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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 167

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
167 tntb die englischen (unter Wellington) vereinigen. Dahin wandte sich nun Napoleon mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zuerst griff er die Preußen an. Da ihnen niemand zu Hllfe kam, wurden sie besiegt. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer, welche bei Waterloo oder Bellc-Alliauce (beii-aiiians, südl. von Brüssel) standen. Noch rechtzeitig kam ihnen Blücher zu Hilfe, und die Franzosen wurden gänzlich ge- schlagen. Napoleon ging nun rasch nach Paris zurück und wollte nach Amerika entfliehen; aber ec mußte sich einem englischen Kriegsschiffe ergeben und wurde auf die einsame Insel St. Helena im atlantischen Ozean verbannt, wo er 1821 starb. c. Die Verbündeten zogen nun zum zweitenmal in Paris ein und schlossen mit Frankreich den zweiten Pariser Frieden Allein allzu glimpflich verfuhr man mit dem Lande, das so freventlich das Wohl der anderen Nationen vernichtet hatte; denn in diesem Frieden behielt Frankreich abermals Elsaß und Lothringen; doch mußte es bedeutende Kriegskosten zahlen und die geraubten Kunstgegenstände herausgeben. 186. Der deutsche Lund. a. In Deutschland wurde nach Napoleons Verbannung das Kaiser- tum nicht wieder hergestellt Die 38 Staaten, aus denen es bestand, schlossen den Deutschen Bund, dessen Führung Österreich zugewiesen wurde. Die Abgesandten dieser Staaten bildeten zusammen den Bun- destag, der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hatte. Der Bundestag sollte alle gemeinsamen Angelegenheiten beraten und ordnen. b. Seiner Größe, Macht und Bildung nach hätte nun Deutschland einer der ersten Staaten Europas sein sollen. Aber innere Zwietracht verhinderte dies. Die beiden Großstaaten Preußen und Österreich standen einander mißtrauisch gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen. c. Auch im Innern der einzelnen Staaten herrschte nicht die er- sehnte Zufriedenheit'. Beim Ausbruch der Freiheitskriege halten die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern als Aufmunterung zum Kampfe Verbesserungen versprochen, namentlich Verfassungen, d. h. Verträge zwischen Fürst und Volk. Durch diese sollten jedem Teile seine Rechte und Pflichten genau abgegrenzt und zugewiesen werden. Die hauptsächlichsten Bestimmungen einer Verfassung sind: Das Volk wählt seine Vertreter, die Abgeordneten, welche zusammen die Aammern oder Land stände bilden. Diese beraten die zu erlassenden Gesetze, setzen die Steuern fest und genehmigen die nötigen Ausgaben. Der Fürst hat das Recht der Be- stätigung oder Ablehnung ihrer Vorschläge und die oberste ausführende Gemalt. Ohne Zustimmung der Landstände können in einem verfaffungsstaate (konstitutio- nellen Staate) keine wichtigen Änderungen vorgenommen werden. Die meisten deutschen Fürsten bewilligten ihren Völkern die ge- forderten Rechte; nur in Preußen und Österreich zögerte man. Baden erhielt seine Verfassung 1818. in, 200. Rb. § 65. d. Nur eine segensreiche Einrichtung brachte der Bundestag zu- stande, den Zollverein 1834. Bisher hatte nämlich jeder Staat an

4. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 183

1911 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
