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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 4

1915 - Lahr : Geiger
— 4 — des Hauses umhertragen, so wird es besser gehen. Bringt mir aber übers Jahr das Kästchen wieder zurück G Die gute Hausfrau setzte in das Kästchen ein großes Vertrauen und trug es fleißig umher. Als sie den nächsten Tag in den Keller ging, wollte eben ein Knecht einen Krug Bier heimlich heraustragen. Als sie noch spät bei Nacht in die Küche kam, hatten die Mägde sich einen Eierkuchen gebacken. Als sie die Stallung durchwanderte, standen die Kühe tief im Kot, und die Pferde hatten statt des Hafers nur Heu und waren nicht gestriegelt. So hatte sie alle Tage einen Fehler ab- zustellen. Als das Jahr um war, ging sie mit dem Kästchen zum Einsiedler und sagte sehr vergnügt: „Alles geht nun besser. Lasset mir das Kästchen nur noch ein Jahr, es enthält ein gar treffliches Mittel." Da lachte der Einsiedler und sprach: „Das Kästchen kann ich Euch nicht lassen; das Mittel aber, das darinnen ist, sollt Ihr haben." Er öffnete das Kästchen, und sieh, es war nichts^ darin als ein weißes Papier, auf dem geschrieben stand: Soll alles wohl im Hause steh'n, So mußt du selber wohl nachseh'n. 5. Die rechte Hausfrau. Dem Vater liegt es ob, auf dem Felde, in der Werkstatt oder im Geschäftszimmer angestrengt tätig zu sein, um das zu erarbeiten, was zum Unterhalte der Seinigcn nötig ist. Aufgabe der Mutter ist cs dagegen, das vom Manne Erworbene haushälterisch zu verrvcnden und der Familie ein Heim zu bereiten, in dem sie sich wohl fühlen kann. Glücklich das Hans, dem eine rechte Frau vorsteht! Von früh bis spät ist sie an der Arbeit, die Wohnung rein zu halten, dem Staube am Boden und auf den Möbeln zu wehren, die Schäden an Kleidern, Wäsche und Vorhängen auszutilgen, jedes Ding an den rechten Platz zu stellen und überhaupt all die tausend Kleinig- keiten zu ordnen, die in einem Haushalte vorkommen und die Tag für Tag besorgt werden müssen, wenn das Ganze bestehen soll. Sie kleidet sich einfach, aber sauber und achtet darauf, daß auch ihre Angehörigen sich nicht über ihren.stand tragen. Die Flickereien sowie die Anfertigung einfacher Bekleidungsstücke besorgt sie selber, wobei sie schon frühzeitig die Mithilfe der heranwachsenden Töchter in Anspruch nimmt; denn sie läßt sich vom Grundsätze leiten, daß die Kinder nicht früh genug zur Arbeitsamkeit angehalten werden können und daß man keinen Pfennig zum Hanse hinauslassen darf, den man selber verdienen kanm Den Geschäften in der Küche wendet sie ihre besondere Sorgfalt zu. Sie setzt ihren Stolz darein, daß Boden und Wände sauber und

