Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 75

1910 - Düsseldorf : Schwann
\5. Geschichtliche Strafen^ und (Drtsnamen. Auf den ehemaligen Waldreichtum deuten hin: An der Busrherinühle | Mühle im Walde. Straße dlirch den Wald. 11. Jahrh.: Therentorpe — das Dorf im Gebüsch; Buscherslraße 35crcnborj Heerdt Lohausen In der Lohe Rath Reichswaldallee Aus'm Rott Am Röttchen Im Rottfeld Rottstraße Stockn in Stoffeln Auf den Broichhailser Weg Bruchstraße Eller Flinger Broich Lichtenbroich L i e r e n f e l d M ö r s e u b r o i ch Rathet; Broich Torfbrnch ter, der — Bauin oder Gebüsch; die Honschaft D. wurde 1384 eingemeindet. 1135 n. 1298: Herde, vielleicht von Hardt — beivaldete Anhöhe. 1147: Lohusen = die Häuser im Gebüsch; 16, loh — Wald oder Gebüsch; Teile der Gemeinde L. wnrden 1909 eingemeindet. Im Gebüsch. 1224: Rhode vor dem Aap — Rodung vor dein Aaper Walde; aap vielleicht keltisch apa — fließendes Wasser, oder lateinisch mansus apus = unbebautes Gebiet; die Bürgermeisterei R. wurde 1909 eingemeindet. Der Aaper Wald war seit der Merowingerzeit Königs-flitt. Ans der Rodnng. An der kleinen Rodung. Im gerodeten Felde. Straße durch die Rodung. 1193: Stoc-heim = das Heim an den Stöcken, d. h. an den beim Roden stehengebliebenen Baumstümpfen oder Wurzelstöcken; die Gemeinde St. wurde 1909 eingemeindet. 1632: Stoffen, als Flurbezeichnung: uf den Stoffen, wahrscheinlich — ans den Stoppeln, d. H. Banin-stümpfen; das Gebiet von St. wurde 1384 einge-i meindet. ehemaligen Sumpfreichtum deuten hin: Hans am Snmvf. Straße durch den Sumpf. Die Eller oder Erle wächst auf wasserreichem Boden; die Bürgermeisterei E. wurde 1909 eingemeindet. Sumpf von Flingern. Lichtung im Sumpfwalde. Sumpffeld; lier = Sumpf, Morast; das Gebiet von L. wurde 1384 eingemeindet. Morastsumpf; mör, moer — Moor; 1384 eingemeindet. Sumpf von Rath; 1909 eingemeindet. Torfsumpf, torf — brennbare Erde, Rasen; 1909 eingemeindet.

3. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 5

1910 - Düsseldorf : Schwann
\. Aus der Römerzeit. Beschaffenheit des Landes. Wo heute bic Stadt Düsselbors mit ihren vielen Sausenden uoit Gciuivcchnei'u, i()vcit breiten Straßen und prächtigen Einlagen (ich ausdehnt, bet lucir uor etwa 2000 ^jobicn ein mit Wäldern und Sümpfen bebccftcs, fast menschenleeres Semb. Der Rhein, noch nicht von Dämmen und Ufermauern eingeengt, floß in mehreren Armen bnrch unsere (Äegenb. Der Hauptarm stojz damals, vom „Alten Rhein" bei llrbenbcich Herkommenb imb die Bogen des heutigen Laufes mehrmals fchneibenb, die Himmelgeister Wiesen und das Dorf Volmerswerth links lafsenb, iibei ^ylehe, dann beut gleichnamigen Wasserlaufe solgenb, bicht am Südwestsriedhofe und den südliche,, Häusern von Hamm vorbei, in westlicher Richtung quer bnrch das jetzige Bett bis au bic Mauern von Neuß (noch 1377); alsdann dem Bogen des Erftkanals folgend, qtter bnrch bic Lauswarth und Unterbilk; barauf in östlicher Richtung dem Laufe des süblicheu Düsselarmcs solgenb, in einem Bogen zwischen Oberbilk und Lierenselb durch; bauu in nör blick er Richtung durch das Fliuger Bruch bis Zoppcnbrück; endlich in nordwestlicher Richülug, dem Lause des Kittelbaches folgend, um die Rheininsel Kaiserswerth bis znm „Alten Rhein" bei Wittlaer. (Siehe umstehenbe Skizze.) Noch heute beuten bic Namen Volmerswerth, Möuchcnwcrth und Lanswarth baraiis hin, daß bort früher Inseln geivcscn Und. Der Hittelbach, bcr süblichc Düsselarm, bic Flehe imb bcr Erftkanal siub Teile der alten Flußläufe, und bic feuchten Wiesen bei Mörsenbroich, Düsseltal, Licrcufclb, Stoffclu und Torfbrnch Überreste jener ausgedehnten Sümpfe. Von den großen Walbungen sinb nur der ©rctsoibcrger und der 9laper Walb, sowie bcr Eller Forlt übrig geblieben. Bilker und Flinger Busch verschwanden erst in neuerer Zeit, letzterer bis aus einen kleinen Rest, den Königsbnsch. Aber manche Flurbezeichnungcu und Ortsnamen1 wie Lohansen, Derendorf, Rath und Stockum erinnern daran, daß auch dort in früheren Zeiten ein Wald gewesen und ausgerodet worden ist. Die ersten Kämpfe mit den Römern. Am rechten User des Niederrheins wohnten zu jener Zeit neben anderen germanischen Stämmen die Sigambrcr, Ubier, Usipeter und Tenftercr. Auf bcr linken Seite hatten sich teils germanische, teils gallische Völkerschaften niebergelast’cn. Das Gebiet der einzelnen Stämme läßt sich i Vgl. das Verzeichnis geschichtlicher Straßen- und Ortsnamen Seite 75.

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 22

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 22 — Teil ein, ungefähr 10 500 qkm. Der Boden besteht aus gelblichem Sand, Lehm, Granit und Steingeröll. Im Norden bildet die Heide einzelne Höhenzüge. Die höchsten Punkte sind der Wilseder Berg (170 m), der Falkenberg (151m), die Osterhöhe (150 m), der Hohe Mechtin (150 m), der Holxerberg (148 m), der Weinberg, die Klötzie und die hart an die Elbe stoßenden Elbberge. Von den Vorsprüngen des Garlsdorser Waldes sieht man nach einer Seite die Türme des 6—8 Stunden entfernten Hamburg, nach der andern die 130 m hohen Züge der Hanstedter Berge, nach der dritten den schlanken Johannisturm und den Kalkberg zu Lüneburg. Die südlichen und westlichen Gebiete sind weitgedehnte Ebenen ohne nennenswerte Erhebungen. Da kann man stundenlang wandern, ohne ein Haus, ein Dorf, einen Baum zu treffen. Nur Heide, trostlose Heide auf dürrem Sande! Und wenn sich in der Ferne wirklich grüne Flächen zeigen, so erweisen sie sich bald als Täuschung. Statt des frischen Rasens ge- wahrt man nur Binfen, Moos, Riedgras und Gagelsträucher, statt des erhofften Quellwassers trübe Lachen. Der Ruf der Lüneburger Heide ist kein guter, obwohl das deutsche Vater- land noch viel traurigere Einöden einschließt. Ehe die Eisenbahnen die Entfernungen zwischen den größeren Handels- städten abkürzten, zogen schwere Fuhrwerke die stillen Straßen. Damals sührten die Heerstraßen von Braunschweig über Gifhorn, Ülzen, Bardowik (Lüneburg) nach Hamburg; von Hannover einerseits über Walsrode und Soltau nach Hamburg, andrerseits über Walsrode und Verden nach Bremen; von Verden über Soltau nach Bardowik (Lüneburg) u. s. w. gerade durch die einförmigsten Gegenden, und die Fuhrleute, denen sich bei der langsamen Fortbewegung des Transports keine Abwechselung bot, machten die Lüneburger Heide durch übertriebene Schilderungen nur noch verrufener. Jedoch kann die Heide das „Land der traurigen Berühmtheit" nur für den sein, der sie aus Büchern kennt, nicht aber für den kundigen Forscher. Tier- und Pflanzenleben. Ein reiches Tierleben wimmelt zu den Füßen des auf- merksamen Beobachters und durchschwirrt die heiße Luft.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 154

