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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 67

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 67 — ferner der König den aufstrebenden Geist seines Sohnes verkannte, jo geschah es, daß zwischen beiden eine Spannung entstand, die immer größer wurde. Dazu kam noch, daß sich der König oft vom Zorne hinreißen ließ, den Prinzen öffentlich mit harten Worten schalt und von seinem Züchtigungsrechte nicht selten in der empfindlichsten Weise Gebrauch machte. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet," pflegte er wohl zu sagen, „er macht sich nichts, aus Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben." Nur heimlich wagte es Fritz, seinen Lieblingsbeschäftigungen obzuliegen. Als einst der berühmte Flötenspieler Quanz, den der Kronprinz auf einer Reise nach Dresden kennen gelernt hatte, und der seitdem sein Lehrmeister im Flötenspiel wurde, bei ihm war, hörten sie plötzlich den König kommen. Eilig verbarg sich der Lehrer, Fritz versteckte Flöte und Noten und zog statt des Schlafrockes schnell die Uniform an. Da trat der Vater ein; aber bald hatte sein scharfes Auge Bücher und Schlafrock entdeckt. Letzteren warf er ins Feuer, die Bücher aber wurden dem Buchhändler zurückgeschickt. Die Kluft zwischen Vater und Sohn erweiterte sich noch mehr, als die Mutter, die Königin Sophie Dorothea, zwischen ihren und den Kindern ihres Bruders, des Königs von England, eine Doppelheirat einzuleiten suchte. Der König wollte hiervon nichts wissen, wünschte vielmehr eine Verbindung seines Sohnes mit der Prinzessin Elisabeth von Brannschweig-Bevern. Als der Kronprinz hierauf nicht eingehen wollte, mußte er sich in Gegenwart der Hofbedienten die empfindlichste Behandlung gefallen lassen. Der Fluchtversuch. Durch eine Flucht suchte sich der Prinz aus seiner harten Lage zu befreien. Als er feinen Vater im Jahre 1730 auf einer Reife nach Süddeutschland begleiten mußte, gedachte erden Plan auszuführen und zu feinem Oheim, dem Könige von England, zu entfliehen. Zwei befreundete Offiziere, von Katte in Berlin und von Keith in Wesel, wurden mit ins Vertrauen gezogen, um bei der Flucht behilflich zu sein. Von Sinsheim aus (zwischen Heilbronn und Heidelberg) sollte die Flucht vor sich gehen. Schon war alles bereit, da scheiterte das Vorhaben, und Friedrich bereitete sich eine noch härtere Lage. Der Leutnant von Keith entkam glücklich, Friedrich aber und von Katte wurden gefangen genommen und beide nach der Festung Küstrin geschickt; von Katte wurde zum Tode verurteilt und aus dem Gefängnisplatze zu Küstrin hingerichtet. Der König sah in dem Plane seines Sohnes eine Lieblosigkeit gegen den Vater, eine Schädigung des Ansehens des Staates, in allem eine arge Pflichtvergessenst eines Soldaten. Als er zum erstenmal mit dem Prinzen zusammentraf, wurde er derart vom Zorne hingerissen, daß er seinen Sohn mit dem Stocke Mutig schlug. Dann stieß er den Kronprinzen aus dem Heere und stellte ihn vor ein Kriegsgericht, ino er als Fahnenflüchtiger verurteilt werden sollte. D)ie Richter aber sahen in der That des Kronprinzen keine Fahnenflucht; weil aber der König mit diesem Urteile nicht zufrieden war, 5*

