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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 203

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
203 Anqst sondern Vorgebirg der gutenhoffnung msse es heien. Doch nicht sogleich wurde der glckliche Erfolg dieser Fahrt weiter verfolgt. Erst unter der Regierung des Knigs Emannel gelang es dem entschlossenen Seefahrer Vasco da Gama 1497 im November zur Zeit der grten Strme das gefrchtete Cap zu umsegeln. Jetzt fuhr er der Ostkste von Asrika entlang am Vor-aebirge Korientes und an der Kste von Sosal a vorbei, und je weiter er kam, desto mehr sand er Wohlstand und Verkehr. Am I.mrz 1498 lief er in den Hafen vonmozambiqne ein. Hier traf er indische Produkte, wie Seide, Perlen, Gewrze, und mohamedanische Kaufleute betrieben hier den indischen Handel der das Meer. Als es aber bekannt wurde, da die Fremdlinge Christen waren, geriethen sie in groe Gefahr und retteten steh nur durch ihr Geschtz. Von Mozambique steuerte er werter nrdlich an der Kste hin und fand in Melinda am Aequator bei dem dortigen König freundliche Aufnahme. Dieser gab ihm Steuerleute, und Gama segelte jetzt gerade der den indischen Ocean auf die Kste Malabar zu. Im Mai 1498 suhr er in den Hasen von Kalikut ein. In dieser indischen Stadt hatte der König jenes Landes, Zamorin genannt, seine Residenz. Aber hier wie an der ganzen Kste zeigten sich Kultur und Wohlstand; Städte, Handel, Gewerbe, Ackerbau waren in Blthe. Gama wurde von dem Zamorin Anfangs sehr freundlich aufgenommen; aber die Mohamedaner, welche frchteten, durch die Fremdlinge in ihrem Handel beeintrchtigt zu werden, verdchtigten sie, als wren sie gekommen, um sich des Landes zu bemchtigen. Doch wendete Gama durch seine Klugheit und Entschlossenheit die drohende Ge-fahr ab und kehrte mit einem Briefe des Zamorin an den König Emanuel und einigen Indern wieder nach Europa zurck. Nach einer Reise von mehr als zwei Jahren langte er im September 1499 im Hasen von Lissabon an; von seinen 160 Gefhrten brachte er nur 55 zurck. In Indien wurden jetzt zahlreiche Handelsniederlassungen ge-grndet und Bndnisse und Vertrge mit den Eingeborenen ab-geschlossen; Portugal wurde jetzt einer der bedeutendsten Staaten. Als Vasco da Gama nochmals nach Indien segelte, um als Viceknig die Verwaltung aller Ansiedelungen zu bernehmen, dehnten sich diese schon von dem persischen Meerbusen bis zu den Molnkken aus, und der Handel mit den Produkten Chinas, wie mit Thee, Seide und Porzellan war bereits erffnet.

