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thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden.
Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen.
Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt.
Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück.
b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen.
c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten.
Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Dänemark Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Baden Pfalz Sachsen Baden Schleswig-Holstein Schleswig England Schweden Schleswig-Holstein
42
machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl-
ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen
Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt
den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten-
losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die
Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er-
folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen,
welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen
gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht.
Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt
ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden,
und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche
von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft,
die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von
Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter-
graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von
Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein
Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll,
sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht
bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar
Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent-
wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen
und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür-
dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe.
Dritter Ieitraum.
Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr.
Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe-
rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all-
mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als
auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann
ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden:
Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai-
sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180.
Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des
Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten
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Extrahierte Personennamen: Sulla Cäsar Julius_Cäsar
Octavianus Cäsar Marc_Aurel Augustus
111
brauchten die Gallier falsche Gewichte; und als ein Römer
dieses rügte, warf Brennus auch noch sein Schwert in die
Gewichtschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" (Vae
victis!) Da plötzlich kam Camillus mit seinem Heere von Veji
heran. Wie er das Unwesen auf der Burg sah, gerieth er in
heftigen Zorn. „Weg da mit dem Golde, — rief er — mit Eisen
erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus berief sich auf
den rechtmäßigen Vertrag der Belagerten. „Der gilt nicht —
war die Antwort — ich bin Diktator, ohne mich kann kein
Römer Verträge schließen." Jetzt mußte eine Schlacht entschei-
den. Diese entschied gegen die Gallier; sie wurden von Camil-
lus fast gänzlich aufgerieben. Mit Bestimmtheit jedoch wird von
einem der angesehensten Schriftsteller des Alterthums versichert,
die Gallier seien mit dem Lösegelde abgezogen, ohne von Camil-
lus dessen wieder beraubt und geschlagen worden zu sein 3).
Überhaupt hat patriotische Dichtung über dieses schmachvolle Un-
glück Roms, wie über die frühere Demüthiguug durch Porsenna,
einen Farbenglanz ausgebreitet, als hätte es gegolten, das größte
Siegesglück zu verherrlichen.
Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen
und sich in dem schönen Veji niederlassen; allein Camillus hielt
die Verzweifelten abermals an dem Orte ihres alten Ruhmes
zurück. Ein günstiges Omen war ihm hierbei besonder- behülf-
lich und brachte die schwankenden Gemüther zum Entschluß.
Eines Tages war der Senat in der Curie versammelt, während
ein Hauptmann seine Cohorte über das Forum führte und dem
Fahnenträger die Worte zurief: „Halt, hier bleiben wir am
besten!" Und sogleich traten die Senatoren heraus und riefen,
sie nähmen dieses Omen an! und die herbeiströmende Menge gab
ihren Beifall. Rasch wurde wieder angebauet; und innerhalb
eines Jahres stand da ein neues Rom, das aber noch nach
Jahrhunderten in seinen unregelmäßigen Straßen die Spuren
dieser Eilfertigkeit trug. Bei Aufräumung der Stadt war un-
versehert unter verbrannten Trümmern der Augurstab gefunden
3) „Traditur etiam retulisse (Drusus) ex provincia Gallia aurum
Senonibus olim in obsidione Capitolii datum, nec, ut fama est, extor-
tum a Camillo.“ Sueton. Tiber. c. 3.
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207
abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver-
wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats-
kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män-
nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden,
welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum
sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor-
znnehmen hat-").
Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol-
kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch.
Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen-
heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht
bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa-
ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö-
gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein.
Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit
wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser
nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung
beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag
dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par-
tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie
zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere,
als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die
Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent-
scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht,
der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der
Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und
an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An-
trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf
und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein
bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit
rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge-
winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und
die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen.
Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu
sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen-
künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die *
Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus
esset. Ibid.
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Tiberius
366
Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim
Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron,
daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die
höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats-
rathe übertrug.
Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen
Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch
unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle
noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten
den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das
Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni-
facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin-
Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen
und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem
Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er
gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn
bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge-
treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in
Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen;
er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr-
heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend
einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius
wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun
an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen
ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner
Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie
Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe
herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent-
täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und
wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde
geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger
gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali-
sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien
und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen
C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter
der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu
einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der
h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.
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376
römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die
Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des
Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch
der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von
Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher,
scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich
den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für
alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte.
Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul-
dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt-
lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem-
der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der
letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen
auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während
bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens
eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk
dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt-
terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren
die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte
Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den
alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das
Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen
seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über
die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem
Großen zur Staatsreligion erhoben.
Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei
kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be-
wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und
Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len-
kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas),
zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher
J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt
er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi-
tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer
anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus
und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno,
Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher
ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl
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______138
Im folgenden Jahre 279 kam es zu einer neuen Schlacht
bei Asculum in Apulien, dem heutigen Askoli. Auch hier
gewann Pyrrhus mit seinen Elephanten den Sieg über die Rö-
mer unter den Consuln P. Sulpicius und P.d ecius. Aber
theuer erkauft war auch dieser Sieg. Sein eigener Verlust war
so groß, daß er vor Bestürzung ausrief: „Noch ein solcher
Sieg, und ich bin verloren^)!" Im Jahre 278 war Fabri-
c i u s selbst Anführer gegen ihn. Er erhielt einen Brief von
des Pyrrhus Leibärzte, in welchem dieser sich erbot, gegen eine
angemessene Belohnung seinen König zu vergiften und so die
Römer von ihrem furchtbarsten Feinde zu befreien. Fabricius
schauderte! Mit den Waffen, im offenen Felde, nicht durch
Meuchelmord wollte er seinen Gegner bekämpfen. Mit gerechtem
Unwillen schickte er den Brief dem Pyrrhus, damit er kennen
lerne, welch' treulosem Verräther er sein Leben anvertraut habe.
Gerührt über solchen Edelmuth des Feindes rief der König ans:
„Ja, das ist derselbe Fabricius, der eben so wenig vom Wege
der Tugend, als die Sonne von ihrer Bahn zu lenken ist!"
Den gewissenlosen Arzt ließ er hinrichten, den Römern aber
schickte er alle Gefangenen ohne Lösegeld urid bot ihnen aber-
mals Frieden an. Allein er erhielt dieselbe Antwort: „Kein Friede,
bevor Pyrrhus Italien verlassen hat." Für die ausgelieferten
Römer gaben sie eben so viele gefangene Griechen zurück.
Solche Hartnäckigkeit brachte ihn in die äußerste Verlegen-
heit. Er mogte nicht noch einmal eine so fürchterliche Schlacht
wagen, die gleich ein halbes Heer dahin raffte; und nach Epi-
ruö zurückzukehrcn, schien ihm schimpflich. Aus solcher Verlegen-
heit half ihm eine Einladung der Syrakuser, die ihn zu Hülfe
riefen gegen die Karthager, welche sich immer weiter auf der
Insel ausbreiteten und jetzt Syrakus selbst bedrohten. Er
sicherte Tarent durch eine Besatzung und setzte mit seinem übri-
gen Heere im Jahre 278 nach Sicilien über,v). Auch hier er-
focht er große Siege. Er drängte die Karthager bis auf Lily-
4j '¿4v iti fiiuv fiayrjv cpwfiaiovg viy.rjoiof.uv, unoxov-
fit&a navrtxwg. Plut. c. 21.
5) In diesem Jahre schlossen die Karthager einen dritten Vertrag
mit Rom, welcher ein Schutz- und Trutzbündniß gegen Pyrrhus enthielt.
