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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 122

1910 - Düsseldorf : Bagel
122 Linken gehörten. Die Rechte war sehr schwach an Zahl. Ihr gehörten G. v. Vincke und Graf Schwerin an, sowie die Katholiken Döllinger, v. Radowitz und Fürst Lichnowski. Präsident war Heinrich v. Gagern, ein Leiter von seltener Tüchtigkeit, der ebenso die unendliche Redelust wie die zudringliche Mitwirkung der Galerien zu beherrschen vermochte. Glückverheißend erschien der erste Beschluß. Es war eine Tat, daß man (unter Mitwirkung des Bundestags) am 14. Juni den Bau einer deutschen Flotte verfügte und dazu sechs Millionen Taler ansetzte. Freilich ein anderes war die Ausführung. Durch Preußens Gefälligkeit wurden wohl die Mittel aufgebracht, die Fertigstellung aber war doch nicht so schnell zu bewirken und die Belästigung des Handels durch die dänische Flotte dauerte weiter. — Dringender noch war die Herstellung einer Zentralgewalt. Man hätte denken sollen, daß hierfür der König von Preußen in erster Linie in Frage gekommen wäre. Aber der Vorschlag eines Pommern, der das auch meinte, begegnete „stürmischer Heiterkeit“. So sehr hatte die schwächliche Politik Friedrich Wilhelms Iv. in den Frühlingsmonaten sein Ansehen untergraben. Vom Kaiser von Oesterreich konnte ebensowenig die Rede sein. Sein Reich krachte in allen Fugen und die stillen Wünsche der Nationalversammlung galten damals viel mehr den aufständischen Italienern, Ungarn und Tschechen, als den Habsburgern. Unter diesen Umständen fand Gagern doch noch eine Lösung und sogar eine solche, die alle zu befriedigen schien. Er tat den „kühnen Griff“ — Dahlmann nannte ihn den „kühnen Mißgriff“ — und schlug den Erzherzog Johann zum Reichsverweser vor. Den Oesterreichern war diese Persönlichkeit natürlich genehm, den Preußen ebenso, denn sie war eine Null, und dem „Volke“ schmeichelte die Wahl, weil der Erzherzog Johann statt einer Prinzessin eine Posthalterstochter aus Steiermark zur Gattin genommen und nun an ihrer Seite so ländlich-treuherzig mit den Sennern und Hirten verkehrte, daß vom Erzherzog nur die angenehmen Eigenschaften übrig blieben. Da er außerdem noch die schönen Worte beim Kölner Dombaufest gesagt haben sollte, „kein Preußen, kein Oesterreich, sondern ein einiges Deutschland“, so wollte in dem endlich einmal einigen Deutschland niemand mehr etwas gegen ihn einwenden. Demnach hatte auch die deutsche Revo-

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 79

1910 - Düsseldorf : Bagel
79 es dann am ganzen Rhein immer wieder gesungen und immer neu komponiert. Das sah doch nicht nach französischen Neigungen aus. Noch überzeugender aber wirkte in Frankreich das Bewußtsein, daß man doch noch nicht so ganz kriegsbereit sei. Für frühere Zeiten hätten seine Kriegsmittel ja wohl gereicht. Aber jetzt waren es stärkere Staaten, welche die Wacht am. Rhein hielten, als in der (für Frankreich) so guten, alten Zeit. So drängte denn trotz aller Verstimmungen die ganze Entwicklung Deutschlands wirtschaftlich, politisch und militärisch dahin, die Einigung Deutschlands in einem Anschluß an Preußen zu suchen. Im Wege stand, daß die freiheitliche Gestaltung des letzteren auch durch den Vereinigten Landtag keine Fortschritte machte, aber der Gang der Revolution 1848/49 kam doch trotz allen Zagens auf preußischer Seite seiner Vorherrschaft zustatten. Oesterreich, das anfänglich in der Leitung der Bewegung im Vorteil zu sein schien, wurde, sobald es auf Handlungen ankam, durch seine Stellung zur Revolution bald ganz unmöglich und die kleindeutsche oder preußische Partei gewann um ebensoviel in Frankfurt das Uebergewicht. Auch gelang es sogar, für ein erbliches Kaisertum, sowie für die Wahl des preußischen Königs die Mehrheit der Stimmen zu erlangen. Die Kaiserdeputation aber bot, in Berlin angekommen, vergebens die Krone an. Damit war für längere Zeit der Augenblick einer möglichen Lösung der deutschen Frage allerdings verpaßt. Sie scheiterte an der Person des Königs, der zu einem mutigen Schritt ohne Zustimmung der Fürsten sich nicht entschließen konnte. Sie hätte aber auch daran vermutlich scheitern müssen, daß Preußen selber für die Aufgabe noch nicht reif war. Erforderlich war dazu ein militärisch und wirtschaftlich ganz anders vorbereitetes Volk. Und das fand sich erst, als 20 Jahre später König Wilhelm I., beraten von den allerbesten Männern, an diese Aufgabe herantrat. Es war ein Glück, daß nur unter diesen allergünstigsten Umständen der Schritt gewagt wurde, der, wenn er mißglückte, für die Einheitsgedanken unabsehbares Unglück hätte bringen müssen.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 94

