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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 113

1873 - Harburg : Elkan
113 sonders für Wissenschaft und Kunst thätig; durch den Ludwigs - Kanal erhielten Main und Donau die schon von Karl d. Gr. ins Auge gefaßte Verbindung. — Hannover trat 1837 ans der 123jährigen Verbindung mit England; der kräftige König Ernst August trübte indes die Freude über die erlangte Selbständigkeit durch die Aufhebung der Verfassung und die Verfolgung der verfassungstreuen Männer. — In ganz Deutsch- land war seit 1815 eine tiefe Unzufriedenheit darüber, daß dem deutschen Volke die Einheit und Freiheit nicht gegeben wurde, die ihm in den Be- freiungskriegen versprochen war, und daß die Männer, welche diese Ein- heit und Freiheit forderten, Verfolgung und selbst Kerkerstrafen zu erlei- den hatten. — 2) Neue Hoffnungen lebten auf, als nach Friedrich Wil- helms Iii. Tode sein hochbegabter Sohn, Friedrich Wilhelm Iv, im zur Negierung kam (1840—61). Während in Oestreich der Minister Metternich die unumschränkte Negiernng des Kaisers aufrecht hielt, ries er den „vereinigten Landtag" zusammen, um den Rath der Volks- vertreter zu vernehmen; mit großer Liebe förderte er Kunst und Wissen- schaft (kölner Dom; Alex. v. Humboldt, Gebr. Grimm rc.). Aber Deutschland die ersehnte Einheit zu geben, war ihm nicht beschieden (vergl. §. 170). Nach 16jähriger Negierung traf ihn die schwere Prü- fung, daß ein Gehirnleiden ihn zwang, aller Thätigkeit zu entsagen. ch §. 168. Fortsetzung, b. Griechenland. Türkei. Um das türkische Joch abzuschütteln, griffen die Griechen unter Alex. Ppsilanti 1821 zu den Waffen. Nach 6jährigem heldenmüthigem Kampfe kamen ihnen England (Minister Canning), Frankreich und Rußland zu Hülfe; sie vernichteten in der Seeschlacht von Navarin (S.w.-Küste Moreas) m7 die türkische Flotte und machten Griechenland zu einem selbständigen Staat (1828), der vier Jahr später den Prinzen Otto von Baiern zum Könige erhielt. — Der Krieg, den Sultan Mahmud 1829 mit Niko- laus vonnußland (1825—55) führte, endete für ersteren unglücklich, da er den Handel auf dem schwarzen Meere frei geben und Rußland die Schutzherrlichkeit über die Moldau und Wallachei zugestehen mußte. — c. Die romanischen Länder erschütterten blutige Verfassungskämpfe. In Italien wurden dieselben durch Oestreich unterdrückt (1821); Spa- nien aber und Portugal kamen mehrere Jahrzehnde nicht zur Ruhe und verloren überdies ihre reichen amerikanischen Kolonien. — In Fran k- reich wurde 1830 der despotisch gesinnte König Karl X. durch dic1830 Juli-Revolution gestürzt und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, auf den Thron gerufen. — d. Belgien. In Brüssel brach in Folge der Julirevolution gleichfalls ein Aufstand aus, der dahin führte, daß sich die katholischen belgischen Provinzen von Hol- land losrissen und den Prinzen Leopold von Koburg zum König wähl- ten. — o. Die Polen erhoben sich im I. 1830 gegen die russische Herr- schaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostrolenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen völlig und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Oestreich vereinigt wurde (1846). Backhaus, Leitfaden. 2. Aufl. 8

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 402

1858 - Osnabrück : Rackhorst
402 thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl- standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un- bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel schrecklicher sind, als im Norden. Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet, und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste Gesetzbuch bleibt. — Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000 Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro- vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis. Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin- dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim- men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000 (vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung vertheilt sich folgendermaßen: 1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000 2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000 3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000 Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben 26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill. Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da- gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha- medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt- türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill. leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller, welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 141

