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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 2

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Die Wenden zerfielen in mehrere Hauptstmme. Die Wilzen und Lintizen, von den Deutschen gewhnlich Wenden genannt, wohnten zwischen Elbe. Oder und Ostsee und auf den Inseln Usedom, Wollin und Rgen; zu ihnen gehrten die H eveller an der Havel und die Redarier an der Peene. In Mecklenburg und Holstein wohnten die Obotriten und stlich von diesen die Ucker er. An der mittleren Elbe und Oder hatten die Lu sitzer und Daleminzier ihre Wohnsitze und zwischen Saale und Bober die Sorben. 2. Charakter und Beschftigung. Die Wenden waren von mittel-groem, krftigem Krperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich vou ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkhnheit und gastfrei; Lge und Diebstahl haten sie. Die Wendeu liebten die gemeinsamen An sied lnn gen in Niederungen; hier legten sie ihre ringfrmigen Drfer und Städte an und suchten sie gewhnlich durch Grben, Wlle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. In der Mitte der Anfiedlnng befand sich ein freier Platz (Ring). Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhuser; Menfchen und Tiere wohnten unter demselben Dache. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschftigung dieses Volkes. In Blte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wuten sie ein berauschendes Getrnk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfnge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Tpferei, und aus Bronze und Eisen ver-fertigten sie ihre Waffen und mancherlei Gerte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Vineta, das auf Wollttt oder Usedom gelegen war, und spter in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel mit Bernstein und den Erzeugnissen des eigenen Landes; ihre Handelsstraen fhrten nach Pommern, Polen und Sachsen. 3, Religion. Ihre Religion war eine Vergtterung der Natur-krfte. Btelbog1) war der Gott des Guten und des Lichtes, Czernybog^) der Gott des Bsen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Radegast zu Ehren fanden feierliche Feste statt; der dreikpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strmte das Volk in groen Scharen, um sich ans dem Wiehern eines schwarzen Rofses weissagen zu lassen. In Tempeln und Hainen standen die hlichen Gtzenbilder, denen Frchte, Tiere und auch Menschen als Opfer !) Bielbog = weier Gott. Czernybog schwarzer Gott.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 76

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
76 entsprachen die Kriegs- und Domnenkammern, die dem General-Direktorium unterstellt waren, wie die Steuerrte iu den Stdten und die Landrte auf dem Lande den Kriegs- und Domnenkammern. Die Generalrechenkammer, die heutige Oberrechnungskammer in Potsdam, wurde zur Beaufsichtigung der gesamten Finanzverwaltung ein-gerichtet; alle Rechnungen des Staates wurden hier einer genauen Prfung unterzogen. 3. Sorge fr Gewerbttigkeit und Landwirtschaft, a) Gewerbttigkeit. Friedrich Wilhelm I. duldete nicht, da seine Untertanen auslndische Stoffe trugen, weil er nicht wollte, da Geld fr Kleidungsstcke in das Ausland gebracht wrde; die Einfuhr fremder Stoffe belegte er mit hohen Eingangszllen (Merkantilsystem). Die Manufakturen nannte er ein recht Bergwerk", und von einem Lande ohne Manufaktur sagte er, es ist ein menschlicher Krper sonder Leben, ergo ein totes Land, das bestndig pauvre und elendiglich ist und nicht Zum Flor sein Tagelang gelangen kann." In Berlin legte er eine groe Weberei an, woran alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Offiziere und Beamte durften weder fr sich noch fr die Regimenter und Diener Tuche aus dem Auslande kommen lassen. der die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und lie strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand bervorteilten. Bald standen die preuischen Manufakturen (Tuchfabriken) in solcher Blte, da sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten.1) Auch die Leinenweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König dadurch reichen Verdienst, da er fr die Verschnerung und Bebauung der Stadt sorgte. Reichen Brgern und Beamten wies er Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Die Städte stellte er unter Steuer rate, damit die eigenntzigen Ratssamilien und die Znfte die unteren Volksklassen nicht bedrckten. Friedrich Wilhelm I. besuchte selber die Baupltze, um sich persnlich vou dem Fortschritt der Arbeit zu berzeugen. Lssige Arbeiter wurden dann nicht selten aus eine recht nachdrckliche Weise zur Arbeit angehalten. Den Hkerweibern, Handwerkerfrauen und Brgerstchtern, die in den Straen und auf dem Markte Waren feilboten, befahl er, zu stricken und zu nhen oder Wolle und Flachs zu spinnen. b) Landwirtschaft. Den hartbedrckten Bauersleuten suchte der König eine menschenwrdige Behandlung zu verschaffen. Zur J) Preußen hatte die gesamte Tuchlieferung fr die russische Armee.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 145

