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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Geschichte der neuesten Revolution - S. 10

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
10 Gleichheit der bürgerlichen und politischen Rechte und ent- hielt außer andern die wichtige Verheißung, daß in allen Bundesstaaten eine landständische Verfassung stattfinden und gleichförmige Verfügungen über die Preßfreiheit getroffen werden sollten. Wie wenig nun auch diese neue, unter den Einflüssen des Auslandes entstandene Verfassung geeignet zu sein schien, Deutschlands Einheit, Größe, Macht und Wohlfahrt zu voller Entwickelung kommen zu lassen; so war dennoch nach den Zeiten der Ohnmacht, der Schande und tiefsten Erniedrigung auch diese Gestaltung der Dinge in Deutschland bei treuer und weiser Verwirklichung der in der Bundesakte den Völkern gemachten Zusicherungen noch als ein großes Glück, als der Anfang einer neuen aufstei- genden Bewegung zu betrachten. Während die kleinern norddeutschen Staaten ihre alten Ständeverfassungen beibe- hielten, wurden in den süddeutschen Staaten konstitutionelle Verfassungen eingeführt. Auch König Friedrich Wil- helm Iii. von Preußen hatte in der berühmten Kabincts- ordre vom 22. Mai 1815 die Einführung von Reichs- ständen verheißen, nachmals aber, durch manche Erschei- nungen der Zeit bedenklich gemacht und in der konstitu- tionellen Staatsform für Preußens Einheit und Macht Gefahr ahnend, sich auf die Einführung von blos bera- thenden Provinzialständen beschränkt. Ueberhaupt kam auch in Preußen der Staatsgrundsatz des österreichischen Staatskanzlers Fürstert von Metternich immer mehr in Geltrurg, nach welchem Aufrechterhaltung alles Dessen, was vorhanden ist, als höchstes Ziel einer weisen Politik be- zeichnet wurde. Selbst Männer, wie Arndt, Jahn u. A., deren Wort und Beispiel in den Zeiten der Roth von so großer Wirkung gewesen, wurden nun als Förderer ge- fährlicher Neuerungen vor Gericht gestellt, ihrer Aemter entsetzt, von der Polizei überwacht. Daher fehlte es auch in Deutschland nach der franzö- sischen Julirevolution nicht ganz an revolutionären Bewe- gungen, namentlich in Braun schweig, in den König- reichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstenthum Hessen-Kassel, und auch in diesen Ländern wurden ge- mäß den Volkswünschen und -Bedürfnissen ähnliche Verfas- sungen bewilligt, wie sie Bayern, Württemberg und andere Staaten schon länger besaßen. In den beiden größer» Staaten jedoch blieb es nach der Julirevolution verhältniß- mäßig ruhig, zumal da in Preußen dein unumschränkten

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 75

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
75 fassung die größten Schwierigkeiten. Nicht nur in der Na- tionalversammlung selbst tauchte eine. Alles hemmende Zwie- tracht auf und trieb die Hauparteien der revolutionär ge- sinnten, auf gänzlichen Umsturz hinarbeitenden Linken, und der mehr oder weniger mit den Negierungen und dem Be- stehenden es haltenden Rechten hart gegen einander, sondern auch unter dem Volke und den einzelnen, durch kirchlich-re- ligiöse Verschiedenheit und lange Gewohnheit getrennten Volksstämmen herrschte die größte Uneinigkeit über das End- ziel der politischen Bestrebungen. Dazu kamen die gehei- men Umttiebe jener republikanisch-kommunistischen Propa- ganda, die von Frankreich und der Schweiz aus das Feuer der Revolution unterhielt, die niedern, besitzlosen Volksklas- sen gegen die höhern, reichern zum Haß aufstachelte und auf einen neuen Umschwung der Dinge in dem benachbar- ten Frankreich hoffte, wo Cavaignac eben die pariser Juni- aufstände gedämpft hatte. Während man nun in Frankfurt vom 9. Juli bis 12. September vorerst die s. g. Grund- rechte des deutschen Volks gründlich berieth, in der Vor- aussetzung, daß die Fürsten und deutschen Einzelregierungen sie von der, souverän sich dünkendcn, Nationalversammlung unbesehen hinnehmen müßten, beendete die Krone Preußen einen, im Namen Deutschlands wegen Schleswig - Hol- st ein's begonnenen, Krieg mit Dänemark durch den Vertrag zu Malmö eigenmächtig, ohne die vorhergehende Geneh- migung des Reichsministeriums, und brach damit thatsächlich zuerst mit dem Parlament. Jene Vorgänge in den meer- umschlungenen Herzogthümern ragen aber zu bedeutend in die Geschichte der deutschen Revolution herein, als daß wir ihrer nicht mit Einem Worte gedenken müßten. Die Herzogthümer Schleswig und Holstein, von welchen nur letzteres mit Lauenburg zum deutschen Bunde gehörte, waren von jeher nur durch den gemeinsamen Herr- scher aus dem oldcnburgischcn Regentenhause, d. h. durch Personalunion, mit dem eigentlichen Königreiche Dänemark vereinigt gewesen; sonst hatten sie in unlösbarer Verbin- dung mit einander eine abgesonderte deutsche Verwaltung gehabt. Nun regierte in Dänemark seit dem 3. Dezember 1839 König Christian Viii., der nur einen einzigen, in kinderloser Ehe lebenden Sohn, den nachmaligen König Friedrich Vii., hatte. Demnach würde nach Friedrichs Vi l einstigem Ableben der Thron des eigentlichen König- reichs an jeine nächsten weiblichen Verwandten, seine s. g.

