Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines
Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in
Hannover entscheiden ließ.
Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In
das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner-
schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu-
friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu-
tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover
pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei
Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen.
Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht
mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera
aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden
des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr-
jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz
zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in
die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des
Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König
Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge-
schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre
1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden,
nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker
wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft
sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen
und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte
sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten
Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der
König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und
diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle
friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von
Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs.
Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz
ward.
Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm
von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt
gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und
uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han-
noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng
ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Iv Wilhelm Ernst August Georg_V. Hannovers Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Frankreich Landdrostei
Lüneburg Hamburg Langensalza Hannover
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ihn mit dem Tode bedrohte, steckte er ruhig seine linke Hand ins Feuer.
Solcher Heldenmuth bewog Porsenna zum Frieden.
ch §. 37. Kämpfe zwischen den Patriciern und Plebejern.
a* Als Rom von außen nicht mehr bedroht wnrde, entstand eine heftige
Spaltung zwischen den alten, vornehmen Geschlechtern (Patriciern) und
den geringeren, ärmeren Neubürgern (Plebejern). Die ersteren ver-
langten alle Priester- und Beamtenstellen, sowie die sämmtlichen im Kriege
gewonnenen Gemeindeländereien für sich; sie vertrieben die plebejischen
Pächter und ließen jene Ländereien durch Feldsklaven bearbeiten; sie
liehen den Kleinbürgern Gelder nur gegen übermäßige Zinsen (8—10°/o),
und wenn dieselben nicht bezahlen konnten, wurden sie mit Leib und Gut
Eigenthum ihrer Gläubiger. Um diesem Drucke zu entgehen, zogen die
Plebejer nach dem Iv2 St. entfernten heiligen Berge (494), um dort
eine neue Stadt zu gründen. Menenius, vom Senate abgesandt, bewog sie
durch die Fabel vom Magen und den Gliedern zur Rückkehr, nachdem
ihre Schuldenlast erleichtert und ihnen die Wahl von Volkstribunen
oder Schirmvögten bewilligt war. Diese waren unverletzlich, durften
gegen alle Beschlüsse der Konsuln und des Senats Einspruch erheben und
selbst die Aushebung zum Kriegsdiensteund die Besteuerung hindern. Ihnen
standen als Gehülfen 2 Ae di len zur Seite, welche namentlich die Auf-
sicht über den Marktverkehr batten. Später wurden noch 2 neue Beamte,
die Quästoren oder Verwalter der Kriegskassc, eingesetzt. Als einige
Jahre später eine Hungersnoth entstand, schlug der Senator Coriolan
vor, dem Volke nur unter der Bedingung Getreide aus den öffentlichen
Schatzhäusern zu liefern, daß cs auf die Tribunen verzichte. Er wurde
verbannt und führte nun rackedürstend ein feindliches Heer gegen Rom;
seiner Gemahlin und seiner Mutter gelang es jedoch, ihn zur Umkehr zu
bewegen.
b. 50 Jahre später forderten die Plebejer feste geschriebene Gesetze und
Antheil am Gemeindeland. Die Patricier gaben ihrem Drängen nach, ließen
die Gesetze entwerfen und auf 12 Kupfertafeln eingraben, wütheten aber bald
nachher mit Kerker, Bann und Henkerbeil gegen die Führer des Volks. Eine
Schändlichkeit des Richters App ins Claudius brachte den Zorn der Plebe-
jer zum Ausbruch. Er wollte die schöne Virginia zu seiner Sklavin machen;
als er sie aber in öffentlicher Gerichtssitzung dem Vater absprach, stieß dieser
ihr den Dolch ins Herz. Da zogen die Plebejer zum 2. Male auf den heiligen
Berg und die Patricier mußten abermals ihre Forderungen bewilligen. Bald
darauf setzten die Plebejer durch, daß beide Stände gültige Ehen mit einander
schließen konnten, bei denen die Kinder dem Stande des Vaters folgten. Statt
der Konsuln wurden etwa 100 I. lang von jedem Stande 3 oder 4 Militär-
tribunen (Kriegsoberste) gewählt. Einen Ersatz verschafften sich die Patricier
in dem Amte der beiden Censoren, welche die Verzeichnisse der Senatoren,
Ritter und Bürger und die Aufsicht über die Sitten führten.
