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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1861 - Freiburg : Herder
Die Reformation in Deutschland. 19 Christensklaven, daher es ihnen ein Leichtes war die größten Flotten mit Ruderknechten zu versehen; die Steuerleute und die eigentlichen Matrosen lieferte die mosleminische Küstenbevölkerung in Europa, Asien und Afrika, sowie freiwillig oder gezwungen die Griechen; ihre besten Kapitäne und Flottenführer waren in der Regel Renegaten. Die Kriegsschiffe waren mit Kanonen, meistens von schwerem Kaliber, be- waffnet, doch wurden die meisten Seeschlachten durch Enterung und Schwertkampf auf den Verdecken entschieden, in welchem die Türken und Barbaresken sehr geübt waren. Die^ nord- § 47. Letztere, die nordafrikanischen Moslemin, hatten Ra!>bstöaten. nicht vergessen, daß sie einst Herren von Sicilien, den Balearen und Spanien gewesen waren, daher herrschte zwischen ihnen und den christ- lichen Südeuropäern ein glühender Haß. Die Barbaresken lauerten nicht nur den christlichen Handelsschiffen auf, sondern wagten auch Lan- dungen an den Küsten, plünderten und brannten, mordeten und schlepp- ten Gefangene in die Sklaverei; die Portugiesen, Spanier und Italie- ner suchten sich daher der nordafrikanischen Hafenplätze zu bemächtigen, wodurch die Marine der Barbaresken vollständig vernichtet worden wäre. In der That hatten die Portugiesen Ceuta, die Spanier Oran, Algier und Tripoli erobert und Karl V. das wichtige Malta den aus Rhodus vertriebenen Johannitern eingeräumt, aber die Sultane S elim und So ly man unterhielten nicht nur große Flotten, sondern unterstützten auch die Seeräuber so nachdrücklich, daß diese größere Unternehmungen wagen konnten. Die kühnsten Korsarenführer waren damals zwei Renegaten aus Lemnos, die Brüder Horuk und Haireddin Barbarossa, die Algier und Tunis durch Gewalt und Verrath eroberten und so förmliche Raubstaaten gründeten. Daher leitete Karl V. 1534 persönlich eine wohlausgerüstete Unterneh- mung gegen Tunis, schlug Haireddins Landmacht, eroberte Tunis sowie die Hasenfestung Goletta, befreite 20,000 Christensklaven und setzte den von den Renegaten vertriebenen Fürsten als seinen Vasallen wieder in den Besitz von Tunis. Französischer Krieg (1536—1538). Z 48. König Franz unterhielt mit den deutschen Protest an- Verbindung ten eine ununterbrochene Verbindung, obwohl er die französi- Protestanten schen Protestanten mit Feuer und Schwert verfolgte; wie Venedig er-mit v. Fran- munterte auch er die ungarische Rebellion und schloß endlich mit Sul- rosenkönig. tan Solyman ein förmliches Bündniß. Die Unternehmung des Kai- sers gegen Tunis benutzte er um den Herzog von Savoyen zu über- fallen, und als der letzte Sforza in Mailand starb, erneuerte er seine Ansprüche auf die Erbschaft und damit den Krieg. Karl V. vertrieb die Franzosen aus Oberitalien, aber sein Einsall in das südliche Frank- reich mißlang vollständig. Die verwüstenden Landungen, welche die türkischen Seeräuber, die Bundesgenossen der Franzosen, an den Küsten Unteritaliens ausführten, bewogen jedoch Papst Paul Iii., welcher sonst Karls V. Uebermacht in Italien mit sehr ungünstigen Augen an- sah, zu Nizza einen Frieden zu vermitteln, in welchem die beiden Friede von Gegner den damaligen Besitzstand gegenseitig anerkannten. Nizza 1538. 2 *