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 13

1915 - Lahr : Geiger
— 13 — teiligen Einfluß. Feuchte Wände sind auch kälter als trockene und begünstigen die Entwickelung des Moders. In solchen Räumen holt man sich Rheumatismen, Katarrhe und unter Umständen noch schlimmere Leiden. Es empfiehlt sich daher, nicht in neue, noch feuchte Wohnungen zu ziehen, ebenso nicht in Wohnungen, deren Feuchtigkeit aus vorhandener Schimmelbildung ersichtlich ist. Man wähle nur vollkommen trockene Räume und bestimme hier wieder das trockenste Zimmer zum Schlafzimmer. Die Wohnung soll endlich zweckmäßig gelegen sein. Uner- läßlich für die Gesundheit ist es, sich täglich einige Zeit im Freien zu bewegen. Wie gut diese regelmäßige Bewegung ist, sieht man an jungen Leuten, die Tag für Tag bei jeder Witterung vom Dorfe her in eine städtische höhere Lehranstalt gehen und dabei nicht leidend, sondern wetterhart werden. Es kann deshalb Beamten, Handwerkern, Fabrik- arbeitern und überhaupt allen, die durch ihren Beruf an geschlossene und nicht immer sehr gesunde Räume gefesselt sind, nicht genug empfohlen werden, ihre Wohnung so zu wählen, daß sie alltäglich zu einem kleinen Marsche genötigt sind. 11. Die Reinhaltung der Wohnung. Es genügt nicht, daß die Wohnung geräumig, hell, luftig und trocken ist; sie muß auch rein gehalten werden. Tag für Tag ist im Wohnzimmer der Boden mit einem Haar- besen bei offenen Fenstern zu kehren, wobei die Ecken sowie die Stellen unter den Möbeln besonders berücksichtigt werden müssen. Alsdann stäubt man mit einem weichen, trockenen Tuche ab. Ist der Boden geölt oder angestrichen, so wird er nach dem Kehren mit einem feuchten Tuche aufgezogen. Rach dem Mittagessen wird das Zimmer, wenigstens unter dem Tische, nochmals gekehrt. Der Ofen wird im Winter noch vor dem Reinigen des Zimmers ausgeputzt und zum Anfeuern gerichtet, falls dies nicht schon am Abend vorher geschehen ist. Im Schlafzimmer werden sofort nach dem Aufstehen die Betten tüchtig aufgeschüttelt und an den geöffneten Fenstern auf Stühlen aus- gebreitet; erst nach gründlichem Auslüften dürfen sie gemacht werden. Die Waschgeräte werden gereinigt und mit einem Tuche ausgetrocknet; der Waschtisch wird sorgfältig abgewaschen. Einmal in der Woche, gewöhnlich Samstags, wird eine gründ- lichere Säuberung vorgenommen. Im Wohnzimmer reinigt man zuerst die leichteren Geräte und ent- fernt sie aus dem Zimmer. Decken und Teppiche werden im Freien ausgeschüttelt oder ausgeklopft. Die Polstcrmöbel werden ausgeklopft, gebürstet, abgestäubt und zugedeckt, die Vorhänge leicht ausgeschüttelt und hoch gesteckt. Alsdann wäscht man die Fenstersimse mit lauwarmem 2*

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 50

1915 - Lahr : Geiger
4l Der Hausgarten. Ist der Gertrudstag (17. Mürz) gekommen und sind die Tage sonnig und warm, so muß die Hausfrau daran denken, ihren Haus- garten zu bestellen. Sie bringt zunächst von der Dungstätte genügend Dung in den Garten. Hierauf wird der Boden, sobald die Erde so- weit trocken ist, daß sie bei der Arbeit nicht mehr am Spaten klebt, sondern schön zerfällt, umgestochen, der Dung in die Gräben eingelegt, das Land mit dem Rechen fein geebnet und in meterbreite Beete ein- geteilt. An einem sonnigen Nachmittage kann man alsdann an die Aussaat der Frühgemüse gehen. Die Sämereien kauft man, soweit man sie nicht selber ziehen konnte, am besten in einer guten Samenhandlung. Man sät sie breit- würfig, indem man sie gleichmäßig über das ganze Beet ausstreut, oder man legt sie in kleine Furchen ein, die man mit der Gartenhacke nach der Schnur zieht, und bedeckt sie leicht mit Erde. Sehr früh lassen sich Gelbrüben ansäen. Der Samen wird breit- würfig, ziemlich dünn über das Beet ausgestreut und mit feiner Erde leicht bedeckt. Ist er aufgegangen, so hat man ihn nur von Unkraut reinzuhalten und zu dicht stehende Pflänzchen auszuziehen. Die Erbsen kann man ebenfalls frühzeitig säen, weil sie die Spätfröste gut aushalten. Man zieht Furchen im Abstand von 50 ein, legt die Erbsen in Abstände von 2—3 cm in jede Furche und ebnet letztere mit Erde. Sind die jungen Pflänzchen 20 ein hoch, so werden die Reihen von beiden Seiten behäufelt und gegen das Umfallen mit Reis geschützt. Da die Spatzen den Erbsen sehr nachstellen, tut man gut daran, über die Reihen je zwei Baumwollfäden in der Höhe von 15 bis 20 cm zu spannen. Anfang April kann Kopfsalat gesät werden und zwar breit- würfig oder in Reihen. Man achte darauf, daß die Pflänzchen nicht zu dicht stehen, weil sich sonst keine schönen Köpfe bilden können. Zu dicht stehende Pflänzchen werden, nachdem sie 4 Blätter haben, heraus- genommen und in ein freies Beet in allseitiger Entfernung von 20—25 cm nach der Schnur versetzt. Ähnlich wird der Endivien behandelt; doch wird er erst Mitte oder Ende Juni gesät. Er bildet keine Köpfe, sondern Büsche. Um recht zarten, gelben Endivien zu erhalten, müssen die Büsche, wenn sie 10—12 Blätter getrieben haben, mit Bast oder Strohhalmen gebunden werden. Die Samen für Weißkraut, Wirsing und Kohlrabi können Anfang April in ein sonniges Beet breitwürfig ausgestreut werden. Die jungen Pflänzchen dürfen, um kräftig zu werden, nicht zu dicht

