Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Neuzeit - S. 115

1883 - Freiburg : Herder
Katharina Ii. Erste Teilung Polens, 115 Konfderationen (Verbindungen) zur Durchfhrung eines Beschlusses einzugehen; einer solchen Konfderation stellte sich aber in der Regel eine andere gegenber, daher entstanden Fehden und Brgerkriege. Der pol-nische Adel war 120000 Familien stark und besa weitaus den grten Teil des Bodens, den ihm leibeigene Bauern bearbeiteten. In den wenigen Stdten entwickelte sich kein zahlreicher Brgerstand, daher hatte Polen keinen Gewerbflei und blieb trotz seines Reichtums an Getreide und Vieh ein armes Land, das berdies von einer halben Million Juden ausgebeutet wurde, die von den Gutsherren alle Schenken und Branntweinbrennereien pachteten, alle Geldgeschfte machten und den ganzen Kleinhandel in Hnden hatten. Ein solches Reich konnte unmglich einen Kampf mit seinen mchtigen Nachbarstaaten aushalten, obwohl es auf ungefhr 14 000 Quadratmeilen 16 Millionen Einwohner zhlte, der Adel kriegerisch war und eine vortreffliche Reiterei stellte, die rohen Bauern ein ausgezeichnetes Material fr ein regulres Fuvolk htten liefern knnen. Mehr als ein König, z. B. auch der edle Jo-Hannes Sobiesky (f. S. 91), und mehr als ein Staatsmann sagte den Ruin der ganzen Nation voraus, wenn nicht eine feste Staats-ordnung begrndet werde; allein der Adel hrte nicht auf solche war-nende Stimmen, sondern setzte sein Treiben fort, das er die polnische Freiheit nannte. Die nichtkatholischen Polen, nmlich die wenig zahlreichen Prote-1tattten und die Bekenner der byzantinischen Kirche, zu denen der grte Teil der unteren Volksklasse in den sdstlichen Provinzen gehrte, wurden unter dem gemeinschaftlichen Namen Dissidenten begriffen. Sie hatten 1573 alle staatsbrgerlichen Rechte erhalten, die aber wiederholt angegriffen und 1763 wesentlich geschmlert wurden. Nach Gustavs Iii. Tod (1763) lie Katharina Ii. russische Truppen in Polen einrcken, angeblich zum Schutze der polnischen Wahlfreiheit, in der That jedoch, um die Wahl ihres Gnstliugs Stanislaus Poniatowsky durch-zusetzen, was ihr auch gelang (1764). Unter ihrem Schutze verlangten die Dissidenten die Wiederherstellung ihrer alten Rechte, bildeten eine Konfderation und erzwangen auch eine neue Toleranzakte; die russischen Truppen blieben aber dennoch in Polen stehen, und der russische Gesandte Repnin schaltete wie ein Diktator, wobei ihm eine bedeutende Anzahl polnischer Adeligen fr russisches 'Geld oder aus Parteiha als Werk-zeuge dienten. Dagegen bildeten patriotische Adelige eine Konfderation zu Bar (1. Mrz 1767), unterlagen aber nach heldenmtigem Kampfe der russischen bermacht. Unterdessen hatte Friedrich Ii. die Teilung Polens bei Katharina Ii. angeregt und bereitwilliges Entgegen-kommen gefunden, und zuletzt gab auch Kaiser Joseph Ii. dieser Raub- 8 *

