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1. Lehrbuch der Geographie - S. 787

1867 - Münster : Theissing
787 Besondere Geographie von Amerika. Anstand und die feine Sitte im Verkehre mit Andern, die Ausbrüche des wildesten Zorns, der rohesten Volkswuth, einer gefährlichen Volksjustiz, wovon die s. g. Lynchgerichte Beweist liefern, werden mit der Liebe zur Freiheit und Ungebundenheit erklärt und entschuldigt. Unter dem Jagen nach Gewinn und unter der Maske der Freiheit treten Erscheinungen zu Tage, die wir in Deutsch- land glücklicher Weise nicht kennen. In den Vereinigten Staaten hat jede kirchliche Gesellschaft freie Reli- gionsübung; eine Staatsreligion gibt es nicht. Die Priester werden von ihren Gemeinden besoldet, denn nach deni Staatsgesetz darf die Kirche kein Eigen- thum haben. Durch solche Anordnung wird das Sectenwesen begünstigt; neben dem entschiedensten Unglauben und religiösem Jndifferentismus machen sich Fanatismus und Schwärmerei geltend, die Religion muß sogar als lohnender Erwerbszweig dienen. Daher gibt es denn guch eine große Menge Secten im Lande. Unter anderen unterscheidet man 10 verschiedene Secten Baptisten, als regelrechte Baptisten, Antimissions-Baptisten, Baptisten vom siebten Tage, Baptisten von den sechs Principien, die Uferbrüder, die Weinbrennerianer rc., 9 Sekten Methodisten, 13 Presbyterianer rc. Die römisch-katholische Kirche gelangt zu immer größerem Ansehen und Einfluß. Die Zahl der Katholiken beträgt gegenwärtig zwischen 4 und 5 Mill. Seelen. Im Jahre 1866 waren vom 7. bis 21. Oct. 7 Erzbischöfe und 40 Bischöfe nebst vielen Priestern der Vereinigten Staaten zu einem National-Concil versammelt. Das Concil hat um Erection von 14 neuen Bischofssitzen gebeten, weil die vorhandenen für die Bedürfnisse nicht ausreichen. Der Mangel an katholischen Priestern und Dienern des göttlichen Wortes ist sehr drückend, obwohl außerdem eine zahlreiche Menge männlicher und weiblicher Orden in jeder Weise für die Ehre Gottes und das Heil der Menschen in Werken der Liebe thätig ist. Im Jahre 1790, wo das erste Bisthum in Baltimore gegründet wurde, hatte die katholische Kirche nicht mehr als 30,000 Bekenner. Wie von den India- nern, so ist auch von den Negern ein großer Theil bereits zum Christenthume bekehrt, wenngleich die Sklavenhalter früher aus Eigennutz der Verbreitung des Christenthums entgegenarbeiteten. — Der Sinn für Kunst und Wis- senschaft, der in Amerika überhaupt so gering, hebt sich in den Vereinigten Staaten allmälig, wiewohl auch hier das Geschäftsleben fast die ganze Auf- merksamkeit in Anspruch nimmt und der Scharfsinn vorzugsweise auf die Mittel, zu erwerben und reich zu werden, verwendet. Der Volksunterricht ist schon gut; für die Schule wird ein Theil der Staatsländereien bestimmt, welche einen Schulfonds bilden; der Unterricht in den Elementarschulen ist frei. Die Presse hat eine ungeheure Gewalt, da sie gänzlich frei ist und fleißig benutzt wird. Die Bewohner der Freistaaten reden und schreiben vorherrschend die englische Sprache, doch sind auch die deutsche und die französische im Gebrauche; viele der in der Union erscheinenden Zeitungen und andere perio- dische Schriften sind in deutscher Sprache geschrieben. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Land-, und in den 50*