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 52

1915 - Lahr : Geiger
— 52 — durch Bedecken mit Strohmatten oder umgestülpten Blumenhäfen gegen Nachtfröste geschützt werden. Der Boden um die Pflanzen ist stets locker zu halten. Dem Sellerie ist das am besten gedüngte Beet im Garten an einem ziemlich schattigen Plätzchen einzuräumen. Die Setzlinge werden am besten gekauft, etwa 30 ein voneinander gepflanzt, fleißig begossen und gehackt. Um schöne Knollen zu erzielen, muß man 8—10 Wochen nach dem Verpflanzen die Seitenwurzeln abschneiden. Der Lauch ist gegen die Witterung nicht empfindlich. Der Samen wird im April gesät; man hat dann Ende Mai oder Anfang Juni Setzlinge. Das Verpflanzen geschieht wie bei Sellerie. Die anspruchslose Petersilie nimmt mit jedem Plätzchen vorlieb. Der Samen wird im März oder April gesät und leicht mit Erde bedeckt. Schon im Mai oder Juni kann man dann die Blättchen pflücken. Die Petersilienpflanzen bleiben im Saatbeet stehen und sind von Unkraut reinzuhalten. Den Blumen, diesen schönsten Kindern des Pflanzenreichs, werden die Einfassungen oder Rabatten eingeräumt. Man pflanzt Rosen, Nelken, Goldlack, Astern und andere Sommerblumen, welche den Hausgarten schmücken und an Sonn- und Festtagen einen schönen Strauß für die Wohnstube abgeben. 42. Zehn Gebote der Gesunbheitslehre. Sei mäßig im Essen und Trinken! Denn nichts untergräbt die Gesundheit mehr als Unmäßigkeit. Bevorzuge dabei auch nicht ein- seitig diese oder jene Art von Speisen, sondern halte dich an eine gemischte Kost, bei der neben Fleisch- und Mehlspeisen auch Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst vertreten sind. Sei vorsichtig gegenüber alkoholischen Getränken! Gut vergorenes Bier und leichter Wein, selten und in kleinern Mengen genossen, regen an und schaden der Gesundheit im allgemeinen nicht. Der häufige Genuß größerer Mengen dagegen wird für Herz, Nieren und Nerven verderblich und führt oft zu einem frühzeitigen Siechtum. Branntwein sollte man seines hohen Alkoholgehaltes wegen durchaus meiden. Wer sich seinem Genusse gewohnheitsmäßig hingibt, ist in der Regel unrettbar verloren. In Deutschland allein fallen ihm alljährlich Tausende zum Opfer. Es ist durchaus irrig, wenn man aus der vorübergehenden Anregung, die uns die alkoholischen Getränke gewähren, den Schluß zieht, daß sie ausdauernd machen. Erfahrene Bergsteiger versehen sich mit Wasser, Kaffee oder Thee und nicht mit Branntwein, und den Soldaten, die einen großen Marsch vor sich haben, füllt man die Feldflaschen besser mit verdünntem Kaffee als mit Wein. Kinder

