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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 9

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
9 mußten kurz geschoren gehen. Ebenso war es mit dem Barte, der den ganzen untern Teil des Gesichtes oder doch die Oberlippe bedeckte. Die Frauen besetzten ihre Kleider mit Purpurstreifen, die Männer mit feinerem Pelzwerk. Als Schmuckgegenstände waren Brustschmuck und Halsketten beliebt, ebenso metallene Armringe, deren man viele in alten Gräbern gefunden hat. Tacitus: „Bekannt genug ist. daß die Völkerschaften der Germanen nicht in Städten wohnen. Sie dulden nicht einmal untereinander zusammenhängende Wohnhäuser. Gesondert und geschieden bauen sie sich an, wie eine Quelle, ein Feld, ein Hain ihnen gerade gefiel. Die Dörfer legen sie nicht nach römischer Weise an mit nahe aneinander gerückten Gebäuden. Jeder umgiebt sein Haus mit einem freien Raume, sei es zum Schutze gegen Feuersgefahr, sei es aus Uner- fahrenheit im Bauen." „Sie gebrauchen nicht einmal Steine und Ziegel. Unförmiges Bauholz ohne Schönheit und Wahl verwenden sie zu allem. Einige Stellen bestreichen sie sorgfältig mit einer so reinen und glänzenden Erdart, daß es wie Malerei und farbige Linien aussieht. Sie pflegen auch unterirdische Höhlen auszugraben und diese mit vielem daraufgeschütteten Dünger zu bedecken. Das ist eine Zufluchtsstätte für den Winter und ein Raum zur Aufbewahrung der Feldfrüchte." In unterirdischen Räumen geschah nach Plinius auch das Weben leinener Gewänder. Die Häuser, so berichtet er, waren mit einem Dache von Schilf bedeckt, und derartige Dächer haben eine lange Dauer. Städte im Sinne der Römer gab es in Germanien nicht; wo Cäsar von Städten spricht, sind jedenfalls geschlossene Ortschaften (Dörfer) gemeint. Die Bedürfnisse der damaligen Germanen waren gering und könn-ten daher leicht befriedigt werden. Von Gewerbthätigkeit ist mithin keine Rede, wenn man nicht die sehr einfachen, teilweise rohen Anfänge des Gewerbfleißes dafür gelten lassen will. Die Bearbeitung der Stämme und die Herstellung von Tischen und Bänken (an den Seiten des Gemaches herlaufend) war den Germanen bekannt. Sie fertigten Thongefäße und zierten diese mit eingeritzten Linien, die bald wellig, bald spiralförmig, bald gebrochen und winkelig waren. (Urnen.) Von den Römern lernten sie den Gebrauch der Töpferscheibe. Früh schon wurde die Bearbeitung von Gold und Silber geübt. Die Hörner der erlegten Auerochsen wurden mit Silber beschlagen. Armringe, Halsketten, Spangen aus Erz zur Befestigung des Mantels

