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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 15

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 15 — 4. Die Schlacht bei Worringen und die Erhebung Düsseldorfs zur Stadt. Die Grafen von Berg und die Erzbischöfe von Cöln. Das Landesgebiet der Grafen von Berg grenzte im Westen unmittelbar an den Rhein; dennoch besaßen sie an diesem Strome kernen einzigen befestigten Platz, so daß sich ihre Untertanen auch nicht an bet" Schiffahrt und dem Handel auf dem Rheine beteiligen konnteu. Deshalb war das Streben der Grafen von Beig unablässig darauf gerichtet, sich an dem Rheine einen festen Stützpunkt für den Handel zu sichern. Sie wurden aber daran gehindert durch die Erzbischöse von (£öln, die damals zugleich weltliche fürsten und die mächtigsten Herrscher am Niederrhein waren. Ihr Gebiet erstreckt sich aus der linken Rheinseite von Remagen bis Urdingen, umfaßte also auch den linksrheinischen Teil des heutigen Düsseldorf. Sie hatteu nach und nach alle Handelsstraßen und Zollstätten am Niederrhein in ihren Besitz gebracht und erhoben von den^Waren, die auf dem Rheine und den Handelsstraßen längs des Stromes befördert wurden, hohe Zölle. Dadurch wurde aber nicht nur dav Erwerbsleben in den angrenzenden Ländern, sondern auch ganz besonders der Wohlstand der gewerbtätigen Bewohner Cölns schwer geschädigt. Die Bürger dieser Stadt vereinigten sich darum zum Schutze ihres Handels mit den Grafen von Berg und Jülich gegen die Erzbischöse von Eöln. Am Ende des 13. Jahrhunderts fand sich für die Verbündeten eine Gelegenheit, die Macht des gemein* sainen Gegners zu brechen. Der Limbnrgische Erbfolgestreil. Während der Regierungszeit des Kaisers Rudolf von Habsburg entbrannte am Niederrhein und in feinen Nachbargebieten ein blutiger Krieg, an dem fast alle Fürsten zwischen Rhein und Maas sowie der benachbarten Länder beteiligt waren. Er heißt der Limbnrgische Erbfolgestreit, weil er wegen der Erbfolge in dem Herzogtum Limburg veranlaßt wurde. Dieses Land lag auf dem rechten Ufer der Maas und umfaßte Gebietsteile von Belgien, Holland und der Rheinprovinz. Bon rheinischen Städten gehörte u. a. Eupen zu diesem Herzogtum. Im Jahre 1280 starb der Herzog Wilhelm von Limburg ohne männliche Nachkommen. Seine einzige Tochter Irmgard war mit dem Grasen Reinald von Geldern vermählt, der das Land nach dem Tode seines Schwiegervaters in Besitz nahm. Als aber Irmgard 1282 kinderlos starbt erhob Graf Adolf V. von Berg als ein Neffe des verstorbenen Herzogs ebenfalls Ansprüche auf das schöne und wohlhabende Ländchen. Der Gras von Geldern erkannte indes diese Ansprüche nicht an und hielt das Land besetzt. Da trat

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 96

1910 - Düsseldorf : Bagel
96 trat und damit am 14. Februar 1828 die Stiftung des preußischhessischen Zollvereins ermöglichte, war Hessen-Darmstadt. Maßgebend für diesen Beitritt war selbstverständlich nur das geldliche Interesse dieses Mittelstaates. Um den preußischen Bestrebungen entgegenzuarbeiten, hatte Bayern einen Süddeutschen Zollverein gestiftet. König Ludwig dachte nicht gering von den Handelsaufgaben Bayerns. Er hatte, was Karl der Große nicht zu Ende bringen konnte, seinerseits vollendet. Er hatte die Wasserstraßen vom Rhein und von der Donau, oder, wie man es lieber ausdrückte, die Nordsee und das Schwarze Meer durch den Ludwigskanal verbunden. Allerdings konnte der Kanal nur ganz kleine Schilfe von 125 t tragen und die Durchfahrt war mit 100 Schleusen belastet, aber er verriet doch immerhin große Handelsziele. Auch hatte König Ludwig zeitig den kommenden Dampfwagen seine Aufmerksamkeit zugewendet und probeweise schon Modelle in dem Nymphenburger Park fahren lassen. Später entstand dann auch in Bayern die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. (Fürth - Nürnberg 1835) Jetzt wollte der hochgesinnte König auch die Führung der Zollverbände in dem „dritten, eigentlichen Deutschland“ unternehmen. Die Verständigung mit Württemberg war nicht schwierig, da dessen betriebsame Einwohner jedenfalls einen viel größeren Markt erhielten. Aber auch andere Länder mußten gewonnen werden, wenn möglich auch die Schweiz. Zunächst aber strebte man nach Hessen-Darmstadt, denn nur durch Hessen erreichte man die Verbindung mit der Bayrischen Pfalz. Hatte man Hessen-Darmstadt angeschlossen, so mußte die Beteiligung Badens folgen, eines Landes, das wenigstens in seinen nördlichen Teilen nach Wittelsbacher Auffassung zu Bayern gehören sollte. Wenn nun Hessen - Darmstadt trotz aller Bemühungen sich doch für Preußen entschied, so hatte es dafür recht triftige Gründe. Hessen-Darmstadt konnte für sich allein bleiben; es konnte mit dem Süddeutschen Zollverein gehen oder auch mit Preußen. Die Zolleinnahmen in Hessen-Darmstadt allein betrugen 21/2 Sgr., in Württemberg-Bayern, das ein größeres Handelsgebiet umfaßte, anderseits aber auch wenig Kolonialwaren verbrauchte, 972 Sgr., in Preußen dagegen 24 Sgr. Konnte der sehr geldbedürftige Darmstädter Staat da noch lange schwanken? Und das um so weniger, als die neugewonnenen