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
druck, das Reiterstandbild des Groen Kurfrsten auf der Langen Brcke" zu Berliu ist feilt berhmtestes Werk.x) In majesttischer Ruhe fitzt der Kurfürst auf dem Pferde, den Feldherrnstab mit der Rechten krftig gefat, den Blick fest in die Ferne gerichtet; die ge-faugeueu Krieger am Sockel de3 Deukmals find dagegen leidenschaftlich erregt und scheinen sich nur hchst widerwillig in ihr Schicksal zu fgen. c) Die Malerei. Wirklich Groes wurde zu jener Zeit, wie bereits frher mitgeteilt ist, auf dem Gebiete der Malerei nur in der brabantfchen und flmischen Schule vou Rubens, van Dyck und Rembrandt geleistet. Eiu tchtiger Portrtmaler war Franz Hals; Ostade und Teruier schufen ihre vorzglichen Sittenbilder. Ruis-dael wurde als Laudfchafts-maler geschtzt, prchtige Tier-bildet1 hinterlieen Potter (Khe) und Wonverman (Pferde). Jl5 Italien haben Guido Rertt und Cara- vaggio und in Spanien _ Murino Werke von dauern-dem Werte geschaffen. Der I ! grte Maler Frankreichs p r i ist Nicolas Poussin. Aus p. I ? i"; feinen Bildern fesselt die leichte ^ Anordnnng der Gruppen und [ M_____j die wrdige Auffassung der kf Gestalten; die Landschaft, die I---- als wirksame Szenerie erscheint Kolzmalcrei von Watteau. und der italienischen Natur ent- lehnt ist, versetzt den Beschaner in eine ferne ideale Welt. Neben Poussin verdient Claude Lorrain als Schpser hochinteressanter und idealer Land-fchaften genannt zu werden. Watteau ist der bedeutendste Maler der x) Siehe Seite 59. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Iii. 10

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 148

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
148 Von hchster Bedeutung fr das Kunsthandwerk wurde das von Bttger iu Meien erfundene Porzellan und die Fayence von Delft. Nicht blo die Herstellung von Egeschirren nahm einen nie geahnten Aufschwung; die Porzellanmasse diente auch zur Darstellung zierlicher Schfer. Miniaturkavaliere und feiner kleinen Damen, Wand-leuchtet und Standuhren in den wunderlichsten Zierformen. Hisch im Zopfstil. Die Wissenschaften. I. Die Philosophie. Die materialistische Ansicht der Eng-lnber Locke und Hume, der Vter der sogenannten Aufklrung (S. 119), wurde von den Franzosen Voltaire, Diderot, d'aletnbert und anderen weiter entwickelt. Sie behaupteten, da es kein ber-sinnliches Leben gebe, und da die seelischen Erscheinungen nur Ttigkeitsformen der sinnlichen Krperw elt seien. Ihnen gegenber lehrte der Begrnder der beutfchen Philosophie Gottfrieb Leibniz in seiner Theobice (Rechtfertigung Gottes), ba der Geist vom Krper unabhngig sei, die geoffenbarte Wahrheit der den Verstand hinausgehe, ihm aber nicht widerspreche. Immanuel Kant, Professor der Philosophie in Knigsberg, war unstreitig der grte Denker seiner Zeit. In seinem Werke: Kritik der reinen Vernunft" stellt er die Vernunft als unabhngig von aller Erfahrung hin. Die hchsten wegrisse: Gott. Freiheit und die Unsterblichkeit der Seele

