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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

3. Nationale Erdkunde - S. 132

1911 - Straßburg i.E. : Bull
132 Ii. Europa. Die Appenninen-Kalöinsel. Italien. Italien steht wie Österreich-Ungarn im Bunde mit unserm Vaterlande. Daß Österreich dieses Bündnis einging, ist begreiflich: es ist unser Nachbar, hat eine sehr starke deutsche Be- völkerung, war bis zum Jahre 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Was aber mag Italien, das doch die Seimat einer ganz anderen Rasse ist, bewogen haben, dem Dreibund b eizutreten? Getäuschte Hoffnungen haben Italien an Deutsch- lands Seite getrieben. Als dem jungen Königreiche in den 80 er Iahren des letzten Jahrhunderts Tunis in Nordafrika entging, weil dieses von den Franzosen besetzt wurde, da sührte der Groll darüber Italien dem Bunde der beiden deutschen Staaten in Mitteleuropa in die Arme. Der deutsche Handel mit Italien hat dieses Bündnis nicht zu beklagen gehabt. Während infolge der Verstimmung zwischen Frankreich und Italien der italienische Handel über die fran- zösische Grenze stark zurückging, steigerte sich der Warenaustausch zwischen Deutschland und Italien ganz bedeutend. Zunächst hatte Italien den Vorteil davon, denn es fand einen guten Abnehmer; besonders an der deutschen Seidenindustrie. Sie braucht ja in starken Mengen die Äauptausfuhrware des italienischen Bodens: Rohseide. Italien ist das Musterland der Baumzucht; es leistet Großartiges in der Anlage und Pflege des Maulbeerbaumes. Das milde südliche Klima, in dem das Mittelmeer wie eine Warmwasserheizung wirken kann, da vier Fünftel aller Landfläche weniger als 100 km von der Küste entfernt sind, begünstigt Wachstum und Entfaltung dieser Bäume. Selbst weit vom Meere abliegende Teile wie die Potief- ebene sind weit entfernt von der Einförmigkeit unserer Ebenen. Anabsehbar dehnen sich hier die Flächen, die mit Maulbeerbäumen bestanden sind. Für nahezu eine halbe Milliarde Mark Rohseide führt Italien alljährlich aus, und unser Vaterland, das 1907 für rund 200 Mil- lionen kaufen mußte, nahm davon für 115 Millionen Mark auf. Stark ist auch unser Bezug von Südfrüchten aller Art aus Italien. Ligurien, die Küste von Apulien, die ganze Nord- oste der Insel Sizilien, sowie die Landschaften am Gardasee

