Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des preußischen Staates - S. 135

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 135 - thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden. Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen. Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt. Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück. b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen. c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten. Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 164

1900 - Münster i. W. : Schöningh
164 — Vergiftet von solch wahnwitzigen Lehren/) wagten es dann zweimal ruchlose Menschen, ihre Mordwaffen gegen die geheiligte Person des Kaisers zu richten. Wilhelm I. erkannte den Grund solcher Verwilderungen sehr wohl und ries deshalb seinen Ministern das denkwürdige Wort zu: „Sorget, daß dem Volke die Religion erhalten bleibe!" Der weiteren Verbreitung sozialdemokratischer Bestrebungen wurde durch strenge Maßregeln (Sozialistengesetz) entgegengetreten. Kaiser Wilhelm war durch die erwähnten Greuelthaten nicht verbittert; er wollte vielmehr, „daß die wirklichen Härten des Schicksals, über welche die Arbeiter zu klagen haben, soweit eine christlich gesinnte Gemeinschaft es vermag, gemildert werden". Zum Wohle der arbeitenden Volksklasse wurden iufolgedeffen verschiedene fürsorgliche Einrichtungen getroffen. Zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wurden Einigungsämter eingerichtet; Fabrikinspektoren sollten fortan das Fabrikwesen überwachen, und ein Hastpslichtgesetz sorgte für Schadenersatz, wenn ein Arbeiter-Körperverletzungen oder gar den Tod erlitt. Durch besoudere gesetzliche Bestimmungen wurde die Arbeit der Frauen und K i n d e / in Fabriken und die Sonntagsarbeit beschränkt. Als im Jahre 1878 Kaiser Wilhelm einem Mordversuche glücklich entgangen war, überreichte das dankbare deutsche Volk seinem geliebten Fürsten eine Summe von 1 740000 Mark als „Wilhelmsspende". Der Kaiser lehnte die Summe für sich ab, machte aber daraus eine Stiftung, „die Altersversorgung für Arbeiter"; die Zinsen dieses Kapitals erhalten alte und schwache Arbeiter. Infolge der denkwürdigen Botschaft vom 17. November 1881 und vom 14. April 1883 wurden in Preußen die beiden untersten Stufen der Steuerpflichtigen von der Klassensteuer befreit; ferner kam im Jahre 1883 (15. Juli) für das Reich das Arb eit erkranken- und im folgenden (6. Juli 1884) das Arbeiterunfall-verfichernngsgefetz zu stände. Auch die Alters- und Invalidenversicherung wurde noch unter der Regierung Wilhelms beraten, doch erlebte der hochherzige Kaiser deren Vollendung nicht mehr. So lange der Arbeiter gesund ist und arbeiten kann, leidet er selten Not. Trifft ihn aber Krankheit oder ein Unfall, oder stellt sich sogar der Tod ein, dann gerät die Familie bald in eine üble Lage. Diesem sollte vorgebeugt werden durch das Arbeiter-Kranken- und das Arbeiter-Unfall- i) Die Ziele der Sozialdemokratie bezeichnet einer ihrer Hauptoer-treter also: auf religiösem Gebiete den Atheismus, auf Politischem die Republik und ans wirtschaftlichem den Sozialismus.

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 42

1849 - Münster : Coppenrath
42 machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl- ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten- losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er- folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen, welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht. Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden, und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft, die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter- graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll, sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent- wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür- dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe. Dritter Ieitraum. Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr. Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe- rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all- mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden: Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai- sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180. Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 111

