Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 113

1873 - Harburg : Elkan
113 sonders für Wissenschaft und Kunst thätig; durch den Ludwigs - Kanal erhielten Main und Donau die schon von Karl d. Gr. ins Auge gefaßte Verbindung. — Hannover trat 1837 ans der 123jährigen Verbindung mit England; der kräftige König Ernst August trübte indes die Freude über die erlangte Selbständigkeit durch die Aufhebung der Verfassung und die Verfolgung der verfassungstreuen Männer. — In ganz Deutsch- land war seit 1815 eine tiefe Unzufriedenheit darüber, daß dem deutschen Volke die Einheit und Freiheit nicht gegeben wurde, die ihm in den Be- freiungskriegen versprochen war, und daß die Männer, welche diese Ein- heit und Freiheit forderten, Verfolgung und selbst Kerkerstrafen zu erlei- den hatten. — 2) Neue Hoffnungen lebten auf, als nach Friedrich Wil- helms Iii. Tode sein hochbegabter Sohn, Friedrich Wilhelm Iv, im zur Negierung kam (1840—61). Während in Oestreich der Minister Metternich die unumschränkte Negiernng des Kaisers aufrecht hielt, ries er den „vereinigten Landtag" zusammen, um den Rath der Volks- vertreter zu vernehmen; mit großer Liebe förderte er Kunst und Wissen- schaft (kölner Dom; Alex. v. Humboldt, Gebr. Grimm rc.). Aber Deutschland die ersehnte Einheit zu geben, war ihm nicht beschieden (vergl. §. 170). Nach 16jähriger Negierung traf ihn die schwere Prü- fung, daß ein Gehirnleiden ihn zwang, aller Thätigkeit zu entsagen. ch §. 168. Fortsetzung, b. Griechenland. Türkei. Um das türkische Joch abzuschütteln, griffen die Griechen unter Alex. Ppsilanti 1821 zu den Waffen. Nach 6jährigem heldenmüthigem Kampfe kamen ihnen England (Minister Canning), Frankreich und Rußland zu Hülfe; sie vernichteten in der Seeschlacht von Navarin (S.w.-Küste Moreas) m7 die türkische Flotte und machten Griechenland zu einem selbständigen Staat (1828), der vier Jahr später den Prinzen Otto von Baiern zum Könige erhielt. — Der Krieg, den Sultan Mahmud 1829 mit Niko- laus vonnußland (1825—55) führte, endete für ersteren unglücklich, da er den Handel auf dem schwarzen Meere frei geben und Rußland die Schutzherrlichkeit über die Moldau und Wallachei zugestehen mußte. — c. Die romanischen Länder erschütterten blutige Verfassungskämpfe. In Italien wurden dieselben durch Oestreich unterdrückt (1821); Spa- nien aber und Portugal kamen mehrere Jahrzehnde nicht zur Ruhe und verloren überdies ihre reichen amerikanischen Kolonien. — In Fran k- reich wurde 1830 der despotisch gesinnte König Karl X. durch dic1830 Juli-Revolution gestürzt und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, auf den Thron gerufen. — d. Belgien. In Brüssel brach in Folge der Julirevolution gleichfalls ein Aufstand aus, der dahin führte, daß sich die katholischen belgischen Provinzen von Hol- land losrissen und den Prinzen Leopold von Koburg zum König wähl- ten. — o. Die Polen erhoben sich im I. 1830 gegen die russische Herr- schaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostrolenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen völlig und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Oestreich vereinigt wurde (1846). Backhaus, Leitfaden. 2. Aufl. 8

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 402

1858 - Osnabrück : Rackhorst
402 thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl- standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un- bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel schrecklicher sind, als im Norden. Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet, und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste Gesetzbuch bleibt. — Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000 Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro- vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis. Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin- dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim- men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000 (vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung vertheilt sich folgendermaßen: 1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000 2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000 3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000 Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben 26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill. Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da- gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha- medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt- türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill. leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller, welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.

