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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

2. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 199

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
199 gegriffen werden würde; sie schickte ihre Boten an den Kaiser und an den Reichstag mit den flehendlichsten Briefen, um sich des deutschen Reiches Schutz zu sichern! Nur eine unbedeutende, vorn Regensburger Reichstage der Bedrängten Stadt gewährte Beihilfe an Geld Brachten die Gesandten heim. Die kaiserlichen Besatzungstruppen waren schon am 11. Juni 1679 aus Straßburg aßgezogen; — eigene Truppen anzuwerben, war Bei der gänzlichen, durch nicht weniger als fünfzig Kriegs-jahre herbeigeführten Not der Stadt unmöglich. Die Krone Frankreich, jetzt ihren Blendenden Schimmer werfend auch auf deutsches Land, ging nun, im Jahre 1680, offen mit dem Raub von Straßburgs Stadtgut vor; die vielberufene Reunionskammer von Breisach nahm die Ämter Wasselnheim, Barr, Jllkirch, Marlenheim für Frankreich in Beschlag. Mit Klageschriften, mit Dupliken, mit Dokumenten jeder Art bewies die Stadt das ihr geschehene, himmelschreiende Unrecht; umsonst, — die Schwarzenberg, die Montecuculi in Wien, s i e hatten nicht den Mut, zu hören! Da suchten Straßburger Bürger selbst das harte Herz Ludwigs Xiv. altem Rechte zugänglich zu machen: sie baten, daß man sie bei Deutschland lasse, — »et le roi etait trös-mal satisfait de la ville!« Endlich beschloß der kaiserliche Hof zu Wien, dieser in dem Todeskampfe liegenden Bürgerschaft einige Tausend Mann zu Hilfe zu senden; — man konnte aber keinen Reiter mehr in die gefährdete Stadt hinein bringen; sie war von allen Seiten eingeschlossen! Diese bitteren Erfahrungen, diese Hoffnungslosigkeit, dies langsame Verschwinden jeder Hilfe machte die Straßburger gefügiger, als Männer je sich zeigen dürfen auch in der höchsten Not. Hatten diese deutschen Bürger sich vorher gegen jede Annexion von Straßburg auf das äußerste gesträubt: jetzt sanken ihnen die Arme in den Schoß! Mit kleinen, „unbedeutenden" (!) Gefälligkeiten fing die große Schande an. Dem Könige zuliebe ließ im Jahre 1680 der Rat den Brückenkopf bei Kehl zerstören; ja, man fand's für angezeigt, den hochgebornen Residenten der großen, allerchristlichsten Majestät die feige, schmachvolle Versicherung zu geben, daß die Anwesenheit der kaiserlichen Diplomaten Merey mit Politik und Staats-Aktionen nicht zusammenhinge! In Angst und mit der kläglichen Miene totaler Hilfs- und Ratlosigkeit blickten diese gravitätischen Herren im Staatsrock und der Perrücke auf die Truppenbewegungen hin, welche »Sa Majeste« im Elsaß stattfinden ließ. Das Schwert saß ihnen allen an der Seite, — eine Gewohnheit, welche früher in den Heldenzeiten deutschen Bürgertumes nicht

3. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 215

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
215 wäre durch eine solche Bestimmung nicht ausgeschlossen gewesen. Diese Befugnis der Partiknlarstaaten war um so mißlicher, als drei fremde Könige Mitglieder des Staates waren, England für Hannover, Niederland für Luxemburg, Dänemark für Holstein. Ohne Zweifel wurde die Regierung dieser Bundeslande nicht nach deutschen, sondern nach fremden Interessen geführt, und bald genug sollte sich die Gefahr dieser Zwitterstellung nicht bloß für die darin befindlichen Territorien, sondern für das ganze öffentliche Leben Deutschlands zeigen. Daß die Präsidialmacht des Bundes, Österreich, bei dem Übergewicht ihrer anßer-bündischen Kronlande kaum ein wärmeres Herz als jene drei Höfe für die deutschen Interessen haben konnte, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Vollendet wurde die Unsicherheit aller dieser Dinge durch die Aufnahme des deutschen Verfassungsgesetzes in die Wiener Kongreßakte, welche die fünf Großmächte nebst Schweden, Spanien und Portugal zur Regelung des gesamten europäischen Zustandes vereinbarten. Österreich und Preußen hatten diese Maßregel in dem guten Glauben betrieben, daß damit die Sicherung des Bundes gegen fremde Eingriffe durch Europa gewährleistet sei. Ganz anderer Meinung aber war man in Petersburg, Paris und London: nachdem die Bundesakte als Teil der Kongreßakte unter den Schutz der Mächte gestellt sei, dürfe auch Deutschland ohne die Erlaubnis der Garanten daran nichts ändern, stehe also unter europäischer Vormundschaft, genau so wie im 18. Jahrhundert Polen unter der russischen gestanden hatte. Der Zweifel war um so gefährlicher, als vom ersten Tage an recht viele deutsche Fürsten keine Bedenken trugen, bei innern Nöten oder nachbarlichen Händeln den hohen Schutz vornehmlich des russischen Kaisers anzurufen; soweit wie aus diplomatischem Wege möglich, lehnten wohl die beiden Großmächte derartige Einmischung ab, aber erst als im Jahre 1831 gegen eilten von jenen veranlaßten Bnndesbeschlnß die drei fremden Großmächte als Garanten der deutschen Verfassung einen förmlichen Protest anmeldeten, wies der Bundestag unter Preußens Vorgang die Anmaßung des Auslandes grundsätzlich zurück. Die Fremden ließen daraus den einzelnen Fall auf sich beruhen, hielten aber ihren Anspruch ausrecht und haben ihn noch oft in gefährlicher Weise durchzusetzen versucht. Die wichtigste Forderung eines großen Volkes, die nationale Unabhängigkeit, war

4. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 245

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
245 meinten die Einheit des zerrissenen Vaterlandes schon mit Händen zu greifen, und wenn die öffentliche Meinung verständig genug war, die jungen Feuerköpfe sich selber und ihren Träumen zu überlassen, so konnten die guten Vorsätze, welche mancher wackere Jüngling in jenen erregten Stunden gefaßt hatte, noch heilsame Früchte bringen. Zugleich vereinigten sich sehr viele Studenten zu einer großen deutschen „Burschenschaft", wodurch die früheren Studentenverbindungen, die sogenannten „Landsmannschaften", aufgehoben werden sollten; Vaterlandsliebe, Freisinn und Sittlichkeit wurden als Zweck der Burschenschaft festgefetzt. Da nahmen die Besorgnisse der Regierungen zu und wurden noch durch fälschliche Anklagen gesteigert. Tie Polizei mußte nun mit größter Wachsamkeit überall forschen und eingreifen; aber gerade dadurch wurde die Mißstimmung vermehrt. Noch heftiger jedoch wurde die Kühnheit, mit welcher einzelne knechtfchaffene Schriftsteller die Grundsätze des Rückschrittes öffentlich zu verteidigen, Freiheits- und Vaterlandsliebe aber zu verhöhnen wagten, —-angesichts der ganzen Nation, so kurz nach dem Befreiungskriege! Dieses Treiben entflammte den Haß der Jugend vollends auss äußerste. Man erfuhr außerdem, daß Rußland sich der Verbreitung der liberalen Jdeeen in Deutschland mit seinem ganzen mächtigen Einfluß widersetzte, und daß der leichtfertige Theaterdichter v. Kotzebue heimliche Schmähberichte über die deutschen Vaterlandsfreunde nach Rußland schickte. Da eilte ein schwärmerischer Jüngling, ein Student Namens Karl Sand, verblendet von dem Wahn, „Deutschland au einem — Kotzebue zu rächen", nach Mannheim, wo dieser lebte, und stieß ihm (1819) einen Dolch ins Herz. Sand wurde hingerichtet, und die Folgen seiner blutigen That waren für Deutschland sehr traurig. Denn nun schienen die Beschuldigungen der aristokratischen Partei gegen den Geist des Volkes gerechtfertigt zu fein, und das Mißtrauen der Regierungen gegen das Volk und die Jugend erreichte den höchsten Grad. Es trat (1819) auf des Kaisers Franz Betrieb zu Karlsbad ein Kongreß zusammen, bestehend aus den Ministern Österreichs und Preußens und einiger mitteldeutscher Staaten; Metternich leitete das Ganze, König Friedrich Wilhelm gab persönlich seine Zustimmung. Man traf hier durchgreifende Maßregeln, um das Gespenst einer im Dunkeln schleichenden „Verschwörung zum Umsturz der bestehenden

5. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 332

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
332 Äleti und Gramer. Gilt neuer Stanb von Ingenieuren und Eisenbahntechnikern kam empor, sehr reich an Talenten, unternehmen^ stolz im Bewußtsein einer großen Kulturaufgabe. Es war eine schone sriebliche Arbeit nationaler Befreiung; erst im *e iimnäd)1~ten Jahrzehnt follte sie ihre ganze Stärke offenbaren, bef , Unter jeder großen Umgestaltung des socialen Lebens müssen Frage einzelne blassen und (bewerbe unfehlbar leiben. Eben in die] eit hoffnungsvollen ersten Jahren des Zollvereins und der Eisen-bahnen befunbeten sich schon bis Anzeichen des bcginnenben Ni'assenelenbs. An dem allgemeinen Aufschwünge der Volks-wirtschast nahm auch das Kleingewerbe teil. Doch nur die Zahl der Gehilfen wuchs beträchtlich, die der Meister wenig; ein selbftänbiges Geschäft zu behaupten, warb bei dem verschärft ten Wettbewerbe immer schwieriger. Die Kleingewerbe der Sei-Tutlieber, der Gerber, der Löpfer, der Haubschuhmacher gingen schon zurück, weil sie den Kampf mit den großen Fabriken nicht aushalten konnten. Die Handwerker hatten bamals überhaupt einen schweren otanb. Wollte sich ein solcher etablieren, so mußte er das Bürger- und Meisterrecht in einer Stadt erlangen. Das Bürgerrecht kostete selbst in kleinen Stäbten gegen 20 Thaler, in größeren und großen bei weitem mehr, zuweilen mehrere wun- derte von^ Thalern. Wollte einer Meister werben, so mußte er ein oft kostbares Meisterstück machen, und wenn ihm die Innung nicht wohl wollte, fo würde basselbe, selbst wenn es vorzüglich gelungen, verworfen, der Verfertiger mußte für angeblich Vorbau bene Fehler strafe bezahlen und dann wohl gar ein neues Meisterstück fertigen. Das alles waren Ränke, um nicht einen neuen Mitbewerber im Orte aufkommen zu lassen. Die Meisterslöhne am Orte würden begünstigt, und bies hatte die traurige Folge, daß sich fast alle Meistersföhne in ihrer Vaterstadt niederließen, und daß ein Frember sehr schwer Aufnahme fanb. Hatte einer aber boch fein Meisterstück glücklich durch-gebracht, dann mußte er das Meistergelb erlegen, welches oft 40 und 50 und mehr Thaler kostete, und wofür sämtliche ^nnungsmitglieber ein paar Tage herrlich und in Freu den lebten und das viele Gelb bis auf den letzten Groschen für Essen und Trinken ausgaben. _ Wollte sich einer in einer anbereu Stadt als Meister nieder-lassen, so nahm ihn sehr oft bte Innung nicht auf und machte

6. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 294

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
294 treten zur Wahl der Abgeordneten zusammen (deren es bis jetzt vierhundertdreiunddreißig giebt). Der Zeitraum der Dauer eines solchen Abgeordnetenhauses war ursprünglich auf drei Jahre bemessen (Legislaturperiode), jetzt auf fünf Jahre. Jeder Preuße, der im Vollbesitze der bürgerlichen Rechte, über dreißig Jahre alt ist und bereits ein Jahr dem preußischen Staatsverbande angehört, ist zum Abgeordneten wählbar. Tie richterliche Gewalt, von Richtern ausgeübt, die vom Könige oder in dessen Namen ernannt werden, ist nur dem Gesetze unterworfen, sonst unabhängig. Geschworenengerichte, aus drei Richtern und zwölf Geschworenen (im Ehrenamte) bestehend, entscheiden über die Schuld eines wegen schwerer Verbrechen Angeklagten; die Geschworenen bejahen oder verneinen die Schuldfrage, die Richter setzen das Strafmaß auf Antrag des Vertreters des Staates, des Staatsanwaltes, fest. Tie Ausgaben und Einnahmen des Staates werden alljährlich durch den Staatshanshaltsetat festgestellt und zuerst dem Abgeordnetenhause vorgelegt. Gesetzlich wird der Etat festgestellt. Die Prüfungen aller Rechnungen unterliegt der Oberrechnungskammer. Inif1' Seinem Versprechen gemäß ließ Friedrich Wilhelm Iv. es i^Bor-nicht an Versuchen fehlen, Deutschlands Einigung, die dem in-inngen^zwischen gänzlich aufgelösten Parlamente nicht gelungen war, Neuge- herbeizuführen. Schon am 26. Mai 1849 hatte er mit den Königen öon Sachsen und Hannover ein Dreikönigsbündnis yiutltl'1 abgeschlossen gehabt und sodann noch mehr Fürsten zu einer Union zusammenzuführen gesucht. Aber überall mußte Preußen die gegnerischen Umtriebe Österreichs, namentlich die des Fürsten Schwarzenberg, erkennen. Mit Österreich gingen bald die anderen vier Königreiche, ferner Kurhessen, Meckleuburg-Strelitz, Schaumburg-Lippe, Hessen-Darmstadt, und am 16. Mai konstituierten sich ihre Bevollmächtigten als Plenum des deutschen Bundestages. Es war die Antwort Österreichs auf den Einspruch Preußens gegen die Wiederherstellung des im Jahre 1848 aufgelösten Bundestages. Die Spannung zwischen den beiden deutschen Großmächten ward immer größer. Alle Freunde Preußens rieten dringend zu einem Akte der Ermannnng noch in der letzten Stunde. Besonders warm sprach der Prinz von Preußen für eine thatkräftige Politik. Vergebens!

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 392

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
392 schen gab Hunderten deutscher Landleute eine Stätte lohnender Arbeit und dem Deutschtum in jenen Provinzen eine Stütze. inzwischen begann Zum Teil infolge der Thätigkeit der Regierung — die wirtschaftliche Lage des Volkes sich langsam wieder zu bessern. Namentlich nahm das Kunstgewerbe einen neuen Aufschwung, was die Gewerbeausstellung im Mai 1879 in Berlin bewies, wo der Geschmack und die Gediegenheit der Erzeugnisse allgemeinsten Beifall fand. So dankte auch Berlin den außerordentlichen Aufschwung, den es unter Kaiser Wilhelm I. nahm, sein unerhört rasches und gewaltiges Wachstum ■), seine Entwickelung zur Weltstadt zwar zum großen Teile der Rührigkeit und Intelligenz seiner Bürger, die es zur besteingerichteten und schönstgebanten Stadt der Erde machten, aber noch mehr den Erfolgen der Regierung von 1866 und 1871, durch welche das Staatsgebiet, der Nährboden der Hauptstadt, so sehr erweitert und Berlin zugleich zur Hauptstadt Deutschlands gemacht worden war. Alles, was zur Hebung des Erwerbswesens geschah, kam auch dem „kleinen Mann" zu gute; es mehrte sich die Gelegenheit zur Arbeit, es steigerte sich deren Lohn. So lange der Besitzlose arbeiten konnte und wollte, litt er keine Not. Aber wie, wenn er durch Krankheit oder Alter arbeitsunfähig ward? Sein Arbeitslohn reichte dazu nicht hin, um ein die Zukunft sicher stellendes Vermögen zu ersparen. Hier mußte durch unmittelbares Eingreifen geholfen werden. Dies erkannte die Regierung und schritt entschlossen ans Werk. Zwei große Ziele steckte sie sich: Sicherung des Arbeiters gegen Not durch Erkrankung und durch Unfälle und seine Versorgung im Alter. Für diese Pläne, durch welche die Lage der großen Masse des Volkes, der besitzlosen Handarbeiter, wesentlich verbessert werden konnte und sollte, trat Kaiser Wilhelm I. persönlich ein, indem er sie durch eine Botschaft, mit der er am 17. November 1881 den Reichstag eröffnen ließ, dem Volke als seinen dringenden Wunsch und als sein Vermächtnis, falls er ihre *) Die Einwohnerzahl Berlins war 1763: 119 219, 1797: 165726, 1816: 197 717, 1840: 330230, 1864: 632 749, 1880: 1122504.

8. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 257

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
257 fortschreitender und fruchtbarer Fortentwicklung, die erste Stufe zu einem wahrhaft nationalen deutschen Reiche. Diese Gedanken legte Graf Bernstorff in zwei Denkschriften dem Könige vor, indem er zugleich einer Anregung Metternichs auf neue Zwangsmaßregeln gegen die Revolution mit einem Vortrage des preußischen Bundestagsgesandten antworten ließ, das beste Mittel gegen den Geist der Empörung sei die Abstellung der Mißbräuche, deren sich so viele deutsche Regierungen schuldig gemacht hätten. Es war ein Ton, wie er bisher so rein in dem Saale des Bundespalastes noch nicht erklungen war. Es leuchtet ein, daß bei der Betretung dieses Weges eine starke Erbitterung des Wiener Kabinetts zu befürchten war. Aber auch das war gewiß, daß bei der damaligen Weltlage Österreich derselben praktische Folgen nicht zu geben vermochte, vielmehr Preußens Beistand bedurfte und dessen Bedingungen annehmen mußte. Sodauu galt es, so schnell wie möglich, ehe die Kriegsgefahr und damit die Fügsamkeit der Süddeutschen verflog, mit ihnen zum Abschluß zu kommen, und hierdurch gestärkt, dann Österreich die doppelt preiswürdige Bundesfreundschaft Preußens anzubieten. Alles hing also ab von raschem Entschlüsse und tapferem Mute des preußischen Kabinetts. Leider aber sehlte unter den vielen trefflichen Eigenschaften Friedrich Wilhelms gerade die eine hier notwendige, Selbstvertrauen zu raschem Entschluß. Es machte ihm schweres Bedenken, ob es loyal, ob es nicht höchst gefährlich sei, hinter Österreichs Rücken mit den Südstaaten abzuschließen. Im Dezember 1830 war er mit sich im reinen, daß er zuerst mit Österreich und dann erst mit den Südstaaten unterhandeln müsse. Im Januar 1831 ging darauf General von Röder mit dem Vorschlag nach Wien, für den Kriegsfall drei selbständige Heere aufzustellen, ein preußisches mit dem 10. Bundescorps am Niederrhein, ein preußisch-süddeutsches am Main, ein österreichisches am Oberrhein. Für die Einheit ihrer Operationen würde nicht ein Bundesfeldherr, sondern wie 1813 ein großes Hauptquartier sorgen. Dies bedeutete, wie man sieht, die Unterstellung Bayerns und der drei gemischten Bundescorps unter preußischen Oberbesehl und völliges Absehen von der Bundeskriegsversassuug. Metternich schleppte die Unterhandlung hin, bis er im März 1831 die italienischen Rebellionen Teutsche Kulturgeschichte. Iv. 17

9. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 261

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
261 Bundespolizei gethan und ihr die Möglichkeit eröffnet, vermittelst der Kritik der landständifchen Reden und Thaten alle Gebiete der innerstaatlichen Politik ihrer Vormundschaft zu unterwerfen. Hiermit aber waren die Erfolge des Wiener Hofes noch nicht erschöpft. Vielmehr thaten damals die Brauseköpfe der radikalen Partei das Ihrige zu weiterer Befestigung des österreichischen Systems. Seit 1819 redete Metternich von der ungeheuern, durch ganz Deutschland verzweigten Verschwörung; aufgefunden hatte sie freilich bis dahin niemand, so wenig wie Wrede die Revolution in der Pfalz. Jetzt aber zeigte es sich: es gab wirklich eine Verschwörung. Der Dr. Wirth, der Privatdoeent Ranschenplatt, der Lieutenant Koseritz hatten mit mehreren Gleichgesinnten einen finsteren Bund gegen keinen Geringern als den durchlauchtigsten Bundestag selbst geschlossen. Die hohe Versammlung sollte überfallen, gefangen genommen oder gesprengt, und daun an Ort und Stelle die deutsche Revolution verkündet werden. Man hosste auf Meuterei unter den württem-berger Truppen, auf Tumulte unter den kurheffischeu Baueru, auf Teilnahme des Frankfurter Pöbels; Zuzüge polnischer Flüchtlinge aus Frankreich und unruhige Handwerker aus der Schweiz standen in Aussicht. Am 3. April 1833 entlud sich dieses Ungewitter in der Bundesstadt. Das Revolutionsheer, 51 Manu stark, erstürmte die Hauptwache; ehe die Empörer aber die Bundesversammlung verhaften konnten, wurden sie von dein Frankfurter Bataillon auseinander getrieben. Die Bevölkerung Frankfurts sah bedächtig und verwundert zu. Achtzig heranrückende Bauern wurden nicht in die Stadt gelassen. Die Polen kamen überhaupt nicht zum Vorschein. Hier also war in der That eine Verschwörung zu Tage gekommen, und obwohl außer den 130 Frevlern das ganze deutsche Volk in tiefer Ruhe lebte, schien doch den leitenden Höfen die Notwendigkeit offenbar, nicht bloß die Verschwörer einzusperren, sondern Europa zu retten. Die Minister Rußlands, Österreichs und Preußens traten in Teplitz, bald nachher die beiden Kaiser und der preußische Kronprinz in Münchengrätz zusammen und versprachen sich wechselseitigen Beistand gegen jede Empörung, insbesondere gegen jeden polnischen Aufstand. Im folgenden Jahre versammelte darauf Metternich die Minister aller deutschen Staaten in Wien, um die Bundesbeschlüsse

10. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 267

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
267 setzen. Das Kölner Domkapitel und der Fürstbischof von Breslau hielten zur Regierung, bei der rheinischen und polnischen Bevölkerung jedoch zeigte sich eine heftige Gärung. Eben damals war in München der eifrig klerikale Herr von Abel leitender Minister geworden und ließ der ultramoutanen Presse bei den heftigsten Angriffen gegen Preußen freien Lauf, und dieses Mal erhob auch Metternich, welcher soeben den Jesuiten den von Kaiser Franz stets geweigerten Zugang nach Österreich eröffnet hatte, keinen Einspruch gegeu die buudeswidrige Verstattung schrankenloser Preßfreiheit. So war in allen deutschen Landen eine in den mannigfachsten Farben durcheinander wirbelnde Bewegung der Geister erwacht. Ter ganze bisherige Zustand war ohne eine Spur materieller Auflehnung durch eine kecke Kritik in Frage gestellt. Da trat 1837 ein Ereignis ein, welches die politische Agitation für ein volles Jahrzehnt in ihren Bestrebungen fixierte und ihr einen unverrückbaren gemeinsamen Zielpunkt gab: der Ver-fassungssturz in Hannover durch deu neuen König Ernst August. Unter lügenhaften Vorwänden, hauptsächlich zu dem Zwecke freierer persönlicher Verfügung über das Staatsvermögen unternommen, stand die Umwälzung sowohl mit dem Landrecht als mit der Wiener Schlußakte in schreiendem Widerspruch. Der Unwille in ganz Deutschland trat offen an das Licht, als mit einem neuen Gewalstreich der König sieben Göttinger Professoren, die unter Dahlmanns Vorgang ihrem Verfassungseide treu zu bleiben erklärten, kurzer Hand absetzte und drei derselben aus dem Lande jagte. Die deutschen Volksvertretungen, Universitäten, Spruchkollegien wetteiferten, in den schärfsten Beschlüssen und Gutachten der öffentlichen Entrüstung Ausdruck zu geben; die Verteidigungsschriften Dahlmanns und Jakob Grimms fanden die weiteste Verbreitung; ein großer Verein, der sich zur Unterstützung der Vertriebenen gebildet hatte, gewann Mitglieder in allen deutschen Städten. Dagegen war in Hannover selbst nach der ersten Aufwallung bei der bedächtigen niedersächsischen Bevölkerung der Kampfeseifer weder heiß noch thätig, indessen kam es zu einer ständischen Beschwerde an den Bundestag. Hier waren die Stimmen geteilt. Die Mehrzahl der konstitutionellen Regierungen wollte im Sinne der Stände verfahren. Metternich aber sprach sich kräftig zu Gnn^-sten des von ihm wertgefchätzten Königs ans, und in Berlin
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