183 202. Schlacht bei Waterloo. 1815. a. Nach dem Sturze Napoleons versammelten sich die Fürsten Europas in Wien, um über die neue Ordnung der Dinge zu beraten. Da traf plötzlich die Nachricht ein, Napoleon habe Elba verlassen und sei in Frankreich gelandet. So war es in der Tat. Äberall wurde der Kaiser mit Jubel empfangen. Die Soldaten und Generale, welche gegen ihn geschickt wurden, gingen begeistert zu ihm über. b. In kurzer Zeit hatte er ein großes Leer beisammen, mit dem er seinen feierlichen Einzug in Paris hielt. Sein neues Kaisertum dauerte gerade 100 Tage. Die auf dem Wiener Kongreß versammelten Fürsten sprachen nun die Acht über den Friedensstörer aus und schickten ihre Äeere gegen ihn. In den Niederlanden sollten sich die preußischen Truppen (unter Blücher) und die englischen (unter Wellington) vereinigen. Dahin wandte sich nun Napoleon mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zuerst griff er die Preußen an. Da ihnen niemand zu Äilfe kam, wurden sie besiegt. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer, welche bei Waterloo oder Belle-Alliance (bell aíliañs, südl. von Brüssel) standen. Noch rechtzeitig kam ihnen Blücher zu Äilfe, und die Franzosen wurden gänzlich geschlagen. Napoleon ging nun rasch nach Paris zurück und wollte nach Amerika entfliehen; aber er mußte sich einem englischen Kriegs- schiffe ergeben und wurde auf die einsame Insel St. Äelena im At- lantischen Ozean verbannt, wo er, abgeschloffen von der Welt, 1821 starb. c. Die Verbündeten zogen nun zum zweitenmale in Paris ein und schlossen mit Frankreich den Zweiten Pariser Frieden. Allein allzu glimpflich verfuhr man mit dem Lande, das so freventlich das Wohl der anderen Nationen vernichtet hatte; denn in diesem Frieden behielt Frankreich abermals Elsaß und Lothringen; doch mußte es bedeutende Kriegskosten zahlen und die geraubten Kunstgegenstände herausgeben. 203. Der Deutsche Bund. a. In Deutschland wurde nach Napoleons Verbannung das Kaiser- tum nicht wieder hergestellt. Die 38 Staaten, aus denen es bestand, schloffen den Deutschen Bund, dessen Führung Österreich zugewiesen wurde. Die Abgesandten dieser Staaten bildeten zusammen den Bundestag, der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hatte. Der Bundestag sollte alle gemeinsamen Angelegenheiten beraten und ordnen. b. Seiner Größe, Macht und Bildung nach hätte nun Deutschland einer der ersten Staaten Europas sein sollen. Aber innere Zwietracht verhinderte dies. Die beiden Großstaaten Preußen und Österreich standen einander mißtrauisch gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen. c. Auch im Innern der einzelnen Staaten herrschte nicht die ersehnte Zufriedenheit. Beim Ausbruch der Freiheitskriege hatten die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern als Aufmunterung zum Kampfe Ver- besserungen versprochen, namentlich Verfassungen, d. h. Verträge zwischen Fürst und Volk. Durch diese sollten jedem Teile seine Rechte und Pflichten genau abgegrenzt und zugewiesen werden.

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

6. Besonderer Theil - S. 497

1856 - Eßlingen : Weychardt
Das Königreich Spanien. Kultur. 497 duktenreichthum. Es werden mehr Waaren ein- als ausgeführt 10). — 4. Die Spanier haben sich in vergangenen Tagen in vielen Zweigen der Ge- lehrsamkeit, in der schönen Literatur und Kunst, besonders in der Malerei, ausgezeichnet. Gegenwärtig steht die Nation auf einer ziemlich tiefen Stufe der geistigen Bildung. Der ewige Hader und Bürgerkrieg, der Mangel an tüchtigen Schulanstalten, die große Unwissenheit und der Fanatismus der Geistlichkeit, die nachlässige und geistlose Regierung haben das Volk zu Grunde gerichtet, seine Religiosität in Aberglauben oder in Unglauben, seine Wissen- schaft in althergebrachtes Formenwesen verwandelt. Eine höhere Geistesent- wickelung kann man, obgleich