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 149

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
lassen sich durch die reine Vernunft nicht nachweisen, werden aber von der praktischen Vernunft verlangt. In der Kritik der prakti-schen Vernunft finden wir auch den sogenannten kategorischen Im-perativ: Handle so. da dein Wille zugleich dein Naturgesetz werde." Seine Gedanken der Freiheit, Humanitt und Religion haben auf Herder, Schiller n. a. und auf die wissenschaftliche und schne Literatur jener Zeit einen gewaltigen Einflu ausgebt. 2. Die Naturwissenschaften. Aus dem Gebiete der Naturwissen-schasten zeigte sich eine groe geistige Regsamkeit. Newton entdeckte die Gesetze der Schwerkraft, berechnete die Bahnen der Himmelskrper und machte scharfsinnige Beobachtungen der die Brechung des Lichtes. Seine Arbeiten wurden von Herfchel und Laplace fortgesetzt, die den gestirnten Himmel erforschten, mehrere Kometeil entdeckten und die Bahnen der Planeten genauer bestimmten. Die Physiker Galvani und Volta bildeten die Lehre von der Elektrizitt weiter aus (Galva-nismus oder Voltaismus). Lavvisier legte den Grund fr ein wissen-schaftliches Studium der Chemie, der Schwede Linne stellte das nach ihm benannte Pflanzensystem ans. Nicht minder lebhaft war die Ttigkeit auf dem Gebiete der Technik. Der Amerikaner Franklin erfand den Blitzableiter, der Schotte Watt die Dampfmaschine, und von den Gebrdern Mont-golsier wurde der erste Luftballon hergestellt. 3. Geschichtschrcibung und Geographie. Die neuere Geschicht-schreibuug wurde durch den Deutschen Pufe udorf angebahnt; Johann Mller schilderte in einer nicht einwandfreien Darstellimg die Geschichte seiner schweizerischen Heimat in einer Sprache, die an den Rmer Tacitns erinnert; der kernige und volkstmliche Justus Mser hat durch seine Osnabrncker Geschichte, in der er die Zustnde seiner westflischen Heimat in meisterhafter Weise beschreibt, zu einem lebhasten Studium der beut-schen Geschichte augeregt. Der Englnder James Cook unternahm mehrere Entdecknngs-reisen in die Sdsee; die Inseln des Groen Ozeans wurden ausgesucht, Japau, Chiua, Sibirien und Arabien durchforscht, der Montblanc zum ersteu Male bestiegen. 4. Die Altertumswissenschaft.^ Das. Verdienst, das Studium der Werke der alten klassischen Zeit von neueni angeregt zu haben, ge-bhrt den Hollndern; in Deutschland war es vor allen Wiuckelmaun. der durch feine Geschichte der Kunst des Altertums" ans die Antike als Vorbild hinwies und mit warmer Begeisternng und feinem Gefhle die Bildwerke der Alten erklrte.

