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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 113

1873 - Harburg : Elkan
113 sonders für Wissenschaft und Kunst thätig; durch den Ludwigs - Kanal erhielten Main und Donau die schon von Karl d. Gr. ins Auge gefaßte Verbindung. — Hannover trat 1837 ans der 123jährigen Verbindung mit England; der kräftige König Ernst August trübte indes die Freude über die erlangte Selbständigkeit durch die Aufhebung der Verfassung und die Verfolgung der verfassungstreuen Männer. — In ganz Deutsch- land war seit 1815 eine tiefe Unzufriedenheit darüber, daß dem deutschen Volke die Einheit und Freiheit nicht gegeben wurde, die ihm in den Be- freiungskriegen versprochen war, und daß die Männer, welche diese Ein- heit und Freiheit forderten, Verfolgung und selbst Kerkerstrafen zu erlei- den hatten. — 2) Neue Hoffnungen lebten auf, als nach Friedrich Wil- helms Iii. Tode sein hochbegabter Sohn, Friedrich Wilhelm Iv, im zur Negierung kam (1840—61). Während in Oestreich der Minister Metternich die unumschränkte Negiernng des Kaisers aufrecht hielt, ries er den „vereinigten Landtag" zusammen, um den Rath der Volks- vertreter zu vernehmen; mit großer Liebe förderte er Kunst und Wissen- schaft (kölner Dom; Alex. v. Humboldt, Gebr. Grimm rc.). Aber Deutschland die ersehnte Einheit zu geben, war ihm nicht beschieden (vergl. §. 170). Nach 16jähriger Negierung traf ihn die schwere Prü- fung, daß ein Gehirnleiden ihn zwang, aller Thätigkeit zu entsagen. ch §. 168. Fortsetzung, b. Griechenland. Türkei. Um das türkische Joch abzuschütteln, griffen die Griechen unter Alex. Ppsilanti 1821 zu den Waffen. Nach 6jährigem heldenmüthigem Kampfe kamen ihnen England (Minister Canning), Frankreich und Rußland zu Hülfe; sie vernichteten in der Seeschlacht von Navarin (S.w.-Küste Moreas) m7 die türkische Flotte und machten Griechenland zu einem selbständigen Staat (1828), der vier Jahr später den Prinzen Otto von Baiern zum Könige erhielt. — Der Krieg, den Sultan Mahmud 1829 mit Niko- laus vonnußland (1825—55) führte, endete für ersteren unglücklich, da er den Handel auf dem schwarzen Meere frei geben und Rußland die Schutzherrlichkeit über die Moldau und Wallachei zugestehen mußte. — c. Die romanischen Länder erschütterten blutige Verfassungskämpfe. In Italien wurden dieselben durch Oestreich unterdrückt (1821); Spa- nien aber und Portugal kamen mehrere Jahrzehnde nicht zur Ruhe und verloren überdies ihre reichen amerikanischen Kolonien. — In Fran k- reich wurde 1830 der despotisch gesinnte König Karl X. durch dic1830 Juli-Revolution gestürzt und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, auf den Thron gerufen. — d. Belgien. In Brüssel brach in Folge der Julirevolution gleichfalls ein Aufstand aus, der dahin führte, daß sich die katholischen belgischen Provinzen von Hol- land losrissen und den Prinzen Leopold von Koburg zum König wähl- ten. — o. Die Polen erhoben sich im I. 1830 gegen die russische Herr- schaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostrolenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen völlig und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Oestreich vereinigt wurde (1846). Backhaus, Leitfaden. 2. Aufl. 8