5. Mnemonische Bearbeitung der Welt- und Cultur-Geschichte - S. 96

1867 - Flensburg : Herzbruch
96 62 schlugen sie schon in Adrianopel den Sitz ihrer Herrschaft auf. Was mögen dabei die Griechen, namentlich die in Constantinopel, empfunden haben! Wie seufzten — bange die Griechen! 1389. Sultan Bajazeth I. kam znr Regierung. Man nannte ihn der Schnelligkeit wegen, womit er seine Eroberungen machte, Jildirim (d. i. der Blitz). 96 überwand er in der furchtbaren Schlacht von Nico Po lis an der untern Donau ein großes christliches Heer ullter König Sigis- mund von Ungarn (dem spätem Kaiser). Nach diesem Siege ließ der Grausame zehntausend christliche Gefangene vor seinen Augen niedermetzeln. Diese wurden gerächt und das hart bedrängte Constantinopel noch einmal gerettet durch den mongolischen Eroberer Timurlank (den lahmen Timur) oder Tamerlan. 402. Schlacht bei Angora. Es kämpften 400,000 Türken mit doppelt so vielen Mongolen. Diese siegten, Bajazeth ward gefangen, und Tamerlan soll ihn in einem eisernen Käfig herumgeführt haben. Wehe, grausamer — Gebieter! — quälen wird man dich wieder. 170. Der Mongole Tamerlan. 1369. Der furchtbare und grausame Tamerlan ward Beherrscher des Mongolenreichs und eroberte in einem fünfunddreißigjahrigen Kriegs- und Siegsznge neun andere Reiche, darunter Persien und Indien. Freilich ward er dem bedrängten Constantinopel ein Retter (vergl. 169); aber dieser Retter hat wirklich Tod und Verderben in vollem Maße über die morgenländische Welt verbreitet. Er war dem schrecklichen Dschingis-Chan wie an Geist, so auch an Barbarei überlegen. 1405 starb Tamerlan, als er im Begriff stand, China anzugreifen. Durch Uneinigkeit seiner Söhne löste sich sein Reich auf. Wie begehrte — Erlösung von diesem Netter die Welt! 171. Zwei Ungarkönige. 1342 — 82. Ludwig der Große. Unter diesem als Kriegsheld und Regent gleich ausgezeichneten König glänzte Ungarn auf dem Gipfel äuße- rer Macht und innerer Cultur. Er erwarb Polen, und sein Reich berührte die Küsten des schwarzen, des adriatischen und des baltischen Meeres. So groß war sein Herrschergeist, daß er von den verschieden- sten Völkern, die ihm untergeben waren, gleich geliebt und gefürch- tet war. Wir nennen — ihn mit Necht den Großen.