die Nation sehr bildsam und für Wissenschaft und Kunst sehr empfänglich ist, nur von einer Umgestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse hoffen ”). * 4 der ehemal. Besitz und der jetzige Verlust von unermeßlichen Kolonien, der Reichthum an Naturprodukten, die fortwährenden Unruhen und innern Kriege des gegenwärtigen Jahrhunderts haben Spanien gehindert, an den Fortschritten anderer Länder in Kün- sten u. Gewerben Antheil zu nehmen. Gegenwärtig hat sich der Zustand der Industrie etwas gebessert; dennoch aber ist Spanien für die allermeisten Fabrikate vom Aus- land, besonders von England, abhängig. — 2. Die wichtigsten Gewerbe. Wol- lenweb. in Castilien. Baumwollcnweb. in Catalonien. Damast- u. Seidenmanufaklnr in Catalonien u. Andalusien. Lederfabr. in den nördl. u. östl. Prov. Waffenfabr. u. Eisenwerke Haupts, in den baskischen Provinzen. Tabacks- n. Papiersabr. Zucker- raffinerien. Schiffsbau. Espartoflechtereien. — 3. Hauptsitze der Industrie. Catalonien. Die bask. Provinzen. Asturien. Galicien. Valencia. Handel. — 1. Haupt ansfuhr artikel: Wein; Branntwein; Oel; Süd- früchte; Wolle; Seide; Scesalz; Quecksilber; Soda; Sumach; Korkrinde; Kork- stöpsel; andalusi Pferde; Merinoschafe; Eisen u. Stahlw. Werth der Ausfuhr 1849: 58 Mill. fl. — 2. Haupteinfuhrartikel: Kolonialwaaren aus Ost-u. Westindien; Baumwolle; Getreide; getrocknete u. gesalzene Fische; Tuche; Baumwollen- n. Seiden- zeuge; Modewaaren; Bauholz; Mctallw.; Glasw. Werth der Einfuhr 1849: 71 Mill.fl. — 3. Viele Hafenstädte. Barcelona. Valencia. Alicante. Cartagena. Ma- laga. Cadiz. Corrwa. Gijon. Santander. Bilbao. Sau Sebastian. Handelsstädte im Innern. Madrid. Sevilla. Bnrgos. Zaragoza. Cordova. Graulda. Murcia. — 4. Der Handel Spaniens umfaßte im 16. Jahrh, fast die ganze Welt. Jetzt ist er sehr herabgedrückt, so daß er, im Vergleich mit dem der großen seefahrenden Nationen Eu- ropa's, als minder bedeutend erscheint. Beschränkte Verkehrsmittel. Man- gel an guten Straßen. Wenig schiffbare Flüsse; Theile des Ebro, des Guadiana u. des Guadalquivir. Wenige Kanäle: Kaiserkaual in Aragon, 16'/2 M. I. ; Kanal von Castilien, 19'/. M. l.; zahlreiche andere, meist Bewässerungskanäle. Wenige Eisen- bahnen: von Barcelona nach Mataro; von Madrid nach Aranjuez, die bis Sevilla fortgeführt wird; v. Gijon n. Lastres; v. Valencia n. Jativa; v. Santander n. Reynosa; viele projekcirte Eisenbahnlinien. Sehr lebhaft ist der Handel der großen u. kleinen Küstenschiffahrt. Am einträglichsten ist der Handel nach den span. Kolonien in West- indien u. auf den Philippinen. Der Handel mit Frankreich, Portugal n. mit Eng- land von Gibraltar aus ist meist Schleichhandel. Sonst verkehrt Spanien noch mit Italien, den Hansestädten, mit Schweden u. Nordamerika. ") Geistige Kultur. — 1. Vernachlässigter Volksunterricht. Kaum '/. der schnlbedürftigen Jugend genießt einen Unterricht. — 2. Für den höheren Unter- richt wird in königl. Anstalten n. Collegien gesorgt. 10 Universitäten: Ma- drid; Barcelona; Granada; Oviedo; Salamanca; Sevilla; Sautjago; Valencia; Val- ladolid; Zaragoza. — 3. Viele Specialschulen: Conservatorium der Künste, der schönen Künsten, der Musik zu Madrid; n. a. 13 königl. Akademien zu Madrid. Oeffentl. Biblioth. zu Madrid, Escorial, Barcelona, Granada, Oviedo, Salamanca, Sautjago, Sevilla, Toledo n. Valencia. Königl. Museum für Malerei und Bildhauerei, Skulp- turgallerie, Nationalmuseum, meteorologisches Observatorium und Museum der Natur- wrpenschaften zu Madrid. — 4. Berühmte Dichter. Miguel de Cervantes Saavedra; geb. zu Alcala de Henares 1547, ff 23. April 1616 zu Madrid. Pe- dro Calderon de la Barca, geb. z» Madrid 1601, si daselbst 1687. Berühmte Völter, Lehrbuch der Geogr. Ii. 32