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 119

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
119 Die Lehnsleute mit ihren Knappen dienten nur zu Pferde, doch verschwanden die Fußgänger aus den Reihen der Heere nicht, namentlich die Bürger kämpften als solche. Den Oberbefehl im Kriege führte der König, unter ihm befehligten die Herzöge ihre Stammesangehörigen. Neben Grafen und Herren zogen oft auch Bischöfe in kriegerischer Rüstung zu Felde und erwiesen sich nicht selten als umsichtige Führer und tapfere Streiter. Um das sehr oft wiederholte Verbot der Kirche kümmerten sie sich nicht. „Das Heer gliederte sich zunächst nach landsmannschaftlicher Zusammengehörigkeit. Scharen von je hundert oder je tausend Rittern bildeten die Unterabteilungen. Auf dem Marsche zog ein Ritterhaufe mit Leuten voraus, welche die Wege gangbar machten. Die Spielleute -scharten sich um die Feldzeichen. Dem Ritterheere folgten das Fußvolk und die Knappen mit dem Gepäcke ihrer ritterlichen Herren. Daran schloß sich die Mannschaft, welche das Belagerungsgeschütz bediente. Den Beschluß machten die Krämer, die Lebensrnittel und sonstige Bedürfnisgegenstände feilhielten. Ein ans eisernen oder ehernen Ringen oder Ketten geflochtenes Waffen. Gewand, die Brünne, deckte den Oberkörper. Eng schmiegte sie sich an und konnte bequem unter dem Rocke getragen werden. Um sie möglichst widerstandsfähig zu machen, wirkte sie der Waffenschmied wohl aus dreifachem Ringgeflecht. Da sie Hals und Nacken ungeschützt ließ, so mußte man daraus denken, auch diese zu sichern. Zu Anfang des elften Jahrhunderts schnürte man den Helm an die Brünne wohl mit Ketten, welche einen Hieb abhalten konnten. Vollkommenere Sicherheit bot der Halsberg, gleichfalls ein Ketten- oder Ringgeflecht, das wie «ine Kapuze Kopf und Hals umschloß und rock- oder hemdartig auf die Hüften herabfiel. Der Halsberg verdrängte seit dem elften Jahrhundert die Brünnen. — Waren die Unterschenkel zuweilen mit Beinschienen aus Metall oder Leder bedeckt, so pflegte man späterhin das ganze Bein mit einer enganliegenden Hose aus eisernen Ringen zu umkleiden. Das Knie schützten besondere Eisenschalen. Goldene oder doch vergoldete Sporen wurden mit Borten an den Füßen festgeschnürt. Helme von vielfach wechselnder Gestalt deckten das Haupt. Der Schild, aus Holz gearbeitet, war mit Leder überzogen, häufig bemalt, spater mit Wappenbildern geziert. — Die ganze Rüstung war zu schwer, als daß sie die Ritter fortwährend hätten tragen können. Auf dem Marsche führte sie deshalb ein Knappe oder Schildträger feinem Herrn nach." —

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 134

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
134 Hausthür hinan, vor welcher steinerne Sitze angebracht waren. _____________________ ®en Wasserbedarf spendeten außer Brunnen von zuweilen beträchtlicher Tiefe künstliche Rohrleitungen. — Die innere Ausstattung der Gebäude war natürlich je nach der Wohlhabenheit ihrer Besitzer eine verschiedene. In vornehmen Häusern waren die Wände mit Rücklaken verhangen. Divanartige Sitze aus Kissen und Polsterdecken, mit dicken Laken überkleidete Bänke. Spannbetten und Faltstühle (Stühle, die man Zusammenlegen konnte. Ihr alter Name hat sich in unser ,Feldstuhl' und in das französische ,Fauteuil' verwandelt) machten neben den Tischen die Möbel aus. Wenn der Ärmere sein Bett aus einem Bund Stroh bereitete, über welches er ein Leintuch legte, so schliefen die Reicheren auf Federkissen, die in seidenen Bezügen staken. Kostbare Gewebe hingen vor der Lagerstatt. — An Teppichen. Bank- und Tlfchlaken durfte es so wenig fehlen, wie an Truhen und Laden. Auf wertvollen Leuchtern brannten Kerzen. Gläserne, mit wohlriechendem Ole gefüllte Lampen spendeten Licht. St Zeitgenössische Geschichtschreiber und Dichter berichten von der stattlichen Gestalt der Männer und von der Schönheit deutscher Frauen. Zur Säuberung der Haut badete man in warmem Wasser, das bisweilen mit Wohlgerüchen gewürzt war. Die deutschen Flüsse und Seen boten Gelegenheit, die Schwimmkunst zu üben. — Große Sorgfalt wurde auf die Pflege des Haares verwendet. Hielt man im Zwölften Jahrhundert für unanständig, dasselbe lang herabhangen zu lassen, so galt im dreizehnten Jahrhundert die gegenteilige Haartracht für vornehm und angemessen. — Die althergebrachte Kleidung behauptete sich trotz mannigfaltigen Wechsels im einzelnen. Wie früher machte auch jetzt die welsche Mode ihren Einfluß geltend. Das weiße Hemd wurde bisweilen mit gestickten Säumen geschmückt. Den obern Teil des Beines umschloß die altdeutsche Bruoch (unserer Schwimmhose ähnlich), welche ein Gürtel an den Hüsten festhielt. Bunte Zeug-hosen bekleideten gleich unfern Strümpfen die Unterschenkel und Füße. Trug man namentlich in Sachsen faltige Leinwandröcke, so war anderweitig der enge, fränkische Rock, den die Vornehmeren ans farbenprächtigen Stoffen, aus Seide und Sammet schneidern ließen, in Gebrauch. Die alte, schon den Römern auffällige Vorliebe der Deutschen für Pelzwerk kam bei diesem Kleidungsstücke wie beim Mantel zur Geltung. Auch das Nachtgewand mußte mit Pelz ausgeschlagen fein. — Ob die bei den Franzosen auskommende Mode, das Schuh-