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 141

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. 14 t August durchschaute des Mannes Plane, ließ ihn verhaften und öffentlich hinrichten. Prinz Maximilian Wilhelm büßte durch eine kurze Gefangen- schaft auf der Festung Hameln. Seit dem Regierungsantritte von Ernst August, dessen edle Gemahlin, Sophia, durch Feinheit des Geistes am Hofe lange einen erheblichen Ein- fluß ausübte, hob sich der Wohlstand des Landes und verbreiteten sich die Segnungen einer raschen, unparteiischen Rechtspflege. Die Geschäfte wur- den unter Collegien vertheilt, denen in dem Grafen Ernst von Platen und dem vielgewandten Otto Grote thatige Vorsteher gegeben wurden. So ge- schah es, daß Ernst August unter den deutschen Fürsten bald eine Stellung zu behaupten wußte, der seine kleinen Fürstenthümer nicht entsprachen. Es befand sich dazumal das Reich von zwei Seiten durch mächtige Feinde bedrängt. Am Rhein herrschte Ludwig Xfv. mit dem höhnenden Uebermuthe eines Siegers, und trat die Rechte vieler deutschen Fürsten mit Füßen; im Osten wütheten die Heere der Osmanen, drangen bis zu den Kaiserburgen an der Donau vor und drohten, im Verein mit den aufgestande- nen Siebenbürgen, den Thron von Kaiser Leopold I. zu stürzen. Zu dieser Zeit der höchsten Gefahr, als viele deutsche Reichsfürsten sich feige dem ge- meinschaftlichen Kampfe zu entziehen wußten, oder wohl gar mit dem Kö- nige von Frankreich sich in einen schimpflichen Bund einließen, schloß Ernst August 1683 mit dem Kaiser eine Einigung ab, vermöge welcher er sich zur Stellung eines Hülfsheeres von 10,000 Mann verpflichtete. Zunächst richtete sich die Kraft der Verbündeten, denen auch Polen und Venedig bei- getreten waren, gegen die Feinde im Osten. Bei Gran stritt 1685 der Erbprinz Georg Ludwig siegreich gegen die Osmanen, und nahm dann an der Erstürmung von Neuhausel Theil. Hiermit noch nicht zufrieden, sandte Ernst August in dem nämlichen Jahre 6700 Streiter unter seinem dritten Sohne, Maximilian Wilhelm, der Republik Venedig zu Hülfe, welche die Vertreibung der Türken aus der Halbinsel Morea beabsichtigte. Solcher- gestalt hoffte der Herzog den Glaubensfeind in seinem eigenen Lande zu beschäftigen, und dadurch dem Kaiser Gelegenheit zu verschaffen, sich mit ungetheilter Macht den Angriffen Frankreichs entgegenzustellen. Unter der Oberanführung des Venetianers Morosini kämpfte Maximilian Wilhelm an der Spitze der lüneburgischen Regimenter vor Coron, und erstieg diese Stadt. Im folgenden Jahre wohnte er, verstärkt durch neue Schaaren, welche Ernst August ihm überwiesen hatte, den Kämpfen bei Navarino und Napoli di Romania bei. Auch 1687 wurde dieser Krieg fortgesetzt, welcher den größeren Theil des lüneburgischen Heeres aufrieb. Mancher, den die Waffen des Feindes verschonten, erlag dem südlichen Sommersieber. Erst

8. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 209

1884 - Flensburg : Westphalen
209 werden konnte, so bildete sich in der Nacht vom 23. auf den 24 März eine „provisorische Regierung", um den gesetzlichen Zustand in den Herzogtümern zu erhalten und den Übergriffen des dänischen Ministeriums entgegen zu treten. Advokat Beseler aus Schleswig, Graf F. Reventlou aus Preetz, Prinz Friedrich von Nor und Kaufmann M. T. Schmidt aus Kiel (denen am folgenden Tage der Advokat Bremer aus Flensburg beitrat) ergriffen die Zügel der Regierung und erklärten zugleich, sich den Einheitsund Freiheitsbestrebungen Deutschlands anschließen zu wollen. Mit Tagesanbruch wurde die neue Regierung unter Glockenaeläute auf dem Kieler Rathause proklamiert. Damit die Regierung einen festen Haltpunkt gewinne, war dre Besetzung Rendsburgs eine unumgängliche Notwendigkeit. Daher begab sich der Prinz von Nör, der zum Befehlshaber der Truppen bestimmt war, mit dem in Kiel liegenden Jägercorps schon des Morgens auf der Eisenbahn dahin, um sich der Festuua deren Kommandant mit den neuesten Vorgängen noch unbekannt war, durch einen Handstreich zu bemächtigen. Das Unternehmen wurde mit glücklichem Erfolge gekrönt. Ohne Blutvergießen gelangte der Prinz mit seinen Jägern in die Stadt und setzte sich m den Besitz derselben. Die eingeborenen Truppen schlossen sich der Bewegung an, während die dänischen Offiziere in ihre Heimat entlassen wurden. . Erst am 26. März kehrte die Deputation, die unter dem Pöbel kaum ihres Lebens sicher gewesen war, mit der abschlägigen Antwort des Königs in ihr Vaterland zurück.*) ^eßt wurde auch der Advokat Dishaufen aus Kiel, Mitglied der Deputation, in die provisorische Regierung aufgenommen, so daß diese letzt aus sechs Mitgliedern zusammengesetzt war. Sie verlegte ihren f m "o^Kiel nach Rendsburg, wohin sie auch die schleswiq-holsteimsche Standeversammlung berief. Überall im Land wurde die provyoriiche Regierung von den Behörden anerkannt, in Städten und Dörfern wurden die neuen Ereignisse mit Jubel bearüßt Schleswig-Holstein erhob lieh in nie gesehener Begeisterung. b. Die Jahre des Krieges. 1. Das Jahr 1848. Unter höchst ungünstigen Verhältnissen wurde der Krieg gegen Dänemark eröffnet. Schleswig-Holstein hatte eine Regierung, auch einen Genera^, aber keine — Armee. Zwar wurden eiligst die beurlaubten Loldaten einberufen, auch strömten aus allen ©eqetv den des engeren und weiteren Vaterlandes Freiwillige herbei; alb, es fehlte säst gänzlich an Offizieren, um die Abteilungen zu ordnen nocfi den Suuen°(!lh geantwortet, daß er weder das Recht, noch die Macht, die n^ertrennsirfip Schleswig dem deutschen Bunde einzuverleiben, dagegen f>£edurch eine Hst««. Schleswig-Holstein. 14

9. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 215

1884 - Flensburg : Westphalen
215 Schirm der Einheit, Freiheit und Größe des Vaterlandes begrüßen dürfe. ^ r r n. Der König ehrte das Vertrauen der Versammlung, wollte aber ohne die Zustimmung der deutschen Fürsten keine Entschließung fassen. Nun erklärten sich zwar 28 deutsche Regierungen, die sich nach Herstellung geordneter Zustände sehnten, mcht bloß mit der Reichsverfassung, sondern auch mit der getroffenen Kaiser-wahl einverstanden, soungern sie auch einen Teil ihrer Selbstständigkeit aufopferten; Österreich aber protestierte, lockte Baiern auf seine Seite und zog sogar seine Abgeordneten aus Frankfurt zurück. Auch stand zu befürchten, daß Rußland und Frankreich sich vereinigen würden, „das Traumbild der deutschen Einheit" zu zerstören. Der König von Preußen, der die Zeitverhältnisse mit sicherem Blick durchschaute und der keinen Beruf in sich fühlte, in die Fußstapfen Friedrichs des Großen zu treten, lehnte die Kaiserkrone ab, um sein herrlich Vaterland nicht „dem Spotte seiner Nachbarn und dem Gericht der Weltgeschichte preiszugeben." Die Erklärung des Königs, wodurch die ganze Reichsverfassung bedroht wurde, hinterließ auf das lauschende Deutschland ' einen erschütternden Eindruck. Die republikanische Partei drängte jetzt zu Beschlüssen, welche den Brand der Revolution in die deutschen Staaten warfen. Die „deutsche Republik" wurde dem unwissenden Volk als ein paradiesischer Zustand, als die Erfüllung aller Wünsche dargestellt. Nun riefen auch Preußen und Sachsen ihre Abgeordneten aus Frankfurt zurück, v. Gagern und seine Anhänger stellten ihre Thätigkeit ein, der Rest der Nationalversammlung, das Rumpfparlament genannt, geriet in Zerwürfnis mit dem Reichsverweser und zog nach Stuttgart, wurde aber am 18. Juni durch Militärgewalt aufgelöst. Ein fo trauriges Ende nahm das Parlament, welches im Mai 1848 als eine erhabene Verkörperung der großen Idee des einigen, freien Deutschlands erschienen war. Um diese Zeit war es aber in mehreren Staaten bereits zum offenen Aufstande gekommen. Die Unruhen, die an einzelnen Orten in Preußen ansbrachen, waren bei der Treue und Standhaftigkeit des Militärs leicht gedämpft; der König Friedrich Wilhelm Iv., der das Wohl des Ganzen ins Auge faßte, hielt sich indes auch verpflichtet, den andern deutschen Fürsten hülfreiche Hand zu leisten. Nachdem der geflüchtete König von Sachsen wieder in seine Rechte eingesetzt war, rückte der Prinz von Preußen*) mit einem ihm treu ergebenen Heere nach dem Rhein, um den Wogen des Aufruhrs, die über Rheinbaiern und Baden dahinbrausten, einen Damm zu setzen. Erst nach Übergabe der badischen Festung Rastadt, die am 23. Juli erfolgte, hatte das gesetzlose wüste Treiben ein Ende. *) Unser jetziger König, der Bruder des Königs Friedrich Wilhelm Iv.

10. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 218

1884 - Flensburg : Westphalen
218 behörden den Gehorsam verweigerten. Als nun der Kurfürst nach Frankfurt flüchtete, um, die Hülfe des Bundes in Anspruch zu nehmen, erklärten sich Österreich und Baiern bereit, eine Streitmacht, die sogenannten Strafbarem, nach Hessen zu entsenden, um das landesherrliche Ansehen des Kurfürsten wieder herzustellen. — Noch bezeichnender für die Zustände in Deutschland ist jedoch die Behandlung der schleswig-holsteinischen Frage. Der dänische Gesandte, der in Frankfurt wieder zugelassen wurde, wagte es, den Antrag zu stellen, der deutsche Bund möge die Herzogtümer, die sich gegen ihren Landesherrn empört hätten, zwingen, die Waffen niederzulegen. Da dieser Vorschlag durch Stimmenmehrheit angenommen wurde, so übersandte der Vertreter Österreichs, der in der Bundesversammlung den Vorsitz führte, ein Schreiben an die schleswig-holsteinische Statthalterschaft, in welchem er nicht bloß Einstellung der Feindseligkeiten, Zurückziehung der Truppen hinter die Eider und Beurlaubung derselben um zwei Drittel ihrer Stärke verlangte, sondern auch (im Weigerungsfälle) mit Exekutionstruppen drohte. Die Statthalterschaft lehnte dieses Verlangen ab; sie wollte es erwarten, ob es möglich sei, daß der deutsche Bund das Recht des Landes, sür welches Deutschlands Söhne geblutet hatten, in solcher Weise niedertreten werde. Ihre Erklärung am 5. Nov. schließt übrigens mit den Worten: „Wenn es uns bestimmt sein soll zu fallen, so ist es uns am ehrenvollsten, wie schmachvoll es für Deutschland sein mag, durch Deutsche zu unterliegen." Noch war es jedoch fraglich, ob der uudeutsche Geist, der sich in Frankfurt wieder regte, zur Herrschaft gelangen werde. Preußen hatte den deutschen Bund nicht anerkannt und war noch fortwährend bemüht, durch Vereinbarung mit den deutschen Fürsten ein neues Deutschland auszubauen. Die preußische Regierung wollte das Einschreiten des Bundes in Kurhessen nicht dulden, auch nicht zugeben, daß Schleswig-Holstein mit Gewalt zur Unterwerfung gezwungen werde. Noch war überhaupt die Frage nicht entschieden: Was soll aus Deutschland werden? Wer soll Führer sein? _ Nun hatte Preußen, wo am 31. Jan. 1850 eine zeitgemäße Verfassung in Kraft getreten war, bei dem deutschen Volke an Achtung gewonnen; die deutscheu Fürsten aber, auch die Könige von Hannover und Sachsen, waren von dem Bunde mit Preußen wieder abgefallen, weil sie den Verlust ihrer Selbständigkeit befürchteten. Nach der Konferenz in Warschau, in welcher