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und Stralsund bei den Geldverlegenheiten der Krone Schweden durch Kauf in preußischen Besitz zu bringen. Wie er durch die Eroberung Schlesiens seinem Staat eine gute natürliche Grenze im Süden gegeben hatte, so schloß er durch die Erwerbung von Westpreußen >) die östlichen Teile seiner Monarchie erst zu einem geographischen Ganzen zusammen?)
Ii. Wie Friedrich seinen Ltaat im Innern ausbaute.
Friedrichs Staatswalten erstreckte sich besonders auf das Heer, die Staatswirtschaft und die Rechtspflege. Das Heer brachte er auf 200000 Mann bei 6 Millionen Einwohnern und hielt es immer „en vedette“.""Schon frühzeitig genoß er eine besondere Verehrung bei den Bauern. „Die Bauern", schreibt er an Voltaire, „sind die Pflegeeltern der Gesellschaft; sie muß man zum Ackerbau ermuntern; denn darin besteht der wahre Reichtum des Landes." Ihre glänzendsten Erfolge erzielte die Verbesserungsarbeit des Staates im Kampfe mit Snmvf-und Moor5) und dem mclr f qdj„eilbanm.4) Der König drängte darauf, daß tu den Forsten „kein Fleck unbesät und kein Platz, wo ein Baum stehen kann, uubepslamt" bleibe. Wenn er auf fernen Reisen gewahrt, „daß noch greuliche Distrikte öde sind", so scheint ihm keine andere Erklärung möglich, „als daß die von den Oberförstern vorgelegten Listen nach Jägerart sehr lügenhaft und falsd) verfasset find." Wie die Land- und Forstwirtschaft, so förderte der König aud) die Gewerbetätigkeit. Um den Absatz ihrer Erzeugnisse zu steigern verband er die Stromgebiete seiner Länder durch Kamfe,5) Die Lücken des Weberheeres in Schlesien auszufüllen, die der Krieg geriffen hatte, wurde im Auslande kaum minder eifrig geworben als für die Rekrutierung der Regimenter und jeder Zuwandernde Weber erhielt einen Werkstuhl geschenkt. Das Schömndder staatlichen Fürsorge und Nachhilfe blieb die junge Seiden- und Sammetindustrie.
r) Polen, fast um die Hälfte größer als das heutige Deutsche Reich, mit der doppelten Einwohnerzahl (12 Millionen) wie damals Preußen, war ganz unter russischen Einfluß gekommen. Da Österreich und Preußen in der russischen Alleinherrschaft über Polen eine Gefahr für sich erblickten, vereinigten sie sich mit Rußland zur Teilung Polens, wobei Friedrich der Große Westpreußen erhielt. Bei einer dritten Teilung Polens zwischen denselben Mächten verschwand der Staat ganz von der Karte Europas.
*) Beim Regierungsantritt Friedrichs Ii. umfaßte Preußen 2201 D Meilen mit 2240 000 Einwohnern, bei seinem Tode 3490 □ Meilen mit 6 Millionen Einwohnern.
8) An der Oder, Warte und Netze und in Westprenßen wurden 70 □ Meilen urbar gemacht und 500 Dörfer mit fast 400000 Einwohnern begründet.
4) Nach einer Übersicht aus dem Jahre 1782 waren in den letzten sechs Jahren 20 000 Morgen loser Sandschollen mit Kiefern besät worden. Einem Versuchsfeld in der Nähe von Sanssouci galt eine Zeitlang fast täglich Friedrichs Spaziergang.
5) Bromberger-, Finow-, Planescher-Kanal.
