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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Sieg des Despotismus in Frankreich, politisches Ubergewicht k. 19 Colberts Hauptaufgabe und darum auch Hauptziel seiner Finanzverwaltung. die bei allen unleugbaren Vorteilen doch ebenso groe Schattenseiten auf-wies und den Steuerdruck auerordentlich erhhte. Da die Erhebung Steuerdruck, der indirekten Steuern (z. B. Salz) verpachtet wurde, gestaltete sie sich zu einer erbarmungslosen Erpressung seitens der Steuerpchter und ihrer Beamten. An dem Mehr, welches Colbert dem kniglichen Schatze jhr-lich zufhrte, klebte das Blut des Volkes, dessen verzweifeltes Aufbumen gegen die himmelschreiende Aussaugung mit den hrtesten Strafen, Plnderung. Tod und massenhafter Verurteilung zu den entsetzlichen Ga-leeren niedergeschmettert ward. 14. Kunft, hiterntur. Mit dem jmmerlichen Zustande, unter Li|cr1aeild welchem die rmere Bevlkerung, besonders die buerliche, seufzte, stand das glnzende, verschwenderische Hofleben, das den Adel zu feinem eignen Nachteil in feinen Zauber lockte, im schroffsten Gegensatze. Gerade als ob der Sonnenknig zeigen wollte, da sein bloer Wink in der de Paradies oder Olymp hervorzubringen vermge, schuf er mit Vorliebe in naturarmer Gegend seine Lustschlsser mit Galerien, Parkanlagen, Wasser-knsten, den Alleen von Bildsulen seines Ich und der von seiner Gunst Bestrahlten in klassischem Aufputz. Die Prunkbauten Marli), Fontaineblean. Baukunst. Chambord, Trianon und vor allem das Hauptschlo zu Versailles, ver-schlangen Millionen. Versailles allein rund 64 Millionen Livres, nach anderen, aber bertriebenen Berechnungen 150 Millionen. Beim Versuch, den Eureflu nach Versailles zu leiten, fanden 30 000 Soldaten durch Krankheiten den Tod. Dem Hang nach Pracht gengte die einfache Form der Renaissance ^arockst^ nicht. Aus ihr entwickelte sich der groartigere, prunkvolle Barockstil, tunft. dessen bedeutendster franzsischer Meister der Erbauer von Versailles war. Hardonin Mansart. Auch in der Malerei kam nach der edlen Ruhe Malerei, eines Nicolas Poussin und Claude Gelee genannt Lorrain die Sucht nach Pomp, nach berbieten des Natrlichen, besonders im Portrt zum Ausdruck. Es wetteifern gleichsam die Knste miteinander, den Geist des Heroischen und Souvernen, der in dem Herrscher verkrpert ist, ber-all in der Form zur Darstellung zu bringen und zu verherrlichen. Dem Schiefrund" der Bauten, der steifen Galatracht entsprechen die geknstelten Gartenanlagen, die tu ihrer Regelmigkeit und unnatrlichen Ver-einigung des Fremdartigen den Eindruck des Zwanges machen. Ludwigs Gartenknstler Lentre stellte die Plastik in seinen Dienst, wie der Despot der Malerei. Lebrnn, das Kunsthandwerk zur Rolle eines schmei-chelnden und geschmeidigen Hoflakaien herabwrdigte. Wie der Bildhauer dem toten Marmor nicht das Leben des von ihnen nachgeahmten klassischen Altertums einzuhauchen vermgen, so ghnt ans den lobhudelnden Versen Dichtkunst, des Nicolas Boileau Despreanx tdliche Langweile, mag er auch den Wissenschaft 2*