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. 14 t August durchschaute des Mannes Plane, ließ ihn verhaften und öffentlich hinrichten. Prinz Maximilian Wilhelm büßte durch eine kurze Gefangen- schaft auf der Festung Hameln. Seit dem Regierungsantritte von Ernst August, dessen edle Gemahlin, Sophia, durch Feinheit des Geistes am Hofe lange einen erheblichen Ein- fluß ausübte, hob sich der Wohlstand des Landes und verbreiteten sich die Segnungen einer raschen, unparteiischen Rechtspflege. Die Geschäfte wur- den unter Collegien vertheilt, denen in dem Grafen Ernst von Platen und dem vielgewandten Otto Grote thatige Vorsteher gegeben wurden. So ge- schah es, daß Ernst August unter den deutschen Fürsten bald eine Stellung zu behaupten wußte, der seine kleinen Fürstenthümer nicht entsprachen. Es befand sich dazumal das Reich von zwei Seiten durch mächtige Feinde bedrängt. Am Rhein herrschte Ludwig Xfv. mit dem höhnenden Uebermuthe eines Siegers, und trat die Rechte vieler deutschen Fürsten mit Füßen; im Osten wütheten die Heere der Osmanen, drangen bis zu den Kaiserburgen an der Donau vor und drohten, im Verein mit den aufgestande- nen Siebenbürgen, den Thron von Kaiser Leopold I. zu stürzen. Zu dieser Zeit der höchsten Gefahr, als viele deutsche Reichsfürsten sich feige dem ge- meinschaftlichen Kampfe zu entziehen wußten, oder wohl gar mit dem Kö- nige von Frankreich sich in einen schimpflichen Bund einließen, schloß Ernst August 1683 mit dem Kaiser eine Einigung ab, vermöge welcher er sich zur Stellung eines Hülfsheeres von 10,000 Mann verpflichtete. Zunächst richtete sich die Kraft der Verbündeten, denen auch Polen und Venedig bei- getreten waren, gegen die Feinde im Osten. Bei Gran stritt 1685 der Erbprinz Georg Ludwig siegreich gegen die Osmanen, und nahm dann an der Erstürmung von Neuhausel Theil. Hiermit noch nicht zufrieden, sandte Ernst August in dem nämlichen Jahre 6700 Streiter unter seinem dritten Sohne, Maximilian Wilhelm, der Republik Venedig zu Hülfe, welche die Vertreibung der Türken aus der Halbinsel Morea beabsichtigte. Solcher- gestalt hoffte der Herzog den Glaubensfeind in seinem eigenen Lande zu beschäftigen, und dadurch dem Kaiser Gelegenheit zu verschaffen, sich mit ungetheilter Macht den Angriffen Frankreichs entgegenzustellen. Unter der Oberanführung des Venetianers Morosini kämpfte Maximilian Wilhelm an der Spitze der lüneburgischen Regimenter vor Coron, und erstieg diese Stadt. Im folgenden Jahre wohnte er, verstärkt durch neue Schaaren, welche Ernst August ihm überwiesen hatte, den Kämpfen bei Navarino und Napoli di Romania bei. Auch 1687 wurde dieser Krieg fortgesetzt, welcher den größeren Theil des lüneburgischen Heeres aufrieb. Mancher, den die Waffen des Feindes verschonten, erlag dem südlichen Sommersieber. Erst

7. Die deutsche Geschichte - S. 87

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
87 mehrere deutsche Fürsten, die Retter gewesen waren. Der Krieg mit den Türken dauerte indessen noch 15 Jahre, und nach neuen Siegen, welche der Herzog Karl von Lo- thringen und der Prinz Eugen von Savoyen gegen die- selben erfochten, erhielt der Kaiser Ungarn wieder, und mit den Türken wurde 1697 ein Waffenstillstand auf 25 Jahre zu Karlowitz geschlossen. Unterdessen erneuerte Ludwig Xiv. den Krieg mit Deutschland (1688) schon wieder, indem er die Erbrechte einer pfälzischen Prinzessin, die an einen französischen Prinzen vermählt war, geltend machen wollte. Mit der größten Grausamkeit sielen seine Heere in die Rheinpfalz ein, brannten unter dem unmenschlichen An- führer Melac die Städte Heidelberg, Mannheim, Fran- kenthal, Speier, Worms, Oppenheim, Kreuznach, Alzei, u. s. w. nieder, und trieben die Einwohner nackt und hilf- los in die Fremde. Jedoch halfen diese Grausainkeiten dein Könige nichts; aus Entkräftung seines Landes mußte er 1697 zu R y s w i ck Frieden machen und mehrere Festun- gen, die er früher genommen hatte, aber leider nicht Straß- burg, wieder herausgeben. In diese Zeit fallt auch die Erhöhung mehrerer deut- schen Fürsten. Dem Herzoge Ernst Ludwig von Hannover ertheilte Leopold 1692 die 9te Churwürde; der Churfürst von Sachsen, Friedrich August Ii., wurde 1697, nach dem Tode des tapfern Sobiesky, von den Polen zum König ge- wählt, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten war; und 1701 am 17. Jänner, erhob der große Churfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Preußen zum Königreiche, und nannte sich König Friedrich I. 79. Der spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714. Eine Hauptursache, warum Ludwig Frieden schloß, war die, daß er einen neuen wichtigen Krieg voraussah, zu wel- chem er sich rüsten wollte. Es war der spanische Erbfolge- krieg. Aus den Thron des alten kinderlosen Königs Karl Ii. von Spanien, hatten Baiern und Oestreich die nächsten Erbansprüche. Als aber der baierische Prinz Johann Fer- dinand starb, den Karl zu seinem Nachfolger im Testament bestimmt hatte, wußten die französischen Gesandten von dem schwachen Könige ein anderes Testament zu erschleichen, worin er den Enkel Ludwigs, Philipp von Anjou, zu sei-