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bis 1878 in herrlicher Waldnmgebnng in seltsamen Barockstilgattungen ein Lustschloß erbaut, das ein Wunderwerk an Pracht und Luxus ist. Von allen Seiten ist das Schlößchen mit gärtnerischen Prachtanlagen umgeben, gegen Norben mit einer prächtigen Kaskade, gegen ■Süben mit einer mächtigen Terrasse abschließend Rechts führen gärtnerische Anlagen nach dem maurischen Kiosk mit vier vergolbeten Kuppeltürmen. Hinter diesem öffnet ein in Angeln sich drehender Stein den Eingang zu der feenhaften Grotte mit Maufchimmentbem See, die mit einem Auftoanb von 1200000 Mark erbaut würde. Hunberte von gewaltigen pichen ließ der König in Weilheim, Sees-Haupt usw. mit Wurzeln und Erdreich aus heben und unter ungeheuerem Auftoanb von Menschen- und Tierkräften nach Linderhof schassen. Eine halbe Stunbe entfernt finbet sich im Walbe ein marokkanisches Haus, das zu Lebzeiten des Königs eine verfchtoenberifche Fülle orientalischer Einrichtungen zeigte. Auf der Straße nach Plansee, anderthalb Stunden von Linderhof entfernt, steht abseits im Waldesdickicht die nach einem Akte der Oper Walküre hergestellte Hundinghütte, ein mächtiger, aus Rundbalken zusammengefügter Bau mit einem hohen, dämmerigen Saale und nicht toeit davon eine Klause, die ganz aus Stämmen, Ztoeigen und Rinden gefertigt ist.
b) Herrenchiemsee.
1873, als die Herreninsel im Chiemsee durch Spekulanten baumlos zu werden drohte, griff Ludwig in feine Kabinettskasse und kaufte die ganze Insel. Fünf Jahre nach dem Erwerbe sollte hier im großen erstehen, was auf dem Linderhof im kleinen ausgeführt wurde. Jeder Stein, jedes Stück Holz mußte auf die Insel geschafft und dem Moorboden die Fähigkeit gegeben werden den kolossalen Bau zu tragen. In sieben Baujahren war nur der Mittelbau vollendet. Er hatte 25 Millionen verschlungen. Der eine Flügel ist gar nicht zum Ausbau gelangt, der andere unvollendet. Gegen Westen sind prachtvolle Terrassen und große Marmorbassins mit Bildwerken aus Marmor und Zinkguß. Das Schloß enthält ein großartiges Treppenhaus und eine lange Flucht von Prachtsälen, deren Glanzpunkte die Spiegelgalerie und das Prunkschlafzimmer mit dem goldstrotzenden Prachtbette bilden.
c) Neus chw anst e in.
Den ersten Rang unter den Bauschöpfungen Ludwigs Il nimmt das Schloß Neuschwanstein ein, die schönste aller deutschen Festen.
1) Dem Passionsdorf Oberammergau gab er 1875 zur dankbaren Erinnerung an die selbsterlebten Eindrücke des Passionsspieles eine mächtige, von Halbig gemeißelte Kreuzigungsgruppe. Mit unsäglichen Schwierigkeiten wurde der Transport, für den eigene Fahrzeuge hergestellt und Straßen und Wege besonders zugerichtet werden mußten, nach Wochen anstrengendster Mühe zuwege gebracht
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13. August 1876 den Deutscheu Kaiser, viele andere hohe Fürstlichkeiten sowie die Elite des Geistes aus allen Ländern der Welt nach dem kleinen Bayreuth gelockt hatte. 1881 übernahm er daher das Protektorat über diese Festspiele. Wie freute er sich der ersten Aufführung Parsivals 1882! Ans allen Weltteilen kamen die Besucher. Bayreuth erstrahlte zu einem zweiten Olympia. Der preußische Kronprinz Friedrich war von dem Eindruck im Innersten ergriffen und überwältigt. „Das ist nicht mehr Theater, das ist Gottesdienst", hörte man sagen.