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 242

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
242 Spanien und Portugal, erhielten. Doch that diese wenig oder gar nichts fr die Verbreitung und Befestigung der Kultur in jenen Lndern, sondern begngte sich damit, unter den hrtesten Be-drckungen der Eingeborenen ihre Habgier zu besriedigen. Anders gestalteten sich aber die Verhltnisse in dem nrd-lichen Amerika. Die ersten Ansiedler kamen bald nach der Ent-deckung des neuen Erdtheiles dahin aus England. Aber statt des Goldes imfr reicher Schtze fanden sie undurchdringliche Wlder und Wildni. Daher waren hier lngere Zeit die Niederlassungen nicht zahlreich. Walter Raleigh, von dem jetzt noch eine Stadt in Nordcarolina den Namen hat, grndete eine Kolonie und nannte sie zu Ehren der Knigin Elisabeth Virginien. Doch muten die Ansiedler bald aus Mangel wieder in ihre Heimath zurck-kehren. Im Jahre 1620 wanderten hundert Englnder von der m England verfolgten religisen Sekte der Puritaner nach den un-winhbaren Ksten von Nordamerika aus, um hier frei ihre eigene Kirche rein zu erhalten. Sie grndeten die Stadt New-Plymouth, und nach unendlichen Mhsalen gelang es ihnen, das rauhe Land, welches nur Wilde, aber kein einziges Hirtenvolk ernhrte, einem geordneten menschlichen Leben zugnglich zu machen. Die Zahl der Ansiedelungen vermehrte sich und nach ungefhr 40 Jahren waren die Gegenden von Masfachufets, Neu-Hampfhire, Rhode-Island und Connecticut von Puritanern angebaut. Diese Ansiedelungen bildeten zusammen Neu-England. Um 1634 wurde die Gegend am Flusse Potomak von englischen Katholiken, welche ebenfalls, um religisen Verfolgungen zu entgehen, ausgewandert waren, angebaut und St. Maryland genannt. Der König Karl Ii. gab 1664 das ganze von den englischen Ansiedlern bewohnte Land seinem Bruder, dem Herzog von. 2)oik; von diesem haben der Staat und die jetzt bedeutendste Stadt der Union, New-Aork, den Namen. Den eingewanderten Englndern und ihren Nachkommen war aber durch knigliche Freiheitsbriese zugesichert, da sie die gleichen Rechte behalten sollten, wie wenn sie in England geblieben wren; dafr da sie fr England ein neues Gebiet gewinnbringend machten, waren sie unter den Schutz des Mutterlandes gestellt. Die Einwanderungen, vorzugsweise aus England wurden jetzt immer zahlreicher, und da der Boden erst urbar gemacht werden mute, so war eine rstige Betriebsamkeit nthig, wenn demselben ein lohnendes Ertrgni abgewonnen werden sollte. Durch diese nicht ermdende Bckmpsung der groen Hindernisse der Natur wurde das Selbstgefhl und das Bewutsein gestrkt, durch eigene Kraft und Thtigkeit das Leben ntzlich und angenehm machen zu knnen. Whrend daher in den sdlichen reichen Gegenden Schlaff-

3. Erzählungen aus der Geschichte - S. 243

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
243 heit und Genusucht die Frucht der leicht gewonnenen Neichthmer waren, schuf in den nrdlichen Niederlassungen die Schwierigkeit der Natur einen krftigen, ausdauernden und gengsamen Sinn. Dadurch geschah es auch, da die letzteren sich schnell -zu Macht und Ansehen emporschwangen, während der Sden im Besitze seiner Neichthmer sank und bis ans den heutigen Tag die Stellung nicht einnimmt, welche in einer reichen Natur ein willenskrftiges Volk leicht erringen kann. Die wichtigste Kolonie im nrdlichen Amerika wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts Pennsilvanien. Der Englnder William Penn hatte diese mit Waldung bedeckte Gegend angebaut und der neuen Niederlassung eine so treffliche Einrichtung gegeben, da dieselbe in der Folge das Muster sr die brigen Staaten Nordamerikas wurde. Durch fortgesetzte Einwanderungen wurde das Land reicher bevlkert und weiterhin angebaut; diese giengen aber nicht mehr vorzglich von den Englndern ans, sondern Deutsche, Niederlnder, Schweizer, Schweden, Franzosen, die Mimuth oder Unglck ans Europa verdrngte, suchten hier eine neue Heimath und fanden sich als Brger eines Staates zusammen. Diese Kolonieen Englands wurden 1763 nach einem Kriege mit den Franzosen, welche Kanada besaen und weitere Ansiede-hingen am Ohio nicht zugeben wollten, durch Kanada erweitert, und auch Spanien, welches sich in den Krieg gemischt Hatte, mute Florida an England abtreten. Als aber in den ausgedehnten Kolonieen, die schon gegen 300 Meilen an der Seekste und gegen 60 Meilen in das Innere des Landes sich ausdehnten und un-gefhr 2 % Millionen Menschen zhlten, Handel, Industrie und Ackerbau mit erstaunlicher Schnelligkeit emporblhten, wurde das Mutterland wegen der wachsenden inneren Kraft der Nordamer',-kaner besorgt nud versuchte es, besonders in ihrer freien Handeis-bewegung Beschrnkungen einzufhren. So wurde im Jahr 1765 im englischen Parlament das Ge-setz beschlossen, da alle Urkunden und Verschreibnngen auf Stern-pelpapier geschrieben sein mten. Die Amerikaner, welchen in frheren kniglichen Freiheitsbriefen vollstndig gleiche Rechte mit den Brgern im Mutterlande zugestanden worden waren, wider-setzten sich gegen ein solches Verfahren und verlangten, da, wenn man ihnen Abgaben auflege, sie auch, wie die Englnder ihre Ver-treter ins Parlament nach London schicken drsten. Man beschlo so lange keine englischen Waaren mehr zu kaufen, bis die Stempel-acte wieder aufgehoben wre. Dadurch kamen aber viele Fabriken in England, welche reichen Absatz nach Nordamerika hatten, ins Stocken, und da die Amerikaner selbst mit Entbehrungen ihren Widerstand fortsetzten, wurde 1766 das Stempelgesetz wieder aufgehoben. 16*

