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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 164

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Grenzen abgerundet, und durch die Erwerbung von Danzig und Thorn fonnte sich der Handel im Weichselgebiete freier gestalten. Aber der preuische Staat hatte durch die Augliederuug der neuen ^ Lnderstrecken seinen rein deutschen Charafter eingebt und war gezwungen, eine unruhige, feindselige Bevlfernng im Zaume zu halten.x) .Der Handel wurde durch Monopole und Zollschranfen behindert, das Gewerbe fonnte sich durch die beengenden Bestimmungen der Znste ' nicht entfalten. Preuens Ansehen im Auslande war gesunken, und die Armee stand nicht mehr ans der Hhe, wie unter Friedrich dem Groen; dazu war der Staatsschatz durch die verschwenderische Hofhaltung und die Kriege geleert, und eine groe Schuldenlast ... drckte das Land. 2) Die alte Zucht und Sitte war frecher Frivolitt und arger Genusucht gewichen.' Da Friedrich Wilhelm Ii. nicht der Mann war, der wie Friedrich der Groe die Seele und Triebfeder der Staatsverwaltung bildete, in' mehrfacher Hinsicht die Verhltnisse inzwischen andere geworden waren, so sanf Preußen in den furchtbaren Bewegungen in der Folgezeit, ehe die Grundlagen Friedrichs sich gefestigt hatten, auf eine tiefere Stufen der Entwicklung zurck. Jeutschtand. Die letzten Kaiser Leopold Ii. und Fronz Ii. Leopold Ii. (17901792), der Bruder Josephs Ii., verwaltete vor seiner Erwhlnng zum Kaiser bereits 25 Jahre als Regent das Groherzogtum Tosfana, wo er im freiheitlichen Sinne des 18. Jahrhunderts viele Neuerungen ausfhrte, hierbei jedoch vorsichtiger zu Werfe ging, als sein Bruder Joseph. Als Kaiser lenfte er in die Bahnen der mavollen Reformen Maria Theresias zurck und wute durch Klugheit und Migung die Ruhe in seinen Lndern wiederherzustellen. Mit Preußen schlo er bei der Zusammeufuust zu Pillnitz ein Bndnis gegen das revolutionre Franfreich, doch war er vorsichtig und zurckhaltend und soll einen Angriffsfrieg nie beabsichtigt haben. Leopold starb während der Rstungen zum Kriege gegen die Franzosen nach einer zweijhrigen Regierung; ihm folgte im Reiche und in sterreich sein Sohn *) Zurbonsen, Repetitionsfragen. 2) Erg. Nr. 25.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 104

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
104 ficht solcher Waren, welche im Lande selber hergestellt werden Konnten, verbot der König oder belegte sie mit sehr hohen Eingangszllen, eme Ausfuhr von Rohstoffen durftenichtstattfinden (Merkantilstem)! Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschftigung, und preuische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. . Auch grndete Friedrich zu Berlin eine Bank, bei der sich die Kaufleute zur Anlage oder zum vorteilhafteren Betriebe ihres Geschftes gegen mige Zinsen Geld leihen konnten, damit sie Wucherern nicht in die Hnde fielen. Zur Hebung des Binnenhandels und Erleichterung des Ver-kehr3 setzte Friedrich Weichsel, Elbe und Oder miteinander in Ver-blndnng; er legte den Bromberger, Plauenschen und Finow-Kanal an. Durch Schaffung eines Seehafens an der Mndung der Oder in die Ostsee (in Swinemnde) wurde Stettin bald eine sehr wohlhabende Handelsstadt. - Die Seehandlung sollte den ber-seeifchen Handel Preuens untersttzen. Fr Handel und Gewerbe rief der König gleich zu Anfang seiner Regierung eine eigene Ministe rialab teilnng ins Leben. 5. Sorge fr die Rechtspflege. Um die Rechtspflege hat sich Friedrich auerordentlich verdient gemacht. Im Verein mit den tchtigen Juristen Eoeeeji und von Earmer arbeitete er an der Verbesserung des Gerichtswesens. Er trennte die Justiz von der Verwaltung und erlie eine neue Gerichtsordnung (Codex Fridericianns). Eine neue Prozeordnung bestimmte, da jeder Proze binnen Jahresfrist erledigt fein mute. Von feinem Grokanzler von Earmer lie er dasmllgemeine Landrecht ausarbeiten, das.erfte bedeutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache. Zu Friedrichs Zelten war hier und dort die Folter noch im Gebrauch; er schaffte sie ab und machte ebenfalls den H exen pro z essen fr immer ein Ende. Der König setzte rechtskundige Richter ein und forderte von ihnen strenge Gerechtigkeit, jhr mt wissen," sagte er zu ihnen, da der geringste Bauer, ja Bettler ebensowohl ein Mensch ist, wie Seine Majestt, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und mu nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne ) Der Franzose Mirabeau jagt von diesem efe^e: Mit diesem Werke ist Preußen dem brigen Europa um ein Jahrhundert voraus."

