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1. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1888 - Wiesbaden : Kunze
144 Dritte Periode des Mittelalters. empfing von dem Priester der Heimat ein einfaches Pilgergewand, ein Kreuz, eine Pilgerschärpe nebst Pilgertasche, einen Pilgerstab und den Segen der Kirche. Wo der Wallfahrer auf seiner Pilgerreise in christlichen Landen eintrat, fand er gastliche Aufnahme. Kehrte er von der Wallfahrt zurück, so wurde eine öffentliche Dankfeier abgehalten, er stiftete dem Altar seiner Heimatskirche einen Palmzweig, verschenkte Muscheln oder eine „Rose von Jericho" und genoß Achtung und Verehrung unter seinen Glaubensgenossen. Diese Wallfahrten dauerten auch ziemlich unbelästigt fort, als Jerusalem von den Arabern 637 erobert wurde, und wurden durch den auf- blühenden Handel nach dem Orient noch begünstigt. Später aber wurde die Lage der Pilger eine ungünstigere, besonders als die seldschuckischen Türken 1058 das Reich der Kalifen in ihre Hand brachten. Die heiligen Stätten wurden jetzt oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst gestört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt. Trotzdem nahm die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande nicht ab; sie wuchs vielmehr bedeutend um das Jahr 1000, wo der Glaube an den bevorstehenden Weltuntergang viele Christen zu frommen Übungen trieb. Die abendländische Kirche begünstigte diese Züge, und Gregor Vii. beschäftigte sich bereits mit dem Gedanken, die Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes aufzubieten. Allein erst unter seinem zweiten Nachfolger wurde der fromme Sinn und die Abenteuerlust unter der Bevölkerung des Abendlandes zu jenen großen Unternehmungen in Bewegung gefetzt, welche die Geschichte mit dem Namen Kreuzzüge bezeichnet, und welche den Zweck hatten, in Palästina die christliche Herrschaft wieder herzustellen. Zu jener Zeit kam ein Priester, Peter von Amiens, nach Jerusalem; er war Einsiedler, von Gestalt klein, hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus dem durchdringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war 1093 Zeuge der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten, und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briefe an den Papst und d« Fürsten des Abendlandes mitgeben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich aus, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüter für den heiligen Krieg vorzubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Be-

2. Geschichte der Neuzeit - S. 350

1887 - Wiesbaden : Kunze
350 Dritte Periode der Neuzeit. und Lee, mit vereinter Kraft, und die Unionisten erlitten in den beiden ersten Jahren des Krieges mehrere Niederlagen. Erst im dritten Jahre, wo Lincoln die Gesetze über die Sklavenbefreiung und Negerbewaffnung erließ, sammelte der Norden seine Kräfte zu planmäßigerer Kriegführung und siegte unter Meade in der dreitägigen Schlacht bei Gettysburg (1.—3. Juli 1863) in Pennsylvania. Der Unionsgeneral Grant unterwarf sich (4. Juli) Vicksburg, siegte bei Chattanooga und vertrieb die Truppen der Äonföderierten aus dem Staate Tennessee. Trotzdem der fonföderierte General Beauregard sich in dem von den Unionisten belagerten Charleston in Süd-Karolina tapfer verteidigte, nahm die Erschöpfung des Südens immer mehr zu. Die Entscheidung zog sich jedoch unter großen Verlusten auf beiden Seiten noch bis 1865 hin. Da besiegte das Unionsheer unter dem Obergeneral Grant die Konsöderierten unter Lee in der fünftägigen Schlacht bei Petersburg (29. März bis 2. April 1865); Richmond wurde von den Unionisten besetzt und der Rest der Südarmee mußte kurze Zeit nachher die Waffen niederlegen. 3)er Krieg hatte eine halbe Million Menschen hinweggerafft. Während es sich nun um die Rückkehr des Südens zur Union und um Verwirklichung der Sklavenbefreiung handelte, ward der redliche Führer dieses edeln Werkes, der wiedergewählte Präsident Lincoln, (14. April 1865) im Theater zu Washington von Wilkes Booth durch einen Pistolenschuß ermordet. Der schändliche Meuchelmörder, der mit dem Ruse: „Der Süden ist gerächt!" flüchtete, wurde entdeckt und fand feinen Tod. Lincolns Nachfolger Andrew Johnson erklärte (10. Mai 1865) den Krieg sür beendet. Im März 1866 erließ der Kongreß ein Gesetz, das allen Bürgern ohne Unterschied der Abstammung den vollen Genuß der bürgerlichen Rechte sicherte. Nach Johnson wurde General Grant 1868 sür seine Verdienste um den günstigen Ausgang des Bürgerkrieges durch Erwählung zum Präsidenten geehrt. Die Unionsbevölkerung befindet sich jetzt auf dem Wege friedlich fortschreitender Kulturentwicklung; eine ununterbrochene, zahlreiche Einwanderung aus Europa beschleunigt die Er- schließung der vielen Erwerbsquellen des reichen Landes. Mexiko. In Mexiko hatten Rechtsverletzungen gegen Euro- päer 1862 das bewaffnete Einschreiten der Spanier, Engländer und Franzosen veranlaßt. Als der Zweck der Expedition erreicht war, zogen sich die beiden ersteren Mächte zurück; aber die Franzosen setzten den Krieg fort. Napoleon Hi. verfolgte den Plan, der „lateinischen Raffe" in Amerika größeren Einfluß zu verschaffen und das weitere

