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1. Lehrbuch der Erdbeschreibung - S. 1

1862 - Langensalza : Verlagscomptoir
Einleitung Die Erdbeschreibung oder Geographie lehrt uns den Zustand und die Beschaffenheit der Erde kennen. Sie zerfällt 1. rücksichtlich des Gegenstandes in die mathemati» sche, physische und politische Geographie. Die mathematische (astronomische) Geographie betrachtet die Erde als meßbaren Körper, untersucht die Gestalt, Größe, Be- wegung derselben, spricht von ihrer Stellung zu den übrigen Him- melskörpern, und erklärt die darauf sich beziehenden Punkte- und Linien, die man sich auf der Erdoberfläche gezeichnet denkt. Die physische oder natürliche Geographie macht uns mit der natürlichen Beschaffenheit und den Bestandteilen der Erdoberfläche bekannt, handelt mithin von Land, Wasser, der Atmosphäre, den Erzeugnissen und den Bewohnern der Erde. Die politische Geographie beschreibt die Erde als Wohnsitz der Menschen, und lehrt die Eintheilung derselben in verschiedene Länder und Staaten. Man unterscheidet die alte, mittlere, neue und neueste politische Geographie; das vorliegende Lehrbuch bezieht sich auf die letztere. Die Geographie zerfällt 2. rücksichtlich des Umfanges in Universalgeographie, welche die ganze Erde abhandelt, und in Special- geographie, welche größere oder kleinere Stücke der Erde beschreibt. Unentbehrliche Hülfsmittel zur Erlernung der Geographie, sind künstliche Erdkugeln (Globen) und Landkarten. Ein Globus ist eine im Kleinen nachgebildete Erdkugel, auf welcher die auf der Erdoberfläche besindlichen Länder, Meere rc. dargestellt sind. Landkarten sind bildliche Darstellungen ganzer Erdtheile (Planigloben oder Universalkarten), einzelner Länder (Generalkar- ten) oder einzelner Theile der Länder (Specialkarten). Eine Sammlung von Landkarten heißt ein Atlas. 1

2. Weltgeschichte - S. 1

1865 - Langensalza : Greßler
Vorbemerkung. Die Weltgeschichte hat es mit dem zu thun, was sich von je an bis jetzt in der Welt zugetragen hat. Nur muß bemerkt werden, Laß wir hier den Ausdruck „Welt" etwas enger als ge- wöhnlich fassen, und nicht darunter etwa das ganze Weltall mit Sonne, Mond und Sternen, sondern nur unsere Erde verstehen. Sie ist kugelartig gestaltet, hat einen Durchmesser von 1718 bis 1721 Meilen, einen Umfang von 5400 Meilen und einen Flächen- inhalt von 9,288,000 Hümeilen. Bewohnt wird sie von 1000 Millionen Menschen, von denen etwa die eine Hälfte Christen, die andere Hälfte Heiden sind. Die Erdoberfläche besteht aus Wasser und Land. Das Land zerfällt in fünf Theile, welche Erdtheile heißen, und ebenso zerfällt das Wasser in fünf Theile, welche Wassertheile oder Meere heißen. Die fünf Erdtheile sind: Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien, und die fünf Meere: das nördliche und das südliche Eismeer (an den beiden Erdpolen), der atlantische Ocean (zwischen Europa und Amerika), der große oder stille Ocean (zwischen Asien und Amerika) und das indische Meer (zwischen Neu- holland, Asien und Afrika). Von allen Erdtheilen ist Asien der wichtigste. Hier lebten die ersten Menschen, hier bildeten sich die ersten Staaten und von hier aus wurden die übrigen Erdtheile bevölkert. Die Stammhäupter der verschiedenen Völkerschaften, die sich nach der Sündsluth (2288 v. Chr.) bildeten, waren die Söhne Noahs: Sem, Ham und Japhet. Die Nachkommen Sems be- völkerten größtentheils Asien, die Nachkommen H ams Afrika und die Nachkommen Japhets Europa. Das wichtigste von allen Völkern des Alterthums in religiöser Hinsicht ist das israeli- tische oder jüdische Volk. Seine Geschichte giebt uns das vornehmste aller Bücher — die Bibel. Wir unterlassen es, hier ausführlich auf die Geschichte dieses Volkes einzugehen, weil sie einen besondern Unterrichtsgegenstand bildet, knüpfen aber bis zu einem gewissen Punkte hin an sie die Geschichte der übrigen Völker. Fischer, Gesch. ir Curs. 1