1910 - Düsseldorf : Bagel
94 dehnung der Bewachung nicht gar zu kostspielig werden, so durfte nicht bloß ein Einfuhrzoll erhoben werden. Es genügte auch nicht die Hinzufügung von Ausfuhrzöllen, es sollten vielmehr auch noch Durchfuhrzölle erhoben und so dasjenige Ausland, das seine Güter über Preußen erhalten mußte, zum Mitsteuern tüchtig herangezogen werden. Darin lag eine gewisse Härte, die aber nicht zu vermeiden war. Man kann sich kaum vorstellen, mit welchen Gefühlen dies Mittragen preußischer Steuern in den Nachbarländern empfunden wurde. W urde doch nicht bloß der Geldbeutel, sondern auch das Souveränitätsgefühl davon betroffen. Namentlich galt dies von den Einschlußgebieten (Enklaven), die gar nicht den Zoll umgehen konnten. Besonders zahlreich waren sie in der Provinz Sachsen, in der von den vielen Thüringer und Anhalter Ländchen so und soviel Teile und Teilchen versprengt lagen. So kam der Zollkampl hier zunächst zum Ausbruch. — Den Anfang im Widerspruch machte Schwarzburg-Sondershausen. Der Fürst dieses Landes, dessen untere Hälfte, nördlich von Erfurt, rings von preußischem Gebiete umgeben war, erklärte zuerst seine „Entschlossenheit“, dem preußischen Durchgangszolle sich niemals fügen zu wollen. Diese Entschlossenheit zu brechen fand jedoch sein Nachbar, der Regierungspräsident v. Motz in Erfurt, verhältnismäßig leicht ein geeignetes Mittel. Er kannte die Achillesferse des Fürsten. Verbindlich in der Form, aber bestimmt in der Sache gewährte Preußen — abgesehen „selbstverständlich“ von der Zollfreiheit für den Hof bedarf — dem kunstsinnigen Fürsten einen Anteil an dem Zollertrage, welcher der Kopfzahl der 25 000 Einwohner entspräche. Es waren dies schon zu Anfang 15 000 Taler; dafür konnte Sondershausen, was es so lange ersehnt, sich ein „National“theater einrichten. Unter so angenehmen Bedingungen wurde der Vertrag im Oktober 1819 endgültig vereinbart. Und mit dieser Berechnung nach der Kopfzahl war die Grundlage auch für alle weiteren Verständigungen gefunden. So erhielt Preußen die Führung und den politischen Gewinn, die Kleinstaaten aber verzichteten auf das, was für sie doch keine Bedeutung hatte. Dagegen erhielten sie ansehnliche, von Jahr zu Jahr wachsende Einnahmen, um welche sie keine Bewilligung von Ständen oder Volksvertretungen nötig hatten. Jeder hinzu-

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 171

1910 - Düsseldorf : Bagel
171 So schien der ganze Erfolg von Königgrätz in Frage gestellt. Zum Glück aber beriet Bismarck jetzt die Politik des Königs und ebenso energisch wie geschickt wußte er auch über die jetzigen Schwierigkeiten hinwegzukommen. Höflich waren die Einladungen Napoleons zum Waffenstillstand gewesen; er appellierte an die „hochherzigen Gesinnungen des Königs“. Ebenso höflich wurde geantwortet, aber „dilatorisch“. Bismarck wußte, daß Frankreich doch nicht so ganz zum Kriege vorbereitet sei, daß es lieber diesen vermeide und durch Vorsicht sich hinhalten lasse. Und so genügte es wohl, wenn man „dankbar“ „im Prinzip“ die Vorschläge Napoleons annahm. Zur Annahme des Waffenstillstandes müsse man sich aber doch auch mit dem Bundesgenossen benehmen. Auch müsse man wissen, ob Oesterreich die Friedensbedingungen annehmen wolle. So müßten die militärischen Operationen einstweilen noch weiter gehen. Die preußischen Truppen konnten deshalb ihren Vormarsch auf Wien ruhig noch fortsetzen. Und damit war schon viel gewonnen. Und in der Tat war es für Preußen von größtem Wert, den Eindruck der gewonnenen Schlacht recht nachdrücklich wirken zu lassen. Versäumt war vielleicht die Ausnutzung des allerersten Schreckens. Wie erschütternd hätte er wirken müssen! Zumal in Wien, wo die Bestürzung eine so ungeheure war! Am 3. nachmittags 2l/a Uhr hatte man den Sieg errungen geglaubt. Groß war der Jubel; um so schrecklicher darnach aber die Betäubung, denn schon bald kamen ganz andere Nachrichten. Die Ostdeutsche Post schrieb um Mitternacht: „Die in später Nacht uns zugehenden Telegramme und Privatnachrichten enthalten wir uns zu veröffentlichen. Wir zittern es auszusprechen — aber alles deutet darauf hin, daß wir uns auf eine große Trauerbotschaft gefaßt machen müssen. Noch in diesem Augenblick wird mit Löwenmut gekämpft, aber das Wort erstarrt uns unter der Feder — die Schlacht scheint verloren!“ Die österreichische Armee war am 4. Juli so erschüttert, daß die Stärke vieler Regimenter unter den vierten Teil der regelrechten Zahl herabgesunken war. Unendlich viele Krieger waren versprengt und verlaufen. Waffen und Munition hatten sie von sich geworfen. Schon schrieb die Wiener Presse: Unsere Nordarmee besteht nicht mehr. Wäre in die wirren Haufen eine Verfolgung vorgenommen, wie sie nach der Schlacht von
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