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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1861 - Freiburg : Herder
Zeitalter der Revolution. 113 derselben war in der letzten Zeit auch in katholischen Staaten keine kleine; denn Regenten und Staatsmänner, welche die Rechte des päpst- lichen Stuhles schmälern und das Gebiet der Staatsgewalt auf Kosten der Kirche ausdehnen wollten, waren dem Orden feindselig, weil sie in ihm eine Stütze der päpstlichen Macht sahen. Zu ihnen gesellten sich alle, welche den großen Einfluß, den der Orden auf Fürsten und hohe Herren ausübte, mit Argwohn oder Eifersucht betrachteten, die Janse- nist en in Frankreich, welche die kirchliche Lehre von der Gnade ver- unstalteten, endlich auch die Eifersucht von Mitgliedern anderer Orden, von hohen und niederen Weltgeistlichen. Veranlassung zu stürmischen Anklagen boten Schriften einzelner Ordenömitglieder, Vergehen, die sich einzelne zu Schulden kommen ließen, angedichtete Verbrechen, und endlich führte der portugiesische Minister José de Karvalho, Graf von Pombal den ersten Gewaltstreich. Portugal bekam 1750 durch Tausch einen Theil von Paraguay, in welchem die Jesuiten seit 1586 die Indianer civilisiert, in 33 glückliche große Gemeinden angesiedelt und unter der Oberhoheit der spanischen Krone patriarchalisch geleitet hatten. Pombal ließ die Jesuiten und die christlichen Indianer vertreiben und weil die letzter» ihre Heimat nicht gutwillig verließen, so wurden Je- suiten als Anstifter der Empörung angeklagt. Im Jahr 1758 benutzte Pombal einen angeblichen Mordversuch gegen den König von Portugal, um alle Jesuiten aus Portugal gewaltsam zu vertreiben und das Ver- mögen des Ordens einzuziehen. Nach entschlossenem Widerstande des französischen Episkopats bestätigte der König von Frankreich 1764 das 1762 von dem Parlamente zu Paris erlassene Urtheil, welches den Orden als dem Staate und der Kirche verderblich erklärte und hob ihn auf; ihm folgten die bourbonischen Höfe: der spanische 1767, wodurch auch die Reduktionen im spanischen Paraguay zerstört wurden, der neapolitanische und 1768 der parmesanische; sie bedrängten auch Papst Klemens Xiv. so lange, bis er durch das Breve vom 23. Juli 1773 den Orden aufhob. Maria Theresia wollte in die Aufhebung der Ordenshäuser in ihrem Reiche lange nicht einwilligen; Friedrich Ii. that es gar nicht und ebenso wenig Katharina Ii. von Rußland. Siebentes Kapitel. Zeitalter der Revolution. Gründung der nordamerikauischen Republik (1775 — 1783). 8 296. Die Spanier kannten die nordamerikanische Küste von Florida bis zur Mündung des Lorenzstromes, legten aber keinen Werth auf dieselbe und machten das Entdeckungsrecht nicht oder wenig geltend, als andere Nationen Niederlassungen zu gründen anfingen. Im Jahre 1586 nahm Walter Raleigh im Namen der englischen Königin Elisabeth Besitz von Virginien, die ersten Kolonisationsversuche Bumüllcr, Weltg. Ni. o ic Reduk- tionen.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 114

1861 - Freiburg : Herder