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 106

1910 - Düsseldorf : Bagel
106 friedliche Kaufleute und feindliche Heere sich trafen, sondern auch als Sitz einer Universität das Ziel der Lernbegierigen. Hier war die feine Bildung zu Hause; es war ein „Klein-Paris“, das zeitweilig literarisch und gesellig den guten Ton angab. Auf dem Gebiete des Buchhandels führte es sogar die erste Einigung Deutschlands herbei. Seine Bildungsanstalten waren schon früher die am stärksten besuchten, wie sie es heute noch sind. Für kaufmännische Zwecke aber, namentlich für den Geldhandel übertraf schon früher Frankfurt a. M. die Stadt an der Pleiße. Die seit 1240 eingerichteten Messen begründeten die erste Blüte. Die Goldene Bulle machte sie 1356 zur ideellen Hauptstadt Deutschlands, wo in der Regel auch die Kaiserkrönung stattfand. Im Geldgeschäft behauptete sich Frankfurt auch noch in der Zeit des Bundes an der Spitze, und als der Ausgleich der Taler-und Guldenrechnung hier überflüssig wurde, entwickelte sich doch der einmal gewonnene Wohlstand weiter, so daß sie auch jetzt noch im Geldgeschäft maßgebend ist. Die gefeiertste Stadt aber war wohl Nürnberg. Sie war die erste freie Stadt gewesen, die sich friedlich von der Verwaltung der burggräflichen Beamten befreite. Innere Kämpfe zwischen Patriziern und Handwerkern waren hier kaum vorgekommen. So konnte eine li iedliche und harmonische Entwicklung der Talente sich vollziehen, die nicht bloß dem Handel, sondern auch der Pflege alles Schönen zugewendet war. Das Kunstgewerbe wurde hier im Großen wie im Kleinen betrieben, und zugleich mit den Erzeugnissen des Orients sendete Nürnberg seine eigenen Kurzen Waren*) in alle Welt hinaus. Die Namen von Peter Vischer und Albrecht Dürer, von Adam Krafft und Veit Stoß mögen wenigstens andeuten, wie vielseitig hier die Pflege des Schönen war. Auch das Handwerk wurde durch die Kunst veredelt (Hans Sachs) und der Kaufmann wetteiferte im Wissen mit den gelehrten Humanisten (Martin Behaim, Willibald Pirck-heimer). Daß aber das alte Nürnberg in dem neuen weiterlebt, verrät uns ein Gang durch seine heutigen Straßen und ein Blick in seine durchgeistigte Industrie. So ist die alte Zeit wieder lebendig geworden. Es sind dieselben Plätze, die einst blühten und dieselben Linien, auf *) Für große, umfangreiche fehlten hier die Transportmittel; es waren „Kurze“ Waren, denen ihre geistige Arbeit den Wert verlieh.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 112