2. Geschichte der Neuzeit - S. 246

1883 - Freiburg : Herder
246 bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870. Sklaverei nur noch eine Frage der Zeit sei, und ba sie ohnehin durch den Tarif benachteiligt waren und als groe Grundbesitzer und fein-gebildete Herren dem norbtichen Bauer und Handwerker wie Edelleute stolz gegenberstanden, faten sie einen raschen Entschlu nud konstituierten eine Konfderation von 11 Staaten: Virginien, Nord- und Sud-karolina, Tennessee, Arkansas, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Louisiana, Texas (4. Februar 1861). Sie gaben sich eine provisorische Verfassung, whlten Jefferson Davis zu ihrem Prsibenten und Richmoub in Virginien zur Hauptstabt. Diese Konfberation zhlte 91/2 Millionen Einwohner, barunter 4 Millionen Sklaven; die Nordstaaten, die Union, etwa 22 Millionen. Prsibent Lincoln gab sich umsonst alle Mhe, eine Ausshnung zu bewirken; der Krieg begann im April durch die Konfderierten, welche das Fort Sumter im Hafen von Charleston wegnahmen. Anfangs war das Waffenglck auf Seiten der Konfderierten, welche bessere ^Offiziere hatten und gleich anfangs alle Kraft aufboten. Sie siegten in der ersten Schlacht, bei Bull-Run, zwischen Richmoub und der Bunbesstabt Washington, und diese Gegend blieb fernerhin der Schauplatz der grten Schlachten, wo sich endlich auch der Krieg entschied. Das Unionsheer rannte wiederholt mit aller Macht gegen das fonfberierte an (1863 bei Freberiksburg und Chancellorsville), wurde aber von Lee und Jackson, den tchtigen Feldherren der Konfderierten, blutig zurckgewiesen, nur bei Gettysburgh widerfuhr Lee das gleiche Schicksal durch den Unionsgeneral Meade; keine dieser Schlachten dauerte (mit Ausnahme der von Bull-Run) weniger als 2 Tage und keine kostete unter 20 000 Mann. Da die Union ist en endlich doch die Oberhand gewannen-, verdankten sie ihrer bermacht aus dem Wasser; sie blockierten die sblichen Seehfen und verhinberten die Zufuhr von Waffen und anbereu Vorrten aus Europa, fuhren mit ihren Dampfern in den Mississippi-Strom ein, bemchtigten sich besseren, schnitten baburch die Verbinbung der sblichen Konfberations-staaten unter einanber ab und faten die Staaten Tennessee und Alabama von der Seite her. Hier befehligte General Sherman das untonistische Heer, als die Hauptarmee in dem General Graut einen tchtigen Obergeneral erhalten hatte. Auf seineu Befehl marschierte Sher-man von Tennessee nach Georgia, wo er die Hafenstadt Savannah am Atlantischen Ocean einnahm, von hier nach Charleston in Sdcarolina und drang immer weiter nordwrts vor in die Gegenden, ans welchen Lees Armee mit Lebensmitteln versorgt wrbe. Dieser mute jetzt gegen Graut einen Hauptschlag führen, bevor Sherman herankam; er wagte ihn, wrbe aber in fnftgigen Kmpfen um Petersburg zurckgedrngt und kapitu-tierte am 9. April 1865, welchem Beispiele die brigen Heeresabteilungen

3. Für die oberen Klassen der Realschulen und höheren Bürgerschulen - S. 178

1864 - Aschersleben : Carsted
— 178 — iö09 (Gustav Iv.) abgesetzt wird [stirbt 1837 als Oberst ©ustaufon], und auf diesen Gustav's Iii. Bruder Karl Xiii. Nach dessen Tode, 1818. besteigt der schon vorher zum Kronprinzen erwählte französische Marschall Wer- nadotte als Karl Xiv. den Thron, welchem 1844 sein Sohn Oskar folgt5 diesem 1859 sein Sobn Kar! Xv.) tz 127. Der nordamerikanische Freiheitskrieg. Seit Elisabeth u. Jacob 1. haben die Engländer in Nordamerika Colonieen angelegt. In diesen, damals 13, entsteht Unzufriedenheit über das von dem englischen Parlamente beanspruchte Besteue- rungsrecht, da sie doch zu demselben keine Abgeord- nete schicken. Exceß zu Boston wegen der Theesteuer. Das Gefecht zu Lexington zwischen den Nord- amerikanern u. Engländern eröffnet die Feindselig- keiten. 1776 Die dreizehn Provinzen, im Congreß zu Philadel- phia vereinigt, erklären sich für unabhängig. Der hochherzige Georg Washington, gleich groß als Staatsmann wie als Feldherr, leitet den Krieg u. überwindet die Schwierigkeiten, die er bei seinen geringen Mitteln u. der Ungeübtheit der amerikanischen Truppen findet. Aus Europa eilen Kämpfer für den Freistaat nach Amerika (Lafayette, Kosciusko). Die englischen Heere bestehn zum Theil aus für Geld erkauften Deutschen (Hessen u. A.). Ein entscheidender Sieg der Amerikaner ist die 1777 Capitulation eines englischen Corps bei Saratoga, besonders, weil nun Benjamin Franklin (frü- her Buchdrucker, auch Erfinder des Blitzableiters '), als Gesandter des Freistaates in Frankreich mit *) Eripuu coelo fi,'Innen sceptrnmqiie tyrannis.