3. Geschichte der Neuzeit - S. 351

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 37, 1. Die ersten Regierungsjahre Wilhelms I. von Preußen. 351 Vorrücken der Union nach Süden zu verhindern. Ein neues französisches Heer unter Forey und Bazaine eroberte das feste Puebla, zwang den Präsidenten Juarez zur Flucht und zog in die Hauptstadt Mexiko ein. Es wurde eine Notabelnversammlung berufen, und diese verwandelte die Republik in eine Monarchie, an deren Spitze ein katholischer Fürst als erblicher Kaiser treten sollte. Dafür gewann Napoleon den östreichischen Erzherzog Maximilian, den ältesten Bruder des Kaisers Franz Joseph, und im Juni 1864 nahm dieser trotz der unsicheren Verhältnisse sein neues Reich in Besitz. Aber nach dem Abzug der Franzosen, der von Nordamerika erzwungen worden war, erhob sich die republikanische Partei unter Juarez von neuem, Maximilian hatte das Unglück, in feindliche Gefangenschaft zu geraten, und ward (19. Juni 1867) erschossen. Vergeblich hatte sich seine Gemahlin, die Kaiserin Charlotte, um Hilfe zu Napoleon begeben; dieser ließ sein Opfer fallen, und die unglückliche Kaiserin versank in eine geistige Umnachtung, von der sie nicht mehr geheilt werden konnte. Auch Abessinien, wo der den Ausländern abgeneigte Kaiser Theodoros herrschte, machte im Jahre 1868 eine kurze Zeit von sich reden. Da der Fürst sich an englischen Unterthanen vergriffen hatte, so beschloß England einen Kriegszug gegen denselben. Unter großen Mühsalen wurden die Alpen von Habesch mit anglo-indischen Truppen erstiegen, bis man das feste Magdala erreichte. Die Stadt wurde erstürmt, und Theodor gab sich, um der englischen Gefangenschaft zu entgehen, den Tod. §. 37. Jkßujjeu untc ©ftreicfi. 1. Die ersten Regierungsjahre Wilhelms I. von Preußen. Preußen war unter Friedrich Wilhelm Iv. in die Reihe der konstitutionellen Monarchien eingetreten, hatte aber seine Pläne zur Neugestaltung Deutschlands der Eifersucht Östreichs opfern müssen und hierdurch auch die Entwicklung seiner inneren Verhältnisse beeinträchtigt. Östreich war durch die Wiederherstellung des Bundestages von neuem die einflußreichste Macht in Deutschland geworden und ließ dies Preußen dadurch fühlen, daß es übermütig und feindselig gegen dasselbe auftrat und ihm jeglichen Einfluß auf den deutschen Bund zu entziehen suchte. Daher entstand eine auffallende Spannung zwischen beider Staaten. Aber je schärfer der Gegensatz