114 Geschichte der neueren Zeit. (1587, 1590, 1602) waren aber kaufmännische Spekulationen und hatten höchst geringen Erfolg, seit 1609 aber, als religiöse und politi- sche Parteikämpfe England erschütterten, wurde die Auswanderung von Bedeutung. Jakob 1. belehnte 1606 gegen eine ansehnliche Summe eine Handelsgesellschaft mit der ganzen Küste, welche damals vom 40. bis 46. Grad nördlicher Breite Neuengland hieß (gegenwärtig die Unionsstaaten: Massachusetts, Maine, Newhampshire, Nhodeisland, Konnektikut, Vermont), vom 40. bis 36. Grad aber Virginien benannt wurde und die ersten Ansiedler erhielt. Die republikanisch gesinnten Puritaner wandten sich besonders nach Neuengland, die den Purita- nern abholden Auswanderer aber vorzugsweise nach Virginien (1632 gründete der katholische Lord Baltimore Maryland). Nach 1660 ver- stärkten aber die auswandcrnden Puritaner die Ansiedlungen in Neu- england so massenhaft, daß Karls Ii. Minister Klarendon erklärte, die Kolonien seien zu Republiken verhärtet. Die Krone kolonisierte deßwegen auch ihrerseits und verpflanzte aristokratische Elemente dahin, indem sie vornehmen Herren Ländereien zu Lehen gab, diese von ihr belehnten großen Grundeigenthümer aber den Boden an Erbpächter vertheilten und sich die höheren politischen Rechte ausschließlich vorbehielten, oder die Krone überließ ein ganzes Kolonialland einer einzigen Familie (Maryland 1632 dem Lord Baltimore, Pennsylvanien 1682 dem vornehmen Quäker William Penn; auch beide Karolina sowie Newjersey waren anfänglich in diesem Verhältniß), doch hob sie 1719 selbst das Grundherrenverhältniß wieder auf. Das Kolonial- gebiet wurde 1664 durch die Eroberung des holländischen Gebiets am Delaware und Hudson erweitert, die Städte an der See gediehen stetig, wenn auch langsam, während neue Ansiedler in den Urwald vordrangen, aber auch mit den Indianern, welche die Jagdgründe ihrer Väter nicht räumen wollten, einen Vertilgungskrieg führten. § 297. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bewohnten bereits iy2 Million Weiße die 13 Kolonien: Virginien (gegründet 1607); Newyork (1614 von den Holländern angelegt, 1664 von den Englän- dern erobert); Massachusetts (1628); Newhampshire (1623, erst seit 1679 selbstständige Kolonie); Maine (1630); Maryland (1633); Konnektikut (1635); Nhodeisland (1638); Nord- karolina (1650); Südkarolina (1670); Pennsylvanien (1682); Delaware (1638 von Holländern und Schweden koloni- siert, 1662 von den Engländern erobert, 1703 selbstständige Kolonie) ; Newjersey (1623 von den Holländern kolonisiert, 1664 englisch, 1702 selbstständige Kolonie); Georgia (1733). Die Verfassung der einzelnen Kolonien war keineswegs bei allen die gleiche, im wesentlichen jedoch folgende: an der Spitze der Regierung stand der königliche Gouverneur; dem englischen Oberhause entsprach ein Rath, dem Unterhause eine von den Bürgern gewählte Re Präsentanten Ver- sammlung. Die königlichen Aemter in den Kolonien wurden fast durchgängig mit gebornev Engländern besetzt, auch befolgte England gegen sie die damals allgemein geltenden Grundsätze, nach welchen den Kolonien nur der Verkehr mit dem Mutterlande frei, die Ausfuhr von Rohprodukten nach fremden Ländern großen Beschränkungen unter- worfen, die Einfuhr aus fremden Ländern unbedingt verboten war;

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1861 - Freiburg : Herder
