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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 113

1873 - Harburg : Elkan
113 sonders für Wissenschaft und Kunst thätig; durch den Ludwigs - Kanal erhielten Main und Donau die schon von Karl d. Gr. ins Auge gefaßte Verbindung. — Hannover trat 1837 ans der 123jährigen Verbindung mit England; der kräftige König Ernst August trübte indes die Freude über die erlangte Selbständigkeit durch die Aufhebung der Verfassung und die Verfolgung der verfassungstreuen Männer. — In ganz Deutsch- land war seit 1815 eine tiefe Unzufriedenheit darüber, daß dem deutschen Volke die Einheit und Freiheit nicht gegeben wurde, die ihm in den Be- freiungskriegen versprochen war, und daß die Männer, welche diese Ein- heit und Freiheit forderten, Verfolgung und selbst Kerkerstrafen zu erlei- den hatten. — 2) Neue Hoffnungen lebten auf, als nach Friedrich Wil- helms Iii. Tode sein hochbegabter Sohn, Friedrich Wilhelm Iv, im zur Negierung kam (1840—61). Während in Oestreich der Minister Metternich die unumschränkte Negiernng des Kaisers aufrecht hielt, ries er den „vereinigten Landtag" zusammen, um den Rath der Volks- vertreter zu vernehmen; mit großer Liebe förderte er Kunst und Wissen- schaft (kölner Dom; Alex. v. Humboldt, Gebr. Grimm rc.). Aber Deutschland die ersehnte Einheit zu geben, war ihm nicht beschieden (vergl. §. 170). Nach 16jähriger Negierung traf ihn die schwere Prü- fung, daß ein Gehirnleiden ihn zwang, aller Thätigkeit zu entsagen. ch §. 168. Fortsetzung, b. Griechenland. Türkei. Um das türkische Joch abzuschütteln, griffen die Griechen unter Alex. Ppsilanti 1821 zu den Waffen. Nach 6jährigem heldenmüthigem Kampfe kamen ihnen England (Minister Canning), Frankreich und Rußland zu Hülfe; sie vernichteten in der Seeschlacht von Navarin (S.w.-Küste Moreas) m7 die türkische Flotte und machten Griechenland zu einem selbständigen Staat (1828), der vier Jahr später den Prinzen Otto von Baiern zum Könige erhielt. — Der Krieg, den Sultan Mahmud 1829 mit Niko- laus vonnußland (1825—55) führte, endete für ersteren unglücklich, da er den Handel auf dem schwarzen Meere frei geben und Rußland die Schutzherrlichkeit über die Moldau und Wallachei zugestehen mußte. — c. Die romanischen Länder erschütterten blutige Verfassungskämpfe. In Italien wurden dieselben durch Oestreich unterdrückt (1821); Spa- nien aber und Portugal kamen mehrere Jahrzehnde nicht zur Ruhe und verloren überdies ihre reichen amerikanischen Kolonien. — In Fran k- reich wurde 1830 der despotisch gesinnte König Karl X. durch dic1830 Juli-Revolution gestürzt und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, auf den Thron gerufen. — d. Belgien. In Brüssel brach in Folge der Julirevolution gleichfalls ein Aufstand aus, der dahin führte, daß sich die katholischen belgischen Provinzen von Hol- land losrissen und den Prinzen Leopold von Koburg zum König wähl- ten. — o. Die Polen erhoben sich im I. 1830 gegen die russische Herr- schaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostrolenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen völlig und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Oestreich vereinigt wurde (1846). Backhaus, Leitfaden. 2. Aufl. 8