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 137

1861 - Freiburg : Herder
Das Soldatenkaiserthum. 137 9. auch dem König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen den Frie- den. Er entriß ihm alles Gebiet westlich der Elbe, den Antheil an Polen, und außer den bereits erhobenen Brandschatzungen und Lieferun- gen aller Art wurden dem verstümmelten Staate 145 Millionen Franken als Kontribution auferlegt, bis zu deren Abzahlung die wichtigsteu Fe- stungen von den Franzosen besetzt bleiben sollten; auch sollte der König höchstens 45,000 Soldaten halten dürfen. Eroßtzerzogthum Warschau; Königreich Westfalen. § 358. Von Preußisch-Polen schenkte Napoleon!, seinem Freunde Alexander I. den Byalistocker Kreis, aus dem Reste formte er ein Großherzogthum Warschau und übergab dessen erbliche Ne- gierung dem Kurfürsten von Sachsen, welcher den Königstitel annahm 22. Juli und dem Rheinbunde beitrat. Den Kurfürsten von Hessen-Kassel 1807‘ wie den Herzog von Braunschweig vertrieb er und bildete aus den Ländern derselben, aus Stücken von Hannover und ehemals preußischen Gebietsthcilen ein Königreich Westfalen für seinen jüngsten Bru- der Hieronymus (15. November 1807). Englisches Attentat aus Dänemark (September 1807). Die Kontinentalsperre. § 359. Als Napoleon am baltischen Meere festen Fuß faßte, fürchtete die englische Regierung, er möchte Dänemark zu einem Bündnisse bewegen, den englischen Schiffen das baltische Meer sperren und die dänische Flotte gegen England verwenden. Deßwegen erschien plötzlich eine mächtige englische Flotte vor Kopenhagen und verlangte die Auslieferung der ganzen dänischen Flotte, welche bis zum allgemei- nen Frieden in englischen Häfen aufbewahrt und alsdann unversehrt zurückgegeben werden sollte. Als die Dänen solche entwürdigende Forderung zurückwiesen, bombardierten die Engländer Kopenhagen vom 2.—5. September und zwangen dadurch die dänische Regierung zur Auslieferung von 18 Linienschiffen und 15 Fregatten. Sie blokierten Die Konti- alle Küsten Frankreichs und der Bundesstaaten desselben, dagegen er- "entalsperre. klärte auch Napoleon I. alle britischen Küsten in Blokadestand, so daß der Handel der Neutralen durch französische und englische Willkür vernichtet wurde; der französische Kaiser stellte überdies bei dem Friedensschlüsse mit einem besiegten Feinde die Bedingung auf, allen Handelsverkehr mit England abzubrechen, und verschärfte seine Maßregeln zur Aus- schließung der Engländer bis 1810. Seine Absicht, den Handel der Engländer und dadurch die Grundlage ihrer Macht zu vernichten, ver- eitelten sie aber durch einen großartigen Schmuggel, bei welchem sich die kaiserlichen Beamten am meisten betheiligten, sowie durch den ihnen fast ausschließlich anheimgefallenen Verkehr mit den nicht euro- päischen Ländern. Portugal und Spanien von den Franzosen besetzt (1808). § 360. Von Portugal, das längst zu einem englischen Schutz- staat geworden war, verlangte Napoleon, daß es den englischen Schiffen seine Häfen schließe, und als es weder wollte noch konnte, so verab- redete Napoleon mit Karl Iv. von Spanien oder dessen allvermögendem Minister Godoy, dem sogenannten Friedens fürsten, eine Thei-