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 164

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Grenzen abgerundet, und durch die Erwerbung von Danzig und Thorn fonnte sich der Handel im Weichselgebiete freier gestalten. Aber der preuische Staat hatte durch die Augliederuug der neuen ^ Lnderstrecken seinen rein deutschen Charafter eingebt und war gezwungen, eine unruhige, feindselige Bevlfernng im Zaume zu halten.x) .Der Handel wurde durch Monopole und Zollschranfen behindert, das Gewerbe fonnte sich durch die beengenden Bestimmungen der Znste ' nicht entfalten. Preuens Ansehen im Auslande war gesunken, und die Armee stand nicht mehr ans der Hhe, wie unter Friedrich dem Groen; dazu war der Staatsschatz durch die verschwenderische Hofhaltung und die Kriege geleert, und eine groe Schuldenlast ... drckte das Land. 2) Die alte Zucht und Sitte war frecher Frivolitt und arger Genusucht gewichen.' Da Friedrich Wilhelm Ii. nicht der Mann war, der wie Friedrich der Groe die Seele und Triebfeder der Staatsverwaltung bildete, in' mehrfacher Hinsicht die Verhltnisse inzwischen andere geworden waren, so sanf Preußen in den furchtbaren Bewegungen in der Folgezeit, ehe die Grundlagen Friedrichs sich gefestigt hatten, auf eine tiefere Stufen der Entwicklung zurck. Jeutschtand. Die letzten Kaiser Leopold Ii. und Fronz Ii. Leopold Ii. (17901792), der Bruder Josephs Ii., verwaltete vor seiner Erwhlnng zum Kaiser bereits 25 Jahre als Regent das Groherzogtum Tosfana, wo er im freiheitlichen Sinne des 18. Jahrhunderts viele Neuerungen ausfhrte, hierbei jedoch vorsichtiger zu Werfe ging, als sein Bruder Joseph. Als Kaiser lenfte er in die Bahnen der mavollen Reformen Maria Theresias zurck und wute durch Klugheit und Migung die Ruhe in seinen Lndern wiederherzustellen. Mit Preußen schlo er bei der Zusammeufuust zu Pillnitz ein Bndnis gegen das revolutionre Franfreich, doch war er vorsichtig und zurckhaltend und soll einen Angriffsfrieg nie beabsichtigt haben. Leopold starb während der Rstungen zum Kriege gegen die Franzosen nach einer zweijhrigen Regierung; ihm folgte im Reiche und in sterreich sein Sohn *) Zurbonsen, Repetitionsfragen. 2) Erg. Nr. 25.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 177

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Als Friedrich Wilhelm Iii. als Gegengewicht zum Rheinbunde mit Zustimmung Napoleons, ohne dessen Arglist zu durchschauen, den Norddeutschen Bund bildete, wirkte der Korse im stillen gegen einen Anschlu der kleinen Fürsten an Preußen; ferner hatte Napoleon sich bereit erklrt, den Englndern Hannover zurckzugeben. Da-gegen weigerte er sich, die preuische Festung Wesel, die nach dem Vertrage zu Schnbrunn an Frankreich gefallen (S. 176), infolge des Vertrages von Paris (1806) an Kleve-Berg abgetreten war, von Napoleon aber als militrischer Sttzpunkt mit einer starken Garnison belegt wurde, desgleichen die Abteien Essen, Werden und Elten, welche gem dem Reichsdeputationshauptschlu an Preußen gefallen waren, von den franzsischen Truppen zu subern, weil er sie fr klevische Gebietsteile erklrte. Da Napoleon auch sonst noch, wann und wie er nur konnte, Preußen und seinen friedliebenden Herrscher zu beleidigen suchte, sah sich der König endlich gezwungen, an Frankreich den Krieg zu erklären. . 2. Saalfeld, Jena und Auerstdt. Auf eine preuische Kriegs-erklrung hatte Napoleon nur gewartet. Sein Heer war kampfbereit; schnell lie er es in Franken einrcken und die Pffe des Thringer Waldes besetzen. Der allzu mutige und khne Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen griff mit der Vorhnt die Franzosen bei Saalfeld (10. Oktober 1806) au. Die Preußen erlagen der feindlichen bermacht, und der ritterliche Prinz starb den Heldentod frs Vaterland. Der Hauptteil des preuische,: Heeres stand bei Auerstdt (R.-B. Merseburg) unter dem Herzog Ferdinand Don Braun schweig, ihm gegenber der franzsische General Davoust. Am 14. Oktober kam es hier zur Schlacht. Die Preußen wurden gnzlich geschlagen; im ent-scheidenden Augenblicke raubte eine feindliche Kugel dem hochbetagten Feldherrn beide Augen. An demselben Tage siegte Napoleon der den anderen Teil der Preußen unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena. Die Trmmer des geschlagenen Heeres wurden nach allen Seiten hin zersprengt und muten sich schlielich fast smtlich den verfolgenden Franzosen ergeben. 3. Der Verrat der Festungen. Art Stelle des bermutes trat bei den Preußen sast allgemein eine vollstndige Mutlosigkeit und Ver- *) An der Saale, sdlich von Rudolstadt. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Iil 12

