Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 7

1910 - Düsseldorf : Bagel
7 Wie glänzend gegen diese Mißerfolge waren doch die Siege des bis dahin kaum beachteten Napoleon Bonaparte in Italien! Zu einer Zeit, wo in Paris die inneren politischen Verhältnisse in keiner Weise befriedigten, wo der Kredit so gesunken war, daß man einen Anzug mit 8000 Fr. Papiergeld und ein Paar Stiefel mit 500 Fr. bezahlen mußte und wo der den Franzosen so teure Glanz völlig im Schwinden schien, da war es der jugendliche Korse, der mit seinen schlechtgekleideten und halbverhungeiten Scharen der Eitelkeit, dem Geldbedürfnis und der Ruhmessucht des Vaterlandes im Sturm die größten Erfolge gewann. W ie einfach war doch seine Kriegsmethode! Statt durch mühsam nachgeschleppte Magazine verschaffte er sich die nötigen Erhaltungsmittel durch rücksichtslose Requisition in dem zu erobernden Lande. Diesem Verfahren gab er schon in seiner mustergültigen Ansprache an die Truppen den deutlichsten Ausdruck. Er bewirkte dann den Aufmarsch seines Heeres, da das Meer durch die Engländer gesperrt war, links gedeckt von den Apenninen, von Nizza aus. Von hier durchzog er der Länge nach die Riviera und brach darauf durch den Paß von Savona in die Po-Ebene. Hier trat er, zum Kampf übergehend, mit seiner neuen Taktik hervor. Statt breiter Linienstellung führte er die Auflösung der Massen in einzelne, in sich geschlossene Divisionen ein, die jede selbständig sich nach einem gemeinsamen Ziele hin arbeiteten. Das Ziel war ihm die Hauptsache. Siegen wollte er, indem er vor allem die Hauptmasse des Gegners warf; die Nebenabteilungen würden dann von selbst zurückgehen. Willkommen war ihm der Kampf, in dem er Schlag auf Schlag mit vereinigten Kräften dann austeilte, wenn des Gegners Abteilungen zersplittert waren. So sehen wir ihn jetzt in zahlreichen Einzelkämpfen den Gegner bei Montenotte, Dego, Millesimo, Mondovi usw. werfen, ähnlich wie er es später 1809 vor Regensburg, 1814 an der Marne tat. Mit fester Hand hält er immer alle seine Leute beisammen, erkennt rasch jeden Fehler der Feinde und benutzt ebenso schnell die Gelegenheit zum entscheidenden Schlage. Mit den ersten Siegen trennte er die Piemontesen von den Oesterreichern. Die Erhaltung der Pobrücke bei Valenza ließ er sich im Frieden von Cherasco zusichern, nicht um sie zu brauchen, sondern um den Oesterreichern den Angriff auf Mailand von

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 122

1910 - Düsseldorf : Bagel
122 Linken gehörten. Die Rechte war sehr schwach an Zahl. Ihr gehörten G. v. Vincke und Graf Schwerin an, sowie die Katholiken Döllinger, v. Radowitz und Fürst Lichnowski. Präsident war Heinrich v. Gagern, ein Leiter von seltener Tüchtigkeit, der ebenso die unendliche Redelust wie die zudringliche Mitwirkung der Galerien zu beherrschen vermochte. Glückverheißend erschien der erste Beschluß. Es war eine Tat, daß man (unter Mitwirkung des Bundestags) am 14. Juni den Bau einer deutschen Flotte verfügte und dazu sechs Millionen Taler ansetzte. Freilich ein anderes war die Ausführung. Durch Preußens Gefälligkeit wurden wohl die Mittel aufgebracht, die Fertigstellung aber war doch nicht so schnell zu bewirken und die Belästigung des Handels durch die dänische Flotte dauerte weiter. — Dringender noch war die Herstellung einer Zentralgewalt. Man hätte denken sollen, daß hierfür der König von Preußen in erster Linie in Frage gekommen wäre. Aber der Vorschlag eines Pommern, der das auch meinte, begegnete „stürmischer Heiterkeit“. So sehr hatte die schwächliche Politik Friedrich Wilhelms Iv. in den Frühlingsmonaten sein Ansehen untergraben. Vom Kaiser von Oesterreich konnte ebensowenig die Rede sein. Sein Reich krachte in allen Fugen und die stillen Wünsche der Nationalversammlung galten damals viel mehr den aufständischen Italienern, Ungarn und Tschechen, als den Habsburgern. Unter diesen Umständen fand Gagern doch noch eine Lösung und sogar eine solche, die alle zu befriedigen schien. Er tat den „kühnen Griff“ — Dahlmann nannte ihn den „kühnen Mißgriff“ — und schlug den Erzherzog Johann zum Reichsverweser vor. Den Oesterreichern war diese Persönlichkeit natürlich genehm, den Preußen ebenso, denn sie war eine Null, und dem „Volke“ schmeichelte die Wahl, weil der Erzherzog Johann statt einer Prinzessin eine Posthalterstochter aus Steiermark zur Gattin genommen und nun an ihrer Seite so ländlich-treuherzig mit den Sennern und Hirten verkehrte, daß vom Erzherzog nur die angenehmen Eigenschaften übrig blieben. Da er außerdem noch die schönen Worte beim Kölner Dombaufest gesagt haben sollte, „kein Preußen, kein Oesterreich, sondern ein einiges Deutschland“, so wollte in dem endlich einmal einigen Deutschland niemand mehr etwas gegen ihn einwenden. Demnach hatte auch die deutsche Revo-