4. Zeichen der geistigen Erkrankung Ludwigs Ii.
Zum innigsten Bedauern des bayerischen Volkes trat bei dem hochverehrten Monarchen eine von Jahr zu Jahr wachsende Menschenscheu ein. Er vermied nach und nach sorgfältig jede Zusammenkunft mit Fürsten und gekrönten Häuptern und löste die Verlobung mit einer Prinzessin aus dem bayerisch-herzoglichen Hause. Alle Akte der Regierung seinem Oheim überlassend, zog er sich mehr und mehr in die Einsamkeit der Berge zurück, nur auf wenige Wochen und auch da nur zur Nachtzeit und auf Seitenwegen in die Residenzstadt kommend. Endlich ward er auch unzugänglich für Mitglieder des Königlichen Hauses und Minister und lebte zuletzt nur noch ausschließlich in der Umgebung seiner Dienerschaft. Hand in Hand mit dieser Menschenscheu gingen seine überspannten Anschauungen von der königlichen Würde und unnahbaren Hoheit. Ludwig Xiv. wurde das sklavisch nachgeahmte Ideal. Diese leidenschaftliche Liebe für den Verwüster Deutschlands verdrängte seine frühere Neigung für Schiller und Goethe. Französische Stücke wurden übersetzt und dabei hauptsächlich auf pomphafte Ausstattung gesehen. Die Baulust steigerte sich von Jahr zu Jahr. Trotzdem Herrenchiemsee und Neuschwanstein noch lange nicht vollendet waren, ließ er bereits Pläne für ein neues Lustschloß auf dem Falkenstein und für einen chinesischen Palast ausarbeiten. So hatte er in Verbindung mit den sonst luxuriösen Ausgaben die von Max Ii. hinterlassenen Ersparungen von mehreren Millionen Gulden und den Hauptbestandteil der 22jährigen Zivilliste aufgebraucht und bis 1884 eine Schuldenlast von 7,5 Millionen aufgetürmt. Wohl wurde diese Schuld durch ein Anlehen getilgt; aber schon nach Jahresfrist war eine neue von 6,5 Millionen angewachsen.
5. Ludwig Ii. Tod.
In der Nacht vom 12. auf 13. Juni wurde der König von Hohenschwangau nach Schloß Berg zur ärztlichen Behandlung verbracht. Der König schien sich ins Unvermeidliche zu fügen, so daß sein Arzt am 13. Juni abends 6 Uhr nach München telegraphierte: „Hier geht es bis jetzt wunderbar gut." Drei Viertelstunden später wurde Guddeu vom Könige befohlen mit ihm einen Spaziergang zu machen. Der nach-
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Schon 1869 erfolgte die Grundsteinlegung zu dem streng im romanischen Stile erbauten, fünf Stockwerk hohen Schlosse. Sein Zauber-ist berückend, ob man sich der malerisch gruppierten Außenseiten erfreut und den Blick über dieses Gewirr von Giebeln, Türmen, Erkern, Galerien, Portalen, Söllern und Balkönen wandern läßt, oder im Innern die Reihen der Prachtzimmer staunend durchwandert, deren Decken in reichgeschnitztem, eichenem Täfelwerk glänzen und an deren Wänden die Sagen und Dichtungen des Mittelalters in farbenglühenden Gemälden zur Darstellung kommen. Alle Räume sind angefüllt und geschmückt mit edlen Kunstschätzen aller Gebiete. Den Hauptanziehungspunkt dieser feenhaften Räume bilden die Sängerhalle und der Thronsaal. In der letzten Zeit ließ sich der König oft die Hunderte von Wachskerzen des Festsaales anzünden und verbrachte die Nächte im einsamen Auf- und Abwandern und in irren Reden mit sich selber sprechend. Hie und da mußten auch die Kerzen in sämtlichen Gemächern und Sälen des Schlosses aufleuchten. Dann weidete sich der König in dunkler Nacht von der Marienbrücke aus an dem Lichtermeer.
