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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 217

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 138. Der Teutsche Krieg 1866. 217 Auf die Seite Österreichs traten die norddeutschen Staaten Gruppierung der Sachsen (Königreich), Hannover, Kurhessen und Nassau, die süddeutschen Staaten einschließlich Badens (letzteres in Rücksicht auf die Volksstimmung) und Frankfurts; auf die Seite seines Gegners die übrigen norddeutschen Staaten und Italien, das sich schon durch ein im April getroffenes Abkommen verpflichtet hatte, Preußen zur Durchführung der von ihm beabsichtigten Buudesresorm mit Waffengewalt zu verhelfen, wogegen Preußen versprochen, ihm die Abtretung Venetiens von Österreich zu erwirken. Von Napoleon hatte Bismarck in einer persönlichen Zusammenkunft (in Biarritz) die Zusage der Neutralität Frankreichs erhalten (war in Erwartung einer preußischen Niederlage gegeben worden). Bisher war in Preußen Bismarcks äußere Politik und die damit zusammenhängende, vom König gewollte Heeresorganisation aufs leidenschaftlichste bekämpft worden; jetzt aber, da das Vaterland in Gefahr war, zeigte es sich, wie tief trotz alledem der monarchische Sinn in den Herzen der Preußen wurzelte und mit welchem Stolz man auf die große Gefchichte des Staates zurückblickte. Man vergaß allen inneren Hader und reichte sich über die Kluft der Parteien die Hände zum kräftigen Zusammenwirken. 5. Da Preußen in der freien Benützung seiner Streitkräste ae- Ter Krieg in z , _ - r . . .r, r ' ./L' , , ' ,ö Norddeutschland. hemmt war, sofern ine zwychen lernen östlichen und westlichen Provinzen gelegenen Staaten auf der Seite des Feindes verharrten, so richtete es eineu Tag nach der verhängnisvollen Abstimmung im Bundestag, am 15. Juni, an Hannover, Kur Hessen und Sachsen die Ausforderung, von dem Bundesbeschluß zurückzutreten, ihre Heere aus den Friedensfuß zu setzen und sich dem vorgeschlagenen neuen Bunde unter Preußens Leitung anzuschließen, und stellte ihnen für den Fall der Zustimmung die Fortdauer ihres Besitzstandes und ihrer Souveränitätsrechte in Aussicht. Alle drei antworteten ablehnend. Infolgedessen rückte am 16. Juni Herwarth v. Bitten-feld von Torgau aus in Sachsen ein und besetzte Dresden. König Johann und sein Minister v. Benst eilten nach Böhmen und vereinigten dort die sächsischen Truppen mit den österreichischen. General Vogel v. F a l ck e u st e i u, zu dem sich Mantenfsel von Holstein aus gesellte, drang von Minden her nach Hannover vor und General v. Beyer befetzte, von der Rheinprovinz über Marburg kommend, Kassel. Die hannoversche Armee sammelte sich in Göttingen, rückte dann in südöstlicher Richtung über Mühlhausen auf Eisenach zu, um sich mit den bayerischen Bundesgenossen zu vereinigen. Am 2 7. Juni stieß sie bei Langensalza (unweit des Klosters Homburg oder Hohenburg, wo einst die alten Sachsen mit Heinrich Iv. gekämpft) aus eine schwache preußische Heeresabteilung. Der Kampf endete ehrenvoll für