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 111

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
111 Ihren Gatten, den Herzog Franz Stephan von Lothringen, der seit seinem fnfzehnten Jahre in Wien lebte, hatte sie, der Neigung ihres Herzens folgend, gewhlt. Sie war ihm eine hingebende Gattin, ihren Kindern eine liebevolle, sorgsame Mutter, und ihr sittenreines Familienleben bildete einen angenehmen Gegensatz zu dem lockeren Leben und Treiben an vielen frst-liehen Hfen der damaligen Zeit. 2. Maria Theresia als Negentin. Im Alter von vierundzwanzig Jahren bernahm Maria Theresia die Herrschaft in den sterreichischen Lndern. Wie im Fluge hatte sie die Anhnglichkeit ihrer Untertanen er-worben; ihre staatsmnnische Begabung und ihren starken Geist gegenber den schwersten Schicksalsschlgen zu zeigen, sollte sich ihr bald recht reiche Gelegenheit bieten. Obgleich sie wute, da trotz der Pragmatischen Sanktion ihre Thronfolge im Ausland nicht ohne Widerspruch bleiben wrde, ergriff sie doch im Vertrauen aus Gott und ihr gutes Recht mit Kraft und Ent-fchiedenheit bte Zgel der Regierung. Sie lie sich als Knigin von Bhmen und Ungarn und als Erzherzogin von sterreich huldigen und nahm ihren Gemahl als Mitregenten an. Gleich nach ihrer Thronbesteigung wurde sie in langwierige und schwere Kriege verwickelt, von allen Seiten drangen die Feinde auf sie ein, und eine Zeitlang schien es, als sollte die alte sterreichische Monarchie in Trmmer gehen. Im Augenblicke ihrer grten Not wandte sie sich voll Vertrauen an ihre Untertanen um Hilfe, und ihr Glaube an ihre Liebe und Ergebenheit sollte in der schnsten Weise belohnt werden. Als sie im Trauer-gewande, die Krone des hl. Stephan auf dem Haupte, mit Trnen auf den Wangen und ihr jngstes Kind auf den Armen vom Throne herab zu Preburg den Stnden Ungarns zurief: Von allen verlassen, nehme ich meine Zuflucht einzig und allein zur Treue der Ungarn und zu ihrer altbe-rhmten Tapferkeit," da machten ihre bewegten Worte und ihre hoheitsvolle Erscheinung auf die Versammelten den tiefsten Eindruck, und in heldenhafter Begeisterung riefen sie der hartbedrngten Frau zu: Leben und Blut fr Eure Majestt! Wir wollen sterben fr unsere Knigin Maria Theresia!" und den Worten folgte die Tat. Wenn sich Maria Theresia auch all ihren zum Teil mchtigen Feinden gegenber nicht immer als Siegerin hat behaupten knnen, so ist sie doch aus all den schweren Kmpfen ehrenvoll hervorgegangen. Am tiefsten schmerzte sie der Verlust Schlesiens, das sie nicht vergessen konnte. Erst nach dem Siebenjhrigen Kriege war es ihr vergnnt, ihre er-stannliche Ttigkeit zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt ihrer Untertanen zu zeigen; in mavoller Weise betrat sie die Bahn der Reformen nnb bezeugte hierbei ihre hohe Begabung als Regentin. An Stelle des alten Feudal-staates setzte sie den mobernen, dessen Begrnderin sie fr Osterreich wurde. Zur besseren Verwaltung ihrer Erblnder ging ihr Streben dahin, die einzelnen Teile der sterreichischen Monarchie zu einem festgefgten Reiche zu vereinigen; ihr gebhrt das Verdienst, den deutsch-bhmischen Ein-heitsstaat geschaffen zu haben, während Ungarn als selbstn-dige Reichshlste b estehen blieb. Die trennende Mannigfaltigkeit in