4. Nationale Erdkunde - S. 57

1911 - Straßburg i.E. : Bull
1. Großbritannien und Irland. 57 Ja bis ins eigene Land hinein verfolgt der deutsche Gegner den englischen Kaufmann, und gerade Englands Äauptindustrie, die der Wolle und Baumwolle, wird am stärksten getroffen, denn England ist ein wichtiger Markt für deutsche Gewebe. Dagegen hilft heute keine Abwehr mehr. Einst wollten die Engländer unsere Waren durch den Stempel „Made in Germany" in Verruf bringen. Äeute ist dieses Made in Germany die allerbeste Empfehlung, so daß schon der Vorschlag gemacht wurde, den Stempel zu ersetzen durch den Vermerk „Nicht britisch". Sollte sich England eines Nebenbuhlers wie Deutschland nicht zu entledigen versuchen? Muß es nicht fürchten, immer mehr Absatzgebiete mit dem unbequemen „Emporkömmling" teilen und so am eigenen Wohlstand Schaden leiden zu müssen? Mancherlei hat England schon unternommen, um die deutsche Ausdehnungskraft einzudämmen und in Schranken zu halten. Eine ganze Reihe von Bündnissen und „Einverständnissen" hat es mit anderen Staaten geschlossen; es hat Deutschland unter den Völkern zu vereinsamen, kalt zu stellen versucht, und mit ziemlichem Erfolge. Das Deutsche Reich kann sich heute in der Welt nur mit größter Vorsicht rühren und muß stets den Einspruch Englands sürchten. Das lehren besonders Türkisch-Asien und Marokko. Die englischen Einkreisungsversuche sind schließlich Gewaltmittel, nicht ungefährlich für England selbst, weil sie zuletzt eine kriegerische Stimmung bei uns und über dem Kanal erzeugen müssen. Ein friedliches Mittel zur Sicherung der Sandels- und Weltstellung Englands haben dann englische Männer zu sehen geglaubt in der Gründung des Britischen Zollvereins. Diese Männer sagen so: Auch Eng- land hat (wie Deutschland) eine viel größere Einfuhr als Ausfuhr. Es müßte also in steigendem Maße der Schuldner des Auslands werden, wenn nicht die Zinsen seines im Auslande angelegten Kapitals und die Gewinne seiner Schiffahrts-Gesellschasten den Unterschied ausglichen. Soweit wäre also die Lage noch gut. Es kommen aber zwei Amstände hinzu, die sür England eine Gefahr bedeuten. Alle großen Mächte belegen gewisse auswärtige Industrie- Erzeugnisse und Rohstoffe beim Eintritt in ihr Land mit einem Zoll. England allein erhebt vorläufig keine Zölle; es ist „Freihändler." Wenn also die englischen Waren in den sremden Ländern mit einem Zoll belegt werden, muß der englische Warenabsatz weniger

5. Nationale Erdkunde - S. 278

1911 - Straßburg i.E. : Bull
278 V. Afrika. tropischen Afrika, der mit pflanzlichen und tierischen Abfallstoffen geradezu gesättigt erscheint, zu Milliarden gedeihen. Der Mittel zur Bekämpfung gibt es mancherlei. Reinlichkeit in Straßen und Wohnungen, Beschaffung guten Trinkwassers, Entsumpfung der Umgebung der Wohnstätten, Verlegung der Wohnhäuser nach höher gelegenen Orten sind wichtige Vorbeugungsmittel. Dann aber muß der weiße Arzt hinaus, muß dem kranken Schwarzen Äelfer und Netter werden. — Ebenso gefürchtet wie Malaria ist wohl die Schlafkrankheit. Deutsche Ärzte haben bereits ihr Wesen erforscht, und mancherlei ist schon zu ihrer Bekämpfung geschehen. Als das wichtigste^unter Afrikas Ländern erscheint uns Deutsch- Afrika. Dies wollen wir zunächst durchstreifen. 2. Deutsch Afrika. Bedeutung unserer Kolonien. Kolonien kosten Geld. Sie sind eine stete Gefahr, weil sie uns leicht in Reibereien mit andern Völkern hineinbringen können. Sie zwingen uns, „Weltmacht" zu werden, d. h., in die Äändel der Welt einzugreifen. So hat man wohl gesagt. And jdennoch können wir sie nicht mehr entbehren. Zweck der Kolonien. Fremde Kolonien. Wer sie für ent- behrlich hält, dem muß man zunächst entgegenhalten, daß alle großen Mächte und selbst eine Reihe kleinerer Staaten Kolonien besitzen, sie festhalten und neue dazu erwerben, daß der Kolonialbesitz Deutschlands sogar im Vergleich zu dem anderer Mächte gering ist, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht. Es besitzen: Kolonialbesitz: Kolonialland Millionen qkm Bevölkerung in Millionen England..... 22,2 352 Rußland..... 17,0 12 Frankreich .... 4,5 53 Niederlande . . . 2,0 36 Belgien ..... 2,4 25 Portugal..... 2,3 9