4. Geschichte der Neuzeit - S. 172

1887 - Wiesbaden : Kunze
172 Zweite Periode der Neuzeit. An seiner Stelle wurde seine Gemahlin Katharina Ii. (1762— 1796), eine geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst, als Kaiserin ausgerufen. War sie gleich nicht frei von manchen weiblichen Schwächen, so vereinigte sie doch auch viele große Eigenschaften in sich, durch welche sie viele Neuerungen, die Mißfallen erregt hatten, wieder aufhob. Sie begünstigte Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft und zeigte großen Eifer für die Erweiterung und Verbesserung der russischen Flotte. Gleich nach ihrem Regierungsantritt ließ sie den Frieden mit Friedrich dem Großen bestätigen, aber das mit ihm vereinigte russische Hilfsheer zurücktreten. Auf ihr Machtgebot entstanden neue Städte, erschienen zahlreiche Kolonisten aus dem Auslande, wurden Straßen und Kanäle angelegt, den Städten größere Rechte eingeräumt, dem Adel seine Privilegien bestätigt. Man bewunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im Jn-und Auslande; demungeachtet zeigten sich auch Ruhestörer. Der Versuch, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg eingekerkert war, auf den Thron zu heben, mißglückte. Gefährlicher war der Aufstand des Kosaken Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heere Kasan zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie Vandalen im eigenen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verraten und erstarb (1775) am Galgen. Katharinas Einfluß äußerte sich nach außen namentlich in den Teilungen Polens (§. 16) und in einem Türkenkriege, in welchem sie die Halbinsel Krim erwarb. In allem stand ihr eine Schar von Günstlingen und Ratgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen war der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig beherrschte. Er lenkte seit 1776 alle Unternehmungen und wußte die Kaiserin auf wunderbare Weise über den Stand des Landes zu täuschen. 1787 beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Koulissen anfertigen lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen, ungeheure Viehherden, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln sollten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welche man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein die ganze Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleichen Komödie.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 218

1887 - Wiesbaden : Kunze
218 Zweite Periode der Neuzeit. Wal hington, der Sohn eines reichen Pflanzers in Virginien, welcher schon im Kriege zwischen den Franzosen und Engländern Proben seines militärischen Talentes abgelegt hatte. Der Kongreß der vereinigten Kolonien dachte noch nicht daran, sich vom Mutterlande zu trennen. Als aber ihr edler Mitbürger Benjamin Franklin vergeblich in England gegen die ungerechte Behandlung der Kolonien Vorstellungen gemacht hatte und weder Abhilfe noch Beistand erlangen konnte, als England sogar mit deutschen Fürsten Verträge abschloß und ein Heer aus erkauften Hessen, Hannoveranern, Braunschweigern, Waldeckern u. a. bildete, um Amerika zur Nachgiebigkeit zu zwingen, da erklärte der Kongreß am 4. Juli 1776 die dreizehn vereinigten Staaten für einen souveränen, von England unabhängigen Staat und beschloß, zur Erhaltung der Freiheit alles daran zu setzen. Der nordamerikanische Befreiungskrieg 1776—1783. Die Engländer waren infolge ihrer größeren und geübten Truppenmacht anfangs im Vorteil; aber Washington zeigte sich groß und gewandt und bildete sich allmählich ein tüchtiges Heer heran. Durch geschickte Stellungen und Bewegungen wußte er die Feinde zu beschäftigen und zu ängstigen, durch seine Zuversicht und Unerschrockenheit den Mut seiner Mitbürger zu heben. Der englische General Howe hatte New - Iork besetzt und ging, da der Winter eingetreten war, sorglos seinem Vergnügen nach. Da überschritt der wachsame Washington um Weihnachten 1776 unerwartet den gefrorenen Delaware, nahm eine Abteilung Hessen bei Trenton gefangen und schlug die Engländer bei Princetown. 1777 ward der englische General Bourgoyne von den Amerikanern unter General Gates bei Saratoga umzingelt und mit seinem ganzen Heer zur Übergabe genötigt. Diese Waffenthaten der Amerikaner veranlaßten viele Ausländer, wie den französischen Marquis von Lafayette, den Polen Kosziusko, die Deutschen von Kalb und von Steuben, ihren Arm der neuen Republik zu leihen. Nach dem Siege der Amerikaner bei Saratoga schlossen sich Frankreich, Spanien und Holland aus Abneigung gegen England der Sache der Kolonien an, und sofort entbrannte der Kampf auf allen Meeren. England nahm den gewaltigen Streit mit Ruhe, Mut und Besonnenheit auf. Zwar verlor es die Insel Minorka im Mittelmeer, allein das gefährdete Jamaika und Gibraltar wußte es zu retten. In Gibraltar bedeckte sich der heldenmütige Elliot, dem meist hannoversche Truppen untergeben waren, im Kampfe gegen