3. Theil 1 - S. 30

1876 - Langensalza : Greßler
30 11. Europa,^ _ Hier drängt sich auf dem engsten Räume die höchste Kraft des Völkerlebens zusammen. Unter den Welttheilen der sogenannten alten Welt ist Europa der jüngste, der, in die Geschichte eintretend, zum Selbstbewußtsein erwacht und zum Vollgefühl seiner Stärke gelangt ist. Die Kultur, die von Westasien und vom nörd- lichen Afrika aus auf europäischen Boden verpflanzt wurde, hat hier die tiefsten Wurzeln geschlagen und die reichste Fülle von Früch- ten erzeugt. In Europa ist überall Bewegung, Fortpflanzung und nach allen Richtungen ausströmendes Leben. Während die Völker Asien's und Asrika's zum Theil noch auf jener unteren Stufe sich befinden, auf welcher sie in erst dämmerndem Bewußtsein ruhen; während andere Nationen dieser Erdtheile in Erstarrung zurückgesunken sind und nur da, wo sie mit europäischem Völker- leben in Berührung kommen, wie im Traume einige Zeichen des künftigen Wiedererwachens geben: sehen wir dagegen die jüngsten Sprößlinge und Schüler der europäischen Kultur, die Bewohner Amerikas und zum Theil schon Polinesiens, mit rascherem Schritte ihren Meistern zur Seite gehen. — So ist von dem kleinen Europa eine Bewegung ausgegangen, welche immer neue Völker in ihre fort und fort sich erweiternde Kreise aufnimmt. Europa, zwischen dem 8. bis 83. Grad östlicher Länge und dem 36. bis 71. Grad nördlicher Breite, umfaßt einen auf 155,000 bis 180,000 geogr. Quadratmeilen berechneten Flächenraum, je nach- dem gegen Asien hin die Grenze enger oder weiter gezogen wird. — Bis zum 48. Grade nordwärts blüht der Citronenbaum ohne Pflege, vom 65. Grade an kommt das Getreide nicht mehr zur Reife und wächst nur das Rennthiermoo §>. Während die nörd- lichsten Bezirke vom ewigen Polareise umlagert sind, gedeihen Pal- men und Zuckerrohr in seinem äußersten Süden. Aber diese den Tropenländern eigentümlichst angehörenden Produkte mögen wohl das Bedürfniß erwecken und reizen, kommen aber lange nicht in genügender Menge zum Vorschein, um es befriedigen zu können. Wie reich also Europa an Erzeugnissen verschiedener Art ist, so ist die Mannichsaltigkeit derselben noch nicht groß genug, um die Be- wohner in Abgeschlossenheit von der übrigen Welt und innerhalb der engen Grenzen des eigenen Welttheils ihre ausschließende Be- friedigung suchen zu lassen. Schon durch die Natur sind hiernach die europäischen Nationen auf eine lebendige Verbindung und einen gegenseitigen Verkehr mit den andern Völkern hingewiesen. Von zum Theil mächtigen Gebirgsketten und zahllosen Hügelreihen in seinem Inneren auf das Mannichfaltigste durch- * Nach Wilh. Schulz und L. Thomas.

