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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 124

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 124 — §■ 40. Frankreich, England, Nordamerika. A. Frankreich. Ludwig Xv. (1715—1774). Der Nachfolger Ludwigs Xiv., Ludwig Xv., regierte anfangs unter der Vormundschaft des talentvollen, aber sittenlosen Herzogs vonorleans, dann übertrug er dem Cardinal Fleury die Staatsverwaltung. Später ließ sich der König ganz von verworfenen Weibern, besonders von der Marquise von Pompadour, beherrschen und führte ein zügelloses, verschwenderisches Leben. Auch im Volke verbreitete sich große Sittenlosigkeit, die Religion verfiel (Voltaire, Rousseau). Große Schuldenlast des Landes (4000 Mill. Fr.) und rühmlose Kriege (besonders der 7jährige Seekrieg mit England) vermehrten das Elend im Volke. Die Liebe zum Königshause erlosch im Volke, Hass und Verachtung gegen die Regierung verbreitete sich besonders in dem gedrückten Bürger- und Bauernstande. b. England und der nordamerikanische Krieg. Unter dem Könige Georg I. (1714) ans dem Hause Hannover entrissen die Engländer in dem 7jährigen Seekriege den Franzosen die nordamerikanischen Besitzungen und mehrere westindische Inseln. In Ostindien eroberten sie (ostindische Compagnie) das ungeheure Reich des Großmoguls (Bengalen) und nach Cooks drei Entdeckungsreisen um die Erde wurden auch auf australischen Inseln zahlreiche englische Niederlassungen gegründet. Dagegen rissen sich in dieser Zeit die nordamerikanischen Colonien von England los. Der nordamerikanische Freiheitskrieg (1775—1783). Walter Ra-leigh gründete 1584 Virginien, William Penn Pennsylvanien, England schützte die schnell ausblühenden Colonien und brachte sie bald zu großer Bedeutung. England verlangte nun Abgaben, die aber verweigert wurden, weil die Amerikaner nicht in das englische Parlament ausgenommen werden sollten. Stempelakte und Zollakte (für Thee, Glas, Papier). Der Widerstand der Amerikaner erwirkte die Zurücknahme der Gesetze, nur Thee blieb besteuert. (Versenkung von drei englischen Theeschiffen im Hafen von Boston.) Amerikaner traten nun zu einem Bunde zusammen, ihre Verbündeten waren die Indianer und besonders die Franzosen, ihr Anführer George Washington. Washington, geb. in Virginien 1732, Sohn eines reichen Pflanzers, genoss tüchtige Schulbildung (Williamsburg), studierte besonders Mathematik, nahm Theil an dem englisch-französischen Seekriege, lebte dann auf seinen Gütern bis er zum Feldherrn ernannt wurde. Die Engländer kämpften anfangs mit Uebermacht. Durch Washingtons Ausdauer, fein Feldherrntalent, die Begeisterung der Nordamerikaner (Compagnie der Greise) und die Hilfe der Franzosen errangen sie endlich Vortheile über die Engländer (1777 Gefangennahme eines englischen Generals mit 6000 Mann bei Saratoga und 1781 eines andern Heeres bei Jorktown). England kam in große Bedrängnis, warb Deutsche an, die von ihren Fürsten verkauft wurden (Landgraf von Hessen-Kassel verkaufte 12,000 seiner Landeskinder). England bot zu spät Frieden an, Frankreich trat öffentlich auf die Seite der Amerikaner (Lasayrtte kauft selbst für sein Geld ein Schiss für Amerika).