1' §♦ 38. a. Die Gallier (390). Die Römer breiteten ihre
Macht durch glückliche Kriege gegen ihre Nachbarn immer weiter aus;
dagegen wurden sie von den Galliern unter Vrennus an der Allia völlig
^schlagen. Voller Schrecken verließen die Frauen und Kinder die Stadt,
j'o Greise erlitten auf dem Forum den Tod; die Männer aber verthei-
lten unter dem tapfern Manlius das Kapitol (Die heiligen Gänse),
^cach 7 Monaten zwang sie der Hunger, den Abzug der Gallier durch
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Porsenna Coriolan Claudius
424
geblasen, aufgedunsen, aufmutzen (etwas Uebles auffällig machen). —
Aus: Ausbund (die für den Kunden herausgebundene Ware), ausge-
lassen, aushecken, aushunzen, ausmerzen d. i. im März ausscheiden, aus-
reuten oder ausroden, ausrotten, auswendig (außer den Wänden), Aus-
schlag. — Außen und außer: Außenseite, außerhalb (an der äußeren
Halbe od. Seite), sich äußern. — Bei: Beifall, Beilage, beiläufig, Bei-
spiel (8p6l früher die Rede, Erzählung), Beileid. — Fort: fortsetzen,
fortfahren. — Für (früher — vor, z. B. Fürsicht): fürbaß (weiter;
daß — besser), Fürwitz, Fürwort. — Heim (nach dem Hause): Heim-
weh, heimtückisch. — Her und hin: Hergang, Hingang, Hinblick, her-
sagen, herrechnen. — Hinter: Hintergrund, Hinterhalt, Hinterlist, hin-
tergehen. — In und ein: Einband, Einsicht, Einspruch, Eintrag, ein-
heimisch; Inbrunst (Brunst — verzehrendes Feuer), Ingrimm, inwen-
dig, Jnsiegel (eingedrücktes Siegel). — Mit: Mitbruder, Mitgift,
Mitleid. — Nach: nachlaufen, nachdenken, nachgrübeln, nachbilden,
Nachlese, Nachtrag, Nachtheil, Nachtrab, Nachsicht, nachhaltig. —
Neben: Nebenmensch, Nebenbuhler (buhlen — sich um Gunst bewer-
den), Nebensache. — Nieder: Niederland, Niederlage, niederdeutsch. —
Ob, ober: Obdach, Obmann (Schiedsrichter), Obacht, Obhut, obliegen,
obsiegen; Oberfläche, oberflächlich, Oberhaupt, oberhalb, oberschlächtig
(Mühle, bei der das Wasser oben gegen das Rad schlägt). — Unter:
unterschlächtig, Unterwelt, Unterthan (nntergethan), unterbrechen, unter-
binden (z. B. eine Ader), sich unterziehen, sich unterfangen, unterstehen
oder unterwinden, unterjochen (unter das Joch bringen), sich unterreden,
unterrichten (unter hier= zwischen; durch Wechselrede richten), Unter-
schleif (v. schliefen = schleichen, betrügen um), untersetzt (Körperbau).
— Ueber (oberhalb, mehr als, zu viel): überdenken (die Gedanken dar-
überhin gehen lassen), überessen, überfließen, Ueberfluß, überführen
(über etwas führen, dadurch den Beweis bringen), übersetzen (er über-
setzt, er setzt über), sich übergeben (sich dem Feinde, die Speise über die
Zunge zurückg.), überflügeln, übersättigen, überwintern, Uebermuth,
Ueberdruß, Ueberschlag, überschwänglich (v. schwingen), sich übernehmen,
sich überschlagen, überein, überhand, (über Hals und Kopf). — Um: Um-
zug, Umschwung, umarmen, umringen, umgarnen, umzingeln (Zingel
^ Kreis, kreisf. Mauer), umfrieden (Friedhof), Umgang, Umschweif,
Umsicht, umsonst (sonst = plattd. sus, süs, sonst d. i. so, andernfalls).