4. Theil 1 - S. 34

1876 - Langensalza : Greßler
34 Französin anwenden, daß sie die Fehler ihrer Tugenden und die Tugenden ihrer Fehler haben. Von allen Erdtheilen ist Europa, Vortheile und Nachtheile ge- hörig erwogen, in jedem Sinne der gedeihlichste Aufenthalt für den Menschen. Nicht kennen wir die Strenge, Furchtbarkeit und lange Dauer des Winters von Sibirien und Nordamerika; fremd ist uns die Wuth der Orkane Westindiens, fremd die furcht- baren Gegensätze von Hitze und Kälte, wie Amerika und Asien sie darbieten, und wenn uns auch der Himmel nicht in jener Pracht der Tropenländer strahlt, so kennen wir auch nicht jene furchtbar verheerenden Krankheiten, von denen die Bewohner jener so glücklich gepriesenen Länder heimgesucht werden — die asiatische und afrikanische Pest und das gelbe Fieber Amerikas berühren kaum Europa's äußerste Grenzländer. Gern vermissen wir jene unendliche Menge theils gefährlicher, theils wenigstens höchst lästiger, reißender oder giftiger Thiere; unbesorgt überläßt der Europäer sich dem Schlummer in Feld, Wald und Wiesen, ohne den giftigen Hauch einer verpestenden Luft, oder die Gewalt und das Gift mächtiger Thiere zu fürchten; überall geben dem Europäer das meist milde Klima und die fast durchaus gesunde Luft jene körperliche Schönheit und Stärke, wodurch er sich im Allgemeinen vor den übrigen Völkern der Erde auszeichnet. 12. Europa's Klimas Wer, aufmerksam auf des Himmels Farbe, dieses weite Gewölbe in verschiedenen Gegenden unseres Erdtheils, im Norden und Süden, in niedriger Ebene und auf hohen Bergen betrachtete, dem kann nicht entgangen sein, daß im Norden und in der Tiese das Blau der Luft weniger rein und mehr mit Weißem gemischt erscheint, als im Süden und in der Höhe. In der Mitte Europa's, im nord- östlichen Deutschland, hat der umwölbte Himmel ungefähr die Farbe des Vergißmeinnichts, im südlichsten Europa kommt das Blau dessel- den der Farbe der Kornblumen nahe, während es im Norden wiederum viel heller, als in der Mitte, und mehr mit Weißgrau gemischt ist. Geht man von Osten gegen Westen, so findet man den Himmel im Westen bewölkter, als im Osten, und die Luft hier trockner, als dort, denn die luftdurchziehenden Wolken bewegen sich in Europa vorzugsweise ostwärts lagern im gebirgigen, südlichen Europa sich an die hoch emporragenden Gebirge, diesen unerschöps- lichen Vorrath, unzählige Quellen zu nähren, mittheilend, oder treffen, wenn sie zum Theil über das niedrige Mittel-Europa hin- weg gezogen, im westlichen Rußland und östlichen Polen mit den * Diesterweg's Schriften.

5. Theil 1 - S. 15

1876 - Langensalza : Greßler
15 Faust, erregen Ekel und Grauen; aus den Gewässern schießen oft das gepanzerte Krokodil und der Kaiman mit ihren fürchter- lichen Rachen empor, und selbst des Nachts muß man befürchten, daß blutsaugende Vampyre den Menschen Blut und Leben rauben. Diese Plagen sind aber noch lange nicht alle Beschwerlichkeiten, welche die heiße Zone mit sich bringt und die wohl oft die Herr- lichkeit der Natur vergessen machen. Nimmt die Hitze nur ein wenig mehr zu, als sie gewöhnlich ist, so wird sie unerträglich. Dann ist der Mensch eben so sehr zu allen Geschäften untauglich, als wenn die Eiskälte der Luft ihn zur Unthätigkeit zwingt. Sehr oft gesellt sich zu dieser Hitze eine lang anhaltende Dürre; dann bleicht das schöne Grün der Pflanzen, viele vertrocknen gänzlich; die Erddecke verwandelt sich in Staub, der bei dem geringsten Windstoß wölken- artig sich in die Höhe erhebt und die Luft verfinstert. Bäche, kleine Flüsse und See'n trocknen aus, manche Thiere verschmachten, andere laufen, von Durst und Hitze geplagt, lechzend und wie wüthend umher, wieder andere versinken in eine Art Erstarrung, gleichsam wie einige Thiere in den Winterschlaf fallen. Die Sonne hat ent- weder ein bleiches, strohfarbenes Licht, oder sie gleicht auch einer feurigen Kugel. Diese Erscheinungen hören erst dann auf, wenn der Regen wieder kommt. Sobald dieser den Boden befeuchtet hat, so überzieht sich derselbe sogleich mit frischem Grün, die Thiere löschen ihren Durst, und die, welche in Erstarrung lagen, erwachen nun wieder. Die Bäche, Flüsse und See'n füllen sich von Neuem; aber nun strömt der Regen auch eine Zeitlang so unaufhörlich herunter, daß große Ebenen zu weiten Landsee'n werden und manche Gegenden sich in Sümpfe und Moräste verwandeln. Da nun die Hitze dabei einen beträchtlichen Grad behält, so ist es nicht zu verwundern, daß durch die feuchten Ausdünstungen ansteckende Krankheiten entstehen, welche oft furchtbare Verheerungen unter den Menschen anrichten und deswegen zu den schrecklichsten Landplagen dieser Gegenden ge- rechnet werden. — Die heiße Zone umfaßt einen Flächenraum von reichlich 3,700,000 Quadratmeilen. 5. Die gemäßigten Zonen.* In den gemäßigten Zonen wechselt die Wärme in der Regel von 4 bis zu 24 Graden ab. Jede umfaßt einen Flächenraum von 2,400,000 Quadratmeilen. Regelmäßig findet der Wechsel der vier. Jahreszeiten statt, wogegen die Winde und die Witterung häufig unregelmäßig abwechseln. In den an den Wendekreisen lie- genden Landstrichen Süd- Europa's, Nord-Asrika's, Mittel-Asiens und Nord - Amerika's im Norden, so wie Süd-Neu-Hollands und * Biernatzkv.