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 152

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
152 Der Oberstadtschreiber Daniel Friese hatte auf das Zeichen von St. Johannis her gleichfalls das Rathaus verlassen; er begab sich sogleich zu seiner Familie, um seine Vorkehrungen zu treffen. Da er „etliche Male" zu den Generalen Tilly und Pappenheim ins Lager hinausgesendet worden war, so fürchtete er, man möchte ihm ein besonders hohes Lösegeld abfordern. Um für einen geringen Bürger zu gelten, zog er daher ein ledernes Wams und eine graue Hose an; auch seine Gattin, welche von der St. Johanniskirche herbeigeeilt war, legte ihr schlechtestes Kleid an. Endlich schwieg das entsetzliche Feuer; der Widerstand hörte auf, und die fliehenden Bürger eilten mit Ach- und Wehgeschrei (!) in ihre Häuser, welche aufs festeste verschlossen wurden. Nicht lange darauf ertönte das „All gewonnen! All gewonnen!" der kaiserlichen Soldaten; sie liefen durch die Gassen und schlugen an dir Thüren wie die Teufel. „Wir armen Leute hätten vor Furcht in den Häusern sterben mögen (!), wir beteten zu Gott um gnädige Errettung. Jetzt ward auch bei uns angepocht." So führt des Daniel Friese Sohn Herr Johann Daniel fort. „Unser Präceptor sah oben hinaus und ries: .Quartier!' Alsbald geschahen zwei Schüsse nach ihm; die Soldaten drohten, alles im Hause umzubringen, wenn man ihnen nicht öffnete. Wir machten auf. Da standen zwei Musketiere und verlangten Geld. Vater und Mutter gaben ihnen, was sie bei sich hatten, auch noch Kleider und Geräte. Sie sollten uns aus der Stadt bringen-wir boten ihnen ein Lösegeld; sie aber sagten, sie müßten erst Beute machen. Unser Präceptor aber, welcher vor Angst ganz den Kops verloren hatte, lief mit ihnen, um uus einen Paß auszuwirken. Hätten wir auf seine Rückkunft gewartet; — wir wären allzumal verbrannt." Nachdem die Soldaten hinweg waren, zerschlug der Stadtschreiber, um dem Hause ein wüstes Ansehen zu geben, mit einer Axt den Ofen, die Thüren und Fenster; er riß das Stroh aus den Bettsponden, warf auch die Töpfe umher, damit es schiene, als sei das Haus schon ausgeplündert worden; „unglücklicher Weise aber bemerkten vier des Weges kommende Soldaten die Mutter; sie drangen ein, stürzten mit brennenden Lunten zu uns in die Stube und schlugen aus den Vater los. Die Mutter warf ihre Hand dazwischen, aber es half nicht. Wir Kinder hingen uns wie Kletten an die Soldaten und weinten und schrieen, sie sollten uns nur die Eltern leben lassen. Endlich ließen sie sich durch unser Bitten und Flehen erweichen. Wir gaben ihnen einige Pretiosen; sie suchten sich von dem Leinenzeuge aus, dann