3. Erzählungen aus der Geschichte - S. 205

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
205 kam, wurden seine schlechten Schiffe so beschdigt, da er daselbst angelangt bis zum 6. September verweilen mute, um sie wieder sr die hohe See herzustellen. Von den canarischen Inseln steuerte er mit gnstigem Ostwinde gerade gegen Sdwesten hinaus in den weiten atlantischen Ocean, den nie zuvor ein Schiff befahren hatte. Aber kein Land zeigre sich. Nach 21 Tagen, als man noch immer nichts als Himmel und Wasser sah, brach die Mutlosigkeit und Unzufriedenheit seiner Leute in offenen Aufstand gegen ihren Fhrer aus. Whrend die Einen schleunige Rckkehr verlaugten, wollten Andere ihn sogar der Bord werfen, und nur die Furcht, da sie dauu Niemand htten, der sie zurckshren knnte, schreckte sie vor ihrem Beginnen zurck. Colurnbus begegnete ihnen mit Ruhe und freundlicher Zuversicht und ermnthigte so die Verzagten und beschwichtigte die Emprten. Am Ansang des Oktobers hatte er schon 800 Seemeilen oder uugefhr 200 deutsche Meilen zurckgelegt, und immer noch zeigte sich kein Land. Die Unzufriedenheit brach von Neuem aus, und Columbus mute versprechen, da er umkehren wolle, wenn in drei Tagen kein Land erscheine. Doch schon am folgenden Tage erreichte das Senkblei Grund, Landvgel kamen herangeflogen, die_ Wellen trieben einen Baumast mit rothen Beeren gegen die Schiffe. Co-lumbus versprach dem, welcher das Land zuerst erblicken wrde, eine Belohnung; er selbst aber hatte schon am Abend des 11. Oktobers das Land wahrgenommen und es seinen Vertrauten gezeigt. Er lie die Segel einziehen, damit die Schiffe in der Nacht nicht auf Klippen geriethen. Und um Mitternacht erscholl es von dem Mastkorbe des vordersten Schiffes: Land!" Die Schiffsleute weinten vor Freude und warfen sich, ihrer Kleinmthigkeu sich schmend und um Verzeihung bittend, ihrem Fhrer zu Fen. Am Morgen des 12, Oktobers betrat Columbus, in der einen Hand die Fahne, in der anderen das Schwert, als der Erste den fremden Boden und nahm das Land im Namen fernes Knigs in Besitz. Seine Leute warfen sich betend nieder, kten den sichern Erdboden und dankten Gott sr ihre Rettung. Columbus nannte die schne grne Insel San Salvador, d. i. Retterinsel. Von den rohen Tnen der Eingeborenen aber nannte man sie Guana-hani. - Aber von den reichen Schtzen Indiens war hier nichts zu finden. Die Einwohner, welche erstaunt den Fremden entgegen kamen, waren von kupferbrauner Farbe, ohne alle Kleider und zeigten sich in ihrem ganzen Wesen noch so roh, da die Spanier sie Anfangs kaum fr Menschen halten wollten. Als man ihnen Gold vorhielt, beuteten sie nach Sden. Columbus segelte nach dieser Richtung hin und kam zu der groen Insel Euba. Hier

4. Erzählungen aus der Geschichte - S. 260

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
260 vernichtet. Obschon hier der englische Admiral Nelson nur 27 Linienschiffe der vereinigten fpanisch-franzsischen Flotte von 33 Schiffen entgegenstellen konnte, so war doch schon nach drei Stnn-den der Kampf zu Gunsten der englischen Tchtigkeit und Khn-heit entschieden. Nur zehn Schiffe blieben von der Flotte brig, auf welche Napoleon so groe Mhe und Kosten verwendet hatte. Aber es war auch Nelsons letzter, glorreichster Sieg. Ein seind-licher Scharfschtze erkannte ihn an seinen: Orden und traf ihn mitten durch den Stern, der auf des Helden Brust glnzte. Um nun Englands Kraft zu brechen, hatte Napoleon schon von Berlin ans den Befehl der Continentalfperre gegeben; die britischen Inseln wurden in Blokadeznstand erklrt, Englands Handel follte nirgends auf dem Festlande geduldet und jeder Eng-lnder aus dem Festlande als Kriegsgefangener behandelt werden. Ein weiteres Deeret von Fontaineblean (18. Oktober 1808) verfgte sogar, da alle englischen Waaren verbrannt werden sollten. Dadurch glaubte der stolze Sieger, der der Millionen von Bajo-netten gebot, die Kraft eines Volkes brechen zu knnen, welches mit der zhesten Ausdauer fr seine Freiheit der blinden Gewalt gegenbertrat; die Macht hatte ihn schon so geblendet, da er nicht bedachte, da er durch solche Maregeln seinem eigenen Volke und allen Staaten, welche er zur Anerkennung der Continentalsperre gezwungen harte, den empfindlichsten Schaden zufgte. Denn er hatte dadurch die ergiebigste (Stmiahmeqitelle eines Volkes, den freien Handel vernichtet. . 148. Der Krieg gegen Portugal und Spanien. Im Westen des europischen Festlandes war nur noch ein Land dem franzsischen Scepter nicht unterworfen, die pyreni-sche Halbinsel. Spanien hatte zwar, wenn auch zu seinem Unheil, an der Seite Frankreichs gegen England gekmpft; aber Portugal, von England untersttzt, widersetzte sich der Eon-tinentalsperre. Sofort (Nov. 1807) wurde es mit Krieg ber-zogen mit der Erklrung: Das Haus Braganza hat aufgehrt zu regieren." Die knigliche Familie flchtete sich nach Brasilien. Zugleich aber hatte Napoleon den Plan gefat, auch Spanien zu unterwerfen. Die Franzosen rckten ohne gerechten Grund im Frhjahr 1808 xn Spanien vor, und dem König Ferdinand Vii. wurde erklrt, da die Dynastie der Bonrbonen nicht lnger in Spanien regieren knne. Napoleons Bruder Josef, der neue

5. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 325

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 325 — angeregten Aufstand der Griechen zu unterstützen; doch zeigte sich Orlow unentschlossen, und der Aufstand wurde in Strömen Blutes gedämpft. Nach einem mörderischen Gefechte bei der Insel Skio schloß der russische Admiral Elp Hinstone die türkische Flotte in der Bai von Tschesme ein und steckte sie in Brand (1770). Von den türkischen Schiffen entrann nicht eines der Wut der Flammen. Im Jahre 1771 eroberte Dolgorukij die Krim, in welcher die Russen einen neuen Chan einsetzten. Die Empörung Pugatschews, sowie die durch die Teilung Poleus erhaltene Entschädigung machten Katharina zum Frieden geneigt, der 1774 zu Kutschuck Kainardsche zu stände kam. Trotz der errungenen Vorteile willigte sie in die Herausgabe aller Eroberungen und begnügte sich mit der Unabhängigkeitserklärung der Krim, dem Zugeständnisse freier Schiffahrt auf allen türkischen Gewässern und einigen Festungen am Schwarzen Meere. Um der Verwirklichung ihres Lieblingsplanes, auf den Trümmern des türkischen Reiches ein neues griechisches Reich für ihren zweiten Enkel Konstantin zu errichten, näherzukommen, vereinigte Katharina Ii. die Krim „aus friedlichem Wege" mit Rußland (1783). Die Verwaltung dieser neugewonnenen Provinz, für welche der alte Name T aurien wieder eingeführt wurde, übertrug sie ihrem Günstling Potjemkiu, der durch den trügerischen Schein eines erkünstelten Wohlstandes in derselben die Kaiserin so zu täuschen wußte, daß sie ihm den Ehrennamen „der Tanrier" verlieh. Die Pforte, welche unterdessen, namentlich nach einer Zusammenkunft Katharinas mit Kaiser Joseph Ii., Verdacht geschöpft hatte, erklärte im Jahre 1787 aufs neue an Rußland den Krieg. Trotzdem Katharina an Kaiser Joseph einen Bundesgenossen fand, waren die Türken im Anfange siegreich, später aber wurde der Krieg von den Verbündeten mit Glück geführt. Eine Festung nach der andern fiel in ihre Hände, im Dezember 1789 auch das wichtige Ismail, dessen ganze Besatzung der siegreiche Suworow niedermetzeln ließ, um die Verluste zu rächen, welche die Russen vor den Mauern der Stadt erlitten hatten. Der Tod Josephs Ii. und die drohende Haltung der übrigen Mächte, sowie eigene Erschöpfung bewogen Katharina, mit der Pforte den Frieden von Jassy zu schließen, in welchem sie das Gebiet zwischen Dnjepr und dem Dnjestr gewann (1791). 3. Zweite und dritte Teilung Polens (1793 und 1795). Seit der ersten Teilung Polens hatte Katharina nicht aufgehört, in diesem Lande Uneinigkeit und Schwäche zu befördern und die Macht des Königs immer mehr zu beschränken. Die neue Verfassung, die das Land sich im Jahre 1791 im Einverständnisse mit Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen zur Abstellung dieser Übel gegeben, wurde schon im folgenden Jahre durch die Targowitzer Konföderation mit Hilfe eines russischen Heeres