6. Theil 1 - S. 19

1876 - Langensalza : Greßler
19 und zeigen dem Beobachter Fahrzeuge, die eine halbe Meile weit von ihm entfernt zu sein und in der Luft zu schweben scheinen. Gewöhnlich erscheinen hierbei die Spitzen der Masten nach unten und der Kiel nach oben gewendet. Der felsige Boden des nördlichen Festlandes erzeugt außer einigen krüppelhaften Sträuchern nur Moose und Flechten. Im Süden ge- deihen noch die Birke, sowie Roggen, Gerste und Kartoffeln. Dort lebt der Grönländer in seiner Erdhütte; das ergiebige Rennthier bildet seinen ganzen Reichthum. Es ist äußerst genügsam, zugleich schnellfüßig; feine Milch ist, ebenso wie sein Fleisch, ein wohlschme- ckendes Nahrungsmittel; seine Haut dient zur Kleidung. Der Rob- benfang und die Jagd auf Eisbären nebst dem Fischfange find die Beschäftigungen der Bewohner. Im nördlichen Sibirien wird der Zobel gejagt, dessen Fell sehr geschätzt ist. Unter der großen Menge von Seevögeln ist besonders die Eidergans zu nennen, die ihr Nest an die steilsten Klippen hängt; die Jäger erklettern dieselben mit Lebensgefahr, um das weiche, flaumige Gefieder dieser Vögel zu erhalten. Der treue Gefährte des Menschen ist auch hier noch der Hund; er zieht den Eskimo in wohlbespannten Schlitten über die glatte Schneefläche hin. Mächtige Wallfische, begleitet von unzäh- ligen Häringen, ferner Schwert- und Sägefische, Meerfischottern und Seelöwen bevölkern die eisigen Fluthen; manches Schiff aus andern Zonen erscheint hier zum Fange dieser Thiere. Ohne Zweifel birgt das Meer noch nie gesehene Ungeheuer in seiner Tiefe, die des ewigen Eises wegen den Blicken des Menschen entzogen sind. 7. Die Strömungen im Meere.* Zwischen den Wendekreisen des großen Oceans, des atlan- tischen und des indischen Meeres fluthet in unwandelbarer Richtung, der Achsendrehung der Erde entgegen, das Meer gleich einem unaufhörlichen Strome von Osten nach Westen. Wie ein Riesenfluß, defsen Ufer aber wiederum Meerwasser ist, bewegt es sich in dem großen Ocean in schwacher leiser Strömung von der steilen Westküste Chili's und Peru's, die daher auch nirgends tiefe Einschnitte bietet, bis sich ihm in den südlichen Inseln die ersten Hindernisse entgegenstellen. Mit Gewalt stürzt es nun an die östliche Küste Asiens, die in ihren reichen Busen die Spuren ihrer Kraft zeigt, durchströmt die engen und daher so gefährlichen Straßen zwischen Neuholland und Neuguinea, zwischen Bor- neo, Eelebes und Java, welche Länder alle unter dem Wasser durch Granitdämme mit einander in Verbindung stehen und einen starken Wall für Asiens Festland bilden, braust dann auf Ceylon * Aus Thornton's Leseblllthen.

