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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 78

1910 - Düsseldorf : Bagel
78 Hof, der doch ihr Förderer hätte sein sollen, hatten die Wirkung, daß die politischen Interessen der Deutschen weltbürgerlicher wurden. Man nahm Anteil an den Freiheitskämpfen der Süd-und Mittelamerikaner, darnach an den gleichen Bestrebungen der Spanier, Italiener und Griechen; man schwärmte sogar für die Unabhängigkeit der Polen und freute sich der Juli-Revolution in Paris. Und als man 1832 in der Pfalz im Hambacher Fest ein deutsches Nationalfest zu feiern meinte, war dies fast mehr noch ein Verbrüderungsfest mit den Franzosen und Polen. Und doch wuchs inzwischen, gefördert durch Zeitungen und Literatur, nicht minder auch durch Kongresse und Versammlungen, ganz besonders aber auch durch das Verschmelzen der wirtschaftlichen Interessen, denen der Zollverein und der Ausbau der Eisenbahnen dienten, trotz aller Bekämpfung das deutsche Nationalgefühl und fand seinen lauten Ausdruck, als 1840 in Preußen ein Thronwechsel eintrat, von dem sich die Vaterlandsfreunde viel versprachen. Einen besonderen Anlaß zu patriotischer Erregung boten damals die Kriegsdrohungen Frankreichs. Unter dem Ministerium Thiers’, der die Leiche Napoleons von St. Helena nach Paris zurückbringen ließ, wurden die Erinnerungen an die glänzende Zeit des ersten Kaisers wieder lebhafter; selbst in Deutschland sangen volkstümliche Dichter von dem großen, in der Fremde so hart behandelten und dann so einsam gestorbenen Kriegshelden. Die Worte klangen fast, als ob über den Demagogenverfolgungen das deutsche Nationalgefühl ganz geschwunden sei. In Frankreich mochte man dies gerne glauben und annehmen, die alten Rheinbundstaaten wieder zu Freunden gewinnen zu können, und das um so mehr, als der preußische Staat, der niemals sich schnell die Zuneigung erworben, jetzt eben erst unter den Anregungen des Thronwechsels den ersten Kulturkampf beendet hatte. — Wie staunte man aber, als von demselben Köln eine andere Antwort erklang. Ein Gedicht von Nikolaus Becker, das sonst ohne besondern poetischen Wert, enthielt die kräftigen Worte: Sie sollen ihn nicht haben, Den freien deutschen Rhein . . . und dieses Lied wurde im Theater angestimmt und von allen Zuschauern unter lautem Jubel mitgesungen. Und ebenso wurde

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 153

1910 - Düsseldorf : Bagel
153 Wenn Oesterreich nicht den Willen noch die Kraft besäße, dies zu verhindern, so werde Preußen seinerseits Klarheit in die Verhältnisse bringen. Die Antwort Oesterreichs ließ nicht lange auf sich warten. Am 16. März erklärte es den deutschen Regierungen, daß seine Bemühungen, mit Preußen über die Herzogtümer sich zu verständigen, gescheitert seien. Der Bund möge nun das Weitere entscheiden. Gegen etwaige preußische Angriffe aber möchten die sämtlichen Bundestruppen, mit Ausnahme der preußischen, kriegsbereit gemacht werden. Die Gegenäußerung Bismarcks entwickelte nochmals die Notwendigkeit einer Bundesreform. Preußen und Deutschland seien mehr gefährdet wie irgend eine andere europäische Macht. Wenn nicht zeitig den wirklichen Verhältnissen Rechnung getragen und der Deutsche Bund umgestaltet werde, wäre Deutschland nicht vor dem Schicksal Polens zu schützen. Demgemäß beantragte Preußen am 9. April ein aus direkten Wahlen mit allgemeinem Stimmrecht hervorgegangenes Parlament, das mit den Regierungen eine Bundesreform vorzunehmen habe. Die deutschen Regierungen lehnten natürlich die Beteiligung an dieser Bundesreform ebenso ab, wie sie sich 1849 der Union versagt hatten. Und auch das ganze Volk, das doch nichts dringender verlangte, wie ein deutsches Parlament, traute diesem Bismarck so wenig, daß es ebenfalls auf keine Lockungen einging. Trieb man somit bestimmt dem Kriege entgegen und war es zweifellos, daß Bismarck überall, in Oesterreich wie in Deutschland, ja selbst im eigenen Lande und in den höchsten Kreisen sogar erbitterten Widerstand fand, so war es begreiflich, daß er sich anderswo nach Beistand umsah. Und wirklich fand er ihn in Italien, das ähnlich wie Preußen in Oesterreich den Feind der nationalen Entwicklung sehen mußte. Ihm fehlte zur vollen Einigung noch Venetien, und die Verständigung mit Preußen über dieses Ziel lag schon deshalb ziemlich nahe, weil beide Staaten sich eben erst über einen Handelsvertrag geeinigt hatten. Die Verhandlungen hatten Preußen den Anlaß gegeben, die Anerkennung des neu geeinigten Landes auch bei allen Zollvereinsstaaten durchzusetzen. Die Bereitwilligkeit Italiens, das Bündnis zu schließen, wurde aber noch weiter dadurch gesteigert, daß Napoleon, dieser „Feind von Gewalt und Eroberung“, am 16. März seine warme