— Wider (— gegen; eine untrennbare Vorsilbe), Widerwille, Wider-
stand, Widerspruch, widerspänstig (nicht v. spannen, sondern v. d. alten
Span — Milch, Verlockung; also der Verlockung, der Aufforderung ent-
gegen), Widerchrist,Widerspiel, Widerruf, widersinnig, erwidern, anwidern,
widrig. — Wieder (nochmals, zurück): Wiederkunft, Wiedertäufer,
wiedergeben, wiederhallen, Wiederhall. — Zwischen (v. zwi — zwei:
zwiefach, Zwiespalt, Zwitter, Zwist, Zwirn): Zwischenspiel, Zwischen-
zeit, Zwischenglied, inzwischen, dazwischen.
§.169. -j-b. Wortbildung durch Ableitung (Vor-und Nachsilben).
1. Die Vorsilben de, ent, er, ge, Un, ur, miß, ver, zer haben
eine ähnliche Bedeutung wie die Formwörter, die mit Begriff-wörtern
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
20
Erstes Buch. Zweiter Abschnitt.
Bremen, ein geborner Graf von Stade, durch Wiederaufrichtung derselben
sein priesterliches Ansehen zu verbreiten sich bestrebte. Daß aber der Erz-
bischof auch die neuen Bisthümer besetze, glaubte Heinrich nicht zugeben zu
dürfen. Weil seine Vorfahren jene Lande unterjocht hatten, weil sie durch
das Blut seiner Vasallen erworben waren, verlangte er nicht ohne Grund,
daß nur ihm die Ernennung dortiger Bischöfe zustehe. Eine solche Forde-
rung war allerdings unerhört, und ähnliche Schritte hatten einst den Sturz
von Kaiser Heinrich Iv. durch den Hof zu Rom veranlaßt. Was aber
jener Salier nicht ohne sein Verderben hatte wagen dürfen, war dem jun-
gen Welfen unbenommen, und Erzbischof Hartwig durfte seinen bittern
Haß nicht laut werden lassen, als der fromme Vicelin vom Herzoge in
Lüneburg zum Bischöfe über Oldenburg ernannt wurde.
Nachdem er feine Herrschaft im Norden befestigt sah, sann Heinrich
der Löwe ernster darauf, das verlorene Baiern wieder zu gewinnen. Schon
hatte der noch vor dem Kaiser aus dem Orient zurückgekehrte Welf Vi. die
Fehde gegen die Hauser Oestreich und Staufen daselbst wieder begonnen.
Da brach auch Herzog Heinrich von Lüneburg auf, nachdem er das Land
dem Schutze seines Freundes Adolph von Holstein anbefohlen, und trat,
unterstützt von seinem Schwiegervater, Konrad von Zahringen, gegen Hein-
rich Jasomirgott in die Schranken. Mit dem höchsten Unwillen sah der
inzwischen heimgekehrte Kaiser die Erneuerung des alten Streites; als sein
Gebot den Welfen nicht schreckte, zog ec in Eile auf Goslar, um, in Ver-
bindung mit Markgraf Albcecht von Brandenburg, die sächsischen Lande zu
besetzen. Rasch eilte Heinrich nach seinem Sachsen zurück, und so gewich-
tig galt seine Gegenwart den Freunden und Feinden, daß der vor Braun-
schweig gelagerte Kaiser die Stadt nicht anzugreifen wagte, seit er den Löwen
in ihr wußte sondern sich nach Schwaben zurückbegab, wo er 1152 en-
dete.
Ihm folgte in der Regierung des Reiches sein Neffe, der schöne, rit-
terlich kühne, für alles Hohe begeisterte Friedrich I. Nicht ohne Grund
hoffte man durch ihn, dessen Mutter, Judith, eine Schwester Heinrichs des
Stolzen war, die endliche Beilegung des Haders zwischen Welfen und
Staufen (Ghibellinen). Daß >er dem welsischen Vetter nicht gram sei, zeigte
sein Spruch, der demselben die erledigte Grafschaft Winzenburg, trotz der
Einreden von Markgraf Albrecht, zuerkannte. Jetzt sollte auf einem Tage
zu Goslar über den Besitz von Baiern erkannt werden, wo, als Heinrich
Jasomirgott nicht erschien, 1154 Heinrich der Löwe mit dem seinem Va-
ter entzogenen Heczogthume belehnt wurde. Es war nicht Ländersucht,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Hartwig Heinrich
der_Löwe Heinrich Welf_Vi Hauser_Oestreich Heinrich_von_Lüneburg Heinrich Adolph_von_Holstein Konrad_von_Zahringen Konrad Albcecht_von_Brandenburg Heinrich Heinrich Friedrich_I. Judith Heinrichs Heinrichs Albrecht Albrecht Heinrich
Jasomirgott Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich
Erstes Kapitel.
