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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 18

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
b) Die Zeit als Kurfrstin. Kurz war auch jetzt die Zeit ihres glcklichen Zusammenseins mit ihrem Gemahl; denn nochmals rief der Kaiser seinen weisen Berater zu sich nach Konstanz, und wieder mnte Friedrich seine Gemahlin mit seiner Stellvertretung beauftragen. Nur fr kurze Zeit verlie die Kurfrstin die Mark, in der die Pest ausgebrochen war; dann eilte sie zurck, um die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, die durch die Raub- und Fehdelust des mrkischen Adels rger denn je gestrt war. Ilm sich die ntigen Mittel fr den Kampf gegen die Emprer zu verschaffen, verpfndete sie sogar ihre Kleinodien. Doch der Macht ihrer Feinde vermochte sie auf die Dauer nicht zu widerstehen, und mit Sehnsucht erwartete sie die Ankunft ihres Gemahls. Im Jahre 1419 kehrte Friedrich zurck, berwltigte die Ritter und verschaffte dem Lande von neuem geordnete Verhltnisse. Als die Hussitenkriege ausbrachen, ging der tapfere Kurfürst als kaiserlicher Feldherr nach Bhmen, und wenn er auch dieses Mal seinen ltesten Sohn Johann zu seinem Vertreter in den Marken ernannte, so lasteten die hauptschlichsten Regierungssorgen sowohl hier als in den frnkischen Besitzungen, die von den Hussiteu arg bedrngt wurden, doch wieder auf den Schultern der tatkrftigen Kurfrstin. Nur fr die letzten Jahre seines Lebens waren dem kurfrstlichen Paare ruhige Tage beschieden, die es in Franken verlebte. In den Marken herrschten statt der frheren rohen Willkr geordnete Verhltniffe, und die Verwaltung des Landes berlieen die frstlichen Eltern ihren Shnen, die das begonnene Werk mit Umsicht und Flei zum Wohle der Untertanen weiterfhrten. 3. Ihr Tod. Im Alter von 55 Jahren wurde Elisabeth Witwe; ihre Erholung suchte sie in der Ausbung der Werke des Friedens und der Frmmigkeit, ihr Glck sand sie in dem Glcke ihrer Kinder, mit denen sie in grter Eintracht die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte. Wie sie schon frher mit ihrem Gemahl zum Danke fr die Erhaltung ihrer Shne Johann und Albrecht, die eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande gemacht hatten, auf dem Harlnngerberge bei Brandenburg ein Stift gegrndet hatte und nach dem Zeugnisse eines zeitgenssischen Schrift-stellers den Bedrckten des Landes eine Mutter gewesen war", so opserte sie auch jetzt ihre reichen Witweneinknfte, um Not und Elend zu lindern und die vielfachen Bedrfnisse ihrer Kinder zu befriedigen. Sie starb zwei Jahre nach dem Hinscheiden ihres Gemahls, ebenso schmerzlich be-trauert von ihren Kindern als von ihren Untertanen, denen sie eine fr-sorgliche Landesmutter und eine tapfere und kluge Frstin gewesen war.

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 135

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 135 - thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden. Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen. Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt. Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück. b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen. c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten. Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 42

1849 - Münster : Coppenrath
42 machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl- ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten- losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er- folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen, welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht. Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden, und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft, die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter- graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll, sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent- wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür- dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe. Dritter Ieitraum. Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr. Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe- rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all- mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden: Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai- sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180. Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 111

1849 - Münster : Coppenrath
111 brauchten die Gallier falsche Gewichte; und als ein Römer dieses rügte, warf Brennus auch noch sein Schwert in die Gewichtschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" (Vae victis!) Da plötzlich kam Camillus mit seinem Heere von Veji heran. Wie er das Unwesen auf der Burg sah, gerieth er in heftigen Zorn. „Weg da mit dem Golde, — rief er — mit Eisen erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus berief sich auf den rechtmäßigen Vertrag der Belagerten. „Der gilt nicht — war die Antwort — ich bin Diktator, ohne mich kann kein Römer Verträge schließen." Jetzt mußte eine Schlacht entschei- den. Diese entschied gegen die Gallier; sie wurden von Camil- lus fast gänzlich aufgerieben. Mit Bestimmtheit jedoch wird von einem der angesehensten Schriftsteller des Alterthums versichert, die Gallier seien mit dem Lösegelde abgezogen, ohne von Camil- lus dessen wieder beraubt und geschlagen worden zu sein 3). Überhaupt hat patriotische Dichtung über dieses schmachvolle Un- glück Roms, wie über die frühere Demüthiguug durch Porsenna, einen Farbenglanz ausgebreitet, als hätte es gegolten, das größte Siegesglück zu verherrlichen. Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen und sich in dem schönen Veji niederlassen; allein Camillus hielt die Verzweifelten abermals an dem Orte ihres alten Ruhmes zurück. Ein günstiges Omen war ihm hierbei besonder- behülf- lich und brachte die schwankenden Gemüther zum Entschluß. Eines Tages war der Senat in der Curie versammelt, während ein Hauptmann seine Cohorte über das Forum führte und dem Fahnenträger die Worte zurief: „Halt, hier bleiben wir am besten!" Und sogleich traten die Senatoren heraus und riefen, sie nähmen dieses Omen an! und die herbeiströmende Menge gab ihren Beifall. Rasch wurde wieder angebauet; und innerhalb eines Jahres stand da ein neues Rom, das aber noch nach Jahrhunderten in seinen unregelmäßigen Straßen die Spuren dieser Eilfertigkeit trug. Bei Aufräumung der Stadt war un- versehert unter verbrannten Trümmern der Augurstab gefunden 3) „Traditur etiam retulisse (Drusus) ex provincia Gallia aurum Senonibus olim in obsidione Capitolii datum, nec, ut fama est, extor- tum a Camillo.“ Sueton. Tiber. c. 3.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 207