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 55

1910 - Düsseldorf : Bagel
55 englischen Veteranen unerschrocken mit dem Bajonett den stürmischen Angriffen. Nach und nach hatte Wellington dann immer neue Truppen ins Gefecht gebracht, während Ney umgekehrt Erlons Korps ostwärts abgegeben hatte. So wurden die Engländer zuletzt die Stärkeren. Standen sie doch mit 30 000 Mann 20 000 Franzosen gegenüber. Vor dieser Ueberzahl brach Ney den Kampf ab. Entscheidend war er nicht gewesen, aber doch im wesentlichen günstig für die Engländer. W i r haben gesiegt, meinte Wellington, Blücher ist besiegt worden. Und Erlon? Erst sollte er Ney helfen, dann Napoleon. Er schob die Truppen hin und her. Und weil er nun zu keinem Entschluß darüber kam, wem von beiden er helfen solle, half er keinem von den beiden. Auch in der Ausnutzung des Sieges bei Ligny hatte Napoleon entschieden Unglück. In der Annahme, daß er Blücher von Wellington abgedrängt habe und daß die Preußen nach Namur und dem Rheine zu flüchteten, schickte er Grouchy mit zwei Korps ostwärts zur Verfolgung. So fehlte diese Abteilung in der entscheidenden Schlacht dem französischen Kaiser, während anderseits Blüchers ganze Armee, auch das Korps Bülows, Wellington zur Hilfe kam und damit dessen sehr gefährdeten Kampf zu einem überaus glänzenden und entscheidenden Siege gestaltete. Belle-Alliance, 18. Juni. S. die Nebenkarte. Da Napoleon Blücher für lange Zeit beseitigt glaubte, hatte er sich nordwärts gegen Wellington gewendet, um ebenso diesen möglichst rasch unschädlich zu machen. Gelang das, dann konnte er in zehn Tagen den heranrückenden Oesterreichern entgegentreten und vielleicht auch sie besiegen, vielleicht auch verhandeln. Seine Stellung wäre dann sowohl dem Auslande, wie auch dem Inlande gegenüber eine viel vorteilhaftere geworden. Jedenfalls gewann er Zeit. Und das war sehr wünschenswert, weil eben jetzt gewaltige Mengen von Nationalgarden noch in der Ausbildung begriffen waren. Er stieß auf Wellington südlich von Waterloo. Die Truppen des englischen Feldherrn zählten 67 000 Mann. 24 000 von ihnen waren Briten, Kerntruppen in jeder Beziehung. Dazu