85
Männern der Auftrag zu Theil, die verfallene Kirchendisciplin auf die ur-
sprüngliche Reinheit zurückzuführen. Diesem Geschäfte unterzogen sich für
Niederfachsen Rembert von Wittenburg und Johann von Nordheim.
Ueberall fanden sie den lebhaftesten Widerspruch von Seiten der Kloster-
leute, welche sich ihres behaglichen Lebens und der gewohnten Genüsse nicht
begeben wollten, und es bedurfte der entschiedenen Mitwirkung der weltli-
chen Macht, um die Widerfpanstigen zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Vor-
nehmlich wurde diese Reformation vom Kloster Bursfelde aus betrieben,
seitdem Johann von Nordheim zum Abte desselben erkoren war. Nur
durch den Schutz, dessen sich die Verbesserer der Kirchenzucht bei den Her-
zogen Otto Cocles von Göttingen und Otto von Lüneburg zu erfreuen
hatten, konnte diese in beiden Fürstenthümern Eingang finden. Für die
calenbergifchen Klöster arbeitete Johann Busch, Abt von Sulta zu Hildes-
heim, unter Mitwirkung von Herzog Wilhelm dem Aeltern. Aber selbst
des Fürsten Ansehen war nicht ausreichend, die Nonnen von Wennigsen
und Marienfee zum Gehorsam zu zwingen, es bedurfte mitunter der Auf-
stellung einer bewaffneten Macht gegen die hartnäckigen Schwestern, um sie
zur treuen Erfüllung ihrer Ordensgelübde zurückzuführen.
Durch die solchergestalt eingeführte Reformation der Klöster war in-
dessen den gerechten Klagen des Volkes über die Geistlichkeit nur theilweise
abgeholfen. Der Keim des Verderbens blieb in den gehäuften Reichthü-
mern und dem nothwendig hieraus sich ergebenden Streben nach Genuß
und einem unleidlichen Hochmuthe. Die Töchter und nachgebornen Söhne
des Adels drängten sich in den geistlichen Stand, nicht etwa, um ein abge-
schlossenes Leben in Selbstbeschauung zu führen, sondern um sich einer
bequemen Geselligkeit zu überlassen. Deßhalb waren die Gotteshäuser über-
füllt mit Brüdern und Schwestern, die sich von dem Schweiße des Land-
manns nährten. Es konnte der Geistlichkeit freilich nicht entgehen, daß ihr
Ansehn beim Volke geschwächt, ihr Einstuß mächtig untergraben war. Aber
das einzige Mittel, die verlorne Stellung durch ein kirchliches, wahrhaft
frommes Leben wiederzugewinnen, erforderte eine Aufopferung ihrer Ergötz-
lichkeiten, deren sie nicht fähig war. Durch prächtige Processionen und ei-
nen glänzenden Kirchendienst glaubte sie die Gemüther an sich zu fesseln,
und vergaß, wie sichtbar, trotz des Prunkgewandes, ihre Blöße Jedermann
vor Augen lag. Kam nun dazu, daß durch die Erfindung der Buchdrucker-
kunst eine frische geistige Richtung das Volk erfaßte, daß mit den erwachten
Wissenschaften eine richtige Beurtheilung des augenblicklichen Zustandes
nicht fehlen konnte, und die Verworfenheit einzelner Vorsteher der Christen-
heit überall gerechte Rüge fand, so konnte nicht fehlen, daß ein Zeitpunkt
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann_von_Nordheim Johann Otto Otto_von_Lüneburg Otto Johann_Busch Johann von_Sulta Wilhelm
86
Erstes Buch. Fünfter Abschnitt.
herbeigesührt wurde, in welchem das lange in grober Täuschung befangen
gehaltene Volk sich den Schleier von den Augen zog. So waren die kirch-
lichen Verhältnisse in Deutschland, als Martin Luther in Wittenberg zuerst
gegen den schnöden Handel mit Ablaßbriefen eiferte, welchen der Kurfürst
von Mainz durch den Dominicaner Tetzel in Sachsen betreiben ließ. Die
Worte des Augustinermönchs, welcher mit glühendem Eifer die Verderbt-
heit der Kirchendiener schalt, und auf die Nothwendigkeit einer durchgrei-
fenden Verbesserung der Kirchenzucht hinwies, fanden den allgemeinsten
Beifall; man lernte bald einfehen, wie verschieden von den Satzungen der
Papste die Gebote und Verheißungen der heiligen Schrift lauteten.