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 91

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Fahrten und Eroberungen der Normannen. 91 Ihre Fahrten und Eroberungen. In den letzten Zeiten des weströmischen Reiches erschienen ver- wegene und grausame sächsische Seeräuber an den gallischen und bri- tischen Küsten, von den Normannen jedoch ist noch keine Rede; aber gegen das Ende des 8. Jahrhunderts schwärmen diese in allen Meeren, sind die Geißel der Ostseeländer, der norddeutschen, französischen und spanischen Küsten und wagen sich bis Italien, Griechenland und Klein- asien. Was trieb sie in solcher Anzahl an nahe und ferne Küsten? Das Beispiel der Angeln und Jüten, deren Unternehmung gegen Bri- tannien so gut gelang, konnte ihre nördlichen Nachbarn nicht anders als zur Nachahmung ermuntern, und wer weiß, wie viele normannische Abenteurer die Angeln begleitet haben? Ebenso ist es uns unbekannt, seit wann sie die von Slaven und Finnen bewohnten Küsten und In- seln des baltischen Meeres heimsuchten, oder wie lange sie ihre Raub- züge hauptsächlich gegen die Finnen (Lappen) richteten, welche noch im 8. Jahrhundert einen großen Theil des heutigen Schweden und Nor- wegen inne hatten. Die nachgebornen Söhne der Normannen hatten keine andere Wahl als das Leben eines Kriegers und Räubers; das väterliche Gut erbte nämlich immer der erstgeborne Sohn, ein jüngerer erhielt eine Waffenrüstung und, gehörte er etwa einem reichen Vater an, auch noch ein Schiff dazu, auf welches er nun junge Leute seinesgleichen und andere Krieger einlud, um mit ihnen nach Raub auszufahren. Dies geschah im Frühjahr, im Herbste kehrte man mit der Beute heim, feierte das große Julfest mit (Wintersonnenwende), erzählte beim Gelage die be- standenen Abenteuer und verabredete die Fahrten für die nächste schöne Jahreszeit. Nach nordischen Erzählungen zwang auch manchmal förm- liche Hungersnoth einen Theil der streitbaren Mannschaft die Schiffe zu besteigen und vom Raube zu leben und wohl noch öfter warfen sich in den einheimischen Kriegen die Schwächeren oder Besiegten auf das Meer, indem sie es verschmähten einem Mächtigeren gezwungen zu ge- horchen. Daß aber gerade nach der Beendigung der Sachsenkriege Karls des Großen die Wickinger (so hießen die normannischen Räuber, von Wick d. h. Meerbusen) in großen Schwärmen unter „Seekönigen" aus- fuhren und vorzugsweise die fränkischen Küsten heimsuchten, daran waren wohl vorzüglich ausgewanderte Sachsen schuldig, welche für ihren Haß gegen Frankenherrschaft und Christenthum bei den Normannen die em- pfänglichsten Gemüther finden mußten. Odin und die Asen sollten nicht mehr walten, der Heldensaal in Asgard nicht mehr bestehen, die Wickinger keine Küste mehr heimsuchen dürfen, wenn auf derselben das Kreuz auf- gerichtet ist, kein Julfest mehr feiern, sich nicht mehr des vergossenen Blutes freuen, sie sollten Tod und jüngstes Gericht fürchten, wohl gar