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 145

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 145 ren verfallen, und zahllose Wüstungen zeigten die Statten an, wo einst wohlhabende Dörfer gestanden hatten. Der Glanz und das Leben des gc- sammten Landes schien sich in die fürstlichen Residenzen geflüchtet zu haben. Die Kraft des städtischen Raths war gebrochen, der Adel hatte feiner frü- heren Unabhängigkeit vergessen, und buhlte um die Gunst, unter die Hof- dienerfchaft ausgenommen zu werden, oder nahm den Kriegssold der Für- sten, um seiner noch nicht erloschenen Neigung zu Kämpfen zu genügen. Voll tiefen Verdrusses gewahrte er, wie Fremdlinge am Hofe seines Fürsten sich der höchsten Gunst zu erfreuen hatten. Aber zum männlichen Widerstreben fühlte er sich zu schwach, und ohne Widerspruch bewilligte er dem Landes- herrn das Recht zur Erhebung von Abgaben ungewöhnlicher Art. Die Zahl der bei der Regierung angestellten Männer war fortdauernd im Zu- nehmen begriffen; die Landstande verloren einen Theil ihrer früheren Be- deutung. Die rechtserfahrenen Doctoren wurden mit dem Adel vettaufcht, der mehr als zuvor sich dem Studium der Staatswissenfchaften unterzog. Unverkennbar zeichnete sich der hannoversche Hof durch Bildung und Wohlstand aus. Die Sitten verfeinerten sich im gleichen Grade, als die Vergnügungen gesuchter und damit kostspieliger wurden. Die Kurwürde schien zu erheischen, daß man hinter den Höfen von Berlin rmd Dresden nicht zurückstehe. Der Bau von Herrenhaufen, welcher von Quirini gelei- tet wurde, erheischte bedeutende Ausgaben, die unglaublich gemehrte Die- nerschaft, die Besoldung des beträchtlichen Heeres, an dessen Spitze wir jetzt bereits einen Feldmarschall erblicken, lag schwer auf den fürstlichen Casscn, die überdies durch reiche Gnadengeschenke an französische und ita- lienische Günstlinge in Anspruch genommen wurden. Noch verderblicher wirkten die wiederholten Reisen von Ernst August und Georg Ludwig nach Italien; nur in Rom oder Venedig glaubte man die Zeit des Fasching verleben zu können. Dort entfaltete man den ganzen Glanz eines deut- schen Reichsfürsten. Trotz dieser außerordentlichen Ausgaben wurden unter Ernst August die calenbergischen Fürstenthümer an Wohlstand gehoben; es war dieses eine Folge der strengeren Verwaltung des Regenten; von der andern Seite waren die Hülfsgelder, welche der Kurfürst von England, Venedig und den Staaten für Ueberlassung seiner Söldner bezog, von der höchsten Bedeutung. Außer den Lustbarkeiten des Carnevals hatte das Theater besonders den Kurfürsten zu seinen dem Lande so nachtheiligen Reisen nach Italien bewogen. Deshalb wurde, auf Betrieb der Minister, eine Oper zu Hannover errichtet, deren Kosten ausschließlich der Fürst trug. Wie in Hannover, so wurden am Hofe der Herzöge von Braun- 19

3. Aus allen Erdteilen - S. 219

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Bodenstedt: Washington. 219 General Roß leicht genommen und schnell verwüstet, wobei das Kapitol, das Weiße Haus und alle Ministerien in Flammen aufgingen. Dann hielt er den Potomae für eine vortreffliche Wasserstraße, geeignet, die Stadt zu kommerziellem Aufschwung zu bringen. Auch daraus ist uichts ge- worden; denn der Fluß hat der Stadt uichts gebracht als fiebererzeugende Ausdünstungen. Endlich hat Washington längst aufgehört, Mittelpunkt des Staatenbundes zu sein, und damit auch seine ehemalige politische Be- dentnng verloren. So erklärt sich's, daß die Stadt, seit Beginn dieses Jahrhunderts Sitz der Bundesregierung und des Kongresses, über alle Erwartung in ihrer Entwicklung zurückgeblieben ist und, verglichen mit dem Plane, nach welchem sie ausgebaut werden sollte, noch überall einen unfertigen Ein- druck macht und gleichsam nur als ein zerrissenes Anhängsel des sie schimmernd überragenden Kapitals erscheint. Nur die Hälfte des urfprüng- lichen Planes ist zur Ausführung gekommen, und die andere Hälfte liegt im Rücken des die Stadt in zwei Teile scheidenden Kapitals, dessen prächtige Fassade ins Leere hinausschaut. Die allen amerikanischen Städten eigene schachbrettartige Regelmäßigkeit der Straßen mit ihren Blocks oder Häuserquadraten wird in Washington unterbrochen durch breite Avennen, welche vom Kapitol strahlenförmig nach allen Seiten auslaufen. Dazu kommen eine Menge zum Teil noch wüft liegender Plätze und ein großer, wohlgepflegter Park. Straßen mit mehr oder minder geschlossenen Hanserreihen gehören zu,bert Ausnahmen. Natürlich fehlt es in der Bundeshauptstadt, wo außer den Herren von der Regierung auch alle Gesandtschaften ihren ständigen Sitz haben, viele Senatoren in ihren eigenen Häusern wohnen und noch mehr Kon- greßmitglieder eine geraume Zeit des Jahres hindurch ihren Aufenthalt nehmen müffen, an eleganten Quartieren und Luxusbauten nicht; allein der weitaus größere Teil der Stadt macht einen nichts weniger als großstädtischen Eindruck. Um so imposauter heben sich die einzelnen Prachtbauten von den weitnm zerstreuten Häusergruppen, Strauchanlagen und Rasenplätzen ab', zwischen welchen es auch an wüsten Flecken nicht fehlt, und diese überall ius Auge springenden Gegenstände sind es, welche der Stadt ihr eigenartiges Gepräge geben. Sic ist groß genug, um Hunderttausende von Einwohnern zu umfassen, und sie zählt deren kaum 80000, worunter 30000 Neger. Wir bemerkten bald, daß wir bei den großen Entfernungen mit unserer Fußwanderung, die uns zunächst durch den schönen Park führte, nicht weit kommen würden, und nahmen einen Wagen zu Hilfe, um eine weitere Umschau zu gewinnen. Dann suchten wir Karl Schurz in seinem Ministerium auf, wo wir ihn in einer Weise in Anspruch genommen fanden, daß ich nicht begriff, wie er es anstellen werde, sich, wenn auch