8. Die deutsche Geschichte - S. 120

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
120 Bekanntlich hat der 19. Artikel der deutschen Bun- desakte freien Handel und Verkehr in Deutschland ver- sprochen; allein die Erfüllung dieses Versprechens zog sich immer mehr in die Lange. Es blieb dem Gutachten ein- zelner Staaten überlassen, was sie für die Handelsfreiheit thun wollten. Die Zahl der Schlagbaume wuchs jährlich; Ein Fürst nach dem andern erließ mehr oder weniger strenge Zollgesetze. Die Klagen darüber wurden immer lauter und vermehrten sich ins Unendliche. Mord und Todschlag zwischen den Zollbeamten und Schleichhändlern waren nicht selten. Da der Bundestag einen allgemeinen freien Handels- verkehr nicht zu Stande bringen konnte, so entschlossen sich endlich mehrere deutsche Regierungen sogenannte Zollvereine unter sich zu errichten, wodurch der Verkehr zwischen die- sen «Staaten so viel als möglich erleichtert wurde, lind ein großer Schritt zur allgeincincn Vereinigung, nach der sich die Völker sehnen, gethan war. — Oestreich blieb in sich abgeschlossen; Preußen hingegen nahm Darmstadt, Anhalt und Sondershausen in seinen Zollverband auf; Baiern, Würtemberg und Hohenzollern traten für sich in einen be- sondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kas- sel und Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handels- verein, so daß Baden, Mecklenburg und noch einige andere kleinere Staaten allein standen. Mit dem Jahre 1832 ist auch Hessenkassel und Weimar dem preußisch - darmstadti- schen Zollverein beigetrctcn, welches im Hanauischen tu- multuarische Auftritte veranlaßte, wobei mehrere Menschen das Leben verloren und einige Zollhäuser niedergebrannt wurden. Die rheinisch - westindische Compagnie in Elberfeld dehnte ihren Verkehr immer weiter aus, und machte nicht unbe- deutende Geschäfte. Die freie Schifffahrt auf dem Rhein bis ins Meer, die von Holland so lange bestritten und gehemmt worden, ist nach langwieriger Unterhandlung durch eine in Mainz niedergesetzte Comniission 1831 zu Stande gekommen. 104. Die zweite französische Revolution, Ende Juli 1830, und ihre Folgen. Die ältere Linie der Bourbonen,, welche nach dem Sturze Napoleons durch die verbündeten Machte wieder aus den französischen Thron gelangte, hatte, obwohl Ludwig Xviii.