1849 - Münster : Coppenrath
207 abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver- wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats- kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män- nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden, welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor- znnehmen hat-"). Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol- kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch. Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen- heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa- ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö- gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein. Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par- tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere, als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent- scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht, der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An- trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge- winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen. Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen- künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die * Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus esset. Ibid.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 366

1849 - Münster : Coppenrath
366 Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron, daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats- rathe übertrug. Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni- facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin- Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge- treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen; er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr- heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent- täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali- sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 376

1849 - Münster : Coppenrath
376 römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher, scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte. Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul- dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt- lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem- der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt- terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem Großen zur Staatsreligion erhoben. Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be- wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len- kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas), zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi- tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno, Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 138

1849 - Münster : Coppenrath
______138 Im folgenden Jahre 279 kam es zu einer neuen Schlacht bei Asculum in Apulien, dem heutigen Askoli. Auch hier gewann Pyrrhus mit seinen Elephanten den Sieg über die Rö- mer unter den Consuln P. Sulpicius und P.d ecius. Aber theuer erkauft war auch dieser Sieg. Sein eigener Verlust war so groß, daß er vor Bestürzung ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren^)!" Im Jahre 278 war Fabri- c i u s selbst Anführer gegen ihn. Er erhielt einen Brief von des Pyrrhus Leibärzte, in welchem dieser sich erbot, gegen eine angemessene Belohnung seinen König zu vergiften und so die Römer von ihrem furchtbarsten Feinde zu befreien. Fabricius schauderte! Mit den Waffen, im offenen Felde, nicht durch Meuchelmord wollte er seinen Gegner bekämpfen. Mit gerechtem Unwillen schickte er den Brief dem Pyrrhus, damit er kennen lerne, welch' treulosem Verräther er sein Leben anvertraut habe. Gerührt über solchen Edelmuth des Feindes rief der König ans: „Ja, das ist derselbe Fabricius, der eben so wenig vom Wege der Tugend, als die Sonne von ihrer Bahn zu lenken ist!" Den gewissenlosen Arzt ließ er hinrichten, den Römern aber schickte er alle Gefangenen ohne Lösegeld urid bot ihnen aber- mals Frieden an. Allein er erhielt dieselbe Antwort: „Kein Friede, bevor Pyrrhus Italien verlassen hat." Für die ausgelieferten Römer gaben sie eben so viele gefangene Griechen zurück. Solche Hartnäckigkeit brachte ihn in die äußerste Verlegen- heit. Er mogte nicht noch einmal eine so fürchterliche Schlacht wagen, die gleich ein halbes Heer dahin raffte; und nach Epi- ruö zurückzukehrcn, schien ihm schimpflich. Aus solcher Verlegen- heit half ihm eine Einladung der Syrakuser, die ihn zu Hülfe riefen gegen die Karthager, welche sich immer weiter auf der Insel ausbreiteten und jetzt Syrakus selbst bedrohten. Er sicherte Tarent durch eine Besatzung und setzte mit seinem übri- gen Heere im Jahre 278 nach Sicilien über,v). Auch hier er- focht er große Siege. Er drängte die Karthager bis auf Lily- 4j '¿4v iti fiiuv fiayrjv cpwfiaiovg viy.rjoiof.uv, unoxov- fit&a navrtxwg. Plut. c. 21. 5) In diesem Jahre schlossen die Karthager einen dritten Vertrag mit Rom, welcher ein Schutz- und Trutzbündniß gegen Pyrrhus enthielt.