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 53

1915 - Lahr : Geiger
— 53 — sollte man weder Wein noch Bier und am allerwenigsten Branntwein trinken lassen, falls man es gut mit ihnen meint. Sorge für eine geordnete Hautpflege, indem du häufig badest oder wenigstens von Zeit zu Zeit den ganzen Körper mit kaltem oder, falls du dies besser erträgst, mit lauem Wasser abreibst. Beim Baden im Freien, das nicht genug empfohlen werden kann, mußt du dich übrigens hüten, mit vollem Magen oder -in erhitztem Zustande ins Wasser zu gehen und darin zu bleiben, wenn du zu frösteln beginnst. Suche ja deine Zähne zu erhalten'. Ein gutes Gebiß ist für die Gesundheit von der allergrößten Bedeutung, weil es die Speisen zer- kleinern und für die Verdauung zubereiten muß. Mancher leidet an mangelhafter Ernährung und ihren oft recht schlimmen Folgen nur des- halb, weil er die Speisen nicht gut kauen kann. Ein verständiger Mensch schont und pflegt daher seine Zähne, so gut er nur kann. Er unterläßt das Zerbeißen sehr harter Gegenstände; er reinigt seine Zähne regelmäßig und spült den Mund häufig aus, besonders nach Mahlzeiten, bei denen er süße oder saure Dinge genossen hat. Sehr zweckmäßig ist es auch, am Schlüsse einer Mahlzeit noch eine harte Kruste Brot zu essen. Bewahre namentlich den edelsten deiner Sinne, das Auge! Mancher sündigt auf sein Augenlicht los, weil er nicht ahnt, wie unglücklich der- jenige ist, der nicht mehr gut oder gar nicht mehr sieht. O lasse dich belehren, solange es noch Zeit ist! Hüte dich vor grellem Lichte, vor dem plötzlichen Wechsel von Licht und Finsternis, vor dumpfen und rauchigen Stuben, vor anhaltendem Arbeiten bei Lampenlicht, vor dem Lesen bei Zwielicht, Dämmerung und beim Fahren in der Eisenbahn! Setze dich bei der Arbeit so, daß das Licht von der linken Seite ein- fällt, und halte die Augen nicht zu nahe an den Gegenstand, den du zu sehen hast! Gehe so oft als möglich ins Freie und halte dabei das Gesicht aufwärts, damit das Auge sich durch den Blick ins Weite und Grüne wieder stärkt! Weise namentlich deine Kinder, deren Augen noch in der Entwickelung begriffen sind, möglichst oft ins Freie, wo sich nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Blick wieder weitet! Bewahre deine Lunge, indem du dich an eine naturgemäße Atmung gewöhnst und den Aufenthalt in feuchten und rauchigen Räumen meidest! Achte auf eine zweckmäßige Bekleidung! Richte dich dabei nach der Jahreszeit und hüte dich namentlich auch, einzelne Teile des Körpers allzu fest einzuschnüren! Mache dir möglichst oft Bewegung im Freien, um Lunge und Muskeln zu stärken und dich an Gottes herrlicher Natur zu erfreuen. Halte ein vernünftiges Maß in der Arbeit und Ruhe ein und