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 184

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
184 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. ein Willkürregiment führte, die Steuern erhöhte und Staatsgüter verkaufte, zwang das empörte Volk den Herzog zur Flucht in das Aus-lanb (f 1873 in Genf). Sein Bruder Wilhelm (1830—1884, der letzte Vertreter der Welsischen Linie Braunschweig-Wolfenbüttel) gab dann dem Laube eine beffere Verfassung. — In Hessen-Kassel, wo das unter schwerem Drucke leibenbe Lanbvolk Steuern und Fronben verweigerte, überließ Kurfürst Wilhelm feinem Sohne Friedrich Wilhelm (bis 1866) die Regentschaft. ®a|eftai832^er 4- Sübbentschlanb fanben die revolutionären Aufregungen der bamaligen Zeit lauten Ausbruck in dem „Hambacher Fest" und in dem balb barauf unternommenen Attentat auf den Bundestag in Frankfurt. Anknüpfenb an ein Volksfest, das alljährlich auf dem Hambacher Schlosse, einer Burgruine bei Neustabt a. b. Harbt, abgehalten wurde, luben freisinnige Männer der Pfalz das beutsche Volk auf den Mai 1832 zu einer großen politischen Kunbgebung ein. Es sollte der beutsche Mai am Geburtstag der bayerischen Verfassung gefeiert werben (Konstitutionsfest). Viele Tausenbe strömten bort zusammen; aber unter den Festgenoffen befanben sich auch Franzosen und Polen. Der nationale Gebanke trat im Verlaufe des Festes ganz zurück. Es kam „zur unverhüllten Proklamation weltbürgerlicher und bemokratischer Gruttbsätze", inbem man auf ein „kottfoberiertes republikanisches Europa" und auf die Verbrüberung freier Völker toastierte. — Ein Jahr nach dem zucht- und ziellosen Treiben auf dem Harn-|ut“Sfi833r Bacher Schlöffe erfolgte der „Frankfurter Putsch". Eine Schar Bewaffneter (Stubeuten vou Heibelberg, Würzburg, Göttingen) brach am 3. April 1833 abettbs in Franfurt ein, überwanb die Torwache und läutete Sturm. Man wollte den Bnnbestag, den man für den Urheber der mancherlei Eiuschräukuugeu und Bebrücknngen des Volkes ansah, sprengen und glaubte, daß durch die Überrumpelung Frankfurts das Signal zu einer allgemeinen Erhebung in Süb- und Sübwest-beutschlanb gegeben werbe. Allein der Versuch mißlang. Ein Linienbataillon schlug bett Aufstanb nieber und nahm bett größten Teil der Aufwiegler gefangen. Maßregelndes O. Das Hambacher Fest und der Frankfurter Putsch waren löundes" Symptome der allgemein vorhattbettett Gärnttg. Anstatt aber nun die Quelle berselben zu verstopfen und berechtigten Wünschen des Volkes nach einer gesttnben Entwicklung des Verfassungslebens und nach Reform des Bunbes entgegenzukommen, nahmen Metternich und der Bnnbestag in Beantwortung jener Verirrungen ihre Zuflucht zur Verschärfung von Polizeimaßregeln, unter bereit Durchführung Schulbige und Unschulbige litten. Für die nächste Zeit überwachte eine am Sitz des Buubestages gebilbete Kommission die Tätigkeit der Lanbtage. Es würden politische Volksversammlungen und