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 302

1858 - Osnabrück : Rackhorst
302 nicht nur Wälder, sondern selbst Bäume sehr spärlich und fehlen meist ganz. In Brighton und Umgegend ist ein so außerordent- licher Mangel daran, daß Dr. Johnson sagen konnte, hier müsse man die Lust verlieren sich zu hängen; und der, welcher die Absicht zu solchem Act hege, werde hier keinen Baum finden, um sie uuszuführen. Brighton, fast in der Mitte eines großen, aber nicht tief ins Land einschneidenden Meerbusens gelegen, nach Norden und und Nordosten durch eine Reihe grünender Kalkhügel vor rauhen Winden geschützt, ist zum Seebad vortrefflich geeignet, verdankt aber nicht so sehr dieser seiner günstigen Lage, als mehren zu- fälligen Umständen seinen Glanz und seine Berühmtheit als v Badeort (watering place). Zuerst lenkte ein ausgezeichneter Arzt, Richard Rüssel, durch sein Werk über die Wirksamkeit des See- wassers und durch seine erfolgreiche Praxis die Aufmerksamkeit auf diese Küste; dann aber war es besonders Georg Iv. als Kronprinz (Prince of Wales), der Brighton bei der vornehmen Welt in Aufnahme brachte. Seit 1782 brachte er eine Reihe von Jahren hindurch hier die Sommer- und Herbstmonate zu und erbauete sich einen prächtigen, aber geschmacklosen Palast (Royal Pavilion) im orientalischen Stil mit 10 Türmen. Aus der Haupt-Promenade, genannt the Steyne, früher ein wüster Platz, jetzt mit prächtigen Gebäuden umgeben, hat man ihm daher eine Bronze-Statue errichtet. Mehr als dieses in England bewunderte Kunstwerk zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich die beinahe zwei Meilen lange Ufermauer (marinewall), die 100,000 Pf. St. kostete, und der herrliche 1100 Fuß lange, von Eisen- ketten getragene Damm (Chain Pier). An der Stelle, wo die- ser zierliche Bau sich in die See hinausstreckt, stand das alte Brighton, wovon seit den heftigen Stürmen von 1703 und 1705 keine Spuren mehr vorhanden sind. Was aber damals unbedeutend war (ein bloßes Fischerdorf), was im Anfänge die- ses Jahrhunderts erst 73oo Einwohner zählte, ist jetzt eine der glänzendsten Städte Englands mit mehr als 70,000 Seelen, die nach der Reformbill (von 1832) zwei Mitglieder ins Par- l am ent ichickt. Vom Herausgeber. 5. Portsmouth und die englische Seemacht. „Wäre nicht," sagt ein deutscher Schriftsteller, „ein Tropfen Normannenblut auf die brittischen Inseln gefallen, wir kännten normannische Seemannskrast, die schon Karl dem Großen Kum- I

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 402

1858 - Osnabrück : Rackhorst
402 thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl- standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un- bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel schrecklicher sind, als im Norden. Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet, und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste Gesetzbuch bleibt. — Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000 Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro- vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis. Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin- dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim- men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000 (vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung vertheilt sich folgendermaßen: 1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000 2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000 3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000 Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben 26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill. Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da- gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha- medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt- türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill. leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller, welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 56

1858 - Osnabrück : Rackhorst
56 Iheils als breiter Eisstrom über alle Hochrücken herabwallt, oft mühsam durch schmale Thäler sich drängt und die verschiedenen Zuflüsse aufnimmt, in einzelnen Stromarmen aber tief nach den untern Thalbuchten abfließt, „wo er in das saftige Grün der Wiesen phantastisch, wie durch ein Zauberwort festgebannt, stumm und starr hereinhängt." Die Gletscher, die insofern große Wohl- thäter des organischen Lebens sind und in dem großen Haus- halte der Natur eine sehr bedeutungsvolle Stellung einnehmen, als sie die unversiegbaren Quellorte und Vorrathskammern un- zählbarer Bäche und Flüsse sind, und die größten Ströme Euro- pas, der Rhein, die Donau, der Po, die Rhone, durch die Alpengletscher mittelbar oder unmittelbar gespeist werden — hemmen in unmittelbarer Nähe das organische Leben weit mehr, als der Schnee. „Dieser schützt und bewahrt tausendfältig den Keim der Vegetation, den Odem des thierischen Lebens, der Gletscher vernichtet beides. Er wärmt den Boden nicht, er sägt und reibt die Pflanzendecke ab, kaum daß er ihr Gesäme in die Tiefe trägt . . . Alles organische Leben flieht ihn bis auf wenige wunderliche Ausnahmen scheu wie das Revier des Todes. Die Gemse, der Steinbock weicht ihm aus, bis die Todes- angst sie über ihn hinjagt; der Vogel findet keine Beute auf ihm; selbst das Infect meidet den blumenlosen Schutt und ewi- gen Frost der Eismeere mit alleiniger Ausnahme des wunder- baren Gletscherflohs." Jndeß scheint sich dieser nachtheilige Ein- fluß des Gletschers auf das organische Leben nicht über seine Grenzen auszndehnen, indem schon an seinen Ufern Pflanze und Thier fröhlich gedeihen und rings um den starren Eisstrom Gräser und Kräuter, Fichten und Buchen in der Berg- und Alpenregion grünen. Wenngleich die Nähe so umfangreicher Eis- massen die Bodenwärme schwächt, so wirkt doch andererseits die Gletschernähe und die dadurch erzeugte Frische und Feuchtigkeit der Luft in tiefem Gegenden offenbar vorteilhaft auf die Uep- pigkeit des Pflanzenwuchses. In mehrern Hochgebirgen der Erde, deren Gipfel die Schnee- grenze weit überragen, hat man bis jetzt wahre Gletscher noch nicht angetroffen. Zu ihrer Entstehung scheinen, außer der zur Ansammlung eines nie ausgehenden Schneevorraths nöthigen Höhe des Gebirges, auch gewisse Oberflächen- und Bodenverhält- nisse erforderlich zu sein. Tief eingeschnittene Thäler und Schluch- ten sind ihrer Entstehung besonders günstig, der gewöhnliche Alpenkalk, sowie die den Strahlen der Sonne sehr ausgesetzte und in der Regel sehr steile Südabdachung der Alpen dagegen