4. Erzählungen aus der Geschichte - S. 244

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
244 Ebenso ergieng es dem Gesetz, welches auf die Einfuhr von Thee einen geringen Zoll setzte. Die Kolonisten, welche einmal beschlossen hatten, sich von England nicht besteuern zu lassen, wenn sie -nicht auch ihre Vertreter im englischen Parlamente htten, widersetzten sich auch dieser Abgabe, so gering sie war sie be-trug 3 Pence aufs Pfund nur um ein Recht, das sie bean-spruchten, nicht aufzugeben; und als zwei englische Regimenter in den Kotonieen ankamen, um die Zollbeamten in der Erhebung der Steuer gegen Widersetzlichkeit oder Gewalt zu schtzen, steigerte sich die Erbitterung bis zu offenem Ausbruch. Im Hasen von Boston lagen Schiffe mit 342 Kisten Thee, welche die "ostindische Kompagme dahin gebracht hatte; am 18. Dezember 1773 erbrach das gereizte Volk die Kisten und warf den Thee ins Meer. Diese Gewaltthat war das Zeichen zum offenen Kriege. Der Hafen von Boston wurde gesperrt, und die Stadt sollte den Scha-den ersetzen. Jetzt traten aus dreizehn Provinzen 51 Abgeordnete Zu einem Congre in Philadelphia zusammen, um die Rechte der Kolonisten zu wahren. Aller Verkehr mit England wurde abge-brochen, und Boston sollte gegen einen Angriff geschtzt werden; doch wollte man sich nicht vom Mutterland lossagen. Ein Ver-such der englischen Truppen, Boston in ihre Gewalt zu bekommen, wurde zurckgeschlagen. Als aber neue Truppen geschickt wurden, um die Kolonisten zu unterwerfen, erklrte der Congre am 4. Juli 1776 die Unabhngigkeit der dreizehn vereinigten Provinzen Ma|]~achiffets, New-Hampshire, Rhode-Island, Connecticut, New-L)ork, Rew-Jerfeq, Pennsilvanien, Delaware, Maryland, Virginien, Nord- imb Sdcarolina, Georgia. An dem hierauf folgenden Kriege zwischen den vereinigten Provinzen und England betheiligten sich bald auch Frankreich und Spanien aus Nab gegen die furchtbar gewordene Macht Englands. Der Pole Koscinsko, die Franzosen Lasayette und Rochambeau kmpften mit Glck fr die amerikanische Unabhngigkeit. Das gr'e Verbiet )t aber um die Freiheit seines Vaterlanbes hat sich der General Washington erworben. George Washington, 1733 in Virginien geboren, hatte sich schon in beut frheren Kriege zwischen England und Frank-reich, nach welchem dieses Kanada an England abtreten mute, durch Muth und Klugheit groes Ansehen unter seinen Mitbrgern erworben. Als der Kampf zwischen den Kolonieen und dem Mutterlande ausbrach, wurde er von dem Congre in Philadelphia zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt, welches die Provinzen zu stellen beschlossen hatten. Durch Vorsicht, und wo es galt durch khnen Muth fhrte er seine Mitbrger aus den grten Schwierig-keiten zum Siege und sicherte sich den Ruhm eines groen Feld-