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 54

1915 - Lahr : Geiger
— 54 — vergiß dabei insonderheit nicht, daß ein großer Segen darauf ruht, wenn man zeitig ins Bett und zeitig aus dem Bette geht. Suche dir, soweit immer möglich, in allen Lebenslagen ein heiteres, ruhiges und zufriedenes Gemüt zu bewahren! Du kommst damit über die schwerste Arbeit hinweg, erträgst bittere Erfahrungen leichter und wirst seltener von Sorgen überwältigt, die an deinem Herzen nagen. 43. Krankenpflege. Bei der Krankenpflege, die in der Regel der Hausfrau obliegt, sind folgende allgemeine Gesichtspunkte zu beachten. Das Krankenzimmer soll einen freundlichen Eindruck machen. Gut ist es, wenn das Licht der Sonne einige Stunden im Tage freien Zutritt hat; denn der Kranke fühlt seinen belebenden Einfluß und schöpft bei seinem Anblick neue Zuversicht und Hoffnung. Bei manchen Krank- heiten wie beispielsweise bei Augenleiden ist allerdings nur ein gedämpftes Licht zulässig. Im Krankenzimmer soll ferner eine wohltuende Ruhe walten. Überlautes Sprechen, geräuschvolles Umhergehen, heftiges Zuschlagen von Türen und Fenstern u. s. w. sind zu vermeiden; auch ist es gut, wenn das Zimmer fern vom Lärm der Straße, also gegen den Hof oder Garten liegt. Die Vorsicht darf aber nicht übertrieben werden, in der Weise etwa, daß die im Zimmer Anwesenden im Flüstertöne mit- einander sprechen. Hauptbedingung ist eine reine, gute Luft. Staub ist für Gesunde nicht zuträglich und für Kranke unter Umständen geradezu gefährlich. Das Zimmer muß deshalb jeden Morgen mit einem feuchten Tuche aufgezogen und dann mit einem trockenen Tuche nachgewischt werden, wobei auf die Ecken und die Stellen unter den Möbeln be- sonders zu achten ist. Alle Staubfänger wie Makartbouquets, Teppiche u. s. w. sind aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Blumen geben dem Zimmer ein freundliches Aussehen, müssen aber, wenn sie stark riechen, am Abend in einen andern Raum verbracht werden. Werden der Lüftung wegen Türen und Fenster geöffnet, so ist der Kranke zuvor gut zuzudecken. Die Temperatur im Krankenzimmer soll nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein. In einer Wärme von 16—18° G fühlen sich die Kranken am wohlsten. Handelt es sich um Kranke, die starke Blut- verluste erlitten haben oder die überhaupt blutarm sind, so kann auf 20—22° gegangen werden; Fieberkranke dagegen empfinden auch 10—12° nicht unangenehm. Das Krankenbett muß vor allem zweckmäßig aufgestellt werden, am besten frei im Zimmer. Ist dies nicht möglich, so stehe es wenigstens

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 55

1915 - Lahr : Geiger
— 55 — nur mit dem Kopfende an der Wand und zwar so, daß der Kranke das Licht im Rücken oder von der Seite hat. Außerdem stehe es nicht im Zuge und nicht zu nahe am Ofen. Eiserne Bettstellen sind vorzu- ziehen, weil sie leicht gereinigt werden können. Als Unterlage genügt eine Matratze mit Leintuch. Die Lage des Kopfes wird durch die Krankheit bestimmt. Der Leidende sei nie zu schwer zugedeckt; ein wollener Teppich und ein leichtes Deckbett sind ausreichend. Dem Kranken selber soll man die peinlichste Sorgfalt widmen. Jeden Morgen soll das Gesicht mit Seife und lauwarmem Wasser gereinigt, der Mund ausgespült und das Haar gekämmt werden. Die neu anzulegende Leibwäsche muß vorgewärmt und trocken sein. Wird der Druck der Bettdecke vom Kranken unangenehm empfunden, so stelle man durch einen Schemel oder sonst einen geeigneten Gegenstand einen hohlen Raum her. Auf die Körperwärme, den Pulsschlag und die Atmung des Kranken hat die Pflegerin besonders zu achten; die dazu nötige Anleitung pflegt vom Arzte gegeben zu werden. Die Ver- abreichung der Arznei soll pünktlich geschehen; die Abneigung mancher Kranken ist durch begütigendes Zureden zu überwinden. Bei übel- schmeckenden Arzneien kann man einen angenehmen Nachtrunk bereit halten. Sind Umschläge zu machen, so ist das Umschlagtuch und ebenso das Wasser öfters zu erneuern. Wird Eis angewendet, so läßt sich dasselbe dadurch, daß man den Behälter mit einem wollenen Tuche oder sonst einem schlechten Wärmeleiter umwickelt, längere Zeit erhalten. Bei ansteckenden Krankheiten hat die Wärterin die Aufgabe, nicht nur den Kranken zu pflegen, sondern auch die Gesunden vor Ansteckung zu bewahren. Letztere sollen das Krankenzimmer nicht be- treten; Kinder bringe man womöglich außer dem Hause unter; Kranken- besuche sind nicht zuzulassen. Ist die Krankheit erloschen, so müssen Krankenzimmer und alle vom Kranken benutzten Geräte sorgfältig desinfiziert werden und zwar in der Weise, wie die Anordnung des Arztes lautet. Überhaupt sollte man alsbald, wenn sich die Vorboten einer ernst- lichen Erkrankung zeigen, einen zuverlässigen Arzt rufen und seine Anordnungen gewissenhaft befolgen. Vor Wunderdoktoren und son- stigen Kurpfuschern kann nicht eindringlich genug gewarnt werden. 44. Amalie Sieveking. Groß ist die Zahl der edlen Frauen, denen Dankbarkeit und Ge- rechtigkeit einen Platz unter den Wohltätern der leidenden Menschheit angewiesen haben. Einmal herausgetreten aus dem engen Rahmen ihres Familienkreises, ermüden sie in heiliger Begeisterung nicht, unab-