1849 - Münster : Coppenrath
111 brauchten die Gallier falsche Gewichte; und als ein Römer dieses rügte, warf Brennus auch noch sein Schwert in die Gewichtschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" (Vae victis!) Da plötzlich kam Camillus mit seinem Heere von Veji heran. Wie er das Unwesen auf der Burg sah, gerieth er in heftigen Zorn. „Weg da mit dem Golde, — rief er — mit Eisen erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus berief sich auf den rechtmäßigen Vertrag der Belagerten. „Der gilt nicht — war die Antwort — ich bin Diktator, ohne mich kann kein Römer Verträge schließen." Jetzt mußte eine Schlacht entschei- den. Diese entschied gegen die Gallier; sie wurden von Camil- lus fast gänzlich aufgerieben. Mit Bestimmtheit jedoch wird von einem der angesehensten Schriftsteller des Alterthums versichert, die Gallier seien mit dem Lösegelde abgezogen, ohne von Camil- lus dessen wieder beraubt und geschlagen worden zu sein 3). Überhaupt hat patriotische Dichtung über dieses schmachvolle Un- glück Roms, wie über die frühere Demüthiguug durch Porsenna, einen Farbenglanz ausgebreitet, als hätte es gegolten, das größte Siegesglück zu verherrlichen. Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen und sich in dem schönen Veji niederlassen; allein Camillus hielt die Verzweifelten abermals an dem Orte ihres alten Ruhmes zurück. Ein günstiges Omen war ihm hierbei besonder- behülf- lich und brachte die schwankenden Gemüther zum Entschluß. Eines Tages war der Senat in der Curie versammelt, während ein Hauptmann seine Cohorte über das Forum führte und dem Fahnenträger die Worte zurief: „Halt, hier bleiben wir am besten!" Und sogleich traten die Senatoren heraus und riefen, sie nähmen dieses Omen an! und die herbeiströmende Menge gab ihren Beifall. Rasch wurde wieder angebauet; und innerhalb eines Jahres stand da ein neues Rom, das aber noch nach Jahrhunderten in seinen unregelmäßigen Straßen die Spuren dieser Eilfertigkeit trug. Bei Aufräumung der Stadt war un- versehert unter verbrannten Trümmern der Augurstab gefunden 3) „Traditur etiam retulisse (Drusus) ex provincia Gallia aurum Senonibus olim in obsidione Capitolii datum, nec, ut fama est, extor- tum a Camillo.“ Sueton. Tiber. c. 3.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 113

1849 - Münster : Coppenrath
113 dachte Raum: er wolle mit Hülfe des Volkes, das er fortwäh- rend für seine Plane bearbeite, die bestehende Verfassung stürzen und sich zum Alleinherrscher aufwerfen. Selbst die Tribunen traten gegen ihn auf. Endlich ward er als Hochverräther an- geklagt, schuldig befunden und vom tarpeischen Felsen gestürzt (384), welchen er so rühmlich vertheidigt hatte. Sein Haus wurde geschleift, und der Beschluß gefaßt, daß künftig Niemand mehr auf dem Capitol wohnen sollte. Seitdem steigerte sich immer mehr wie die Anmaßung der Patricier, so das Elend des Volkes. Dieses versank allmälig in eine dumpfe Gleichgültigkeit. In dieser Zeit des tiefsten Verfalles erhoben sich die Plebejer, Caj. Licinius Stolo und Lue. Sertius Lateranus, voll edler Begeisterung für die Wieder- geburt ihres fast zertretenen Standes und für den endlichen Ab- schluß staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit'). Die beiden Freunde gingen seit ihrer ersten Erwählung zu Volkstribunen im Jahre 376 v. Ehr. mit Muth und Besonnenheit an das große Werk und führten es nach zehnjährigem mühevollem Kampfe endlich zum glücklichen Ziele. Sie erließen in dem eben genannten Jahre folgende durchgreifende Gesetzanträge (lege« Liciniae): 1. (de aere alieno) „Was bisher an Zinsen von den Schuld- nern an die Gläubiger abgetragen worden, soll als vom Capital abgetragen betrachtet, und der Rest der Schuld in drei'gleichen Theilen innerhalb dreier Jahre abbezahlt werden." 2. (de modo agrorum) „Das Benutzungsrecht der Staatsländereien (agri publici) soll beiden Ständen anheimfallen, kein Bürger über fünf- hundert Jucharte Gemeindelandes besitzen und mehr als hundert Stück großen, fünfhundert kleinen Viehes auf den Gemeindeweiden halten. Für den Nießbrauch des Fruchtackers zahlt der Inhaber den Zehnten an die Gemeindekasse. Was Einzelne jetzt über fünf- hundert Jucharte besitzen, soll herausgegeben und den ärmern Ple- bejern in Loosen von sieben Jucharten als freies Eigenthum über- tragen werden." 3. „Hinfort sollen nicht mehr Kriegstribunen, son- dern wieder Consuln ernannt werden, und zwar jedes Mal einer aus den Plebejern."— Diese Anträge steigerten die Erbitterung der 1) Nach Livius (Vi. 34.) soll Licinius bloß durch die Eitelkeit sei- ner patricischen Gemahlin in die Schranken zum Kampfe gegen die Herr- schaft der Patricier getrieben worden sein. Wetter, Geschichte der Römer. 8