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 135

1875 - Braunschweig : Bruhn
Der beständige Sitz der Bundesversammlung war Frankfurt a. M. Das Bundesheer betrug 300,000 Mann. (Damit Europa und Deutschland ferner vor solchem Elende und solcher Erniedrigung bewahrt bleiben möchte, stifteten die 3 Monarchen Alexander von Rusvland, Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen und Franz Ii. von Oesterreich am A. isiemtomhyr 181?» hen hetlioeii 58unb. Rwed des Bundes war, sich im Luune des Evangeliums brüderlichen Beistand zu leisten und die Völker m Liebe^ Gerechtigkeit und Friedeil zu regieren. In diesen Bund wurden bald alle christlichen Staaten aufgenommen außer England, dem Kirchenstaat und Nordamerika^ Frankreich erhielt den Zutntt rum beiliaen Bunde erst auf sein Ansuchen beim Furkfenkonqress in Aachen 1818, auf welchem die Verbündeten darin einwilligten, dass Frankreich noch besetzende. Heere das Land räumten. §. 51. Deutschland bis 1848. Nachdem in Deutschland der Friede wieder hergestellt war, suchten die Fürsten ihre eigenen inneren staatlichen Verhältnisse zu ordnen. Doch wurden die Hoffnungen der Völker nicht überall erfüllt, wie man es nach den Befreiungskriegen gehofft hatte. Einige Staaten erhielten Constitutionen, z. B. Baiern, oder stellten ihre Landstände wieder her, wie Preußen, wachsen und ©cftcttcid)* ... , Im Jahre 1817 wurde in den protestantischen Staaten das 300jährige Reformationsjubiläum gefeiert, bei welcher Feier auch eine Vereinigung aller Protestanten beabsichtigt wurde (Union), doch kam dieselbe nur in Pieurcti m Stande. Als im Jahre 1830 in Frankreich die Julirevolunon ausbrach, die dem Bourbonen Karl X. die Krone kostete, und Ludwig Philipp, aus dem Hause Orleans, auf den Thron kam, regte sich die Unzufriedenheit mit den bestehenden Regierungsformen auch wieder in anderen Ländern und vornehmlich auch in Deutschland. In den Staaten Braunschwelg (wo man den Herzog zur Flucht zwang), Sachsen, Hannover, Kurhessen rc. brachen sogar Unruhen ans. Alle vier Staaten bekamen balv darauf eine Constitution. . < Ttt Preußen, wo der gerechte und milde König Frle drich Wu H elm lll. noch regierte, wurde von diesen Unruhen* nur wenig berührt. Dieser tbätrge fürsorgliche Fürst starb im Jahre 1840, und ihm folgte sein kunstsinniger und frommer Sohn Friedrich Wilhelm Iv. Dieser durch sein vielseitiges Wissen ausgezeichnete Fürst sollte eine verhängnisvolle Zeit durchleben. Bei seinem Regierungsantritte gelobte er, dass er ein gerechter Achter und treuer Laudesherr sein wollte, er versprach, das Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe zu den Menschen zu führen. , Aber es war, wie in den meisten europäischen Staaten, auch m Preußen das Verlangen nach einer freien Verfaffung erwacht. Der König indes meinte, dass seinem Volke nur ein persönliches Regiment einzig und allein fromme; und so entstand, hervorgerufen durch diese ^erstreitenden Ansichten, Unheil für einen der edelsten Fürsten und ein braves Voll