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 58

1915 - Lahr : Geiger
58 Ii. Aus der Lauduiirtschaftskuiide. 46. Rätsel. Wie heißt das Ding, das wcn'ge schätzen, Doch ziert's des größten Kaisers Hand; Es ist gemacht, um zu verletzen, Am nächsten ist's dem Schwert verwandt. Kein Blut vergießt's und macht doch tausend Wunden, Niemand beraubt's und macht doch reich; Es hat den Erdkreis überwunden, Es macht das Leben sanft und gleich. Die größten Reiche hat's gegründet, Die ält'sten Städte hat's erbaut; Doch niemals hat es Krieg entzündet, Und Heil dem Volk, das ihm vertraut! 47. Der weitze Spatz. Es war ein Bauer, bei dem ging's den Krebsgang von Jahr zu Jahr mehr. Sein Vieh fiel Stück für Stück; seine Äcker trugen nicht die Hälfte von dem ein, was sie tragen sollten, und die Ellenbogen singen bereits an, durch das Wams zu sehen, während der Steuer- pfänder und der Pfandverkäufer fast wöchentlich zum Fenster hereinsah und höflich grüßend zu ihm sprach: „Es tut mir leid, Herr Rückwärts, Euch belästigen zu müssen; aber ich muß meine Schuldigkeit tun." Ihre Schuldigkeit mit Bitten und Raten hatten auch bereits die Haus- freunde getan; aber einer nach dem andern war mit der Erklärung daheim geblieben: „Dem Rückwärts ist nicht mehr zu helfen."

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 59

1915 - Lahr : Geiger
— 59 — Da war aber einer, der hatte das Herz auf dem rechten Flecke Wie der mit dem Rückwärts einmal hinter dem Glase saß, so brachte er wie durch Zufall die Rede auf die Spatzen, erzählte von diesem Getier dies und das, wie gar erstaunlich sie sich mehrten, wie sie schlau und gefräßig wären, und der Rückwärts nickte dazu und meinte, seine Weizenäcker trügen seit lange nicht mehr so gut; zweifelsohne wäre der Spatzenfraß daran schuld. Der Hausfreund ließ es dahingestellt und fuhr fort: „Aber Nachbar, habt Ihr denn schon einen weißen Spatzen gesehen?" — „Nein," gab der Rückwärts zur Antwort: „die hier herumfliegen, sind alle grau." — „Glaub's wohl," sagte darauf der Nachbar; „mit dem weißen Spatzen hat es sein eigen Bewenden. Alle Jahre kommt nur einer zur Welt, und weil er gar absonderlich ist, beißen ihn die andern und er muß sein Futter suchen am frühen Morgen und dann wieder zu Neste gehen." — „Das wäre!" sagte Rückwärts, „den muß ich sehen; und gelingt's, so fang' ich ihn auch." Am nächsten Morgen in aller Frühe war der Bauer auf den Beinen Lind ging um seinen Hos herum, auch ein Stücklein ins Feld hinaus, sb der weiße Spatz nicht bald vom Neste käme. Aber der wollte nicht kommen, und das verdroß den Bauern, aber noch mehr, daß sein Gesinde nicht aus dem Neste wollte, und die Sonne stand schon hoch. Dazu schrie das Vieh in den Ställen vor Hunger, und es war niemand da, &er ihm Futter gab. Indem sieht er einen Knecht aus dem Hofe kommen; der trägt einen Sack auf der Schulter und will schnell zum Hoftor hinaus. Dem eilt er nach und nimmt ihm die Last ab; denn in die Mühle -sollte sie nicht, sondern ins Wirtshaus, wo der Knecht stark in der Kreide stand. Nach dem weißen Spatz sehend, schaut der Bauer in den Kuhstall hinein, wo eben die Milchmagd einer Nachbarin durchs Fenster die Milch zum Morgenkaffee reicht, und die Milch war nicht mit des Herrn Maß gemessen. „Eine saubere Wirtschaft das!" denkt der Bauer und weckt scheltend sein Weib und erklärt, das lange Schlafen müsse ein Emde haben oder er wolle nicht Rückwärts heißen. Und bei sich selber denkt er: „Stehe ich früh auf wie heute, so muß auch das Packvolk -auf dem Hofe heraus, und dabei sehe ich am Ende doch den weißen Spatz, und will's das Glück, so fange ich ihn auch." Wie aber der Bauer das etliche Wochen so getrieben hatte, da sah er nicht mehr nach dem weißen Spatz, sondern dachte allein an seinen Vorsatz und aus dem Rückwärts ward bald ein Vorwärts. Und als der Nach- bar wiederkam und ihn fragte: „Wie steht's, Gevatter, habt Ihr dm weißen Spatz gesehen?" da lächelte der Bauer und drückte dem Freunde die Hand und sagte: „Gott lohn's Euch!" ?efeb. f. Fortbildungssch, 5