7. Besonderer Theil - S. 545

1856 - Eßlingen : Weychardt
545 Die Republik der jon. Inseln. Eintheilung u. Wohnorte. 2. Kultur. — 1. Blühende Land wirthschaft. Ackerbau, Südfrüchte-, Oliven-, Wein- u. Korinthenbau; Viehzucht, Tauben-, Bienen- u. Seidenzncht, so wie Fischerei werden eifrig betrieben. Etwas Bergbau. Pechquellen auf Zante. Seesalz- schlemmereien a. d. Küsten, welche jäbrl. 40,000 Ctr. Seesalz liefern. — 2. Beschränkte Industrie. — 3. Sehr lebhafter Seeh and el *). — 4. Vernachläßigte geistige B i l- dung. Doch werden die eigentlichen Griechen von den Ioniern an Bildung über- troffen *). 3. Verfassung und Verwaltung. Repräsentative ariftokratljche Republik unter großbritannischem Schutze, oder vielmehr unter britischer Gewalt- herrschaft u. Knechtschaft 5 * * * * * *). §. 136. Die Eintheilung und die bedeutendsten Wohnorte. 1. Insel Corfu [Corcyra. Neugriech. Korphüs. Der Name Corfn kommt von der Citadelle, die im Mittelalter Loryplio — Gipfel hieß^. 10,,, Qm. 64,566 E. Die Insel der durch ihren Handel und Reichthum berühmten Phäaken. Corfu [Cor- cyra]. St. a. d. Ostküste. 25,000 E. Kein Quellwasser. Festg. Ciladclle. Hauvtst. der Republik. Residenz des Lord-Oberkommissars. Sitz der obersten Behörden. Uni- versität von 1818. Kriegshafen und eine Hauptstation der britischen Flotte int Mit- telmeer. Hdl. Ehemal. korinthische Kolonie, welche zur Zeit der Perserkriege die größte Flotte nächst Athen hatte, hernach mit Korinth in Streit gerieth und mit Ver- anlassung zum Ansbruch des peloponnefischen Krieges gab. 2. Insel Paxo [Paxi], 1,„ Qm. Porto Gaw. St. 1,600 E. Hafen. Unbewohntes Felseneiland Andipaxo. 3) Handel. Der Gewinn der Ausfuhr von Olivenöl, Korinthen, Rosinen, Salz, Seife, deckt beinahe alle Bedürfnisse an Schlachtvieh, Holz, Getreide, Kolonial- und Fabrikwaaren, die man einführen muß. Die trefft. Häfen n. Rheden der Inseln sind Eigenthum der britischen Krone. 4) Bildungs an stalten. Universität in Corfn. Lyceen zu Corfn u. Zante. Geistl. Seminar der griechisch-katholischen Kirche zu Corfu. Die Ionier stndiren am häufigsten die Arzneikunde. Viele Ionier sind Aerzte in türkischen Städten. 5) Verfassung und Verwaltung. — 1. Die britische Krone übt ihr Schntzrecht über die Republik durch einen vom Minister der Kolonien ernannten Lord-Ober- kommissär. Er sollte vertragsmäßig nur als Militärbefehlshabcr fungircn, ist aber in der Tbat als Gouverneur der Republik anzusehen. Die gemeine Brutalität und die schonungsloie Tyrannei der Lord -Oberkommissäre näbrt einen immerwährenden Groll der Ionier und ruft beständig das Verlangen hervor, sich mit dem Königreich Griechen- land zu vereinigen. Jene Behandlung und dieses Verlangen führten schon mehrmals zum Aufruhr, um des verhaßten Bedrückers los zu werden, allein die Briten wußten alle Freiheitsbestrebungen mit der größten Tyrannei und Grausamkeit zu unterdrücken. — 2. Die gesetzgebende Gewalt bildet eine Versammlung von 40 Gliedern. Sie werden vom Adel gewählt u. treten alle 2 Jahre auf die Berufung und unter dem Vorsitz des Lord-Oberkommissärs zu Corfu zusammen. — 3. Der Senat zu Corfu, aus einem Präsidenten, einem Staatssecretär und 5 Senatoren bestehend, hat die ans- iibende Gewalt.