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 78

1900 - Münster i. W. : Schöningh
10 000 Mann bat, sagte der König; „Es ist schon gesorqt, die fehlenden 10 000 Mann seid Ihr selber, Herr Feldmarschall." 9 Mlenoen In der Schlacht bei Prag rettete der mutige Held die Ehre der preußischen Fahnen. Das Fußvolk hatte unter dem vernichtenden Feuer der feindlichen Geschütze arg zu leiden und begann zu weichen. Die Schlacht war verloren, wenn nicht ein kühner Angriff eine glückliche Entscheidung herbeiführte. Kurz entschlossen sprang der 73 jährige Held vom Pferde ergriff eine Fahne, und mit den Worten: „Mir nach, Kinder, das Schlachtfeld muß unser sein!" führte er die braven Soldaten von neuem den Feuerschlünden der Österreicher entgegen. Die Schlacht war gewonnen, aber der heldenmütige Feldmarschall lag, von mehreren Kugeln durchbohrt! entseelt auf der Walstatt. Sein Tod war für den König ein herberer Verlust, als die Vernichtung eines ganzen Heeres. „Der Mensch muß mit einem Auge zur Erde, mit dem anderen zum Himmel hinsehen, sonst gelingt keine Arbeit, und ba§ Herz wird schmutzig und unflätig," war der Leitspruch des großen Helden. General von Ziethen. Haus Joachim von Ziethen stammte aus der Grafschaft Rnppin, wo sein Vater von dem Ertrage seiner Ländereien lebte. Im elterlichen Hause wuchs er schlicht und einfach auf und genoß weder eine genügende Erziehung, noch einen eigentlichen Unterricht. In seinem 14. Lebensjahre trat er als Fahnenjunker unter Friedrich Wilhelm I. m das Heer ein, kam dann zu den Husaren und erwarb sich bald Ruf und Achtung. Unter Friedrich Ii. nahm er an dem ersten und zweiten schlesischen Kriege teil und zeichnete sich wiederholt durch Mut, aber auch durch Verwegenheit aus, so daß er zum Generalmajor ernannt wurde. Im zweiten schlesischen Kriege zeigte Ziethen seine List in einer höchst verwegenen Weise. Friedrich wollte einem seiner Feldherren eine wichtige Nachricht zukommen lassen; aber zwischen den beiden preußischen Heeres-abteilungen lagen die Österreicher. Ziethen bekam den Auftrag, sich durch die Feinde durchzuschlagen, selbst wenn sein ganzes Regiment geopfert werden müßte. Das that dem General, der seine Husaren wie seine ft'in-der liebte, sehr leid; er wollte eine List versuchen. Seine Husaren, welche erst jüngst neue Uniformen erhalten hatten, konnten mit ungarischen Reitern leicht verwechselt werden. Ziethen ließ einige Soldaten, welche der ungarischen Sprache mächtig waren, an die Spitze des Regiments kommen und befahl ihnen, sich fortwährend ungarisch zu unterhalten. So gings keck hinter einem österreichischen Dragoner-Regiment her, und ungefährdet kamen die Preußen an einem großen Teile der Feinde vorüber. Als ein österreichischer Offizier herankam, um die vermeintlichen Ungarn zu begrüßen, wurde er sogar gefangen genommen. Endlich jedoch wurde die List von einem Vorposten erkannt; aber bei dem Rufe: „Ziethen! Preußen!" brach eine solche Verwirrung unter den Feinden ans, daß der kühne Befehlshaber, der seine Husaren so schnell als möglich reiten ließ, glücklich feinen Auftrag überbrachte. Weil Ziethen beim Könige verleumdet und infolgedessen von diesem mit Zurücksetzung behandelt wurde, nahm er, wenn auch höchst uuaeru, seinen Abschied. Es brach der dritte schlesische Krieg aus. Friedrich hielt Heerschau ab; alles fand er in bester Ordnung, all die tapfern Helden und Kämpfer aus den früheren Kriegen waren wieder zur Stelle, nur einer fehlte: das war Ziethen. Der König ließ den alten Haudegen nach Berlin kommen; er erschien, aber mitziehen wollte er nicht. Da sprach Friedrich zu ihm: „Besinne Er sich doch! «soll ich sagen, wenn die Husaren ausrücken und dann fragen: „Wo ist Vater Ziethen?" „„Der liegt zu Hause auf der Bärenhaut, weil er mir ein rasches Wort übelgenommen hat?"" Was

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 135

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 135 - thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden. Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen. Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt. Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück. b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen. c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten. Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 42

1849 - Münster : Coppenrath
42 machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl- ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten- losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er- folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen, welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht. Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden, und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft, die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter- graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll, sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent- wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür- dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe. Dritter Ieitraum. Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr. Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe- rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all- mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden: Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai- sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180. Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 111