9. Die deutsche Geschichte - S. 126

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
126 frei der Intelligenz und dem Wohlstand des hohem Bürger- thums der Friede gesichert, eine lange Reihe von Jahren im- mer wachsenden Gedeihens verbürgt. Es ist im lausenden Decennium reicher geworden, als jemals, an Gütern, wie an -Hoffnungen. Der Verkehr hat ein regeres Leben gewon- nen , besonders durch die stets zunehmende Ausdehnung des von Preußen eingeleiteten Zollverbandes, welcher seit dem Beitritt Badens (35) und Frankfurts (36) ein Areal von 8252,71 £t. M. hat. Bereits sind Vorschläge gemacht zu gemeinsamen Maß, Gewicht und Geld, deren Ausführung Deutschlands commercielle Einheit und Selbstständigkeit nur noch fester begründen würde. Ein ausgedehnter Markt, ein weites Feld der Thätigkeit ist der Industrie und der Speculation nun geöffnet. Groß- artige Anstalten finden seither desto willkommenere Ausnahme, und die Mittel des Verkehrs werden täglich erweitert. Unter- nehmungen, die unlängst noch kühne Träume galten, sind theils ausgeführt, theils im Werden. Eine Telegraphenlinie ward durch ganz Preußen angeordnet, steht Oesterreich nahe bevor, und Baierns kräftiger König gab seinen Namen und Beistand zu jenem Canalbau, den Karl der Große schon beabsichtigt hatte, aber nicht auszuführen vermochte. Ueberall Dampfschifffahrt und Eisenbahnen, wozu sich, wie in Großbritannien, Actiengesellschaften bilden. Auf diese Weise werden die gewerbsamsten Städte einander genähert, und aus dem regern Verkehr können Landwirthschaft und Industrie um so größer« Nutzen ziehen, als zahlreiche, der höher« Bürger-Bildung ausschließlich gewidmete Unterrichts- Anstalten die Jugend für die Fortschritte der Zeit empfäng- licher machen. Untrügliche Zeichen einer noch bessern Zukunft, die nicht ausbleiben kann, wenn der ruhige Gang der intellektuellen und materiellen Entwicklung durch keinen Sturm von außen gestört wird, wenn Gerechtigkeit, Mäßigung und Menschen- liebe fortan die Schritte der Fürsten, Gehorsam und Ver- trauen die der Völker leiten. Daß dem also werde, das füge Gott!

10. Die deutsche Geschichte - S. 115

1837 - Mannheim : Schwan [u.a.]
115 Schlei;, Lippe - Detmold , Lippe - Schaumburg und Wal- deck ; 4 freie Städte: Frankfurt, Lübeck, Bremen und Hamburg, (jetzt in allem 38). Alle die zu einem deutschen Bunde vereinigten Staaten enthalten 11,600 £X. M. mit über 34 Mill. Seelen. — Die beständige Bun- desversammlung , der Bundestag, nahm 1816 im No- vember seinen Sitz in der freien Stadt Frankfurt; und Deutschland genoß nun einer wohlthätigen Ruhe. Landständische Versastungen haben bereits die meisten deutschen Bundesstaaten erhalten. Hochherzig ging in Er- füllung dieser großen Nationalangelegenheit Max Joseph, König von Baiern, voran. Schon am 26. Mai 1818, seinem 62sten Geburtstage, beschenkte er sein Volk mit ei- ner Verfassung. Zunächst folgten die Regenten von Wür- ttemberg, Baden, Darmstadt, Weimar und Nassau. Im Preußischen sind seit 1823 Provinzialstände angeordnet wor- den, wie sie seit Jahrhunderten in den östreichischen Erb- staaten bestehen. Auch sind in mehreren Staaten des deutschen Bundes die lutherischen und reformirtcn Kirchen in Eine, unter dem Namen evangelisch - christliche Kirche vereinigt worden. Eine gleichförmige, allgemeine Gesetzgebung über die Presse, welche die Bundesakte verhieß, konnte jedoch noch nicht ins Leben treten. Es wurden vielmehr, der heftigen Be- wegung des Partheigeistes und andrer unglücklicher Um- stände wegen, durch Bundesbeschluß alle Zeitschriften und andere Schriften seit September 1819 der Censur unter- worfen. Deßohngeachtet bietet der Gang der deutschen Li- teratur in den letzten 12 Jahren eine reiche und erfreuliche Geistesentwicklung dar. Auch die Gewerbsthätigkeit und der Wohlstand Deutschlands, welches darin früher einigen andern Ländern nachstehen mußte, machten bedeutende Fortschritte. 100. Der heilige Bund 1815. Der Congreß zu Aachen 1816, zu Carlsbad 1819, zu Wien 1819 — 1820. Schon längst nährte jeder froinme Menschenfreund den Wunsch, daß unter gesitteten Völkern alle Kriege, alles Blutvergießen aufhören, daß sich die Regenten, nach den Grundsätzen des Christenthums, in Gerechtigkeit, Liebe und Frieden einander entgegen kommen, und sich allein der Be- glückung ihrer Völker widmen möchten. 8 .
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