7. Bd. 2 - S. 192

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
192 Viertes Kap. Römische Geschichte. terte sie auf, Delos und Cilicien gaben ihnen Zufluchtsstätten; Haß gegen Rom und Noth — die Folgen der unsäglichen Bedrückung — vermehrten ihre Zahl. Ihre Kühnheit stieg mit dem Erfolge. Keine Zufuhr von Maaren und Lebensmitteln, keine Reise zur See war bald mehr möglich; sie hatten mehr, als tausend Schiffe; alle Winkel des Meeres waren von ihnen erfüllt. Als aber aus diesem die Beute mangelte; so wurden die Küsten und alle Landstraßen, Villen, Ort- schaften in der Nähe derselben geplündert. Mehr, als 400 Städte traf die Verwüstung, und Rom wurde von Hunger bedroht. Zwar Servilins Vatia hatte glücklichen Krieg gegen diese Räuber zu Lande geführt, einige ihrer Städte zerstört, Cilicien, Pamphylien, Lycaonien, Jsanrien bezwungen (daher Jsauricns), aber durch dies Alles nur kurze Abhilfe verschafft. Die Korsaren kamen bald fürchterlicher wieder. Der ungerechte Angriff der Römer auf Creta (zuerst unter M. An- tonius, des Triumvirs Vater, darauf unter Cäcilius Metellus, Creticus) zwang die unglücklichen Cretenser zum Bunde mit den Räubern, deren Republik (sie bildeten eine solche, mit weit zerstreuten Gliedern, doch blieb derhauptsiz Cilicien) fezt unüberwindlich schien. Da schlug Gabinius, der Tribun, eine Verordnung vor, wor- nach Pom pejus auf drei Jahre den unumschränkten Befehl über alle Meere und alle Küsten 400 Stadien (12% deutsche Meilen) in's Land hinein führen, Schiffe, Geld, Legionen, so viel er brauche, nehmen, und 24 Unterfeldherren haben sollte. Hortensias, Catulus, fast alle Häupter des Senates, vorzüglich Lncullus Freunde, erhoben sich gegen dieses Gcsez; aber die Volksgnust siegte, und so groß war das Zutrauen auf Pompejus, daß am Tage seiner Ernennung zum Feldherrn die Kornpreise dermaßen sieten, als wäre der Ueberfluß schon hergestellt. Auch entsprach er der Erwartung. In vierzig Tagen reinigte er das Meer und in vier Monaten war der ganze Krieg geendet (3917. 66 v. Chr.), durch Zerstörung der Raubnestcr und Anlegung von Landstädten, worin die gebändigten Korsaren das friedliche Leben der Bürger und Bauern lernten. Zu gleicher Zeit wurde'creta, durch Metellus, eine römische Provinz. Noch dauerte die Gewalt des Pompejus fort: da that der Tribun Manilins den wichtigen und folgenreichen Vorschlag zur Verlänge- rung und Ausdehnung derselben über Asien, zur Führung des mi- thridatischen Krieges. Cicero, vielleicht aus redlicher Meinung, vielleicht um durch Pompejus Dank leichter das Cousutat zu erhal- ten, sprach für dieses Gesez. Auch Cäsar nnterstüzte es, weil er ein- sah, das Beispiel so großer Gewalt würde ihm selbst die Erlan- gung noch größerer erleichtern. Und so ging cs durch, wie sehr auch

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 423

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Griechenland. 423 (die griechischen Matrosen mußten aus Noth dieses Geschäft ergreifen) fast vernichtet wurde und endlich wirkte auch das menschliche Gefühl mit, das sich gegen den von Ibrahim systematisch betriebenen Vertilgungs- krieg (die Wehrhaften wurden getödtet, Weiber und Kinder verkauft) empörte. Aus diesen Gründen bot England dem russischen Kaiser die Hand und Nikolaus I. (seit dem 1. Dezember 1826) ergriff mit Freuden die Gelegenheit der Pforte einen Stoß zu geben und als Schutzpatron der griechischen Christen aufzutreten. In Frankreich war die öffentliche Meinung entschieden für die Griechen und diese wollte die Regierung für sich gewinnen; ohnedies war Frankreich damals mit Rußland in einem geheimen Bunde, der jedoch niemals zu seiner vollen Entwicklung gedieh. Diese drei Mächte schloßen den 6. Juli zu Petersburg einen Vertrag (nachdem ein neuer Vermittlungsversuch bei dem Sultan miß- lungen war), in welchem die Befreiung Griechenlands ausgesprochen wurde, jedoch nur insofern, daß Griechenland wie die Moldau und Walachei eine eigene Regierung und Verwaltung haben, dem Sultan aber einen jährlichen Tribut entrichten sollte. Eine englische, französische und russische Flotte unter den Admiralen Kodrington, Rigny und Heyden erschien im Mittelmeere, welche Ibrahim Pascha erklärten, sie seien beauftragt dem ferneren Blutvergießen Einhalt zu thun, nöthigen- falls mit Waffengewalt. Ibrahim suchte Ausflüchte, als jedoch seine Kriegsschiffe ausliefen, wies sie Kodrington mit Kanonenschüssen zurück, worauf das ägyptische Heer verwüstend in die Maina vordrang. Am 20. Oktober liefen die vereinigten Flotten in den Hafen von Navarin ein, wo die schwächere türkisch-ägyptische Flotte, jedoch nicht in Schlacht- aufstellung, vor Anker lag. Die Admirale mußten wissen, daß die tür- kischen Matrosen und Soldaten das herausfordernde Herankommen der Ungläubigen nicht ruhig hinnehmen, sondern mit Schimpfworten und einzelnen Schüssen begrüßen würden, daß dann das Signal zu einem allgemeinen Kampfe gegeben sei, den Offiziere und Gemeine sehnlich herbeiwünschten. Kodringtons (er vorzüglich suchte den Kampf) Voraus- setzungen trafen ein; einige Schüsse, die eine türkische Fregatte auf ein englisches Schiff abfeuerte, wurden erwiedert und nun eröffneten die Linienschiffe ein solches Feuer, daß binnen wenigen Stunden die türkisch- ägyptische Flotte bis auf 1 Fregatte und wenige kleinere Schiffe zer- stört war (das englische Admiralschiff, die Asia, schoß in % Stunde das türkische und ägyptische Admiralschiff zusammen). Darüber erscholl in Europa allgemeiner Jubel, doch gaben einzelne Stimmen zu bedenken, daß diesmal die Christen die Barbaren gewesen seien, indem sie nicht nur die Schlacht durch ihren Uebermuth herbeigeführt, sondern in der- selben auch schonungslos vernichtet, selbst die mit Verwundeten ange- füllten Wracks nach der Schlacht in Grund gebohrt hätten. Der eng-