1849 - Münster : Coppenrath
111 brauchten die Gallier falsche Gewichte; und als ein Römer dieses rügte, warf Brennus auch noch sein Schwert in die Gewichtschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" (Vae victis!) Da plötzlich kam Camillus mit seinem Heere von Veji heran. Wie er das Unwesen auf der Burg sah, gerieth er in heftigen Zorn. „Weg da mit dem Golde, — rief er — mit Eisen erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus berief sich auf den rechtmäßigen Vertrag der Belagerten. „Der gilt nicht — war die Antwort — ich bin Diktator, ohne mich kann kein Römer Verträge schließen." Jetzt mußte eine Schlacht entschei- den. Diese entschied gegen die Gallier; sie wurden von Camil- lus fast gänzlich aufgerieben. Mit Bestimmtheit jedoch wird von einem der angesehensten Schriftsteller des Alterthums versichert, die Gallier seien mit dem Lösegelde abgezogen, ohne von Camil- lus dessen wieder beraubt und geschlagen worden zu sein 3). Überhaupt hat patriotische Dichtung über dieses schmachvolle Un- glück Roms, wie über die frühere Demüthiguug durch Porsenna, einen Farbenglanz ausgebreitet, als hätte es gegolten, das größte Siegesglück zu verherrlichen. Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen und sich in dem schönen Veji niederlassen; allein Camillus hielt die Verzweifelten abermals an dem Orte ihres alten Ruhmes zurück. Ein günstiges Omen war ihm hierbei besonder- behülf- lich und brachte die schwankenden Gemüther zum Entschluß. Eines Tages war der Senat in der Curie versammelt, während ein Hauptmann seine Cohorte über das Forum führte und dem Fahnenträger die Worte zurief: „Halt, hier bleiben wir am besten!" Und sogleich traten die Senatoren heraus und riefen, sie nähmen dieses Omen an! und die herbeiströmende Menge gab ihren Beifall. Rasch wurde wieder angebauet; und innerhalb eines Jahres stand da ein neues Rom, das aber noch nach Jahrhunderten in seinen unregelmäßigen Straßen die Spuren dieser Eilfertigkeit trug. Bei Aufräumung der Stadt war un- versehert unter verbrannten Trümmern der Augurstab gefunden 3) „Traditur etiam retulisse (Drusus) ex provincia Gallia aurum Senonibus olim in obsidione Capitolii datum, nec, ut fama est, extor- tum a Camillo.“ Sueton. Tiber. c. 3.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 188

1849 - Münster : Coppenrath
188 gänzlichen Untergang forderten. Insbesondere war es der oben erwähnte ernste und finstere Porcius Cato (Censorinus), der seinen ganzen Einfluß zu einem solchen Vernichtungsplane auf- bot. Allein noch fehlte jeder äußere Grund, jeder auch nur scheinbarer Vorwand zu einem Kriege mit Karthago, das bisher allen Bedingungen des Friedens treu und redlich nachgekommen war. Da führte der alte Römerfreund, der noch als neun- zigjähriger Greis rüstige und kriegslustige König von Nu- midien, Masinissa, neue Verwickelungen und hiermit für die Römer einen willkommenen Vorwand zum Kriege gegen Kar- thago herbei. Dieser, wohl wissend, welche Rolle ihm die Rö- mer zuertheilt hatten, ließ keine Gelegenheit unbenutzt, sein Ge- biet auf Kosten der Karthager zu erweitern und entriß ihnen die beiden großen Provinzen Emporia und Tpska. Dem letzten Friedensschlüsse zufolge durften die Karthager keinen Krieg ohne Vorwissen und Einwilligung der Römer führen; jede Verthci- digung gegen den um sich greifenden Nachbar war ihnen also unmöglich gemacht. Nur klagen konnten sie in Rom, und rö- mische Abgeordnete hatten stets dem Masinissa das eroberte Ge- biet zugesprochen. In einer solchen Streitsache war auch der oben genannte Cato als Vermittler nach Karthago geschickt wor- den. Die Karthager aber, welche ihn als ihren Feind kannten, wollten seine Vermittlung nicht annehmen. Voll Erbitterung über solche Zurücksetzung und glühend vor Rache begab er sich nach Nom zurück, schilderte hier im Senate die außerordentliche Macht der Karthager und ihre Rüstungen zum Kriege gegen Rom. Ja er brachte in seiner Toga punische Feigen von seltener Schön- heit mit in die Curie und schüttelte sie vor der Versammlung aus mit den Worten: „Das Land, wo diese wachsen, liegt nur drei Tagfahrten von Rom." Die meisten Senatoren stimmten ihm bei, daß man sogleich ein Heer nach Afrika übersetzen müßte. Anderer Meinung war jedoch der weise, staatskluge Senator P. Sei pro Nasica, der es für Rom gefährlich hielt, wenn die- ses keinen Nebenbuhler mehr habe, der seine Kräfte in steter Spannung halte; in all' zu großer Sicherheit würde die sesaus- arten und erschlassen. Seit diesen Verhandlungen, die noch zu keinem förmlichen Beschlüsse führten, schloß Cato jeden Vortrag im Senate mit den Worten: „Im Übrigen stimme ich für die