2. Lehrbuch der Geographie - S. 788

1867 - Münster : Theissing
788 Vierter Abschnitt. südlichen Staaten die Plantagenwirthschaft; daneben blühen Gewerbe und Fabriken. Im Handel nach Außen stehen die Vereinigten Staaten nur England, aber kaum Frankreich nach. Im Jahre 1860 zählte die Handels- marine an 51/2 Mill. Tonnen. Durch den Krieg war dieselbe zwar sehr herabgesunken, hebt sich aber gegenwärtig wieder außerordentlich. Der Ver- kehr im Innern wird durch Eisenbahnen, Kanäle, schiffbare Flüsse und Kunst- straßen sehr geförvert. Der große Reichthum an Steinkohlen begünstigt ins- besondere die Dampfverbindungen. Haupthandelsplätze sind New-Uork, Boston, Philadelphia, Baltimore, New-Orleans und San Francisko in Ka- lifornien. Wichtige Kanäle sind u. a. der Erie-Kanal zwischenerie und Hudson, 78m. lang; der Cheasepeak-Ohio-Kanal, 72 M. lang; der Pennsyl- vanische Kanal zwischen Delaware und Ohio, der Miami-Kanal zwischen Erie und Ohio, 52 M. lang u. v. a. — Auf allen Flüssen und Kanälen gehen viele Dampfschiffe, um Menschen und Waaren schnell fortzutragen, und wo sie fehlen, da treten Eisenbahnen oder gute Chausseen ein. Eisenbah- nen durchschneiden die Union nach allen Richtungen in einer Länge, welche im Jahre 1864 bereits 7468 deutsche Meilen betrug, so daß alle wichtigen Punkte durch Verbindungsstraßen einander nahe gerückt sind. Der Unter- nehmungsgeist bebt selbst vor dem Schwierigsten nicht zurück, wenn es Aus- beute verspricht. Die Haupthandelsstaaten sind New-Uork, Louisiana und Massachusetts; Hauptsitze der Industrie: Massachusetts, Rhodos-Island, Connecticut, New-Nork, New-Jersey, Delaware, Pennsylvanien, Maryland und Ohio. Die Rord-Amerikauer zeichnen sich durch Erfindungsgeist und zweck- mäßige Einrichtung ihrer Werkzeuge aus. Weltstellung. Die Vereinigten Staaten haben die Bedingungen einer außerordentlichen Entwickelung in sich: Fruchtbaren Boden, ein gemä- ßigtes Klima, wasserreiche Flüsse, gute Häfen, großen Reichthum an Mine- ralien, besonders Eisen und Kohlen. Hieraus ist es erklärlich, wie sie in verhältnißmäßig so kurzer Zeit zu so außerordentlicher Bedeutung haben ge- langen können. Nicht bloß haben sie sich zu dem mächtigsten, entwickeltsten, reichsten und bevölkertsten Staate des Erdtheils erhoben, sondern sie nehmen bereits unter den ersten Staaten der Welt eine bedeutsame Stellung ein und ihre Lage an den beiden Oceanen sichern ihnen unter den seefahrenden und handeltreibenden Völkern eine der vorzüglichsten Stellen. Das Gebiet dieses Freistaates dehnt sich immer weiter aus, immer mehr pflauzt sich mit der Einwanderung die Civilisation von Osten nach Westen fort. Die Einwande- rung vermehrt sich von Jahr zu Jahr. Fleißige Europäer, besonders auch Deutsche, suchen hier ein neues Vaterland. Wälder werden in fruchtbares Ackerland umgeschafsen und überall erstehen Dörfer und Städte, deren Namen an das Vaterland erinnern. Staatsverfaffung. Die gesammten Vereinigten Staaten bilden einen Bundesstaat, der aus Staaten, Gebieten und Distrikten besteht, die eine gemeinschaftliche Verfassung haben, während jeder einzelne Theil wieder seine