6. Geschichte der Neuzeit - S. 220

1887 - Wiesbaden : Kunze
220 Zweite Periode der Neuzeit. ^m Jahre 1797 legte Georg Washington seine Präsidentenwürde nieder und zog sich abermals auf sein Landgut zurück, wo er, hochgeehrt und geliebt, zwei Jahre nachher starb. Ihm war sein treuer Mitarbeiter am Wohle des Vaterlandes, Benjamin Franklin, schon 1790 in den Tod vorangegangen. Benjamin Franklin, der Sohn eines Seifensieders, war 1706 zu Boston geboren. Er sollte anfangs das Geschäft des Vaters erlernen, allein dieses missfiel dem strebsamen und ausgeweckten Knaben, und er trat bei seinem Bruder, welcher eine Buchdruckerei befaß, in die Lehre. In den Freistunden beschäftigte er sich mit dem Lesen guter Bücher, und da diese Zeit für ihn zu kurz war, so nahm er die Nächte zu Hilfe. Nach überstandener Lehrzeit suchte er selbständig zu werden, und nach mancherlei bitteren Erfahrungen gelang es ihm, in Philadelphia eine eigene Druckerei zu errichten. Durch die von ihm gegründete Pennsylvanische Zeitung, durch seine Erfindung des Blitzableiters, der Glasharmonika und der Äolsharfe, durch feine unermüdliche Thätigkeit im bürgerlichen Leben erwarb er sich allgemeine Liebe und Hochachtung. 1736 ehrten ihn seine Mitbürger dadurch, daß sie ihn zum Sekretär der Generalversammlung erhoben, und 1737 ernannte ihn die englische Regierung zum Generalpostmeister. Seinen Bemühungen gelang es, daß seine Mitbürger in Philadelphia eine Universität errichteten und für Greise und Kranke ein Hospital gründeten. Als die Unruhen ausbrachen, eilte Franklin nach London, um dem Ministerium wegen seiner gewaltsamen Maßregeln Vorstellungen zu machen. Seine Erscheinung und seine begeisterte Verteidigung der Rechte seines Vaterlandes hatten zwar den erwünschten Erfolg nicht, brachten aber in Europa eine günstige Stimmung für die vereinigten Staaten hervor. Später ward Franklin vom Kongresse der Union mit unbeschränkter Vollmacht nach Frankreich gesandt, um Ludwig Xvi. zu einem Bündnisse gegen England zu gewinnen. Seine Klugheit brachte das schwierige Werk 1778 zustande. Er unter- zeichnete auch 1783 den Friedensvertrag zu Versailles. Nachdem er noch Handelsverträge mit Schweden und Preußen abgeschlossen hatte, langte er 1785 wieder in Philadelphia an. Aus Dankbarkeit wählten ihn seine Mitbürger zum Mitgliede des obersten Staatsrates und zuletzt zum Präsidenten von Pennsylvania. England schaffte sich für den Verlust der nordamerikanischen Kolonien Ersatz durch Ausbreitung seiner Macht in Indien, wo die unter Elisabeth gegründete Handelsgesellschaft ihre Nieder-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 368