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 207

1849 - Münster : Coppenrath
207 abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver- wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats- kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män- nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden, welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor- znnehmen hat-"). Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol- kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch. Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen- heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa- ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö- gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein. Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par- tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere, als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent- scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht, der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An- trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge- winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen. Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen- künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die * Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus esset. Ibid.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 216

1849 - Münster : Coppenrath
______216 Zu spät erkannte das Volk seine Täuschung und ehrte das Anden- ken seiner hochherzigen Vorfechter durch Errichtung einer Statue. Während der Gracchischen Unruhen legte Rom den ersten Grund seiner Macht in dem transalpinischen Gallien. Die grie- chische Pflanzstadt Massilia wurde von ihren Nachbarn, den Salluviern hart bedrängt und rief den Schutz der Römer an (125). Diese schickten den oben erwähnten Flaccus dahin, der zwei volle Jahre gegen die.salluvier kämpfte, ohne einen entscheidenden Erfolg herbeizuführen. Erft im Jahre 123 be- siegte der Proconsul C. Sertius sic völlig und gründete in der Ebene, wo er gesiegt, Aquä Sertiä, die erste römische 'Kolonie in Gallien Auch die Allobroger und Averner wurden besiegt und unterwarfen sich (121). Aus deu eroberten Land- schaften wurde eine römische Provinz gebildet, die späterhin vor- zugsweise Provincia (Provence) hieß. — In dem Jahre 123 wurden auch die balkarischen Inseln, die durch Seeräuberei das ganze Mittelmeer unsicher gemacht hatten, von Q. Cäcilius Me- tellus bekriegt und unterworfen. v Jedoch bald nahmen zwei bei weitem größere und wichtigere Kriege die volle Aufmerksamkeit und Sorge des ganzen Staates in Anspruch — der Jugurthinische und der Cimbrische Krieg, von denen der erstere zugleich einen neuen Beleg gibt von der niede- ren Habsucht und feilen Bestechlichkeit der Großen in Rom. §. 51. Ilcr Krieg mit Iugurtha. 112 — 106. Micipsa, Masinissa's Sohn, herrschte nach dem Tode seiner Brüder über ganz Numidien, welches sich von den Grenzen von Marocco bis an die Syrten erstreckte. Er vertheilte sein Reich unter seine Söhne, Adherbal und Hiempsal, und seinen Neffen Jugurtha. Dieser talentvolle, aber auch höchst laster- hafte Jüngling, dem Nichts heilig war, sobald es galt, einen einmal gefaßten Plan zur Ausführung zu bringen, hatte bereits unter Scipio gegen Numantia gefochten und hier den Ruhm der Tapferkeit und die Freundschaft der Römer sich erworben. Hier hatte er aber auch die Habsucht und Feilheit der Vornehmen kennen gelernt und wußte nun, worauf er rechnen dürfte. Sein Plan war, sich in den Besitz von ganz Numidien zu setzen, und zur Ausführung dieses Planes schien ihm kein Mittel zu ver--

