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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 75

1910 - Düsseldorf : Schwann
\5. Geschichtliche Strafen^ und (Drtsnamen. Auf den ehemaligen Waldreichtum deuten hin: An der Busrherinühle | Mühle im Walde. Straße dlirch den Wald. 11. Jahrh.: Therentorpe — das Dorf im Gebüsch; Buscherslraße 35crcnborj Heerdt Lohausen In der Lohe Rath Reichswaldallee Aus'm Rott Am Röttchen Im Rottfeld Rottstraße Stockn in Stoffeln Auf den Broichhailser Weg Bruchstraße Eller Flinger Broich Lichtenbroich L i e r e n f e l d M ö r s e u b r o i ch Rathet; Broich Torfbrnch ter, der — Bauin oder Gebüsch; die Honschaft D. wurde 1384 eingemeindet. 1135 n. 1298: Herde, vielleicht von Hardt — beivaldete Anhöhe. 1147: Lohusen = die Häuser im Gebüsch; 16, loh — Wald oder Gebüsch; Teile der Gemeinde L. wnrden 1909 eingemeindet. Im Gebüsch. 1224: Rhode vor dem Aap — Rodung vor dein Aaper Walde; aap vielleicht keltisch apa — fließendes Wasser, oder lateinisch mansus apus = unbebautes Gebiet; die Bürgermeisterei R. wurde 1909 eingemeindet. Der Aaper Wald war seit der Merowingerzeit Königs-flitt. Ans der Rodnng. An der kleinen Rodung. Im gerodeten Felde. Straße durch die Rodung. 1193: Stoc-heim = das Heim an den Stöcken, d. h. an den beim Roden stehengebliebenen Baumstümpfen oder Wurzelstöcken; die Gemeinde St. wurde 1909 eingemeindet. 1632: Stoffen, als Flurbezeichnung: uf den Stoffen, wahrscheinlich — ans den Stoppeln, d. H. Banin-stümpfen; das Gebiet von St. wurde 1384 einge-i meindet. ehemaligen Sumpfreichtum deuten hin: Hans am Snmvf. Straße durch den Sumpf. Die Eller oder Erle wächst auf wasserreichem Boden; die Bürgermeisterei E. wurde 1909 eingemeindet. Sumpf von Flingern. Lichtung im Sumpfwalde. Sumpffeld; lier = Sumpf, Morast; das Gebiet von L. wurde 1384 eingemeindet. Morastsumpf; mör, moer — Moor; 1384 eingemeindet. Sumpf von Rath; 1909 eingemeindet. Torfsumpf, torf — brennbare Erde, Rasen; 1909 eingemeindet.

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 29

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 29 — Blütezeit hatte Hitzacker unter dem kunstsinnigen und ge- lehrten Herzog August dem Jüngeren, dem Enkel Ernst des Bekenners, der hier in dem von ihm erbauten Schlosse (Amtshaus) von 1604—36 seinen Wohnsitz nahm. Daneben ließ er ein besonderes Gebäude zu der weltberühmten Bibliothek „Augusta" aufführen, die er auf 80 000 Bände, nach der Übernahme des ererbten Braunschweig aber in Wolfenbüttel auf 180000 Bände brachte. Nicht mit Un- recht ward Hitzacker deshalb als das „deutsche Jthaka" ge- feiert. Aber als August des Jüngeren Sohn die Ämter Hitzacker, Dannenberg, Lüchow und Scharnebeck wieder an die Lüneburger Linie abtrat, um sich ganz seinem Herzog- tum Braunschweig zu widmen, verlor es die Triebkraft seines Wachstums. Doch scheint das Städtchen noch eine Zukunft zu haben als — Kurort. Südwestlich von Hitzacker dehnt sich die 5 200 Iis. große Göhrde aus.*) Sie ist eine herrliche Waldung voll kräftiger Eichen, prachtvoller Buchen und schlanker Tannen. Schon im 16. Jahrh. befand sich darin ein Jagdschloß, in dem sich Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg und die Könige Georg I. und Georg Ii. oft und gern aufhielten. Georg I. baute das Schloß um und ließ in einem Zimmer die Bild- niffe aller Lüneburger Regenten von Otto dem Großen an aufstellen. Seitdem verfiel es so sehr, daß es zu Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen werden mußte. Jedoch ließ König Ernst August ein neues Schloß aufführen, das bei größeren Jagden auch viel von dem Kaiser Wilhelm I. be- nutzt ward. Durch die an der Göhrde vorbeisührende Eisenbahn ist das Schloß leicht zu erreichen. Geschichtlich denkwürdig ist die Göhrde durch die Schlacht am 16. Sept. 1813 (Siehe S. 16). 3. Kreis Bleckede. Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Elbe. Frucht- bare Marschstriche begleiten diesen Fluß; doch fehlt es nicht an sandigem Geestboden im Süden und nördlich der Krainke. Die Krainke kommt aus der Rögnitz, dem Grenzfluß gegen *) Ein Teil der Göhrde liegt im Kreise Bleckede.