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 102

1858 - Osnabrück : Rackhorst
102 Hymenäe und dem riesenstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen droht. Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte Armadille, welche rattenartig den unterirdischen Hasen in seiner Höhle aufschrecken; Herden träger Chiguiren; schon gestreifte Viverren, welche die Luft verpesten; der große unge- mähnte Löwe; buntgefleckte Jaguars (hier Tiger genannt), die den jungen selbsterlegten Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und viele andere Thiergestalten durchirren die baumlose Ebene. Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden, die ohnedies (nach indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen, fesseln können, stände nicht hie und da die Fächerpalme, Mauritia, zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vorzüge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein ernährt am Ausfluß des Orinoco die unbezwungene Nation der Gua- raunen. Hängematten, aus den Blattstielen der Mauritia ge- webt, spannen sie künstlich von Stamm zu Stamm, um in der Regenzeit, wenn das Delta überschwemmt ist, nach Art der Affen auf den Bäumen zu leben. Diese schwebenden Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt. Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu häus- lichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vor- überfährt, sieht die Flammen reihenweise auflodern, hoch in der Luft, von dem Boden getrennt. Die Guaraunen verdanken die Erhaltung ihrer physischen und vielleicht selbst ihrer moralischen Unabhängigkeit dem lockern, halbflüssigen Moorboden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ihrem Aufenthalt auf den Bäumen, einer hohen Freistatt, zu der es nicht leicht ist, ihnen zu folgen. Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannigfaltige Speise gewährt die Mauritia. Ehe auf der männlichen Palme die zarte Blütenscheide ausbricht, und nur in dieser Periode der Pflanzen- metamorphose enthält das Mark des Stammes ein sagoartiges Mehl, welches, wie das Mehl der Iatrophawurzel, in dünnen brodartigen Scheiben gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Stammes ist der süße, berauschende Palmwein der Guaraunen. Die engschuppigen Früchte, welche röthlichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang und fast alle Früchte der Tropenwelt, eine verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach völliger Entwickelung ihres Zuckerstoffes oder früher im mehlreichen Zu- stande genießt. So finden wir auf der untersten Stufe mensch- licher Geistesbildung die Existenz eines Völkerstammes an einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung des neuen Continents ist die Steppe

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 388

1858 - Osnabrück : Rackhorst
388 Frankreich oder Italien liegen, ohne als Ausländerin Aufsehen zu erregen; auffallend aber ist die Abwesenheit großer und im- posanter Kirchen. Die öde und unmalerische Lage von Madrid ist bekannt und in dieser Beziehung ist es wohl mit Versailles, der ehemaligen Residenz der französischen Könige, verglichen wor- den. Was Madrid zur Residenz geeignet macht, ist seine Lage fast im Mittelpunkte des Reiches; aber bei den mangelhaften Straßen, namentlich zur Winterzcit, ist es einer Insel zu ver- gleichen, die man erst nach langen Mühseligkeiten und Gefahren erreicht. Uebrigens ist ihm auch der Rang einer Hauptstadt schon oft streitig gemacht, und vor Philipp Ii. wurde das Hoflager und die castilischen Cortes nur bisweilen in Madrid gehalten; in frühem Zeiten war Toledo längere Zeit Sitz der Regierung und nach dem Tode Philipps Ii. wurde er auf einige Jahre nach Valladolid verlegt. Doch zog Philipp Iii. nach Madrid zurück um 1606, und seit jener Zeit ist Madrid Haupt- und Residenz- stadt geblieben. Zur Maurenzeit war sie unbedeutend und wenig genannt; damals hieß sie Magerit, was den ehemaligen Wasserreichthum dieser Gegend bezeichnen soll. Dies klingt fast unglaublich; denn Madrid ist diejenige Stadt Europas, wo auf das Individuum die geringste Quantität fallenden Wassers *) trifft, und auf die nächste wasserarme Stadt kommt noch dreimal so viel. Madrid hat kein Wasser, darum keine Gärten, keine Land- häuser, keine Früchte, keine Fabriken, keine Gewerbe;'darum sind die Lebensmittel theuer und schlecht, die Luft ungesund. Aber der Manzanares? — Obgleich er im Winter bisweilen stark anschwellen soll, so ist er im allgemeinen doch sehr unbedeutend und, als möchte er sich nicht sehen lassen, schleicht er in dünnen, schmutzigen Streifen um die Stadt herum. An seinen Ufern ha- den die zahllosen Waschweiber ihr Lager aufgeschlagen, die unter unbeschreiblichem Geschnatter mit dem schmutzigen Manzanares- wasser waschen. Unerträglich wird dieser Wassermangel bei der Gluthitze eines spanischen Sommers, welche z. B. 1852 in Madrid auf 360 Maumur stieg, wobei aber die Winterkälte auch oft bedeu- tend und anhaltend ist, daher das Sprüchwort, in Spanien sei 9 Monate Winter und 3 Monate Hölle: nueve meses de in- vierne y tres de infierno. Dies gilt wohl hauptsächlich von der Hochebene beider Castilien, Andalusien hat eine fast afrika- nische Wärme und Granäda ist wegen seines Frühlingsklimas von Dichtern gepriesen. ) Vergl. S. 76.