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 197

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 134. Das Scheitern aller nationalen Hoffnungen. 197 artigsten Ansichten, Wünsche und Forderungen zum Ausdruck. Die einen (Minderheit) wollten eine Republik, die anderen ein Kaiserreich. Die Anhänger der Monarchie spalteten sich wieder in zwei große Parteien: in die Gr oß deuts chen, welche-einen Bundesstaat mit Einschluß Österreichs erstrebten, und in die Kleindeutschen, welche Österreich mit seinen vielen nichtdeutschen Stämmen ausgeschlossen haben wollten und nur ein beständiges Bündnis mit demselben für wünschenswert hielten. Die Kleindentschen erlangten das Übergewicht-Nach vielmonatlichen Debatten und heißen parlamentarischen Kämpfen kam 28. März 1849 das Verfassungswerk zum Abschluß. Bestimmungen: Deutschland ist ein monarchisch-konstitutioneller Bundesstaat mit dem Namen „Deutsches Reich"; an seiner Spitze steht ein erblicher Kaiser, der jedesmalige preußische König, neben ihm ein Reichstag, außerdem ein Reichsgericht. Der Reichstag umfaßt zwei Häuser: ein Staatenhaus, dessen Mitglieder zur Hälfte von den Regierungen, zur Hälfte von den Volksvertretungen der Einzelstaaten zu ernennen sind; ein Volk sh aus, das aus allgemeinen und direkten Wahlen hervorgeht. Die Reichsgewalt übt die völkerrechtliche Vertretung nach außen, bestimmt über Krieg und Frieden, verfügt über die bewaffnete Macht, hat die oberste Leitung der Eisenbahnen und Posten, regelt das Münz-, Maß- und Gewichtssystem und beschafft sich die finanziellen Hilfsmittel durch Zölle, Matrikularbeiträge der Einzel-staaten und Reichssteuern. Das Reichsgericht entscheidet über Klagen eines Einzelstaates gegen die Reichsgewalt und umgekehrt, über Streitigkeiten zwischen Ständen und Regierung, zwischen Staat und Staat, Thronfolge re. — Verfassung und Gesetze eines Einzelstaates dürfen nicht im Widerspruch mit der Reichsversassnng stehen. Am 28. März 1849 wurde Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen mit schwacher Majorität zum Deutschen Kaiser gewählt. (Über 100 österreichische Abgeordnete gaben ihre verneinende Stimme ab.) § 134. Das Scheitern aller nationalen Hoffnungen. 1. „Die Nation wähnte sich jubelnd am Ziel." Eine Deputation der Nationalversammlung von über 30 Mitgliedern, geführt von dem burct> e|nebn* Präsidenten Simson (Heinrich v. Gagern war unterdessen in das Reichs- apnuslg." Ministerium eingetreten), begab sich nach Berlin, um dem preußischen König die erbliche Würde eines Kaisers der Deutschen anzutragen. Auf der Reife dahin wurde sie an vielen Orten mit stürmischer Freude empfangen. Bald aber erfolgte eine ernüchternde Enttäuschung.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 27

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 27 taufcf) der Produkte eine maßgebende Rolle gespielt hatten. Holland bemächtigte sich, namentlich seit seiner Lostrennung von Spanien (I., § 71), des Ostseehandels und riß auch deu Rheinhandel an sich, indem es in Nymwegen und Arnheim die deutschen Schisse mit hohen Zöllen belegte, und ebenso suchte England, wo die große Königin Elisabeth (1558—1603) der Hansa alle Vorrechte auf dem Londoner Markte entzog, den deutschen Handel zu schwächen, fco sehr nun auch die genannten Umwälzungen schädigend auf die Interessen der deutschen Handelshäuser wirkten, so behauptete der deutsche Handel immerhin noch eine gewisse Blüte. Die Fugger und Welser beherrschten mit ihrem Gelde den Weltmarkt und ermöglichten durch Anleihen Karl V. die Kriege. Nichts war vermögend, den deutsch-italienischen Binnenhandel zu vernichten; jci derselbe ersuhr sogar uach dem Augsburger Religionsfrieden infolge der Unterdrückung der Niederlande durch den despotischen Philipp H. einen neuen Aufschwung. Große Handelsstraßen durchzogen Deutschland von Danzig nach Genua, von Nürnberg nach Lyon und die in Deutschland fabrizierten wollenen Tücher und Seidenstosse wurden im Ausland mit erheblichem Gewinn abgesetzt. — Aber alles, was der Handel durch Intelligenz und Tat- b) nachdem kraft der deutschen Kaufleute aus der besseren Zeit in das 17. Jahrhundert hinein gerettet hatte, ging während des Dreißigjährigen Krieges verloren. Die einst so mächtige Hansa schrumpfte auf die 3 Städte Hamburg, Bremen und Lübeck zusammen (der letzte Hansatag 1630 oder 1632). In ihre Erbschaft teilten sich die Holländer und Engländer, welche von nun an die Einfuhr aller überseeischen Produkte uach Deutschland besorgten, und da die Mündungen aller großen Ströme: der Weichsel, der Oder, der Elbe, Weser, des Rheins unter fremden Mächten standen, so konnte sich der deutsche Handel auch lange nicht mehr beleben. Von allen Binnenstädten des Reiches waren es nur das durch seine Lage in der Mitte Deutschlands, durch seine Messe und als Hauptsitz des Buchhandels ausgezeichnete Leipzig, ferner Nürnberg und Frankfurt, welche sich in nennenswerter Weise am Austausch beteiligten. Allein das änderte nichts an der traurigen Tatsache: Deutschland war ausgeschlossen vom Welthandel und sremden Nationen tributpflichtig. 4. Die durch die Verheerungen des Krieges, durch Stockung von Die Kipper und Handel und Wandel herbeigeführte Verarmung und Entsittlichung des Volkes wurde noch durch einen besonderen Übelstand der Zeit erhöht: durch das Unwesen der sog. „Kipper und Wipper", d.h. der Münzwucherer und Mürtzverschlechterer (kippen — umschlagen, beschneiden; wippen = wiegen). Es bestand darin, daß man gute, vollwichtige Silbermünzen aufkaufte und beim Umprägen den Feingehalt verringerte. Anfangs suchten die Fürsten dem Betrüge durch Gesetze