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 22

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 22 — Teil ein, ungefähr 10 500 qkm. Der Boden besteht aus gelblichem Sand, Lehm, Granit und Steingeröll. Im Norden bildet die Heide einzelne Höhenzüge. Die höchsten Punkte sind der Wilseder Berg (170 m), der Falkenberg (151m), die Osterhöhe (150 m), der Hohe Mechtin (150 m), der Holxerberg (148 m), der Weinberg, die Klötzie und die hart an die Elbe stoßenden Elbberge. Von den Vorsprüngen des Garlsdorser Waldes sieht man nach einer Seite die Türme des 6—8 Stunden entfernten Hamburg, nach der andern die 130 m hohen Züge der Hanstedter Berge, nach der dritten den schlanken Johannisturm und den Kalkberg zu Lüneburg. Die südlichen und westlichen Gebiete sind weitgedehnte Ebenen ohne nennenswerte Erhebungen. Da kann man stundenlang wandern, ohne ein Haus, ein Dorf, einen Baum zu treffen. Nur Heide, trostlose Heide auf dürrem Sande! Und wenn sich in der Ferne wirklich grüne Flächen zeigen, so erweisen sie sich bald als Täuschung. Statt des frischen Rasens ge- wahrt man nur Binfen, Moos, Riedgras und Gagelsträucher, statt des erhofften Quellwassers trübe Lachen. Der Ruf der Lüneburger Heide ist kein guter, obwohl das deutsche Vater- land noch viel traurigere Einöden einschließt. Ehe die Eisenbahnen die Entfernungen zwischen den größeren Handels- städten abkürzten, zogen schwere Fuhrwerke die stillen Straßen. Damals sührten die Heerstraßen von Braunschweig über Gifhorn, Ülzen, Bardowik (Lüneburg) nach Hamburg; von Hannover einerseits über Walsrode und Soltau nach Hamburg, andrerseits über Walsrode und Verden nach Bremen; von Verden über Soltau nach Bardowik (Lüneburg) u. s. w. gerade durch die einförmigsten Gegenden, und die Fuhrleute, denen sich bei der langsamen Fortbewegung des Transports keine Abwechselung bot, machten die Lüneburger Heide durch übertriebene Schilderungen nur noch verrufener. Jedoch kann die Heide das „Land der traurigen Berühmtheit" nur für den sein, der sie aus Büchern kennt, nicht aber für den kundigen Forscher. Tier- und Pflanzenleben. Ein reiches Tierleben wimmelt zu den Füßen des auf- merksamen Beobachters und durchschwirrt die heiße Luft.