Zeitalter der Revolution. 115 selbst die Fabrikation für den einheimischen Bedarf war den Kolonien nur in einzelnen Artikeln erlaubt (z. B. grobes Tuch, Leder, Leinen), in andern, namentlich in Metallwaaren, gänzlich untersagt. § 298. England hatte durch den Krieg mit Frankreich und Spanien (1755—1763) seine Staatsschuld von 74vz Million Pfund Sterling auf 146million gesteigert, daher suchte die Regierung sich neue Einkünfte zu schaffen und belegte in Folge einer Parlameuts- akte mehrere englische Einfuhrartikel in die Kolonien mit Eingangszöllen (1764). Sie verwandelte diese aus die Protestation der Kolonialparla- mente (1765) in eine Stempeltaxe, diese (1767) in einen Eingangszoll auf Thee, Glas, Papier und Malerfarben und setzte auf die Protestation der Amerikaner die Theesteuer auf eine Kleinigkeit herab, indem sie zu- letzt nur dem britischen Parlamente das Recht, die Kolonien zu besteuern, behaupten wollte, welches Recht aber die Kolonialparlamente ebenso entschieden bestritten. Die Amerikaner verschworen sich keinen verzoll- ten Thee zu genießen und zu Boston warfen als Mohawks verkleidete Männer (18. December 1773) eine Schiffsladung verzollten Thees in das Meer, worauf die englische Negierung den Hafen von Boston sperrte, die Verfassung von Massachusetts beschränkte und die kanadi- sche Gränze südwärts vorschob. Dagegen vereinigten sich die Abgeord- neten der Kolonialparlamente zu einem allgemeinen Kongresse in Philadelphia und beschlossen (14. September 1774) keine englischen Maaren mehr zuzulassen, und sofern den Kolonien ihr Recht nicht würde, den Verkehr mit England ganz abzubrechen; zugleich erließen sie au den König und das Volk von England die Erklärung, daß sie nur ihre Rechte gegen die Eingriffe der Regierung und des Parlaments wahren wollen. Als Antwort wurde Massachusetts in Aufruhrzustand erklärt und die Einfuhr von Waffen und Munition verboten; die Amerikaner verstärkten hingegen ihre Milizen, nahmen englische Kriegsvorräthe weg und legten zu Konkord ein Zeughaus an. Der Kommandant von Boston nahm Konkord, wobei schon einzelne Schüsse bei Le ring ton gewechselt wurden (19. April 1775), die erste größere Feindseligkeit war aber die Erstürmung von Bunkershill (16. Juni), welche die Engländer viele Leute kostete. Jetzt ries der zweite Generalkongreß alle Milizen auf und gab ihnen in George Washington, einem vir- ginischen Pflanzer (geb. 22. Februar 1732), einen Anführer, welcher den Krieg dem Charakter des Landes und seiner Bewohner anzupaffen verstand. 8 299. Am 4. Juli 1776 erklärte der Generalkongreß die Un- abhängigkeit der Kolonien von England und schickte den Buch- drucker, Postmeister, Naturforscher und Staatsmann Benjamin Franklin (geb. 17. Januar 1706 zu Boston) nach Europa, um Bundesgenossen für Nordamerika zu werben. Er entzückte durch seine republikanische Einfachheit und sein philosophisches Wesen ganz Paris, aber nur begeisterte Privaten gingen nach Amerika unter das Banner der neuen Republik, z. B. die Franzosen Lafayette, Rochambeau, Lameth, die Polen Pulawski und Kosciusko, die deutschen Barone von Steuben und Kalb. England hatte sich unterdessen mächtig gerüstet und ein Heer von 50,000 Mann über den Ocean ge- schickt, das zum Theil aus Deutschen, namentlich 12,000 Hessen, bestand, welche von ihren Fürsten in den englischen Dienst verkauft 8*

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 116

1861 - Freiburg : Herder