Herzog Ernst von Lüneburg hatte aus reinster Ueberzeugung sich der
Lehre Luthers ergeben, und schon 1523 versuchte er, der Reformation in
seinem Fürstenthume, namentlich in der Residenz Celle, Eingang zu ver-
schaffen. Obwohl nun Ernst in diesen Bemühungen weit entfernt war,
durch andere Mittel, als die der Ueberzeugung, auf seine Unterthanen zu
wirken, fand er doch namentlich bei der Klostergeistlichkeit in Celle einen
erbitterten Widerstand; sie war es, die auch Heinrich den Mittlern bewog,
sich noch ein Mal in sein Land zurückzubegeben, um die Bestrebungen des
Sohnes zu vereiteln. Trotz dessen wurde von dem auf dem Landtage zu
Scharnebeck versammelten Standen am Gründonnerstage 1527 der Be-
schluß gefaßt, der Reformation Eingang zu verschaffen. Seitdem wurde
ein Kloster nach dem andern von den bisherigen Bewohnern geräumt; er-
fahrene Männer wurden der Verwaltung der klösterlichen Güter vorgefetzt;
der Widerstand, welcher diesen Neuerungen von Seiten einiger Orden ge-
boten wurde, konnte den Gang der großen Umwandlung nicht hemmen.
Endlich mußte auch der Rath von Lüneburg dem Verlangen seiner evan-
gelisch gesinnten Bürgerschaft sich fügen, und Kirche auf Kirche zur Ver-
kündigung der lutherischen Lehre einraumen.
Auf dem 1530 gehaltenen Reichstage zu Augsburg, woselbst die
evangelischen Stande ihr Glaubensbekenntniß öffentlich ablegten, erschien
auch Herzog Ernst, welcher noch in dem nämlichen Jahre sich in Schmal-
kalden mit einigen gleichgesinnten Fürsten zur männlichen Vertheidigung
der von ihnen ergriffenen Wahrheit und zum Schirm ihrer landesherrli-
chen Rechte gegen die drohende Gewalt des Kaisers verband. In Augs-
burg hatte der Herzog den Prediger Urbanus Regius kennen und lieben
gelernt, und denselben vermocht, ihm nach seinen Landen zu folgen. Hier
begann der fromme Mann, welcher zum Hofprediger in Celle und zum
Generalsuperintendenten des Fürstenthums Lüneburg ernannt war, in Ver-
bindung mit seinem fürstlichen Freunde das planmäßig betriebene Werk der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Ernst_von_Lüneburg Ernst Ernst Heinrich Heinrich Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wittenberg Mainz Sachsen Celle Celle Scharnebeck Celle Fürstenthums_Lüneburg
Erstes Kapitel.