7. Theil 1 - S. 31

1876 - Langensalza : Greßler
31 zogen und an seiner nordöstlichen Seite begrenzt, vor andern Theilen der Erde reich bewässert und von einer Menge schiffbarer Ströme und Flüsse durchschnitten, tritt uns schon das Bild des Landes mit lebendig ausdrucksvollen Zügen entgegen. Die Wüsten, Oeden und Steppen, welche den ungeheuren Ländermassen Asien's und Afrika's, so wie manchen Theilen Amerika's und Australiens, einen düster einförmigen Charakter ausprägen, erscheinen in dem engeren Bereiche Europa's nur da und dort als nicht völlig un- fruchtbare Haiden von dem Umfange weniger Meilen. Noch deutlicher wird uns der bedeutungsvolle Ausdruck des Landes, wenn wir seine äußeren Umrisse und das Verhältniß von Meer und Land in's Auge fassen. Die westliche Seite des europäisch-russischen Reichs, eines ausgedehnten Flach- und Hügel- landes, das etwa die Hälfte des Welttheiles umfaßt, bildet die zusammenhängende Grundlage für eine vielzackige südliche und für eine nördliche Halbinsel, in welche die See mit zahllosen Buchten eingreift und welche von einer Menge größerer und kleinerer Ei- lande umlagert sind. Kein anderer Theil der Erde hat eine ver- hältnißmäßig so beträchtliche Küstenstrecke als Europa und steht mit dem weltverbindenden Meere in so vielfacher und naher Ver- bindung. Die Bevölkerung, welche den europäischen Läuderkörper be- lebt, beträgt jetzt gegen 293 Millionen. Die mittlere Dichtigkeit derselben, bei der Annahme eines Flächenraumes von 180,731 Quadratmeilen, ist also gegen 1621 auf der Quadratmeile. Sie ist etwa doppelt so groß als in Asien, fünf Mal so groß als in Afrika, über 21 Mal größer als in Amerika und etwa 90 Mal stärker als in Australien. — Schon diese bedeutenden Unterschiede in der be- ziehungsweisen Größe der Bevölkerung weisen aus ebenso bedeutende Verschiedenheiten im Grade der Bildung. Die Masse der Bevöl- keruug ist jedoch noch sehr ungleich zwischen dem östlichen und nörd- lichen und dem westlichen und südlichen Europa vertheilt. — Fassen wir überhaupt die Vertheilung der Menschen auf der Erde in's Auge, so finden wir fast durchweg, daß zunächst die großen Massen in den Gegenden sich zusammengedrängt haben, wo das Klima theils nach der geogr. Lage, theils durch den Einfluß der benachbarten See mild und gemäßigt ist, wo sich Land und Meer in weiteren Strecken und in fruchtbarer Umarmung berühren und umfassen, wo die ausmündenden Ströme eine größere Menge kulturfähigen Bodens anschwemmen und absetzen, wo zugleich Land und Wasser den Menschen ihre Erzeugnisse darbieten und das Meer zum überallhin verzweig- baren Weltverkehr anlockt, während zugleich die gegen ihre Mündung mächtiger gewordenen Ströme dem inneren Verkehr als natürliche Straßen dienen. Das zeigt sich auch in der Vertheilung der euro- päischen Bevölkerung, da in der breiten russischen Ländermasse und