116 Geschichte der neueren Zeit. wurden. Die Engländer nahmen Newyork, schlugen einen Einfall 1777. nach Kanada zurück, besiegten Washington bei Brandywine und Germantown und besetzten Philadelphia; als aber Lord Bour- goyne mit seinem Korps in das Innere des Staates Newyork vor- drang , fand er sich bald ohne Lebensmittel, die Wege durch Verhaue gesperrt, war von den amerikanischen Milizen umringt und mußte sich mit 7000 Mann ergeben (bei Saratoga 16. Oktober 1777). § 300. Jetzt fand Amerika Bundesgenossen und Anerkennung als unabhängiger Staat, zuerst bei Frankreich (6. Februar 1778), bald darauf bei Spanien, an Holland aber, welches das gewaltthätige Verfahren der Engländer gegen die neutralen Schiffe nicht dulden wollte, erklärte England zuerst den Krieg und nahm eine Menge holländischer Handelsschiffe weg. Die Flotten schlugen sich seitdem auf allen Meeren, die Kolonien in Amerika, Asien und Afrika wurden beider- seits angegriffen und der Krieg mit wechselndem Glücke geführt, obwohl die Engländer zuletzt unter Rodney die Oberhand zur See gewannen. Der beste englische General, Lord Kornwallis, der in den südlichen Staaten kommandierte, in welchen die königliche Regierung die meisten Anhänger zählte, errang wichtige Vortheile, wurde aber zuletzt, als er nach Newyork vorrückte, um sich mit dem Heere des Lord Kl in ton in Verbindung zu setzen, von Amerikanern, welche durch ein französisches Hilfskorps verstärkt waren, am 19. Oktober 1781 in Charlestown znr Uebergabe genöthigt. Seitdem begann England Unterhandlungen mit Amerika und führte den Krieg ohne Ernst, um so erbitterter aber mit Frankreich, Spanien und Holland. 8 301. Franklin trug nicht das mindeste Bedenken, im November 1782 die sogenannten Provisionalartikel mit England abzu- schließen , obwohl in dem Bundesvertrage mit Frankreich ausdrücklich festgesetzt war, daß der Friede mit England nur gemeinschaftlich abgeschlossen werden dürfe; die allgemeine Erschöpfung führte jedoch schon am 20. Januar 1783 zum Frieden von Versailles. Die Anerkennung Republik der vereinigten Staaten Nordamerikas wurde anerkannt; icstatested fln Frankreich gab England Taba g o, St. Lucia, Senegal, Go- rea und Pondichéry, an Spanien Minorka und Florida zurück, dagegen mußten die Holländer Negapatam in Ostindien an England abtreten und schieden aus der Reihe der großen Seemächte. Nach dem Kriege begann in Nordamerika ein Parteikampf, indem die einen den einzelnen Staaten eine souveräne Stellung und deßwegen der Centralgewalt nur beschränkte Befugnisse einräumen wollte, die anderen eine engere Bundesverfassung verlangten; Washington ver- mittelte und verhinderte Unruhen, bis endlich 1787 am 17. September die desinitive Verfassung der Vereinigten Staaten zu Stande kam, deren erster Präsident Washington war, dem zu Ehren die 1792 gegründete Bundesstadt Washington genannt wurde. Die französische Revolution. Instand Frankreichs unmittelbar vor der Revolution. § 302. König Ludwig Xvi. (geb. 23. August 1754) bestieg am 10. Mai 1774 den Thron und hatte den besten Willen, durch einen

6. Geschichte der Neuzeit - S. 115

1883 - Freiburg : Herder