4. Für die oberen Klassen der Realschulen und höheren Bürgerschulen - S. 204

1864 - Aschersleben : Carsted
204 — 1815 Die heilige Allianz, geschlossen von Alexander i Franz I. u. Friedrich Wilhelm Iii., welcher fast alle anderen Fürsten beitreten. s 141. Amerika im neunzehnten Jahrhundert. In Domingo (das theils den Franzosen, theils den Spaniern geborte, bis 1795 im Frieden zu Ba- fei der spanische Antheil auch an Frankreich kam) empören sich bald nach dem Ausbruche der franzö- fischen Revolution die Neger u. die Mulatten gegen die Weißen, geleitet besonders von Toussaint - Lou- verture. Die Insel reißt sich unter harten Kämpfen ganz von Frankreich los, wird Republik unter dem Namen Haiti und wird 1825 von Frankreich als unabhängig anerkannt. Die Republik Haiti zerspaltete sich nachher in zwei Staaten; der westliche, eine Zeit lang ein Kaiserthum, ist jetzt wieder Republik, der östliche, die größere Hälfte, hat sich 1861 wieder den Spaniern unterworfen. Seit 1810 reißen sich die hart bedrückten spa- nischen Colonieen, dem Beispiele Nordamerika's folgend, vom Mutterlande los, und bilden sich, unter blutigen Kriegen mit den Spaniern und Partei- kämpfen im Inneren, zu den jetzt bestehenden repu- dlikanifchen Staaten. Bolivar (der Washington Südamerikas) der Befreier u. Präsident von Co- lumbia. Die Spanier behalten nur Euba u. Por- torico, zu denen 1861 noch der östliche Theil von Haiti (f. oben) unter dem Namen St. Domingo gekommen ist. Brasilien sagt sich 1822 unter Pedro 1., Sohn Johann's Vi. (§ 128, b), als unabhängiges Kaiserthum von Portugal los. Nach Pedro's 1. Entsagung 1831 folgt ihm sein Sohn Pedro Ii. Die Vereinigten Staaten N o r d a m e r i k a's wach- sen immerfort an Umfang (Mejico muß Tejas und Calisornien abtreten) u. an Bevölkerung, Letztere? auch durch die jährlich zunehmenden Einwanderun

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 250

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
250 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. ,c. Trautmannsdorf verlor den Kopf und unterhandelte mit dem Generale der Aufftändischen, dem ehemaligen Obersten van der Mersch, der in der größten Gefahr schwebte, von d'alton vernichtet zu werden, und be- willigte ihm einen zehntägigen Waffenstillstand, der auf zwei Monate ausgedehnt wurde. Den 10. Dezember brach jedoch in Brüssel selbst die Revolution aus; Trautmannsdorf ließ die Bewaffnung ungestört vor sich gehen und schickte d'alton, der schlagen wollte, mit seinen Truppen in die Kasernen zurück. Die Folge war, daß Brüssel am 13. geräumt werden mußte; außer der Citadelle von Antwerpen und der Provinz Luxemburg waren die Niederlande für den Kaiser verloren. Van der Noot zog wie ein König in Brüssel ein, in dessen Kirchen das Te Deum gesungen wurde. Aber die Parteien, welche bisher nur der Kampf ge- gen den Kaiser vereinigt hatte, gingen nach dem Siege auseinander. Die eine Partei wollte die alte Verfassung ohne Joseph proklamieren; von der ächtrevolutionären wurde die Berufung einer Nationalversamm- lung verlangt, nach französischem Muster, der gemäßigtere Theil bean- tragte eine Reform der Verfassung. Gegen die Partei, welche nach französischem Vorbilde eine Nationalversammlung berufen und alles um- gestalten wollte, erklärte sich der ganze Klerus und der Adel, welcher an dem Aufstande Theil genommen hatte. Dadurch löste sich das patrio- tische Komitö auf; am Weihnachtstage erklärten die brabantischen Stände den Fürsten abgesetzt und die Stände souverän; die andern Provinzen folgten diesem Beispiele. Am 7. Januar 1790 versammelten sich die belgischen Generalstaaten und entwarfen am 11. Januar eine Bundes- akte in zwölf Artikeln, welche bis auf die Reservaten zu Gunsten der katholischen Religion an die nordamerikanische Akte erinnert. Alle Unter- handlungen mit dem Kaiser wurden abgelehnt, die Anerbietungen seiner Bevollmächtigten abgewiesen; es war übrigens auch dem Kaiser mit sei- nen in der Noth gegebenen Zugeständnissen nicht Ernst, wie aus seinen Papieren bewiesen ist. Nun versuchte van der Mersch einen Angriff auf Luxemburg, die einzige noch kaiserliche Provinz, ward aber zurückgewor- fen, und statt seiner wurde der preußische General Schönfeld von den Generalstaaten zum Obergeneral ernannt. Preußen setzte seine halbfeind- selige Politik fort; es wollte eine Intervention in Belgien bewerkstelli- gen, dasselbe Oesterreich unter bestimmten Garantieen für die Landesver- fassung wieder unterwerfen, dagegen sollte Oesterreich Galizien wieder an Polen abtreten, Preußen aber Polen, Danzig und Thorn wegnehmen dürfen. Die andern Mächte willigten jedoch nicht ein, und während sie in Berlin unterhandelten und die Belgier in feindselige Parteien aus- einandergingen, die immer erbitterter wurden, unterlag Kaiser Joseph seinen Körper- und Seclenleiden.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 459

