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hatte der Großwesir Kara Mustapha zu Belgrad die grüne Fahne des Propheten entfaltet. Inden ersten Tagen des Juni wälzte sich ein türkisches Heer von nahezu 250000 Streitern gegen das habsburgische Ungarn; in den ersten Tagen des Juli zeigten sich die ersten Tartaren-horden sengend und brennend in der Umgebung von Wien, dessen Verteidigung in den Händen des tapferen Grafen Ernst Rüdiger von Starhemberg lag?) Ober und unter der Erde entbrannte ein Kamps, der an Hartnäckigkeit seinesgleichen sucht. Wohl an 100000 Bomben und Kugeln wareu in die unglückliche Stadt gefallen, über 40 Minen gegen die Werke aufgeflogen und 50 größere Stürme angesetzt worden. Obwohl der Verteidiger während der 61 tägigen Belagerung mehr als 30 Ausfälle unternahm und den Bedrängern jeden fußbreiten Boden streitig machte, ging Abschnitt um Abschnitt verloren. Ein Hauptsturm konnte schon in nächster Stunde das Los des Hortes der Christenheit besiegeln. Die Blicke Österreichs, des Reiches, der Christenheit richteten sich auf den Polenkönig Johann Sobiesky und auf die benachbarten Reichsstände. Die erste Hilfe kam von Bayern. Am Sonntag den 11. September verkündeten Raketengarben und die riesige Blutfahne mit weißem Kreuz von der Höhe des Kahlenberges herab den am Ende ihrer Kraft stehenden Verteidigern Wiens die Nähe des Ent-fatzheeres. Mit dem ersten Strahl der Sonne entbrannte am Fuße des Berges der Kampf. Auf dem rechten Flügel fochten die Polen, in der Mitte die Bayern und Franken unter dem Oberbefehl des jungen Kurfürsten Max Emannel, auf dem linken die Sachsen und Kaiserlichen. Die Türken wurden trotz verzweifelter Gegenwehr von Aufstellung zu Aufstellung gedrängt. Das feindliche Heer stob, obwohl der Großwesir in letzter Stunde die grüne Fahne des Propheten entfaltete, in wilder Flucht auseinander. „Das ganze feindliche Lager samt einem unschätzbaren Reichtum ist; in unsere Hände gekommen und der Feind, mit dessen Leichen die Laufgräben und das Lager bedeckt sind, ist in völliger Verwirrung auf der Flucht ergriffen. Im Lager des Feindes wurde mir das Zelt des Wesirs gewiesen, dessen Umfang ich so groß gefunden habe als Warschau oder Lemberg in seinen Mauern sein mag. Das Feldzeichen, das mit sonderbaren Zeremonien dem Großwesier pflegt vorangetragen zu werden, samt dem Muhametischen Banner, womit der (Sultan ihn beschenkt hat, ist mir in die Hände gefallen. Bei unserer Armee sind die schönsten in Gold eingefaßten Sättel und andere seltene türkische Rüstungen in Menge zu sehen. An erbeuteten Zelten werden es wenigstens 100 000 sein. In Summa: der auf die Flucht gebrachte Feind har nicht mehr behalten als das bloße Leben."
(König Joh. Sobiesky an seine Gemahlin.)
Damit waren Wien und Deutschland gerettet. Am 15. Juni 1685
*) Der kaiserliche Hof flüchtete sich nach Linz und Passan. Wien war seinem Schicksale überlassen.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Ungarn Wien Bayern Wiens Polen Sachsen Lemberg Deutschland Linz
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Gefecht die Bresche. Auf der Bresche eine neue Überraschung! Man sah einen zweiten, 3—4 Klafter tiefen, ringsummanerten Graben vor sich, rechts durch Palisaben, links durch einen Querwall abgeschlossen, von dem aus 2 Geschütze den Graben der Länge nach bestrichen. Die Türken überschütteten die Angreifer mit einem Hagel von Pfeilen und Steinen. Mit fliegenben Fahnen kletterten und sprangen die Mannschaften, angefeuert durch das Beispiel des Kurfürsten, der bereits durch einen Pfeil an der Wange gestreift, alsbalb durch einen Steinwurf noch eine zweite Verletzung am Rücken erhalten hatte, waghalsig in den Graben hinab. Durch ein furchtbares Feuer zwingen sie den Gegner zur Räumung des Grabens. Sie bringen durch Lücken und Scharten in die zweite Mauer und brechen beit letzten Wiberstanb. Nach vierstünbigem Kampfe war Beigrab in der Gewalt des Kurfürsten. Fast die gesamte Besatzung und Bevölkerung war gefallen ober gefangen genommen. Unter bett Sieges-, trophäen besanben sich 3 Hauptbanner; zwei bavon sanbte der Kurfürst dem Papste zu, das britte von grüner Farbe hängt noch heute im Schiffe der Metropolitankirche zu Ii. L. Frau in München.
So hatte Max Emannel die Herrschaft des Kaiserablers vom nordwestlichen Winkel Ungarns über die gesamten Gebiete der Stephanskrone ansbehnen Helsen. Er hatte bar üb er das Leben von Tansenben seiner Bayern geopfert, gegen 20 Millionen hingegeben, sein eigenes Leben anfs Spiel gesetzt.
3. Wie Max Emanuel den Kaiser gegen den Reichsseind im Westen unterstützte.
Die tiefe Verwicklung des Kaisers in den Türkenkrieg benützte Ludwig Xiv. mit einem Manifest friebbrüchig dem Kaiser bett Krieg anzusagen (3. Raubkrieg). Zur nämlichen Zeit, ba Max Emanuel Belgrab erstürmte, machte ein französisches Kriegsheer bett berüchtigten Einfall in die Rheinpfalz. Gegen btefe neue Gewalttat Frankreichs bitbete sich eine große europäische Allianz, der auch Max Emanuel angehörte. Sowohl am Rhein und in den Nieberlanben als auch auf dem italienischen Kriegsschauplatz kämpfte er mit glanzen-ber Tapferkeit.
4. Max 6mannet als Statthalter der Niederlande.
Währeub Max Emanuel den Winter 1691/92 zu Mailaub, Turin ttitb Veitebig in Vergnügungen verlebte, brachte ihm ein außerordentlicher spanischer Gesanbter ein Dekret seines Königs, das dem Kurfürsten die Statthalterschaft der Nieberlanbe mit unbeschrankter Vollmacht und einem monatlichen Gehalt von 75000 Talern anbot. Die
x) Er vertrieb die Franzosen aus Mainz, eroberte Carinagnola und erzwang die Uebergabe von Namnr. Mit dem Falle von Namnr begann der-militärische Stern Frankreichs zu erbleichen.
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Extrahierte Personennamen: Max_Emannel Max Max_Emanuel Max Ludwig Max_Emanuel_Belgrab Max Max_Emanuel Max Max_6mannet Max Max_Emanuel Max Carinagnola