5. Erzählungen aus der Geschichte - S. 247

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
247 der Industrie fast mit allen Lndern der Erde, besonders aber mit Europa, in lebhaftem Handelsverkehr, und die Verhltnisse der amerikanischen Union den jetzt auf die Industrie und den Handel Europas den mchtigsten Einflu aus. So ist aus den Ansiedelungen fleiiger Landbauer in einer noch wilden Gegend des Erdballes in kurzer Zeit einer der mchtigsten Staaten der Erde erwachsen. . . c r, Das Gebiet der nordamerikanischen Union, deren Burger sich mit Stolz Amerikaner nennen, erstreckt sich jetzt vom atlantischen bis zum groen Ocean und vom Meerbusen von Mejiko bis zum 49. Breitegrad; es umfat auf ungefhr 150,000 Quadratmeilen 37 Staaten und 6 Territorien und zhlt gegen 40 Millionen Einwohner. Unter den Einwohnern der Union waren bis auf die neueste M in 14 Sdstaaten 2v2 Millionen Negersklaven. Daraus erwuchs aber der Union die grte Gefahr. Wahrend nmlich von allen Seiten immer mehr gegen die Menschenrechte und Menschenwrde entehrende Sklaverei gekmpft wurde, bildeten sich auch in den Staaten der Union zwei groe Parteien fr und gegen die Sklaverei. Die Aufhebung derselben schien aber deswegen nicht so leicht, weil sie bis ins innerste Leben der Staaten, in welchen die Sklaverei bestand, eindringt. Und so kam es, da, als 1861 Abraham Lincoln, ein Gegner der Sklaverei, zum Prsidenten gewhlt wurde, die Sklaven haltenden ^udstaaten sich von der Union trennten, eine eigene Confderatwn bildeten und zum Prsidenten Jefferson Davis whlten. Der furcht-barste Brgerkrieg, den je die Menschheit sah, folgte jetzt in den weiten und reichen Gebieten der Union, Noth und Elends allent-halben verbreitend. Der Congre zu Washington _ fayte am 31. Januar 1865 den Beschlu, da die Sklaverei im. Gebiete der Union fr immer abgeschafft sei. Zugleich blieben auch ihre Waffen von jetzt an siegreich, unaufhaltsam vordringend m den Sdstaaten und die Auflehnung gegen die Union in immer engen Grenzen einschrnkend. Endlich am 3. April 1865 sielen, nach den wthendsten Schlachten die beiden Hauptorte der Revolution, Nichmond und Petersburg: die sdstaatlichen Armeeen wurden zer-trmmert oder gefangen und die Autoritt der Union wieder her-gestellt. Der abscheulichste Meuchelmord, verbt am 15. April 1865 an dem milden Prsidenten der Union, Abraham Lincoln, beschlo die Thaten der sdlichen Eonsderation. Jetzt hat sich die Union voti_ den Wunden des blutigen Brgeckrieges wieder erholt und entfaltet aufs Neue seine Macht und Blthe in Handel und Industrie. Die Sklaverei hat jetzt unter den christlichen Staaten eine Sttte nur noch in Brasilien

6. Erzählungen aus der Geschichte - S. 280

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
280 Dentmand zu unternehmen. Es war sein letzter Krieg; er kostete den Franzosen ihre Machtstellung und dem Kaiser seine Krone. Wie^ sein groer Oheun starb er im Exil in Ehislehurst den Januar 1 o73. . 158. Deutschland von 1815 bis 1848. - ,rpem rourbe auf dem Wiener Congre durch die deutsche Bnndesacte ju einem Staatenbunde umgebildet, zu welchem sich die deutschen Fürsten und die vier freien Städte zur Wahrung der mneren und ueren Sicherheit Deutschlands und der Unser-leuchtett der einzelnen Bundesstaaten vereinigten. In Frankfurt N^^7^dezbqrde, bev deutsche Bnndest^g^ns den etttcten der deutsche pursten eingesetzt; in den einzelnen deut-Wen Landern wurden nach und nach stndische Verfassungen mit Bottmtrehmgeti emgcfichrt. In diesen Einrichtungen allein aber Klw ef.ccumtriegeti so mchtig erwachte National-gefichl ferne Befriedigung. Theils durch Beschrnkung in der Eutwicklung der einzelnen Bundesstaaten, durch das nicht befriedigte Bedrfni einer engern, volks-thumlich-nationalen Einigung war vielfache Unzufriedenheit ent-standen. So gieng die Pariser Julirevolution 1830 wenn auch noch ohne Umwlzung, so doch nicht ohne eine mchtige Erregung der Gemuther an Deutschland vorber. Einigung der deutschen Staaten ans volkswirtschaftlichem Gebiete unter Preuens Vorgang durch den Zollverein 1834 geschaffen. Das Bewutsein der Zusammengehrigkeit der deutscheu Stmme, welche durch den deutschen Bund nur uerlich an einander gereiht waren, wurde lebendiger, und die erfreulichen Erfolge des Zollvereins fr das selbstndige Aufblhen der deutschen Industrie und des dent-Ichen Handels, welcher bald mit den: englischen und amerikanischen 5u ^.e^afern anfteng, trugen wesentlich dazu dei, da die Roth-wendigke^t einer fester geschlossenen politischen Einigung immer mehr von dem gesammten Volk erkannt wurde. Die Unzufrieden-heu mit den bestehenden politischen Verhltnissen des Bundestages wurde immer grer, und so konnte es nicht ausbleiben, da die gewaltigen Wogenschwge der franzsischen Revolution im Jahr . f Sli1 L f ^etn drangen. Die entfesselten Leidenschaften riefen Volksaufstande tn Berlin, Wien, Frankfurt, in der Pfalz, in Baden hervor, und kein deutscher Gau war, wo nicht die

