zu erheischen, daß man hinter den Höfen von Berlin rmd Dresden nicht zurückstehe. Der Bau von Herrenhaufen, welcher von Quirini gelei- tet wurde, erheischte bedeutende Ausgaben, die unglaublich gemehrte Die- nerschaft, die Besoldung des beträchtlichen Heeres, an dessen Spitze wir jetzt bereits einen Feldmarschall erblicken, lag schwer auf den fürstlichen Casscn, die überdies durch reiche Gnadengeschenke an französische und ita- lienische Günstlinge in Anspruch genommen wurden. Noch verderblicher wirkten die wiederholten Reisen von Ernst August und Georg Ludwig nach Italien; nur in Rom oder Venedig glaubte man die Zeit des Fasching verleben zu können. Dort entfaltete man den ganzen Glanz eines deut- schen Reichsfürsten. Trotz dieser außerordentlichen Ausgaben wurden unter Ernst August die calenbergischen Fürstenthümer an Wohlstand gehoben; es war dieses eine Folge der strengeren Verwaltung des Regenten; von der andern Seite waren die Hülfsgelder, welche der Kurfürst von England, Venedig und den Staaten für Ueberlassung seiner Söldner bezog, von der höchsten Bedeutung. Außer den Lustbarkeiten des Carnevals hatte das Theater besonders den Kurfürsten zu seinen dem Lande so nachtheiligen Reisen nach Italien bewogen. Deshalb wurde, auf Betrieb der Minister, eine Oper zu Hannover errichtet, deren Kosten ausschließlich der Fürst trug. Wie in Hannover, so wurden am Hofe der Herzöge von Braun- 19

10. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 410

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 410 — stützten Juarez auf Queretaro, wohin er sich mit seinen geringen Streitkräften geworfen, siegreich zurück; er siel jedoch am 18. Mai 1867 durch den Verrath des Obersten Lopez in die Hände seines Gegners. Jnarez ließ ihn vor ein Kriegsgericht stellen und bestätigte das von demselben ausgesprochene Todesurtheil. Ungeachtet der Verwendung der europäischen Mächte, deren Bemühungen zu Gunsten des unglücklichen Kaisers selbst in dem Präsidenten der nordamerikanischen Union einen Fürsprecher fanden, wurde Maximilian am 9. Juni 1867 kriegsrechtlich erschossen. Seine Leiche wurde von dem österreichischen Seehelden Tegethoff abgeholt und am 18. Januar 1868 in der Kaisergruft zu Wien beigesetzt. Maximilians Tod hat den Parteikämpfen in Mexiko kein Ziel gesetzt; sie dauern fort und werden wohl erst mit dem Aufgehen der Republik in die uordamerikauische Union ihr Ende finden. §. 152. Der Krieg Oesterreichs und Preußens gegen Dänemark. (1864.) Friedrich Vii. von Dänemark hatte im Jahre 1863 eine mit den Ständen vereinbarte Verfassung erlassen, nach welcher Schleswig mit Dänemark vereinigt und dadurch von Holstein getrennt werden sollte. Da diese Trennung der beiden Herzogtümer ebensowohl gegen das alte Recht, als gegen die neuereu Verträge verstieß, verlangte der deutsche Bund, unter Androhung von Zwaugsmaßregelu, die Zurücknahme der darüber getroffenen Bestimmungen. Während der darüber angeknüpften Unterhandlungen starb Friedrich Vii. unerwartet, am 15. November 1863, und sein Nachfolger, der Prinz Christian zu Dänemark, der dem Londoner Protokoll von 1852 gemäß als Christian Ix. den dänischen Thron bestieg, sah sich durch die in Kopenhagen herrschende Stimmung zur Anerkennung der von seinem Vorgänger erlassenen Verfassung genöthigt. Als hierauf die Holsteiner sich von Dänemark lossagten und den Herzog Friedrich von Augusten bürg zu ihrem Landessürsten ausriefen, wuchs die Aufregung in Deutschland und die Theilnahme des deutschen Volkes für die Sache der Schleswig-Holsteiner in solchem Grade, daß sich der Bundestag veranlaßt sah, ein Heer von 12,000 Hannoveranern und Sachsen in Holstein einrücken zu lassen, worauf sich die dänischen Besatzungen nach Schleswig zurückzogen. Auf die Erklärung Oesterreichs und Preußens, daß sie als Großmächte die Sache in die Hand zu nehmen entschlossen seien, überließ ihnen der Bund das weitere Vorgehen gegen Dänemark, ohne sich selbst dabei zu betheiligen. Nachdem die dänische
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