3. Lehrbuch der Geographie - S. 790

1867 - Münster : Theissing
790 Vierter Abschnitt. Man rechnet schon gegen 1631/2 Mill. Acres angebauten Landes, den Acre zu 1,58 preuß. Morgen. Münze: Der Dollar-100 Cents —1 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf. preuß. Der Cours des Papiergeldes ist sehr schwankend und war u. a. während des Krieges 1864 so herabgedrückt, daß für 100 Doll. Gold-254 D. in Papier gezahlt werden mußten. Die Maaße sind meistens die englischen. Geschichtliches. Im Jahre 1585 stiftete der Engländer Sir Walther Ra- leigh an der Ostküste von Nord-Amerika eine Colonie, die er zu Ehren seiner Kö- nigin, der s. g. jungfräulichen Elisabeth, Virginien nannte. Die Colonie hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und war dem Untergange nahe. Die Auf- merksamkeit, welche Jakob I. ihr zuwandte, und Auswanderungen, welche durch die religiösen Wirren in Europa veranlaßt wurden, führten der Colonie bedeutsame Kräfte zu; doch erhielt dieselbe erst Festigkeit, als der englische Quäker William Penn sein sehr bedeutendes Vermögen dazu verwendete, Land anzukaufen, dasselbe urbar zu machen und darauf dann allen Verfolgten ein Asyl zu eröffnen. So ent- stand (1681) Pennsylvanien, welches durch Ackerbau und Handel, unterstützt durch weise Gesetzgebung, bald emporblühte. Die unterdeß an dem von dem Engländer Hudson entdeckten Flusse Hudson und auf der vor diesem Flusse liegenden Insel Lang-Island bereits entstandenen holländischen, und die am Delaware gegrün- deten schwedischen Colonien wurden von den Engländern nach mehrjährigem Kampfe wieder zerstört. Lord Baltimore ward der Gründer des Staates Mary- land, benannt nach der Gemahlin Carls Ii. von England, und in ähnlicher Weise bildete sich aus Deutschen, Engländern, Holländern, Schweden, Schweizern und Franzosen, welche bürgerliche und religiöse Freiheit suchten, allmälig eine Reihe von Staaten unter dem Schutze und der Oberhoheit Englands. Es dauerte jedoch nicht lange, so wurde diese Oberhoheit drückend und unangenehm erfunden und die ausgeschriebenen Steuern erschienen als eine Last, deren man sich entledigen möchte. Als nun 1774 eine neue Steuer auf Thee gelegt werden sollte, brach zu Boston ein längst vorbereiteter Aufstand los; drei mit Thee beladene Schiffe wurden in's Meer versenkt. Ein zu Philadelphia gehaltener Congreß beschloß, alle Handelsverbindun- gen abzubrechen. So entspann sich der Unabhängigkeitskrieg der englischen Colonien in Nord-Amerika. 1776 erklärten die 13 Provinzen New-Hampshire, Massachusetts, Rhode-Jsland, Connecticut, New-Dork, New-Jerfey, Pennsylvanien, Maryland, De. laware, Virginien, Nord- und Süd-Carolina und Georgien sich als eine verbundene Republik unter dem Namen der Bereinigten Staaten unabhängig vom Mutterlande; nach achtjährigem Kampfe, in welchem Washington, der Sohn eines Pflanzers aus Virginien, geb. 1733, die Truppen Englands wiederholt besiegte (u. a. bei Sara- toga 1777) wurde im Frieden zu Paris 1783 die Unabhängigkeit der Freistaaten anerkannt. Die frei gewordenen Provinzen behielten als besondere Staaten ihre eigenen Verfassungen, schloffen aber zugleich (1787) unter sich einen Unionsvertrag, nach welchem einem General-Congresse die Besorgung der gemeinsamen Angelegen- heiten übertragen wurde. An die Spitze sollte ein Präsident treten, und zum ersten Präsidenten wurde Washington gewählt, und nach deffen Namen die in der Mitte der Staaten erbaute Bundesstadt benannt. Durch gute Ordnung des Finanzwesens, Beruhigung und Civilisirung der wilden Ureinwohner, Förderung der Einwande- rung, des Ackerbaues, des Handels wurde die Macht der Union unerwartet schnell gehoben, zu deren Befestigung und Erweiterung seither sogar alle äußern und innern Zerwürfniffe beigetragen haben. In großer Gefahr befand sich dieselbe, als der