3. Ludwig Ii. ein Gönner der Tonkunst.
An seinem 17. Geburtstage hatte Ludwig Ii. als erstes Theaterstück „Loheugrin" in glänzender Ausstattung gesehen. Das übte auf fein phantasiereiches 'Gemüt einen so tiefen Eindruck, daß er sich auch mit den übrigen Werken Richard Wagners eingehend bekannt machte. Er hatte den Lebensgedanken Wagners, „das deutsche Theater zu der national-pädagogischen Bedeutung zu erheben, welche einst der griechischen Bühne zukam", erfaßt und als er König wurde, lud er den Meister zu sich und ermutigte ihn die den Artusromanen entlehnten, altdeutschen Stoffe zu deutsch-nationalen Musikdramen zu gestalten. Ferner Plante er für München ein internationales Festspielhaus.1) Das von Semper 1866 gefertigte Modell zu diesem Prachttheater erregte bei allen Kennern hohe Bewunderung. Aber der Widerstand der Kassenbeamten der Zivilliste und der städtischen Räte, welche das Areal verweigerten, verstimmten den König.2) Da stellte die Stadt Bayreuth den Platz zum Baue des Musentempels unentgeltlich zur Verfügung und nun wurde dort die Musterbühne mit einem Zuschuß von 300000 Mark seitens des Königs errichtet. Mit großer Genugtuung erfuhr der König, daß schon die große Aufführung vom
x) veranlaßte die Aufführung des Tristan 1865, der Meistersinger
1868, de£ Rheiugolds 1869, der Walküre 1870 und ferner die Muster-vorstellungen vom 21., 25. und 28. Januar 1868.
2) Da man Wagner beschuldigte, daß er den König zu schwelgerischer Pracht anrege, so wurde seine Stellung in München unhaltbar. Zur Beschwichtigung des Sturmes riet ihm der König (im Dezember 1865) auswärts Wohnung zu nehmen. Er hatte ihm 15 000 Mark Jahresgehalt bewilligt und ihn trauernd bis an die Schweizerische Grenze begleitet.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Richard_Wagners Wagners Wagner
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ihrer natürlichen Beleuchtung zu malen (Freilicht- oder Hellmalerei ), ging Liebermann voran („Holländische Dorfstraße"). Fritz v. Uhde stellte biblische Szenen dar („Lasset die Kindlein zu mir tommen").
c) Plastik.
Die Bildhauerei hielt trotz der zahlreichen Denkmäler, die in der neuesten Zeit entstanden, an den alten Überlieferungen fest. Bändel vollendete das Hermannsdenkmal, Schilling schuf das Niederwalddenkmal, Reinhold Begas das Kaiser-Wilhelm- und das Bismarckdenkmal in Berlin, Schmitz das Kyffhäufer- und Völkerschlachtdenkmal. Als der größte Bildhauer der Gegenwart gilt Max Klinger; sein Hauptwerk ist das Denkmal Beethovens im Museum zu Leipzig.
ä) Musik.
In der Musik schlug Richard Wagner (f 1883) neue Bahnen ein. Nachdem er in der überlieferten Formensprache eine Reihe glänzender Opern („Fliegender Holländer", „Tannhäuser", „Lohen-grin", „Tristan und Isolde") komponiert hatte, schuf er das „Musikdrama" („Nibelnngen-Tatralogie", „Parseval"), in welchem die seelische Empfindung den unmittelbarsten und ergreifendsten Ausdruck erhielt. Unter seinem Einflüsse stehen fast alle Tondichter der Gegenwart.
e) Literatur.
In den achtziger Jahren begann sich ein neuer „Sturm und Drang" zu entwickeln. Diese Literaturrichtung ging hervor aus der pessimistischen Grundstimmung der Zeit, aus dem Einfluß der materialistischen Naturwissenschaft und dem Einfluß der französischen, norwegischen und russischen Naturalisten (Zola, Ibsen, Tolstoi). Der moderne Naturalismus will bis ins Kleinste naturwahr sein und bevorzugt das Niedrige, Häßliche, Alltägliche („Elends- und Armeleutepoesie": Gerhard Hauptmann „Weber", „Vor Sonnenaufgang", Sudermanns „Ehre", „Heimat"). Diese Poesie hat jedoch bereits ihren Höhenpunkt überschritten und es entwickelt sich in der deutschen Literatur eine Richtung, die eine idealistische Weltanschauung vertritt und in der getreuen, aber dichterischen Auffassung der Natur und Volksseele einer bestimmten Landschaft wurzelt („Heimatkunst").
f) Wissenschaften.
Die Wissenschaften gelangten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu hoher Blüte. Auf allen Gebieten des Wissens steht Deutschland an der Spitze. Einen außerordentlichen Aufschwung erlebten die Naturwissenschaften, insbesondere die Chemie und Physik. Ihre Ergebnisse wurden sofort praktisch verwertet, indem man sie
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