1910 - Düsseldorf : Bagel
154 Zustimmung zu der Verbindung gab. Er tat es gern, denn duobus liiigantibus tertius gaudet. Inzwischen ging Oesterreich an die Mobilmachung und gleichzeitig auch schon an die Verschiebung der Truppenmassen nach Böhmen und Mähren. Angeblich machten hier „Judenexzesse“ das Erscheinen der bewaffneten Macht notwendig. Da schlugen, um doch noch den Krieg zu verhindern, acht Mittelstaaten eine beiderseitige Abrüstung vor. Beide deutsche Großmächte nahmen den Vorschlag an; nachträglich aber machte Oesterreich wieder die Einschränkung, daß es gegen Italien die Vorbereitung der „Verteidigung“ fortsetzen werde, da Italien auch rüste. Auf diese Erklärung hin zog natürlich auch Preußen seine Zusage zurück. Lnd so sollte denn ein Bruderkrieg ausbrechen, den doch jeder gute Deutsche aus Herzensgrund verwünschte. Lnd niemand war für diese Zwangslage mehr verantwortlich als der eine Mann, der ein vermessenes Spiel mit den heiligsten Gütern der ganzen Nation trieb. Solcherlei Erwägungen fand man in allen Zeitungen; sie wurden offen in Vereinen und Versammlungen ausgesprochen und bestimmten endlich einen Stiefsohn von Karl Blind in London, einen Mordversuch an Bismarck zu machen. Der Anschlag am 7. Mai mißglückte freilich und Bismarck verhaftete sogar persönlich den Attentäter. Es war aber ein Beweis für die vergiftete Stimmung der Zeit, daß das Verbrechen nicht entfernt die Entrüstung hervorrief, die dem traurigen Ereignisse zukam. — Da der Krieg nunmehr ausreichend gesichert erschien, konnte Napoleon mit seinen Herzensgedanken deutlicher werden. Seine Vorschläge über die Grenzberichtigungen, worüber Bismarck in einem Rundschreiben vom 29/7. 1870 Enthüllungen machte, kamen immer häufiger, zuletzt bestimmt im Mai 1866, und gingen dahin, Preußen und Frankreich möchten für die geplanten Umgestaltungen ein Schutz- und Trutzbündnis schließen. Italien solle um Venetien, Preußen um 7 — 8 Millionen Einwohner wachsen. Frankreich aber solle zum Ausgleich das Gebiet zwischen Frankreich, Mosel und Rhein, doch ohne Mainz und Koblenz, erhalten. Als diese Vorschläge immer dringender, ja drohender wurden, Preußen aber dennoch ablehnte, wendete sich der selbstlose Vermittler mit seinen Plänen nunmehr an die entgegengesetzte Partei, an Oesterreich.