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 418

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
418 Die Zeit von 1815 bis 1857. es dem Sultan unmöglich bedeutende Streitkräfte gegen Griechenland zu verwenden. Zwar hatte sich Ali Pascha in Janina an Churschid er- geben und war wortbrüchig ermordet worden, doch hinderte diesen der Widerstand der Sulioten die in Livadien und Morea operierenden Türken kräftig zu unterstützen. Im Frühjahre erfüllte der Kapudan Pascha Europa mit Abscheu; die Samioten hatten die blühende Insel Chios im März besetzt und zum Aufstande verleitet, als aber die türkische Flotte nahte, ließen sie Chios im Stich und flüchteten in die Gebirge ihrer eigenen Insel. Im April setzte der Kapudan Pascha 15,000 Asiaten bei Chios an das Land, welche keinen Widerstand fanden, aber alle Männer ermordeten und gegen 40,000 Weiber und Kinder in die Sklaverei schleppten; auch die Mastirdörfer, welche mit ihrem Erzeug- nisse fast ganz Europa versorgt hatten, wurden niedergebrannt. Während die Flotte bei der ausgemordeten Insel vor Anker lag und den Beiram feierte, näherten sich am Abend drei kleine Segel- schiffe unter österreichischer Flagge, ohne daß sie besondere Aufmerksam- keit erregten, in der Nacht aber führte der Ipsariote Kanaris (die fremden Schiffe waren griechische) seinen Brander bis an das türkische Admiralschiff und hängte ihn fest. Das große Schiff stand bald in Hellen Flammen und flog mit 2000 Türken sammt dem Kapudan Pascha in die Luft; dieser wurde gräßlich verbrannt aufgefischt und starb am asiatischen Ufer. Noch größeren Verlust erlitt die türkische Flotte im Spätherbste; am 10. November flog abermals das von einem Brander angezündete türkische Admiralschiff auf und drei Fregatten scheiterten an der asiatischen Küste. Dennoch konnten die leichten griechischen Schiffe den schweren türkischen niemals einen offenen Kampf anbieten und mußten sich darauf beschränken, die Ungeschicklichkeit und faule Sorg- losigkeit der Türken zu verwegenen Handstreichen zu benützen, an der Verproviantierung der von der Landseite blockierten türkischen Festungen konnten sie aber den Kapudan Pascha nie gänzlich verhindern. Einen Aufstand der makedonischen Griechen an der thessalischen Gränze dämpfte der Pascha von Salonichi, indem er 150 Dörfer ver- brannte und 5000 Familien ausrottete. In Westgricchenland waren die Operationen der Türken anfangs sehr glücklich; bei Peta liefen 5000 Griechen vor den Türken davon, fast ehe sie einen Schuß abge- feuert hatten, und das schwache Bataillon Philhellenen (meistens junge enthusiastische Deutsche) wurde beinahe aufgerieben. In Folge da- von übergaben die Sulioten ihre Bergfestung auf die Bedingung freien Abzugs in den Peloponnes, die Paschas Omer Vrione und Reschid (von Arta) schloßen das schwach befestigte Miffolunghi ein, den einzigen festen Platz, welchen die Griechen in Livadien besaßen, bis sich ihnen endlich die ausgehungerte Akropolis von Athen ergab. Pascha Dram Ali fand mit