5. Geschichte der neuesten Revolution - S. 82

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 82 zum Heil des Ganzen und der Einzelnen erforderliche Macht wahren lasse und in Verbindung mit dem Wahlgesetz darauf hin- arbeite, die oberste Gewalt zu Gunsten der Republik zu beseitigen. Diesen ablehnenden großem Staaten gegenüber befand sich die Nationalversammlung in Frankfurt in völliger Ohn- macht, und der Reichsverweser erklärte eine Wirksamkeit zur Durchführung der Reichsverfassung für außerhalb seiner Befugnisse und Pflichten liegend. Das deutsche Volk im Ganzen erwartete jetzt kein Heil mehr von seiner durch Par- teiwuth zerrissenen Nationalversammlung, zeigte wenig Sympathien für die deutsche Reichsverfassung und erhob sich nicht zum Schutze derselben; wo es aber geschah, wurde es bald offenbar, daß eine rothrepublikanisch-revolu- tionäre Partei sich nur der Verfassung als eines Vorwan- des bediente, um Gesetz und Ordnung anzugreifen und Zerrüttung und Bürgerkrieg in Deutschland zu verbreiten. So von dem Volke und den Regierungen verlassen und mit dem Erzherzog Reichverweser immer mehr zerfallend, bot die einst so stolze Nationalversammlung einen höchst traurigen Anblick dar. Als aber der Geist "der Mäßigung aus der Paulskirche immer mehr entwich, die Leidenschaften stiegen und die Hauptparteicn immer schroffer einander ge- genüber standen; als endlich Beschlüsse erfolgten, deren Durchführung eine unabsehbare Verwirrung und Revolution hätte hervorbringen müssen: so traten die besonnensten und besten Mitglieder dieser Versammlung, entweder freiwillig, oder von ihren Regierungen abberufen, massenhaft aus, verzweifelnd, daß von hier aus noch Etwas zum Heil des Vaterlands bewirkt werden könne (21. Mai 1849). Da- durch sank die so sehr geschmolzene Versammlung zu einem fanatisch-politischen Klub herab, der aber dennoch als Nationalversammlung sich gebärdete und am 30. Mai sei- nen Sitz nach Stuttgart verlegte, um wo möglich von hier aus Süddeutschland zu insurgiren. In der That eröffneten auch 105 Mitglieder am 6. Juni ihre Sitzungen in der Stuttgarter Reitbahn. Man erklärte die Wirksamkeit der provisorischen Centralgewalt für beendigt und wählte eine aus 5 Mitgliedern bestehende s. g. Reichsregentschaft (der Gottesleugner Vogt aus Gießen war eins dieser Mitglieder), der die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht Deutschlands übergeben werden sollte. Allein damit hatte sich das s. g. Rumpfparlament selbst sein Ur- theil gesprochen und wurde zuletzt durch Militärmacht von

