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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 81

1892 - Gera : Hofmann
— 81 — Professor in Wittenberg und wußte die Stubenten so zu fesseln, daß er oft 2000 Zuhörer hatte. Man gab ihm den Ehrennamen „Lehrer Deutschland". Er überlebte Luther um 14 Jahre und starb mit bent Wunsche, „daß die Kirchen in Christo einträchtig sein mochten". Luther urteilt über sich und ihn also: „Ich bin geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felbe liegen; barum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sinb. Aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, fäet und begeußt mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben reichlich gegeben hat." — In der Schweiz fing Ulrich Zwingli eine ähnliche Kirchenverbesserung wie die beutsche an und fanb gleichfalls viele Anhänger, die später Reformierte genannt würden. Leiber konnte er sich mit Luthern über einzelne Punkte nicht einigen, und dieser Zwiespalt trennte auch später ihre Anhänger. Zwingli fiel als Felbprebiger in der Schlacht, sein Werk aber setzte der Franzose Johann Kalvin in Gens fort. Ihre Glaubenslehren sinb im Heibelberger Katechismus zusammengestellt. — Schmerz und Unwillen bewegten Luthers Herz bei den Auswüchsen der Reformation. Dazu gehörte der Bauernkrieg. Die Bauern waren bisher von ihren Herren hart gebrückt worben. Schon mehrmals hatten sie in Sübbentschlanb versucht, das Joch abzuschütteln und ihr Los zu erleichtern, aber immer vergeblich. Jetzt verstauben sie Luthers schönes Büchlein „Von der Freiheit eines Christenmenschen" falsch und beuteten es auf die Befreiung von Fronen, Zehnten u. a. Abgaben und Lasten. Sie stauben in hellen Haufen auf, zerstörten Burgen und Klöster, mißhandelten Abelige und Geistliche und verübten allerlei Greuel. In Thüringen würden sie von Thomas Münzer, einem überspannten Geistlichen zu Mühlhausen, aufgehetzt und angeführt, aber bei Frankenhausen 1525 besiegt und dann härter als zuvor behanbelt. Münzer würde in Mühlhausen grausam gepeinigt und dann hingerichtet. Luther hatte seine Stimme gegen die Bauern mahnenb und brohenb erhoben, aber auch den Fürsten und Herren die Wahrheit gesagt. Im Jahre 1525 starb Luthers Beschützer Friedrich der Weise. Sein Nachfolger Johann berbestänbige war gleichfalls ein Freunb Luthers und forberte fromm und eifrig das Werk der Kirchenverbesseruug. In bemselben Jahre trat Albrecht von Branbenburg, der letzte Hochmeister der deutschen Ritter, zur evangelischen Kirche über und verwanbelte Preußen in ein weltliches Herzogtum. Auch viele anbere Länber und Städte nahmen die evangelische Lehre an. Nur schmerzte es Luther, daß nicht alle ein evangelisches Leben führten und manche sich nur an den Gütern der Kirchen und Klöster zu bereichern suchten. 10. Wie sich die Reformation in Brandenburg ausbreitete. In dieser Zeit war Joachim I. Kurfürst in der Mark Branbenburg. Sein Wahlspruch lautete: „Durch Gerechtigkeit und Gericht". Mit großer Strenge bekämpfte er die Raubritter, die alle Wege unsicher Polack, Das erste Geschichtsbuch. 6