1910 - Düsseldorf : Bagel
112 Ackerfelder und freundliche Wiesen gewesen, bald ein Ort, ja eine Großstadt an die andere reihte. Das Gleiche gilt fast wörtlich von Oberschlesien, von Saarbrücken und ändern Kohlengebieten. Und besonders gediehen in ihnen die großen Eisenwerke, die geradezu eine Weltstellung sich errangen. Entsprechend wuchs natürlich auch der Wert der Bahnen. Daß schließlich der Staat auch diese doch noch zu einem äußerst mäßigen Preise erwarb, verdankte er einer Verkettung von Umständen, die nicht vorherzusehen war. Davon weiter unten. Schneller gelangten die ändern Staaten in den Besitz der Bahnen. Wie in Bayern und Württemberg, übernahm auch in Sachsen der Staat den ganzen, weiteren Eisenbahnbau. Hannover tat dies, wie Braunschweig, schon von Anfang an. Es verfolgte dabei rücksichtslos die Sonderinteressen des Landes und nötigte beispielsweise den Bremer, der nach Hamburg wollte, über Hannover zu reisen. Dasselbe galt vom Osnabrücker, dessen Ziel Göttingen war. Auch die preußenfeindliche Politik spielte manchmal bei der Richtung der Linien eine Rolle mit, und solchen Umständen verdankte es z. B. Eimbeck, daß es zweimal um eine Stunde von der Bahn umgangen wurde. Aus dem gleichen Grunde gestattete Hannover auch nicht die Bahn Minden — Wilhelmshafen, die Preußen durch den hannoverschen „Isthmus“ bauen wollte. Immerhin aber kam doch über Peine die wichtige Bahn zustande, die Preußen eine Verbindung nach dem Rhein ermöglichte. Auch mancherlei zweckmäßige Neuerungen führte Hannover ein, so die Verlegung der Knotenpunkte nach kleinen Orten. (Löhne, Wunstorf, Lehrte.) Hier waren etwaige Erweiterungen und Verbesserungen viel leichter ausführbar als in der Hauptstadt und in anderen rasch wachsenden Plätzen. Im Jahre 1847 war endlich erreicht, daß Berlin nach allen Enden Deutschlands Eisenbahnverbindung hatte. Man konnte mit der Bahn jetzt nach Ratibor in Schlesien wie nach den Seestädten im Norden fahren; ebenso nach Aachen, nach Basel und nach München. Nur die Strecke nach Danzig und Königsberg wollte niemand bauen, da es noch als Grundsatz galt, daß allein die Industrie eine Eisenbahn lohnend beschäftigen könne. Zu diesen Bedenken kamen die hohen Kosten der notwendigen Brücken bei Dirschau und anderswo. Da der Bau der preußischen „Ostbahn“ aber unbedingt ein Staatsinteresse war, entschloß

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 113

1910 - Düsseldorf : Bagel
113 sich Friedrich Wilhelm zu dem schweren Schritt, den Vereinigten Landtag einzuberufen, denn nur mit Zustimmung der Volksvertretung konnten und sollten die Mittel aufgebracht werden. So gelangte der Staat durch die Eisenbahnen zu dem ersten Versuch mit dem konstitutionellen System. Das eine brachte das andere. Ohne die Volksvertretung gab es keine Staatsbahnen, aber auch umgekehrt ohne die Bahnen keine die Gelder bewilligende Volksvertretung. Durch sie wurde auch der preußische Staat der Besitzer von längeren Eisenbahnlinien. Inzwischen entwickelten sich die Eisenbahngesellschaften, namentlich die in den Industriegebieten, zu immer größerer Bedeutung. Die Züge, die anfangs nur als Vergnügungs-züge für Personen gedacht waren, wurden jetzt wirklich, was List vorhergesagt und was man als wahnwitzig verspottet hatte, „auf den großen Routen ein ganz ordinäres Transportmittel“. Die dritte Klasse brachte an Personengeld mehr ein als die zweite und der Güterverkehr bald mehr als der der Personen. Und ganz besonders waren es die Waren geringeren Wertes, die nun in Massen verladen wurden und dann die großen Erträge einbrachten: das waren Holz, Steine, Getreide und ganz besonders die Steinkohlen. Ein äußeres Zeichen des raschen Wachsens der Gesellschaften mögen einige Zahlen veranschaulichen. Die vortrefflich verwaltete Berlin-Potsdamer Bahn hatte 1839 bei ihrer Eröffnung eine Länge von 26 km, sie erschloß den Berlinern die prachtvollen königlichen Gärten. Aber auch andere Reisenden meldeten sich, denn auch geschäftliche Zwecke konnte man mit Eisenbahnfahrten verbinden. Die Ziele wurden weiter gesteckt und 1879 war die Zahl der Kilometer fast verzehnfacht. (251 km) Und doch erscheint diese Entwicklung langsam gegen die der drei rheinischen Bahnen, die in derselben Zeit aus gleich kleinen Anfängen ihre Länge etwa vervierzigfacht hatten. (Rheinische Bahn 961 km, Bergisch-Märkische 1091 km, Köln-Mindener 1073 km.) Und die Oberschlesische Bahn war gar um das 60 fache gewachsen. (1500 km) Man sieht hieraus, daß diejenigen Bahnen am meisten sich ausdehnten, die in die Kohlengebiete hineinreichen. Sie holten nicht bloß die Steinkohlen, sondern brachten auch die Erze und entwickelten eine Eisenindustrie, die vielen Hunderttausenden Arbeit und Nahrung gab. Natürlich wurden gleichzeitig die Eisenbahnen immer lebens- Rothert, Vaterländische Geschichte. 8
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