4. Lehrbuch der Geographie - S. 205

1867 - Münster : Theissing
205 Besondere Geographie von Europa. häufig vorkommenden feilen und feigen Meuchelmorde, übertriebene Bettelei und Unreinlichkeit in den niedern Klassen;" manche Reisende wissen vom Schmutz in Italien, von dem dummen, abergläubischen, trägen, verschmitzten Volke, von betrügerischen Wirthen, prellenden Lohnkutschern und bösem Raub- gesindel gar vieles zu erzählen. Einzelnes mag wahr sein, Vieles ist es nicht; Tausende reiseten in Italien, die von dem Alle nicht mehr erfahren haben, als in Deutschland und der Schweiz; von vornehmen Reisenden su- chen eben alle Nutzen zu ziehen. Die von einer durch England und Frank- reich, welche sich in Italien bekämpfen, geschaffenen politischen Partei in den letzten 20 Jahren mit allen, auch den schlechtesten Mitteln, verfolgte Aufreizung des Volkes hat die Leidenschaften zwar in hohem Maaße geweckt und znm sittlichen Verderbniß des Volkes viel beigetragen, doch darf man hoffen, daß dieses begabte Volk sich wieder aufrichten werde, so- bald die Wühlereien aufgehört haben und der gesunde Sinn desselben wieder zur Herrschaft kommt. Der Vornehme ist freundlich, herablassend und wohl- wollend gegen Niedere, diese sind höflich und anständig ohne Kriecherei. Eine Menge der vortrefflichsten Wohlthätigkeitsanstalten beweiset den edlen, men- schenfreundlichen Sinn, welcher dem Italiener innewohnt. Er liebt seine Religion, doch ist er duldsam gegen Andersgläubige, er offenbart einen kind- lichen Glauben, doch ist er nicht abergläubisch zu nennen, so bezeugen selbst Protestanten, nachdem sie sich genau mit den Verhältnissen bekannt gemacht haben, und nicht nach Erscheinungen urtheilen, die ihrem Verständnisse fern liegen *). — Die Lebensweise der Italiener ist im Ganzen einfach. Die Polenta, ein Breikuchen von Maismehl mit Käse und Butter, vertritt die Stelle des Frühstücks; Eis ist in der Sommerhitze ein beliebtes Getränk. Der gewöhnliche Mann begnügt sich oft Tage lang mit Obst. Auch Woh- nung und Kleidung sind bei dem gewöhnliichen Manne meist sehr einfach, bei den Vornehmen jedoch kostbar. Der Italiener übt und liebt die Kunst, wozu er besondere Anlage zeigt; Jmprovisatori, welche Gedichte aus dem Stegreife machen und singend vortragen, finden sich dort häufig, und Denk- mäler der schönen Künste begegnen einem in dem schönen Lande auf Schritt und Tritt in allen Städten, Kirchen, Museen und Sammlungen. In den Städten aber drängt sich das ganze Leben Italiens zusammen; außer ihnen gibt es nur einzelne Meiereien. — Von dem edl^n Wohlthätigkeitssinne der Italiener *) Diese Charakteristik ist zumeist nach Prof. Mittermeier eutworfeu, welcher siebenmal das Land bereiset und seine Urtheile mit guten Gründen belegt hat. Um ein Volk richtig und gerecht zu beurtheilen, muß man es sorgfältig beobachtet, unter ihm gelebt, sich mit allen Verhältnissen vertraut gemacht haben. Wer auf einer flüchtigen Reise seine Kenntnisse des Volkes aus den Wirthshäusern, von gewinn- süchtigen Vetturinos oder wegelagernden Bettlern empfängt, hat aus trüber Quelle geschöpft. Vgl. auch „Peter C. Ulloa, Neapolitanische Briefe. Aus dem Französi- schen. Wien 1864,'' worin die Lügen des Engländers Gladstone schlagend wider- legt sind. \