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 218

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 218 — Philipp Ii. drängte daher auch im Nachbarlande auf deren Bekämpfung. Die Abschlachtung einer Anzahl wehrloser Hugenotten, die in einer Scheune zum Gottesdienst versammelt waren, gab das Zeichen zu einem Bürgerkriege zwischen katholischen und hugenottischen Großen, welcher mehr als drei Jahrzehnte lang das schöne Frankreich verwüstete. Zehn Jahre nach jener Blutthat sollte, um eine Anssöh-nnng anzubahnen, der junge Hugenottenführer König Heinrich von Navarra mit der Schwester des unmündigen Königs Karls Ix. vermählt werden. In Scharen kamen seine Anhänger zur Hochzeit nach Paris. Auf den König machte der ehrwürdige Admiral Coliguy durch seine staatsmännischen Gedanken einen tiefen Eindruck, so daß die Königin Mutter Katharina von Medici um ihren Einfluß besorgt wurde. Sie dang einen Mörder gegen den Greis; und als der Schuß ihm nur den Arm zerschmetterte, beschloß sie aus Furcht vor Rache, die Hugenotten allesamt zu verderben. In der „Bartho-1572 lomäusnacht" wurde Coligny in seinem Bett ermordet und die Leiche aus dem Fenster geworfen; die anderen Hugenotten wurden wie wilde Tiere aufgescheucht und massenhaft umgebracht; der elende Königsknabe soll mit eigener Hand auf feine fliehenden Unterthanen geschossen haben. Die Greuel dieser „Pariser Bluthochzeit" wurden in anderen Städten Frankreichs nachgeahmt. Mit erneuter Gewalt flammte der Krieg auf. Auch als Karl Ix. in Gewissensqualen gestorben und sein Bruder-Heinrich Iii. ermordet war, wütete er noch fort. Der Thronerbe Heinrich von Navarra konnte nur durch seinen Übertritt zur katholischen Kirche sich und seinem Hause Bourbon die Anerkennung und seinem Lande den Frieden schaffen. Doch gewährte Heinrich Iv. den Hugenotten durch das „Edikt von Nantes" freie Religionsübung und räumte ihnen zur Sicherstellung einige feste Plätze ein. Obgleich ein großer Kriegsmann und Feldherr, welchen Alexander Farnese mit dem Adler verglich, suchte Heinrich mit Eifer- den Frieden zu wahren. „Frankreich und ich," sagte er, „wir bedürfen der Ruhe." Er stellte die im Kriege zerstörten Brücken und Straßen wieder her und beschäftigte die Arbeitslosen bei den großen Bauten, mit welchen er namentlich sein Paris verschönerte. Am Sonntag, meinte er, sollte jeder Bauer-sein Huhn im Topfe haben. Darum schützte er den Landban, sorgte aber auch für Handel und Gewerbe. Im Hafen von Marseille zählte man bis zu 300 Schiffen; in Südfrankreich wurde der Seidenbau eingeführt, welcher heute einer der wichtigsten Erwerbszweige des Landes ist.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 308