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 23

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
23 — Spinnen ziehen ihre glänzenden Fäden von Halm zu Halm, schnelle Laufkäfer eilen rastlos dahin; reizende Schmetterlinge, schwirrende Grillen, buntfarbige Libellen, summende Bienen wiegen sich auf den Blütenglöckchen der Sumpfheide und den zartroten Ähren der verachteten Erica. Im Walde schlägt die Nachtigall, singen die Finken, kreischen die Häher und girren die Tauben, eilen Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse und Wildschweine durch das niedere Gestrüpp und die angrenzenden Saatfelder. Die Heide ist reich an großen Waldungen. Noch be- decken die 1500 qkm großen Forsten 14 °/0 des ganzen Ge- biets. Die größten Waldungen sind die 5200 Iis. umfassende wildreiche Göhrde, der 6000 Iis, bedeckende Lüß und die bei Gartow liegenden Bernstorffschen Forsten von 9200 ha Größe. Die kleineren Waldungen um Ebstorf, Lüneburg und Garlsdorf sind herrliche Buchenwälder. 5. Erzeugnisse. Das Land Lüneburg ist von der Natur nicht besonders bevorzugt; doch vermag es seine Bewohner hinreichend zu ernähren. Im Laufe dieses Jahrhunderts sind von der rührigen Bevölkerung bedeutende Flächen urbar gemacht worden. Man vergleiche folgende Zusammenstellung: im Jahre 1832 im Jahre 1892 Acker- und Wiesenland 360000 ha 600000 ha Forsten..... 180 000 „ 250000 „ Heide...... 600000 „ 300000 „ Mit der Urbarmachung des Landes schritt die Viehzucht so bedeutend fort, daß in den letzten 50 Jahren eine Zu- nähme von 20000 Pferden, 15000 Rindern und 150 000 Schweinen zu verzeichnen war; nur der Bestand der Schafe verringerte sich infolge der Abschaffung von Heidschnucken und Einführung rheinischer Schafe um 50000. Die in höchster Blüte stehende Bienenzucht weist die stattliche Zahl von über 100000 Bienenstöcken (gegen 75 000 im Jahre 1873) aus Große Summen wirst der Verkauf des fiotaes. ab, das als Grubenholz oder zu Bauzwecken auf der Bahn weit

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 112

1910 - Düsseldorf : Bagel
112 Ackerfelder und freundliche Wiesen gewesen, bald ein Ort, ja eine Großstadt an die andere reihte. Das Gleiche gilt fast wörtlich von Oberschlesien, von Saarbrücken und ändern Kohlengebieten. Und besonders gediehen in ihnen die großen Eisenwerke, die geradezu eine Weltstellung sich errangen. Entsprechend wuchs natürlich auch der Wert der Bahnen. Daß schließlich der Staat auch diese doch noch zu einem äußerst mäßigen Preise erwarb, verdankte er einer Verkettung von Umständen, die nicht vorherzusehen war. Davon weiter unten. Schneller gelangten die ändern Staaten in den Besitz der Bahnen. Wie in Bayern und Württemberg, übernahm auch in Sachsen der Staat den ganzen, weiteren Eisenbahnbau. Hannover tat dies, wie Braunschweig, schon von Anfang an. Es verfolgte dabei rücksichtslos die Sonderinteressen des Landes und nötigte beispielsweise den Bremer, der nach Hamburg wollte, über Hannover zu reisen. Dasselbe galt vom Osnabrücker, dessen Ziel Göttingen war. Auch die preußenfeindliche Politik spielte manchmal bei der Richtung der Linien eine Rolle mit, und solchen Umständen verdankte es z. B. Eimbeck, daß es zweimal um eine Stunde von der Bahn umgangen wurde. Aus dem gleichen Grunde gestattete Hannover auch nicht die Bahn Minden — Wilhelmshafen, die Preußen durch den hannoverschen „Isthmus“ bauen wollte. Immerhin aber kam doch über Peine die wichtige Bahn zustande, die Preußen eine Verbindung nach dem Rhein ermöglichte. Auch mancherlei zweckmäßige Neuerungen führte Hannover ein, so die Verlegung der Knotenpunkte nach kleinen Orten. (Löhne, Wunstorf, Lehrte.) Hier waren etwaige Erweiterungen und Verbesserungen viel leichter ausführbar als in der Hauptstadt und in anderen rasch wachsenden Plätzen. Im Jahre 1847 war endlich erreicht, daß Berlin nach allen Enden Deutschlands Eisenbahnverbindung hatte. Man konnte mit der Bahn jetzt nach Ratibor in Schlesien wie nach den Seestädten im Norden fahren; ebenso nach Aachen, nach Basel und nach München. Nur die Strecke nach Danzig und Königsberg wollte niemand bauen, da es noch als Grundsatz galt, daß allein die Industrie eine Eisenbahn lohnend beschäftigen könne. Zu diesen Bedenken kamen die hohen Kosten der notwendigen Brücken bei Dirschau und anderswo. Da der Bau der preußischen „Ostbahn“ aber unbedingt ein Staatsinteresse war, entschloß
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