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 180

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
180 Sogar die Ruhesttte Friebrichs des Groen entweihte er; der Sarg toni'be geffnet nnb der Degen bieses ruhmreichen Preuenknigs als Siegestrophe den eitlen Parisern zugeschickt. Die franzsischen Generale lieen sich ganz ungeheure Gelbsummen zahlen; so z. B. mute die Stadt Breslau tglich 3000 Mark ausbringen. Mit der rgsten Hrte nnb Ncksichts-losigkeit behanbelten die franzsischen Soldaten das preuische Volk. Sie ver-langten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trocknes Brot Zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie smtliches Vieh und zertraten ihre Mhenben Saaten. Die Kaufleute gingen zu runbe, ba durch die Kontinentalsperre Handel und Gewerbe vollstnbig banieberlagen. Den preuischen Be-amten konnte der Staat die Gehlter nicht auszahlen, und man mute zeit-we>lig Brot austeilen, bamit Beamte und Offiziere nicht verhungerten. Aber diese Zeit des Unglcks und der Schmach ist in gewissem Sinne fr Preußen ein groer Segen gewesen, ja der Anfang seiner Wiedergeburt. Alle Gutgesinnten im Lande fhlten, da es eine gemein-saine groe Schuld war, die zu diesem Falle gefhrt hatte, und da alle in allen Stnden daran ihren Teil hatten. Das fhlte vor allem die Knigin Luise, als sie ihrem Vater schrieb: Wir sind eingeschlafen anf den Lorbeeren Friedrichs des Groen, der eine neue Zeit schuf.. Wir sind mit ihr nicht fortgeschritten, deshalb berflgelt sie uns. Wir sind abge-fallen, darum sind wir gesunken." Und der König, der eine tiefe Kenntnis der Ursachen von Preuens Unglck hatte, sprach das bedeutsame Wort: Es mu alles anders werden." Das Volk mute wieder Kreist, Selbstvertrauen und Opfersinn gewinnen, wenn das Vaterland sich von dem harten Schlage erholen sollte. Der König berief zu diesem Zweck die edelsten und vortrefflichsten Männer wie Stein, Scharnhorst und Gneisenan an seinen Hos, um in ernster Arbeit mit ihnen die Wiedergeburt des Vaterlandes und seine Erhebung vorzubereiten. Den sittlichen, religisen und vaterlndischen Geist im Volke zu heben, ihm wieder Mut, Selbstvertrauen, wiebe-reitw i lligkeit zu jedem Opfer fr die Unabhngigkeit und fr die Nationaleh re einzuflen, das Volk felbstndig und frei zu machen, um es zur Teilnahme am ffentlichen Leben zu befhigen, war das Streben Steins.') Hardenberg veranlagte, da auch die Errungenschaften der franzsischen Revolution in Preußen durchgefhrt wurden. 2> Abmarsch des franzsischen Vesatzungsheeres. Steins erster Gedanke war, die Kriegsschuld zu bezahlen, um somit die franzsische Besatzung aus dem Lande zu schaffen. Allenthalben mute deshalb die grte Sparsamkeit eingefhrt werden, jeder mute einfach und 0 Erg. S. 82.