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 677

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Englands und Frankreichs Krieg gegen Rußland. 677 als er am 28. März gleichzeitig mit England den Krieg gegen Rußland erklärte und ein Schutz- und Trutzbündniß mit England und der Türke: abschloß. Um die öffentliche Meinung Europas zu gewinnen, welche namentlich von deutschen Publicisten zu Gunsten Rußlands bearbeitet wurde, indem dieselben wie 1828 den russischen Krieg gegen die Türkei als ein Erlösungswerk für die unterdrückten Christen darzustellen ver- suchten, mußte der Sultan versprechen, daß die Christen in seinem Reiche mit den Moslemin gleiche Rechte erhalten sollten und verpflichteten sich Frankreich und England darüber zu wachen, daß die Versprechen des Sultans eine Wahrheit würden. Der Kriegsschauplatz erhielt jetzt eine große Ausdehnung, jedoch erfolgten die gewaltigen Schläge nicht, welche der große Haufe erwartete. Ein kleines englisches Geschwader lief in das weiße Meer ein, blockierte Archangel und zerstörte einige unbedeutende Küstenforts, ein englisch- französisches steuerte bis Kamtschatka, fand jedoch die russische Flottille nicht auf, weil sich dieselbe in den Amurstrom geflüchtet hatte, und erlitt bei dem Angriffe auf Petropawlowsk eine Schlappe. Die englische Flotte unter dem kühnen Admiral Charles Rapier fand sich schon Ende März in der Ostsee ein, mit derselben vereinigte sich später eine gleich starke französische, aber sie wagten auch vereinigt keinen Angriff auf die großen russischen Kriegshäfen Kronstadt und Sweaborg, aus welchen die russi- schen Kriegsschiffe wohlweislich nicht herauskamcn, sondern begnügten sich mit der Blockade der russischen Ostseehäfen und außerdem verbrannten die Engländer große zur Ausfuhr bestimmte Bauholzniederlagen in wehr- losen finnischen Hafenplätzen. Als endlich aus Frankreich ein Korps Landtruppen eingetroffen war, fiel am 16. August die unvollendete Fe- stung Bomarsund (auf einer der Alandsinseln) nach tapferer aber un- geschickt geleiteter Gegenwehr. Dies war die einzige Waffenthat von einigem Belang, welche eine französisch-englische Armada mit 5000 Kanonen, 50,000 Matrosen und 15,000 Mann Landtruppen auszuführen im Stande war; ihre Leistungen waren also äußerst gering, wenn man nicht in Anschlag bringt, daß sie eine russische Armee zur Deckung der baltischen Küsten nöthigte und dadurch vom südlichen Kriegsschauplätze abhielt. Hier hatten sich vom 6.—8. Januar türkische und russische Abthei- lungen in mörderischen aber nichts entscheidenden Gefechten bei Csetate (unweit Kalafat in der kleinen Walachei) bekämpft, ebenso kosteten die unaufhörlichen Vorpoftengefcchte und Ueberfälle der ganzen Donaulinie entlang beide Theile eine Menge Leute, steigerten jedoch nur den Muth der Türken, welche wie alle halbbarbarischcn Völker im kleinen Kriege den regulären Truppen überlegen sind. Dieser Gang des Kriegs wurde endlich dem Kaiser Nikolaus unerträglich, er ließ daher seine Armee am 23. März auf mehreren Punkten zugleich über die Donau gehen; Mat-
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