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 144

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 144 Millionen Thaler) Kriegskosten innerhalb dreier Jahre, während welcher Zeit Theile Frankreichs besetzt bleiben sollten. Der Kaiser Wilhelm aber sandte am 2. März an seine Gemahlin Au-gusta eine Depesche folgenden Inhalts: „So eben habe ich den Friedensschluss ratificiert, nachdem er schon gestern von der National-Versammlnng angenommen ist. So weit ist also das große Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche schwere Kämpfe errungen wurde; Dank der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Theilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerschaaren hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre!" So steht Deutschland wieder in alter Herrlichkeit da im Völkerrathe. Deutsche Grenzgebiete, Elsass und Lothringen, die vor Jahrhunderten durch List und Gewalt dem Reiche entrissen wurden, sind wieder zurückgewonnen worden und alle deutschen Stamme bilden ein einziges einiges mächtiges B olt Kulturgeschichtliches. Künste Das Christenthum hatte die Menschen zur Freiheit aufgerufen. Aber bald hatte die Uebermacht der Hierarchie (Priesterherrschaft) diese Freiheit wieder zurückgedrängt. Für die Zeiten der Barbarei war diese Priesterherrschaft nothwendig gewesen: unter ihrem Schutze erstarkte das germanische Kulturleben. So brach dasselbe mächtig hervor, und die hierarchische Macht begann zu schwinden; ein ritterliches und ein städtisches Leben entfaltete sich und brachte besonbers auch die Blüte der bilbenben Künste hervor. Zuerst arbeiteten alle Künstler im Dienste der Kirche, alle gingen barauf aus, die Kirche zu verherrlichen, die christlichen Jbeen zur Anschauung zu bringen. Aber der Trieb nach Freiheit und Selbstbestimmung erwachte mit dem Sinken der Hierarchie und unter dem Einflüsse neuer Jbeen immer mehr und mehr. Das erkennt man an der Baukunst, Skulptur und Malerei. Die Strenge der alten Gothik lockerte sich, nach Willkür und Laune der Meister, die zwar überwiegenb noch für kirchliche Zwecke baueten, aber nicht blos ans der Tra-bition, sondern auch aus dem Stubium der Natur und der alten Kunstwerke schöpften. Neue Kunstwerke würden nicht mehr geschaffen, um blos der Kirche zu bienen, sondern um der eignen Lust am Schönen und Ber beut enben zu genüg en. Aber bis Kunst hob sich auch baburch, bass, in Folge der Eroberung Constantinopels durch bte Türken (1453), die Schätze der altgriechischen Literatur, durch die auswanbernben Griechen im Abenbtanbe bekannt und verbreitet würden, wie benn überhaupt durch die griechischen Gelehrten der Sinn für Wissenschaften im Abendlande neu angeregt wurde. Die Künste gelangten zuerst in Italien, wohin sich die meisten griechischen Gelehrten gewandt hatten, zur höchsten Blüte. Besonders war es die Malerei, welche dort am Ende des 1-5. und im Anfange des 16. Jahrhunderts ihr goldenes Zeitalter hatte.

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 135

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 135 - thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden. Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen. Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt. Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück. b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen. c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten. Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in

5. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 25

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 25 — Wie weit sie bisweilen auf diesen Raubzügen kamen, das haben wir schon in den vorhergehenden Kapiteln erfahren. Besonders pflegten sie solche Zeiten zu ihren Einfällen in das westwärts gelegene Gebiet zu benutzen, in denen das deutsche Land durch innere Fehden zerrissen war, oder wenn sie wußten, daß durch wichtige Ereignisse die Aufmerksamkeit der Deutschen auf andere Dinge gelenkt war. Durch Kundschafter, die, als Bettler verkleidet, im Sachsenlande umherzogen, suchten sie sich Kunde zu verschaffen von dem Zustande der Wehrhaftigkeit ihrer Nachbarn, und wenn sie auf diese Weise erfahren hatten, daß irgend ein ihnen nahe gelegenes deutsches Gebiet zeitweilig von Verteidigern entblößt war, gleich waren sie da, raubten, was iie wegtragen konnten, verbrannten die Höfe, töteten die Männer und führten Weiber und Kinder hinweg in elende Sklaverei. Eine solche, zum Rauben günstige Zeit schien ihnen jetzt gekommen zu sein. Sie hatten erfahren, daß eine neue Königswahl in deutschen Landen bevorstand, und zuversichtlich hofften sie, daß bei dieser Gelegenheit der alte Stammeshaß der Sachsen und Franken wieder zum Ausbruch kommen werde. Deswegen durchzogen auch jetzt wieder wendische Kundschafter das Land, um ihrem Herzoge Iaczo, welcher in Brannibor an der Havel seinen Wohnsitz hatte, Nachricht zu bringen, an welcher Stelle des Landes ein Einfall die meiste Aussicht auf Erfolg haben würde. Einer dieser Kundschafter, Pribil mit Namen, hatte sich auf Befehl seines Herzogs vor kurzem in den Lohen-gau begeben, um dort Umschau zu halten. Er beherrschte die sächsische Sprache vollkommen, hatte, was eine Seltenheit bei den Wenden war, blondes Haar, und in seinem ganzen Auftreten verstand er es so meisterhaft, den Sachsen nachzuahmen, daß er eher ein Sachse, als ein Wende zu sein schien. In seiner Brust aber barg er ein arglistiges, heimtückisches Herz, voll grimmen Hasses gegen die westlichen Nachbarn. Das Ziel seiner Wanderung war Stübeckshorn; er wußte, daß der alte Gaugraf die vornehmste