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Extrahierte Ortsnamen: Apulien Syrakus Sicilien Rom
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aufgewachsen. Er war überaus stark gebaut, von fürchterlichem
Ansehn, großer Tapferkeit und rauhen Sitten. Er kannte keine
Furcht, er scheuete keine Gefahr, an Beschwerden war er gewohnt,
gegen alle Lebensgenüsse gleichgültig. Nur Ehrgeiz war seine
Leidenschaft, und Nichts war ihm heilig, wenn es galt, diese zu
befriedigen D-
Durch sein Jugendleben auf die niederen Schichten des
Volkes hingewiesen und voll des Gefühls eigener Kraft und
Tüchtigkeit, verstand er es in Rom, sobald er begann, dem
Staate zu dienen, den Anmaßungen des Adels mit nicht gerin-
gerer Anmaßung zu begegnen. In diesen Parteikämpfen blieb
er fast immer Sieger, weil die Masse des Volkes, das in ihm
einen Verwandten und Vertreter erblickte, alle seine Plaue un-
terstützte. Als gemeiner Soldat hatte er unter Scipio in Spa-
nien gedient und bei der Eroberung von Numantia des Sie-
gers ehrendes Wort sich verdient: er werde in der Reihe der
großen Feldherrn Scipio's Nachfolger sein. Die Provinz Spa-
nien, die er verwaltete, nachdem er in Nom die Prätur be-
kleidet hatte, war durch ihn von Räubern gereinigt worden.
Er gewann sich die Achtung und wußte, stets ein Verächter des
Glückes und seiner Gaben, das eigene Verdienst doppelt geltend
zu machen. Der Krieg in Afrika gegen Jugurtha bot seiner
Thätigkeit den erwünschtesten Schauplatz und eröffnete ihm eine
größere Laufbahn. In diesen Krieg nahm der Consul Metellus
ihn als Legaten mit, und seine Tapferkeit, seine Standhaftigkeit
in Ertragung aller Beschwerden, worin er sich den gemeinsten
Soldaten gleichstellte, erwarben ihm ,eben so sehr die Achtung
des Feldherrn, als die Liebe des Heeres. Allein Marius war
undankbar genug, den Mann, der ihn aus der Dunkelheit auf
die Bahn des Ruhmes geführt hatte, zu verkleinern, um sich
durch seinen Sturz zu heben. Er wollte das Consulat nicht
länger in den Händen eines ahnenftolzen Adeligen sehen, der, wie
er öffentlich rügte, den leichten Krieg mit dem kleinen Numiden-
2) In der Charakteristik, die Sallust von ihm entwirft, heißt es
unter andern: Praeter vetustatem familiae, alia omnia abunde erant;
industria, probitas , militiae magna scientia, animus belli ingens , domi
modicus, lubidinis et divitiaruni victor, tantunnnodo gloriae avidus.
B. Jug. c. 63.
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Extrahierte Personennamen: Plaue Scipio Scipio Marius Marius
227
ein unübersteigliches Hinderniß gefunden. Ja, es wurde sogar
im Jahre 95 von den Consuln Licinius Crassus und Mucius
Scävola das Gesetz erlassen (lex Licinia Mucia), welches allen
Nicht bürgern, welche in der Hauptstadt ansässig waren, die hin
und wieder versuchte Ausübung der bürgerlichen Befugnisse strenge
untersagte, selbst den Aufenthalt verbot.