6. Deutsche Geschichte - S. 276

1881 - Straßburg : Schultz
276 Der Aufschwung Deutschlands. bestieg als König Wilhelm I den preuischen Thron. Es war ein schwer geprfter, vielerfahrener Mann, der jetzt die Krone trug. Als Knabe hatte er den Zusammenbruch des preuischen Staates gesehen und bald darauf tieftrauernd am Bette der edlen Mutter gestanden; als Jngling erwarb er sich in den Reihen der Vaterlandskmpfer durch khnes Wagstck das eiserne Kreuz". Auch in den spteren Jahren hatte er den Ernst des Lebens kennen gelernt; aber mit der Festigkeit eines Soldaten auch das Schwerste ruhig ertragen. Jetzt hatte er eingesehen, da nur durch ein starkes Heer den drohenden Gefahren begegnet und Preußen aus der Erniedrigung, in die es durch den Vertrag von Olmtz gestrzt war, erhoben werden knnte. Er brachte daher den Plan zu einer Heeresorganisation, sein eigenstes Werk, vor den preuischen Landtag. Allein die liberalen Parteien der Kammern frchteten eine allzu groe Belastung des Landes; sie widersetzten sich dem Entwrfe und riefen dadurch einen inneren Kampf hervor, in welchem die Geister sich mehrere Jahre hindurch erhitzten. Whrend dieses Streites rief der König den Herrn von Bismarck an die Spitze des Mniste-riums. Niemand ahnte damals den Riesengeist dieses Mannes und die Riesenentwrfe, die in seiner Brust schlummerten. Ein bitterer Ha fast aller Parteien trat ihm entgegen, und der innere Zwist er-reichte seine Hhe. Aber unerschttert gingen der tapfere König und sein groer Minister auf das Ziel los, und wirklich setzten sie die Heeresverbesserung durch, welche Preußen nicht nur die zahlreichste, sondern auch, Dank der steten Sorgfalt des Knigs, des Kriegsministers v. Roon und des Generals Manteuffel, die beste Armee Europas verschaffte. Bald sollte die Gelegenheit zur Benutzung dieser Truppen kommen. 1864 a. Der dnische Krieg (1864). In verblendetem Uebermut ging Dnemark gegen Deutschland vor. Der König Friedrich Vii gab eine neue Verfassung, in welcher Schleswig von Holstein losgerissen und mit Dnemark vereint wurde. Auch sein Nachfolger, Christian Ix (aus der Glcksburger Linie), besttigte diese Verfassung. Dagegen schickte der deutsche Bund Executionstruppen nach Holstein; Sachsen, 1863 Hannoveraner, Preußen und Ostreich er besetzten Holstein (Dezbr. 1868). Hierauf buldiaten die Holsteiner dem Herzog Friedrich von Auqustenbura. während Preußen und Ostreich eng verbunden noch einmal Christian Ix zur Aufhebung der Verfassung aufforderten und dann nach abschlgiger Antwort in eigenem Namen den Krieg begannen. Wohl hofften die Dnen auf den Beistand Englands und Frank-reichs; aber beide Mchte scheuten sich, gegen das verbundene Ostreich und Preußen das Schwert zu ziehen. Den Oberbefehl der das gesamte Heer fhrte der alte W ran gel; unter ihm stand Prinz Friedrich Karl, der die Preußen, und Gablenz, der die Ostreich er anfhrte. Nach fruchtlosem Widerstande rumten die Dnen das