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 185

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
185 Jahren konnte Preußen 150000 Mann kriegstchtige Soldaten aufstellen, die jeden Augenblick bereit waren, unter die Waffen zu treten. Die Festungen wurden wiederhergestellt und neu ausgerstet, Kanonen und Gew ehre herbeigeschafft, und alles dieses geschah, 0h1v da die Franzosen ahnten, welche frchterliche Macht sich heimlich gegen sie bildete. Herrscher und Volk waren aufs innigste miteinander verbunden, von ein und demselben Geiste beseelt, und alle harrten des groen Tages, wo sie sich vou der franzsischen Knechtschaft befreien, den alten Waffen-rhm erneuern und neue Lorbeeren zu den frheren erwerben knnten.j) 8. Wiedergeburt des nationalen und sittlichen Lebens. Sollte^ die Umgestaltung Preuens in staatlicher und militrischer Hinsicht sich in der Folge wirksam erweisen, dann mute auch eine nationale und sittliche Wiedergeburt des gesamten preuischen Volkes stattfinden. Wahre Religiositt, Zucht und Sitte, begeisterte, opfer-freudige Liebe und Hingabe an Fürst und Vaterland muten, in allen Schichten des Volkes wieder herrschen und es zu deu grtem 'Taten begeistern; auch in dieser Hinsicht mute nach des Knigs Worten alles anders werden". Edle, tatkrftige Männer traten dem Könige bei dieser geistigen Erneuerung des Volkes in Wort und Schrift helfend zur Seite., Philosoph Johann Gottfried Fichte forderte in feinen Reden an die deutsche Nation", die erim Winter 1807 vor Zuhrern aus allen Schichten des Volkes hielt, eine ansopfernngsfrendige Hingabe an das Vaterland, das nicht durch Hilfe von auen her, fondern nur durch sich selbst gerettet werden knnte und mte/ Der Theologe Friedrich Schleiermacher mahnte in setiteif Kanzelreden zur Rckkehr vom Rationalismus zum wahren Glanben, zu einem religisen Leben und zum sittlichen Ernst. Von den Kathedern der im Jahre 1810 gegrndeten Universitt zu Berlin suchten Männer wie Wilhelm von Humboldt, der Geschichtsschreiber Niebuhr, der Rechtsgelehrte von Savigny in der heranwachsenden Jugend Liebe und Begeisterung fr alles Schne und Erhabene zu wecken. Ihnen reihten sich die Gebrder Grimm und der gewaltige Grres in wrdiger Weise an. die auf die Schnheit und Gedankentiefe der deutschen Sprache in den alten Mrchen, Volksliedern und Volksbchern hinwiesen. Der gefeierte Dichter Schiller verherrlichte in seinem Drama Wilhelm Tell" die Liebe zum freien Vaterlande und den Kampf Erg. 27. und 23.

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 104

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
104 ficht solcher Waren, welche im Lande selber hergestellt werden Konnten, verbot der König oder belegte sie mit sehr hohen Eingangszllen, eme Ausfuhr von Rohstoffen durftenichtstattfinden (Merkantilstem)! Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschftigung, und preuische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. . Auch grndete Friedrich zu Berlin eine Bank, bei der sich die Kaufleute zur Anlage oder zum vorteilhafteren Betriebe ihres Geschftes gegen mige Zinsen Geld leihen konnten, damit sie Wucherern nicht in die Hnde fielen. Zur Hebung des Binnenhandels und Erleichterung des Ver-kehr3 setzte Friedrich Weichsel, Elbe und Oder miteinander in Ver-blndnng; er legte den Bromberger, Plauenschen und Finow-Kanal an. Durch Schaffung eines Seehafens an der Mndung der Oder in die Ostsee (in Swinemnde) wurde Stettin bald eine sehr wohlhabende Handelsstadt. - Die Seehandlung sollte den ber-seeifchen Handel Preuens untersttzen. Fr Handel und Gewerbe rief der König gleich zu Anfang seiner Regierung eine eigene Ministe rialab teilnng ins Leben. 5. Sorge fr die Rechtspflege. Um die Rechtspflege hat sich Friedrich auerordentlich verdient gemacht. Im Verein mit den tchtigen Juristen Eoeeeji und von Earmer arbeitete er an der Verbesserung des Gerichtswesens. Er trennte die Justiz von der Verwaltung und erlie eine neue Gerichtsordnung (Codex Fridericianns). Eine neue Prozeordnung bestimmte, da jeder Proze binnen Jahresfrist erledigt fein mute. Von feinem Grokanzler von Earmer lie er dasmllgemeine Landrecht ausarbeiten, das.erfte bedeutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache. Zu Friedrichs Zelten war hier und dort die Folter noch im Gebrauch; er schaffte sie ab und machte ebenfalls den H exen pro z essen fr immer ein Ende. Der König setzte rechtskundige Richter ein und forderte von ihnen strenge Gerechtigkeit, jhr mt wissen," sagte er zu ihnen, da der geringste Bauer, ja Bettler ebensowohl ein Mensch ist, wie Seine Majestt, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und mu nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne ) Der Franzose Mirabeau jagt von diesem efe^e: Mit diesem Werke ist Preußen dem brigen Europa um ein Jahrhundert voraus."
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