Katharina Ii. Erste Teilung Polens, 115 Konfderationen (Verbindungen) zur Durchfhrung eines Beschlusses einzugehen; einer solchen Konfderation stellte sich aber in der Regel eine andere gegenber, daher entstanden Fehden und Brgerkriege. Der pol-nische Adel war 120000 Familien stark und besa weitaus den grten Teil des Bodens, den ihm leibeigene Bauern bearbeiteten. In den wenigen Stdten entwickelte sich kein zahlreicher Brgerstand, daher hatte Polen keinen Gewerbflei und blieb trotz seines Reichtums an Getreide und Vieh ein armes Land, das berdies von einer halben Million Juden ausgebeutet wurde, die von den Gutsherren alle Schenken und Branntweinbrennereien pachteten, alle Geldgeschfte machten und den ganzen Kleinhandel in Hnden hatten. Ein solches Reich konnte unmglich einen Kampf mit seinen mchtigen Nachbarstaaten aushalten, obwohl es auf ungefhr 14 000 Quadratmeilen 16 Millionen Einwohner zhlte, der Adel kriegerisch war und eine vortreffliche Reiterei stellte, die rohen Bauern ein ausgezeichnetes Material fr ein regulres Fuvolk htten liefern knnen. Mehr als ein König, z. B. auch der edle Jo-Hannes Sobiesky (f. S. 91), und mehr als ein Staatsmann sagte den Ruin der ganzen Nation voraus, wenn nicht eine feste Staats-ordnung begrndet werde; allein der Adel hrte nicht auf solche war-nende Stimmen, sondern setzte sein Treiben fort, das er die polnische Freiheit nannte. Die nichtkatholischen Polen, nmlich die wenig zahlreichen Prote-1tattten und die Bekenner der byzantinischen Kirche, zu denen der grte Teil der unteren Volksklasse in den sdstlichen Provinzen gehrte, wurden unter dem gemeinschaftlichen Namen Dissidenten begriffen. Sie hatten 1573 alle staatsbrgerlichen Rechte erhalten, die aber wiederholt angegriffen und 1763 wesentlich geschmlert wurden. Nach Gustavs Iii. Tod (1763) lie Katharina Ii. russische Truppen in Polen einrcken, angeblich zum Schutze der polnischen Wahlfreiheit, in der That jedoch, um die Wahl ihres Gnstliugs Stanislaus Poniatowsky durch-zusetzen, was ihr auch gelang (1764). Unter ihrem Schutze verlangten die Dissidenten die Wiederherstellung ihrer alten Rechte, bildeten eine Konfderation und erzwangen auch eine neue Toleranzakte; die russischen Truppen blieben aber dennoch in Polen stehen, und der russische Gesandte Repnin schaltete wie ein Diktator, wobei ihm eine bedeutende Anzahl polnischer Adeligen fr russisches 'Geld oder aus Parteiha als Werk-zeuge dienten. Dagegen bildeten patriotische Adelige eine Konfderation zu Bar (1. Mrz 1767), unterlagen aber nach heldenmtigem Kampfe der russischen bermacht. Unterdessen hatte Friedrich Ii. die Teilung Polens bei Katharina Ii. angeregt und bereitwilliges Entgegen-kommen gefunden, und zuletzt gab auch Kaiser Joseph Ii. dieser Raub- 8 *

7. Geschichte der Neuzeit - S. 131

1883 - Freiburg : Herder
Die englischen Kolonieen in Amerika. 131 verneur; dem englischen Oberhause entsprach ein Rath, dem Unterhause ein von den Brgern gewhltes Reprsentantenhaus. Die Gemeinde-und Bezirksverfassung war so frei wie in England, das Gerichtswesen nach englischem Muster eingerichtet. Die kniglichen mter (Staats-mter) wurden meistens mit geborenen Englndern besetzt, auch befolgte England gegen die Kolonieen in Nordamerika die damals allgemein geltenden Grundstze, denen gem den Kolonieen nur freier Verkehr mit dem Mutterlande gestattet, die Aussuhr vo.n Rohprodukten nach fremden Lndern groen Beschrnkungen unterworfen, die Einfuhr aus fremden Lndern unbedingt verboten war. Selbst die Fabrikation fr den einheimischen Bedarf war den Kolonieen nur fr die ntigsten Artikel er-tubt (z. B. Wollentuch, Leinen, Leder, Papier), fr andere, besonders Metallwaaren, gnzlich untersagt. Streit der Kolonieen mit Krone und Parlament. (17641775.) 