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 60

1915 - Lahr : Geiger
60 48» Der Bescheid des Torschreibers. Vor fünfzig Jahren kam ein alter Bauer mit wankendem Schritt, auf einen Stab gestützt, an dem Tore einer Residenz an. Der Tor- fchreiber sah aus seiner niedrigen Wachtstube heraus und rief ihn anr „Woher, Alter?" — „Drüben vom Walde her," antwortete der Bauer» — „Wo geht denn Euer Weg hin?" fragte der Torschreiber weiter. — „Nicht weiter, als hierher," war des Bauern Antwort. — „Und wak habt Ihr denn hier zu schaffen?" „Ach!" erwiderte der Alte mit einem tiefen Seufzer, „ich wollte meinen eigenen Sohn verklagen. Seht, du habe ich vor mehreren Jahren mein bißchen Hab und Gut meinen sechs Söhnen abgetreten, um meine alten Tage in Ruhe zu verleben. Der Älteste bekam die Grundstücke, Haus und Hof, Äcker und Wiesen; ev verglich sich mit feinen Brüdern und versprach, mich bis an meinen Tod zu ernähren und zu verpflegen. Aber das will er nun nicht mehr tun, und bei meinen andern Söhnen finde ich auch keine Hilfe. Darum will ich mich mit einer Klage an die hochfürstliche Regierung wenden." „Aber sagt mir doch," fragte der Torschreiber, „wie alt seid Ihr denn eigentlich?" — „Großer Gott!" entgegnete der Bauer, „ich bin nun dreiundsiebzig Jahre alt." — „Nun," sagte der vorwitzige Tor- schreiber, „da kann ich Euch den Bescheid selbst geben, und Ihr braucht Euch nicht erst an die Regierung zu wenden. Ihr wißt ja, daß in der Heiligen Schrift steht: Unser Leben währet siebzig Jahre. Da habt Ihr schon drei Jahre zuviel gelebt!" Der Alte sah den Torschreiber erschrocken an. „Ja, wenn's sa ist, so tue ich wohl am besten, wenn ich umkehre; unser Herrgott wirb mir ja wohl gnädig sein und mich bald zu sich nehmen!" sagte er endlich wehmütig und setzte sich auf einen Stein vorm Tore, um aus- zuruhen. Den Greis hat auch bald unser Herrgott zu sich genommen; auf dem Steine aber am Tore sitzt alle Sonntage der älteste Sohn und- bettelt. 49. Auch der Landwirt mutz rechnen. Wenn unsere Landwirte überall Buch und Rechnung führten, dann würden manche der jetzt so oft ertönenden Klagen über die schlechte- Lage des Bauern verstummen. Woher kommt es denn, daß dessen Er- werb häufig ein so ungünstiger ist? In vielen Fällen einfach daher, daß man nicht zu rechnen weiß. Kennt ein Mann die Rente, die er aus einem Grundstück herauszuwirtschasten vermag, so wird er den Preis, den er dafür anlegen darf, darnach bemessen, während jetzt geradezu blind drauf los gekauft wird. Ja, es kommt sogar vor, daß
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