der Kaiser von Rußland sich für die Herstellung des Bundtages erklärte und das beabsichtigte Verfahren gegen Kurhessen und Schleswig-Holstein billigte, zeigte sich die preußische Regierung geneigt, ihren Widerstand aufzugeben. Aber gerade diese Nachgiebigkeit reizte den kühnen österreichischen Minister Schwarzenberg, seine Forderungen zu verschärfen, um Preußen noch mehr zu demütigen. Jetzt beschloß Preußen in einem Ministerrat am 6. Nov., die ganze Armee aus den Kriegsfuß zu setzen. Zwar wurden mit den
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 2
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 7
11 2
12 3
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 7
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 1
32 0
33 0
34 4
35 4
36 0
37 3
38 0
39 1
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 7
2 1
3 18
4 105
5 18
6 29
7 0
8 13
9 15
10 26
11 68
12 2
13 4
14 0
15 8
16 23
17 23
18 6
19 3
20 0
21 58
22 0
23 5
24 22
25 4
26 2
27 9
28 12
29 7
30 0
31 0
32 1
33 5
34 32
35 0
36 12
37 2
38 8
39 0
40 35
41 10
42 9
43 7
44 16
45 6
46 8
47 15
48 17
49 19
50 41
51 10
52 1
53 0
54 5
55 0
56 0
57 20
58 0
59 3
60 44
61 46
62 38
63 0
64 41
65 0
66 1
67 5
68 2
69 2
70 61
71 4
72 4
73 5
74 10
75 4
76 17
77 32
78 3
79 52
80 12
81 2
82 0
83 0
84 28
85 2
86 2
87 1
88 0
89 0
90 0
91 4
92 62
93 10
94 1
95 35
96 4
97 15
98 15
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 2
3 0
4 2
5 6
6 3
7 3
8 2
9 9
10 9
11 1
12 3
13 0
14 0
15 4
16 7
17 1
18 3
19 9
20 2
21 7
22 1
23 0
24 2
25 3
26 13
27 1
28 0
29 0
30 16
31 6
32 0
33 33
34 2
35 4
36 0
37 2
38 29
39 6
40 17
41 0
42 2
43 3
44 9
45 0
46 4
47 1
48 2
49 7
50 4
51 3
52 2
53 1
54 3
55 20
56 0
57 2
58 11
59 45
60 0
61 4
62 10
63 2
64 7
65 5
66 0
67 10
68 0
69 0
70 0
71 8
72 1
73 4
74 1
75 4
76 0
77 1
78 3
79 10
80 15
81 41
82 2
83 3
84 0
85 3
86 5
87 2
88 4
89 0
90 0
91 3
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 63
98 3
99 2
100 21
101 0
102 4
103 12
104 0
105 0
106 7
107 0
108 0
109 5
110 2
111 2
112 2
113 2
114 0
115 1
116 6
117 25
118 5
119 2
120 1
121 4
122 5
123 1
124 3
125 3
126 2
127 12
128 3
129 6
130 0
131 15
132 1
133 0
134 4
135 0
136 19
137 0
138 1
139 0
140 7
141 1
142 8
143 12
144 11
145 6
146 2
147 2
148 7
149 0
150 9
151 8
152 4
153 0
154 0
155 10
156 7
157 9
158 2
159 2
160 2
161 3
162 4
163 2
164 2
165 3
166 23
167 2
168 1
169 0
170 6
171 19
172 2
173 17
174 3
175 13
176 4
177 73
178 0
179 13
180 1
181 5
182 47
183 20
184 5
185 1
186 4
187 3
188 1
189 0
190 0
191 6
192 1
193 2
194 6
195 3
196 6
197 0
198 1
199 1