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 32

1858 - Osnabrück : Rackhorst
32 verloren. Wo sind die Thaten des zahlreichsten Volkes, das im- mer nur im Binnenlande lebte, die sich mit den Großthaten der Hand voll Genueser, Portugiesen, Belgier, Dänen, Schweden vergleichen können? Ein Mensch, der nie am Meeresufer war, bleibt so beschränkt, wie es der Horizont auf dem Festlande gegen den unermeßlichen Gesichtskreis auf dem Meere ist." Wohl ist in den Bemerkungen dieses Schriftstellers einiges auf die Rech- nung des ersten Eindrucks zu setzen. Jedoch wer am Meere wohnt, ist sich des Einflusses nur weniger bewußt, welchen die Nähe des Meeres auf seine Gemüthsstimmung hat. Schon das ist etwas, an einem großen Flusse zu wohnen. Die größten der Inseln, welche aus dem Weltmeere her- vorragen — die Festlande oder Continente — erheben sich in einigen ihrer Theile mehr, in andern weniger über den Meeres- spiegel; sie bestehen aus Bergrücken, aus Hochebenen, aus Ab- dachungen, aus Flächen, die wieder bald so bald anders gestaltet sind. Auch unter den kleineren Inseln und auf denselben finden sich ähnliche Ungleichheiten und Unebenheiten des Bodens. Un- ermeßlich ist der Einfluß, den diese so verschiedenartige Gestalt und Figur der Oberfläche des Landes für sich und in Verbin- dung mit der Größe und Begrenzung der einzelnen Theile auf die Menschen- und Staatenwelt hat und gehabt hat. — Hier nur einige Thatsachen. Gebirgige Länder, wie z. B. Tyrol, meh- rere Kantone der Schweiz, die baskischen Provinzen Spaniens lassen sich leichter vertheidigen, als ebene Landstrecken. Dasselbe gilt von einem Lande, welches (wie z. B. Böhmen) von einem hohen Bergrücken, gleich als von einem Walle, umgeben ist. — Wo sich das Festland in große Ebenen verflacht, entstehen und verschwinden leichter große Reiche, als in Landstrichen, welche durch Bergrücken unterbrochen sind, oder aus welchen Hochebenen aufsteigen. Wie oft hat in Mittelasien, einem Lande jener Art, ein solcher Wechsel stattgefunden! Wie weit stetiger ist dagegen in dieser Beziehung die Geschichte der Deutschen, diesen Namen in seiner engeren Bedeutung genommen; besonders wegen des Bergrückens, welcher, von Osten nach Westen hinstreichend, Deutsch- land in das nördliche und südliche theilt. Dieser Bergrücken war die Hauptursache, daß es einerseits den Deutschen gelang, die oft wiederholten Angriffe der Nachbarvölker mit Erfolg abzuweh- ren, und daß es ihnen andererseits nie glückte, die politische Einheit der Nation vollständig oder auf die Dauer zu begrün- den. — Auch auf die innern Angelegenheiten der Staaten, aus ihre Verfassungs- und Regierungsweise, hat die Gestalt des festen

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 319

1858 - Osnabrück : Rackhorst
319 durch die Grundherren), Schlägereien wegen Partei-Aufreizung, und Aufregung der Massen durch die Geistlichkeit. Wie verhält sich nun hierzu der irische Volkscharakter? — Der kymrisch-keltische Stamm der Irländer ist sowohl in körperlicher, als in geistiger Beziehung von den Angelsachsen oder Engländern unterschieden. Die Iren sind kürzer, gedrungener, ge- wandter, haben ein dunkleres Auge und Haar, eine ausgepräg- tere Gesichtsbildung und sind in ihrem ganzen Wesen lebendiger, leichter und reizbarer; sie gelten für tapfer und geistreich und haben unstreitig etwas poetisches. Damit unsere Schilderung des irischen Charakters indeß nicht gar zu rosenfarbig erscheine, wol- len wir die in England, namentlich in den englischen Schulen, verbreitetste Darstellung hier anführen: „The Irish are strong and generally handsome; generous, warmhearted, brave and industrious, courteous and obliging to strangers; they are reckless of the future, careless of their own lives and, when under excitement, violent and cruel, and prodigal of the lives of others.“ Allgemein wird zugestanden, daß die Irländer viele einnehmende und liebenswürdige Charakterzüge haben und man hat auf Irland angewendet, was Oliver Goldsmith, seinem ganzen Charakter, wie seiner Geburt nach ein ächter Sohn der grünen Insel, im „Deserted Village“ von seinem so anmuthig geschil- derten Landpfarrer sagt: „And e’en (d. h. even) his failings loan'd to virtue’s side.“ Ja, dies gilt auch von „Paddy" — so nennt man volksthünrlich den Irländer von St. Patrik, dem Schutzpatron der Insel, der hier im 5. Jahrhundert das Chri- stenthum predigte — selbst seine Fehler neigen sich auf die Tugend feite. Dies zeigte sich z. B. darin, daß Paddy sich nicht entschließen konnte, eines seiner Kinder, das erstgeborne, wie es in England geschieht, vor den übrigen zu begünstigen und ihm sein Gut oder seine Pachtung allein zu übertragen; indem nun so die Farm unter sämmtliche Kinder getheilt und von diesen vielleicht wieder getheilt wurde, trat allmählich eine solche Zerstückelung des Bodens ein, daß der Kartoffelbau eine Nothwendigkeit wurde, und wenn die Kartoffel mißrietst, die Familie dem größten Elend und dein Hungertode preisgegeben war. Wenn dann der Pächter seine Rente nicht zahlen konnte, und ein unbarmherziger Gutsherr (landlord) eine Pächter-Aus- treibung in Maffe vornehmen ließ, so ist es nicht zu verwun- dern, wenn das leicht entzündliche keltische Naturell in Zorn und Rache aufflammend bisweilen zur Gewalt schritt, ja wenn ganze Bezirke zur Rache gegen solche tyrannische Gutsherren sich ver-