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Deutschland und Oesterreich. 459 Ende, jedenfalls entschieden war, bemächtigten sich die Deputierten der öffentlichen Gewalt und ernannten den Herzog von Orleans zum Neichsverweser; auch die Nationalgarde kam am Schluffe des Kampfes, den die Proletarier hatten durchfechten dürfen, zum Vorschein, wählte den alten Lafayette zum Anführer und verhütete durch gute Worte und schöne Versprechungen, daß von dem gemeinen Volke weder die Republik noch Napoleon Ii. ausgerufen wurde. Achtes Kapitel. Deutschland und Oesterreich (von 1815—1830). Kein Volk hatte im Kampfe gegen Napoleons Tyrannei mehr Opferwilligkeit und Begeisterung gezeigt als das deutsche, von keinem andern wurde Streit und Sieg mit so viel Sang und Klang begleitet als von dem deutschen, dessen zahlreiche Dichter (Göthe wenigstens nach- träglich) in Kriegsliedern, Aufrufen, geharnischten Sonetten, in Triumph- und Spottliedern dem Patriotismus die Sprache der Poesie liehen, keines sollte aber durch den Frieden mehr ernüchtert werden, als gerade das deutsche. Daß von der „Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reiches," welche die Proklamation von Kalisch verheißen hatte, auf dem Kongresse zu Wien keine Rede mehr war, konnte niemanden befremden, da sie als baare Unmöglichkeit erscheinen mußte, weniger durch die Gegenwir- kung des Auslandes, als wegen des Widerstrebens der einzelnen Theile des vielgestalteten Deutschlands gegen eine gemeinschaftliche Oberherr- lichkeit, ein Widerstreben, das sich durch die ganze deutsche Geschichte hinzieht, durch die Reformation neue Wurzeln trieb und von 1792 bis 1813 befestigt wurde. Als daher deu 8. Juni 1815 die deutsche Bundesakte abgeschlossen war, deren weitere Vervollständigung zu- gesagt wurde, war die mögliche Einigung Deutschlands gesichert, indem in einer Bundesverfassung der innere Frieden aufrecht erhalten werden und die Freiheit der einzelnen Staaten in Gesetzgebung, Staatshaus- halt und in der Pflege der geistigen Entwicklung recht wohl bestehen kann, während gleichzeitig die Aegide der Bundesverfassung die einzelnen Staaten an eine gemeinsame Politik gegen das Ausland bindet und die nationalökonomischen Interessen (Münze, Maß, Gewicht, innerer Ver- kehr, Handelsgesetze, Zollwesen) gegen eigennützige oder unkluge Maß- regeln der Einzelstaaten sowie gegen Uebervortheilung durch das Aus- land in Schutz nimmt. Ein solcher deutscher Bund ist allerdings nicht geeignet, der allgemeinen Politik treibende Impulse zu geben, er ge- währt vielmehr die Bürgschaft eines dauernden Friedens, und wenn