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 86

1892 - Gera : Hofmann
— 86 — Zwei Jahre später wurde Wallenstein als „Verräter" ermordet. Man gab ihm schuld, er hätte das kaiserliche Heer den Feinden zuführen wollen. Der Krieg aber wütete nach Gustav Adolfs Tode noch 16 Jahre. Besonders waren es die Franzosen, die das Kriegsfeuer schürten. Sie wollten Deutschland schwächen und das Elsaß gewinnen. Die Heere entarteten zu Räuber- und Mörderbanden. Die entsetzlichsten Greuel verübten sie gegen Bürger und Bauern. Nicht um den Glauben, sondern um Land und Beute stritt man noch. Endlich, endlich machte der westfälische Friede 1648 dem unglückseligen Kriege ein Ende. Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Aber Deutschland verlor an die Schweden den besten Teil von Pommern und an die Franzosen den größten Teil des Elsaß. Das Land war zur Wüste geworden, Dörfer und Städte verbrannt oder verödet, die Einwohnerzahl auf ein Drittel zusammengeschmolzen, das Volk verwildert, alle Bande der Ordnung aufgelöst, Handel und Gewerbe gelähmt, Kunst und gute Sitte verfallen, die Macht des Kaisers zu einem Schatten geworden. Das waren die Früchte eines Religionskrieges zwischen zwei christlichen Bekenntnissen. Wie Deutschland ein christliches Land wurde und den Papst in Rom als geistliches Oberhaupt erhielt, soll uns ein späteres Geschichtsbild von Bonisatius zeigen. 9. Der erste Kohenzosser Friedrich I. in Brandenburg (1415—1440) und das Mtterlum. Uv Die alte Burg Hohenzollern. (Blätterbauer.) 1. Was uns an ihn erinnert. Einen Strom verfolgt man gern zurück bis an die Quelle. Die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern haben seit fast 500 Jahren Segensströme in unser Vaterland geleitet. Ihre unermüdliche Arbeit hat unser Volk erzogen und unser Vaterland groß und glücklich gemacht. Wo ist nun die Quelle dieses Stromes zu suchen? Der Familienname unserer Herrscher sagt es. Sie heißen Hohenzollern von der Stammburg ihres Hauses in Schwaben. Dort liegt nicht weit von Hechingen auf einem Berge die jetzt neu aufgebaute Burg Hohenzollern.

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 51

1892 - Gera : Hofmann
— Sill) Das Unglück von Kunersdorf im Sommer 1759. Die Russen vereinigten sich mit den Österreichern bei Kunersdorf, nahe bei Frankfurt an der Oder. Friedrich griff sie tapfer an und brachte die Russen nach einem siebenstüudigeu Kampfe zum Weichen. Aber er gab sich mit einem halben Erfolge nicht zufrieden. „Es genügt nicht, die Russen zu schlagen, man muß sie vernichten!" rief er und führte die ermatteten Truppen abermals gegen den Feind. Aber sie waren den frischen Truppen der Österreicher nicht mehr gewachsen. Ihre Reihen lösten sich endlich in wilde Flucht auf. Friedrich stürzte sich in das wildeste Schlachtgetümmel. Zwei Pferde wurden unter ihm erfchoffeu. „Giebt es denn keine verwünschte Kugel für mich?" rief er. Da flog eine daher, aber sie prallte an der goldenen Dose in seiner Westentasche ab. Mit Mühe bewog ihn ein Offizier zur Flucht. Eine schreckliche, fchlaflose Nacht verbrachte er in einer halb zerstörten Bauernhütte. Die Zwietracht der beiden feindlichen Feldherren rettete ihn vor völliger Vernichtung. Besonders die Russen hatten fürchterliche Verluste erlitten. Ihr Feldherr schrieb an die Kaiserin: „Noch einen solchen Sieg, und ich werde mit dem Feldherrnstabe allein nach Petersburg kommen!" i) Die letzten Jahre des Krieges. Im Jahre 1760 erfocht Friedrich die Siege von Liegnitz an der Katzbach und Torgau an der Elbe. Bei Liegnitz war er von drei Heeren umstellt, und die Feinde spotteten: „Wir haben ihn im Sacke und brauchen bloß zuzubinden!" Friedrich aber meinte: „Ich denke ein Loch hinein zu machen, das sie nicht wieder flicken sollen!" Der österreichische General wollte Friedrich wie bei Hochkirch überfallen, fand ihn aber gerüstet und war morgens 5 Uhr bereits aufs Haupt geschlagen. Bei Torgau hatte sich Friedrich schon zurückgezogen, da griff Zieten von der Seite an und trieb die Feinde in die Flucht. Im Jahre 1761 konnte sich Friedrich nicht im offenen Felde halten und schloß sich in das feste Lager bei Buuzelwitz ein. Er war oft in recht trostloser Stimmung. Zieten wollte ihn trösten. Da fragte der König: „Hat Er sich einen neuen Bundesgenossen angeschafft?" „Nein", antwortete Zieten, „aber der alte droben verläßt uns gewiß nicht!" In dieser schlimmsten Zeit schrieb Friedrich: „Hätte ich mehr als ein Leben, ich wollte es für mein Vaterland hingeben." Im Jahre 1762 fiel ein Lichtstrahl in das Dunkel. Der neue Kaiser von Rußland schloß Frieden und ließ seine Truppen zu den preußischen stoßen. Leider wurde er bald ermordet und seine Gemahlin Katharina Ii. als Kaiserin gekrönt. Sie rief zwar die Truppen ab, hielt aber den Frieden. Ehe die Russen abzogen, erfocht Friedrich den Sieg bei Burkersdorf, im Kreise Schweidnitz, bei dem die Russen unthätig in Schlachtordnung dem Kampfe zusahen. k) Der Hubertusburger Frieden am 15. Februar 1763. Endlich verlor Maria Theresia die Hoffnung, den Preußeuköuig zu überwinden. Sein Geist war unbeugsam und unerschöpflich, sein Heer begeistert durch einen solchen Führer und sein Volk stolz auf feinen 4*