4. Allgemeine Weltgeschichte - S. 19

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Sieg des Despotismus in Frankreich, politisches bergewicht ?c. 19 Colberts Hauptaufgabe und darum auch Hauptziel seiner Finanzverwaltung, die bei allen unleugbaren Vorteilen doch ebenso groe Schattenseiten auf-wies und den Steuerdruck auerordentlich erhhte. Da die Erhebung Steuerdruck, der indirekten Steuern (z. B. Salz) verpachtet wurde, gestaltete sie sich zu einer erbarmungslosen Erpressung seitens der Steuerpchter und ihrer Beamten. An dem Mehr, welches Colbert dem kniglichen Schatze jhr-lich zufhrte, klebte das Blut des Volkes, dessen verzweifeltes Aufbumen gegen die himmelschreiende Aussaugung mit den hrtesten Strafen, Plnderung, Tod und massenhafter Verurteilung zu den entsetzlichen Ga-leeren niedergeschmettert ward. 14. Kunft, [literntur. Mit dein jmmerlichen Zustande, unter Le.grand welchem die rmere Bevlkerung, besonders die buerliche, seufzte, stand 81 c e' das glnzende, verschwenderische Hofleben, das den Adel zu seinem eignen Nachteil in feinen Zauber lockte, im schroffsten Gegensatze. Gerade als ob der Sonnenknig zeigen wollte, da sein bloer Wink in der de Paradies oder Olymp hervorzubringen vermge, schus er mit Vorliebe in naturarmer Gegend seine Lustschlsser mit Galerien, Parkanlagen, Wasser-fnften, den Alleen von Bildsulen seines Ich und der von seiner Gunst Bestrahlten in flassischem Ausputz. Die Pruukbauten Marly, Fontainebleau, Baukunst. Chambord, Trianon und vor allem das Hauptschlo zu Versailles, ver-schlangen Millionen, Versailles allein rund 64 Millionen Livres, nach anderen, aber bertriebenen Berechnungen 150 Millionen. Beim Versuch, den Eureflu nach Versailles zu leiten, sanden 30 000 Soldaten durch Krankheiten den Tod. Dem Hang nach Pracht gengte die einfache Form der Renaiffance Barockstil, ntcht. Aus ihr entwickelte sich der groartigere, prunkvolle Barockstil, ^runst.' dessen bedeutendster franzsischer Meister der Erbauer von Versailles war. Hardonin Maufart. Auch in der Malerei kam nach der edlen Ruhe Malerei, eines Nicolas Pouffin und Claude Gelee genannt Lorrain die Sucht nach Pomp, nach berbieten des Natrlichen, besonders im Portrt zum Ausdruck. Es wetteisern gleichsam die Knste miteinander, den Geist des Heroischen und Souvernen, der in dem Herrscher verkrpert ist, ber-all in der Form zur Darstellung zu bringen und zu verherrlichen. Dem Schiefrund" der Bauten, der steifen Galatracht entsprechen die geknstelten Gartenanlagen, die tu ihrer Regelmigkeit und unnatrlichen Ver-einiguug des Fremdartigen den Eindruck des Zwanges machen. Ludwigs Gartenknstler Lentre stellte die Plastik in seinen Dienst, wie der Despot der Malerei. Lebrnn, das Kunsthandwerk zur Rolle eines schmei-chelnden und geschmeidigen Hoflakaien herabwrdigte. Wie der Bildhauer dem toten Marmor nicht das Leben des von ihnen nachgeahmten klassischen Altertums einzuhauchen vermgen, so ghnt aus den lobhudelnden Versen Dichtkunst, des Nicolas Boileau Despreaux tdliche Langweile, mag er auch den Wissenschaft 2*