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 308 — schäften, bis das Volk auf dem Stadthause die Trikolore der Revolution entfaltete und mit den Truppen handgemein wurde. Barrikaden, die aus umgestürzten Wagen und Schränken, aus Tischen und Fässern aufgeschichtet wurden, sperrten die Straßen, und die Soldaten mußten nach blutigen Kämpfen die Stadt räumen. Der König wollte die Ordonnanzen zurücknehmen; aber nun erscholl der Ruf: „Zu spät." Um größerem Unheil vorzubeugen, erwirkten besonnene Männer die Ernennung des Herzogs Ludwig Philipp von Ipr-Z’- Orleans, des Enkels des „Regenten", zum Generalstatthalter des Reiches. Am Samstage der „großen Woche" zeigte sich der Prinz, die blauweißrote Fahne in der Hand, am Fenster des Stadthauses und umarmte unter dem Jubel des Volkes den alten Freiheitshelden Lasayette. Karl X. dankte ab zugunsten seines zehnjährigen Enkels, des Grasen Heinrich von Chambord, und reiste nach England; die Kammern der Abgeordneten und der Pairs wählten Ludwig Philipp zum König. Die erfolgreiche Juli-Revolution riß auch die romanischen Belgier mit fort, welche sich von den vorwiegend germanischen und protestantischen Holländern zurückgesetzt fühlten. Erhitzt durch eine Aufführung der neuen Oper des Italieners Rossini: „Die Stumme vou Portici", iu welcher der neapolitanische Fischer Masaniello seine Landsleute zur Empörung aufruft gegen die spanische Herrschaft (1647), verübten die Brüsseler schweren Unfug gegen die Anhänger der holländischen Regierung. Einrückende holländische Truppen wurden ans dem Lande geschlagen, und die Londoner Konferenz willigte in die Trennung der beiden ungleichartigen Völker. Der belgische Nationalkongreß erkor einen Prinzen von Koburg zum Könige, und Leopold I. wendete den gewerblichen Anlagen seines kohlenreichen Landes, namentlich der Erbauung von Eisenbahnen, seine ganze Kraft und Fürsorge zu. Bei der 50jährigen Jubelfeier seiner Selbständigkeit konnte Belgien unter Leopolds gleichnamigem Sohne auf eilte großartige Entwicklung des Großgewerbes, der Industrie, zurückblicken, bei welcher allerdings die Bedachtnahme ans das Gedeihen der Arbeiter gröblich verabsäumt war. Unglücklicher ging' es den Polen, als sie in derselben Zeit ihren wenig wohlwollenden König, den Zaren Nikolaus, für abgesetzt erklärten. Ein russisches Heer unter Diebitsch schlug 1831 sie bei Ostrvlenka au der Narew, und als der „Balkan-Uberwinder" (Sabalkanski) der Cholera erlag, ließ sein russischer Nachfolger die gefangenen Empörer reihenweise niederschießen. In frischer Erinnerung au den eigenen Freiheitskampf haben die Deutschen die mitleidswerten Polenflüchtlinge liebevoll auf-

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 317

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
- 317 — Boden Afrikas eingefangen wie Ranbtiere, bürsten die Schwarzen von Hanblern und Eigentümern gezüchtigt, getötet werben wie Haustiere; vorenthalten warb ihnen der Trost des Familienlebens, des Eigentums, sogar der Unterricht; sie sollten unfähig bleiben zur Freiheit. In den Kirchen hatten die Neger geson-berte Abteilungen. Im Bunde mit ebeln Männern und Frauen hat William Lloyb Garrison aus Massachusetts für die „Abolition", die Befreiung der Neger, seine ganze Arbeitskraft, sein Leben in die Schanze geschlagen. Ursprünglich ein Bnchbruckergehülfe wie Franklin, prebigte er länger als ein Menschenalter in seiner Zeitung „Der Befreier" wie in Vorträgen, zum Teil unter freiem Himmel, die Schädlichkeit der Negersklaverei, um feine Landsleute aufzuwecken wie mit einem Trompetenstoß. Er legte sich und den Seinen die härtesten Entbehrungen auf; mehr als einmal war sein Leben in Gefahr. Der Staat Georgia setzte einen Preis von 5000, sechs Mississippier einen von 20000 Dollars auf feinen Kopf; nichts machte ihn irre in feinem menschenfreundlichen Streben. Seine Hoffnung schlug fehl, auf frieblichem Wege den Satz der Unabhängigkeitserklärung verwirklicht zu sehen: „daß alle Menschen gleich geschaffen und von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sinb; daß zu diesen Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit gehöre". „Gottes Gerichtstag bricht herein über unser schulbiges Volk!" rief er aus, als Abraham Lincoln aus Illinois 1861 zum Präsidenten erwählt warb und die Sklavenländer des Südens ans der Union austraten, um eine eigene Republik der „Konföbericrten Staaten" zu bilden. Die Nordftaaten hielten die unlösbare Einheit der Union fest, und der Bürgerkrieg begann. Lincoln hatte sich vom Hiittemälbler Bootsmann und Holzfäller emporgearbeitet durch eigene Kraft, fast ohne Unterricht. Aber seiner schweren Aufgabe erwies sich der unerschütterliche Mann vollkommen gewachsen. Er rief 75 000 Freiwillige unter die Waffen und sorgte mit thatkräftiger Umsicht für ihre Ausstattung und Verpflegung. Zuletzt flatterte das Sternenbanner über einer halben Million Krieger, unter denen die Deutschen, auch viele „48er Freischärler", bims) Zahl und kriegerische Tüchtigkeit hervorleuchteten. Auf 1. .Januar 1863 erklärte Lincoln durch eine Proklamation alle Sklaven für frei in beit aufständischen Staaten. Es würde eine Anzahl „farbiger" Regimenter gebilbet, die sich tapfer schlugen. In einem diente Garrisons Sohn als Offizier. General Sherman unternahm im Rücken