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. 83

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
83 seinem Sitzungslokal verdrängt (19. Juni), um sich in alle Welt zu zerstreuen. — So endete die deutsche National- versammlung, welche am 18. Mai 1848 so vielversprechend, so großartig begann, ein Jahr später sehr klein, mit einem zwar massenhaften, aber ungeordneten Nachlasse; sie verlor sich, wie Deutschlands herrlicher Rheinstrom, im Sande. Von Allem, was man für Deutschlands Neugestaltung auf festem Grunde, für einen Aufschwung zur Einheit, Macht und Würde gehofft hatte, war Nichts in Erfüllung gegan- gen! Wo der Herr nicht das Haus bauet, ar- beiten umsonst, die daran bauen! 9. Die badische Revolution. Die Waiaufstände in Dresden. Wohin die praktische Ausführung der demokratischen, ja anarchischen Pläne führen müsse, zeigen auf eine höchst lehrreiche und für immer abschreckende Weise die Mai- aufstände von 1849 in Baden, in Rheinbayern und in Sachsens Hauptstadt, Dresden. Nie wird wohl eine Revolution leichtfertiger und unbegründeter begonnen und schmählicher beendet worden sein, als die im Großher- zogthum Baden. Das Land genoß eine Freiheit, wie sie nur irgend gewünscht werden kann, ja, die Nachsicht der Regierung hatte lange Zeit nur allzu sehr die Zügel schie- ßen lassen. Der so milde Großherzog 'Leopold hatte übrigens die Reichsverfassung und die Grundrechte angeno- men, und die Demokraten hätten sich in dieser Hinsicht hier am ersten beruhigen können. Aber gerade das Gegen- theil! Unter dem Vorwand, die Reichsverfassung und die Grundrechte zu beschützen, traten dort und in der Rhein- pfalz die ärgsten Wühler auf, um von da, und von Frank- reichs und der Schweiz hülfreicher Nähe aus, Deutschland tzu revolutioniren. Wir haben schon früher erwähnt, wie mr Monat September 1848 der badische Demokrat Gustav Struve, mit einer Handvoll verlaufener Abentheurer aus aller Herren Ländern, von der Schweiz aus einen Einfall in das badische Oberland machte, um von da aus die soziale Republik in Deutschland zu begründen, und wie damals die badische Regierung noch stark genug war, diesen ver- brecherischen Aufstand in wenigen Tagen niederzuwerfen. Anders war es im Mai und Juni 1849. Jene von Struve herbeigeführten Freischaaren hatten damals wie Räu- der und Mörder gehaust und es gar kein Hehl gehabt, daß sie die ganze Sache als einen Streifzug gegen die ge- 6*

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 9

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
9 ligkeit zur Revolution wurde, da auch die polnischen Trup- pen meist zu den Empörern übergingen und den russischen Großfürsten Konstantin nebst den russischen Soldaten und Beamten aus der Hauptstadt und dem Lande vertrie- den. Die Revolution, in der größten Tollkühnheit unter- nommen, schien ein gelungener Handstreich, und ein in der Eile zusammengerufener polnischer Reichstag sprach (am 25. Januar 1851) schon die Absetzung des Kaisers Nikolaus und die Ausschließung des Hauses Romanow vom polnischen Throne aus, auf welchen durch freie Wahl ein neuer konstitutioneller König erhoben werden sollte. Allein bald mußten die empörten Polen erkennen, daß, wer Wind säet, Sturm erntet. Denn in kurzer Zeit wälzten sich aus dein innern Rußland bedeutende Truppenmassen heran, und der gefeierte Türkenbesieger und Feldmarschall Diebitsch Sabalkanöki rückte mit etwa 120,(Hk) Mann und 400kanonen über den Bug. Auf beiden Seiten wurden mörderische Schlachten mit großer Tapferkeit geschlagen und theils gewonnen theils verloren, und die Schrecken der Re- volution durchtobten die Hauptstadt und das Land, bis endlich nach einem zweitägigen fürchterlichen Sturm (6. und 7. September 1831), bei welchem 11,000 Russen den Tod fanden, der russische Feldinarschall Pa skew i tsch Eri- wanski die polnische Hauptstadt wieder einnahm und ein strenges'strafgericht hielt. Mehr als 20,000 Polen, welche der Gnade des zürnenden Kaisers mißtrauten, wunderten nach der Schweiz, Frankreich, England und mußten im Auslande das Brod der Trübsal essen. Die Meisten von ihnen, unzufrieden mit den Schlüssen der göttlichen Weltrc- gierung und von heftiger Sehnsucht nach dem für sie ver- lornen Vatcrlande ergriffen, vermehrten die Zahl der Revo- lutionäre anderer Länder und hofften durch neue Umwäl- zungen das Ziel ihrer Sehnsucht zu erreichen. In Deutschland war nach den Freiheitskriegen auf dem Wiener Kongreß das alte deutsche Kaiserthum nicht wieder hergestcllt worden, sondern an dessen Stelle trat kraft der Bundcsakte vom 8. Juni 1815 der deutsche Bund, d. h. die Vereinigung der souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands zu einem beständigen Bunde, als des- sen Zweck die Erhaltung der innern und äußern Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten erklärt ward. Die deutsche Bundesakte gewährte den Katholiken wie den Protestanten