6. Der Freischöffe von Berne - S. V

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
Vorrede. Zum dritten Male biete ich hiermit dem deutschen Volke eine Erzählung aus dem alteu Sachsenlande. Als Gegenstand derselben habe ich die Heldengeschichte des Volkes der Stedinger gewählt, und ich hoffe, damit keine schlechte Wahl getroffen zu haben. Eine Ferienreise, die ich im letzten Sommer durch das herrliche Stedingerland machte, brachte mich auf deu Gedanken, Dir, liebes deutsches Volk, und besonders Dir, deutsche Jugend, die Geschichte dieses Volkes zu bieten, welche ungleich wichtiger für uns und mindestens ebenso großartig ist, wie die Geschichte des Freiheitskampfes der Schweizer, über welchen so viele Bücher geschrieben sind, während die Geschichte der Stedinger meines Wissens als Volksbuch noch nicht bearbeitet ist. So habe ich mich denn an die Arbeit gemacht, und ich hoffe, daß es mir gelungen ist, ein Gemälde zu zeichnen, welches den Beifall aller Vaterlandsfreunde findet. Mögen viele sich erbauen an der markigen Gestalt des Freischöffen von Berne Bolko von Bardensteth und meiner waeeren Freunde 5 möge unsere Jugend sittlich groß wachsen an solchen Beispielen echter Vaterlandsliebe. Freilich habe ich auch in dieser Erzählung mich nicht immer strenge an die Geschichte gebunden, denn ich habe kein Geschichtsbuch im eigentlichen Sinne schreiben wollen; vielmehr habe ich der Lokalsage und meiner eigenen dichterischen Phantasie einen weiten Spielraum gelassen, doch stimmen die wesentlichsten

7. Der Freischöffe von Berne - S. 111

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 111 — Herbsttage; anhaltende Regengüsse hatten das Wasser des Weserstromes anschwellen gemacht, so daß es bis hoch an die Deiche heranreichte. Da faßten sie den Plan, mit Kähnen über die Weser bis an die Deiche zu fahren, dieselben zu durchstechen und so das Land unter Wasser zu setzen. Die dadurch entstehende Verwirrung wollten sie dann benutzen, die Stedinger einzeln zu schlagen und das Land zu erobern. Aber die Bauern waren auf ihrer Hut. Als sie die Menge der Krieger, Büßlieder singend, auf dem hochangeschwollenen Strome herankommen sahen, sammelte sich alsbald auf den Deichen die streitbare Mannschaft, und glücklich wurde auch dieser Angriff zurückgeschlagen. Viele Hunderte von Kreuzfahrern fanden in den Fluten der Weser ein nasses Grab und ihre Leichen wurden der brausenden Nordsee zugetrieben, viele Kähne wurden von den Bauern versenkt; die übrigen aber eilten, wieder das rechte Stromufer zu erreichen, und heulend und wehklagend zogen die Geschlagenen nach Bremen zurück. Die Stedinger hatten durch diese beiden Angriffe gelernt, daß sie Ursache hatten, Tag und Nacht aus der Hut zu sein. Sie wußten wohl, daß nach diesen kleinen Kämpfen bald der Hauptangriff folgen werde, und alles deutete darauf hin, daß der Tag der Entscheidung nicht mehr fern sei. Aber ruhig sahen sie diesem Tage entgegen; die erfochtenen Siege schienen ihnen eine gute Vorbedeutung zu sein, und mehr als jemals waren sie entschlossen, ihre Freiheit bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen.