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 206

1849 - Münster : Coppenrath
206 Erstürmung Karthago's sich ausgezeichnet, indem er der Erste war, der die Stadtmauer erstieg. In dem Kriege gegen Nu- mantia diente er als Quästor und trug dort wesentlich zur Ret- tung des Heeres bei. Schon auf seiner'reise dahin, in Etru- rien, soll er, erschüttert durch den Anblick der Landleute, die hier neben den unermeßlichen Gütern der Reichen und ihren Sklaven- heeren, in der größten Armuth und Roth lebten, den Plan ge- faßt haben, dereinst als Retter des bedrängten Volkes aufzutre- ten. Dieses sollte durch Eigenthum besonnen, durch Arbeit auf eigenem Grund und Boden wieder stark und selbständig werden. Nach seiner Wiederankunft in Rom zog er mehre der angesehensten Männer zu Nathe, und diejenigen, die mehr das allgemeine Wohl, als ihren eigenen Vortheil im Auge hatten, billigten, seinen Plan und munterten ihn auf, ihn zur Ausführung zu bringen; wie der große Rechtsgelehrte Mucius Scävola, der damals Cónsul war und der Pontifer marimus, Crassus. Auch das Volk hatte bereits Kunde von seinem menschenfreundlichen Vorhaben erhal- ten, und forderte ihn bald durch lauten Zuruf, bald durch Zet- tel an Denkmälern und Säulenhallen zur Ausführung auf. Jetzt säumte er nicht länger. Er bewarb sich um die Würde eines Volkstribunen, die seine Person unverletzlich machte, und ihn in den Stand setzte, seine großen Entwürfe zum Besten des Volkes auf gesetzlichem Wege auszuführen; und als er zu dieser Stelle unter großem Beifalle des Volkes erwählt war, ging er mit Muth und Besonnenheit an das große Werk. Im Jahre 133 erneuerte er das alte, längst in Vergessen- heit gerathene licinische Ackergesetz (lex agraria), jedoch mit manchen mildernden Bestimmungen. Die Hauptpunkte seines Antrages waren folgende: 1. Kein Bürger soll mehr als 500 Jucharte vom Staatslande besitzen 2); jedoch soll es gestattet sein, daß jeder noch unter väterlicher Gewalt stehende Sohn außerdem die Hälfte, 250 Jucharte, habe. 2. Das abzutretende Land soll unter die armen Hausväter als ächtes, unveräußerliches Eigenthum gleichmäßig vertheilt werden. 3. Den frühern Be- sitzern soll für die Kosten, welche sie auf die Kultivirung des 2) Ne quis ex publico agro plus quam quingeuta jugera possideret. Liv. epit. Lviii. Fünfhundert Jugera (Jucharte) sind ungefähr 490 Magdeburger Morgen.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 207

1849 - Münster : Coppenrath
207 abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver- wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats- kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män- nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden, welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor- znnehmen hat-"). Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol- kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch. Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen- heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa- ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö- gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein. Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par- tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere, als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent- scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht, der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An- trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge- winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen. Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen- künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die * Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus esset. Ibid.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 366

1849 - Münster : Coppenrath
366 Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron, daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats- rathe übertrug. Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni- facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin- Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge- treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen; er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr- heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent- täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali- sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 376

1849 - Münster : Coppenrath
376 römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher, scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte. Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul- dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt- lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem- der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt- terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem Großen zur Staatsreligion erhoben. Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be- wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len- kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas), zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi- tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno, Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 79