5. Lehrbuch der Geographie - S. 495

1867 - Münster : Theissing
495 Besondere Geographie von Europa. sträßer und Seewein sind bekannt —, auch viel Holz, Obst (des. Kirschen) und Färbepslanzen. Das Mineralreich liefert Eisen, auch ein wenig Gold* *), Silber, Blei, Kupfer und Salz. — Neben der Viehzucht sind Bienenzucht und Fischerei nicht unbedeutend. Industrie und Handel sind blühend. Neben Baumwoll- und Lei- nenweberei ist die Verfertigung der s. g. Schwarzwälder Uhren, dann der Bi- jouterie-Waaren, Strohgeflechte u. a. sehr ausgedehnt. Der Handel wird durch die Lage an schiffbaren Flüssen, durch Eisenbahnen und Kunststraßen sehr gefördert. Die Bewohner Badens sind vorwiegend alemannischen, von der Murg ostwärts fränkischen, und am Bodensee schwäbischen Stammes. Zwei Drittel derselben sind Katholiken unter dem Erzbischöfe von Freiburg, die übrigen mit Ausnahme von 25,000 Juden und wenigen Mennoniten sind Protestan- ten. An Bildungsanstalten hat Baden keinen Mangel; das Land hat zwei Universitäten**), eine polytechnische Schule, Lyceen, Gymnasien rc. eine ent- sprechende Anzahl Volksschulen, auch Bibliotheken Museen, Cabinette aller Art; leider macht zum größten Schaden des Landes in vielen dieser Anstal- ten ein Geist sich geltend, welcher dem christlichen entgegenwirkt und darum insbesondere gegen die katholische Kirche mit allen möglichen Waffen zu Felde zieht. Geschichtl. Der Stammvarer des in Baden regierenden Hauses war Ber- thold, welcher das Schloß Zähringen, dessen Rainen auf einem Berge eine Stunde von Freiburg noch sichtbar sind, erbaute. Die Zähringer nahmen später den Na- men „Markgrafen von Baden" an; ihre in Schwaben, Helvetien und Burgund zer- streuten Güter wurden durch mehrfache Eibtheilungen sehr zersplittert, bis Mark- graf Christoph sie alle wieder vereinigte. Seine Söhne wurden die Stifter der bei- den Linien Baden-Baden und Baden-Durlach. Erst 1771 vereinigten sich diese beiden Linien wieder unter dem Markgrafen Karl Friedrich, welcher bis lsll regierte und als ein wahres Regenrenmuster gepriesen wird. Seit dem Lüueviller Frieden hat sich Baden, welches damals erst 60 Ihm. groß war, beständig erweitert, bis es endlich die gegenwärtige Ausdehnung erlangt hat; der Regent, welcher 1803 die Kurwürde annahm, vertauschte dieselbe nach dem Preßburger Frieden mit dem großherzoglichen Titel. 1815 trat Baden, welches bis nach der Schlacht von Leipzig dem Rheinbünde angehörte, dem „deutschen Bunde" bei. Die Revolution von 1849 hat viel Weh über das Land gebracht. Baden i|t eine constitutionelle Monarchie, an deren Spitze der Großherzog steht; ihm zur Seite stehen 2 Kammern. Gewöhnlich theilt man das Land in 4 Kreise, nämlich den Mittel-, Ober- und Unter-Rhein und den Seekreis. 1. Der Mittel-Rheinkreis. Hst. Karlsruhe (28,000 E.), Residenz, 2 Stunden vom Rhein; die Stadt ist erst im 18. Jahrh, erbaut. Vom Schlosse ’ > *) Waschgold aus dem Rhein. Die aus demselben früher geprägten Duka- ten trugen die Umschrift: „8ie krüzeut lltora Rheni". **) Welche?