129
Kriegslust und Habsucht nicht nur benachbarter Dynasten, sondern auch
seiner eigenen trotzigen Vasallen zu ringen, obwohl zu keiner Zeit in die-
sem Theile von Westphalcn häufigere Schenkungen zu Gunsten von Klö-
stern erfolgten. Nachdem Bischof Arnold, Graf von Altena, 1191 auf ei-
ner Kreuzfahrt vor Accon seinen Tod gefunden hatte, und die zwiespältige
Kaiserwahl Philipps von Staufen und des Welfen Otto das Reich er-
schütterte, litt auch das Bisthum durch die Doppelwahl eines Vorstehers
desselben. Bischof Bruno sah sich seines hohen Amtes entsetzt, weil er der
Theilnahme an dem 1225 bei Schwelm erfolgten Morde des Erzbischofs
von Cöln verdächtig galt. Damals verkaufte Graf Otto von Teklenburg
den Bürgern von Osnabrück seine über diese Stadt ihm zustehende Voig-
teigerechtigkeit. Seitdem wuchs das Ansehn der Stadt und damit zugleich
das Verlangen der Bürgerschaft, ihre Freiheiten gegen die Eingriffe des
Domkapitels, ihren Handel gegen die räuberischen Anfalle umwohnender
Großen zu schützen. Ihr Bund mit den Städten Soest, Dortmund und
Münster, dann ein gleichartiges Streben von Kaiser Rudolph I. für das
Reich, erleichterte ihr den Kampf mit der Ritterschaft. Mehr als ein Mal
wurden die Städter durch den kriegerifchen Sinn ihrer Bischöfe genöthigt,
sich in's Schlachtgewühl zu stürzen. So als Ludwig den Grafen Simon
von der Lippe bekämpfte und gefangen nahm. Erst 1305, nachdem er
6 Jahre im Bucksthurme geschmachtet hatte, erhielt der Graf feine Frei-
heit wieder. Aber schon 4 Jahre darauf erglühte der Kampf von Neuem,
und in der Schlacht auf dem Hallerfelde, wo Bischof Ludwig kämpfend
siel, errangen Ritter und Bürger des Hochstifts einen glanzenden Sieg.'
Durch Fehden diefer Art nahm der Wohlstand des Bisthums beträchtlich
ab; Bischof Johann Ii. sah sich gezwungen, seine besten Schlösser und
Aemtec zu versetzen und in dem Grafen Dietrich von der Mark einen
Administrator des Stifts zu ernennen. Aber dieser siel in dem Kampfe
bei Holthausen in die Gewalt des Bischofs von Minden. Melchior, Her-
zog von Grubenhagen, der Nachfolger Johanns Ii., wurde 1363 bei Vad-
bergen von dem Grafen von Hoya geschlagen und ergriffen, und in Folge
dessen Graf Dietrich noch ein Mal zum Coadjutor des Stifts erkoren.
Kaum war durch ihn der Bischof seiner Haft erledigt, als zwifchen beiden
Männern ein ärgerlicher Zwiespalt ausbrach, den der Graf von Teklen-
burg so glücklich zu benutzen verstand, daß er den größeren Theil des Bis-
thums in seine Hände brachte. Die verlorenen Güter wieder zu erwerben,
bedurfte es ungewöhnlicher Anstrengungen; dennoch weigerte sich das
Domkapitel, einen Theil der Lasten auf sich zu nehmen, welche die Rüstun-
gen der Stadt mit sich brachten. Dadurch wurde die Stimmung zwischen
9
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Arnold Philipps Philipps Otto Bruno Graf_Otto_von_Teklenburg Otto Bürgern_von_Osnabrück Rudolph_I. Ludwig Ludwig Simon Ludwig Ludwig Johann_Ii Johann Melchior Johanns Johanns
Extrahierte Ortsnamen: Altena Staufen Schwelm Dortmund Holthausen Minden
Drittes Kapitel.
181
Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die
Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be-
wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an
der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion,
eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in
englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde
Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur-
fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man
glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese
Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein-
den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man-
cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die
Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der
günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein
Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein
Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai-
ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen
Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in
Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben.
Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth
den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich
auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For-
derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die
Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen
Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die
von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi-
schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein
solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den
Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden
auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig
das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor-
stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der
neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden.
Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter
schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine
Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich
an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern
sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem
Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-
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Extrahierte Personennamen: Tolstoy Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cleve Baireuth Oestreich Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Lauenburg Lauenburg Hannover Englands England Neufschatel Hannover Hannover Berlin Deutschland Paris
Sechstes Kapitel.
145
ren verfallen, und zahllose Wüstungen zeigten die Statten an, wo einst
wohlhabende Dörfer gestanden hatten. Der Glanz und das Leben des gc-
sammten Landes schien sich in die fürstlichen Residenzen geflüchtet zu haben.