5. Lehrbuch der Geographie - S. 358

1867 - Münster : Theissing
358 Erster Abschnitt. gen, im Hennegau, in Namur und zum Theil in Lüttich gesprochen wird, ist ein französisches Patois. Der Religion nach sind die Belgier Katholiken; die Zahl der Nicht- katholiken beträgt kaum 10,000 Seelen *). An der Spitze der katholischen Kirche stehen 1 Erzbischof (von Mecheln) und 5 Bischöfe (von Lüttich, Namur, Tournay, Brügge und Gent). Die Belgier sind ein thätiges und sehr regsames Volk, das die Leben- digkeit, Leichtigkeit, Feinheit und Munterkeit der Franzosen mit der Ruhe und Tiefe der Deutschen vielfach glücklich verbindet. Mit Fleiß und Emsig- keit nutzen sie die große Fruchtbarkeit ihres Bodens aus, so daß Ackerbau und Viehzucht in großer Blüte stehen; noch mehr aber haben die im Innern verborgenen Schätze ihren industriösen Sinn beschäftigt und die Gewerbthä- tigkeit und das Fabrikwesen in Belgien auf eine solche Höhe gehoben, daß es darin sogar mit England wetteifert. Spitzen, die in Mecheln und Brüs- sel, dann in Brügge, Gent und St. Tron, Tuche, die in Verviers und Lüt- tich, und Leinwand, die in Flandern, Brabant und dem Hennegau fabri- ciert werden, haben noch jetzt ihren alten Ruhm bewahrt. Außerdem sind die Baumwollenwaaren aus Gent, Brüssel rc., die Gewehre, Messerschmiede- waaren und Dampfmaschinen von Lüttich, Namur und Charleroi, die Gerbe- reien in Lüttich und Gent, ferner Fabriken in Porzellan und Fayence, in Papier, Gold- und Silberwaaren, in Teppichen rc. von größter Bedeutung. Aus dem Gesagten schon läßt sich entnehmen, wie lebhaft der Handel Bel- giens ist, obgleich es eigentlich keinen Seehandel hat. Die Ausfuhr in Eisen, Steinkohlen, Spitzen, Tuchen, Wollen- und Baumwollenstoff und Gar- nen, Spiegeln, Waffen, Glaswaaren rc. hat einen durchschnittlichen Werth von 133 Mill. Thalern, die Einfuhr an Baumwolle, Zucker, Kaffee, Tabak, Wein, Indigo und Kolonialwaaren aller Art reicht an 156 Mill. — Für Verkehrsmittel ist ausgezeichnet gesorgt, indem das ganze Königreich außer guten Kunststraßen und Benutzung der natürlichen Wasserwege von einem weit verzweigten, vortrefflich angelegten Netze von Eisenbahnen und Kanälen so durchzogen ist, daß alle Theile des Landes dadurch unter einander sowohl, als mit den Hauptstraßen des großen europäischen Verkehrs in Verbindung gesetzt sind. Durch alle diese Umstände ist es möglich, daß auf engem Raume so viele Menschen ihren Unterhalt finden können. Das Volksschulwesen hatte sich bis in die jüngste Zeit keiner beson- dern Unterstützung von Seiten des Staates zu erfreuen. Universitäten gibt es vier im Lande. Da die beiden Universitäten Gent und Lüttich we- gen ihrer freisinnigen, um nicht zu sagen unchristlichen Richtung bei den Gutgesinnten Mißtrauen erweckten, so wurde im Jahre 1835 vom Epi- skopate die alte, während der französischen Herrschaft aufgehobene Univer- sität Löwen wieder hergestellt; diese erfreut sich des meisten Zuspruchs, wie- wohl ihr gegenüber im I. 1840 eine neue und sehr unterstützte Universi- *) 1853 zählte man 7386 Protestanten und 1336 Juden.