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 255

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 255 — 11. Mai und 2. Juni 1878, wagten es verkommene Menschen, die frechen Mörderhände gegen das geheiligte Leben des greisen Monarchen zu erheben. Durch Gottes Gnade blieb er zur Freude seines Volkes beim ersten Attentate verschont, während das zweite ihm schwere Verwundungen beibrachte. Nur dem Umstande, daß der Kaiser dem Sonntage zu Ehren einen Helm trug und der kühlen Witterung wegen einen Mantel um seine Schultern geschlagen hatte, war es zu verdanken, daß er vor dem Äußersten bewahrt blieb. Ein Schrei des Entsetzens und der Entrüstung ging durch das ganze deutsche Volk, welches tagelang um das teure Leben zitterte. Zwar mußte der Kaiser für längere Zeit dem Kronprinzen die Stellvertretung in der Regierung übertragen, aber mit Gottes Hilfe und unter der sorgsamen Pflege seiner Tochter, der Großherzogin von Baden, genas er wieder und konnte, nach einem längeren Aufenthalte in Teplitz und Gastein, sowie in Baden-Baden und Wiesbaden am 5. Dezember 1878 in seine Hauptstadt zurückgekehrt, zur großen Freude seines Volkes die Zügel der Regierung wieder selbst in die Hand nehmen. Inzwischen hatte der in Berlin versammelte Reichstag das Sozialistengesetz angenommen, das den gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, wenigstens den öffentlichen Umtrieben derselben, ein Ziel zu setzen bestimmt war. Sorge für das Wohl der arbeitenden Klassen. Der Kaiser aber wußte sehr wohl, daß weder durch dieses Gesetz allein noch durch polizeiliche Maßregeln die offenbar gewordenen Schäden und Übel der Gesellschaft, welche den sozialistischen Umtrieben Vorschub leisteten, geheilt werden konnten. Er erkannte mit klarem Blicke die Notwendigkeit, auf dem Wege der Gesetzgebung die berechtigten Forderungen der sozialen Bewegung zu befriedigen und die Grundursachen der fast unerträglichen sozialen und wirtschaftlichen Zustände zu beseitigen. Deshalb erklärte er in einer Botschaft an den Reichstag, daß er es für feine kaiserliche Pflicht und vornehmste Sorge halte, kräftige Maßregeln zu ergreifen, „den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu verschaffen." Die Klagen der Arbeiter über das Mißverhältnis zwischen Arbeit und Lohn, über Ausbeutung durch das Kapital, über die Gesundheitsschädlichkeit der Arbeitsräume, über die trübe Aussicht auf das Alter wurden als berechtigt anerkannt und hatten wirksame Maßnahmen zur Beseitigung dieser Übelstände zur Folge. So wurde denn 1878 das Institut der Fabrikinspektoren eingeführt, man richtete Einigungsämter zur Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein; die Kinder- und Frauen-, sowie die Sonntagsarbeit wurde

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 262

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 262 — gesucht. Nachdem ein blühender Enkel einen raschen Tod gefunden hatte, sanken nacheinander auch der geliebte Gemahl und der hoffnungsvolle Sohn ins Grab. Da zog sich die trauernde Fürstin ganz aus dem öffentlichen Leben zurück, um in der Einsamkeit und im Glauben an ein Wiedersehen im Jenseits Trost und Zuversicht zu finden. Am 7. Januar 1890 legte auch sie ihr müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder; ihre sterbliche Hülle wurde im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt. Ihr Andenken wird im deutschen Volke dauernd fortleben; sie hat ihre Lebensaufgabe erfüllt, die darin bestand, „Thränen zu stillen, Wunden zu heilen, Kummer zu lindern, frohe und glückliche Menschen zu machen." Die drei Paladine Kaiser Wilhelms I. Unter den Helbengestalten des ruhmreichen bentsch-französischen Krieges gebührt neben Kaiser Wilhelm I. und den übrigen beutfchen Fürsten besonbers dem Fürsten von Bismarck, den Grafen von Moltke und von Roon ein großer Anteil an dem Verbienst, bei der Grünbung des Deutschen Reichs thatkräftig mitgewirkt zu haben. Otto von Bismarck würde am 1. April 1815 auf dem Rittergute Schönhansen an der Elbe als Sohn eines Rittmeisters a. D. geboren. Nachbem er in Berlin das Gymnasium besucht hatte, ftubierte er von 1832—1835 in Göttingen die Rechte. Als Politiker trat er zuerst in der preußischen Nationalversammlung (1847) hervor, wo er durch die Klarheit, Offenheit und Kühnheit seiner Reben balb die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich lenkte. Im Jahre 1851 würde er von Friedrich Wilhelm Iv. zum Gefanbten beim Bunbestage in Frankfurt a. M. ernannt und bemühte sich mit allem Eifer, jeboch erfolglos, die Gleichstellung Preußens mit Österreich zur Anerkennung zu bringen. Nachbem er seit 1859 als preußischer Gesandter in Petersburg und dann kurze Zeit als Botschafter in Paris thätig gewesen war, berief ihn König Wilhelm I. im September 1862 an die Spitze des Ministeriums und übertrug ihm gleichzeitig die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Nun folgten für den neuen Ministerpräsi-benten schwere Tage; benn die Mehrheit der Abgeordneten wollte die zur Durchführung der geplanten Umgestaltung des Heeres ersorberlichen Gelbmittel nicht bewilligen, und alle Anstrengungen Bismarcks, eine Verstänbigung zwischen Regierung und Volksvertretung zu erzielen, blieben ohne Erfolg. Jnbeffen währten die trüben Tage nicht lange, benn nach den glänzenben Erfolgen der kühnen und besonnenen Politik des leitenben Staatsmannes in den Kriegen von 1864 und 1866 bewilligte die Volksvertretung bantbaren Herzens noch nachträglich die früher verweigerten Forberungen, und Bismarck, dem König Wilhelm schon nach Beenbigung des bänischen Krieges die Grafenkrone und den hohen Orben vom Schwarzen Adler verliehen hatte, würde der volkstümlichste Mann in ganz Deutschland Als nach der Kriegserklärung Frankreichs im Jahre 1870 der Norben und der ©üben Deutschlanbs einmütig zu den Waffen griff, als nach den ruhmreichen Siegesthaten der beutfchen Armee Elsaß-Lothringen, das einst schmachvoll geraubt worben war, an Deutschland zurückfiel und ein neues Deutsches Reich erftanb, ba würde Graf Bismarck von Kaiser Wilhelm als „beutscher Reichskanzler" an die Spitze der neuen Regierung gestellt. Die Gnabe seines bankbaren Königs erhob ihn in den Fürstenstanb und verlieh ihm das Gut Friebrichsruh als erblichen Grunbbesitz.