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 55

1892 - Gera : Hofmann
— 55 — 27. Reiterstandbild Friedrichs des Großen in Berlin. mit unendlicher Nachsicht und Liebe gepflegt. Es wurde wie Schlesien sein Lieblingskind, und seine besten Beamten schickte er dorthin. Er hat das lange Elend des Landes geendet und glückliche Zustünde angebahnt. Das Alter des großen Königs wurde immer freudloser. Seine liebsten Freunde starben. Die Schmerzen der Gicht und dann der Wassersucht quälten ihn. Endlich am 17. August 1786 verließ der große Geist seine irdische Hülle. Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer rief bei der Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der „alte Fritz" tot ist?" Friedrich der Große oder Einzige hat Preußen zu einer Großmacht erhoben und dem ganzen Jahrhundert seinen Namen gegeben. In seinem Testamente sagte er: „Ich habe mich aus allen Kräften bemüht, den Staat glücklich und blühend zu machen. Ich habe Gesetz und Gerechtigkeit herrschen lassen. Ich habe Ordnung und Pünktlichkeit in die Finanzen gebracht. Ich habe in die Armee jene Mannszucht eingeführt, wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europas den Vorrang hat. — Meine letzten Wünsche werden der Glückseligkeit meines Reiches gelten. O möge es in höchster Blüte bis an das Ende der Zeiten fortdauern!"

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 93

1892 - Gera : Hofmann
— 93 — fange gewesen sein soll, als man ihm die deutsche Krone brachte. Noch heute sind die Harzer große Voaelfreunde. Das Lied: „Herr Heinrich sitzt am Vogelherd —" wird in allen Schulen gesagt und gesungen. In Memleben an der Unstrut zeigt man noch heute die Reste der Pfalz oder Königsburg, wo Heinrich I. starb, und in Quedlinburg sein Grab. Wir wollen nun hören, wie er König wurde und deutsche Städte gründete. 2. Wie Heinrich I. deutscher König wurde. Etwa 800 Jahre nach Christi Geburt beherrschte ein gewaltiger König Deutschland, Frankreich und Italien. Er hieß Karl der Große. Viele Kriege führte er, und viele Siege erfocht er, aber lieber beglückte er sein Volk, als daß er zum Schwerte griff. Noch in seinem Alter lernte er das Schreiben, und häufig besuchte er die Knaben in der Schule. Das Volk der Sachsen in Westfalen und um den Harz bekehrte er nach langen, schweren Kämpfen zum Christentume und gab ihm einen christlichen Herzog. Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Seine Nachkommen hatten nicht seine Kraft und Weisheit. Immer mehr zerfiel das Reich, und immer unglücklicher würde das Volk. Die Fürsten waren uneinig und wollten sich von dem Könige nichts sagen lassen. Frembe Feinde fielen von ^Carl der Große. (Nach A. Dürers Bild.) allen Seiten ins Laub, raubten und zerstörten nach Herzenslust. Am schlimmsten trieben es die Ungarn ans dem fernen Ungarlanbe. Da wählten die deutschen Fürsten einen Herzog von Franken zum Könige. Aber er starb, ehe er die Orbnnng wieber hergestellt hatte. Auf seinem Totenbette bezeichnete er den Herzog Heinrich von Sachsen als den würbigften Nachfolger, obwohl dieser mit ihm im Streite gelegen hatte. Sein eigener Bruder war unter den Boten des Reiches, die dem neuen Könige Schwert, Mantel, Zepter und Krone brachten. Sie sollen ihn am Vogelherbe bei Goslar am Harze getroffen haben. Daher rührt sein Beiname Vogelsteller ober Finkler. Durch Klugheit und Tapferkeit unterwarf Heinrich alle wiber-spenstigen Fürsten. 3. Wie er Städte gründete und befestigte. Die schlimmsten Feinde waren die Ungarn. Sie kamen auf schnellen Rossen, mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, und verwüsteten alles. Nietnanb konnte ihnen wibersteheu Heinrich fing einen ihrer Fürsten, schloß dann mit ihnen einen neunjährigen Waffenstillstanb und zahlte ihnen jährlich einen Tribut (b. h. eine erzwungene Abgabe). In den neun Jahren befestigte