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 467

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Frankreich. 467 zeitig auch Preußen und Hessen-Darmstadt, und alsbald begannen die Unterhandlungen, welche den Zollverein herbeiführten, der für Deutsch- land, wenn er durch Oesterreich die unumgänglich nothwendige Vollstän- digkeit erhält, eine national-ökonomische Politik anzubahnen bestimmt ist, so daß Oesterreich, Preußen und die Bundesstaaten nicht bloß zur ge- meinschaftlichen Abwehr eines auswärtigen Feindes, sondern auch zum gemeinschaftlichen Schutze des Handels und der Gewerbe, zur gemein- schaftlichen Pflege des allgemeinen Wohlstandes geeinigt werden sollen. Neuntes Kapitel. Das Bürgerkönigthum oder die Iulidynastie (7. August 1830 bis 24. Februar 1848). Frankreich (von 1830—1840). Louis Philipp nahm die französische Königskrone von der Ma- jorität der Deputierten an, welche von ihren Wählern jedenfalls nicht zu einem solchen Akte ernannt waren, er willigte in die Ausschließung des jungen Herzogs von Bordeaux, zu dessen Gunsten Karl X. ab- gedankt und der Herzog von Angoulvme der Thronfolge entsagt hatte. Seine Gegner beschuldigten ihn deßhalb der Jmpietät gegen die ältere Linie der Bourbonen und behaupteten, daß er längst die Königskrone durch schleichenden Ehrgeiz zu erhaschen gestrebt habe, er selbst dagegen betheuerte bis zu seinem Tode, er habe sich zu dem Schritte über die Stufen des Thrones nur durch die Ueberzeugung nöthigen lassen, daß eine Regentschaft im Namen Heinrichs V. (des Herzogs von Bordeaux) unhaltbar gewesen wäre und eine republikanische Revolution im Gefolge gehabt hätte. Sei dem wie ihm wolle, Paris und Frankreich anerkann- ten den neuen König, das Heer in Frankreich und das unter Bourmont in Algier stehende schloßen sich der Wendung der Dinge an und die Militärmacht blieb Louis Philipp I. immer treu; sie war die eine seiner Stützen, die andere suchte er in dem sogenannten dritten Stande, d. h. den wohlhabenden Stadtbürgern (Bourgeois), den Fabrikanten und Kauf- leuten, den größern Grundbesitzern, den Gelehrten, Künstlern u. s. w. Das Organ dieses Standes war die Deputiertenkammer, die sich im Bunde mit der Pariser Bourgeoisie des von dem Proletariate erfochtenen Sieges über Karl X. bemächtigt hatte. Diese Partei gedachte nun Frank- reich zu regieren, indem sie gleich dem englischen Unterhause durch die Deputiertenkammer das Ministerium und mittelbar durch dasselbe alle höheren Beamtenstellen mit ibren Leuten besetzte, so daß der König wei- 30*