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 430

1858 - Osnabrück : Rackhorst
430 Es war ein feierliches Erwachen am ersten Morgen, der mich in Jerusalem begrüßte. Kaum graute der Tag, so zitterte meine Seele schon vor Erwartung dessen, was sie sehen sollte. Nur ein paar Schritte noch — und wir treten in die Grabes- kirche. Fast bangte mir, festen Fußes aufzutreten, und ich wußte, warum der Prophet, als sein großer Beruf ihn in die Nähe Gottes riß, die Füße entblößte, ehe er dem Heiligsten nahte. Zu Christi Zeit lag diese Stätte außerhalb der Stadtmauern; doch haben sich dieselben seitdem erweitert und umschließen nun den heiligen Ort. Kaiser Hadrian hatte aus der Stätte der Kreu- zigung einen heidnischen Tempel aufführen lassen, um den Wall- fahrten der verhaßten Christen ein Ende zu machen, allein eben dadurch ward sie im bleibenden Gedächtniß der Menschheit er- halten und ohne Schwierigkeit konnte die kaiserliche Pilgerin He- lena sie wiederfinden. Ja am Fuße des Berges fand man unter dem hinweggeräumten Schutte die Grotte des heiligen Grabes, ganz wie die Sage der früheren Menschenalter sie beschrieben. Bald erhoben sich auf der ganzen Stätte christliche Kapellen, und obwohl dieselben durch Feuer und alle jene kriegerischen Ereig- nisse, welche über Jerusalem hereingebrochen sind, oftmals zerstört wurden, so verband man die einzelnen heiligen Orte des Grabes, der Kreuzigung und der Kreuzauffindung unter einem Gebäude bereits 1048, und als dasselbe 1808 vom Feuer zum größten Theile verwüstet ward, so ward es schon im folgenden Jahre, meist durch Rußland, wiederhergestellt. Die verschiedensten christ- lichen Parteien haben sich in die Räume des hehren Heiligthums getheilt; doch ist dasselbe leider nur zu oft eine Stätte des ärgerlichsten Streites, da jede Partei Ansprüche auf der anderen Eigenthum erhebt, so daß nicht selten die türkische Besatzung die Streitenden mit Gewalt auseinandertreiben muß. Diesen Schieds- richtern begegnen wir auch gleich am Eingänge, wie sie in einer großen Mauernische auf Teppichen und Polstern kauernd aus langen Pfeifen Taback rauchen und Kaffee schlürfen. Ein groß- artiger Rundbau mit zwei Stockwerken von Bogengängen, welche Gebetsplätze für verschiedene Confessionen enthalten, erhebt sich nun. Im Mittelpunkte dieses Gebäudes, gerade unter der hohen Kuppel, steht eine zweite kleinere Kirche, das Vorbild der grö- ßeren, die Kapelle des heiligen Grabes mit der engen Grabes- höhle. Ohne daß ich wußte, wie mir geschah, war ich aus dem Grabesmysterium herausgetreten und stand auf der Terrasse der Kirche. Da lag sie vor mir, die Stadt der heiligen Vorzeit, wie

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 402

1858 - Osnabrück : Rackhorst
402 thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl- standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un- bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel schrecklicher sind, als im Norden. Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet, und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste Gesetzbuch bleibt. — Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000 Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro- vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis. Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin- dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim- men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000 (vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung vertheilt sich folgendermaßen: 1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000 2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000 3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000 Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben 26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill. Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da- gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha- medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt- türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill. leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller, welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 28