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 115

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
115 durch Verwischung der Unterscheidungslehren suchte er die christlichen Kon-sessionen einander zu nhern. Gegen 700 Klster hob er auf, und das einge-zogene Vermgen verwendete er zur Grndung von Kranken-, Armen- und Waisenhusein und zur Vermehrung und Aufbesserung der Psarr- und Lehrer-stellen. Die Klostergebude wurden zu Kasernen und Fabriken gemacht und die kirchlichen Gefe an Juden fr einen Spottpreis verkauft. Als warmer Anhnger der franzsischen Freidenker suchte er den allge-meinen Menschenrechten Anerkennung zu verschaffen. Er hob die Leibeigensch a f t ohne Entschdigung in beiden Reichshlften auf, eab allen seinen Untertanen Gleichheit vor dem Gesetze und verordnete eine gleich-mige Besteuerung aller Staatsbrger nach dem Vermgen. Die staat-liehe Zensur wurde beseitigt und eine gewisse Prefreiheit gestattet. Den Beamten machte er Unbestechlichkeit zur ersten Pflicht, den Richtern strenge Unparteilichkeit und schaffte die Todesstrafe ab. Die Verbrecher wurden zum Ziehen der Schiffe aus der Donau und zum Straenkehren ver-urteilt. Fr Kunst und Wissenschaft hatte Joseph Ii. kein Verstndnis. Kunstwerke (Jlionens, jetzt in Mnchen) wertvolle Handschriften und seltene Bcher kamen unter den Hammer. Die gesamten Lnder der sterreichischen Monarchie suchte er zu einem Ei n h e its st aa te zusammenzuschmelzen, dessen Verwaltung in Wien ihr Zentrum haben sollte. Er verfgte die Aufhebung der niederlndischen Verfassung, verordnete fr Ungarn bei allen amtlichen Handlungen den Gebrauch der deutschen Sprache an Stelle der lateinischen und gab diesem Lande eine neue Bezirkseinteiluug. Da aber Joseph Ii. bei seinen Neuerungen auf stndische Rechte und nationale Eigenart keine Rcksicht nahm, althergebrachte Gewohnheiten und Gebruche vorschnell zerstrte, erzeugte er einen tiefen Unwillen in allen Teilen des Reiches und unter allen Stnden. In den sterreichischen Niederlanden kam es zu offenem Aufruhr, und als auch Ungarn in Grung geriet, sah sich Joseph Ii. gezwungen, alle seine neuen Einrichtungen und Gesetze fr aufgehoben zu erklären; nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft blieben bestehen. Der tiefe Gram, den mhsamen Bau seines Lebens mit einein Schlage zerstrt zu sehen, er-schtterte seine ohnehin schwankende Gesundheit vollends; er starb im noch nicht vollendeten fnfzigsten Jahre seines Levens. Auf seinen Grabstein wnschte er, die Werte zu schreiben: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglck hatte, alle seine Entwrfe scheitern zu sehen." Frankreich. Ludwig Xv. Auf Ludwig Xiv. folgte sein Urenkel Ludwig Xv., unter dem die Mistnde, die bereits unter s-nnem Vorgnger in Frankreich herrschten, noch rger wurden. Durch die absolute Monarchie war das Knigtum in Eigenmchtigkeit und Willkr verfallen, die Vertretung der obersten Stnde (etats generaux), die der König nach Belieben und Bedrfnis ver- 8*