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 4

1910 - Düsseldorf : Bagel
4 Nr. 2. Die Große Koalition 1793 — 95. Am 21. Januar 1793 war Ludwig Xvi., dessen Rettung im Jahr zuvor das Ziel Preußens und Oesterreichs gewesen, in Paris hingerichtet worden. Ein Schrei des Entsetzens und der Empörung durchdrang Europa. Ziemlich alle Nachbarn Frankreichs vereinigten sich jetzt zur Großen Koalition und es war wohl zweifellos, daß sie, wenn alle vereint und energisch das Ziel der Niederwerfung Frankreichs wirklich gewollt hätten, auch noch im ersten Halbjahr 1793 im Felde die Stärkeren gewesen wären. Aber wie in allen Kriegen zeigte sich auch jetzt wieder, daß der Wert der Koalitionen nur ein sehr beschränkter ist. Die Masse der Verbündeten tat es nicht. Auf der einen Seite waren die noch unvollkommen ausgebildeten, aber von patriotischen Ideen begeisterten Scharen der Franzosen, auf der ändern die geschulten Krieger der Nachbarstaaten, die jeder ein besonderes, alle aber ein selbstsüchtiges Ziel im Auge hatten. Da sollte sich wieder einmal Fichtes Satz bewahrheiten: Wahre Begeisterung siegt immer und notwendig über den, der nicht begeistert ist. Während Preußen nach dem Tode des französischen Königs an dem Kampf im Westen kein dringendes Interesse mehr hatte und, abgesehen von der Rückeroberung von Mainz, an dem Streite nur mäßig sich beteiligen wollte, war es an den Vorgängen im Osten im stärksten Maße interessiert. Hier stand in Frage, ob Katharina Ii. von Rußland allein sich Polens bemächtigen und vielleicht durch den Erwerb Posens nächster Nachbar Berlins werden sollte, oder ob auch Preußen von dem absterbenden Staat denjenigen Anteil erhalten sollte, der für die Verbindung Preußens und Schlesiens fast unentbehrlich war. Aus diesem Gesichtspunkte suchte Preußen mit Rußland eine Verständigung. Während es aber hier sich einen Anteil an der Beute sicherte, plante der dritte Partner an der (1.) Teilung Polens eine „Entschädigung“ weiter westlich, etwa auf Kosten Bayerns oder Frankreichs. Diesem gegenüber war ja auch zunächst Belgien zurück zu gewinnen und dann vielleicht auch ein wertvolles Stück des französischen Flanderns (Conde, Lille) zu erobern. So übernahm diesmal Oesterreich im Westen die Führung. Es siegte
   bis 10 von 39 weiter»  »»
39 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 39 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 5
3 0
4 4
5 0
6 1
7 0
8 1
9 0
10 19
11 0
12 4
13 1
14 1
15 0
16 0
17 0
18 1
19 1
20 1
21 0
22 0
23 0
24 0
25 9
26 0
27 0
28 14
29 2
30 0
31 3
32 0
33 1
34 12
35 4
36 0
37 6
38 0
39 3
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 8
46 2
47 2
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 22
1 65
2 4
3 28
4 168
5 20
6 29
7 6
8 31
9 119
10 39
11 71
12 6
13 9
14 5
15 29
16 46
17 112
18 13
19 66
20 5
21 71
22 6
23 84
24 22
25 10
26 8
27 11
28 20
29 73
30 0
31 14
32 6
33 8
34 35
35 1
36 32
37 11
38 68
39 20
40 39
41 33
42 15
43 29
44 50
45 30
46 13
47 17
48 20
49 21
50 45
51 68
52 6
53 3
54 21
55 11
56 3
57 28
58 1
59 25
60 133
61 56
62 37
63 3
64 45
65 12
66 1
67 5
68 15
69 8
70 61
71 20
72 28
73 10
74 23
75 10
76 20
77 71
78 12
79 56
80 20
81 3
82 28
83 7
84 30
85 32
86 6
87 6
88 3
89 5
90 3
91 9
92 145
93 13
94 26
95 35
96 17
97 15
98 39
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 2
3 5
4 1
5 10
6 5
7 5
8 2
9 29
10 17
11 2
12 3
13 1
14 1
15 9
16 8
17 6
18 1
19 12
20 1
21 14
22 5
23 0
24 5
25 4
26 19
27 1
28 0
29 1
30 12
31 1
32 1
33 55
34 1
35 14
36 0
37 6
38 31
39 15
40 16
41 1
42 3
43 10
44 19
45 4
46 3
47 4
48 4
49 9
50 6
51 6
52 17
53 5
54 18
55 20
56 9
57 0
58 4
59 88
60 3
61 16
62 10
63 14
64 8
65 16
66 1
67 14
68 0
69 0
70 0
71 39
72 1
73 15
74 2
75 8
76 0
77 1
78 4
79 9
80 22
81 61
82 4
83 4
84 0
85 8
86 6
87 2
88 8
89 0
90 0
91 10
92 0
93 6
94 0
95 0
96 1
97 56
98 4
99 4
100 23
101 1
102 7
103 20
104 0
105 2
106 4
107 0
108 2
109 5
110 4
111 4
112 9
113 1
114 4
115 5
116 8
117 2
118 5
119 1
120 1
121 13
122 7
123 3
124 5
125 3
126 4
127 22
128 3
129 13
130 0
131 26
132 8
133 0
134 4
135 2
136 69
137 0
138 2
139 1
140 18
141 14
142 11
143 22
144 11
145 14
146 3
147 2
148 9
149 0
150 9
151 17
152 11
153 3
154 2
155 31
156 23
157 13
158 1
159 5
160 2
161 2
162 2
163 4
164 2
165 3
166 33
167 2
168 1
169 5
170 12
171 17
172 1
173 17
174 4
175 21
176 20
177 100
178 1
179 17
180 3
181 7
182 83
183 57
184 4
185 1
186 3
187 6
188 2
189 0
190 2
191 5
192 1
193 2
194 3
195 4
196 6
197 8
198 7
199 1