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 42

1912 - Straßburg : Bull
42 Es gibt aber auch eine sehr große Zahl von Gegnern der Weinzölle. Ihre Gründe: Der Zoll verteuert ihr Getränk, nimmt ihnen also von ihrem Geld zugunsten anderer. Am meisten wehren sich Industrie und Handel gegen die Weinzölle und mit ihnen alle, die von Industrie und Handel abhängen. Die ausländischen Weine kommen nämlich großenteils aus Spanien, Portugal oder Italien. Diese Länder kaufen viele von unsern Jndustriewaren ab und würden diese mit einem hohen Eingangszoll belegen, wenn wir ihre Weine noch höher belasten wollten. Wenn also die Reichsregierung einen Handels- vertrag mit jenen Staaten schließt und den deutschen Jndustriewaren dort leichte Einfuhr zu sichern sucht, so jammern und klagen in ihrem Rücken die deutschen Winzer, weil jene Einfuhr nur mit niederen Zollsätzen für aus- ländischen Wein erkauft werden kann. Handel und Industrie wollen den Handelsvertrag für sich recht günstig haben, die Winzer aber möchten am liebsten den fremden Weinen den Ein- gang möglichst schwer machen. Was soll die Reichsregierung tun? Beiden recht zu machen, ist unmöglich. Jede Partei klagt, daß man sie schädigt, weil jede nur an sich denkt. Die Regierung aber hat das Wohl aller zu bedenken. So ist es nicht nur in der Weinzollfrage, sondern noch bei vielen andern Wünschen. Daran muß sich immer wieder jeder Stand und Beruf erinnern, wenn seine Wünsche nicht gehört werden können. Gewiß darf jede Partei den größten Gewinn für sich herauszuschlagen suchen. Sie muß sich aber auch bescheiden, wenn dieser Gewinn nicht so groß wird, als sie er- wartet hat, weil die Regierung einen Mittelweg suchen und ein- schlagen mußte. Unser Winzerstand wird also auch in der Zukunft mit seinen Forderungen an die Reichsregierung herantreten, besonders im Jahre 1914, wenn neue Handelsverträge zu schließen sind. Auch das Reichsweingesetz vom Jahre 1909 befriedigt noch nicht ganz. Unser Weinbau ist eben wie die ganze Wirtschaft unseres Stammes von der gesamten deutschen Volkswirtschaft abhängig. Die Handelsverträge des Reiches bestimmen auch sein Wohl und Wehe. Am Winzerstand der andern deutschen Länder muß sich der unsrige Stütze und Rückhalt suchen, wenn er neue Forderungen erheben will. Selbsthilfe aber muß vorangehen. Worin diese zu suchen ist, geht aus der kurzen Geschichte des Weinbaues im vorstehenden hervor. Unsere Weinberge bedürfen einer durchgreifenden Verjüngung. Neues, aber veredeltes Blut muß ihnen zugeführt werden. Die Einfuhr billiger ausländischer Weine kann nie entbehrt werden, weil der deutsche Weinbau nie den deutschen Be- darf an Wein decken wird. Auf lange Zeit hinaus werden diese fremden Weine die einheimischen unterbieten. Darum müssen die neuzupflanzenden