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 89

1892 - Gera : Hofmann
— 89 — Sie lag zwischen Elbe und Oder um Havel und Spree. Der erste Mark- oder Grenzgraf Albrecht der Bär hatte das wilde, heidnische Land zu einem deutschen, christlichen und angebauten gemacht. Unter dem Kaiser Sigismund riß die schrecklichste Unordnung ein. Er hatte keine Zeit, das Land selbst zu verwalten. Weil er immer in Geldnot war, so verpfändete er es an einen Vetter. Dieser drückte die Unterthanen mit schweren Abgaben, that aber gar nichts für ihr Wohl. Er kam nur in das Land, wenn er Geld holen wollte. Die Ritter fragten wenig nach ihm und thaten, was sie wollten. Und das war meist nichts Gutes. Sie plünderten Städte und Dörfer aus, überfielen die Kaufleute und nahmen ihnen Geld und Waren ab, erpreßten hohe Lösegelder von den Gefangenen, trieben den Bauern die Herden weg, verbrannten ihnen Haus und Hof, ja schlugen sie tot, wenn sie sich widersetzten. Niemand war seines Lebens und seines Gutes sicher. Am schlimmsten trieben es zwei Brüder Quitzow. Das Land verödete und das Volk verwilderte. Da endlich erbarmte sich der Kaiser und sandte dem unglücklichen Lande den Burggrafen Friedrich von Hohen-zollern als Statthalter und später als Kurfürsten. Die Hohenzolleru sind die tapferen Gründer des preußischen Staates und die unermüdlichen Erzieher ihres Volkes geworden. 3. Wie Friedrich I. seine Feinde unterwarf. Als Friedrich in der Mark erschien, verweigerten die Qnitzows und ihr Anhang die Huldigung, „weil die Mark nicht von Böhmen getrennt werden dürfe". In Wahrheit fürchteten sie Friedrichs Strenge und die verdiente Strafe für ihre Missethaten. Sie prahlten: „Wenn es ein ganzes Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie doch in der Mark nicht aufkommen." Spottweise nannten sie den neuen Kurfürsten „Nürnberger Tand", weil er von Nürnberg kam, die Nürnberger aber ihren Tand oder ihr Spielzeug in alle Welt schickten. Schwere Kämpfe mußte Fried- rich bestehen, aber endlich wurde er Meister Friedrich I. °°n £}<ch=„3on«n. über feine Femde und eroberte ihre Burgen mit Hilfe der „faulen Grete", einer Riefenkanone. Beide Qnitzows fanden_ ein klägliches Ende. Darauf unterwarfen sich alle Adeligen, Friedrich aber übte Vergeben und Vergessen. Alle Sorge verwandte er darauf, die Wunden des Landes zu heilen. Eine treue Gehilfin war ihm dabei seine Gemahlin, die schöne Else. Sein Wahlspruch war: „Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht." 4. Wie seine Nachfolger regierten. In den Wegen des ersten Hohenzollern wandelten seine Nachfolger. Sein Sohn Friedrich Ii., der Eiserne, besiegte die widerspenstigen Städte, baute die Fürstenburg