— 4. Jede Insel hat ihre eigene Regierung unter der Aufsicht eines Re; identen, den der Lord-Oberkommiyär aus der Zahl der Stabsoffiziere der auf den Inseln garnisonirenden britischen Regimentern bestellt. — 5. Wappen. Brit. Wappen Herzschild; rings herum die Wappen der Inseln mit Emblemen, welche ihr Ver- hältnis zu den Briten ausdrücken. Auf der einen Seite die Zahl 1800, auf der andern diese Zahl nach der Hedschra. — 6. Flagge. Blau, roth eingefaßt, mit dem vcne- 'r 11 8ef^9e^en et olbdieit ööroen, bet 7 ^ fei te £)ält, u. der brit. Union in der hintern Ecke oben. 7. 1 Ritterorden. O. des hl. Michael u. hl. Georg von 1818. — 5:. ,ln!ia11 • l*/a Mill. fl. Schulden: 900,000 fl. — 9. Kriegsmacht, pie jonischen Inseln sind für die britische Seemacht eine sehr wichtige Station. Groß- britannien hat daher auch die Vertheidigung der Inseln übernommen und hält daselbst eine britische Besatzung von 3,000 M., wozu noch 3,200 M. einqeborne Milizen kom- men. Einige Kriegsschiffe. Välter, Lehrbuch der Geogr. Ii. 35

8. Besonderer Theil - S. 744

1856 - Eßlingen : Weychardt
744 Zweite Abtheilung. Asien. alter Art betrieben und liefert nur in einigen Zweigen derselben, vorzüglich in der Weberei, in den Gold-, Silber- und Stahlarbeiten, in der Gerberei und Färberei ausgezeichnetere Fabrikate.') — Z. Der lebhafte Landhandel wird durch Karawanen, aber nur zwischen den großen Städten, betrieben. Den Verkauf der Waaren in den größeren Städten betreiben die Armenier.') Der wichtige Seehandel ist meistenthcils in den Händen der Briten, Ocstecreicher, Franzosen, Niederländer, Italiener, Aegypter, Russen und Nordamerikaner. — 4. Die meisten Völker stehen auf einer sehr niedrigen Stufe der geistigen Bildung. Die wissenschaftliche Bildung der Mnhamedaner gründet sich ans den Koran ss. p. 610]. Bei den Christen beschränkt sie sich auf ihre Geistlichen, die aber auch meist sehr unwissend sind svgl. p. 610]. 3. Verfassung und Verwaltung. Di,e asiatische Türkei wird nach den- selben Grundsätzen regiert, wie die europäische Türkei ]S. p. 610 — 612]. Die Paschas der Ejalets [€>. p. 613] und ihre Unterbeamten sind noch öfter im Kampf mit ihrem Sonverain begriffen und treiben ein noch größeres und ausgedehnteres Beftcchungs-, Raub- und Erpressungssystem, als die der europäischen Ejalets; daher überall nichts als Willkür der Mächtigen, Elend der Unterthanen, Unordnung in allen Zweigen der Verwaltung, Empörung und Raub der Nomadenborden, besonders der Kurden, Beduinen, Drusen und Tnrkomaneu. Am schonungslosesten und grausamsten werden die Rajahö fs p. 607] behandelt; Muhamedancr können einen Rajah er- schießen, wenn sie ihre Strafe von 50 Piastern f3 fl.] dem Kadi bezahlen. §. 204. Die Eintheilung und die bedeutendsten Wohnorte. 1. Armenien.') Erzerum [= Arzcn-er-mm, das ist die Stadt Arzen der Römer. Garin. Theodosiopölis]. 32 M. von Trapezunt; 36 M. von Eriwan; Asphalt, Naphtha und Schwefel in Palästina, Mesopotamien und Kurdistan. Stein- und Ouellsalz ist, mit Ausnahme Armeniens, Kleinasiens und der Umgebungen des tobten Meeres, selten; viel Scesalz an den Küsten Kleinasiens. Zahlreiche, aber wenig benützte Mineralquellen. ') Wichtigste Fabrikate. Seidenzeuge; Schals; Kamelote; Baumwollenzeuge; ordinäre Tuche; Leinwand; Safian und andere Lederarbeiten; Nothfärberei; Kupfer- geräthe; Gold-, Eisen- und Stahlwaaren; Glaswaaren; Schiffbau in Trebisonde, Sinope, Smyrna, ans Cypern und in Basra. *) Handel. — 1. Der natürliche Reichthum an den mannigfaltigsten Pro- dukten , die seit den ältesten Zeiten blühende Industrie und die äußerst vortheilhafte Lage zwischen Asien, Europa und Afrika machte die Länder der asiatischen Türkei seit dem grauesten Alterthum und während des ganzen Mittelalters zum Mittelpunkt des ausgebreitetsten Handels. Der jetzige Handelsverkehr ist nur noch ein