2. England hatte dnrch seinen Krieg mit Frankreich und Spanien (17551763) seine Staatsschuld von 74y2 Mill. Pf. Stcrl. auf 146v2 Mill. gesteigert, daher bestrebte sich die Regierung, neue Einknfte zu schaffen und belegte in Folge einer Parlamentsakte mehrere englische Ein-fnhrartikel in den Kolonieen mit Eingangszllen (1764). Auf die Protestation der Kolonialparlamente verwandelte sie diese Zlle (1765) in eine Stempeltare, diese wieder (1767) in einen Zoll auf Thee, Glas, Papier und Malerfarben und setzte auf die abermalige Protestation der Amerikaner den Theezoll auf eine Kleinigkeit herab, wodurch sie eigentlich nur dem englischen Parlamente das Recht, die Kolonieen zu besteuern, behaupten wollte, welches Recht aber die Kolonialparlamente ebenso entschieden bestritten. Darauf verschworen sich die Amerikaner, keinen verzolltes Thee zu kaufen, und zu Boston warfen als Mohawk-Indianer verkleidete Männer eine Schiffsladung verzollten Thees in das Meer (26. Dec. 1773). Die englische Regierung schlo hier-aus den Hafen von Boston, beschrnkte die Verfassung von Massachusetts und rckte die cauadische Grenze sdwrts vor. Dagegen vereinigten sich die Abgeordneten der Kolonialparlamente zu einem allgemeinen Kongresse in Philadelphia und beschlossen (14. September 1774), keine englischen Waren mehr zuzulassen, und sofern den Kolonieen ihr Recht nicht zugestanden wrde, allen Verkehr mit England abzubrechen. Zu-gleich erlieen sie an den König und an das Volk von England die Erklrung, da sie nichts Anderes als ihre Rechte gegen die Eingriffe der kniglichen Regierung und des englischen Parlaments wahren wollten. Zur Antwort wurde Massachusetts in Aufruhrzustand erklrt und die Einfuhr von Waffen und Munition verboten; die Amerikaner verstrkten 9*

8. Geschichte der Neuzeit - S. 222

1883 - Freiburg : Herder
222 bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870. Lichnowsky wurden von den ans der Umgegend herbeigezogenen Auf-rhrern grausenhaft ermordet; die aus Mainz nach Frankfurt beorder-ten Truppen stellten jedoch ohne Mhe die Ruhe her. Die Republikaner waren im Parlamente nur eine schwache Minder-heit, aber die Mehrheit spaltete sich in der Frage, welcher Fürst, gem der fertig gewordenen Reichsverfaffung, der erbliche Kaiser der Deutschen" sein solle. Heinrich v. Gagern war fr den König von Preußen und wollte ein ewiges enges Bndnis dieses deutschen Kaiser-tums mit dem Kaisertum sterreich aufrichten. Wirklich entschieden sich am 28. Mrz 290 gegen 248 Stimmen fr die Wahl des Knigs von Preußen, und eine Deputation von 34 Mitgliedern brachte die Bot-schaft nach Berlin (3. April), aber nach einigem Zgern gab der König Friedrich Wilhelm Iy. eine unbedingt ablehnende Antwort. Er war nmlich durch das Militr, jedoch ohne schwere Kmpfe, wieder Herr in seinem Lande geworden (November 1848) und wollte ohne die Zustimmung sterreichs und der deutschen Fürsten keine Kaiserkrone aus den Hnden von einigen hundert Volksmnnern und dazu eine Reichsverfassung annehmen, die ihm nicht viel mehr Rechte gewhrte, als dem Prsidenten einer Republik. Der König von Preußen sagte sich damit von der Reichsoerfassung und dem Parlamente los; sterreich rief seine Abgeordneten zurck und nur die Regierungen der kleineren Staaten, auch die badische und wrttembergische, anerkannten die Reichs-Verfassung. Das Volk begriff, da die Hoffnung auf die friedliche Einigung der gesamten Nation an dem Widerstande der Regierungen scheitern werde, und