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 117

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
117 das Wohl ihrer Untertanen zu frdern. Doch es fehlten ihr die zarten Regungen edler Weiblichkeit und die Tugenden einer sittenreinen Frau. Wenn sie auch in mancher Hinsicht mit Maria Theresia verglichen werden kann so steht sie doch wegen ihrer Prunksucht, ihrer sinnlichen Leidenschaften und ihrer grenzenlosen Herrschsucht weit hinter dieser edlen Frstin zurck. 2. Ihre Negierung. Gleich Peter dem Groen verfolgte sie den Plan, die Grenzen ihres Reiches zu erweitern und die bereits eingefhrte westeuropische Kultur unter ihrem Volke weiterzuverbreiten. , Sie brachte den grten Teil Polens an Rußland, entri den Trken die Krim und andere Gebietsteile im jetzigen sdlichen Rußland und fgte Kurland ihrem Reiche hinzu. Mit Friedrich dem Groen, dessen Be-wunderer sie war, schlo sie ein Vertragsbndnis. Als Anhngerin der franzsischen Aufklrung fuchte sie ihr Land mit menschenfreundlichen Einrichtungen zu beglcken, doch hat sie im ganzen nur eine glnzende Oberflche geschaffen, unter der die alten Zustnde bestehen blieben. Sie erleichterte die Leibeigenschaft, besttigte aber dem Adel seine Vorrechte der Steuerfreiheit; sie hob Handel und Gewerbe durch die Anlage neuer Verkehrswege und durch Beschrnkung der Binnenzlle, rief nach dem Vorbilde Friedrichs des Groen deutsche Ansiedler ins Land und grndete Städte und Drfer. Hierbei wurde sie von ihrem Minister Potemkin, einem frheren Gardeoffizier, den sie mit ihren Gunst-beweisen berschttete, und von dem sich diese sonst so herrschschtige Frau leiten lie, in schmhlicher Weise betrogen. Auf einer Reise durch Sdruland bekam Katharina statt wirklicher Huser nur bemalte Bretterwnde zu sehen, die in einiger Entfernung von der Landstrae aufgestellt waren. Sie freute sich der das rasche Ausblhen dieser frher so traurigen Gegend und sprach Potemkin ihre volle Anerkennung aus. Zur Frderung der Volksbildung grndete sie Schulen, zur Hebung von Wissenschaft und Kunst stiftete sie zu Petersburg eine Akademie und lie in der Stadt und in deren Umgebung mehrere Riesenschlsser erbauen. 4>cr Mordamerikanische Freiheitskrieg. 17751783. In Nordamerika hatten sich allmhlich dreizehn englische Kolonien gebildet, die durch den Flei ihrer Bewohner und den Reichtum des Landes zu einem hohen Wohlstaude gelaugt waren. Diese Kolonien standen zwar unter einem englischen Statthalter, waren aber den englischen Gesetzen nicht unterworfen und brauchten auch keine Abgaben zu zahlen. Infolge verschiedener Kriege, die zum Teil auch wegen der amerikanischen Kolonien gefhrt waren, hatten sich die Staatsschulden Englands gewaltig vergrert, zu deren Deckung auch die Kolonisten in Amerika herangezogen werden sollten. Hierzu waren sie auch bereit, doch wollten sie nach eigener Schtzung die Hhe der Beitrage festsetzen, sich diese aber nicht durch das englische Parlament, zu dem die Amerikaner keinen Zutritt hatten, vor-schreiben lassen.

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 118

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 118 Trotz dieser Vorstellungen und der Warnung einsichtsvoller englischer Staatsmnner legte das Londoner Parlament auf verschiedene Waren einen Eingangszoll, beschrukte ihn aber spter durch die sogenannte Teeakte" aus die Einfuhr von Tee. Aber auch dies sahen die freiheitsliebenden Bewohner von Nordamerika als eine Verkrzung ihrer Rechte an, und als im Jahre 1773 drei ostindische Schiffe mit einer Ladung Tee in den Hafen von Boston einliefen, wurden sie erstrmt und 342 Kisten Tee unter dem Jubel des Volkes ins Meer geworfen: der Teesturm in Boston war der Anfang des Nordamerikanischen Freiheitskrieges. Der Kongre zu Philadelphia, auf dem die Vertreter smtlicher Kolonien erschienen, beschlo, den Handel mit England vollstndig abzubrechen und sich zum Kriege zu rsten. Whrend die Englnder durch Anwerbung fremder Truppen, die ihnen deutsche Fürsten (Braunschweig, Hessen, Hannover) aus der Zahl ihrer Landeskinder fr schndes Geld berlieen, um an ihren Hfen nach franzsischem Beispiel ein wollstiges Leben zu führen, ihr Heer zu verstrken suchten, sammelte George Washington, ein Pflanzer aus Virginien, der sich bereits frher als tchtiger Feldherr gezeigt hatte, eiu kleines Heer, bei dem Mut und Tapferkeit und hingebende Vaterlandsliebe den Mangel an kriegerischer Tchtigkeit ersetzten. Benjamin Franklin aus Boston, frher Buchdrucker, dann Schriftsteller, der Erfinder des Blitz-ableiters, schlo mit Frankreich ein Bndnis, dem Spanien und Holland beitraten. Nach manchem Wechsel des Kriegsglckes wurde das englische Heer von den Amerikanern und Franzosen umzingelt und samt seinem allzu khnen Feldherrn gefangen genommen. Im Frieden zu Versailles (1783) wurde die Unabhngigkeit der vereinigten Staaten von Nordamerika anerkannt und Georg Washington, der siegreiche Feldherr, zum ersten Prsidenten gewhlt. Das Beispiel der freiheitsliebenden Amerikaner und die Einrichtungen der neuen Nepublck blieben nicht ohne Rckwirkung auf die Verhltnisse und die politischen Bewegungen in Frankreich und auf die brigen Lnder Europas. Kulturzustnde im achtzehnten Jahrhundert. 1. Staatliche Verhltnisse. Der mittelalterliche Lehnsstaat war allmhlich fast berall geschwunden. An Stelle der Stnde, die mit dem Fürsten die Angelegenheiten des Landes berieten, war der Absolutismus getreten, den Ludwig Xiv. nach dem von ihm befolgten Staatsgrundsatze: L' Etat c'est moi!" begrndete. Friedrich der Groe, der den Grundsatz aufstellte: Le roi est le premier servifceur de ses peuples" verdrngte durch sein gewaltiges Vorbild die absolute Regierungsform und schuf die fogenannte aufgeklrte Abfolntie", die in ihrem Ursprnge aus eine damalige groe geistige Bewegung, die Aufklrung", zurckzufhren ist.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 119