Schalten des früheren und doch immer noch von großer Bedeutung. Haupthindernisse dessel- den sind der Despotismus der Regierung, die beständigen Unruhen, die Unsicherheit der Reisenden, der Mangel an Verkehrsmitteln. Es gibt außer dem Euphrat, Tigris und Kisil-Jrmak keine Flüsse, die für größere Schiffe fahrbar sind, keine europäischen Straßen, keine Schiffahrtskanäle und keine Eisenbahnen. — 2. Hauptaussuhrartikel. Baumwolle; Kamelhaar; Seide; Tabak; Safran; Gelbbeeren; Knoppern; Wein; Korinthen und Rosinen; Datteln; getrocknete Südfrüchte; Oliven; Opium; Gummi; Mastix; Wachs; Badeschwämme; Korallen; Bau- und Nutzholz; Kupfer; Meerschaum; Alaun; Asphalt; armenische Pferde; Kameelgaru; türkischrolhes Garn; baumwollene und seidene Stoffe; Teppiche; Schals; Leder-, Kupfer- und Goldwaaren; Waffen und Degenklinge». — 3. Haupteinfuhrartikel. Ans Rußland: Getreide; Eisen; Salz; Hanf und Flachs. Aus Eng and, Oesterreich ^besonders über Trieft], aus den Zollvereinsstaaten, von Livorno, Marseille und Nordamerika: Galanteriewaaren; Leinwand; Baumwollen-, Wollen - und seidene Stoffe; türkische Kappen; kurze Waaren aller Art; Papier; Glas; Porzellan und Töpferwaaren; Eisen- und Stahlwaaren re. Aus Persien und Indien: Teppiche; Musseline; Kasch- mirzenge; Schals; Seidenwaareu; Perlen; Diamanten; Zucker; Indigo; Rhabarber; Gewürze aller Art. Aus Arabien: Gummi; Mokkakaffee. ') 1. Name. Das armenische Volk nennt sich Lai splur. Haikh] und davon

9. Badisches Realienbuch - S. 274

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
274 3. Die Hinrichtung des Königs. Rohe Gewalt und blinbe Leidenschaft herrschten fortan in Frankreich. Überall im Lande kam es zu blutigen Zusammen- stößen. Die preußischen und österreichischen Truppen, die dem König Hilfe bringen wollten, wurden von den wutentbrannten Franzosen besiegt. Der König aber wurde des Hochverrats beschuldigt. Am 21. Januar bestieg Ludwig das Blut- gerüst. Mit lauter Stimme sprach er zu seinem Volke: „Franzosen, ich sterbe unschuldig; ich verzeihe den Urhebern meines Todes. Möge mein Blut das Glück Frankreichs kitten." Die Trommel wirbelte, die Henker ergriffen ihn, sein Haupt fiel. Er büßte für die Schuld seiner Vorfahren. Bald fiel auch das Haupt der Königin unter dem Henkerbeil. Der überlebende, achtjährige Königssohn wurde einem Schuhmacher übergeben und langsam zu Tode gemartert. So endete das blühende Geschlecht der Bourbonen. 4. Die Schreckensherrschaft. Die Leiter des neuen Staatswesens waren Marat, Danton und Robespierre, wilde, leidenschaftliche Volksmänner. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", einen Glücksstaat, wollten sie dem Volke bringen. Es waren leere Worte für die arme, hungernde Bevölkerung. Zn Paris brach eine Hungersnot aus; denn England sperrte die französischen Häfen und hinderte die Zufuhr von Lebensmitteln. Die hungernde Masse schrie nach Brot. Wilde Volksausstände brachen aus, bei denen eine Partei die andere zu vernichten suchte. Auch auf dem Lande kam es zwischen den Anhängern des Königtums und denen der Republik zu blutigen Kämpfen. Die Schreckensmänner, besonders Robespierre, wüteten gegen alle Gegner der Neuerungen. Wer nur irgend verdächtig schien, wurde ohne weiteres hingerichtet. Der „öffentliche Ankläger" zog mit seiner fahrbaren Guillotine von Ort zu Ort, um alle Feinde der Republik zu vernichten. Verdächtige wurden massenhaft hingerichtet, erschossen oder ertränkt. Uber 2 Millionen Menschen sind der Blutlaune dieser „Volksbeglücker" zum Opfer gefallen. Doch über ihrein blutigen Werke fielen sie selbst: Robespierre und