8. Theil 1 - S. 33

1876 - Langensalza : Greßler
33 Staaten, mit Ausnahme der zum großen Theile nnwirthbaren und jeder Art von materieller Kultur schwer zugänglichen skandinavischen Halbinsel, tritt dies in viel höherem Grade ein, so daß im britischen Reiche, das den Höhepunkt der materiellen Kultur in Europa erreicht hat, die landwirtschaftliche und auf dem Lande lebende Bevölkerung selbst an Zahl geringer ist als die Gewerbe und Handel treibende und als die Bewohner der Städte. Im Vergleiche mit den übrigen Welttheilen ist Europa derjenige, wo der Ackerbau und alle anderen Zweige der Urerzeugnisse, so wie der Gewerbefleiß und der Handel die höchste Ausdehnung und Aus- bildung erhielten. In Europa vor allem hat sich der menschliche Geist zur Herrschaft über die äußere Natur erhoben, indem er in ihre tieferen Geheimnisse eindrang und sie dadurch zwang, im weitesten Umfange die Gehilfin an seinen Arbeiten und eine Dienerin seiner Zwecke zu werden. Was im Allgemeinen die geistige Bildung der Europäer über diejenige der anderen Welttheile hervorhebt, ist nicht gerade die Verbreitung eines bestimmten Maßes von Elementarkenntnissen über eine größere Masse von Bevölkerung. Giebt es doch mehrere asia- tische Staaten, in welchen wenigstens die Kenntniß des Lesens und Schreibens in noch größerem Umfange als in vielen Ländern unfers Welttheils verbreitet ist; auch sind in dieser Beziehung die Bewoh- ner Nordamerikas hinter den Europäern keineswegs zurückgeblieben. Das Auszeichnende Europa's liegt vielmehr in einer vielseitige- ren Ausbildung der verschiedenen Theile des Wissens, in einer höheren Schöpfungskraft und in einem lebhafteren geistigen Verkehr. Ihrem Charakter nach zeichnen sich die europäischen Nationen, so wie die amerikanischen Völker europäischer Abstammung, vor den andern Bewohnern der Erde durch jene höhere Thatkrast aus, die in weiter aussehende Unternehmungen, deren Ausgang sie be- rechnen zu können glaubt, bereitwillig sich einläßt und dieselben be- harrlich zum Ziele führt. In Asien und Afrika bewegt sich das Völkerleben in dem engen Kreise, den ihm ein fast noch thierischer Naturtrieb oder ein feststehendes Herkommen gezogen haben. Der Europäer ist wenigstens in geringerem Grade ein Sklave stehender Gewohnheiten; er hat aber auch weniger von jener Pietät (dankbare Liebe und Ergebenheit), die mit den überlieferten Vorurtheilen zu- gleich das bewährte Gute festhält. Er ist geneigter, die Bande dieser Vorurtheile zu sprengen und der Macht des Herkommens Trotz zu bieten, während ihn die Lust an der Veränderung und der Reiz der Neuheit allen Launen einer wechselnden und Wandel- baren Mode unterwerfen, diesem eigentümlichsten, in keinem andern Welttheile einheimischen Erzeugnisse des europäischen Charakters. — So läßt sich denn auch auf die Europäer das Wort einer geistreichen Geogr. Bilder I. Ste Aufl. z

9. Theil 1 - S. 39

1876 - Langensalza : Greßler
39 fläche, welche alles niedrige Gebüsch und Gesträuch überdeckt hat, hervor. Das Wild kommt aus den dichten Waldungen, und nähert sich den menschlichen Wohnungen. In den Gärten, oft über die unter Schnee begrabenen Zäune und Gehege hinweg, kommen die Hasen, dem unter dem Schnee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse und Wölfe umschleichen die Dorfschaften, dem Geflügel und den Hausthieren nachstellend, Krähen und Raben lauern von Bäumen und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sper- linge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf den Straßen und den dampfenden Düngerhaufen nach Futter. Röthlich weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinen lothrecht in die Luft, und der Hauch der Menschen zieht sich als grauer Rauch vom Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbekleidung. See'» und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten woh- nenden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß schwer beladene Schlitten und Wagen sicher über sie hinfahren, und sie bilden dann in diesen Ländern, welche an gebauten Straßen so arm sind, vortreffliche Wege. Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten Ostwinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf den Gebirgen ekte beträchtliche Höhe erreicht, in den ebenen und tieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die langsamer fließenden Gewässer bedecken sich, und das'aus nicht lange Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter weg und kehrt wieder, und wenn auf eingetretenes Thauwetter plötzlich wieder Frost folgt, wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, welches aber bald wieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wiederum fallenden Schnee beseitigt wird. Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge beschneit und die Gewässer in den nördlichsten und höchsten Gegenden dieser Länder auf wenige Tage mit dünnem Eis belegt. In den südlichsten und tief liegenden Gegenden sind Schnee und Eis den Bewohnern fast unbekannt. Der Winter ist dort so, wie im mittleren Europa der April und Mai; denn viele Pflanzen sind dort grün, und ein großer Theil der Bäume verliert sein Laub nicht ganz. Zugvögel, welche im Sommer im nördlichen und mittleren Europa nisten, kom- men in großen Schaaren hierher, um den Winter hier zuzubringen und die wärmere Jahreszeit zu erwarten, bei deren Eintreten sie sich allmälig nordwärts begeben, um dort den Sommer über zu bleiben und sich zu vermehren. Nur wenige der im mittleren Europa nistenden Wandervögel verlassen Europa ganz, das mittelländische Meer überfliegend und dem heißen Afrika zueilend, z. B. mehrere Schwalbenarten, Störche und Kraniche. Störche bleiben öfter den Winter über im südlichsten Spanien, ebenso die Nachtigallen; der Pirol aber zieht bis Indien. Großbritannien und Irland, von