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 138

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
138 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Ursachen des j 3. Napoleon erkannte die Gebrechen, an welchen der preußische sute9e" Staat litt. Längst schon hegte er ihm und seinen Leitern gegenüber das Gefühl der Geringschätzung; er bekundete das bei jeder Gelegenheit und fügte Friedrich Wilhelm Iii. eine Kränkung nach der anderen zu. 1805 verletzten Franzosen die Neutralität Preußens, indem sie durch Ausbacher Gebiet zogen; bald darauf nötigte der siegesstolze Imperator den Minister von Hangwitz zur schmachvollen Unterzeichnung eines Vertrages (§ 111, 8). Er ermunterte im Sommer 1806 Friedrich Wilhelm Iii., die norddeutschen Staaten unter seiner Führung zu vereinigen, dem Rheinbund einen Nordbund entgegenzustellen, arbeitete aber gleichzeitig an den Höfen Sachsens, Hessens und anderer Staaten dahin, daß diese sich den Unionsbestrebungen Preußens widersetzten. Endlich trat er nach Pitts Tod (1806) in geheime Unterhandlungen mit England, um das früher Preußen auf-gedrungene Hannover wieder an den englischen König zurückzubringen und dadurch das Jnselreich zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bestimmen. Alle diese Handlungen waren darauf berechnet, Friedrich Wilhelm Iii. zu demütigen, zu reizen und ihn in den Krieg zu treiben. Mehr und mehr gewann dieser auch die Überzeugung von der Unvermeidlichst eines Kampfes. Da schließlich in der Berliner Bevölkerung eine gewiffe Entrüstung über Napoleons übermütiges und höhnendes Verhalten zum Durchbruch kam, so forderte Friedrich Wilhelm in einem an den französischen Kaiser gerichteten Ultimatum die Abbernsnng seiner in Süddeutschland befindlichen Truppen. Die fchroffe Zurückweisung dieser Forderung bewog den König (im Oktober 1806) zur Kriegserklärung. Verhaltender 4. An Preußen schlossert sich Kurfachfen, Weimar (Kail Angnst) 9md,te' und einige norddeutsche Fürsten an; Rußland stellte Hilfe in Aussicht, aber feilte Truppen waren weit entfernt von dem Schonplatz, auf dem sich jetzt die Entscheidung vollziehen sollte. Österreich verweigerte die Unterstützung. Den Oberbefehl über das preußische Heer (mit den Verbündeten 150000 Mann) erhielt der 71 jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig, der fchon in der Champagne (1791) feine Unfähigkeit an den Tag gelegt hatte. Die Stärke des feindlichen ans Franzofen und Rheinbündlern zusammengesetzten Heeres betrug über 200000 Mann. Niederlagen 5. Mit gewohnter Schnelligkeit umging Napoleon, der schon im Jena ^und^Auer-August seine Truppen im nördlichen Franken zusammengezogen hatte, stabt tion Bamberg aus den Thüringer Wald und schlug am 10. L. ktober die preußische Vorhut bei Saalfeld, wobei der ritterliche Prinz Louis Ferdinand, ein Neffe des Königs, den Tod fand. Vier Tage darauf, am 14. Oktober, erfolgte auf einem nördlich von Jena gelegenen Plateau eine totale Niederlage der Preußen und am gleichen