6. Das Altertum - S. 198

1891 - Münster i.W. : Schöningh
198 Altertum. Xxx. Die Schauspiele zur Kailerzeil. (L. Friedländer). Für jeden Versuch, die Kultur der römischen Kaiserzeit zu schildern, ist eine möglichst umfassende Anschauung der Schauspiele unentbehrlich; nicht bloß weil sie den besten Maßstab für die Großartigkeit des damaligen Rom geben, sondern auch weil sie in so hohem Grade und in so vielen Beziehungen für die geistigen und sittlichen Zustände der Weltstadt charakteristisch sind. Die Schauspiele, ursprünglich größtenteils zur Verherrlichung von Götterfesten eingeführt, hatten ihre religiöse Bedeutung so gut wie völlig verloren. Schon in der späteren Zeit der Republik waren sie das wirksamste Mittel zur Erwerbung der Volksgunst gewesen, und so benutzten sie auch die Kaiser, um das Volk in guter Stimmung zu erhalten. Aber die Schauspiele hingen bald nicht mehr von dem Belieben der allmächtigen Weltherrscher ab. Sie waren in dem kaiserlichen Rom schnell zur unabweisbaren Notwendigkeit geworden. In der Bevölkerung der Hauptstadt war das Proletariat überwiegend, und dieser Pöbel war wilder, roher und verdorbener als in den modernen Weltstädten, weil hier wie nirgend der Auswurf aller Nationen zusammenfloß, und doppelt gefährlich, weil er großenteils müßig war. Die Regierung sorgte durch die großen, regelmäßigen Getreideverteilungen für seinen Unterhalt, und die Folge war, daß sie auch die Sorge für seinen Zeitvertreib übernehmen mußte. Diesen gewährten die Schauspiele. Brot und Spiele (panem et circenses) sah man bald nicht mehr als Gnade der Regierung an, sondern als Recht des Volkes; jede neue Regierung mußte wohl oder übel die Hinterlassenschaft ihrer Vorgänger antreten, und in Pracht und Großartigkeit dieser Feste haben die besten Kaiser mit den schlechtesten gewetteifert. — Ursprünglich waren die Spiele des Cirkus die vornehmsten von allen und darum der Beschluß jedes Volksfestes gewesen. In der letzten Zeit der Republik waren die damals schon mit ungeheurer Pracht und Verschwendung gegebenen Kämpfe der Gladiatoren bei der Masse am meisten beliebt. Die Bühnenspiele, obwohl auch sie noch in der Kaiserzeit eine große Anziehungskraft übten, standen doch erst in dritter Reihe. Außer diesen drei Hauptgattungen der Schauspiele hatten schon während der Republik aus Griechenland Athletenkämpfe und musikalische Aufführungen Eingang gefunden, die teils an besonderen periodischen Festen veranstaltet, teils mit anderen Schauspielen verbunden wurden. Bei größeren, glänzend

7. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 224

1901 - Münster i. W. : Theissing
224 Die Neuzeit. Als Ludwig Xiii. starb, war sein Sohn und Nachfolger Ludwig Xiv. erst fünf Jahre alt, und so leiteten seine Mutter, Anna von Österreich, und der Kardinal Mazarin, der Nachfolger Richelieus, einstweilen die Staatsgeschäfte. Auch später, als Ludwig im Alter von vierzehn Jahren selbst die Regierung übernahm, blieb Mazarin die Seele der Staatsverwaltung. Sein letztes Werk war die Vermählung des Königs mit der Infantin Maria Theresia von Spanien. In seiner innern Politik strebte Ludwig nach unbeschrankter Herrschaft; „l’etat c’est moi!“ (der Staat bin ich) war der Grundsatz, nach dem er handelte. Damit ist freilich noch nicht gesagt, daß er selbst ein großer Herrscher war. Jedenfalls aber hatte er den richtigen Blick, die großen Männer zu erkennen, deren Frankreich damals viele besaß, und jeden an den richtigen Platz zu stellen. Das Streben des Königs, die Einheit des Staates und eine uneingeschränkte königliche Macht herzustellen, führte ihn auch dazu, das von Heinrich Iv. im Jahre 1598 zu Gunsten der Hugenotten erlassene Edikt von Nantes aufzuheben. Man untersagte den Reformierten jede Ausübung ihrer religiösen Gebräuche und veranlaßte sie dadurch, zu Tausenden über die Grenze zu gehen und in Deutschland und andern Ländern Schutz zu suchen. — Die äußere Politik Ludwigs war dahin gerichtet, Frankreich über alle Reiche in Europa zu erheben. In der Wahl der Mittel zur Erreichung dieses Zweckes war er keineswegs wählerisch und gewissenhaft. Er führte Krieg mit allen seinen Nachbaren, mit England, Holland, Deutschland, Italien und Spanien; man nennt diese Kriege Raubkriege, weil er sie nicht ans gerechten Ursachen, sondern ans Ländergier und Ruhmsucht führte. In anderm Zusammenhange ist schon die Rede davon gewesen. Ludwig hat aber Frankreich nicht bloß vergrößert, sondern auch verschönert. Versailles baute er zu einer prachtvollen Residenz um; die königlichen Gärten daselbst wurden geradezu ein Wunderwerk der neuern Zeit. Paris bekam viele neue Kirchen, Paläste, Straßen und Plätze, regelmäßiges Straßenpflaster und nächtliche Beleuchtung. — So viele Kriege und kostbare Bauten verschlangen natürlich unerhörte Summen, die aber nach dem vor-
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