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 119 Tie Aufklrung war eine von England ausgehende Philosophie sche Richtung, die an Stelle der Autoritt die Kritik setzte und des-halb alle Anschauungen und Lehren, besonders auch die religisen, vor den Richterstuhl der Vernunft zog (daher Rationalismus, von ratio = Vernunft). - Sie verlangte unbedingte Senkfreiheit, weshalb ihre Anhnger Freidenker genannt wurden, edle Menschlichkeit oder Huma-ni tat und in religiser Hinsicht Duldung jeder religisen Uberzeugung oder Toleranz. Auch an den ffentlichen Einrichtungen und an der Staatsverwaltung bte sie Kritik und erklrte, da die Fürsten nicht dafr da seien, sich zu ergtzen (le roi s'amuse),' sondern da es ihre Aufgabe fei, das allge-meine Beste und das Glck ihrer Untertanen zu frdern. An Stelle der von Gott geoffenbarten Wahrheiten setzten die Freigeister eine sge-nannte natrliche Religion, ein markloses Schattenwesen. Da man aber rck-sichtslos die Grundlagen der bisherigen Ordnung untergrub, schaffte man vielfach nur Unzufriedenheit, Verwirrung und Emprung. Von England verbreitete sich diese freie geistige Richtung nach Frankreich, wo sie be-sonders in Voltaire einen begeisterten Vertreter fand. Hier fhrte sie auf religisem Gebiete zum vlligen Unglauben (Materialismus), und da die Freidenker das Christentum als unvereinbar mit der menschlichen Vernunft erklrten, bekmpften sie alles Religise und Kirchliche mit einem Ha, der ihrer Anschauung von Toleranz nur zu oft und in zu auffallender Weise Lgen strafte. Vernichtung des positiven Glaubens (Voltaire), Volkssouveruitt (Montesquieu) und Gleichheit der Menschen (Rousseaux), das war das Ziel der sogenannten Aufklrung. 2. Die Fürsten und der Adel. Whrend die greren Staaten Europas ihr Bestreben darauf gerichtet hatten, ihren Besitz-stand zu erweitern, dabei aber den Nachbar scharf beobachteten, damit durch dessen gleiches Bemhen das europische Gleichgewicht" nicht gestrt werde, zugleich jedoch auf die Hebung des Wohles ihrer Untertanen eifrig bedacht waren, glaubten die meisten kleineren Fürsten, denen durch den Westslischen Frieden die Wrde von europischen Souvernen" zugebilligt war, durch einen mglichst glnzenden und kostspieligen Hosstaat das Beispiel Ludwigs Xiv. nachahmen zu mssen. Gleich ihrem Vorbilde lieen sie unntige Prachtbauten auffhren und herrliche Grten anlegen und Vergeudeteil durch unntze Soldaten-fpiele und ein berflssiges Beamtenheer, durch groe Jagden und hohe Hasardspiele, durch eigene Theater und Vergngen aller Art ungeheure Summen. Steise Frmlichkeit, lockere Sitten, herrisches Befehlen, dabei sklavische Kriecherei gegen den Laudesfrsten waren die Hauptzge des Hoslebens. Um die immer grer werdende Schuldenlast decken zu knnen, erschpften sie die Steuerlast und den Wohlstand ihres Landes oder verkauften, wie z. B. die Fürsten von Heffen-Kaffel, Braunschweig und Wrttemberg, ihre Untertanen als Soldaten an auswrtige Mchte. Die srstliche Gewalt war zur Willkrherrschaft geworden, die besonders