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 181

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 129. Einführung von Landesverfassungen. 181 in welchen die vaterländische Begeisterung in der Zeit der Erhebung am reinsten zum Ausdruck gekommen war. Die Predigten Schleiermachers wurden polizeilich überwacht; Fichtes „Reden an die deutsche Nation" durften nicht in neuer Auflage erscheinen. Aber die Nachforschungen der „Zentraluutersuchuugskommissiou" führten nicht zur Entdeckung etwaiger Verschwörungen. 1829 erfolgte ihre Auflösung, nachdem sie zahllose Existenzen vernichtet und viele Hoffnungen geknickt hatte. 4. Im November 1819 wurden die in Karlsbad begonnenen Wiener Schluß-Verhandlungen in den Wiener Konferenzen fortgesetzt (dauerten bis zum Mai 1820). Der Geist, welcher die Versammlung beherrschte, war hauptsächlich gegen die freiheitlichen Regungen in den Einzelstaaten gerichtet, die zum Teil schon zeitgemäße Verfassungen erhalten hatten. Um einen weiteren Ausbau der letzteren unmöglich zu machen, wurde der Satz angenommen, daß kein Bundesfürst durch die landständischen Verfassungen in der Erfüllung seiner bundesmäßigen Pflichten gehindert werden dürfe. Die Gesamtheit der Beschlüsse erhielt die Bezeichnung „Wiener Schlußakte" und letztere wurde im Juni 1820 durch Pleuarbeschluß des Bundestages zum Grundgesetz des Bundes erhoben. 5. Die Karlsbader und Wiener Beschlüsse gaben dem Bundestag den Charakter eines Polizeiinstituts. Die Folgen davon konnten nicht ausbleiben: das parlamentarische Leben in den Einzelstaaten erstarrte, das Volk verlor das Jntereffe an den öffentlichen Angelegenheiten und gewann Sympathien für französische und englische Einrichtungen. Franzosen und Engländer sahen mit Geringschätzung auf die Deutschen herab. § 129. Einführung von Landesverfassungen. 1. Artikel 13 der Wiener Bundesakte stellte die Einführung von äro®^nn8rb Verfassungen in den Einzelstaaten in Aussicht. Verschieden war das und Süb-Verhalten, welches die Regierungen dieser Bestimmung gegenüber beobachteten. Im allgemeinen herrschte ein schroffer Gegensatz zwischen Nord und Süd. Während man dort die Rückkehr zu einer aristokratisch-absolutistischen Staatsordnung, zur Herrschaft des Adels und des Beamtentums anstrebte, suchte man hier den Wünschen und Forderungen des Volkes gerecht zu werden und den Staat im freiheitlichen Siune umzugestalten. 2. Das erste Land, welches mit diesen zeitgemäßen Neuerungen Erlaß von Ernst machte, war Sachsen-Weimar. Der Großherzog Karl mittels un^M-Angust, der Freund und Gönner Goethes, ließ bald nach dem Wiener Staate,,

9. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 185

1827 - Erlangen : Heyder
185 Mitgliedschaften in dem englischen Parlamente zuge- stehe. Alle Steuern wurden nun zurückgenommen, nur die auf den Thee gelassen, 1770. Hatten sich schon vorher lieber die Colonisien alles Handels mit dem Mutterland enthalten wollen, so weigerten sie sich jetzt geradezu, besteuerten Thee zu kaufen; und in der Hauptstadt von Massachusets, Boston, erkletterten als Indianer verkleidete Männer die eng- lischen Schiffe und warfen 18000 tt>. Thee ins Meer (26. Febr. 1773). Als nun die freie Verfassung von Massachusets geändert, der Hafen gesperrt und Boston mit königlichen Truppen besetzt wurde, versammelte sich ein allgemeiner Congreß zu Philadelphia (Sept. 1774) uà sprach sich zwar nicht gegen die Krone, aber gegen die Beschlüsse des Parlamentes aus. Trotz Burkes und Chatams Beredsamkeit erklärte man nun in England die Provinzialen für Rebellen, und am !y. April 1775 fioß bei Lexington das erste Freiheitsblut. Natürlich konnte der Krieg der Colonialen nur der schwerere Vertheidigungskrieg sein, aber sie hatten auch einen Washington, diesen zu führen. „Nicht eines Casars; eines Fabius bedurfte man; nicht glänzende Tage, sondern mühevolle Jahre, nicht schneller Erfolg, son- dern beharrliches Ausdauern gründeten Washingtons Heldengröße und die Freiheit der Nordamerikaner." (Wie sie die der Griechen in unfern Tagen begründen zu können scheinen!). Obgleich ein Zug gegen Kanada unter den Generalen Arnold und Montgommery mis- lang, mußte doch auch Boston von den Engländern unter Gages Nachfolger, Howe geräumt werden, und am 4. Jul. 1776 sprachen 13 Provinzen: Neuhamp- fhtre, Massachusets, Rhodeisland, Connecticut, Neu- Dork, Neu-Jersey, Pensilvanien, Delaware, Mary- land, Birginien, Georgien, Nord- und Süd-Karolina ihre Unabhängigkeit von England aus. Dieser entschei- dende Schritt und der Umstand, daß der Colonialge- neral Gates den Engländer Bourgoyne bet Saratoga (11. Oct. 1777) mtt 6000 Mann gefangen nahm, und nun sich Howes Nachfolger, Clinton vom wieder- evoberten Philadelphia nach Neu-Iork ziehen mußte, (17 76) hatten die glückliche Folge, daß nun deö großen

10. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 204

1827 - Erlangen : Heyder
Großen des Hofes und der Armee wurde eine Menge Herzogthümer und Großlehen in den neuern Erwer- düngen, besonders in Italien errichtet. — Ein neuer Schritt zum Ziele geschah durch die Umstürzung der deutschen Reichsverfassuny und die Stiftung des rheini- schen Bundes (12. Jul. u. 1. Aug. 1806), durch welchen vorerst 16 deutsche Fürsten, gegen völlige Sou- verainetat sich vom Reiche lossagten, und Napoleon als ihren Protector anerkannten. Ein Bundestag zu Frankfurt, unter Vorsitz des Fürsten Primas Dalberg kam aber nie zu Stande. Der Protector, der Krieg und Frieden und die Eontingente zu der 63000 Mann starken Bundes-Armee (wogegen er mit 200000 dem Bunde beizuspringen versprach) zu bestimmen hatte, sicherte sich dadurch seinen Einfluß in Deutschlands indem er die kleinern Fürsten von Oestrejchs und Preuffens Interesse abzog. Die400 reichsunmittelbaren Stande schmolzen durch den Reichödeputationshauptr schluß und den rheinischen Bund auf das Zehntheil zusammen. Franz 1l. legte jetzt den deutschen Katser- titel, der keinen Sinn mehr hatte, ab und nannte sich Franz I. Kaiser von Oestreich (6. Aug.) — So leicht war also das tausendjährige deutsche Reich über den Haufen zu werfen! Preussen sah in diesem Bunde, und mit Rechts einen indirekten Angriff auf sich selbst, und wollte ei- nen norddeutschen Gegenbund errichten. Dagegen bot Napoleon Hannover wieder England an, wofür doch Preussen Ansbach, Kleve und Berg hatte hergeben müssen. Diese und viele andere Dinge sührken den Bruch beider Machte, den Napoleon unverkennbar wünschte, und damit den Krieg von 180ö und 1807 herbei. Trotz aller Starke der preufftschen Armeen fehlte aber ein einiger starker Geist, das Ganze zu verbinden und zu leiten, und die Doppelschlacht bei Jena und Auerstadt am 14. Oct. entschied sich blutig, gegen Preussen und das mit ihm verbündete Kursachsen. ( Manche einzelne zerstreute Heeresthetle, besonders dis Festungen, ergaben sich mit unerhörter Eile; Sachsen erlangte Neutralität und Frieden (Posen 11. Der.), und trat als Königreich dem Rheinbund bei, wir dies
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