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 126

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 126 — Alle, die zugegen waren, waren ergriffen von dem feierlichen Ernst der Handlung; nur in den Gesichtern der beiden Grafen malte sich eine große Bestürzung. Besonders Platen war fassungslos; die schwerste Anklage, die man gegen die Prinzessin vorgebracht, war entkrästigt, ihre Unschuld in diesem Punkte schien erwiesen. Nach einem stillen Gebete verließen alle nach und nach das Zimmer; als aber Platen sich entfernen wollte, rief die Prinzessin ihm nach: „Graf Platen, ersuchen Sie nun auch Ihr Weib, auf gleiche Weise ihre Unschuld zu beweisen, wie ich es gethan habe!" Diese Worte vermehrten die Unruhe des Grafen; sie waren von allen Anwesenden gehört worden und schienen ihnen nun ein neuer Beweis für die völlige Schuldlosigkeit der Prinzessin. Es konnte nicht fehlen, daß auch dem Kurfürsten dieselben zu Ohren kamen; und wenn auch er, woran gar nicht zu zweifeln war, den Beweis gelten ließ, so war vielleicht gar eine Zurückberufung der vom Hose verbannten Prinzessin nicht ausgeschlossen. Was das aber für ihn, den Grafen, und ganz besonders für seine Gemahlin bedeutete, darüber konnte er sich keinem Zweifel hingeben. Mußte doch alsdann nach dem Tode des Kurfürsten Sophie Dorothea Kurfürstin werden, und hatte sie dann doch die Macht, alle diejenigen ihre Rache fühlen zu lassen, die ihr jetzt entgegenstanden! Also mußte er, um seiner eigenen Sicherheit willen, verhüten, daß eine Versöhnung zustande kam; er mußte es verhüten um jeden Preis! Die beste Ratgeberin in dieser schwierigen Frage schien ihm seine kluge, ränkesüchtige Frau zu sein; ihr legte er deshalb anch die Sache vor. Mit verhaltener Wut hörte die Gräfin den Bericht ihres Gemahls, und besonders die letzten Worte der Prinzessin erregten ihren ganzen Grimm. „Wohl", sagte sie nach einigen Besinnen, „lassen wir diesen Punkt der Anklage fallen; es giebt aber außerdem Gründe genug, eine Rückkehr der Jungfer d'esmiers an unfern Hof zu verhindern. Wir thun klug, wenn wir scheinbar einer Versöhnung des Kurfürsten und des Kurprinzen mit der-