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 11

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
11 Throne des vielgeprüften, frommen und gerechten .Königs Friedrich Wilhelm Iii. das Vertrauen seiner Unter- thanen fortwährend schützend zur Seite stand und man in seinem Charakter eine sichere Bürgschaft für Volksfreiheit und -Wohlfahrt fand. Daher konnten wohl auch zwei be- deutende Begebenheiten, welche damals in dem durch eine revolutionäre Druckpresse aufgeregten Südwesten Deutschlands vorkamen, als Zeichen der Zeit und Vorspiele künftiger grö- ßerer Ereignisse gelten, mußten aber einen kläglichen Ausgang finden und den Abscheu aller wahren Vaterlandsfreunde erwe- cken, wir meinen das Hambach er Fest und das Frankfur- ter Attentat. Bei dem Schlosse von Hambach, unweit Neustadt an der Hardt in Rheinbayern, versammelten sich nämlich auf den Aufruf eines eiteln und wühlerischen Zei- tungsschreibers zu einem s. g. Verbrüderungsfeste aller Deut- schen am 26. und 27. Mai 1832 an die 30,000 Menschen, unter ihnen Deutsche aus allen Gauen, Franzosen und, wie Zugvögel der Revolution, selbst polnische Flüchtlinge. Dann wurden nach Auspflanzung einer dreifarbigen Fahne mit der Aufschrift: „Deutschlands Wiedergeburt" höchst aufregende Reden gehalten und zum Schluß den vereinigten Freistaa- ten Deutschlands und dem verbündeten republikanischen Europa ein dreimaliges Hock! gebracht. Die anwesenden Polen nannten dieses Fest den ersten Akt deutscher Mün- digkeit, und Tausende bethörtcr Zuhörer schrieen es ihnen nach. Obwohl nun die Regierungen mit den strengen Bundesbeschlüsscn vom 28. Juni 1832 auf diese Ausschrei- tungen antworteten, so bemächtigte sich doch eine düstere Stimmung der politisch aufgeregten deutschen Jugend, und einige kühne Führer drängten zum frevelhaften Versuche einer gewaltsamen Umwälzung. Am Abend des 3. April 1833 _ stürmten zwei bewaffnete Haufen, meist Studenten und junge Leute aus den gebildeten Klassen, zu Frank- furt am Main, am Sitze der Bundesversammlung, die Hauptwache und Konstablerwgche, um nach Ueberrumpelung derselben Frankfurt und von da aus ganz Deutschland zu revolutioniren, die Bundesversammlung zu stürzen und eine provisorische Regierung für ganz Deutschland einzusetzen. Die Verschworenen forderten die neugierig zusammenströ- mende Volksmenge auf, sich ihrer Sache anzuschließen, machten aber die bittere Erfahrung, bei dem Volke mit ih- rem unsinnigen Unternehmen gar keinen Anklang zu finden. Heranrückendes Militär zerstreute mit Leichtigkeit, wiewohl