1849 - Münster : Coppenrath
79 laubniß, sich noch einige von den übrigen Geißeln loszubitten. Sie wählte die jüngsten und kehrte mit ihnen froh nach Rom zurück. Ihr zur Ehre ward später ein Standbild errichtet, eine Jungfrau zu Pferde. Die Römer selbst erlangten bald ihre frühere Selbstständigkeit wieder. Porsenna hatte seinen Sohn mit Heeresmacht gegen Aricia gesandt, diese Stadt zu unterwerfen. Allein die Etrusker erlitten eine furchtbare Niederlage, selbst der Sohn des Königs wurde erschlagen. Diesen Umstand scheinen die Römer zur Abschüttelung des Joches benutzt zu haben. Schon Porsenna selbst mußte es jetzt für sich gerathener finden, Rom mildere Bedingungen zu bewilligen. Er starb bald darauf. Die Hoffnung des Tarquinius durch ihn nach Rom zurückgeführt zu werden, war völlig gescheitert. Aber auch nun ruhete Tarqui- nius nicht. Ein Volk nach dem andern wiegelte er gegen Rom auf, zuletzt auch die Latiner. Es geschah dieses zu einer Zeit, wo in Rom unter den Bürgern selbst der größte Aufruhr herrschte. Die in Armuth und Roth versunkenen Plebejer, welche den Be- drückungen der Patricier, deren Schuldner sie geworden, bloß gestellt waren, klagten laut und weigerten sich, Kriegesdienste zu thun. In dieser drohenden Gefahr von Innen und von Außen schritt der Senat zu einer außerordentlichen Maßregel. Er er- nannte im Jahre 498 einen Diktator oder obersten Befehls- haber mit unumschränker Gewalt und ohne Provocation. Titus Lartius war der erste, welcher diese neue Würde bekleidete. Sein Auftreten erregte Schrecken bei der römischen Gemeinde; Keiner weigerte sich, Dienste zu nehmen; Jeder folgte willig seinen Befehlen. Schrecken kam selbst über die Feinde, die nun den Frieden nachsuchten. Man bewilligte ihnen einen Waf- fenstillstand auf ein Jahr, und da so die Ruhe wieder hergestellt war, legte Lartius seine Diktatur nieder, und die Eonsuln tra- ten wieder ihr Amt an. Als die Zeit des Waffenstillstandes verflossen war, griffen die Latiner wieder zu den Waffen. Und abermals sahen die Römer sich genöthigt, einen Dictator zu wählen, den A u l u s P o st h u m i u s. Unter seiner Führung kam es im Jahre 496 zu einer höchst blutigen Schlacht am See Regil- lus. Der ganze Senat war zu derselben ausgezogen. Es war ein Heldenkampf wie auf der Ebene von Troja. Feldherr stritt gegen Feldherr, und lange schwankte das Kriegesglück. Der
   bis 10 von 271 weiter»  »»
271 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 271 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 2
2 2
3 7
4 79
5 6
6 0
7 10
8 2
9 1
10 173
11 2
12 31
13 1
14 14
15 0
16 3
17 0
18 0
19 2
20 19
21 2
22 2
23 11
24 4
25 34
26 24
27 9
28 2
29 5
30 1
31 23
32 1
33 2
34 28
35 6
36 5
37 61
38 3
39 15
40 0
41 18
42 11
43 2
44 0
45 92
46 14
47 2
48 2
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 72
1 108
2 75
3 180
4 339
5 32
6 59
7 36
8 162
9 364
10 42
11 129
12 34
13 189
14 47
15 52
16 156
17 497
18 29
19 47
20 68
21 177
22 111
23 90
24 75
25 232
26 49
27 32
28 96
29 46
30 23
31 80
32 33
33 21
34 63
35 161
36 86
37 42
38 118
39 76
40 81
41 275
42 41
43 358
44 78
45 207
46 73
47 37
48 59
49 62
50 84
51 59
52 330
53 30
54 72
55 68
56 58
57 37
58 39
59 71
60 291
61 92
62 103
63 104
64 113
65 39
66 34
67 23
68 119
69 74
70 141
71 307
72 176
73 34
74 57
75 59
76 130
77 199
78 27
79 93
80 23
81 37
82 71
83 46
84 62
85 25
86 42
87 67
88 20
89 34
90 31
91 78
92 1048
93 24
94 80
95 91
96 73
97 19
98 271
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 18
1 6
2 78
3 23
4 32
5 32
6 9
7 49
8 5
9 148
10 69
11 7
12 49
13 9
14 0
15 101
16 120
17 14
18 32
19 87
20 3
21 26
22 110
23 5
24 22
25 5
26 114
27 118
28 8
29 0
30 138
31 26
32 3
33 379
34 15
35 30
36 0
37 66
38 26
39 82
40 107
41 4
42 15
43 44
44 44
45 14
46 26
47 14
48 27
49 189
50 42
51 47
52 28
53 10
54 115
55 64
56 37
57 17
58 54
59 789
60 7
61 43
62 111
63 159
64 101
65 79
66 4
67 28
68 31
69 0
70 0
71 128
72 21
73 227
74 15
75 80
76 26
77 42
78 7
79 94
80 94
81 464
82 22
83 4
84 8
85 53
86 5
87 12
88 87
89 5
90 3
91 72
92 1
93 6
94 0
95 1
96 1
97 85
98 71
99 16
100 191
101 3
102 90
103 156
104 7
105 8
106 11
107 5
108 24
109 14
110 27
111 27
112 32
113 8
114 9
115 19
116 32
117 8
118 34
119 2
120 15
121 153
122 9
123 18
124 44
125 12
126 14
127 74
128 56
129 72
130 2
131 159
132 46
133 4
134 11
135 3
136 184
137 5
138 7
139 1
140 87
141 11
142 59
143 274
144 51
145 103
146 101
147 13
148 61
149 2
150 90
151 66
152 72
153 2
154 13
155 140
156 185
157 43
158 57
159 9
160 6
161 27
162 122
163 91
164 6
165 42
166 160
167 31
168 12
169 50
170 35
171 80
172 12
173 71
174 3
175 195
176 99
177 792
178 28
179 77
180 9
181 102
182 559
183 114
184 45
185 12
186 28
187 31
188 7
189 41
190 19
191 51
192 49
193 5
194 30
195 9
196 68
197 86
198 41
199 6