1887 - Wiesbaden : Kunze
368 Dritte Periode der Neuzeit. persönlich und sagte u. a. in seiner Eröffnungsrede: „Hat Deutsch- land derartige Vergewaltigungen seines Rechtes und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend ertragen, so ertrug es sie, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger und rechtlicher Einigung die deutschen Stämme verbindet, birgt Deutschland in sich selbst den Willen und die Kräfte zur Abwehr erneuter französischer Gewaltthat." Nach der Eröffnung verlas der Bundeskanzler Bismarck die an demselben Tage empfangene Kriegserklärung, die mit einem begeisterten Hoch aus den König und Bundesfeldherrn beantwortet wurde, und der Reichstag bewilligte alles zu dem Kriege gegen Frankreich Erforderliche. Damit der Krieg seinen Charakter nicht verleugne, erneute der König an demselben Tage den Orden des eisernen Kreuzes, jenes Wahrzeichen der großen Befreiungskriege. Sprühte doch das gleiche Feuer der Vaterlandsliebe wie 1813; offenbarte sich doch dieselbe Opferfreudigkeit, die gleiche Bereitwilligkeit zu kämpfen und zu sterben! Von allen Seiten zogen die Vaterlandsverteidiger, Linie, Reserve und Landwehr, in freudig-ernster Stimmung zu den Sammelplätzen; das ganze Land war ein großes Kriegslager. Aller Orten vernahm man die Töne der „Wacht am Rhein", des Liedes, das jetzt zur Kampf- und Siegesweise ward, für das sich verjüngende, einige Deutschland. Napoleon hatte gehofft, die süddeutschen Staaten durch Versprechungen und Vorspiegelungen von dem Anschluß an den Norddeutschen Bund zurückhalten zu können; denn oberflächliche Sendboten seiner Regierung berichteten sowohl von dem Mißbehagen, das man in Süddeutschland über Preußens Heerführerfchaft empfinde, als auch von dem Unwillen in den 1866 eroberten Landesteilen über die Herrschaft des Preußenkönigs. Verständigere Stimmen waren am Kaiserhofe an der Seine ungehört oder doch unbeachtet verklungen. Und wenn es auch hier und da unzufriedene Partikularsten gab, der schnöde Angriff Frankreichs trug nur dazu bei, sie alle um Preußens Banner zu scharen. Bayern, Württemberg und Baden setzten sofort ihre Truppen aus den Kriegsfuß, und man frohlockte bei der Nachricht, daß der König seinen einzigen Sohn, den allbeliebten Kronprinzen Friedrich Wilhelm, an die Spitze der Süddeutschen stellte; die Reise desselben zur Übernahme des Oberbefehls glich daher einem Triumphzug. In dem nun beginnenden Kampfe stand kein anderer Staat aus Deutschlands Seite. Östreich grollte noch, doch hielten die warmen Sympathieen der deutschredenden Östreicher und die Ohnmacht des Staates die Regierung ab, für Frankreich Partei zu ergreifen.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 349