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 91

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
91 selbe zu reizvollen, blatt- und blumengeschmückten Arabesken zusammen. Die Töpfer bauten die großen Öfen und farbig glasierten Kacheln mitunter in reichen Architekturformen und mit Anwendung von halberhabenem und vollrundem figürlichen Bildwerk auf. Die Trinkgeschirre wurden mit Vorliebe in Gestalt von Brunnen, Burgen, Schiffen, von Damen mit aufgebauschtem Reifrock dargestellt, wurden bunt glasiert oder bemalt und vergoldet, und auf Schüsseln, Tellern und Schalen waren eingebrannte Malereien angebracht. Selbst die Kleidung wurde Gegenstand prächtiger Ausstattung; nicht bloß Ringe, Ketten. Gürtel, Spangen gaben Anlaß zu künstlerischer Behandlung, auch Röcke, Mäntel, Hüte wurden mit Zierat bedeckt. Federschmücker, Seidensticker, Barettstaffierer u. a. boten entweder selbst ihren Geschmack auf oder lieferten die Stoffe, an denen andere ihren Geschmack erweisen konnten. Frauen trugen auf der oberen breiten Borte des Brustlatzes oft ganze Darstellungen von Gold und Perlen gestickt, und Männer führten Medaillen an ihren goldenen Ketten. Eigentümlich war auch die Wappenmalerei. Wo ein schicklicher Platz in oder außer dem Hause war, wurde im Wappen jedem Mit-gliede der Familie das Ehrengedächtnis vorgehalten. Über Begräbnisplätzen in den Kirchen brachte man das Wappen an, aus Altar- und Gedenktafeln; auf Fenstern, die frommer Sinn gestiftet hatte, fehlte auch das Wappen des Stifters nicht. In reichen patricischen oder adeligen Häusern, wo sonst über der Hausthüre, an Treppengeländern n. s. w. der drachetötende St. Georg zu edlem Rittertum gemahnt hatte, mußte nun das Familienwappen diesen Dienst versehen; ja selbst auf dem Grunde der Schüsseln und Teller wurde nun an Stelle biblischer Darstellungen das Wappen angebracht. Weiter wurde es in den Patricierfamilien Sitte, namentlich in den süddeutschen Städten, wo Künstler dazu vorhanden waren, sogenannte Geschlechts-Stammbücher zu führen, in welchen Abstammung und Verzweigung der Familie verzeichnet waren. Diese Bücher sind meistens prachtvoll ausgestattet, oft dicke Bände von feinstem Pergament in kostbarem Einbande. Jedem einzelnen Namen wurde in der Regel das Wappen und häufig auch die Figur in feiner Malerei beigefügt. So war die Renaissance Gemeingut der ganzen Nation geworden, sie war in dem glänzendsten Palast wie im bürgerlichen Hause heimisch und galt als ein Schmuck des Bürgers nicht weniger wie des Fürsten und Edelmanns und veredelte die alltäglichsten Dinge. Mit dem großen

6. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 55

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
55 Großmama seidenes Brautkleid; sie trägt es aus den großen eiüenen Tisch am Fenster und schlägt die Hülle auseinander. Ja, es ist noch wie neu und wohlerhalten, und doch sind es heute sechsundvierzig Jahre, daß sie es getragen. Sie schlägt die Hülle wieder darüber und schiebt das Paket zur Seite, um ein anderes daneben zu legen, das den Rock des Bräutigams aus hecbtgrauer Seide mit blauem Unterfutter und Silbertressen enthält. Dann holt und mustert sie die Schachtel, in welcher ihr Brautkranz aus grüner Seide nebst einem Stückchen Brot wohlerhalten sich befindet, dann das Kistchen mit dem Brautfächer und das mit den Brautschuhen. Und als sie alles wieder in gehöriger Ordnung in die Truhe gelegt und den Deckel geschlossen, da faltet sie die Hände und sagt mit erhobenen Augen: „Du hast es doch recht gut mit uns gemeint, unser himmlischer Vater!" Das ist ein Bild aus alter Zeit, das noch heute zu Herzen spricht. Wie stand es aber mit Speise und Trank zu jener Zeit? Auf dem Dorfe pflegte jede Haushaltung sich das Brot selbst zu backen. Das ging wegen Mangel an Backösen in den Städten nicht an; allein die Bäcker besorgten nur das Backen des Brotes. Das Korn kauften große Haushaltungen auf dem Markte und ließen es dann in der Mühle mahlen. Dann bereitete die Hausfrau mit der Magd den Teig und ließ ihn beim Bäcker vollenden. Weißbrot und Semmel lieferte dagegen der Bäcker allein; jedoch die Ostersladen, Geburtstagskuchen und Christstollen bereitete die Hausfrau gleichermaßen wie das Brot. Galt es, etwas Außerordentliches, z. B. einen Baum- oder Stangen- kuchen, herzustellen, so ließ man eine Kunstverständige ins Haus kommen; dieser wog die Haussrau die Bestandteile an Mehl, Butter, Eier, Zucker, Gewürz u. dgl. zu, und unter den Augen derselben wurde daun das Kunstwerk in der Küche vollendet. Außer sür das Gebäck hatte die Hausfrau aber auch für Fleisch zu sorgen. Jede größere städtische Haushaltung zog daher ein oder auch mehrere Schweine auf, die dann in den letzten Monaten des Jahres geschlachtet wurden. Das gab für alt und jung im Hause ein fröhliches Fest, auf das mau sich schon lange vorher freute. Auf dem Herde brannte ein gewaltiges Feuer unter dem großen Kessel, worin erst das Wellfleisch und dann die Würste gekocht wurden, die dann zum Teil