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 159

1910 - Düsseldorf : Bagel
159 die dringend um Beistand baten, empfahl man die Selbsthilfe. So zog die hannoversche Armee zum Kummer des Königs Georg, der sein Land so ungern verlassen wollte, nach Eisenach zu, um die Werra aufwärts zu entkommen. Die Schwerfälligkeit des Trosses jedoch, Unschlüssigkeit, Erneuerung der Verhandlungen und anderes hielt den rechzeitigen Abmarsch auf. Am 21. Juni waren sie von Göttingen aufgebrochen, am 27. aber noch bei Langensalza. Ein Angriff, den hier der General Fließ mit 8000 Mann auf sie machte, wurde freilich glänzend zurückgeschlagen. Erneutes Zögern jedoch und weiteres Verhandeln ermöglichten es, daß sie am 29. Juni von 40 000 Mann rings umstellt wurden und nun die Waffen strecken mußten. Die Truppen wurden entwaffnet und nach Hause geschickt. Der König Georg und sein Sohn behielten ihr Privatvermögen. Sie gingen zunächst nach dem Altenburger Jagdschloß „Zur fröhlichen Wiederkehr“, dann nach Wien. An dem Kriege hatten sie weiter keinen Anteil mehr. So war in 14 Tagen ganz Norddeutschland in der Gewaltx König Wilhelms. Die preußischen Truppen, die noch vor wenig Wochen von Rastatt bis zum nördlichen Schleswig „verzettelt“ gewesen, hatten sich nicht bloß zusammengefunden, sondern auch im Zusammenschließen eine tüchtige feindliche Armee umstellt und beseitigt. Sie konnten sich jetzt, den Rücken gedeckt, gegen die süddeutschen Gegner wenden, die noch immer nicht fertig und noch viel weniger unter sich einig waren. Der moralische Eindruck dieser Vorgänge, welche den Wert zielbewußten Willens und unermüdlicher Schnelligkeit offenbarten, war selbstverständlich ein bedeutender und wirkte schon im voraus auf die kommenden- Ereignisse. Der österreichische Feldzug. Den Zeitpunkt für den Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich bestimmt, indem es auf den 11. Juni die holsteinschen Stände berief und am gleichen Tage beim Bunde die schleunige Mobilmachung aller nicht preußischen Armeekorps beantragte. Daß die Annahme am 14. Juni den Krieg bedeute, wußte jeder. Man hätte darum glauben sollen, daß Oesterreich selber auch wirklich kriegsbereit gewesen, um dann sofort über Prag und Dresden den Marsch auf Berlin anzutreten. So hatte man

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 122

1910 - Düsseldorf : Bagel
122 Linken gehörten. Die Rechte war sehr schwach an Zahl. Ihr gehörten G. v. Vincke und Graf Schwerin an, sowie die Katholiken Döllinger, v. Radowitz und Fürst Lichnowski. Präsident war Heinrich v. Gagern, ein Leiter von seltener Tüchtigkeit, der ebenso die unendliche Redelust wie die zudringliche Mitwirkung der Galerien zu beherrschen vermochte. Glückverheißend erschien der erste Beschluß. Es war eine Tat, daß man (unter Mitwirkung des Bundestags) am 14. Juni den Bau einer deutschen Flotte verfügte und dazu sechs Millionen Taler ansetzte. Freilich ein anderes war die Ausführung. Durch Preußens Gefälligkeit wurden wohl die Mittel aufgebracht, die Fertigstellung aber war doch nicht so schnell zu bewirken und die Belästigung des Handels durch die dänische Flotte dauerte weiter. — Dringender noch war die Herstellung einer Zentralgewalt. Man hätte denken sollen, daß hierfür der König von Preußen in erster Linie in Frage gekommen wäre. Aber der Vorschlag eines Pommern, der das auch meinte, begegnete „stürmischer Heiterkeit“. So sehr hatte die schwächliche Politik Friedrich Wilhelms Iv. in den Frühlingsmonaten sein Ansehen untergraben. Vom Kaiser von Oesterreich konnte ebensowenig die Rede sein. Sein Reich krachte in allen Fugen und die stillen Wünsche der Nationalversammlung galten damals viel mehr den aufständischen Italienern, Ungarn und Tschechen, als den Habsburgern. Unter diesen Umständen fand Gagern doch noch eine Lösung und sogar eine solche, die alle zu befriedigen schien. Er tat den „kühnen Griff“ — Dahlmann nannte ihn den „kühnen Mißgriff“ — und schlug den Erzherzog Johann zum Reichsverweser vor. Den Oesterreichern war diese Persönlichkeit natürlich genehm, den Preußen ebenso, denn sie war eine Null, und dem „Volke“ schmeichelte die Wahl, weil der Erzherzog Johann statt einer Prinzessin eine Posthalterstochter aus Steiermark zur Gattin genommen und nun an ihrer Seite so ländlich-treuherzig mit den Sennern und Hirten verkehrte, daß vom Erzherzog nur die angenehmen Eigenschaften übrig blieben. Da er außerdem noch die schönen Worte beim Kölner Dombaufest gesagt haben sollte, „kein Preußen, kein Oesterreich, sondern ein einiges Deutschland“, so wollte in dem endlich einmal einigen Deutschland niemand mehr etwas gegen ihn einwenden. Demnach hatte auch die deutsche Revo-