auf diese Stimmung des Volkes baute die republikanische Partei ihren Plan, durch eine allgemeine Erhebung die Regierungen zu strzen. Der König von Sachsen verweigerte am 1. Mai die Annahme der Reichs Verfassung; da brach am 2. in Dresden ein Aufstand aus, welchem viele bestellte Bergleute und Arbeiter aus dem Gebirge zueilten, so da das schsische Militr sich nur mhsam hielt und der König auf die Bergfeste Knigstein flchtete. Aber mit deji-Eisenbahn trafen der Leipzig, das ruhig geblieben war, preuische Regimenter ein, von welchen der Aufstand berwltigt wurde (6. bis 9. Mai). Nicht besser erging es den Aufstandsversuchen in Breslau, Ereseld, Elberfeld, Dsseldorf, Hagen, Solingen und Iserlohn. Am gleichen Tage, wo die Unruhen in Dresden begannen, brach der Aufstand in der bayrischen Rheinpfalz los (2. Mai); das Militr war durch Wsin- und Bierspenden, durch revolutionre Redner und Bltter dergestalt bearbeitet worden, da nur wenige Soldaten bei der Fahne und bei den Offizieren blieben, die andern davongingen

9. Geschichte der Neuzeit - S. 223

1883 - Freiburg : Herder
Revolutionen in Deutschland. 223 ober die revolutionre Volkswehr" verstrkten. Nun flammte auch in Baden die lngst nnb ganz offen durch Vereine, Volksversammlungen und Tagbltter vorbereitete Revolution auf, obwohl die Negierung durch und durch liberal war, die Grnnbrechte, die Reichsverfassung anerkannt und alles, was von dem Parlament in Frankfurt beschlossen wrbe, eifrig befolgt hatte. Die Besatzung von Rastatt meuterte am 11. Mai; basselbe geschah in Lrrach, Fr ei brg und Bruchsal; biesem Beispiele folgte am 14. die Garnison in Karlsruhe; der Groherzog mute fliehen. Es wrbe ein Lanbesausschu gewhlt, fr die Bezirke Militr- und Civilkommissre ernannt, die wehrbare Mannschaft von 18 bis 30 Jahren zu den Waffen aufgeboten, eine konstituierend Versammlung einberufen, eine provisorische Regierung mit dem Abvokaten Brentano an der Spitze ernannt nnb dem ehemaligen Lieutenant Sigel der Oberbefehl bertragen. Man rechnete zuversichtlich auf den Abfall des hessischen, wrttembergischen und bayrischen Militrs, auf neue Revolutionen in sterreich und Preußen, auf den Sieg der Ungarn und auch auf Untersttzung durch die franzsische Republik. Allein bei der Volksversammlung zu Oberlaubenbach in Hessen wrbe der zur Ruhe ermahnenbe Kreisrat Prinz ermorbet und auf die antnarschterenben otbaten geschossen, woburch diese erbittert Feuer gaben und die Versammlung sprengten. Als hierauf Sigel mit der Neckar-Armee" gegen die hessische Division anrckte, um sie zur Vereinigung einzulaben, wrbe er mit Geschtz- und Gewehrfeuer empfangen (30. Mai bei Heppenheim an der Bergstrae) und bis Heselberg zurckgetrieben worauf der Pole Mieroslawski, der bei der Revolution auf der Insel Sicilien und bei dem Aufstube in Preuifch-Polen die Rolle eines Felbherrn sehr unglcklich gespielt hatte, den Oberbefehl erhielt. Der Reichsverweser entsanbte die ihm zu Gebote stehenben Truppen (Hessen, Mecklenburger, Nassauer) unter dem General Peucfer gegen die Neckar-Armee", welche sich tapfer schlug (bei Labenburg am 15. Juni), aber tiatb von einem strkeren Feinde angegriffen wrbe. Der Prinz von Preußen (der jetzige preuische König und beutsche Kaiser) war nmlich mit einem Heere von Koblenz her der die Nahe in die Rheinpfalz eingerckt, jagte die Freischaren auseinanber ober der den Rhein, ging bei Philippsburg der biesen Flu und schlug am 20. Juni das etwa 15 000 Mann starke babische Corps bei Waghusel. Durch die Treffen bei Ubstabt und Bruchsal (24. Juni) trieb er es aisbann an die Murg zurck, wo es, von zwei wrttembergischen Bataillonen umgangen (bei Gernsbach am 29. Juni), abermals weichen mute; von dem Prinzen von Preußen und Peucfer gebrngt, erreichte es, ohne Geschtze ober Gefangene zu verlieren, den Oberrhein, der den es sich bei Eglisau /