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 68

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
68 ausführte. Der Zug dauerte fast drei Stunden, ehe er zu seinem Ziel, dem Friedrichshain vor dem Landsberger Thore, gelangen konnte. Als derselbe am Schlosse vorüberzog, er- schien der König auf dem Balkon, umgeben von einigen Ministern, und verweilte dort mit entblößtem Haupte, bis alle Sarge vor ihm vorübergetragen waren. Die Bestat- tung der Todten des Militärs erfolgte erst am 25. März in früher Morgenstunde. 5. ^evolutionäre Zustände in Werlin öis zur Wustösung der preußischen Nationalversammlung. Der Vereinigte Landtag kam unter stets wachsender, von einer entzügelten Presse unterhaltener Aufregung im Lande nur noch einmal zusammen, um ein neues Wahlge- setz zur Berufung einer preußischen Nationalver- sammlung zu berathen. In der preußischen Hauptstadt selbst geriethen aber bald die sich bildenden Parteien an einander, als am Tage nach dem Begräbniß der s. g. Märzhelden in der berliner „Zeitungshalle" ein heftiger Ar- tikel erschien, welcher gegen das zu frühe Ruhepredigen ei- ferte, und namentlich das Bürgerthum des Mangels an Begeisterung für die Freiheit anklagte und zwischen Bürgern und Arbeitern einen feindlichen Gegensatz aufregte. Bewaff- nete Bürgerwehrmänner und viele andere Personen dran- gen wüthend auf das Bureau ein, man wollte den Redak- teur Julius als Aufwiegler verhaften, und derselbe entging mit Mühe den beschimpfendsten Mißhandlungen. Natürlich war es auch gerade das besitzliche und verkehrtreibende Bür- gerthum, welches von den Folgen der Revolution am mei- sten zu leiden hatte. Denn in Berlin sah es den ganzen Sommer von 1848 über so aus, als wenn jeden Augen- blick wieder das Aeußerste sich ereignen, und durch einen ge- waltsamen Uinsturz Alles wieder in Frage gestellt werden könnte. Die Unsicherheit in allen Verhältnissen brachte be- sonders den Gewerben und dem Handel Verderben. Einige lausend Wohnungen standen in den Häusern ganz leer, da viele Wohlhabende die Stadt verließen, und die Mieth- preise waren überall um ein Drittheil gesunken. Viele Arbeiter waren brodloö geworden und verlangten nun auf Staatskosten beschäftigt zu werden. Solche Arbeiter bilde- ten einen Hauptbestanbtheil der berliner Demokratie und ließen sich durch verwegene Volksführer, zu denen sich herabgekom- mene Literaten, verlaufene Schauspieler u. A. aufwarfen,

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 71

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
71 einer unter Trommelschlag anrückenden Kompagnie Solda- ten gelang, die schon sehr gelichteten Massen zu zerstreuen und den Platz zu säubern. Zwar wurde in den nächsten Tagen von den geraubten Waffen Vieles wieder zurückge- liefert, aber manches Unersetzliche blieb verloren. Jedoch hatte der Schrecken dieser, in vieler Hinsicht räthselhaft ge- bliebenen Nacht die Folge, daß viele, auch vom revo- lutionären Rausch Ergriffene in sich schlugen, den dämoni- schen Mächten des Abgrunds tiefer in das Auge schauten und wieder eifriger um gut Regiment im Lande zu beten anfingen. So freisinnig auch der Verfassungsenüyurf war, wel- chen der König der „Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung" oder der Nationalversamm- lung durch seine neuen Minister vorlegen ließ, so sehr man auch noch vor wenigen Monaten mit dieser Gabe zufrieden gewesen wäre; jetzt verlangte man unverständiger Weise Dinge, welche die Regierung nicht zugestchen konnte, wollte sie nicht den Bestand des Staats auf das Höchste gefähr- den. Denn da auch diese Versammlung, wie damals die meisten Landtage in Deutschland, aus einer Kopfzahlenwahl, ohne weitere Bürgschaft der Wähler und der Gewählten, hervorgegangen war, so war eine Masse von unfähigen Leuten ohne politische Weisheit, ja ohne moralische und religiöse Grundsätze hineingekommen, welche wohl nieder- reißcn, aber nicht aufbauen konnten. Und diesen überwie- gend radikalen Elementen gegenüber konnten die wenig tüch- tigen und ausreichend staatsmännisch gebildeten Deputirten kern genügendes Gegengewicht bilden. Daher fing diese Versammlung bald an, sich auf den Boden der Revolution zu stellen, die Radikalen in der Hersammlung buhlten um die Gunst des Pöbels und suchten durch Drohungen auf die Abstimmung der gutgesinnten Deputirten einzuwirken. So wenig herrschte in dieser Versammlung Freiheit der Meinungen, daß der berliner Prediger Sydow, der sich in einer Rede nicht zur Lobpreisung der berliner Revolution entschließen konnte, beim Heraustreten aus dem Versamm« lungssaal von aufgeregten Volkshaufen gröblich mißhandelt wurde. So weit war eö gekommen, daß, als am Abend des 31. Oktober über eine, dem insurgirten Wien zu sen- dende Hülfsleistung von der Versammlung bcrathcn werden sollte und die radikale Linke dieses durchsetzen wollte, unru- hige und muthwillige Volksschaaren die Thüren des Schau-
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