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 320

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 320 - leite seines Staates zu machen, erhob sich im Jahr 1848 das ganze Völktein wie ein Mann; Preußen sendete Hülse. Aber infolge der inneren Zerwürfnisse unseres Vaterlandes und der Mißgunst der Fremden wurden die Elbherzogtümer schmachvoll preisgegeben. Hochmütig höhnte das Jnselvolk:,, „Wenn vier Preußen gegen einen Dänen stehen, so ist die Übermacht auf dänischer ©eite." Es mißachtete Recht und Gesetz^und suchte die deutsche Sprache auszurotten, ohne daß eine Stimme laut werden durfte gegen diesen Druck. Im Widersprüche zur Verfassung wurde Schleswig dem Königreich einverleibt, Holstein mußte' demselben zinsen und steuern. Deutschland war entrüstet. Durch alle Gaue scholl das ^ Lied: „Schleswig-Holstein, meerumschlungen!" Da starb mit ]/U König Friedrich Viel die männliche Linie des dänischen Königs- hauses ans; die weibliche, die mit Christian Ix. den Thron bestieg, war in Schleswig-Holstein nicht erbberechtigt. Sächsisch-hannöverische Truppen besetzten aus Befehl des Bundestages Holstein; 60000 Preußen und Österreicher rückten in Schleswig 1864 ein, um die Herstellung des alten Rechtes zu erzwingen. Nach dem Plane des Generals Helmut v. Moltke, des Chefs des Großen Generalstabes, umgingen die Verbündeten das feste Danewerk südwärts der tochlei, und nach fünf Tagen voll blutiger Gefechte räumte das Dänenheer die starke Schanzeu-tette. Seine neue Stellung, die Düppeler (Schanzen^ erstürmten die Preußen unter des Königs Neffen, Prinz Friedrich Karl; der Pionier Klinke sprengte durch einen Pulversack, den er selbst anzündete, eine Palissadenschanze und zugleich sich selber in die Lust. Der König eilte ins Lager, den Düp-pelstürmern persönlich zu danken. „Das ist," sprach er zu ihnen, „die Frucht des guten Geistes, der wie allbekannt die ganze preußische Armee beseelt und gewiß nie in derselben erlöschen wird." Aus ihren Inseln glaubten sich die Dänen unangreifbar. Friedrich Karl zerstörte diesen Wahn. In stiller Nacht fuhren auf hinderten von Kähnen Brandenburger und Westfalen auf die Insel Atsen und erstiegen mit fröhlichem Hurra die Schanzen an der Küste. Binnen vier Stunden war alles vorbei- nach zwei Tagen stand kein dänischer Mann mehr aus der ^nset; aber 2000 Gefangene und über 100 Kanonen waren zurückgeblieben. Auf dem Skager Felsen ward angesichts eines dänischen Kriegsschiffes die preußische ultd die österreichische Fahne ausgepflanzt. So tief in den Norden waren die deutschen Waffen noch nie gedrungen. Die Halsstarrigkeit der Dänen war gebrochen. Dem einigen
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