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 127

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 127 je krftiger sich die Industrie entwickelte. Mit dem Grobetriebe bildete sich auch eine neue Gesellschaftsklasse, der Arbeiterstand, und da es noch an Arbeiterfchutzgefetzeu fehlte, war die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, namentlich in England, eine unerhrte. Einen lebhaften Aufschwung nahm das gewerbliche Leben in jenen Gegenden, wo die Dampfmaschine und die Steinkohle in den Dienst der Arbeit gestellt wurden, oder wo weise Fürsten fr Hebuug von Handel und Gewerbe besonders besorgt waren. Sachsen lieferte Porzellan und Banmwoll-waren. Westfalen und Schlesien feine Leinwand und Damast-gewebe, Solingen und Suhl gute Eifeu-und Stahlwareu, Krefeld x) Seide, der Schwarzwald allerlei Holzwaren und Uhren. Im wirtschaftlichen Leben machten sich drei Richtungen geltend, der Merkantilismus, der Phyfiokratismus und der Jnd nstrialismns Der Merkantilismus (von mercari handeln) sucht die Natural-Wirtschaft zu verdrngen, dagegen den Geldwert (Sold und Silber) zu vergrern. Er verbietet die Ausfuhr von Gold und Silber in gemnzter und ungemnzter Form und belegt die Ausfuhr von Rohstoffen mit hohen Zllen. Die Einfuhr fremder Erzeugnisse wird erschwert oder gnzlich verboten, hingegen die Einfuhr fremder Rohstoffe und die Ausfuhr einheimischer Fabrikate erleichtert. Da eine groe Anzahl Arbeiter ntig ist, wird Die Auswanderung verhindert, die Ein-Wanderung befrdert und das Eingehen der Ehen begnstigt. Das Merkantilsystem entsprach der absoluten Regierungsform, und da es wirtschaftliche Ubelftude beseitigte, brachte es einigen Staaten groen Vorteil, verhinderte aber eine allgemeine gesunde wirtschaftliche Entwicklung. In dem franzsischen Minister Eolbert fand diese Richtung ihren eifrigsten Vertreter. Der Physiokratismns (von physis = Kraft und kratein = herrschen), der sich unter den: Einflsse der Aufklrungsphilosophie entwickelte, verwirft das Eingreifen des absoluten Staates in das wirtschaftliche Leben, fordert vielmehr unbeschrnkte Handels-, Verkehrs- und Gewerbefreiheit. Laissez faire, laissez passer" war das Leitwort der Physiokraten und wieder ein Franzose, der Finanzminister Turgot, wurde ihr Vertreter. Nicht Gold und Silber, wie bei dem Merkantilismus, sondern die Erzeugnisse des Landes (der Land- und Forstwirtschaft und des Bergbaues) sind die Quelleu des Reichtums. Der Jndustrialismus (von industria = Flei) erblickt in der Arbeit die Quelle des Volksreichtums und zwar in der Landwirtschaft, im Gewerbe und im Handel. Er verwirft wie der Physiokratismns die Einmischung des Staates, fordert Arbeitsteilung und freien Weit-bewerb. Der Schotte Adam Smith ist der Begrnder und der eifrigste Verfechter dieser Wirtschaftstheorie, die groe wirtschaftliche Vernderungen bewirkt hat und uoch heute das wirtschaftliche Leben beeinflut. 1) Die dortige Seidenfabrik war die grte in ganz Deutschland; sie beschftigte um die Mitte des 18. Jahrhunderts 3000 Arbeiter.