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 40

1892 - Gera : Hofmann
— 40 — Elba bei Italien verbannt. Als er von seinen alten Soldaten Abschied nahm, weinten diese wie Kinder. Auf den Thron Frankreichs kehrte der Bruder des Hingerichteten Königs zurück. Frankreich wurde auf die Grenzen von 1792 beschränkt. Von der aus allen Ländern geraubten Kriegsbeute gaben die Franzosen wenig zurück. Nur die Siegesgöttin vom Brandenburger Thore, die noch nicht einmal ausgepackt war, schickte Blücher wieder zurück nach Berlin. 13. Bei Waterloo, am 18. Juni 1815, ging Napoleons Stern für immer unter. In Wien kamen die Fürsten und ihre Gesandten zusammen, um die verwirrten Verhältnisse Europas zu ordnen. Das war eine mühsame und langsame Arbeit, die zu allerlei Mißhelligkeiten führte. Wie ein Fuchs auf der Lauer beobachtete Napoleon den Streit der Fürsten und die Unzufriedenheit in Frankreich. Plötzlich verließ er die Insel Elba, landete an der Südküste Frankreichs und verkündete: „Mein Adler wird von Turm zu Turm fliegen und sich in Paris niederlassen!" Wirklich fielen ihm Volk und Heer zu, und er war wieder Kaiser auf „100 Tage". Die Fürsten thaten ihn in die Acht Europas, d. h. erklärten ihn als gemeinsamen Feind für vogelfrei, und sandten den alten Blücher und den Engländer Wellington gegen ihn. Beide standen in den Niederlanden. Napoleon wollte sie einzeln vernichten. Zuerst stürzte er sich auf Blücher und suchte ihn aus dem Dorfe Ligny zu vertreiben, aber er fand die tapferste Gegenwehr. Ungeduldig rief Napoleon aus: „Der Alte heizt heute schrecklich ein; er weicht und wankt nicht!" Aber endlich mußte Blücher das Dorf doch ausgeben, denn die Soldaten waren todmüde, Pulver und Blei verschossen. Auf dem Rückzüge wäre der alte Held fast erdrückt oder gefangen worden. Sein Roß stürzte und begrub ihn unter feinem Leibe. Die Franzosen jagten vorüber, ohne ihn zu sehen. Sein Begleiter zog ihn hervor und rettete ihn mit eigener Lebensgefahr. Zwei Tage darauf saß er schon wieder trotz der Wunden und Schmerzen im Sattel. Als ihn der Feldscher erst einreiben wollte, rief er: „Ach was, erst noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, das kommt auf eins heraus!" Napoleon glaubte ihn vernichtet und wandte sich gegen die Engländer am 18. Juni 1815 bei Waterloo. Diese standen wie eine Mauer aus Eisen. Aber immer heftiger wurden die Angriffe der Franzofen und immer dünner ihre Reihen. Sehnsüchtig warteten sie ans die Preußen. Wellington hatte um zwei Armeekorps gebeten, Blücher aber geantwortet: „Nicht zwei Korps, sondern die ganze Armee!" _ Frühzeitig brach das preußische Heer auf, aber der Regen und die schlechten Wege hielten es auf. Blücher scherzte: „Das sind unsere Verbündeten von der Katzbach, die dem Könige das Pulver sparen!" Aber die Soldaten seufzten: „Es geht unmöglich weiter!" Da sprengte Blücher an den Reihen her und hin und ries: „Kinder, wir müssen vorwärts! Ich hab's meinem Bruder Wellington versprochen, und ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll!"