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 96

1910 - Düsseldorf : Bagel
96 trat und damit am 14. Februar 1828 die Stiftung des preußischhessischen Zollvereins ermöglichte, war Hessen-Darmstadt. Maßgebend für diesen Beitritt war selbstverständlich nur das geldliche Interesse dieses Mittelstaates. Um den preußischen Bestrebungen entgegenzuarbeiten, hatte Bayern einen Süddeutschen Zollverein gestiftet. König Ludwig dachte nicht gering von den Handelsaufgaben Bayerns. Er hatte, was Karl der Große nicht zu Ende bringen konnte, seinerseits vollendet. Er hatte die Wasserstraßen vom Rhein und von der Donau, oder, wie man es lieber ausdrückte, die Nordsee und das Schwarze Meer durch den Ludwigskanal verbunden. Allerdings konnte der Kanal nur ganz kleine Schilfe von 125 t tragen und die Durchfahrt war mit 100 Schleusen belastet, aber er verriet doch immerhin große Handelsziele. Auch hatte König Ludwig zeitig den kommenden Dampfwagen seine Aufmerksamkeit zugewendet und probeweise schon Modelle in dem Nymphenburger Park fahren lassen. Später entstand dann auch in Bayern die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. (Fürth - Nürnberg 1835) Jetzt wollte der hochgesinnte König auch die Führung der Zollverbände in dem „dritten, eigentlichen Deutschland“ unternehmen. Die Verständigung mit Württemberg war nicht schwierig, da dessen betriebsame Einwohner jedenfalls einen viel größeren Markt erhielten. Aber auch andere Länder mußten gewonnen werden, wenn möglich auch die Schweiz. Zunächst aber strebte man nach Hessen-Darmstadt, denn nur durch Hessen erreichte man die Verbindung mit der Bayrischen Pfalz. Hatte man Hessen-Darmstadt angeschlossen, so mußte die Beteiligung Badens folgen, eines Landes, das wenigstens in seinen nördlichen Teilen nach Wittelsbacher Auffassung zu Bayern gehören sollte. Wenn nun Hessen - Darmstadt trotz aller Bemühungen sich doch für Preußen entschied, so hatte es dafür recht triftige Gründe. Hessen-Darmstadt konnte für sich allein bleiben; es konnte mit dem Süddeutschen Zollverein gehen oder auch mit Preußen. Die Zolleinnahmen in Hessen-Darmstadt allein betrugen 21/2 Sgr., in Württemberg-Bayern, das ein größeres Handelsgebiet umfaßte, anderseits aber auch wenig Kolonialwaren verbrauchte, 972 Sgr., in Preußen dagegen 24 Sgr. Konnte der sehr geldbedürftige Darmstädter Staat da noch lange schwanken? Und das um so weniger, als die neugewonnenen