Die Kraft des städtischen Raths war gebrochen, der Adel hatte feiner frü-
heren Unabhängigkeit vergessen, und buhlte um die Gunst, unter die Hof-
dienerfchaft ausgenommen zu werden, oder nahm den Kriegssold der Für-
sten, um seiner noch nicht erloschenen Neigung zu Kämpfen zu genügen. Voll
tiefen Verdrusses gewahrte er, wie Fremdlinge am Hofe seines Fürsten sich
der höchsten Gunst zu erfreuen hatten. Aber zum männlichen Widerstreben
fühlte er sich zu schwach, und ohne Widerspruch bewilligte er dem Landes-
herrn das Recht zur Erhebung von Abgaben ungewöhnlicher Art. Die
Zahl der bei der Regierung angestellten Männer war fortdauernd im Zu-
nehmen begriffen; die Landstande verloren einen Theil ihrer früheren Be-
deutung. Die rechtserfahrenen Doctoren wurden mit dem Adel vettaufcht,
der mehr als zuvor sich dem Studium der Staatswissenfchaften unterzog.
Unverkennbar zeichnete sich der hannoversche Hof durch Bildung und
Wohlstand aus. Die Sitten verfeinerten sich im gleichen Grade, als die
Vergnügungen gesuchter und damit kostspieliger wurden. Die Kurwürde
schien zu erheischen, daß man hinter den Höfen von Berlin rmd Dresden
nicht zurückstehe. Der Bau von Herrenhaufen, welcher von Quirini gelei-
tet wurde, erheischte bedeutende Ausgaben, die unglaublich gemehrte Die-
nerschaft, die Besoldung des beträchtlichen Heeres, an dessen Spitze wir
jetzt bereits einen Feldmarschall erblicken, lag schwer auf den fürstlichen
Casscn, die überdies durch reiche Gnadengeschenke an französische und ita-
lienische Günstlinge in Anspruch genommen wurden. Noch verderblicher
wirkten die wiederholten Reisen von Ernst August und Georg Ludwig nach
Italien; nur in Rom oder Venedig glaubte man die Zeit des Fasching
verleben zu können. Dort entfaltete man den ganzen Glanz eines deut-
schen Reichsfürsten. Trotz dieser außerordentlichen Ausgaben wurden unter
Ernst August die calenbergischen Fürstenthümer an Wohlstand gehoben; es
war dieses eine Folge der strengeren Verwaltung des Regenten; von der
andern Seite waren die Hülfsgelder, welche der Kurfürst von England,
Venedig und den Staaten für Ueberlassung seiner Söldner bezog, von der
höchsten Bedeutung. Außer den Lustbarkeiten des Carnevals hatte das
Theater besonders den Kurfürsten zu seinen dem Lande so nachtheiligen
Reisen nach Italien bewogen. Deshalb wurde, auf Betrieb der Minister,
eine Oper zu Hannover errichtet, deren Kosten ausschließlich der Fürst
trug.
Wie in Hannover, so wurden am Hofe der Herzöge von Braun-
19
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Extrahierte Personennamen: Quirini Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Dresden Italien Rom England Venedig Italien Hannover
I ' b ' «
54
- Ihr. auch gewöhnlich die treuesten Anhänger die-
ser Monarchie. Nur einmahl empörten sie
sich gegen dieselbe, durch die Gewaltthätig-
keiten, Habsucht und Despotismus der Per-
sischen Satrapen dazu getrieben. Sidon stell-
te sich an die Spitze, und erschöpfte alle Kräf-
te, um sich zu vertheidigen. Man legte Ma-
gazine an, brachte einen großen Waffenvor-
rath zusammen, nahm Söldner in Dienste,
schloß ein Bundniß mit den Ägyptern, und
gieng im Enthusiasmus so weit, daß man al-
le Schiffe, über 100, große und kleine,
verbrannte, um jedem Einwohner die Gele-
genheit, sich der gemeinschaftlichen Verthei-
digung zu entziehen, abzuschneiden. Leider
wurden sie aber von ihrem eigenen Könige,
Tennes, den in der Folge ein gerechtes Schick-
saltrift, verrathen. Dem Könige der Per-
ser Artarerres Ochus in die Hände gespielt
und rettungslos verloren, entschließen sie sich,
sich mit.weib und Kind sammt Hab und Guth
zu verbrennen. Man gibt die Zahl der um-
gekommenen Menschen, die Sklaven mitge-
rechnet, auf go,000 an.
Unter der Weltveränderung, die durch
die Dynastie der Mazedonier hervorgebracht
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