9. Die Burgfrau von Ahlden - S. 77

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 77 — auch nicht abgeneigt, dem allgemeinen Wunsche nachzukommen, und er besprach sich mit dem Grafen Ethel-toctf, der ihm bei der Wahl einer Gemahlin tiehülflich sein sollte. Zu der Zeit machte Gertrud, die Tochter des Herzogs von Devon, viel von sich reden wegen ihrer großen Schönheit. Der Herzog verfügte über einen unermeßlichen Reichtum und über weite Läuderstrecken, aber mit dem Könige lebte er nicht in Freundschaft. Er war vor längerer Zeit wegen eines Streites mit dem früheren Könige vom königlichen Hofe verbannt worden, weshalb auch die „schöne Gertrud", wie man feine Tochter allgemein nannte, niemals bis jetzt dort erschienen war. Diese schien aber Ethelwolf die rechte Gemahlin für feinen Herrn zu fein; denn ganz abgesehen von dem großen Reichtum des Herzogs, dessen einzige Erbin seine Tochter war, mußte es dem Könige daran liegen, mit einem so mächtigen Nachbarn in Friede und Freundschaft zu leben. Zugleich stellte Ethelwolf dem Könige vor, wie gefährlich es für ihn werden könne, wenn vielleicht ein unruhiger Kopf die junge Prinzessin heimführe, der, in steter Fehde mit dem Könige lebend, sich wohl gar, wenn die Gelegenheit sich biete, mit den Feinden des Reiches gegen seinen Lehnsherrn verbinden mochte. Diese Gründe waren dem Könige einleuchtend, und Ethelwolf erhielt den Auftrag, nach Devon zu reisen, um zu erforschen, ob die Tochter des Herzogs in der That eine so vorzügliche Schönheit sei, wie allgemein gesagt wurde. Er wollte, falls das Gerücht auf Wahrheit beruhe, alsdann selbst nach Devon reisen und um Gertrud werben. Nachdem Ethelwolf glücklich zu Devon angekommen war, gab er sich anfangs Mühe, seine wahre Absicht zu verbergen, und er stellte sich, als sei es einzig und allein seine Absicht, eine Versöhnung des Herzogs mit dem Königshause herbeizuführen. Hiemit kam er aber einem längst gehegten Wunsche des Herzogs selbst entgegen, denn

10. Die Burgfrau von Ahlden - S. 8

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
braunschweigische Gesandte am Hofe weile, geriet er in eine große Aufregung; mit einem Male wurde ihm, dem Knaben, klar, daß er sich einst von der Prinzessin trennen, daß er sie für immer verlieren müsse, und dieser Gedanke war ihm unerträglich. Jetzt gingen auch den Eltern die Augen auf; jetzt sahen sie, daß bereits eine tiefere Neigung in dem Herzen des jungen Grafen aufgekeimt war, und nun dachten sie daran, daß es die höchste Zeit sei, die beiden Jugendgespielen zu trennen wenn nicht noch Unglück entstehen sollte aus dieser Ver-^ biuduug. Die Gräfin Königsmark beabsichtigte zuerst, mit ihren beiden Kindern Deutschland zu verlassen und sich nach Schweden zu ihren Verwandten zu begeben; doch gab sie diesen Plan bald auf. Der Hof von Schweden befand sich damals auf einem sehr gespannten Fuße mit den meisten deutschen Fürstenhäusern, und sie fürchtete wohl nicht ganz mit Unrecht, daß sie dort nicht eine allzufreundliche Aufnahme finden möchte. Auch glaubte sie, daß es- das beste Heilmittel für ihren Sohn sei, wenn er sich recht viel Zerstreuung schaffe; alsdann würde er am ersten die Prinzessin vergessen. Deshalb beschloß sie, ihn auf Reisen zu schicken — ein zu damaliger Zeit sehr beliebtes Bildungsmittel. Wer damals irgendwie Anspruch darauf machte, zu den Vornehmen und Gebildeten gezählt zu werden, mußte wenigstens einige Jahre in der Fremde zugebracht, mußte die großen Städte, besonders in Frankreich und in Italien, gesehen haben. Dorthin sollte sich auch, begleitet von einem Hofmeister und einigen Dienern, der junge Graf begeben, und dieser Plan wurde alsbald zur Ausführung gebracht. Später, nachdem er sich mehrere Jahre im Auslande aufgehalten, sollte der Graf Kriegsdienste nehmen im Heere des Kaisers oder eines deutschen Fürsten, und im Kriege gegen Türken und Franzosen es beweisen, daß er einem Geschlechte entstammte, bei welchem die Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit gleichsam wie ein Vermächtnis vom Vater auf bett Sohn überging.
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