1858 - Osnabrück : Rackhorst
28 2. Von der Erde als Wohnplatz des Menschen. Von dem Innern der Erde wissen wir nur wenig, und die Tiefe, bis zu welcher man bis jetzt unter den Meeresspiegel in die Erde eingedrungen ist, beträgt noch kaum den 20,000stm Theil des Erdhalbmessers *). Nur so viel läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit behaupten, daß die Erde blos mit einer festen Rinde umgeben ist, in ihrem Innern aber ein Feuermeer wogt. Wir leben also auf einem Gewölbe, durch welches wir vielleicht nur einige Meilen von einem Feuermeere getrennt wären! Oft gewarnt durch Erderschütterungen, durch die Ausbrüche der Vul- cane und durch andere Naturerscheinungen, leben wir dennoch unbesorgt auf diesem Gewölbe, wie unter dem nicht festem, welches der Staat über uns spannt. Das Glück der Menschen beruht auf der Ungewißheit ihrer Zukunft. — Bekannter sind wir mit dem Luftkreise, welcher die Erde umgibt. Abgesehen von den Dünsten, die in demselben von der Erde aufsteigen, besteht er fast überall aus 0,73 Stickstoff und 0,27 Sauerstoff; doch die Veränderungen, die in der Erdatmosphäre Vorgehen, sind mit den Verschiedenheiten des Klimas so genau verwebt, daß sie besser in der Lehre von diesen in Erwägung gezogen werden. Die Oberfläche der Erde ist theils Wasser, theils Land. Den größeren Theil — ungefähr zwei Drittheile — der Erdober- fläche nimmt das Wasser ein. Das Land wird überall vom Meere, nicht dieses von jenem umschlossen, so daß das feste Land aus einer Menge größerer oder kleinerer, bald so, bald anders gestalteter Inseln besteht. Doch ist das Verhältniß zwischen dem Raume, welchen das Wasser, und dem, welchen das feste Land auf der Oberfläche der Erde einnimmt, nicht ein ständiges oder ein für allemal bestimmtes Verhältniß. In dem Kampfe zwischen Wasser und Land ist bald das eine, bald das andere der unter- Reich im alten Continent eine fast unbegrenzte Ausdehnungsfähigkeit und eine unermeßliche Zukunft vor sich haben." Gleichwohl ist Wag- ner kein Bewunderer russischer Zustände, von denen er sagt, „daß sie ein ganzes Volk, ja hundert Völker in Maschinen verwandeln, das Ebenbild Gottes zu einem Wesen herabwürdigen, das nicht wil- lenssähiger ist, als der Zugochse im Joch." Diese Behauptung ist jedoch nicht mehr zutreffend seit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers Alexander Ii., der unter anderm den großen Plan zur Auf- hebung der Leibeigenschaft gefaßt hat. *) Vergl. unten „Wanderungen durch Westfalen, b. Bad Rehme."

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 33

1858 - Osnabrück : Rackhorst
33 Landes Einfluß. In Gebirgsgegenden reiben sich die Menschen weniger an einander; da erheischt schon der Kamps mit der Na- tur ihre ganze Kraft; da sind sie, von Gefahren umgeben, mu- thiger und stolzer; da hat die Macht der Regierung, wie in dem Charakter, schon in den örtlichen Verhältnissen der Regierten, gewisse Schranken. Auf dem ebenen Lande kann wenigstens und muß oft die Regierung kräftiger einschreiten. — Endlich, eine nicht minder bedeutende Rolle spielt die Gestalt des festen Lan- des in der Geschichte des Handels, seines Ganges und seiner Wege, und in der Geschichte und den Wanderungen der Völker. So findet man in mehreren Gebirgsländern (z. B. auf dem Kaukasus, auf den Himalayabergen, auf beiden Seiten der Py- renäen) Ueberbleibsel von Völkern, deren Name auf dem ebenen Lande bereits längst verhallt ist. Denn ein Bergvolk hängt fester an seiner Heimat, als ein Volk, das das ebene Land bewohnt: sei es, daß jenes seine Sitten mehr dem Boden aneignen muß, oder daß es, abgeschieden von der Welt, weniger von der Welt angezogen wird, oder daß in einer Gebirgsgegend eine geheim- nißvollere Anziehungskraft liegt. Jedoch, so gewiß auch die Ge- stalt und Figur der Oberfläche des festen Landes einen mehr oder minder entscheidenden Einfluß auf die Menschen- und Staaten- wclt hat, gleichwohl würde man sich irren, wenn man der Natur den Zweck unterlegen wollte, daß sie durch die Gestaltung des festen Landes den Staaten bestimmte, „natürliche" Grenzen an- gewiesen, d. i. den verschiedenen Nationen und Völkern der Erde die Art angedeutet und vorgezeichnet habe, wie sie den Erdboden unter sich vertheilen sollten. Wenn auch die Natur die Wohnplätze der Menschen an einigen Orten der Erde durch Landmarken (durch Gebirgszüge oder Wüsten) geschieden und gesondert hat, so sind diese doch nirgends von der Art, daß sie dem Verkehr zu Lande unüber- steigliche Hindernisse in den Weg legten. Meist hat die Natur sogar besondere Veranstaltungen getroffen, um den Menschen das Ueberschreiten dieser Landmarken zu erleichtern. Die Gebirgszüge sind durch Absätze oder Flußbetten unterbrochen; in den Wüsten liegen fruchtbare Inseln, die Oasen; zur Beschiffung dieser Sand- meere schenkte die Natur den Menschen das Schiff der Wüste, das Kamel. Auch die Macht der Menschen über die Außenwelt vermag in einem gewissen Grade über die Schwierigkeiten zu gebieten, welche seine Landmarken dem Verkehre entgegensetzen; jedoch am wenigsten über die Unwirtbarkeit der Wüsten. So klein auch unsre Erde, verglichen mit andern Weltkörpern, ist, 3