6. Lehrbuch der Geographie - S. 495

1867 - Münster : Theissing
495 Besondere Geographie von Europa. sträßer und Seewein sind bekannt —, auch viel Holz, Obst (des. Kirschen) und Färbepslanzen. Das Mineralreich liefert Eisen, auch ein wenig Gold* *), Silber, Blei, Kupfer und Salz. — Neben der Viehzucht sind Bienenzucht und Fischerei nicht unbedeutend. Industrie und Handel sind blühend. Neben Baumwoll- und Lei- nenweberei ist die Verfertigung der s. g. Schwarzwälder Uhren, dann der Bi- jouterie-Waaren, Strohgeflechte u. a. sehr ausgedehnt. Der Handel wird durch die Lage an schiffbaren Flüssen, durch Eisenbahnen und Kunststraßen sehr gefördert. Die Bewohner Badens sind vorwiegend alemannischen, von der Murg ostwärts fränkischen, und am Bodensee schwäbischen Stammes. Zwei Drittel derselben sind Katholiken unter dem Erzbischöfe von Freiburg, die übrigen mit Ausnahme von 25,000 Juden und wenigen Mennoniten sind Protestan- ten. An Bildungsanstalten hat Baden keinen Mangel; das Land hat zwei Universitäten**), eine polytechnische Schule, Lyceen, Gymnasien rc. eine ent- sprechende Anzahl Volksschulen, auch Bibliotheken Museen, Cabinette aller Art; leider macht zum größten Schaden des Landes in vielen dieser Anstal- ten ein Geist sich geltend, welcher dem christlichen entgegenwirkt und darum insbesondere gegen die katholische Kirche mit allen möglichen Waffen zu Felde zieht. Geschichtl. Der Stammvarer des in Baden regierenden Hauses war Ber- thold, welcher das Schloß Zähringen, dessen Rainen auf einem Berge eine Stunde von Freiburg noch sichtbar sind, erbaute. Die Zähringer nahmen später den Na- men „Markgrafen von Baden" an; ihre in Schwaben, Helvetien und Burgund zer- streuten Güter wurden durch mehrfache Eibtheilungen sehr zersplittert, bis Mark- graf Christoph sie alle wieder vereinigte. Seine Söhne wurden die Stifter der bei- den Linien Baden-Baden und Baden-Durlach. Erst 1771 vereinigten sich diese beiden Linien wieder unter dem Markgrafen Karl Friedrich, welcher bis lsll regierte und als ein wahres Regenrenmuster gepriesen wird. Seit dem Lüueviller Frieden hat sich Baden, welches damals erst 60 Ihm. groß war, beständig erweitert, bis es endlich die gegenwärtige Ausdehnung erlangt hat; der Regent, welcher 1803 die Kurwürde annahm, vertauschte dieselbe nach dem Preßburger Frieden mit dem großherzoglichen Titel. 1815 trat Baden, welches bis nach der Schlacht von Leipzig dem Rheinbünde angehörte, dem „deutschen Bunde" bei. Die Revolution von 1849 hat viel Weh über das Land gebracht. Baden i|t eine constitutionelle Monarchie, an deren Spitze der Großherzog steht; ihm zur Seite stehen 2 Kammern. Gewöhnlich theilt man das Land in 4 Kreise, nämlich den Mittel-, Ober- und Unter-Rhein und den Seekreis. 1. Der Mittel-Rheinkreis. Hst. Karlsruhe (28,000 E.), Residenz, 2 Stunden vom Rhein; die Stadt ist erst im 18. Jahrh, erbaut. Vom Schlosse ’ > *) Waschgold aus dem Rhein. Die aus demselben früher geprägten Duka- ten trugen die Umschrift: „8ie krüzeut lltora Rheni". **) Welche?

7. Lehrbuch der Geographie - S. 772

1867 - Münster : Theissing
772 Vierter Abschnitt. auch nicht unwesentliche körperliche Unterschiede. Auch in ihrer Beschäftigung und ihren Sitten zeigen sie große Stammes-Verwandtschaft. Die Indianer tragen den Kopf kahl geschoren bis auf einen Büschel am Scheitel. Den Weibern, die kleiner sind, als die Männer, liegt die Verrichtung aller schwe- ren Arbeit ob. Die Kleidung der Wilden, soweit sie nicht mit den Euro- päern in Verbindung kommen, ist sehr einfach; die Männer tragen nämlich einen Schurz vorne und hinten um den Leib, die Weiber' bedecken ihn mit einem Tuche, das sie um die Lenden schlingen; die Männer tragen in den durchbohrten Ohrlappen, Nasen und oft selbst in der Unterlippe Federn, Knochen, Holzstücke u. dgl. als Zierrath. Das Tättowiren, d. i. Gesicht, Brust und Arme mit den grellsten Farben zu bemalen, ist ein allgemeiner Gebrauch. Sie wohnen im Winter in runden Hütten, im Sommer unter Kabanen d. i. Zelten von Thierfellen. Ihre Nahrung besteht aus dem Fleische erlegter Thiere, aus Mais, Kartoffeln, Rüben u. dgl. Sie verstehen ihre Geräthschaften, Kleider u. dgl. mit Geschicklichkeit anzufertigen. Die Kinder werden von frühester Jugend her sehr abgehärtet, in den Waffen geübt, mit Muth und Rachsucht erfüllt. Sich durch Muth und Tapferkeit und Ertragung großer Peinen im Kriege oder auf der Jagd auszuzeichnen, ist des Jünglings höchstes Streben, und erst, nachdem er Proben davon abgelegt, wird er unter mancherlei Förmlichkeiten in die Zahl der Krieger aufgenommen. Die Kriege sind grausam, das Scalpiren ein gewöhnliches Verfahren an Todten wie Verwundeten. Die scalpirte Kopfhaut wird als ehrendes Siegeszeichen auf- bewahrt. Die lebendig Gefangenen werden in grausamster Weise zu Tode gemartert. Das Scalpirmesser, womit dem überwundenen Feinde geschickt die Kopfhaut abgelöset wird, und der Tomahawk (spr. Hzok), eine Art Streitart, sind des Indianers unzertrennliche Begleiter. So grausam und wild er im Kriege gegen die Feinde ist, so höflich, freundlich und gastfrei ist er gegen Andere. Der Branntweingenuß ist zu einer wüthenden Leidenschaft bei ihnen geworden, deren Wirkungen fürchterlich sind. Die am meisten genannten Indianer sind im Norden die Eskimo's, Chippeway's (Tschippeuehs), und Klistenoe's; weiter nach Süden die Irokesen und Huronen, die Siour (Siuhs) oder Nadowessier, die Creeks (Krikhs), die letzten Ueberreste der Mohikaner am obern Missisippi und die Natchez am untern Missisippi rc., noch südlicher die Mexikaner oder Azteken (Comantschen), dann im Norden von Süd-Amerika dieotto- maken rc.; weiter die Peruaner oder das Volk der Inkas, die Chi- quitos und Moros-Jndianer; in Brasilien die Botokuden u. a.; südlicher die Guaranis, Gaucho's (spr. Ga-utscho's), Araukaner (Ca- raiben), Pescheräh's, Patagonier rc. Die Zahl der in Amerika leben- den Indianer soll sich auf 294,000 Seelen belaufen. Was die Cultur betrifft, so stehen die Ureinwohneramerika's sowohl in körperlicher als in geistiger Beziehung den Bewohnern der alten Apelt bedeutend nach. Dennoch nahm man schon bei der Entdeckung des Erdtheils eine große Verschiedenheit der Civilisation unter ihnen wahr. Während die

8. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 431

1834 - Münster : Deiter
Nordamerika, 431 Engländer Johnson, daß dieser ihm Rum und Tabak geschenkt habe. Der Engländer wußte zu gut, daß er diese Sachen nur gleich hergeben müsse, um nicht altes zu verderben; als aber der Wilde endlich gar auf des Engländers kostbaren mit Goldtressen besetzten rothen Gallarock träumte, sing der Engländer auch zu träumen an, der Mohawk habe ihm ein Stück Landes geschenkt, sich ein Haus zu erbauen. „Bruder — sagte der Häupt- ling freundlich — hast du das wirklich geträumt, so muß ich es dir geben," und der Engländer bekam einen Strich des besten Landes, 2 Meilen groß, längs dem Flusse Mo- hawk, aber der Häuptling sagte auch: „Bruder, wir wol- len nicht mehr gegen einander träumen, denn ich habe nur einen Tressenrock bekommen, du aber ein großes Bett, in welchem meine Väter schlafen." Ganz wüthend wird oft die Begierde der Wilden nach Branntwein. Der Pclz- handler Shaw hatte ihnen nach ihrer Meinung nicht Branntwein genug gegeben, und sie schlossen ihn in sei- nem Hause ein, und stimmten schon Schlacht- und Tod- lengesange an, so ernstlich wars gemeint. Da rettete Le L ong den Mann: er ließ die Indianer herein, hielt aber die Mündung eines aufgepsannten Pistols auf ein offenes Faß Pulver, welches er mitten ins Zimmer gestellt hatte, und rief ihnen furchtbar zu: „Kommt her! Wer von euch alten Weibern ist ein braver Krieger? Wir wollen heut zusammen sterben!" Mit Entsetzen liefen sie davon, und schrien: „Der Herr des Lebens hat dem Biber große Stärke und Muth verliehen." Im Branntwein und Rum kennen sie nicht Ziel und Maß, und bei jedem Saufgelage werden mehrere ermordet oder schwer verwun- det, und dadurch haben sie ihr Land entvölkert. Uebri- gens sind die kanadischen Wilden gastfrei, gutmüthig, sanft, widersprechen selten geradezu, und haben sie einem Fremden Schutz zugesagt, so halten sie zuverläßig ihr Wort. Wer etwas übrig hat, gibt seinem Nachbar gern^ und die meisten Güter betrachten sie als Gemeingut des Stammes, und die Häuptlinge sind oft die dürftigsten von allen, weil sie des gemeinen Wohles wegen den mei- sten bei der Jagd und Fischerei Hülfe leisten. g) Die Bermudasinseln (Sommerinseln) liegen im at- lantischen Ocean, südlich von Newfoundland, der Ostküste der vereinigten Staaten gegenüber. Sie haben sehr gesunde Luft, daher sich oft Kranken hinbringen lassen, aber kein Quellwaffer.
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