In diesem Streite der sich einander durchkreuzenden Inter-
essen wollte der Tribun Livius Drusus, ein Mann von ed-
ler, vaterländischer Gesinnung, aber von ungestümen Eifer und
ohne kluge Besonnenheit, der Vermittler werden. Ohne die un-
ermeßliche Wichtigkeit dieser drei, die Republik betreffenden Ver-
hältnisse zu erwägen, schritt er an eine rasche Ausgleichung der-
selben und stellte deshalb eben so viele Gesetzanträge. In Bezug
auf die ärmere Klasse schlug er vor, daß mehre bereits von sei-
nem Vater beantragte Kolonien nach Italien und Sicilien aus-
geführt, die in Umbrien und Etrurien gelegenen Gemeindeäcker
vertheilt (lex agraria), unentgeldliche Getreidespenden monatlich
wiederholt, die Silbermünzen herabgesetzt oder schlechter ausge-
prägt würden. - Hinsichtlich der Rechtspflege schlug er vor, daß
Untersuchungen angestellt und die der Bestechlichkeit überführten
Beamten nach dem Gesetze bestraft, künftig aber dreihundert Rit-
ter in den Senat ausgenommen und mit diesen: gemeinsam für
die Beurtheilung der Staatsverbrechen gebraucht würden (lox
judiciaria). — Endlich schlug er vor, daß den italischen Bun-
desgenossen das römische Bürgerrecht ertheilt würde (lex de ei-
vitale sociis danda). — Diese zu rasch unternommenen Neue-
rungen warfen einen furchtbaren Zündstoff in die aufgeregten
Gemüther. Nur die materiellen Anträge fanden größten-
theils Bestätigung, die staatsbürgerlichen dagegen scheiterten
völlig. Denn die Ritterschaft, im Bewußtsein begangener Amts-
frevel und die Folgen der Untersuchung scheuend, weigerte hart-
näckig die Theilung der richterlichen Gewalt mit dem Senat. Und
dieser wies eben so entschieden die beantragte Verbindung mit den
Rittern zurück. Voll aristokratischen Hochmuthes hielten die drei-
hundert Senatoren es für eine Verletzung ihrer Standesehre, drei-
hundert Ritter auf einen gleichen Fuß mit sich zu stellen und so für
ebenbürtig zu erklären. Die Masse des Volkes sah mit der Mehr-
heit des Adels in der Ausdehnung ihres souveränen Rechts auf
15*
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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275
bte Optimalen an seinem Sturze, denn sie fürchteten Alles von
dem Ehrgeize dieses Mannes; dagegen waren sie für die Erhe-
bung des Pompejus thätig, auf dessen Mäßigung sie vertraueten
und den sie ohnehin als ihre Hauptstütze betrachteten. Ungeachtet
die dem Cäsar bewilligte Zeit der Verwaltung Galliens noch
nicht abgelaufen war, trug der Consul M. Claudius Marcellus,
ein dienstbares Werkzeug des Pompejus, im Jahre 51 darauf
an, man solle dem Cäsar befehlen, sein Heer zu entlassen, und
auf ihn, falls er abwesend das Consulat begehre, keine Rücksicht
nehmen. Diesem Vorschläge war Pompejus entgegen, weil
er für seine Zwecke Freundschaft mit Cäsar heuchelte; und nur
so viel setzte Marcellus durch, daß die Consuln am 1. März
50 über die Provinzen antragen sollten. Cäsar sah wohl, wor-
auf dieses Decret abzielte; und um die Wirkung desselben zu
hindern, zog er durch ungeheuere Geldsummen den andern Con-
sul, Ämilius Paulus, wie auch den beredten und listigen Tribun
Curio auf seine Seite. Als der Consul Marcellus an dem an-
beraumten Tage die Frage zur Entscheidung vorlegte, ob Cäsar
abzurufen sei, war die Mehrheit der Senatoren dafür; auch
Curio stimmte bei, verlangte aber unter dem Anschein völliger
Unparteilichkeit, daß auch Pompejus sein Heer und seine Pro-
vinz aufgeben müsse, weil die Republik von jedem gleich viel zu
fürchten habe. Beide schienen auch dazu geneigt, doch wollte
Keiner der Erste sein. Um die Macht des Cäsar zu schwächen,
wurden ihm, unter dem Vorwände eines parthischen Krieges,
zwei Legionen entzogen, jedoch in Italien behalten und unter
die Fahnen seines Feindes gestellt. In unglaublicher Eitelkeit
und im Vertrauen auf die Liebe des Volkes hielt Pompejus
selbst es für unmöglich, daß Cäsar es wagen würde, die Waf-
fen gegen ihn zu ergreifen, und dachte in seiner Selbstverblen-
dung an keine Rüstung. Er war so sicher, daß er, als ihn
Cicero fragte, welche Truppen er denn dem Cäsar entgegenzu-
stellen habe, voll Selbstvertrauen antwortete: er brauche nur mit
dem Fuße auf den Boden zu stampfen, und ganze Heere wür-
den zum Vorschein kommen. Endlich begab sich Marcellus mit
den designirten Consuln des nächsten Jahres und mehren Sena-
toren zum Pompejus und überreichte ihm das Schwert zur
Vertheidigung der Republik. Curio beklagte sich über solche
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