10. Theil 1 - S. 16

1876 - Langensalza : Greßler
Ig der Spitzen von Süd-Afrika und Süd-Amerika im Süden kommen zum Theil noch die Gewächse der heißen Zone fort. Vorherrschend siud aber die Myrten- und lorbeerartigen Bäume und Sträucher. Ganz besonders sind die gemäßigten Zonen die Heimath der Ge- treidearten. Kräftig gedeihen der Weizen und der Hafer in den fruchtbaren Niederungen, während Gerste und Roggen auf dem höher gelegenen Lehmboden die besten Ernten geben. An den Ab- hängen der Berge wird der Wein gebaut; südlicher, als dieser, reift die Olive, aus welcher Oel gepreßt wird. Die Cypresse ist der Waldbaum in den Gegenden, die den Wendekreisen zunächst liegen; nördlicher sind es die Eiche und die Buche, die schattigen Laub- Hölzer überhaupt; ganz im Norden die Nadelhölzer. Die Obst- bäume sind allgemein verbreitet. Die saftreichen Früchte, wie die Orangen, Granatäpfel und Feigen, gedeihen in den Nachbarländern der tropischen Zone, nördlicher die Kirschen, Pflaumen, Aepsel und Birnen. Auf den Gebirgen wachsen die schlanke Birke und die kräftige Eiche, an den Gewässern die geschmeidige Weide, an den Grenzen der kalten Zone nur noch die Tanne und Birke. Nähr- hafte Kräuter entsprießen überall den feuchten Wiesen; die sumpfigen Moore liefern den Torf als herrliches Brennmaterial, besonders in den Gegenden, welche den Polarkreisen anliegen. Auch die Kar- toffel, welche in die nördliche gemäßigte Zone verpflanzt worden ist, bietet einen gesegneten Ertrag. — Geringer an Zahl, aber auch weniger wild, sind die Thiers in den gemäßigten Zonen, als in der heißen. Auf den Hochgebirgen der europäischen Alpen und den Pyrenäen lebt die flüchtige Gemse in zahlreichen Heerden, während der kräftige Steinbock beinahe ganz ausgerottet ist. Ueberall ist der Stier verbreitet, im westlichen Amerika der Bison oder amerikanische Büffel in großen Rudeln von mehreren Tausenden, im Osten Europas der seltene Auerochs; auf der Südspitze Afrika's weiden die reichen Rinderheerden der Kaffern, und im nördlichen und westlichen Europa, so wie in den niederen grasreichen Regionen der Schweizer- und Tyroleralpen ist die Rindviehzucht allgemein zu Hause. Die Schafzucht wird selbst noch in den kräuterarmen Gegenden an den Ufern der Nordsee mit Erfolg betrieben; das Pferd ist das allbekannte Hausthier der Be- wohner der gemäßigten Zonen. Der Wolf, der Bär und der Luchs sind die wichtigsten Raubthiere; doch von Jahr zu Jahr vermindert sich ihre Zahl, je weiter nach allen Seiten der Anbau vordringt. Das schüchterne Reh, der schlaue Fuchs, der stolze Hirsch und der furchtsame Hase sind die Bewohner der Wälder und Holzungen, selbst noch in der Nähe menschlicher Wohnungen. Nur der Biber flieht die Nachbarschaft der Menschen und führt iu Labrador, im nördlichen Canada und in den Küstenländern der Hudsonsbai sei- nen kunstvollen Bau aus, in welchem er seine Wohnung aufschlägt.
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