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 219

1849 - Münster : Coppenrath
219 aufgewachsen. Er war überaus stark gebaut, von fürchterlichem Ansehn, großer Tapferkeit und rauhen Sitten. Er kannte keine Furcht, er scheuete keine Gefahr, an Beschwerden war er gewohnt, gegen alle Lebensgenüsse gleichgültig. Nur Ehrgeiz war seine Leidenschaft, und Nichts war ihm heilig, wenn es galt, diese zu befriedigen D- Durch sein Jugendleben auf die niederen Schichten des Volkes hingewiesen und voll des Gefühls eigener Kraft und Tüchtigkeit, verstand er es in Rom, sobald er begann, dem Staate zu dienen, den Anmaßungen des Adels mit nicht gerin- gerer Anmaßung zu begegnen. In diesen Parteikämpfen blieb er fast immer Sieger, weil die Masse des Volkes, das in ihm einen Verwandten und Vertreter erblickte, alle seine Plaue un- terstützte. Als gemeiner Soldat hatte er unter Scipio in Spa- nien gedient und bei der Eroberung von Numantia des Sie- gers ehrendes Wort sich verdient: er werde in der Reihe der großen Feldherrn Scipio's Nachfolger sein. Die Provinz Spa- nien, die er verwaltete, nachdem er in Nom die Prätur be- kleidet hatte, war durch ihn von Räubern gereinigt worden. Er gewann sich die Achtung und wußte, stets ein Verächter des Glückes und seiner Gaben, das eigene Verdienst doppelt geltend zu machen. Der Krieg in Afrika gegen Jugurtha bot seiner Thätigkeit den erwünschtesten Schauplatz und eröffnete ihm eine größere Laufbahn. In diesen Krieg nahm der Consul Metellus ihn als Legaten mit, und seine Tapferkeit, seine Standhaftigkeit in Ertragung aller Beschwerden, worin er sich den gemeinsten Soldaten gleichstellte, erwarben ihm ,eben so sehr die Achtung des Feldherrn, als die Liebe des Heeres. Allein Marius war undankbar genug, den Mann, der ihn aus der Dunkelheit auf die Bahn des Ruhmes geführt hatte, zu verkleinern, um sich durch seinen Sturz zu heben. Er wollte das Consulat nicht länger in den Händen eines ahnenftolzen Adeligen sehen, der, wie er öffentlich rügte, den leichten Krieg mit dem kleinen Numiden- 2) In der Charakteristik, die Sallust von ihm entwirft, heißt es unter andern: Praeter vetustatem familiae, alia omnia abunde erant; industria, probitas , militiae magna scientia, animus belli ingens , domi modicus, lubidinis et divitiaruni victor, tantunnnodo gloriae avidus. B. Jug. c. 63.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 227

1849 - Münster : Coppenrath
227 ein unübersteigliches Hinderniß gefunden. Ja, es wurde sogar im Jahre 95 von den Consuln Licinius Crassus und Mucius Scävola das Gesetz erlassen (lex Licinia Mucia), welches allen Nicht bürgern, welche in der Hauptstadt ansässig waren, die hin und wieder versuchte Ausübung der bürgerlichen Befugnisse strenge untersagte, selbst den Aufenthalt verbot. In diesem Streite der sich einander durchkreuzenden Inter- essen wollte der Tribun Livius Drusus, ein Mann von ed- ler, vaterländischer Gesinnung, aber von ungestümen Eifer und ohne kluge Besonnenheit, der Vermittler werden. Ohne die un- ermeßliche Wichtigkeit dieser drei, die Republik betreffenden Ver- hältnisse zu erwägen, schritt er an eine rasche Ausgleichung der- selben und stellte deshalb eben so viele Gesetzanträge. In Bezug auf die ärmere Klasse schlug er vor, daß mehre bereits von sei- nem Vater beantragte Kolonien nach Italien und Sicilien aus- geführt, die in Umbrien und Etrurien gelegenen Gemeindeäcker vertheilt (lex agraria), unentgeldliche Getreidespenden monatlich wiederholt, die Silbermünzen herabgesetzt oder schlechter ausge- prägt würden. - Hinsichtlich der Rechtspflege schlug er vor, daß Untersuchungen angestellt und die der Bestechlichkeit überführten Beamten nach dem Gesetze bestraft, künftig aber dreihundert Rit- ter in den Senat ausgenommen und mit diesen: gemeinsam für die Beurtheilung der Staatsverbrechen gebraucht würden (lox judiciaria). — Endlich schlug er vor, daß den italischen Bun- desgenossen das römische Bürgerrecht ertheilt würde (lex de ei- vitale sociis danda). — Diese zu rasch unternommenen Neue- rungen warfen einen furchtbaren Zündstoff in die aufgeregten Gemüther. Nur die materiellen Anträge fanden größten- theils Bestätigung, die staatsbürgerlichen dagegen scheiterten völlig. Denn die Ritterschaft, im Bewußtsein begangener Amts- frevel und die Folgen der Untersuchung scheuend, weigerte hart- näckig die Theilung der richterlichen Gewalt mit dem Senat. Und dieser wies eben so entschieden die beantragte Verbindung mit den Rittern zurück. Voll aristokratischen Hochmuthes hielten die drei- hundert Senatoren es für eine Verletzung ihrer Standesehre, drei- hundert Ritter auf einen gleichen Fuß mit sich zu stellen und so für ebenbürtig zu erklären. Die Masse des Volkes sah mit der Mehr- heit des Adels in der Ausdehnung ihres souveränen Rechts auf 15*
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