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 41

1892 - Gera : Hofmann
— 41 — Unö vorwärts ging es. Eben hatte Wellington, der unter einer Ulme auf einem Hügel saß, geseufzt: „Ich wollte, es wäre Abend oder Blücher käme!" Da donnerten die preußischen Kanonen, und em letzter, verzweifelter Kampf begann. Er endete mit der wilden Flucht der Franzosen. Blücher rief: „Nun gilt's den letzten Hauch von Mann und Pferd daran zu fetzen, damit der Feind nicht wieder zum Stehen kommt!" Gueiseuau, der kluge Berater Blüchers, übernahm die'hetz-jaqd Fast wäre Napoleon dabei ergriffen worden. Er faß in einem Wagen und hörte plötzlich den Ruf: „Die Preußen, die Preußen!" Da sprang er ohne Hut und Degen heraus und versteckte steh im Garten. Er entkam zwar, irrte aber ratlos hier und da umher und ergab sich endlich den Engländern als Gefangener. Diese brachten ihn auf die Felseninsel Sankt Helena im Atlantischen Ocean, fern von allen Menschen, und bewachten ihn aufs strengste. Langeweile, Gram und Reue nagten in ihm. Nach sechs Jahren starb er am Magenkrebs unter furchtbaren Schmerzen. Seine Leiche holten spater die Franzosen nach Paris und setzten sie in dem Dome der Invaliden bei. Nach der Schlacht bei Waterloo nahmen die Verbündeten zum zweitenmal Paris ein und bestraften Frankreich jetzt härter. Allen Raub mußte es herausgeben, viele Millionen Kriegskosten bezahlen und alle Länder abtreten, die es feit der Revolution an sich gerissen hatte. Preußen erhielt im Frieden das halbe Königreich Sachsen und viele Länder am Rheine und in Westfalen, mußte aber dagegen Ostfriesland und Franken abtreten und blieb in zwei Hälften zerrissen, die von Hannover und Kurhesseu getrennt wurden. Die 39 deutschen Staaten bildeten hinfort den „Deutschen Bund", an dessen Spitze Österreich stand. Die Fürsten schickten ihre Gesandten nach Frankfurt a. M., damit sie dort die gemeinsamen Angelegenheiten auf dem „Bundestage" beraten sollten. Aber der Bund war ohnmächtig und der Bundestag das Gespött der Leute. König Wilhelm I. mochte 1866 diesem kläglichen Zustande ein Ende. 14. Noch 25 Jahre regierte Friedrich Wilhelm Iii. in Frieden. Der Friede war geschlossen, aber aus vielen Wunden blutete noch das Land. Der König suchte sie durch eine väterliche Regierung zu heilen. Viele Fabriken mit Dampfmaschinen entstanden. Maschinen, wie z. B. Nähmaschinen, verrichteten mehr und mehr die Arbeiten der menschlichen Hand. Dampfschiffe, Eisenbahnen^nene Posten und Fernschreiber hoben gewaltig den Verkehr. Die Streichzündhölzchen ersparten viel Zeit beim Feuer- und Lichtanzünden. _ Viele Schulen wurden gebaut, die Unterrichts- und Erziehungsweise verbessert. Aus fremden Ländern kamen oft Besucher, um das preußische Schulwesen kennen zu lernen. Ein Franzose nannte Preußen das Land der Schulen und Kasernen. Durch weise Gesetze, fleißige Arbeit, regen Verkehr und allgemeine Volksbildung hob sich Preußens Wohlstand sichtlich. Aber der Jammer jedes guten Deutschen war die Uneinigkeit und Ohnmacht des deutschen

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 30

1892 - Gera : Hofmann
— 30 — Manches Zollhaus stammt aus jener Zeit. Dadurch wurden die Waren merfhch teurer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlen so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (von schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten schars auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert noch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete'die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter in den Dienst der Menschen genommen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr den Rhein; die erste Eisenbahn verband Berlin und Potsdam. Zwei Professoren in Göttingen erfanden den Telegraphen oder Fernschreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadelgewehr, ein Amerikaner die Nähmaschinen. Sogar das Streichzündhölzchen, mit dem man jetzt so rasch Licht in der Dunkelheit macht, erinnert an die Zeit dieses Königs. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuerstein gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und imrcf) einen Schwefel-faden zur Flamme entzündete. Von Friedrich Wilhelm Iii., unter dem sich alle Verhältnisse im Vaterlande umgestalteten, wollen wir nun noch mehr Hören. 2. Unter seinem Vater Friedrich Wilhelm Ii. brach die französische Staatsumwälzung aus. Vor etwa 100 Jahren empörten sich die unruhigen Franzosen gegen ihren König, setzten ihn gefangen, ja enthaupteten ihn und seine Gemahlin. Den Kronprinzen thaten sie zu einem Schnster in die Lehre, damit dieser ihn zu Tode quäle. Alle Anhänger des Königs töteten oder vertrieben sie. Besonders übel erging es den Adeligen und Geistlichen, weil diese bisher keine Steuern bezahlt, sondern Bürger und Bauern alle Lasten allein hatten tragen lassen. Von Gott und der Kirche wollte das Volk nichts mehr wissen. Nur der Natur und der Vernunft wollten sie folgen. Alle Menschen sollten gleich sein und gleiche Rechte haben. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" sollte herrschen. Der König von Preußen und der damalige deutsche Kaiser wollten diesen Unordnungen ein Ende machen und schickten ihre Heere nach Frankreich. Aber die Franzosen eilten begeistert zu den Waffen und drängten die Feinde aus dem Lande. Preußen schloß Frieden und überließ das linke Rheinufer den Franzosen. In dieser Zeit wurde das Königreich Polen geteilt, und Preußen erhielt große Länderstrecken. Aber die Größe eines Landes macht nicht immer sein Glück ans. Schwere Schulden lasteten aus dem Lande, und viel Unzufriedenheit herrschte unter dem Volke.

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen
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