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 512

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
512 Die Zeit von 1815 bis 1857. englischen Industrie nicht wohlfeiler als von dem Auslande geliefert werden können, ruhen noch immer sehr hohe, selbst geradezu ausschlie- ßende Zölle. Während das eigentliche Großbritannien ohne «ine Revolution jene tiefgreifenden Veränderungen durchführte, entfaltete es zugleich ein wahr- haft bewunderungswürdiges Vermögen zu kolonisieren; ein beständiger Strom von Auswanderern ergoß sich in die andern Erdtheile, haupt- sächlich auf den australischen Kontinent, nach Neuseeland, in das Kapland, nach Kanada, auf die Falklandsinseln, die 1833 trotz der Protestation von Buenosayres besetzt wurden, nach den Sand- wich sinseln, von deren Besitznahme nur die Eifersucht der nordame- rikanischen Union abhielt. Dieser englische Ableger in Amerika zeigt sich seines Stammes würdig, sowohl durch die Liebe zur Thätigkeit und zum Erwerbe, als auch durch sein rücksichtsloses Zugreifen, wenn sich ein Vortheil darbietet. Deßwegen ist die Union fast immer in Spannung mit England und drängt dasselbe in Amerika Schritt für Schritt zurück; so in den Gränzstreitigkeiten zwischen Maine und Neubraunschweig, in der Regulierung der Gränze am Kolumbiastrom (Oregon), in der Streit- frage wegen des Stockfischfangs bei Neufundland w. Sehr bedrohlich gestaltete sich das Verhältniß in Folge des kanadischen Aufstandes. Kanada war 1763 englisch geworden und erhielt 1791 eine Ver- fassung nach dem Muster anderer englischer Kolonieen, die jedoch der französischen Bevölkerung, welche in Niederkanada um das vierfache über- wiegend war, durchaus nicht zusagte. Nach 1816 wurde die Unzufrie- denheit immer lauter; die Franzosen klagten, daß sie in dem gesetzgeben- den Rathe nicht vertreten seien, über den Nepotismus der Gouverneure, über die reiche Dotierung der englischen Hochkirche durch V7 des gesumm- ten Grundes und Bodens, über die 1826 verfügte Aufhebung der Sei- gneuries (eines Lehensystemes), über schlechte Verwaltung re. Auch Oberkanada, obwohl fast ausschließlich von Engländern bewohnt, war in zwei Parteien gespalten, indem die neuen Einwanderer gegen die streng zusammenhaltenden früheren Ansiedler nicht aufzukommen vermochten und dieselben in dem Besitze des meisten Bodens und fast aller Aemter sehen mußten. Das englische Parlament, an welches die Unzufriedenen ap- pelliert hatten, sprach 1837 nicht zu ihren Gunsten und nun organi- sierten in Unterkanada Papineau, Nelson, Kote, Drolet re. die Revolution, während die Loyalen sich ihrerseits vereinigten und sich in Montreal mit den Insurgenten blutig herumschlugen, bis das Militär ernsthaft, einschritt. Im November und Dezember 1837 zersprengten die englischen Truppen die Jnsurgentenhaufen in verschiedenen Gefechten, z. B. bei St. Denis, St. Charles, St. Eustach, Grand Brüle; die An- führer, auf deren Köpfe Preise gesetzt waren, flohen in die Unionsftaaten,