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an
   bis 10 von 78 weiter»  »»
78 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 78 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 1
6 1
7 5
8 8
9 1
10 7
11 0
12 2
13 10
14 0
15 7
16 0
17 7
18 12
19 1
20 0
21 0
22 4
23 0
24 5
25 9
26 0
27 0
28 2
29 17
30 6
31 0
32 0
33 0
34 7
35 3
36 0
37 4
38 43
39 3
40 3
41 5
42 0
43 0
44 4
45 7
46 0
47 0
48 2
49 16

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 21
1 13
2 2
3 24
4 165
5 20
6 29
7 3
8 28
9 70
10 38
11 71
12 4
13 8
14 0
15 19
16 24
17 30
18 9
19 13
20 0
21 63
22 0
23 8
24 22
25 9
26 4
27 10
28 14
29 13
30 0
31 2
32 5
33 8
34 23
35 1
36 30
37 3
38 25
39 2
40 39
41 30
42 10
43 24
44 41
45 18
46 12
47 16
48 20
49 20
50 45
51 21
52 3
53 0
54 16
55 0
56 2
57 24
58 0
59 5
60 126
61 55
62 37
63 2
64 44
65 6
66 1
67 0
68 7
69 8
70 61
71 9
72 27
73 7
74 14
75 6
76 19
77 44
78 9
79 56
80 17
81 3
82 2
83 0
84 30
85 2
86 6
87 2
88 1
89 2
90 2
91 6
92 117
93 11
94 10
95 35
96 5
97 14
98 17
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 8
1 3
2 2
3 7
4 1
5 11
6 50
7 5
8 2
9 29
10 17
11 11
12 7
13 16
14 26
15 9
16 8
17 6
18 2
19 13
20 2
21 14
22 5
23 0
24 20
25 26
26 19
27 1
28 3
29 1
30 12
31 2
32 44
33 56
34 26
35 14
36 11
37 6
38 68
39 15
40 16
41 1
42 6
43 17
44 22
45 8
46 3
47 8
48 4
49 9
50 7
51 12
52 22
53 8
54 19
55 20
56 10
57 0
58 4
59 89
60 3
61 18
62 10
63 14
64 8
65 16
66 8
67 14
68 2
69 0
70 2
71 39
72 5
73 15
74 3
75 10
76 4
77 1
78 15
79 9
80 22
81 84
82 4
83 31
84 0
85 8
86 18
87 9
88 8
89 19
90 8
91 12
92 0
93 6
94 5
95 31
96 4
97 56
98 4
99 4
100 24
101 12
102 8
103 20
104 15
105 2
106 5
107 12
108 7
109 20
110 6
111 5
112 10
113 5
114 9
115 8
116 8
117 7
118 5
119 44
120 2
121 15
122 11
123 3
124 12
125 11
126 5
127 31
128 3
129 19
130 5
131 29
132 8
133 84
134 10
135 5
136 78
137 10
138 5
139 20
140 22
141 14
142 27
143 24
144 11
145 20
146 3
147 2
148 11
149 2
150 10
151 20
152 12
153 5
154 3
155 33
156 23
157 16
158 1
159 18
160 9
161 2
162 2
163 4
164 3
165 3
166 36
167 3
168 2
169 5
170 13
171 17
172 2
173 23
174 7
175 40
176 23
177 101
178 7
179 17
180 4
181 7
182 85
183 62
184 6
185 5
186 8
187 6
188 22
189 1
190 2
191 5
192 1
193 24
194 3
195 16
196 6
197 8
198 7
199 2