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 94

1858 - Osnabrück : Rackhorst
94 Butter dient und von jo vielfältiger Anwendung bei den nörd- lichen Völkern der nämlichen Race ist. Aber auch der Wein stock gehört zum Erbtheil dieser Völ- ker; er macht einen wichtigen Gegenstand für den Anbau aus und gewährt den Bewohnern der Länder, welche zwischen dem 30. und 35. Breitegrad belegen sind, ein allgemein genossenes Getränk, reicht aber viel weiter nach Norden, in Deutschland bis zum 51v. Die zur Polarrace gehörenden Lappländer haben sich keiner Charakterpflanzen zu erfreuen, wenn man nicht etwa das Rennthiermoos dahin rechnen wollte, das für ihr Hausthier die hauptsächlichste Nahrung ist. So war im wesentlichen die ursprüngliche Vertheilung der Charakterpflanzen auf der Erde. Aber die Cultur und der Ver- kehr unter den Völkern hat in den ursprünglichen Verhältnissen so bedeutende Veränderungen herbeigeführt, daß diese sich jetzt in ganz anderer Gestalt darstellen. Bei näherer Betrachtung er- gibt sich jedoch gleich, daß es fast allein der kaukaj'ische Men- schenstamm gewesen, der diese Umwälzungen bewirkte, und daß die Veränderungen mit der Cultur gleichen Schritt gegangen sind. Die Völker des Kaukasus und vor allem die Europäer haben allmählich die Charakterpflanzen anderer Völkerschaften in ihre Heimat zu verpflanzen sich bemüht und sind meistens glück- lich damit gewesen. Von edleren Obstsorten holten sie die Man- del, die Aprikose, den Pfirsich aus Kleinasien und Persien, die Apfelsine aus China; Reis und Baumwolle verpflanz- ten sie an die Küsten des Mittelmeers, aus Amerika den Mais und die Kartoffel nach ganz Europa, wo diese beiden Pflanzen jetzt Millionen Menschen ernähren und hauptsächlich dazu bei- getragen haben, den Ausbruch einer Hungersnot!) in Kornmiß- wachsjahren zu verhindern. Diese Völker haben sich dann auch durch Handel in den Besitz der Produkte fremder Charakterpflan- zen zu setzen gewußt, die unter ihnen nicht gedeihen wollten. Sie haben sich so den Thee der Chinesen, den Kaffee der Araber, den Reis und die Baumwolle der Hindus zu ver- schaffen verstanden. Aber noch unendlich viel weiter erstreckt sich der Einfluß der kaukasischen Menschenrace, und ganz besonders der Europäer, auf die fortwährende Umwälzung in der Vertheilung der Cha- rakterpflanzen, wenn wir auf die vielen Colonien Hinblicken, welche in allen Theilen der Erde angelegt worden sind, und wo die neugewonnenen Besitzungen fast ganz in die Hände der euro- päischen Bevölkerung übergegangen sind. Diese Neubauer haben
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