andere Tyrannen endeten durch ihre Gegner unter der Guillotine. Mehrere Zahre nod) dauerten Zuchtlosigkeit, Unordnung, Verrat und Mord, bis der französische Staat sich unter den Willen Napoleons beugen mußte. Wirkungen auf das Wirtschaftsleben in Baden. Die französische Revolution blieb nicht ohne Folgen für das wirtschaftliche Leben des angrenzenden badischen Landes. In allen badischen Fabriken, die nach Frankreich Waren lieferten, trat zunächst ein allgemeiner Geschäfts- rückgang lind darnach ein Stillstand ein. Pforzheim hatte kurz vor der Revolution, wo der Luxus aufs höchste gestiegen war, glänzende Geschäfte gemacht. Mit dem Ausbruch der Revolution hörte jegliche Ausfuhr auf; sie erreichte aber in den folgenden Jahren mit billigen, ungestempelten Goldwaren eine achtbare Höhe. Für die Lörracher Spinn- lind Webereien ging der Markt für reine Leinewaren gänzlich verloren; späterhin dagegen wurden billige Bauimvoll- erzeugnisse begehrte Waren. Den gröhlen Vorteil aus den französisclien Unruhen hatte die Schwa rz- wälder Uhrenindustrie. Die grohartigen Fabriken Frankreichs und der Schweiz standen in jener sturinbewegten Zeit gröhtenteils still. Sie verloren daher ihre besten Abnehmer, die Nordamerikaner. Der Schwarzwälder Uhrindustrie erschlossen sich neue Absatzgebiete. „Seit jener Zeit ward Nordamerika der beste Markt für Uhren und Strohgeflecht des Schwarzwaldes." Die ausgewanderten Flüchtlinge, selbst Adelige, gründeten in unserem Lande, besonders in Baden-Baden, kleine Geschäfte. Sic widmeten sich hariptsächlich der Herstellung seiner Seifen und Parfümerien, oder sie waren Porzellanmaler, Uhrinacher und Mechaniker. Zum Nachdenken und Üben. l. Vergleiche die Lage der Geistlichkeit, des Adels und der Bauern in Deutschland mit per Lage der drei Stände in Frankreich! 2. Stelle fest, ob es in Deutsrliland zu jener Zeit auch eine Volksvertretung gab! 3. Stelle die Ergebnisse der französischen Revolution zusammen! 4. Überlege, ob man auch auf anderem Wege zu diesem Ziel hätte kommen können! 5. Erfrage, welcher Dichter mit französischem Namen, der

10. Badisches Realienbuch - S. 260

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
260 und auf die Möbel! 3. Beachte die Gartenanlagen! 4. Warum waren die jetzt geraubten elsässischen Gebiete im Westfälischen Frieden nicht an Frankreich abgetreten worden? 5. Wann wurde Straßburg rind das übrige Elsaß wieder deutsch? 6. Für welche Länder bedeutete das französische Straßburg eine fortwährende Gefahr? 7. Warum war gerade der Verlust von Straßburg besonders schmerzlich? 8. Welche Lieder preisen die alte, freie Stadt? 9. Stelle fest, ob einer dieser Kriege auch in deiner Heimat gewütet hat! 10. Überlege, welche Wirkung jene Kriege mif die Tätigkeit der Bewohner haben mußten! a) Landwirtschaft, b) Handwerk, c) Handel und Verkehr! 11. In welchen Namen lebt heute noch das Andenken der Mord- brenner fort? 45. Baden zur Zeit Ludwigs Xiv. 1. Das wirtschaftliche Leben in der Pfalz. Unsere blühende Heimat war nach dem Dreißigjährigen Kriege ein Ödland geworden. Als Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz auf sein väterliches Besitztum am Neckar und am Rheine heimkehrte, fand er die Felder mit Dorngestrüpp bewachsen, die Weinberge verwüstet, die Dörfer voll Armut und Elend, sein stolzes Stammschloß wüste und leer. Die Kriegsnot zu lindern, war das Ziel seiner Regierung. Er brachte durch seinen Aufenthalt in dem freien, tätigen Holland reiche Erfahrungen auf dem Gebiete des Handels, der Industrie und der Landwirtschaft mit zurück. Mannheim machte er zur Handelsbeherrscherin