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 156

1910 - Düsseldorf : Bagel
156 allen den Opfern bereit, welche die Macht und die Ehre des Vaterlandes beanspruche. Bismarcks Verantwortung war eine ungeheure. Und doch ging er unbeirrt weiter. Sein Pflichtgefühl sagte ihm, daß er diesen Weg gehen müsse. Beruhigte ihn auch die Autorität Moltkes, der die kriegerische Lage vertrauensvoll beurteilte, so konnte doch auch dieser ruhige und klare Schlachtendenker nicht alles vorhersehen. Der Zufall konnte immer noch Ueberraschungen bringen. Die Kugel kam aber schnell ins Rollen. Am 1. Juni brachte Oesterreich die Entscheidung über die Herzogtümer an den Bund und berief gleichzeitig auf den 11. Juni die holsteinschen Stände nach Itzehoe. Darauf erklärte der preußische Statthalter Manteuffel dies Verfahren für einen Bruch des Gasteiner Vertrages^ Mit seiner Beseitigung höre die getrennte Verwaltung auf und die alten Zustände träten wieder an ihre Stelle. Er werde in Holstein einrücken; österreichisches Militär möge das Gleiche in Schleswig tun. Die schwache österreichische Biigade Kalik (4800 Mann) tat dies natürlich nicht, schon deshalb, weil sie es auf eine gewaltsame Auseinandersetzung nicht ankommen lassen durfte. Statt dessen fuhr sie mit der Bahn südwärts und die preußische Militärmusik spielte dazu auf dem Bahnhofe freundschaftliche Abschiedsgrüße. Die Preußen rückten dann den Oesterreichern in der Richtung nach Altona nach und kamen noch früh genug nach Itzehoe, um den Saal zu schließen, in dem eben die Stände sich versammeln wollten; Beschlüsse fassen konnten sie nicht mehr. Die Antwort Oesterreichs auf Preußens Vorgehen blieb nicht aus. Es bezeichnete dies als einen Gewaltakt und beantragte deshalb beim Bunde für den 14. Juni die Mobilmachung ahei nichtpreußischen Truppen. Sie sollten die Exekution gegen den Friedensstörer ausführen. So wenig dies mit den Bestimmungen des Bundes vereinbar, der einen Krieg gegen die Mitglieder ausdrücklich untersagte, so wurde der Beschluß doch mit einer Mehrheit von neun gegen sechs Stimmen gefaßt. Und dabei war diese Mehrheit eine gefälschte! Die Abstimmung bedeutete aber den Krieg. Von besonderer Tragweite war dieser Beschluß für drei der nächsten Nachbaren: Sachsen, Hannover und Kurhessen.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 115

1910 - Düsseldorf : Bagel
115 wurden Ende der siebziger Jahre klein und kleiner. Die Entmutigung der Besitzer der Privatbahnen wuchs mehr und mehr. Unter diesen Umständen gelang es dem preußischen Staate seit 1879 nach und nach fast die sämtlichen Privatbahnen zu einem äußerst mäßigen Preise zu erwerben und damit eine überaus wertvolle Erwerbsquelle für das Ganze zu gewinnen. Es hätte nahegelegen, den Vorteil der einheitlichen Verwaltung auch den anderen deutschen Staaten zugute kommen zu lassen und Bismarck bemühte sich in der Tat, die Verstaatlichung zur Sache des Reiches zu machen. Die größeren Staaten aber lehnten den Vorschlag ab; nur Hessen entschloß sich dazu, dies „Opfer seiner Souveränität“ zu bringen, und wie es 1828 aus dem Beitritt zu dem Zollverein den größten geldlichen Vorteil gehabt, erwies sich auch jetzt (1896) sein Beitritt als recht gewinnbringend. Für die Gesellschaft aber ergaben sich aus dem einheitlichen, fest geordneten Verkehre bald so viel Verbesserungen, daß man die geschilderte Entwicklung als eine allgemein segensreiche bezeichnen muß. Auch nach außen hat Preußen-Deutschland durch die Entwicklung der Eisenbahnen außerordentlich gewonnen. Fast alle großen internationalen Züge müssen seiner zentralen Stellung Rechnung tragen und Deutschland durchqueren. Daß auch seine Machtstellung durch dies alles nur gewinnen kann, braucht nicht ausgeführt zu werden. Gleichlaufend mit diesen Fortschritten im Landverkehre ist der auf dem Wasser. Eine kleine Andeutung gibt die Karte 25. Zu dem auf den Flüssen kommt der über die Meere. Und nicht minder großartig ist die Entwicklung auf all den Gebieten, die mit den Eisenbahnen in Verbindung stehen, z. B. auf dem der Signale und Telegraphen. Das ganze Leben wird so von all den Erscheinungen beherrscht, daß man mit vollstem Rechte sagen mag: Eine ganz neue Zeit ist dadurch über uns gekommen. Wir stehen im Zeitalter des Verkehrs!
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