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 202

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
viertes Kapitel. 1815-1871. Zeitalter des Ringens um Verfassung. Bildung von Nationalstaaten. Erster Abschnitt. Vom Wiener Kongre ins zur franzsischen Inlirevointion. l. Die Heilige Allianz. Nach Beendigung der Freiheitskriege hat König Friedrich Wilhelm Iii. sein Land noch 25 Jahre mit Segen regiert. Es galt, die Wnnden zu heilen, die Schulden zu zahlen, den Wohlstand des gesamten Volkes zu heben. Um eine neue sittliche Ord-uuug der Diuge auf christlicher Grundlage wiederherzustellen", hatte bereits vor dem zweiten Pariser Frieden König Friedrich Wilhelm mit den Kaisern von sterreich und Rußland die Heilige Allianz" geschlossen, der nach und nach fast alle Fürsten Europas Beitraten. Nach den Grundstzen dieser Vereinigung sollte die Politik der Mchte in ihren gegenseitigen Beziehungen, sowie in der inneren Verwaltung des Staates auf die Vorschriften des Christen-tums. auf Gerechtigkeit. Siebe und Friede gegrndet werden. Bei jeder Gelegenheit wollten sich die drei Herrscher gegenseitig Hilse leisten. Die edlen Bestrebnngen haben jedoch nicht jene Erfolge gehabt, die man sich von ihnen versprach. Die Allianz gestaltete sich tatschlich zu einem Abwehrbunde der Regierungen gegen die strmischen Freiheitsbestrebnngen der Völker. Ihre Leitung fhrte wesentlich der Staatskanzler Metternich im Interesse einer Vor-Herrschaft sterreichs Besonders der Deutschland und Italien.') 3) Znrboseu, Repetitionsfragen.

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 212

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
212 Sachsen-Weimar (1816) nach; seinem Beispiele folgten die sd-deutschen Staaten, ferner die kleinen schsischen Frsten-tnmer. Die beiden Gromchte Deutschlands/ sterreich und Preußen, verhielten sich diesen Nenernngen gegenber vollstndig ablehnend. Der Hauptgegner einer konstitutionellen Regieruugssorm war der Fürst Metternich, der Staatskanzler von stereich. der dem Grundsatze huldigte: Alles fr das Volk, nichts durch das Volk."') In Berlin arbeitete eine russisch-sterreichische Partei allen neueren Be-strebungen entgegen. Nach den Freiheitskriegen war die Sehnsucht des deutschen Volkes, das Deutsche Reich in alter Macht und Pracht wieder erstehen zu lassen, lebhaft erwacht; war es den vereinigten deutschen Stmmen mglich gewesen, die Fremdherrschaft zu brechen, so fhlten sie jetzt umfomehr das Bedrfnis noch einer greren politischen Einigung, denn die Errichtung des Deutschen Bundes" hatte das Freiheits- und Einheitsbedrfnis nicht befriedigt. Mchtig gefordert wurde der deutsche Einheitsgedanke dnrch die allgemeine deutsche Burschenschaft, die im Jahre 1815 zu Jena gegrndet wurde, durch die feurigen Lieder des Dichters E. M. Arndt, dnrch die Pflege der deutschnationalen Gesinnung in den von Jahn ge-grndeten Turnvereinen und durch Joseph Grres in seinem Rheinischen Merkur". Am 18. Oktober 1817, bei der dritten Jahr-Hundertseier der Reformation, feierte die Burschenschaft auf der Wartburg das sogenannte Wartburgfest". Einige Studenten lieen sich hierbei zu unberlegten Taten (Verbrennen miliebiger Schriften und Verfgungen, Verhhnung des preuischen und sterreichischen Staatesy) hinreien. Die Ausschreitungen einzelner wurden der Gesamtheit zur Last gelegt. Der grte Feind dieser Bestrebungen war wieder der mchtige Kanzler Fürst Metternich, der jede Neuerung fr revolutionre Umtriebe" erachtete und von dem verruchten Gedanken der deutschen Einheit" sprach. Als im Jahre 1819 der russische Staatsrat und bekannte Dichter Kotzebue, den die Burschenschaftler fr einen Spion hielten, von dem Studenten Karl Ludwig Sand ermordet wurde, benutzte Metternich diese Gelegenheit, um jede freiheitliche Regung im Volke zu ersticken. Auf seine Veranlassung kamen mehrere Diplomaten zu Karlsbad zn-stimmen, und durch die Karlsbader Beschlsse" wurde die Pre- T) Tont pour le peuple, rien ,par le peuple." 2) Es wurden ein Zopf, ein Korporalstock je. verbrannt.
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