10. Geschichte der Neuzeit - S. 225

1883 - Freiburg : Herder
Die Revolution in sterreich. 225 recht und Volksbewaffnung gewhrt, ein verantwortliches Mini-sterium eingesetzt und eine stndische Verfassung versprochen. Auch in Wien war die Bevlkerung durch die Februar-Nevolutiou, hauptschlich jedoch durch die freiheitlichen Errungenschaften der Ungarn aufgeregt worden, und als am 13. der niedersterreichische Provinziallandtag in Wien erffnet wurde, sammelte sich vor dem Landhause" unweit der kaiserlichen Hosburg eine Volksmasse an, welche, von Stndenten auf-gereizt, die Stnde ntigte, in die Hofburg zu gehen und der kaiserlichen Regierung die Wnsche des Volkes vorzutragen. Die Antwort lautete stolz ablehnend; es kam zu einem Tumulte, eine Militrabteilung gab Feuer, aber der gute Kaiser Ferdinand befahl, da nicht ferner geschossen werde und machte die oben angegebenen Zugestndnisse. Es wurde eine Brgerwehr oder Volksbewaffnung und eine akademische Legion (aus Studenten und den sich ihnen anschlieenden Revolutio-ttreit von Profession aus verschiedenen Stnden bestehend) organisiert, und seitdem war es, als ob die Geister des Unverstands und der Toll-heit in der alten Kaiserstadt ihren Sitz genommen htten. Schon am 15. Mai erzwang ein neuer Volksaufstand, da die Verordnung, durch welche das Centralcornit der akademischen Legion und National-garbe war aufgehoben worden, zurckgenommen wurde, und dieses Co mit e, aus exaltierten Studenten und politischen Schwindlern bestehend, be-stand fort, beherrschte die Stadt und befahl den Ministern. Sie muten einen konstituieren den Reichstag einberufen, der durch das allgemeine Stimmrecht gewhlt wurde und nur aus einer Kammer bestehen durfte. Dem Kaiser wurde es in der revolutionren Stadt unheimlich, daher flchtete er am 17. Mai nach Innsbruck in das allzeit treue Tirol. Das war der Wiener Brgerschaft doch zu viel, die Stimmung schlug um, man wandte sich an die Minister, ver-sprach alles Gute und bat den Kaiser, er mge nach Wien zurckkehren. Die Minister stellten die Auflsung der akademischen Legion als Be-dingung und verffentlichten das Auflsungsdekret. Am 26. Mai aber wurden sie durch einen neuen Barrikaden aufstand gezwungen, das Auflsungsdekret zurckzunehmen, das Militr in die Kasernen zurck-zuschicken und die Einsetzung eines Sicherheitsausschusses, aus Studenten, Nationalgarden und Gemeinderten bestehend, zu gestatten. Am 12. August kehrte der Kaiser zurck, nachdem der Reichstag am 22. Juli erffnet worden war und man von ihm die Erhaltung der Ruhe hoffen durfte. Allein am 12. und 13. September gab es wieder Unruhen, und als am 6. Oktober ein Teil der Wiener Besatzung nach Ungarn abrcken sollte und sich ein Bataillon widersetzte, kam ihm die akademische Legion und die Nationalgarde zu Hilfe; das Militr unter Bumller, berblick, in. 3. Aufl. 15
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