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 401

1858 - Osnabrück : Rackhorst
401 die Damastener Waffenfabriken, die Porzellanfabriken, die Leinen- industrie, der Zuckerbau; anders sind erst in den letzten Jahren zu Grunde gegangen, z. B. die Türkisch-Rothgarnfärberei, noch 1837 in Ambelakia (in Thessalien) blühend; jetzt wird im Lande kein Faden mehr produciert, und der Bedarf an dieser Ware von Elberfeld und Barmen befriedigt. Der Seidenweberei steht jetzt ein ähnliches Schicksal bevor; wenn nicht ernstlich eingefchritten wird, dürfte die ganze Seidenindustrie der Türkei nach wenigen Jahren zu den mythischen Traditionen gehören. Es ist unglaub- lich, aber wahr, daß die Türkei, deren Küsten ungeheure Quan- titäten Oel producieren, alljährlich bedeutende Mengen dieses Ar- tikels von Neapel, Sardinien und Südfrankreich einführt, weil die Bearbeitung in jenem Lande gar keine Aufmunterung findet. Ein Eingangszoll von 5 Procent und ein Ausgangszoll von 12 Procent ist eine Abgeschmacktheit, die man fick gar nicht an- ders erklären kann, als daß irgend ein unversöhnlicher Feind des Landes der Regierung dieses Princip mit dem Pistol auf der Brust aufgezwungen hat. — Freilich läßt sich Cultur, Indu- strie und Wohlstand nicht durch Regierungsordonnanzen comman- dieren ; die Regierung ist gleichsam nur der Arzt, welcher der Natur zu Hülfe kommen muß und ihr nicht entgegenarbeiten darf; ist aber der Körper an sich schlecht, wie man doch bei dem Türken, den man sprüchwörtlich den „kranken Mann" nennt, wohl annehmen muß, so bieten vergebens Natur und Arzt ihre Heilkräfte auf. Der Krankheitsstoff aber liegt hauptsächlich in der Bevölkerung selbst. Die verschiedenen Völkerschaften im türkischen Reich sind alle einer gewissen Indolenz und Trägheit theilhaftig, die eine mehr, die andere weniger, aber überall spielt die bis inertiae, die Kraft der Faulheit, eine große Rolle. Die türkische Race steht darin obenan, sie ist physisch und geistig indolent; die armenische und griechische haben auch ihren Antheil, aber sie sind wenigstens, namentlich die Griechen, geistig, lebendig und rührig; der Grieche ist ein geborner Seemann und Kaufmann, der Armenier ein geborner Finanzmann und Lastträger; zum Ackerbau haben beide wenig Anlage, zum Handwerker ist der Grieche sehr geeignet. Die slavischen Racen sind geistig indolent, aber physisch sehr thä- tig und arbeitsam; sie sind geborne Ackerleute und Hirten. Diese Indolenz, die zum Theil so weit geht, daß nicht ein- mal das allmächtige Geldinteresse etwas dagegen vermag, die Zähigkeit, womit alle Nationalitäten am Althergebrachten kleben, der Tschibuk (die türkische Pfeife), womit schon wegen der eigen- 26

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-
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