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 110

1912 - Straßburg : Bull
110 Forderungen feindselig gegenüber. Es kam zu Kämpfen zwischen den Zünften und den vornehmen Herren. Jene blieben Sieger. Die Adeligen aber wanderten aus, meist sogar aus dem Lande. Sie gingen „ins Reich". Solche Kämpfe haben an vielen Orten unseres Landes stattgefunden. (Hat man doch nicht weniger als 46 Städte im Elsaß gezählt. In der Nähe des größten und wichtigsten Handelswegs des Reiches, des Rheins, mußten ja die Städte emporblühen.) In späterer Zeit hat dann besonders die französische Revolution den Adel hart mitgenommen, so daß heute nur noch wenige Familien erhalten sind. Während darum in andern deutschen Staaten in der Ersten und auch in der Zweiten Kammer, sowie unter den höheren und höchsten Beamten adelige Namen häufig vorkommen, trägt bei uns der Landtag wie das Beamtentum, wie das ganze Volksleben einen bürgerlichen Charakter. Was wir jetzt so kurz aufgezählt haben: Einrichtung unseres Landtags, Wahlrechte des elsaß-lothringischen Volkes, das bildet den Hauptinhalt des vielgenannten Wortes „Verfassung". Seit der französischen Revolution ist auch in den deutschen Landen der Ruf nach einer Verfassung nicht mehr verstummt, bis alle deutschen Staaten die ihre besaßen. Den Zweck der Verfassung kennen wir bereits. Er heißt: Regierung des Volkes durch das Volk, Mitregierung des Volkes. Wie diese gehand- habt wird, wollen wir nun genauer betrachten. Aufgaben des Landtags. Für die eigentliche Regierung sind die Regierungsbeamten da. Die Landtagsabgeordneten sollen also nicht etwa selber befehlen an irgend einer Stelle. Und doch ist der Teil der Regierung, bei dem sie mithelfen dürfen, der wichtigste und schwierigste. Gesetze sollen sie machen helfen. Das ist eine hohe und wichtige Sache, und das Volk hat durch seine Wahl, der Kaiser durch seine Ernennung eine schwere Arbeit auf die Schultern der Landtagsmitglieder gelegt. Gesetze sollen für alle Bürger im Staate gelten. Wir haben aber früher schon gesehen (Weinbau, Eisenindustrie), wie schwer es ist, es allen Leuten recht zu machen, das wirkliche Wohl aller herauszufinden. Gesetze wirken auch nicht nur für die Gegenwart, sondern ebenso sehr in die Zukunft. Ein gutes Gesetz kann die Wohlfahrt eines Berufes auf Jahrzehnte hinaus sichern. Denken wir nur wieder au unsere Landwirtschaft, an das Reichsweingesetz. Noch tiefer wirken die Gesetze, die das geistige und sittliche Wohl des Volkes zu fördern suchen. Je
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