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 36. Der Bürgerkrieg in den Ver. Staaten Nordamerikas. 349 Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten Nordamerikas 1861 —1865. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten ihren Besitz allmählich bedeutend erweitert; 1803 war Louisiana von Frankreich gekauft, 1821 Florida von Spanien erworben worden. Ein Krieg, der infolge der Aufnahme von Texas in den Bund 1848 mit Mexiko ausbrach, führte zur Abtretung Neu-Mexikos und des Goldlandes Oberkalifornien an die Union. Zwischen den nördlichen Staaten der Union, deren Bewohner germanischer Abkunft, und den südlichen, deren Bewohner zum Teil französischen und spanischen Ursprungs sind, entwickelten sich aber nach und nach scharfe politische und sociale Gegensätze. Der Süden war infolge großer Fruchtbarkeit des Bodens und leichter Gewinnung des Lebensunterhaltes in geistige Trägheit versunken und überließ die Arbeit in den Plantagen zahlreichen Sklaven. Die arbeitsame und intelligente Bevölkerung des Nordens vernachlässigte über dem Streben nach Gewinn die höheren Interessen des Staates. Daher war es der südlichen Bevölkerung gelungen, die einflußreichsten Stellen in der Regierung mit ihren Anhängern zu besetzen, bis sich endlich gegen die Herrschsucht der südlichen oder Sklavenstaaten im Norden ein Widerstand erhob, der sich die Abschaffung der Sklaverei zum Zweck setzte. Bei der Neuwahl eines Präsidenten gelang es dem Norden, die Wahl eines Gegners der Sklaverei, des Advokaten Abraham Lincoln, durchzusetzen und dem Süden eine Niederlage zu bereiten. Die Folge war, daß sich die Südstaaten zur Los-reißung von der Union entschlossen. Nicht wenig trugen zu diesem Entschlüsse auch die dem Süden ungünstigen Tarifgesetze bei, durch welche derselbe gezwungen wurde, die ihm nötigen Produkte aus dem Norden der Union zu beziehen, weil ihre Beschaffung aus dem Auslande durch hohe Schutzzölle zu Gunsten der nördlichen Staaten fast unmöglich gemacht worden war. Elf Südstaaten mit einer Bevölkerung von 5% Mill. Weißen und 3x/2 Mill. Negern bildeten eine eigene Konföderation, wählten den früheren Kriegsminister Jefferfon Davis zum Präsidenten, der feinen Sitz inrichmond in Virginien nahm, und erklärten sich für Beibehaltung der Sklaverei und Abschaffung der Tarife. Dadurch wurde ein vierjähriger Bürgerkrieg (1861—1865) herbeigeführt. Die 23nördlichen Staaten, die Union, mit einer Einwohnerzahl von 23 Mill. Weißen und 1/2 Mill. Sklaven war im Besitz reicherer Mittel und hoffte daher, über die Konferierten einen baldigen und leichten Sieg zu erringen. Aber diese erhoben sich unter tüchtigen Feldherrn, wie Beauregard

9. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 69

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 69 — Wilhelin-Rheinbrücke bei Hamm (1870) wurden auch die liuks-rheinischen Bezirke, die bis dahiu nur über eine Schiffbrücke, Oberkassel gegenüber, und eine Fähre bei Hamm mit der Stadt verkehren konnten, dieser näher gebracht. Den immer noch wachsenden Verkehr mit der nächsten Hingebung vermitteln heute elektrische Vorortbahnen, die an ein ausgedehntes städtisches Straßenbahnnetz angeschlossen sind. Die Er-zeugnisse Düsseldorfs und des Bergischen Landes aber werden aus dem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten großen Binnenhafen hinausgeführt in alle Welt, und zahlreiche Schiffe, ja sogar Seedampfer, laufen schwerbeladen mit den Schätzen fremder Länder dort ein, um ihre Ladung zu löschen. Schloß 'Sägerhof. Es ist daher wohl begreiflich, daß Handel und Verkehr in den Mauern der Stadt selbst eine eigne ansehnliche Industrie weckten. In und besonders auch um Düsseldorf herum entstanden Fabriken aller Art. Sie umgeben wie mit einem Gürtel die Stadt der Kunst, gleichsam daraus hinweisend, daß Industrie und Sinnst hier in schönem Bunde sich gegenseitig unterstützen und anregen. Am hervorragendsten ist in Düsseldorf die Röhrenindustrie. Seine Maschinen-, Werkzeug-, Geschütz- und Geschoßsabrikatiou erfreut sich eines stetig wachsenden Rufes. Bedeutend durch die Eigenart ihrer Konstruktion ist die Dampfkesselindustrie. Auch die Textilindustrie ist durch mehrere große Färbereien vertreten, und innerhalb der Grenzen Düsseldorfs liegt die größte Flaschenfabrik der Welt. Porzellan-, (Schamottestein-sabriken, Fabriken für künstliche Sandsteine und Zementplatten, Marmorsägereien und Schleifereien schließen sich an. Am Rheine haben sich, der leichten Zufuhr wegen, Holzbearbeitung?- und

10. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 173

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 173 — 4. Verwertung Schleswig-Holsteins Befreiung. a) Deutsches Land war endgiltig wieder deutsch geworden, und die Bewohner wurden von dem drückenden Joche der Dänen erlöst. b) Der Fremdling schied ans der Reihe der deutschen Bundesfürsten. c) Die ausgedehnte Nordseekuste von Schleswig Holstein erleichterte und beförderte den deutscheu überseeisch eit Handel. 5. Der Krieg gegen Österreich. 1866. Ursachen. Beide Machte regierten Schleswig-Holstein und Lauen-burg anfangs gemeinschaftlich. Aber bald „entstanden über die Verwaltung der Länder zwischen Preußen und Österreich Uneinigfeiten, die wegen der alten Eifersucht Österreichs auf Preußen zu einer Spannung führten. Obwohl die Herzogtümer für Österreich wegen ihrer weiten Entfernung geringe Bedeutung hatten, suchte Österreich zu hintertreiben, daß sie nach dem Wunsche vieler mit dem preußischen Staate vereinigt würden. Es wünschte, dieselben dem Prinzen von Augusten-bürg, der Ansprüche darauf zu haben glaubte, zu übertragen. Preußen erklärte sich einverstanden unter der Bedingung, daß ihm die Leitung der Land- und Seemacht,„der Kieler Hasen und die Festung Rendsburg überlassen werde. Österreich ging daraus nicht ein. Es kam jedoch am 14. August 1865 zu der Übereinkunft von Ga ft ein (Wildbad bei Salzburg), nach welcher Lauenburg gegen eine Geldent-schüdigung ganz an Preußen fiel, und Schleswig vorläufig unter preußische, Holstein unter österreichische Verwaltung gestellt wurde. Preußen ernannte den General von Mauteussel zum Statthalter in Schleswig, Österreich den General von Gab lenz zum Statthalter von Holstein. Die endliche Entscheidung über die Zukunft der beiden Herzogtümer sollte der Vereinbarung zwischen den beiden Großmächten überladen bleiben.1) Diese Trennung der Verwaltung trug aber gerade den Keim zu neuen Verwickelungen in sich. In Holstein erhob sich eine große Partei, um den Prinzen von Augustenburg auf den Thron zu bringen. Österreich duldete ihre Kundgebungen gegen die bestehende Obrigkeit. Dagegen trat aber Preußen auf und forderte von Österreich die Unterdrückung dieser Kundgebungen. Allein Österreich faßte diese Beschwerde als Drohung auf und begann gleichzeitig gegen Preußen zu rüsten. Da unterließ auch Preußen nicht, Maßregeln zum Schutze seiner Grenzen zu treffen. Unter dem 24. März 1866 richtete die preußische Regierung ein Rundschreiben an die Regierungen der deutschen Bundesstaaten, worin sie auf die Notwendigkeit der preußischen Kriegsvorbereitungen mit Rücksicht auf die österreichischen Rüstungen hinwies. Auch stellte sie die Frage, in welchem Maße sich Preußen auf ihren x) Auch militärische Vorteile für Preußen bezüglich des Kieler Hafens, der Anlage von Militärstraßen durch Holstein, des Nord-Ostsee-Kanals rc. wurden durch diese Konvention herbeigeführt.
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