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 220

1849 - Münster : Coppenrath
220 fertige absichtlich in die Länge ziehe, nur um den Oberbefehl zu behalten. Im stolzen Selbstgefühle seiner Kraft und seiner Ver- dienste begab er sich ohne Urlaub nach Rom, um jetzt das Con- sulat und die Führung des jugurthinischen Krieges für sich selbst nachzusuchen; und wurde bei seiner Ankunft mit außerordentlicher Gunst von dem Volke ausgenommen. Hier wiederholte er seine Schmähungen gegen Metellus und den Adel überhaupt, dessen Anmaßungen mit seiner Verdorbenheit wüchsen; dagegen rühmte er sich, mit der Hälfte der Truppen in einem Feldzuge den nu- midischen Krieg zu endigen und den Jugartha entweder todt oder gefangen einzubringen. Das Volk war auf das günstigste ge- stimmt für diesen Mann aus seiner eigenen Mitte: und er, der Bauerssohn, erlangte das Consulat nebst Führung des numidi- schen Krieges (107). Da sprach Marius das stolze Wort: er trage das Consulat als eine Beute davon, die er der Weichlich- keit des Adels abgenommen habe; nicht der Denkmale und Bil- der seiner Ahnen, sondern seiner Wunden rühme er sich. Bevor er zum Heere in Afrika abging, stellte er zur Ergänzung der Legionen neue Werbungen an; und er, der Mann des Volkes, nahm, jetzt zum ersten Male, auch die früher vom Kriegesdienste ausgeschlossene, niedrigste Klasse des Volkes, die Proletarier, die durch keinen Besitz an den Boden des Vaterlandes und sein Geschick geknüpft waren, in die Legionen auf. Mit ihnen eilte er zum sicheren Siege nach Afrika. Metellus, gekränkt, daß Marius sich so schändlich auf Kosten seiner eigenen Ehre ernporgeschwungen hatte, wartete die Ankunft dieses Emporkömmlings nicht ab, und reifete nach Rom, um Rechenschaft von seiner Verwaltung abzulegen. Er hatte die vollgültigsten Beweise für sich; und zur Belohnung seiner Ver- dienste wurde ihm nicht nur der Triumphzug, sondern auch der Name, „Numidieus" zuerkannt. Marius eröffnete den Feldzug mit rastloses Thätigkeit. Er entriß dem Jugurtha eine Stadt nach der andern und bemäch- tigte sich durch Überraschung sogar des großen,, in der Wüste gelegenen Waffenplatzes Capsa (Gaffa). Der flüchtige Jugurtha vereinigte sich bei Cirta (Constantien) mit seinem Schwiegervater, und hier kam es zur Entscheidungsschlacht, in welcher die beiden verbündeten Könige völlig geschlagen wurden. Jugurtha floh mit

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 231

1849 - Münster : Coppenrath
231 weil sie zuletzt stimmten. So legte man durch Halbheit der Maßregeln den Samen zu neuen Gährungen. §. 56. Per Dürgerkrieg zwischen Mlarius und Sulla. 88 — 82 und der erste Krieg gegen Mithridates 87—84. Kaum waren die Bundesgenossen beschwichtigt, so drohete den Römern vom Orient aus ein eben so kluger als tapferer Feind — Mithridates Vi., König des gebirgigen Küsten-- landes Pontus am schwarzen Meere. Dieser ausgezeichnete Kö- nig, den seine Zeitgenossen den Großen nannten, hatte einen glühenden Haß gegen die Römer gefaßt, welche ihm während seiner Minderjährigkeit Großphrygien und Kappadocien entrissen hatten *). Im Vertrauen sowohl auf seine Macht als auch auf die Unterstützung der gegen die römische Verwaltung so erbitter- ten Asiaten und ihrer europäischen Grenznachbaren faßte er den Plan, die Völker des Orients zu einem großen Bunde zu ver- einen, um mit vereinter Kraft die verhaßten Römer aus Asien zu vertreiben. Zur Ausführung dieses großen Planes benutzte er die günstige Zeit, wo die Römer in Italien selbst mit dem Bundesgenossenkriege beschäftigt waren. Er vertrieb die Könige von Kappadocien und Bithynien, schlug die ihnen zu Hülfe ei- lenden römischen Statthalter Oppius und Mauius Aquilius nicht nur zurück, sondern überlieferte auch die Gefangenen einem schmählichen Tode, und war in kurzer Zeit Herr von ganz Vor- derasien, wo alle dem Sieger als ihrem Retter huldigten. Hier fielen nach einer geheim getroffenen Anordnung an Einem Tage 80,000 Römer als Opfer der Volksrache. Dann schickte er sei^ neu Feldherrn Archelaus mit Heer und Flotte nach Griechenland und rief alle Bewohner des Festlandes und der Inseln zur Frei- heit auf. Sogleich traten Athen, Böotien, Lakonien, Achaja, kurz fast ganz Griechenland ihm bei (88). Ein furchtbarer Völker- bund stand gegen Rom gerüstet; und schon drohete Mithridates, als ein zweiter Hannibal in Italien selbst einzufallen und sich Vir animo maximus, consiliis dux, miles manu, odio in Roma- nos Hannibal. Vellej. Ii. 18. — Wunderbares erzählt Plinius von der Gedächtnißkraft dieses Königs; er soll sogar eben so viele verschiedene Sprachen, als Völker seinem Scepter unterworfen waren, 22 an Zahl, fertig gesprochen haben.
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