des Oberrheins und berief dahin in Handel und Gewerbe erfahrene Männer aus Holland, England rind Frankreich. Den lästigen Zunftzwang suchte er 311 beseitigen, und das Geschäftsleben durch Zoll- rind Gewerbefreiheit zu heben. Unter den Gewerben nahm die von den Franzosen eingeführte Tuchmacherei die erste Stelle ein. Die Tuchfabrikatiou förderte den Anbau neuer Färbepflanzen, z. B. des Krapp. Aus Krapp- und Tabakbau erwuchs dem Landmann reicher Gewinn. Ein werktätiges Leben erblühte in der Pfalz rmd besonders in Mannheim und legte den Grund zu der jetzigen Bedeutung der Stadt. 2. Das wirtschaftliche Leben in der Markgrafschaft Baden-Durlach. Die Erfolge des Pfälzer Kurfürsten veranlaßten die Markgrafen von Baden-Drirlach zur Nachahmung. Pforz- heim sollte der Mittelpunkt geschäftlicher Unternehmen werden. Dazu bedurfte man der Unter- stützung industrie- und gewerbekundiger Männer. Mit Freuden gewährten darum die Markgrafen von Baden-Durlach ihren vertriebenen französischen Glaubensgenossen freundliche Aufnahme rmd Wohirsitze. In Pforzheim, Durlach, Mühlburg und in der Umgebung dieser Orte entstanden französische Niederlassungen. Die bäuerliche eingewanderte Bevölkerung irahnr neue Rodungen vor und erbaute ans diesem Neulande ihre Dörfer. Die eingewanderte städtische Bevölkerung aber schuf neues Industrie- rurd Gewerbeland, das Tausende von Arbeitslosen beschäftigte. In Pforzheim entstanden Fabriken für Strumpf-, Zeug-, Leder-, Silber- und Goldwaren. Nur die Goldwaren- fabrikatiou hatte dauernden Bestand und erlangte Weltbedeutung. Die vielen Kriege mit ihren Feldverwüstungen zwangen die Bevölkerung, nach neuen Erwerbszweigen sich umzusehen. So entstanden bäuerliche Handwerker, die als „Nichtzünftige" ihre Waren nur auf ausländischen Märkten absetzen konnten. Die Not der Zeit machte aus dem Ackerbauer den Gewerbetreibenden. 3. Folgen der Raubkriege Ludwigs Xiv. Der königliche Grenznachbar jenseits des Rheins war für das badische Land ein gefürchteter Räuber und Verwüster geworden. Furcht und Schrecken, Leiden und Not waren seine Weggenossen gewesen. Die harten Kriegsjahre hatten den Wohlstand des Landes vernichtet: Die rege Gewerbe- und Industrietätigkeit stockte, die Felder lagen wiederum verwüstet, Dörfer, Städte, Schlösser und Burgen verbrannt, die Bewohner waren verarmt. Es war die Zeit der höchsten Not für das ganze Land. 4. Markgraf Karl Wilhelm. 1709—1734. Inmitten der kriegsschweren Zeiten des Spanischen Erbfolgekrieges bestieg Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach den Thron. Schweren Herzens sah er das Unglück seines Volkes. Nach dem Reichsfrieden 1714 stellte er sich hohe landesväterliche Aufgaben: Er wollte für das junge, heranwachsende Geschlecht sorgen, „damit die noch schwache und zu Gewinnung ihrer täglich nötigen Nahrung unkräftige Jugend und die verlassene Waisenschaft von dem betrübten und doch müßigen Bettelstab und den anfangenden losen Sitten ab-, hingegen aber der Gottesfurcht zugewendet, im Schreiben und Lesen genugsam unterrichtet, zur Erlernung nützlicher Handwerke geleitet und zur Arbeit angewöhnt werde." Darum gründete er in Pforzheim ein Waisenhaus, das zugleich Blinden-, Taubstummen-, Idiotenanstalt und Zuchthaus war. Jeder Insasse mußte ein Handwerk er- lernen; denn „das Waisenhaus sollte die Pflanzstätte" der Jugend werden, welche die erlernten Handwerke im ganzen Lande verbreiten sollte. Durch Gründung eines Eisenhammerwerkes, einer Seidenfabrik und einer Hosenstrickerei suchte er die Industrie weiter zu heben.
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