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 596

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
596 Die Zeit von 1815 bis 1857. Selbstmord weg, während der gemeine sich noch jetzt an demselben er- baut. Die fieberische Unruhe, welche die liberale Schweiz aufregte, wurde noch durch die Ausländer gesteigert, sowohl durch solche, die sich als Flüchtlinge oder als Niedergelassene im Lande selbst aufhielten, als auch durch die Parteinahme der deutschen, französischen und englischen Blätter, die fast ohne Ausnahme in die Lärmtrompcte stießen, als Luzern wirklich am 26. Juni 1845 einige Jesuiten in seinen Mauern aufnahm. Die Sache wurde dadurch zu einer von europäischer Wichtigkeit und ihre endliche Entscheidung mußte die tiefste Einwirkung auf die Gemüther der Völker üben. Der sogenannte Sondcrbunbskrieg (1847). Die radikale Partei in der Schweiz bereitete sich mit großer Um- sicht zu dem Entscheidungskampfe vor, indem sie sich zuerst die Mehrheit in der Tagsatzung sicherte, um unter der Aegide des Bundes, d. h. des Gesetzes, gegen Luzern und dessen Verbündete vorzugehen. Luzern hatte mit Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis einen Bund geschlossen, nicht zum Angriffe, dazu wären die sieben Kantone vielmal zu schwach gewesen, sondern zur gemeinschaft- lichen Vertheidigung. Dazu waren sie durch die Buudesakte vollständig berechtigt, die nur Bündnisse verbot, welche der Eidgenossenschaft oder- einzelnen Kantonen nachtheilig sein könnten, also einen reinen Verthei- digungsbuud nicht ausschloß; sie hatten zu ihrem Bündnisse alle nur mögliche Ursache, da der Landfriedensbruch, den sich Aargau, Bern, Solothurn und Baselland zu Schulden kommen ließen, bei der Eid- genossenschaft keine Strafe fand, in Bern sogar Ochsenbein an die Spitze gekommen war, der dadurch der Leiter des Vororts und Präsi- dent für die nächste Tagsatzung wurde. Neu Haus nämlich, der den Freischaarenzug gefördert und nach dessen Mißlingen in vornehmster Ma- nier desavouiert hatte, fand in Ochsenbein einen erbitterten Gegner, der ihn mit den schneidendsten Vorwürfen beschoß (unter anderm auch, er- hübe sich aargauisches Klostersilber verehren lassen); die Stimmung des Volkes war für Ochsenbein, die Verfassung wurde auf eine breitere de- mokratische Grundlage gestellt, Neuhaus fiel durch und dirigierte die wenigen Jahre bis zu seinem Tode eine Drahtstiftenfabrik. Bern, der stärkste und stolzeste Kanton der Schweiz, der seine Niederlage durch Lu- zern nicht verschmerzen konnte, hatte durch die Wahl Ochseubeius ver- ändern Schweiz deutlich genug erklärt, daß es bereit sei nicht mehr mit Freischaaren, sondern als Kanton mit seiner bewaffneten Macht gegen Luzern einzuschreiten. Im gleichen Jahre (1846) wurde Genf radi- kalifiert, nachdem die Arbeiter der Vorstadt St. Gervais über die reiche
   bis 10 von 30 weiter»  »»
30 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 30 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 5
5 0
6 1
7 1
8 0
9 0
10 10
11 2
12 7
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 11
26 1
27 0
28 3
29 1
30 0
31 5
32 0
33 0
34 8
35 3
36 1
37 5
38 0
39 1
40 3
41 8
42 1
43 0
44 2
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 7
2 6
3 8
4 50
5 2
6 2
7 2
8 68
9 41
10 3
11 11
12 0
13 1
14 1
15 21
16 20
17 34
18 2
19 3
20 6
21 11
22 1
23 7
24 0
25 1
26 1
27 1
28 4
29 12
30 2
31 1
32 2
33 3
34 20
35 5
36 9
37 0
38 11
39 2
40 6
41 35
42 1
43 12
44 13
45 9
46 8
47 3
48 3
49 2
50 10
51 10
52 3
53 0
54 1
55 1
56 7
57 0
58 7
59 17
60 90
61 24
62 22
63 6
64 39
65 1
66 1
67 1
68 10
69 7
70 6
71 4
72 15
73 3
74 19
75 1
76 1
77 5
78 3
79 9
80 1
81 0
82 2
83 1
84 8
85 2
86 5
87 1
88 0
89 3
90 1
91 1
92 57
93 2
94 8
95 11
96 15
97 5
98 30
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 2
3 5
4 8
5 20
6 0
7 17
8 0
9 33
10 27
11 3
12 5
13 2
14 0
15 41
16 74
17 5
18 8
19 42
20 3
21 8
22 25
23 1
24 1
25 0
26 18
27 23
28 2
29 0
30 18
31 7
32 0
33 80
34 0
35 10
36 1
37 27
38 2
39 38
40 28
41 0
42 0
43 3
44 5
45 6
46 1
47 2
48 17
49 30
50 9
51 2
52 7
53 19
54 17
55 9
56 17
57 4
58 13
59 133
60 11
61 8
62 41
63 27
64 7
65 16
66 1
67 15
68 42
69 0
70 1
71 32
72 3
73 74
74 6
75 14
76 8
77 21
78 4
79 30
80 47
81 76
82 7
83 0
84 0
85 28
86 5
87 14
88 55
89 0
90 2
91 23
92 1
93 8
94 0
95 0
96 0
97 21
98 40
99 8
100 36
101 0
102 6
103 79
104 1
105 2
106 2
107 0
108 25
109 1
110 6
111 2
112 3
113 1
114 0
115 7
116 2
117 5
118 18
119 0
120 8
121 13
122 0
123 0
124 9
125 0
126 8
127 45
128 21
129 18
130 0
131 27
132 25
133 1
134 16
135 0
136 66
137 0
138 16
139 0
140 27
141 2
142 13
143 32
144 5
145 45
146 20
147 1
148 22
149 2
150 21
151 10
152 5
153 11
154 4
155 48
156 27
157 6
158 15
159 13
160 1
161 5
162 34
163 23
164 2
165 14
166 28
167 9
168 1
169 2
170 7
171 24
172 3
173 20
174 1
175 34
176 30
177 266
178 9
179 16
180 0
181 22
182 147
183 33
184 14
185 1
186 19
187 22
188 7
189 24
190 4
191 25
192 27
193 1
194 19
195 0
196 2
197 45
198 4
199 5