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 54

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
54 chens vorhanden, welche gegenwärtig die Menschen oft auf den Besitz des Allernotwendigsten beschränkt. Allerdings waren diese alten Hävser, wenn auch behaglicher und wärmer im Winter und kühler im Sommer, bei weitem weniger elegant. Gemälde in goldenen Rahmen fehlten, höchstens zierten die Putzstube, wie man damals den Salon nannte, einige gute Kupferstiche unter Glas in schwarz oder braun gebeizten Rahmen oder die Bilder der Eltern in Pastell- oder auch in Ölfarben. Ebenso fehlten kostbare Fußteppiche, die Fußböden waren stets weiß gescheuert und wurden noch häufig mit weißem Sande bestreut. In guten Familien aber fehlte es nicht an kostbarem chinesischen oder Meißner Porzellangeschirr, wohlgeschliffenen Gläsern, silbernen Kaffekannen, Bratenfchüfseln, Zucker- und Wachsstock-schachteln, Leuchtern, Messern, Gabeln, Löffeln n. s. w., die aber echt sein mußten. In den Küchen gab es eine Fülle von Zinn- und Kupfergeschirr, wie denn die gewöhnlichen Speiseteller aus blankem Zinn bestanden; der Stolz der Hausfrau aber waren die reichen Vorräte an Wäfche, T'ifchzeug, Betten. Fast stets war das Hans das Eigentum dessen, der es mit seiner Familie bewohnte; denn jedermann, der überhaupt strebsam war und nicht von den Eltern ein Haus ererben konnte, suchte sich eignen Herd käuflich zu erwerben. Nur Anfänger in Geschäften, angehende Beamte, Subalternoffiziere wohnten zur Miete bei Leuten, denen der Mietzins ein wünschenswerter Zuschuß war. An einem Regentage, da sehen wir 'in solchem behäbigen Bürgerhause die Großmutter in das Hinterzimmer gehen, einen Schlüssel ans dem Schlüsselbund wühlen, den stattlichen Nußbaumschrank erschließen und die in den Fächern desselben aufgestapelten Weben blendend weißen Linnens, dessen Fäden sie als Mädchen unten in der Wohnstube selbst gesponnen, die Arme in die Seite gestemmt, mit den Blicken überlaufen, dann aber eines nach dem anderen herausnehmen, prüfen und umlegen. Sie denkt dabei an die gute Mutter, die ihr so scharf auf die Finger geseheu, und an die alte Magd, die sie die Vorteile am Spinnrade gelehrt. Nachdem sie den Schrank wohlverschlossen, sucht sie den Schlüssel zu der braunen Truhe mit dem gewölbten Deckel, den sie bedachtsam emporhebt und mit der eisernen Kette an der Wand befestigt, daß sie nicht zuschlage. Darin ruhet, in sauberes weißes Linnen sorgfältig eingeschlagen, der guten

8. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 10

1911 - Langensalza : Beltz
10 Die alten Deutschen. aber lebten wilde Tiere in großer Zahl. Bären, Wölfe, Luchse, Wildschweine, Wildkatzen, Auerochsen mit Mähnen und schwarzen Hörnern, Renntiere, Hirsche, Rehe und Hasen. Das undurchdringliche Gestrüpp der Wälder war von unzähligen Schwärmen wilder Waldbienen bevölkert. Aus den Sümpfen und Wasserlachen erscholl das Geschnatter der Wildgänse. Vertiefung." Warum herrschte in dem Lande ein rauhes Klima? Warum hatten tue Wälder einen so reichen Wildbestand? Warnm sind die meisten dieser Tiere ans den deutschen Wäldern verschwunden? Welche Bedeutung hatte der Waldreichtum des Landes für das Leben der alten Deutschen? a) Der Wald lieferte Holz zum Bauen, zur Anfertigung der Haus- und Ackergeräte und der Waffen, b) Er bot Nahrung für Menschen und Vieh (Wild, Beeren, Honig, Eicheln). Überschrift? Zusammenfassung: Wie das Land der alten Deutschen aussah. 2. Wie werden unsere Vorfahren in dem unwirtlichen und rauhen Lande gelebt haben? a) Städte und Dörfer gab es im alten Deutschland nicht. Die einzelnen Wohnungen lagen zerstreut und weit voneinander. Wo dem Germanen gerade ein freier Platz am Walde, eine Wiese, eine Quelle oder ein Feld behagte, da siedelte er sich an. Bergabhänge und Sandhügel wurden als Bauplätze bevorzugt. Wie mögen die germanischen Wohnungen ausgesehen haben? Steinerne Häuser kannten unsere Vorfahren noch nicht. Sie errichteten sich Holzbauten. Unbehauene Baumstämme wurden übereinander geschichtet und die Zwischenräume mit Moos und Reisig verstopft und mit Lehm verklebt. Die Dächer wurden mit Schilf und Stroh gedeckt. Das Innere des Hauses bestand aus einem einzigen Raum ohne Zwischenwände und Abteilungen; festgetretene Erde bildete den Fußboden. Auf dem Hofe tummelten sich die Haustiere: Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Hühner. Ein Zaun ans Pfählen und Weidengeflecht schloß den Hofraum nach außen hin ab. Durch ein großes, aus dicken Baumstämmen verfertigtes Tor gelangte man ins Freie. [Bild: „Germanisches Getiöft".] Überschrift? Zusammenfassung: W i e die alten Deutschen wohnten. b)Wie kleideten s i e sich? Obgleich die Germanen ein abgehärtetes Geschlecht waren und bereits die Kinder an alle Unbilden der Witterung gewöhnten, so mußten sie den Körper doch durch warme Kleidung schützen. Männer und Frauen trugen ein leinenes Unterkleid. Bei den Männern reichte es bis ans Knie, bei den Frauen war es etwas länger und mit bunten Bändern geziert. Die Männer schlugen darüber ein großes viereckiges Stück Wollzeug ober ein Tierfell. Am Halse wurde es durch einen fingerlangen Dorn des Schlehenstrauches ober des wilben Zwetschenbaumes zusammengehalten. Die Rheingermanen waren in der Kleibung wählerischer als die Volksgenossen im Inneren des Laubes; sie trugen Leinenhosen und schmückten sich mit kunstvoll gearbeiteten Spangen, die sie von den römischen Hänblern kauften. An den Füßen trug man Sohlen

9. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 337

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
337 immer neuen Fluten tum stechenden Eisnadeln überströmt ober sich an winbstillen Orten heimtückisch zu lockeren Winbwehen znsammen-Ingert. Im voraneilenden Lichte der Lokomotivlaternen prallen diese plötzlich wie weiße, über die Bahn liegende Mauern gespenstisch aus der Nacht empor und jagen dem beherzten Führer jedesmal, wenn er mit seiner Lokomotive in die weiche, unheimliche Masse hineinstürmt, einen Schauder durch die Seele. Hoch bäumen sie sich vor der wilddnrchbrechenden Maschine auf, dieselbe mit solchen Schneemasseu überschüttend, daß die Männer auf derselben sich am Geländer festhalten müssen, um nicht durch ihren wuchtigen Schlag herabgeschleudert zu werden. — „(£§ schneit start!" sagen die Reisenden, die im Wagen einen Augenblick erwachen und sich streckend ein Fenster, an das sie den Schnee knisternd anschlagen hören, mit der Wagenquaste zu säubern suchen. „Wir fahren schlecht," fügen sie unter Gähnen nach der Uhr sehend, hinzu, „verflucht beschwerlich das Nachtreiseu im Winter!" — wickeln sich in die weichen Pelze und drücken die Köpfe in die weichen Wagenecken. — Vorwärts! Vorwärts! Tie Teile der Lokomotive tropfen; ans dem Schornstein, von den Sicherheitsventilen, von der Pfeife und von den Pumpen spritzt Wasser fein zerteilt ab, das hier an der Maschine herabrieselt und au ihren außenliegenden 4eilen gesriert oder vom Sturm wegge-blasen wird, dort aber Pelz und Mütze und Gesicht der Männer übersprüht, die schweigend ans dem Trittbrett stehen. Nach und nach behängt sich die Maschine mit schweren Eiszapfen, dicke Eisbnckel wachsen selbst an ihren am raschesten schwingenden Organen, alle Zwischenräume füllen sich mit hartgefrorenem Schnee, und der Blick in die Teile der Maschine wird schwieriger und unsicherer. ,,^'ch glaube, die Pumpen frieren zu bei dem Wetter," sagt Zimmennann. „Wir wollen sie ein wenig spielen lassen." Er will die Hand nach den Griffen ausstrecken, den Kopf dahin wenden, fühlt aber die kräftige Fanst am Körper festgehalten Bilder deutscher Kultur und Geschichte. oo

10. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 338

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
338 und empfindlichen Schmerz ant Kinn. Die nasse Kleidung der Männer hat sich in einen starren Eispanzer verwandelt, Bart und Pelz sind in eine Eismasse zusammengeronnen, die dicke Pelzmütze ist z" einem drückenden Helme geworden, an den Augenwimpern hängen Eiskügelchen und lassen die Lichter der auftauchenden zweiten Station in taufend Farben spielen. Sie reißen die ant Rock festgefrorenen Ärmel los, sie strecken prasselnd und knisternd die Glieder, sie tauen die ant Lippenbarte hängenden Eiszapfen int Munde auf, der, selbst halb erstarrt, nur schwierig Worte artikuliert. ..Station Rodenkirchen! Zwei Minuten." — Vorwärts! Vorwärts! — Unablässig weht der Schneesturin, dicker werden die Eiskrusten der Pelze, schwerer die immer mehr auf den Schultern lastende Kleidung, müder die erschütterten, durchdröhnteit Glieder. Tic Stationen spinnen sich langsam ab, die Entfernungen scheinen mit der Ermüdung zu wachsen. Unaussprechliche Schlafsucht beschleicht die Männer. — „Ja, gleich, Frau!" ruft der Heizer Gärtner plötzlich in die Schueesturm-nacht hinaus — er hatte stehend genickt und geträumt, er sei daheim bei seinem armen kranken Weibe. „Gärtner! Gärtner!" fährt ihn der Führer an, dem es selbst vor einer Minute war, als verwandelte sich das Heulen des Nordost in das Stiftungslied des Gesangvereins zu Lindenstedt, dessen eifriges Mitglied er ist. Und die Männer reißen die müden, entzündeten Angeit auf, entsetzt über die empfundenen gefährlichen Anwandlungen, die sich dennoch unwiderstehlich wiederholen. „Gottlob, es ist bald vorüber! Noch eine halbe Stunde." — Vorwärts! Vorwärts! „Alter Greis," sagte Zimmermann zu seiner Maschine, die, dick beeilt, mit einer Schneekruste bedeckt, mit verschlacktem Roste schwerer und schwerer ihre Pflicht erfüllte, „wir kommen heute beide wie die Eisbären an, beide erstarrt, durchfroren, todmüde, das war eine böse Nacht für uns beide! Tu sollst Pflege haben, sauber gemacht werden von Rad zu Schornstein, und ich — ich will mich wärmen und auftauen! — Gott fei Dank, da ist Hochfeld, die Endstation!"
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